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Plasmodium falciparum ist eine Art eines einzelligen Parasiten aus der Gattung Plasmodium die als Krankheitserreger der lebensgefahrlichen Malaria tropica beim Menschen uberragende Bedeutung hat Die Weltgesundheitsorganisation schatzt dass 2006 rund 247 Millionen Malariafalle zu annahernd 881 000 Todesfallen fuhrten die weitaus meisten davon durch Plasmodium falciparum 1 Andere Autoren kommen fur 2002 auf 515 Millionen Malariafalle pro Jahr durch Plasmodium falciparum 2 Plasmodium falciparumVerschiedene Formen von Plasmodium falciparum im gefarbten BlutausstrichSystematikohne Rang Alveolataohne Rang ApicomplexaKlasse AconoidasidaOrdnung HaemospororidaGattung PlasmodiumArt Plasmodium falciparumWissenschaftlicher NamePlasmodium falciparum Welch 1897Plasmodium falciparum unterscheidet sich in vielen Merkmalen von anderen Malariaerregern und wird deshalb zusammen mit einem Schimpansen infizierenden Parasiten in eine eigene Untergattung Laverania eingeordnet Der Mensch ist der einzige naturliche Wirt Plasmodium falciparum wird von weiblichen Stechmucken der Gattung Anopheles ubertragen in denen auch eine geschlechtliche Vermehrung erfolgt Der Parasit ist heute vorwiegend in tropischen Landern verbreitet die weitaus meisten Falle von Malaria tropica gibt es in Afrika sudlich der Sahara Plasmodium falciparum hat einen komplexen Lebenszyklus bei dem nach der Infektion eines Menschen auf eine erste Vermehrung in der Leber eine starke Vermehrung im Blut folgt Durch einige Besonderheiten der Vermehrung im Blut wie die oft hohe Zahl an Parasiten das Anhaften von infizierten Blutzellen an Wande der Blutgefasse und die Rosettenbildung infizierter Zellen mit anderen Blutzellen ist der Krankheitserreger besonders gefahrlich Plasmodium falciparum hat besondere molekulare Mechanismen entwickelt die gleichzeitig dazu dienen der Wirkung des Immunsystems des Menschen zu entgehen Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Beschreibung 1 1 Geschichte 1 2 Morphologie 1 3 Systematik 2 Verbreitung und Wirte 2 1 Verbreitung 2 2 Saugetierwirte 2 3 Insektenwirte 3 Lebenszyklus 3 1 Infektion und Vermehrung in der Leber 3 2 Vermehrung im Blut 3 3 Geschlechtliche Vermehrung 4 Molekulare Eigenschaften 4 1 Parasiten Wirt Interaktionen 4 2 Antigenvariabilitat 4 3 Genom 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksEntdeckung und Beschreibung BearbeitenGeschichte Bearbeiten nbsp Malariaerreger von Laveran gezeichnetPlasmodium falciparum wurde erstmals 1880 von Alphonse Laveran im Blutausstrich eines in Algerien an Malaria erkrankten Soldaten identifiziert Der von Laveran im nicht fixierten mikroskopischen Praparat beobachtete Prozess der Exflagellation bei dem aus einem Mikrogametozyten einer Geschlechtsform des Parasiten in kurzer Zeit mehrere bewegliche mannliche Gameten entstehen war der Beleg dafur dass die im Blut beobachteten Partikel keine Artefakte sondern Lebensformen eines einzelligen Blutparasiten waren Laveran ging von nur einer Art des Malariaerregers beim Menschen aus die er Oscillaria malariae nannte Andere Autoren vermuteten unterschiedliche Erreger fur die verschiedenen Formen der Malaria Ettore Marchiafava und Angelo Celli fuhrten 1885 den Gattungsnamen Plasmodium fur die Malariaerreger ein Der Erreger der Malaria tropica wurde 1897 von William Henry Welch nach Sichtung der Literatur Haematozoon falciparum genannt Das Epitheton falciparum leitet sich vom lateinischen Wort Falx fur Sichel ab und bezieht sich auf die charakteristische sichelformige Gestalt der Gametozyten Zwischen 1885 und 1897 wurden noch eine Reihe von anderen Namen von verschiedenen Autoren