www.wikidata.de-de.nina.az
Pietro Centranigo auch Centranico oder Barbolano war folgt man der sogenannten Tradition also der seit dem 14 Jahrhundert zunehmend staatlich gesteuerten Geschichtsschreibung der Republik Venedig der 28 Doge Er regierte von 1026 bis 1031 oder 1032 Spatere Zeiten versuchten sich ein Bild vom Aussehen der Dogen zu machen so entstanden auch Portrats wie hier des Dogen Petrus Centranicus Leon Matina Ducalis regium lararium siue Ser me Reipu Veneta e principu m omniu m icones vsque ad serenisimu m Ioannem Pisaurum Jacobus Herzius Venedig 1659 S 82 1 Centranigo wurde von der Volksversammlung nach der Absetzung seines Vorgangers gewahlt die sich damit gegen die Erblichkeit des Dogenamtes entschieden hatte wie sie von den nach wie vor einflussreichen Orseolo angestrebt wurde Centranigos Aussenpolitik war von Misserfolgen gekennzeichnet Kaiser Konrad II bestatigte nicht wie sonst ublich die Handelsprivilegien der Venezianer Poppo dem Patriarchen von Aquileia gelang es auf einer Synode die Vorherrschaft des Patriarchats von Aquileia uber dasjenige von Grado zu erreichen Damit erlangte er als Reichsfurst das fur Venedigs Autonomie gefahrliche Ubergewicht uber die dortigen Bistumer Venedig seinerseits hatte schon unter den Orseolo Grado besetzt in den Augen des Kaisers nunmehr Reichsgebiet Auch nahm Byzanz den vertriebenen Dogen Ottone auf Konstantinopel zog nun gleichfalls Venedigs Handelsprivilegien zuruck und Ottones Schwiegervater Konig Stephan von Ungarn eroberte daruber hinaus Stadte in Dalmatien die Venedig beanspruchte Schliesslich wurde Ottone aus dem Exil zuruckgerufen doch er starb kurz darauf wohl noch in Konstantinopel Ein Handstreich eines weiteren Orseolo des Domenico Orseolo scheiterte bereits nach nur einem Tag Der gleichfalls exilierte Domenico Flabanico der der eigentliche Fuhrer der Opposition gegen die Orseolo Familie war folgte dem gesturzten und geflohenen Centranigo im Amt Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Dogenamt 2 Rezeption 2 1 Bis gegen Ende der Republik Venedig 2 2 Historisch kritische Darstellungen 3 Quellen 4 Literatur 5 AnmerkungenHerkunft und Dogenamt BearbeitenCentranigo entstammte einer der tribunizischen Familien die aus Heraclea kommend sich am Rialto angesiedelt hatte Er wurde von der Volksversammlung arengo nach der Absetzung seines Vorgangers durch ein Abkommen verschiedener Familien gegen den Kandidaten Domenico Flabanico gewahlt Zwar war sein Vorganger durch die Volksversammlung abgesetzt worden die sich damit gegen eine Erbmonarchie wie sie von den Orseolo angestrebt wurde ausgesprochen hatte Andererseits hatten es die Orseolo durch ihre geschickte Aussen und Heiratspolitik verstanden Bindungen zu wichtigen Herrscherfamilien zu knupfen die nach wie vor ihre Partei unterstutzten Sein Regierungsantritt stand unter schlechten innen und aussenpolitischen Vorzeichen Poppo der Patriarch von Aquileia schurte wie schon unter seinem Vorganger nach Kraften Unruhe Auf einer von Papst Johannes XIX einberufenen Synode war es ihm gelungen die Vorherrschaft des Patriarchats von Aquileia uber das von Grado das von Venedig aus beschickt wurde zu erreichen Die Handelsprivilegien die seinen Vorgangern seit den Karolingern gewahrt worden waren wurden vom romisch deutschen Kaiser Konrad II nicht verlangert Byzanz nahm den vertriebenen Dogen Ottone auf und zog Venedigs Handelsprivilegien zuruck Konig Stephan von Ungarn dessen Tochter mit Ottone verheiratet war meldete Anspruche auf Dalmatien an und eroberte eine Reihe