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Das Polizei Bataillon 309 war eine militarische Einheit der Ordnungspolizei im Zweiten Weltkrieg Das Bataillon war aktiv am Holocaust beteiligt Es ist insbesondere verantwortlich fur ein Massaker an Juden in Bialystok am 27 Juni 1941 bei dem 2 000 bis 2 200 Menschen ermordet wurden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Polizei Bataillon 309 1 2 I Bataillon des Polizei Regimentes 7 2 Kommandeure 3 Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenPolizei Bataillon 309 Bearbeiten nbsp Mahnmal an der Stelle der ehemaligen Synagoge Bialystok nbsp Dreisprachige Inschrift am Mahnmal der Synagoge BialystokMit Runderlass des Reichsfuhrers SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler vom 11 Oktober 1939 sollten zur Sicherstellung des Bedarfes an Polizeikraften in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten 26 000 ungediente Wehrpflichtige und Angehorige alterer Geburtsjahrgange als Polizeirekruten angeworben werden Zu Ausbildungszwecken wurden insgesamt 38 Polizei Ausbildungs Bataillone geschaffen in denen die Rekruten nach Jahrgangen getrennt aufgenommen wurden Die Rekruten der spateren Polizei Bataillone 301 bis 325 entstammten den alteren Jahrgangen 1909 bis 1912 Sie wurden als so genannte Wachtmeisterbataillone bezeichnet Die Fuhrungspositionen in den Bataillonen wurden meist durch Berufspolizisten besetzt welche die Rekruten ausbildeten Den Rekruten wurden die Befreiung vom Wehrdienst und rasche Aufstiegsmoglichkeiten versprochen 2 Das Polizei Bataillon 309 wurde am 19 September 1940 aus dem Polizei Ausbildungs Bataillon A in Koln gebildet 3 Am 23 September 1940 wurde das Bataillon nach Radom in das damalige Generalgouvernement verlegt und bewachte von Oktober 1940 bis Mai 1941 das Ghetto Radom 4 Nach Ostrolenka in Masowien erfolgte die Verlegung gegen Ende Mai 1941 in Vorbereitung des Uberfalls auf die Sowjetunion Am 27 Juni 1941 ruckten die Truppen des Polizei Bataillons 309 in Bialystok ein Zu diesem Zeitpunkt war das Bataillon der 221 Sicherungs Division unterstellt Auf Befehl des Bataillonskommandeurs Major Ernst Weis wurde das Ghetto Bialystok durchsucht um alle judischen Manner festzunehmen Zunachst wurden die Juden auf dem Marktplatz zusammengetrieben Dabei kam es zu Demutigungen und ersten Erschiessungen Wahrend ein Teil der Juden zu einem Park gebracht und dort gruppenweise erschossen wurde befahl man einen anderen Teil in die Grosse Synagoge Nachdem sich dort 700 bis 800 Juden versammelt hatten wurde das Gebaude angezundet Fluchtende wurden erschossen Das Feuer griff von der Synagoge auf das Ghetto uber in dessen Flammen weitere 1 000 Menschen starben Insgesamt fielen etwa 2 000 bis 2 200 Juden dem Polizei Bataillon 309 zum Opfer Am nachsten Tag wurden 30 Wagenladungen mit Leichen zu einem Massengrab transportiert 5 6 Sodann tauchte das Bataillon am 8 Juli 1941 im Gebiet um Bialowieza auf wo es bis 10 Juli 1941 hunderte Juden festnahm die anschliessend nach Hajnowka deportiert wurden Das dort errichtete Gefangenenlager wurde in der ersten Halfte des Juli 1941 vom Polizei Bataillon 309 bewacht Am 16 Juli 1941 wurden dem Bataillon Kommissare zur Erschiessung gemass dem Kommissarbefehl ubergeben 7 Anschliessend wurde das Bataillon gegen versprengte Truppen in Slonim eingesetzt Ab 24 Juli 1941 