vorgeschlagen entgegen der Prioritatsregel setzte sich in der Literatur die Bezeichnung Plasmodium falciparum durch 1915 schlug Ziemann den Namen Plasmodium perniciosum vor 1954 wurde das Epitheton falciparum vom ICZN fur gultig erklart und zwar sowohl in der ublichen Kombination Plasmodium falciparum als auch in der nicht gebrauchlichen Bezeichnung Laverania falciparum Morphologie Bearbeiten Wie alle Plasmodien kommt P falciparum in verschiedenen Entwicklungsstadien vor von denen die Blutformen die bekanntesten und fur die Diagnostik wichtigsten sind Die aus den Mucken stammenden Sporozoiten sind sichelformig und ublicherweise 10 5 bis 12 Mikrometer lang Leberschizonten die erste Entwicklungsform im Menschen sind erst rund bis oval in spaten Stadien haben sie oft eine unregelmassige gelappte Form und erreichen eine Grosse von bis zu 60 Mikrometern Sie enthalten zehntausende von Merozoiten welche jeweils einen Durchmesser von zirka 0 7 Mikrometer haben Bei der Vermehrung im Blut in Erythrozyten ist eine hohe Parasitamie ebenso typisch fur diesen Erreger wie die haufige Abwesenheit spater Entwicklungsformen im peripheren Blut im Blutausstrich werden normalerweise fast nur Ringformen und nach langerer Krankheit auch reife Gametozyten beobachtet Im Verlauf der Entwicklung in den Erythrozyten werden zuerst ringformige Trophozoiten gebildet die kleiner sind als bei anderen Malariaerregern des Menschen Eine Infektion einer Blutzelle durch mehrere Merozoiten ist haufig Erythrozyten mit alteren grosseren Ringformen zeigen nach Farbung oft eine typische Maurersche Fleckung Im weiteren Verlauf der Entwicklung werden die Parasiten grosser und kompakter ohne amoboide Formen zu bilden wie dies bei manchen anderen Malariaerregern der Fall ist Im gefarbten Blutausstrich ist das Zytoplasma in diesem Stadium tiefblau gefarbt Malariapigment ist erstmals in diesem Stadium erkennbar Spatere Entwicklungsformen werden meist nur in geringer Zahl im Blutausstrich beobachtet Durch Mehrfachteilung wird aus dem Trophozoiten ein Schizont der sich vergrossert und den grossten Teil des Erythrozyten ausfullt Reife Blutschizonten enthalten 8 bis 20 typischerweise 16 Merozoiten Die manchmal genannte Zahl von bis zu 32 Merozoiten liegt vermutlich an einer Mehrfachinfektion mit zwei Schizonten in einem Erythrozyten Beim sonst morphologisch von P falciparum kaum unterscheidbaren P reichenowi beschrankt sich die Zahl der Merozoiten auf 10 bis 12 Auch unreife Gametozyten werden relativ selten im peripheren Blut beobachtet Charakteristisch fur die Art ist die sichelformige Gestalt der reifen Gametozyten eine Eigenschaft die bei Saugetiere infizierenden Plasmodien nur in der Untergattung Laverania beobachtet wurde Die Makrogametozyten sind relativ schlank das Zytoplasma ist nach Farbung deutlich blau der Zellkern kompakt Die Mikrogametozyten dagegen sind von der Form her plumper das Zytoplasma ist nach Farbung hellblau der Zellkern grosser und weniger kompakt Als Apicomplexa verfugen Plasmodien uber ein spezielles Organell den Apicoplast Dieser Plastid der vermutlich durch Endosymbiose von Rotalgen entstanden ist 3 4 hat seine Fahigkeit zur Photosynthese verloren ist aber im Stadium der Gametozytogenese der asexuellen Entwicklungsstadien in den Erythrozyten und in der Leber lebensnotwendig fur Plasmodien 5 Daher stellt der Apicoplast ein attraktives Ziel fur Anti Malaria Medikamente dar 6 7 Entwicklungsformen im gefarbten Blutausstrich nbsp junger Trophozoit Siegelringstadium Balken 10 Mikrometer nbsp reifer Schizont nbsp aufplatzender Schizont nbsp GametozytSystematik Bearbeiten nbsp Der ursprungliche Wirt von Plasmodium falciparum der Westliche GorillaDer