von Kustenstadten die zeitweise von Pietro II Orseolo fur Venedig annektiert worden waren Die Summe von aussenpolitischen Misserfolgen die das Wirtschaftsleben der Stadt schwer beeintrachtigten und seine Unfahigkeit die Venezianer fur sich zu gewinnen fuhrten schliesslich zu seiner Absetzung Man rief Ottone aus dem byzantinischen Exil zuruck wahrend sein Bruder Orso Patriarch von Grado als Regent amtierte Im folgenden Jahr verstarb Ottone im byzantinischen Exil und Domenico Orseolo versuchte in einem Handstreich 1032 den Dogenstuhl zu okkupieren Seine Regierung dauerte nur extrem kurz denn am nachsten Tag wahlte die Volksversammlung den exilierten und vermogenden Domenico Flabanico der der eigentliche Fuhrer der Opposition gegen die Orseolo Familie beim Sturz Ottones gewesen war zum neuen Dogen Domenico Orseolo floh nach Ravenna ins Exil Rezeption BearbeitenBis gegen Ende der Republik Venedig Bearbeiten nbsp Das Byzantinische Reich im Jahr 1025Venedig stand in einem wieder schwieriger werdenden Verhaltnis zu den expansiven Kaiserreichen Konrad II nahm die venedigfeindliche Politik Ottos II wieder auf das Byzantinische Reich stand auf dem Hohepunkt seiner Expansionspolitik Dabei ist die Quellenlage seit 1009 wieder ungunstig da die bedeutendste Quelle der Zeit um 1000 die Istoria Veneticorum des Johannes Diaconus mit dem Jahr 1009 abbricht und die Chronik des Dogen Andrea Dandolo erst Mitte des 14 Jahrhunderts entstand Fur das Venedig dieser Epoche auf deren chronikalische Uberlieferung wir nach 1009 angewiesen sind sieht man von einigen Urkunden ab war die Deutung die man der Herrschaft Pietro Centranicos gab dementsprechend von einer hohen symbolischen Bedeutung fur die ausseren Beziehungen vor allem aber fur die inneren Auseinandersetzungen zwischen den clanartigen Familienverbanden Schliesslich endete mit ihm sieht man von der eintagigen Herrschaft des letzten Orseolo jenes kaum bekannten Domenico ab der letzte Versuch aus Venedig eine Erbmonarchie zu machen Fortan durfte kein Doge mehr einen Mitregenten ernennen Das Augenmerk der Chronik des Andrea Dandolo reprasentiert dabei in vollendeter Form die Auffassungen der langst fest etablierten politischen Fuhrungsgremien die vor allem seit diesem Dogen die Geschichtsschreibung steuerten Sein Werk wurde von spateren Chronisten und Historikern immer wieder als Vorlage benutzt Daher wurde es uberaus dominierend fur die Vorstellungen von der venezianischen Geschichte vor seiner Zeit Dabei stand bei Dandolo das Recht aus eigener Wurzel mithin die Herleitung und Legitimation ihres territorialen Anspruches im Mittelpunkt In diesem Zusammenhang war schon immer die Anerkennung und moglichst die Erweiterung der alten Vertrage durch die jeweils neu ins Amt gelangten Kaiser und Konige von enormer Bedeutung Die Frage der Erbmonarchie an der die Candiano 976 in einer Katastrophe gescheitert waren und die durch die Orseolo wieder virulent geworden in deren Sturz endete war zur Zeit Andrea Dandolos in keiner Weise mehr mit den Strategien des Interessensausgleichs zwischen den zu dieser Zeit vorherrschenden Familien vor allem aber nicht mehr mit dem Stand der Verfassungsentwicklung in Ubereinstimmung zu bringen Die Etappen der politischen Entwicklungen die schliesslich zur Entmachtung des Dogen dem man zunehmend Reprasentationsaufgaben zuwies aber keine eigenstandigen Entscheidungen mehr zugestand war ein weiteres Darstellungsziel gerade weil Ottone hier gleichfalls scheiterte dessen Regiment ahnlich wie das seines Vaters geradezu