erfolgte der Einsatz im Raum Sluzk danach in Babrujsk Vom 12 bis 30 August 1941 war das Bataillon im Gebiet Smolensk zu einer Befriedungsaktion eingesetzt Eine unbekannte Anzahl an Menschen fielen hier den Massnahmen zum Opfer 8 Ab Ende August wurde das Bataillon dem Koruck 580 unterstellt und traf am 30 August in Babrujsk ein Am 1 September 1941 war das Bataillon im Gebiet um die Stadt Schlobin eingesetzt in der der Stab seinen Sitz nahm 8 Am 6 September 1941 wurde das Bataillon nach Gomel verlegt 8 Am 11 September war das Bataillon in Ljubetsch und Ripky in der nordlichen Ukraine tatig Auch hier fanden zahlreiche Verhaftungen statt Eine unbestimmte Anzahl von Menschen wurde Opfer der Repressalien der Polizeieinheit Am 16 September durchsuchte das Bataillon Walder nahe Tschernigow Die 3 Kompanie des Bataillons war vom 17 September bis 3 Oktober in Dobrjanka stationiert Ein Dorf in diesem Raum wurde in jenen Tagen vom 4 Zug dieser Kompanie umstellt die 25 mannlichen judischen Bewohner zusammengetrieben und erschossen 9 Am 1 Oktober 1941 wurde die 1 Kompanie des Polizei Bataillons nach Kletnja in der russischen Oblast Brjansk verlegt wahrend der Stab und die 2 Kompanie in Nowosybkow eintrafen 10 13 Juden wurden am 5 Oktober in Kletnja von der Polizeieinheit hingerichtet in der Zeit vom 6 bis 17 Oktober 1941 folgten weitere 13 Erschiessungen von Juden am 24 Oktober weitere 32 Personen die angeblich Partisanen gewesen sein sollen Ab 20 Oktober 1941 wurde das Bataillon zur Sicherung der Strasse Brjansk Roslawl verwendet Zwischen dem 20 und 30 Oktober 1941 fanden im Bereich Letoschniki und Brjansk etwa 700 Festnahmen von Russen durch das Bataillon statt Im Laufe des November erfolgten dann in derselben Region Hinrichtungen denen Russen und Juden zum Opfer fielen Ab Februar 1942 war das Bataillon westlich und nordwestlich von Brjansk eingesetzt Die 1 Kompanie war an der Strasse im Bereich zwischen Wekuljewo und Letoschniki eingesetzt Die 2 Kompanie befand sich in Schukowka Die 3 Kompanie war in Potschep stationiert Vom 26 Februar bis 1 Marz 1942 wurden im Gebiet Brjansk Letoschniki Dutzende von Menschen angeblich im Rahmen der Partisanenbekampfung hingerichtet Weitere zwei bis dreihundert Menschen wurden deportiert Zwischen dem 3 und dem 10 Marz 1942 fielen weitere 145 Zivillisten angeblich Partisanen dem Bataillon in der Region Brjansk zum Opfer Am 14 Mai 1942 wurden in der gleichen Region weitere 58 Zivilisten als angebliche Partisanen hingerichtet Am 12 Marz 1942 wurden die Orte Owstug und Retschiza durch die 2 Kompanie besetzt Am 16 Marz 1942 unternahm diese Kompanie kleinere Streifen im Raum Rzhanitsa Am 27 Marz 1942 wurde der Ort Ordschonikidsegrad von zwei Kompanien des Bataillons besetzt um von hier die Bahnlinie nach Roslawl zu sichern Am 31 Marz 1942 brannte das Bataillon 5 verlassene Orte nieder Am 2 und 3 April wurde das Bataillon gegen Partisanen nordlich Beshanj und sudostlich Bagotowo eingesetzt Am 20 April 1942 erging der Befehl die nahere Umgebung von Selzo zu durchkammen Das Bataillon unterstand am 22 April dem Koruck 532 11 Bis 12 Mai 1942 erfolgte der Einsatz von zwei Kompanien auf der Rollbahn Brjansk Prolowka Bei einer Aktion am 14 Mai 1942 wurden 45 angebliche Partisanen 8 Partisanenfrauen und 5 Bewohner zweier Dorfer getotet 11 Ende Mai 1942 erfolgte die Verlegung des Bataillons