ursprungliche Wirt von P falciparum ist der Westliche Gorilla Gorilla gorilla Nach einer 2010 veroffentlichten Studie ist der Erreger ein einziges Mal von einem Gorilla auf einen Menschen ubertragen worden 8 2019 wurde der Ubergang auf den Menschen als Folge eines Gentransfers von Plasmodium adleri auf Plasmodium falciparum vor rund 50 000 Jahren beschrieben 9 Im Unterschied zu den anderen Malariaerregern des Menschen wird P falciparum nicht in die Untergattung Plasmodium sondern in eine eigene Untergattung Laverania eingeordnet Zu den Laverania gehoren insgesamt sechs verschiedene Plasmodium Arten die den Gemeinen Schimpansen Pan troglodytes und den Westlichen Gorilla nicht jedoch den Ostlichen Gorilla Gorilla beringei und den Bonobo Pan paniscus infizieren Das morphologisch fast identische P reichenowi ein Schimpansen Parasit stand lange im Verdacht der Ursprung von P falciparum zu sein 8 Obwohl zwischen verschiedenen Isolaten von P falciparum oft morphologische immunologische und genetische Unterschiede feststellbar sind hat sich keine taxonomische Differenzierung der Art beispielsweise in Unterarten durchsetzen konnen da die verschiedenen Merkmale nicht konstant und verschieden genug sind um eine entsprechende Abgrenzung zu rechtfertigen Bei populationsgenetischen Untersuchungen wurden in Teilen des Genoms und im Mitochondriengenom von P falciparum erstaunlich wenige Polymorphismen gefunden Die derzeit plausibelste Erklarung dafur ist eine mogliche schnelle Expansion einer kleinen Parasitenpopulation in Afrika vor zirka 10 000 Jahren 10 Diese Expansion nach einem genetischen Flaschenhals konnte zeitgleich mit Anderungen der Okologie des Menschen dem einzigen Saugetierwirt des Parasiten in der neolithischen Revolution verlaufen sein Verbreitung und Wirte BearbeitenVerbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitung von P falciparumPlasmodium falciparum kann in tropischen und subtropischen Gegenden vorkommen Heute ist P falciparum vorwiegend in den Tropen insbesondere in Afrika sudlich der Sahara verbreitet Weitere Schwerpunkte liegen in Teilen Sud und Sudostasiens und auf Papua Neuguinea sowie im Amazonasbecken Insgesamt lebt mehr als 40 der Weltbevolkerung in Regionen mit Infektionsrisiko durch P falciparum 11 Als generelle Regel wird oft angegeben die Parasiten wurden in den Tropen bis zu einer Meereshohe von 1 500 Metern ubertragen es gibt aber auch nachgewiesene Falle von Ubertragungen aus 2 600 bis 2 800 Metern Hohe Bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts kam der Parasit auch im Mittelmeerraum in Europa beispielsweise in Spanien Italien und auf dem Balkan sowie im Sudosten der USA vor In Mitteleuropa war P falciparum im Gegensatz zu anderen Malariaerregern nie heimisch Ein naturlicher Verbreitungszyklus von Mensch zu Mensch durch Mucken beschrankt sich hier auf extrem seltene Einzelfalle fur die ein nicht erkannter Parasitentrager eine geeignete Anopheles Population und eine die Vermehrung des Parasiten in der Mucke begunstigende langere Hitzeperiode zusammenkommen mussen 12 Durch Genanalyse wurde festgestellt dass die Erreger in Sudamerika aus Afrika sudlich der Sahara stammen also mit dem atlantischen Sklavenhandel eingeschleppt wurden Die Autoren vermuten dass die zwei genetischen Hauptstrange in Sudamerika ein nordlicher und ein sudlicher unabhangig voneinander eingeschleppt wurden 13 Saugetierwirte Bearbeiten Unter naturlichen Bedingungen wird nur der Mensch mit P falciparum infiziert andere relevante Reservoirwirte sind nicht bekannt Experimentell konnen Schimpansen durch Mucken mit P falciparum infiziert werden die Entwicklung beschrankt sich aber auf die Vermehrungsphase in