absolutistische Zuge trug oder tragen musste Das Scheitern der Orseolo war hier zentral denn in einer Reihe von Etappen gelang es die institutionelle Einbindung des Amtes bis zum 14 Jahrhundert vergleichsweise weit voranzutreiben Zugleich blieb einerseits der Ausgleich zwischen den ehrgeizigen und dominierenden Familien eines der wichtigsten Ziele die Herleitung der herausgehobenen Position der nobili im Staat war andererseits von grosser Bedeutung Der Sturz Ottones fuhrte in Venedig wieder einmal zu morderischen Kampfen zwischen den Adelsfamilien die weil die Kirchenamter hierbei eine wesentliche Rolle spielten dem Patriarchen von Aquileia und dem dahinterstehenden Reich aber auch dem Papst neue Moglichkeiten der Einmischung boten gegen die sich Venedig seinerseits zur Wehr setzte Andererseits fuhrte Orso Orseolo Patriarch von Grado mehr als ein Jahr lang das Dogenamt und so war lange unklar ob er in die traditionelle Liste der am Ende 120 Dogen aufgenommen werden sollte oder nicht Auch wenn Pietro Centranigo nur ein Verlegenheitskandidat gewesen sein mag so war sein Regiment dennoch ein erster Versuch einer kaum erkennbaren Partei den Trend zu absoluter Herrschaft in Venedig zu brechen Die alteste volkssprachliche Chronik Venedigs die Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo aus dem spaten 14 Jahrhundert stellt die Vorgange ebenso wie Andrea Dandolo auf einer in dieser Zeit langst gelaufigen weitgehend von Einzelpersonen vor allem den Dogen beherrschten Ebene dar Das gilt auch fur Piero Centranigo Die individuellen Dogen bilden sogar das zeitliche Gerust fur die gesamte Chronik wie es in Venedig ublich war 2 Die Chronik erwahnt zwar dass fast das ganze Volk den Dogen Ottone Orseolo gehasst habe und dass Domenego Flabanico ihn schliesslich seiner Wurde beraubte doch ein Grund fur den Hass wird nicht angegeben Der Chronist erwahnt zwar dass der neue Doge mit grosser Mehrheit gewahlt worden sei doch habe er dennoch nur wenige Jahre geherrscht Der gesturzte Doge sei nach vier Jahren der Herrschaft im Monchshabit nach Grecia verbannt worden Diesen Sturz bringt der Autor in Zusammenhang mit Orso dem Patriarchen von Grado und Bruder des gesturzten Ottone Orseolo der seinerseits das Volk furchtete und daher aus Venedig geflohen war als Ottone verbannt wurde Er erreichte aber beim Papst dass seine Rechte im Patriarchat Grado gegen die Anspruche Poppos von Aquileia anerkannt wurden Daraufhin sei er cum consentimento del povolo nach Venedig zuruckgekehrt et in luogo del Duxe obtene el ducado Der Patriarch von Grado kehrte also zuruck und erlangte die Dogenherrschaft Er liess Domenego Flabanico die treibende Kraft hinter dem Aufstand gegen seinen Bruder verbannen Flabanico blieb wahrend der gesamten Herrschaftszeit des Patriarchen in der Lombardei und liess Gesandte nach Konstantinopel reisen um seinen Bruder aus der Verbannung zuruckzuholen Doch dieser war bereits gestorben wie er per letere del imperador aus Briefen des Kaisers entnehmen konnte Nach einem Jahr und sechs Monaten zog sich der Patriarch aus dem Dogat zuruck nbsp Umschlag einer Ausgabe der Vite de prencipi di Vinegia des Pietro MarcelloPietro Marcello meinte 1502 in seinem spater ins Volgare unter dem Titel Vite de prencipi di Vinegia ubersetzten Werk der Doge Pietro Centranico Doge XXVII fu creato Doge l anno MXXIIII 3 Fur den Chronisten der offenbar bewusst die sonst gangige Formel con gran consentimento del popolo ausliess wurde Centranigo im Jahr 1024 nicht im Jahr 1026 eingesetzt Nach der Ruckkehr vom