nach Koln sodann der Einsatz von zwei Kompanien in Luxemburg 12 I Bataillon des Polizei Regimentes 7 Bearbeiten Im Juli 1942 wurde das Polizei Bataillon 309 umbenannt in I Bataillon des Polizei Regimentes 7 Das II Bataillon des Polizei Regimentes 7 wurde aus dem Polizei Bataillon 317 und das III aus dem Polizei Bataillon 123 beide mit Heimatstandort Wuppertal gebildet Im Jahre 1943 wurde das Bataillon nach Norwegen verlegt wo es bis Kriegsende verblieb 12 Kommandeure Bearbeiten19 September 1940 unbekannt Major Ernst WeisErmittlungen wegen Kriegsverbrechen BearbeitenGegen Mitglieder des Polizei Bataillons 309 wurden Ermittlungsverfahren in der Bundesrepublik Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges eingeleitet Alle ehemaligen Offiziere der Einheit logen bei ihrer gerichtlichen Befragung sie gaben unter anderem an keine brennende Synagoge gesehen zu haben obwohl nachweislich das gesamte Bataillon an dem Einsatz beteiligt war 13 Das Landgericht Wuppertal verurteilte 1968 im Wuppertaler Bialystok Prozess den Chef der 3 Kompanie Angehorige des 4 Zuges und den Kompanietruppfuhrer der 1 Kompanie zu lebenslangen Freiheitsstrafen Gegen sechs weitere Bataillonsangehorige wurden Schuldspruche erlassen jedoch keine Strafe verhangt Der Bundesgerichtshof BGH hob die Urteile 1971 jedoch weitestgehend auf Das Landgericht Wuppertal verurteilte im zweiten Prozess 1973 zwei Angeklagte erneut 14 diese Urteile hatten Bestandskraft Gegen einen dritten Angeklagten wurde nach der Revision beim BGH das Verfahren durch das Landgericht Darmstadt 1977 eingestellt 15 Keiner der Angeklagten verbusste die geringen ohnehin nur zur Bewahrung ausgesetzten Strafen 16 Viele oder die meisten Mitglieder des Bataillons wurden soweit prufbar nach dem Krieg wieder in den Polizeidienst eingestellt 17 Der Angeklagte Heinrich Schneider Zugfuhrer im Polizei Bataillon 309 hatte sich am 14 Oktober 1967 vor dem Prozessauftakt in Wuppertal erhangt 18 Einzelnachweise Bearbeiten Harald Buhlan amp Werner Jung Hrsg Wessen Freund und wessen Helfer Die Kolner Polizei im Nationalsozialismus Schriften des NS Dokumentationszentrums der Stadt Koln Band 7 Emons Koln 2000 ISBN 3 89705 200 8 Monografie mit Schwerpunkt auf dem Bataillon 309 Torsten Schafer Jedenfalls habe ich auch mitgeschossen Das NSG Verfahren gegen Johann Josef Kuhr und andere ehemalige Angehorige des Polizeibataillons 306 der Polizeireiterabteilung 2 und der SD Dienststelle von Pinsk beim Landgericht Frankfurt am Main 1962 1973 Dissertationsreihe des Evangelischen Studienwerks e V Villigst Bd 11 LIT Verlag Dr Hopf Hamburg 2007 S 59 f Stefan Klemp Kolner Polizeibataillone in Osteuropa Sie Polizeibataillone 69 309 319 und die Polizeireservekompanie Koln In Harald Buhlan amp Werner Jung Hrsg Wessen Freund und wessen Helfer Die Kolner Polizei im Nationalsozialismus Schriften des NS Dokumentationszentrums der Stadt Koln Band 7 Emons Koln 2000 ISBN 3 89705 200 8 S 277 298 Ubersicht uber die Tatigkeit des Bataillons 309 wahrend des Krieges Vgl hierzu und zum Folgenden auch die Ubersicht bei Stefan Klemp Nicht ermittelt Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz Ein Handbuch 2 Auflage Klartext Verlag Essen 2011 ISBN 978 3 8375 0663 1 S 272 ff Christopher R Browning Jurgen Peter Krause Ganz normale Manner Das Reserve Polizeibataillon 101 und die Endlosung in Polen Mit