der Leber Wird Schimpansen die Milz entfernt konnen sich die Parasiten auch im Blut vermehren es werden aber keine reifen Gametozyten beobachtet Auch Gibbons konnen infiziert werden produzieren aber ebenfalls keine reifen Gametozyten Grosse Bedeutung fur die Malariaforschung haben Nachtaffen aus Sudamerika die experimentell mit P falciparum infiziert werden konnen Beim Grauhand Nachtaffen gelingt sogar reproduzierbar ein vollstandiger Entwicklungszyklus mit der Ubertragung des Parasiten von Affe zu Affe durch Stechmucken 14 Dieses Tiermodell wurde seit 1976 durch die wichtige Moglichkeit erganzt P falciparum in kontinuierlicher Zellkultur in menschlichen Erythrozyten zu erforschen 15 Insektenwirte Bearbeiten nbsp Anopheles gambiaeEine grosse Zahl an Stechmuckenarten ist in der Lage P falciparum zu ubertragen Bei Garnham 1966 werden 66 Arten aus der Gattung Anopheles als geeignete Vektoren genannt Grosse epidemiologische Bedeutung hat Anopheles gambiae sensu strictu im tropischen Afrika da diese Mucke bevorzugt Menschen sticht und damit die Verbreitung des Parasiten begunstigt Zu den geeigneten Vektoren zahlen mit Anopheles atroparvus Anopheles messeae und moglicherweise Anopheles plumbeus auch in Europa vorkommende Arten Nicht alle Muckenarten sollen fur alle P falciparum Parasiten geeignet sein so sollen sich afrikanische Parasiten nicht in europaischen Mucken der Art Ano atroparvus vermehren Lebenszyklus BearbeitenDer Lebenszyklus von P falciparum gleicht mit seinem obligaten Wirtswechsel zwischen Anopheles Mucken und dem Menschen dem Zyklus anderer Plasmodien weist aber im Vergleich mit den anderen Malariaerregern des Menschen eine Reihe von Besonderheiten auf die teilweise wichtige Konsequenzen fur den Krankheitsverlauf haben Infektion und Vermehrung in der Leber Bearbeiten Die Sporozoiten gelangen durch infizierte Stechmucken in die Blutbahn des Menschen wandern von dort in die Leber und dringen in Hepatozyten ein in denen sie sich ungeschlechtlich durch Schizogonie vermehren Die Inkubationszeit dieser Leberphase betragt mindestens funfeinhalb Tage Die Leberschizonten produzieren jeweils bis zu 40 000 Merozoiten die in die Blutbahn freigesetzt werden und Erythrozyten aller Reifestadien befallen Im Gegensatz zu manchen anderen Malariaerregern gibt es bei P falciparum nur einen einzigen Vermehrungszyklus im Gewebe Dauerformen des Parasiten in der Leber wurden nicht beobachtet Vermehrung im Blut Bearbeiten Mikroskopisch sind Parasiten im Blut fruhestens sieben Tage nach der Infektion nachweisbar typischerweise betragt die Prapatenz ungefahr elf Tage In den Erythrozyten findet eine weitere ungeschlechtliche Vermehrung statt hier spielt das Transportprotein Anionen Austauscher 1 die Rolle der Eintrittspforte Die Generationszeit bei der Vermehrung in den Erythrozyten betragt im Mittel 48 Stunden eine Synchronisierung der Vermehrung mit einem ausgepragten Fieberzyklus ist im Gegensatz zu den anderen Malariaerregern des Menschen aber selten Im Erythrozytenzyklus von P falciparum im peripheren Blut werden jeweils nur in den ersten 24 Stunden befallene Zellen in grosser Zahl nachgewiesen Schizonten werden dort nur relativ selten beobachtet Dies liegt daran dass die infizierten Erythrozyten mit reifenden Schizonten in postkapillaren Venolen in verschiedenen Organen verbleiben wo sie an das Endothel der Blutgefasse anhaften um so einer Eliminierung in der Milz zu entgehen Ein ahnliches Verhalten zeigen viele Tiere infizierende Plasmodium Arten besonders ausgepragt ist es bei manchen Erregern der Affenmalaria wie P coatneyi und dem nah mit P falciparum verwandten P reichenowi Eine weitere Eigenschaft von P falciparum ist