Kampf gegen die Kroaten war sein Vorganger Ottone l ottimo prencipe in diesem Jahr einer vituperosa congiura des Domenico Flabanico zum Opfer gefallen und nach Grecia Griechenland verbannt worden wo er wie Marcello behauptet wenig spater starb Auf Betreiben Poppos verhielt sich Konrad II derweil gegenuber den Venezianern sehr feindlich molto nimico In dieser Situation wurde Centranico nach vier Jahren vom Volk ergriffen und wie man sagt auf Betreiben Orsos geschoren als Monch bekleidet und ins Exil geschickt Nach der Vertreibung sollte auf Veranlassung des Volkes per commissione del popolo Orso so lange Doge sein bis sein Bruder zuruckgekehrt ware Nachdem Orso erfahren hatte dass sein Bruder in der Verbannung gestorben war zog er sich aus dem Amt zuruck woraufhin ein naher Verwandter Ottones ein Domenico Orseolo das Dogenamt tollkuhn temerariamente okkupierte Doch das Volk vertrieb ihn nach einem Tag nach Ravenna wo er wenig spater starb Nach der sonst bei Berichten uber das Venedig vor 1280 meist lakonischen Chronik des Gian Giacomo Caroldo 4 den Historie venete dal principio della citta fino all anno 1382 gelangte Pepo Patriarcha Aquilegiense unter dem Vorwand den beiden Orseolo zu Hilfe zu eilen in die Stadt Grado Er zerstorte dort die Kirchen vergewaltigte die Nonnen und nahm die Schatze von Kirche und Stadt mit Seine Gesandten in Rom unterdruckten die Wahrheit und so wurden ihm Grado und die Insel auch noch unterstellt S 90 Nach der Ruckgewinnung von Grado kam es bald zu neuerlichem Streit als Dominico Gradenigo starb der Bischof von Olivolo und der Doge dessen Nachfolger aus derselben Familie nicht in sein Amt einsetzen wollte Wieder kam es zu grosser Zwietracht und auf Betreiben des Dominico Flabanico per instigatione di Dominico Flabanico wurde der Doge gesturzt und nach Konstantinopel verbannt Sein Bruder Orso hingegen ging nach Grado von wo aus er die Ruckkehr Ottones betrieb Pietro Barbolano over Centranigo fu publicato Duce er wurde also nur kundgemacht keinesfalls wie ublich gewahlt warum das Amt nicht vom Aufstandsfuhrer ubernommen wurde bleibt unklar Im Gegenteil so der Chronist non essendo grata a molti la denominatione di costui furono per cio suscitati molti rumori Der Doge wurde also von vielen nicht akzeptiert und es kam daher zu viel Unruhe Aufgestachelt von Poppo per instigatione del detto Patriarcha widerrief der Alemano imperatore der deutsche Kaiser nicht nur die confederatione con Venetiani sondern er behandelte sie sogar wie Feinde Zur gleichen Zeit unterwarf der Konig von Ungarn einige der Stadte Dalmatiens Nach vier Jahren und vier Monaten der Herrschaft Centranigos riefen die Venezianer von aussen dermassen unter Druck geraten den verbannten Dogen Ottone Orseolo zuruck come fanno i popoli che nelle angustie e travagliosi tempi ricorrono alla provisione di mutar i capi sperando parimente mutar fortuna wie es die Volker in solchen Situationen tun so Caroldo die hoffen wenn sie nur die Haupter auswechseln wurde sich ihnen wieder Fortuna neigen Centranigo wurde der Bart geschoren und er wurde nach Konstantinopel verbannt Der Patriarch Orso Orseolo fuhrte das Dogat in Abwesenheit seines Bruders Er schickte dazu einen weiteren Bruder namens Vitale den Bischof von Torcello con molti primarij Venetiani in die byzantinische Hauptstadt wahrend der Fuhrer der Rebellion von 1026 Dominico Flabanico mit seinen Anhangern floh Der Chronist berichtet der Patriarch sei der erste gewesen der eine Silbermunze unter seinem Namen habe pragen lassen Fur die Alten