einem Nachwort 1998 S 31 32 Heiner Lichtenstein Ein Lugengewirr Der Wuppertaler Prozess gegen Angehorige des Polizeibataillons 309 In Harald Buhlan amp Werner Jung Hrsg Wessen Freund und wessen Helfer Die Kolner Polizei im Nationalsozialismus Schriften des NS Dokumentationszentrums der Stadt Koln Band 7 Emons Koln 2000 ISBN 3 89705 200 8 S 619 632 Enthalt gerichtliche Beschreibung und Aussagen des Bataillons 309 zu Synagogen Brand und so erfolgten Ermordungen Wolfgang Curilla Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weissrussland Schoningh Verlag Paderborn 2 Auflage 2006 S 518 a b c Wolfgang Curilla Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weissrussland S 519 Wolfgang Curilla Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weissrussland S 520 Wolfgang Curilla Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weissrussland S 521 a b Wolfgang Curilla Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weissrussland S 525 a b Wolfgang Curilla Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weissrussland S 526 Heiner Lichtenstein Ein Lugengewirr Der Wuppertaler Prozess gegen Angehorige des Polizeibataillons 309 In Harald Buhlan amp Werner Jung Hrsg Wessen Freund und wessen Helfer Die Kolner Polizei im Nationalsozialismus Schriften des NS Dokumentationszentrums der Stadt Koln Band 7 Emons Koln 2000 ISBN 3 89705 200 8 S 623 632 Wortliche Zitate des Landgerichtsdirektors hier Vorsitzenden Richters Dr Norbert Simgen der im Prozess ausdrucklich von Massenmord sprach Haben wir hier Polizeibeamte so horen wir die Unwahrheit Die ganze Einheit war damit beschaftigt so viele Juden wie moglich umzubringen Das was Sie uns hier sagen ist von Anfang bis Ende gelogen Nur Ihr Name stimmt Sie lugen barbarisch So lassen wir uns auch von einem Polizeibeamten nur sehr ungern belugen C F Ruter und D W de Mildt Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen seit 1945 Amsterdam 1968ff Band XXXVIII Verfahren Lfd Nr 792 Wolfgang Curilla Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weissrussland S 509 f Heiner Lichtenstein Ein Lugengewirr Der Wuppertaler Prozess gegen Angehorige des Polizeibataillons 309 In Harald Buhlan amp Werner Jung Hrsg Wessen Freund und wessen Helfer Die Kolner Polizei im Nationalsozialismus Schriften des NS Dokumentationszentrums der Stadt Koln Band 7 Emons Koln 2000 ISBN 3 89705 200 8 S 632 Die Beweislage war inzwischen schwacher geworden die Gesetzeslage hatte sich geandert so dass die nun ausgesprochen niedrigen Freiheitsstrafen die zur Bewahrung ausgesetzt waren von den Verurteilten nicht mehr angetreten werden mussten Heike Wuller Verwendung vor 1945 In Harald Buhlan amp Werner Jung Hrsg Wessen Freund und wessen Helfer Die Kolner Polizei im Nationalsozialismus Schriften des NS Dokumentationszentrums der Stadt Koln Band 7 Emons Koln 2000 ISBN 3 89705 200 8 S 633 668 Enthalt u a Biografien einiger Mitglieder des Bataillons hier gegebenes Zitat von S 635 Erstes Ziel war fur die meisten Polizisten die Wiedereinstellung in den Dienst Wolfgang Curilla Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weissrussland S 509 Polizei Bataillone des Zweiten Weltkriegs Polizei Bataillone111 303 304 306 307 309 316 320 322 Reserve Polizei Bataillone3 11 61 64 101 105 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polizei Bataillon 309 amp oldid 239067308