eine Rosettenbildung infizierter Erythrozyten mit nicht infizierten Erythrozyten Durch die Kombination von an Kapillarwanden haftenden infizierten Erythrozyten und Rosettenbildung konnen feine Kapillaren in lebenswichtigen Organen wie dem Gehirn blockiert und so die Sauerstoffversorgung beeintrachtigt werden Dies kann zum oft todlichen Krankheitsverlauf der schweren Malaria tropica beitragen Geschlechtliche Vermehrung Bearbeiten Einige wenige Plasmodien entwickeln sich in den Erythrozyten zu Geschlechtsformen den Gametozyten Diese werden typischerweise acht bis elf Tage nach dem ersten Auftreten der ungeschlechtlichen Formen im Blut beobachtet im Vergleich zu anderen Plasmodien Arten verlauft die Entwicklung der Gametozyten sehr langsam Ungewohnlich ist auch dass im peripheren Blut nur reife Gametozyten beobachtet werden Die Reifung der Gametozyten erfolgt im Knochenmark wo mit sich entwickelnden Gametozyten infizierte Erythrozyten durch Zelladhasionsmolekule gebunden werden 16 Die reifen Mikrogametozyten und Makrogametozyten konnen von Stechmucken bei einer Blutmahlzeit aufgenommen werden und im Darm des Insekts einen neuen Entwicklungszyklus in Gang setzen Nach einer Verschmelzung der Gameten werden im Darm neue Sporozoiten gebildet die in die Speicheldruse der Mucke wandern von wo sie auf einen neuen Wirt ubertragen werden konnen Die Entwicklungszeit von P falciparum in der Mucke betragt bei 20 C zirka 23 Tage bei 25 C zirka zehn Tage und bei 30 C zirka neun Tage In der Speicheldruse der Mucke behalten die Sporozoiten ihre Infektiositat fur 40 bis 55 Tage Molekulare Eigenschaften BearbeitenAufgrund der uberragenden medizinischen Bedeutung als Krankheitserreger wurde P falciparum umfassend untersucht um neue Ansatze zur Prophylaxe und zur Therapie zu identifizieren Dabei lagen Schwerpunkte auf den Mechanismen der besonderen Pathophysiologie der Malaria tropica aber auch auf den Mechanismen mit denen P falciparum die Aktivitat des Immunsystems der Patienten unterlauft Parasiten Wirt Interaktionen Bearbeiten Im Inneren von Wirtszellen lebende Parasiten wie die Plasmodien benotigen in der Regel Wirtsfaktoren um geeignete Zellen zu erkennen und in diese einzudringen P falciparum nutzt in verschiedenen Stadien eine ganze Reihe von Proteinen um mit menschlichen Zellen zu interagieren Um in Erythrozyten einzudringen benotigen die Merozoiten der Plasmodien bestimmte Rezeptoren auf der Zelloberflache der Wirtszellen P falciparum kann hierfur mehrere Wege nutzen und bei Bedarf zwischen diesen wechseln Wichtige Rezeptoren hierbei sind die Glykophorine auf den Erythrozyten und der Anionen Austauscher 1 Diese Glykoproteine mussen ein bestimmtes Glykosylierungsmuster aufweisen um eine Bindung des Parasitenproteins EBA175 und eine erfolgreiche Infektion zu ermoglichen In der Abhangigkeit von diesem Glykosylierungsmuster liegt auch eine Ursache fur die hohe Wirtsspezifitat des Parasiten 17 Bei der fur P falciparum typischen Sequestrierung der infizierten Erythrozyten in den Blutgefassen der Organe spielt das sogenannte PfEMP1 P falciparum erythrocyte membrane protein 1 eine zentrale Rolle 18 Das Protein wird vom Parasiten produziert und auf der Oberflache des infizierten Erythrozyten prasentiert Dort kann PfEMP1 auf Endothelzellen in der Blutkapillare an verschiedene Rezeptoren wie beispielsweise CD36 binden und uber diese Bindung den infizierten Erythrozyten an die Blutgefasswand anheften Eine bestimmte Form von PfEMP1 kann an Chondroitinsulfat in der Plazenta binden und damit zu einem problematischen Krankheitsverlauf wahrend einer Schwangerschaft beitragen Schliesslich kann PfEMP1 an den Komplementrezeptor 1 auf Erythrozyten