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Die Politik der offenen Tur engl Open door policy ist eine besondere Form der Aussen und Wirtschaftspolitik Sie regelte ursprunglich die Handelsbeziehungen zwischen den Grossmachten im Kaiserreich China die sich mittels militarischer Interventionen sowie Ungleicher Vertrage ungehinderten Marktzugang in China und gegenseitig Konkurrenz verschafft hatten Die Politik der offenen Tur garantierte allen mit China Handel treibenden Machten gleiche wirtschaftliche Rechte und freien Zugang zu allen chinesischen Hafen Obwohl die Politik der offenen Tur gemeinhin mit China in Verbindung gebracht wird ubertrugen die Grossmachte das Konzept spatestens seit der Kongokonferenz auf Gebiete in verschiedenen Landern Karikatur in der Puck vom 23 August 1899 Uncle Sam steht auf einer Karte von China die von europaischen Staatsoberhauptern zerschnitten wird und sagt Meine Herren Sie konnen diese Karte so oft zerschneiden wie Sie mochten aber denken Sie daran dass ich hier bleiben will und dass Sie mich nicht in Einflussspharen aufteilen konnen Die Politik der offenen Tur wurde erstmals im September November 1899 durch die Vereinigten Staaten USA in einer Note gegenuber den europaischen Weltmachten und Japan postuliert Damit versuchten die USA die sich nach dem Spanisch Amerikanischen Krieg 1898 zu einer ostasiatischen Grossmacht entwickelten eigene geopolitische sowie wirtschaftliche Interessen in der Region durchzusetzen und die Aufteilung Chinas durch die damaligen europaischen Grossmachte und Japan zu hemmen Inhaltsverzeichnis 1 Die Situation Chinas vor der Politik der offenen Tur 2 Das Auftreten der USA 3 Das Scheitern der Politik der offenen Tur 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDie Situation Chinas vor der Politik der offenen Tur Bearbeiten nbsp Chinesische Provinzen und Grenzen im Jahr 1820 vor dem Ersten OpiumkriegMitte des 19 Jahrhunderts begann The Great Game der Kampf der Grossmachte um Zentralasien Insbesondere das rohstoffreiche China stand im Mittelpunkt der militarischen Auseinandersetzungen um wirtschaftliche Vorherrschaft Die britische Weltmacht legte die Hand auf die chinesischen Zentralprovinzen von Shanghai am Gelben Meer den Jangtse entlang nach Westen bis zum wirtschaftlich prosperierenden Szechuan inklusive Tibet bis zur indischen Grenze Frankreich wollte mit Sudchina die naturliche Erweiterung seiner Kolonialanspruche in Indochina erreichen Russland erhob Anspruche auf die Aussere Mongolei nebst der gesamten Mandschurei und geriet dabei mit Japan in dauerhaften Konflikt das die Innere Mongolei und die Mandschurei als sein Einflussgebiet betrachtete 1 Bereits im Ersten Opiumkrieg 1839 1842 gelang es Grossbritannien eine Offnung des chinesischen Marktes zu erzwingen Im Zweiten Opiumkrieg 1856 1860 gingen Frankreich und Grossbritannien gemeinsam in China vor Zeitgleich verlegte die Kaiserlich Russische Armee zehntausende Soldaten an die Grenze zur Ausseren Mandschurei und begann sukzessive die Kontrolle uber das Amurgebiet zu ubernehmen Dem aggressiven Vorgehen der Grossmachte an nahezu allen chinesischen Grenzen konnte die Qing Dynastie kaum Gegenwehr entgegensetzen und sah sich gezwungen eine Reihe sogenannter Ungleicher Vertrage abzuschliessen China verlor dadurch allein an Russland rund 1 5 Millionen Quadratkilometer seines Territoriums 2 Fast jeder europaische Staat versuchte daraufhin die gleichen Rechte und Konzessionen wie seine Rivalen in China zu erhalten Auch das Deutsche Kaiserreich sicherte sich mit Kiautschou und sogar Portugal mit Macau einen der sogenannten Vertragshafen China selbst verlor damit seine Vormachtstellung in Asien und wurde zu einem halbkolonialen Protektorat der Grossmachte Der Einbruch des westlichen Kapitalismus nebst billiger Industriewaren zerstorte das chinesische Gewerbe und Handwerk was zu einem sozialen Verfall und sinkendem Lebensstandard in China fuhrte Das Auftreten der USA BearbeitenAm Ende des 19 Jahrhunderts standen bedeutende Gebiete Chinas unter europaischer Kontrolle Dies erschwerte insbesondere den ebenfalls auf wirtschaftliche Expansion ausgerichteten USA einen Zugang zum chinesischen Markt Mit dem Erwerb der Philippinen nach dem Spanisch Amerikanischen Krieg von 1898 wurden die USA in Asien prasent sahen sich jedoch zu diesem Zeitpunkt militarisch nicht in der Lage ihre geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen bei der Aufteilung der Welt gegenuber den europaischen Grossmachten und Japan durchzusetzen Um China als Absatzmarkt nicht an die europaischen Machte nebst Japan zu verlieren und um eine territoriale Aufteilung Chinas wie in Afrika geschehen zu verhindern forderte US Aussenminister John Hay die Anwendung der Open Door Policy auf ganz China Dies sollte den USA ermoglichen in China zu handeln ohne sich mit den Weltmachten militarisch auseinandersetzen zu mussen John Hay schlug 1898 den rivalisierenden Staaten vor den territorialen Status quo in China sicherzustellen und statt in Konkurrenz besser durch Freihandel gemeinsam zu agieren Das Konzept stiess auf Akzeptanz und wurde offiziell nur von Russland abgelehnt Das Scheitern der Politik der offenen Tur Bearbeiten1902 protestierte die US amerikanische Regierung nach dem Boxeraufstand gegen den russischen Ubergriff in der Mandschurei und bezeichnete ihn als eine Verletzung der Politik der offenen Tur Nach der Niederlage Russlands im Russisch Japanischen Krieg verstandigten sich die USA mit Japan uber die Fortfuhrung der Politik der offenen Tur Doch wurde die Politik der offenen Tur schon 1917 in Geheimverhandlungen in denen Japan bei erfolgreichen Ausgang des Krieges die deutschen Besitzungen in China zugesprochen bekam zwischen den Alliierten und Japan geschwacht Nach dem Ersten Weltkrieg formierte sich in der Republik China ein nationaler Widerstand gegen die fremden Machte der 1919 mit der Bewegung des vierten Mai erstmals zum Ausdruck gebracht wurde und 1925 in der Bewegung des 30 Mai einen Hohepunkt fand Wahrend die westlichen Machte die Politik der offenen Tur unverandert beibehielten erhob Japan neben den wirtschaftlichen zunehmend territoriale Anspruche in China Gleichfalls setzte die Sowjetunion die Expansionspolitik der zaristischen Regierung de facto fort Die Auseinandersetzungen fuhrten 1927 zum Chinesischen Burgerkrieg 1929 zum Sowjetisch Chinesischen Grenzkrieg und 1937 zum Zweiten Japanisch Chinesischen Krieg Formal wurde die Politik der offenen Tur nach der japanischen Besetzung der Mandschurei und der Grundung Mandschukuos aufgegeben Nach dem Zweiten Weltkrieg haben alle grossen Kolonialmachte sukzessive ihre im Zeitalter des Imperialismus gesammelten Territorien in China wieder preisgeben mussen allein Russland hielt seinen vollen Besitzstand 3 Dieses Faktum gilt unter Historikern als Hauptursache des Chinesisch Sowjetischen Zerwurfnisses das 1969 im Chinesisch Sowjetischen Grenzkonflikt gipfelte 4 5 Erst 2004 verzichtete China auf die an Russland verlorenen Gebiete und einigte sich in einem Abkommen mit der Russischen Foderation uber den endgultigen Grenzverlauf Ratifiziert wurde der Vertrag zwischen beiden Staaten am 23 Juli 2008 6 Literatur BearbeitenHermann Kinder Werner Hilgemann dtv Atlas zur Weltgeschichte Band 2 Von der Franzosischen Revolution bis zur Gegenwart dtv 3002 Deutscher Taschenbuch Verlag 1966 DNB 456490841 Niels P Petersson Imperialismus und Modernisierung Siam China und die europaischen Machte Oldenbourg Verlag 2000 ISBN 3 486 56506 0 Manfred P Emmes Die Aussenpolitiken der USA Japans und Deutschlands im wechselseitigen Einfluss von der Mitte des 19 bis Ende des 20 Jahrhunderts LIT Verlag Munster 2000 ISBN 3 8258 4595 8 Hubertus zu Lowenstein Der rote Imperialismus Die Strategie Moskaus und Pekings im Kampf um die Weltherrschaft Koln 1965 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Ewans The Great Game Britain and Russia in Central Asia RoutledgeCurzon 2004 S 25 f Eine schwarze Wolke hangt uber uns In Spiegel online 11 Februar 1974 abgerufen am 21 September 2017 Ussuri Konflikt Eine schwarze Wolke hangt uber uns In Spiegel online 17 Marz 1969 abgerufen am 2 November 2017 Ann Kathrin Bartels Analyse und oder Spekulation Der sowjetisch chinesische Konflikt in der westdeutschen Presse am Beispiel des Grenzkonflikts am Ussuri im Marz 1969 diplom de Verlag 2015 S 19 Eva Maria Stolberg Stalin und die chinesischen Kommunisten Eine Studie zur Entstehungsgeschichte der sowjetisch chinesischen Allianz vor dem Hintergrund des Kalten Krieges Franz Steiner Verlag 1997 S 113 f Lange Grenze zwischen Russland und China In Die Welt 23 Juli 2008 abgerufen am 17 September 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Politik der offenen Tur amp oldid 233097346