binden und uber diesen eine Rosettenbildung von infizierten und nicht infizierten Erythrozyten initiieren All diese von PfEMP1 ausgehenden Interaktionen mit Wirtsrezeptoren spielen vermutlich beim Krankheitsverlauf eine Rolle Antigenvariabilitat Bearbeiten P falciparum nutzt wie alle Plasmodien eine ganze Reihe von Mechanismen um der Immunabwehr des Wirtes zu entgehen Auch hier spielt das PfEMP1 eine zentrale Rolle 18 Da PfEMP1 auf der Zelloberflache der Erythrozyten prasent ist werden vom Patienten Antikorper gegen das Parasitenprotein gebildet Um diese Immunreaktion zu unterlaufen kann P falciparum das PfEMP1 austauschen PfEMP1 wird von einer Multigenfamilie mit zirka 60 var Genen kodiert von denen zu jedem Zeitpunkt immer nur eines aktiv ist Wird das aktive var Gen gewechselt und ein anderes PfEMP1 produziert so lauft die erworbene Immunitat des Patienten oft ins Leere In Malaria Endemiegebieten dauert es viele Jahre bis die Menschen gegen die verschiedenen Parasitenantigene zumindest eine teilweise Immunitat erworben haben Verschiedene PfEMP1 Proteine von verschiedenen var Genen konnen ein unterschiedliches Spektrum an Endothel Rezeptoren binden Ob bestimmte PfEMP1 Proteine und ihre Bindung an organspezifische Rezeptoren fur besonders schwere Krankheitsverlaufe wie die zerebrale Malaria verantwortlich sind ist nicht gesichert Derzeit ist die Rolle der an die Plazenta bindenden PfEMP1 Form im Zusammenhang mit dem Verlauf der Malaria wahrend einer Schwangerschaft am besten verstanden Ausser bei P falciparum wurde die var Genfamilie nur noch beim nah verwandten P reichenowi gefunden Genom Bearbeiten Zum besseren Verstandnis der Biologie des Parasiten wurde das Genom im Jahre 2002 vollstandig sequenziert 19 Es umfasst zirka 23 3 Megabasenpaare auf 14 Chromosomen die zirka 5 400 Gene enthalten deren Funktion allerdings oft unbekannt ist 20 Ungewohnlich im Vergleich zu anderen Plasmodien ist ein sehr niedriger GC Gehalt von weniger als 20 ein Extremwert innerhalb der Eukaryoten Wie bei allen Plasmodien ist das Genom reich an repetitiven Sequenzen Viele fur die Antigenvariabilitat bei P falciparum verantwortliche Genfamilien sind an den Telomeren der Chromosomen lokalisiert und spezifisch fur die Untergattung Laverania Einzelnachweise Bearbeiten WHO World Malaria Report 2008 PDF R W Snow C A Guerra A M Noor H Y Myint S I Hay The global distribution of clinical episodes of Plasmodium falciparum malaria In Nature 434 7030 10 Mar 2005 S 214 217 PMID 15759000 B Striepen The apicoplast a red alga in human parasites In Essays Biochem 51 2011 S 111 125 PMID 22023445 M Kalanon G I McFadden Malaria Plasmodium falciparum and its apicoplast In Biochem Soc Trans Band 38 Nr 3 Juni 2010 S 775 782 PMID 20491664 J D Wiley u a Isoprenoid precursor biosynthesis is the essential metabolic role of the apicoplast during gametocytogenesis in Plasmodium falciparum In Eukaryot Cell Band 14 Nr 2 Februar 2015 S 128 139 PMID 25446055 J Wiesner H Jomaa Isoprenoid biosynthesis of the apicoplast as drug target In Curr Drug Targets Band 8 Nr 1 Januar 2007 S 3 13 PMID 17266527 A Mukherjee G C Sadhukhan Anti malarial Drug Design by Targeting Apicoplasts New Perspectives In J Pharmacopuncture Band 19 Nr 1 Marz 2016 S 7 15 PMID 27280044 a b Liu Weimin u a Origin of the human malaria parasite Plasmodium falciparum in gorillas In Nature Band 467 Nr 7314 2010 S 420 425 Francis Galaway et al Resurrection of the ancestral RH5 invasion ligand provides a molecular explanation for the origin of P falciparum malaria in humans In PLoS Biology Band 17 Nr 10 e3000490 doi 10 1371 journal pbio 3000490 Resurrection of 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