so Caroldo gehorte der Patriarch der nach ihm ein Jahr und zwei Monate regiert hatte auch wenn er nicht korrekt gewahlt worden war in die Liste der Dogen weil er sein Amt auf rechte Weise gefuhrt habe benche non fu eletto Duce canonicamente nondimeno havendo retto il Ducato giustamente gl antichi Veneti l hanno voluto porre nel cathalogo de Duci Auch Heinrich Kellner meint in seiner 1574 erschienenen Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben worin er die venezianische Geschichtsschreibung im deutschen Sprachraum verbreitete Peter Centranico sei zum Hertzog gewehlet worden im jar 1024 5 Nach seiner Ruckkehr war Ottone durch ein schandtliche Verrahterey von Dominico Fabianico uberfallen wie er sich dessen am wenigsten versahe ward im der Bart zur schande abgeschnitten und im funfftzehen jar seiner Regierung in Griechenland verjaget daselbst er dann bald hernach starb Centranico versuchte mit allem ernst die Statt und ihr gantzes Gebiet oder Landschafft in ruhe zu bringen doch nun uberfiel Poppo gantz unverwarneter Sach Grado und nam das Schloss ein Etliche sagen das Schloss sey in Orsi Namen gewunnen und eyngenommen worden als es die Venetianer innehatten Gewiss sei dass Konrad II Venedig auf Betreiben Poppos grossen Schaden zufugte Der Doge wurde nach vier Jahren von der Gemeine wie man sagt auss Raht und anstifftung Orsi dess Patriarchen zu Grado gefangen sein Bart abgeschnitten in Munchskleider verkleidet und ins elende verschickt Auf befehl der Gemein erhielt nun Orso das Regiment Ehe seine Gesandten den Bruder in Konstantinopel erreichten erfuhren sie dass er in Griechenland gestorben war Als dies Orso erfuhr sagt er das Ampt auff Und in seinem abwesen drang Dominicus Orsoel welcher Ottonis gar naher und grosser Freundt war sich muthwilliglich in das Hertzogthumb aber es blieb im das gluck nicht lang dass den andern tag nach dem er sich des Hertzogthumbs angemasst hatte ist er von der Gemein die irer Freyheit indenck war verjagt worden Er floh nach Ravenna wo er bald starb In der Ubersetzung von Alessandro Maria Vianolis Historia Veneta die 1686 in Nurnberg unter dem Titel Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani erschien 6 zahlt der Autor abweichend von Pietro Marcello Petrus Centranicus Der 28 Hertzog Den Sturz Ottones verursachte zwar auch bei Vianoli jener Dominico Flabanico doch sei wiewol gantz verborgener Weise Petrus Centranicus der am allermeisten nach der Hertzoglichen Hoheit getrachtet das Haupt gewesen Ottone wurde verbannt Ob Petrus Centranicus die Dogenwurde durch die gewohnliche Wahl erlangte oder ob er sich derselben mit Gewalt bemachtigt habe weiss man nicht gewiss Ausfuhrlich beschreibt Vianoli wie Poppo durch List Grado eroberte und die Stadt niederbrennen liess Von Papst Johannes erhielt er absonderliche Privilegia die jedoch auf einem Konzil widerrufen worden seien das auch festsetzte dass die Stadt Grado der wahre Sitz des Patriarchen seyn und verbleiben solle Wie die anderen Chronisten so weiss auch Vianoli zu Centranigo nur zu berichten dass er auf die seinerzeit ubliche Art und Weise gesturzt und verbannt wurde Zur gleichen Zeit sei Ottone zuruckberufen worden wahrender solcher Zeit die sich auf ein Jahr lang erstrecket biss dieselbe zuruck gelanget hatte der Orsus als Patriarch zu Grado die Gemeine mit hochstem Fleiss regieret Freywillig gab Orso sein Amt auf als er vom Tod seines Bruders horte Er habe das Amt dem Domenico Orseolo uberlassen woruber sich hochlich zu verwundern weil Autoritat und Ansehen allzu hoch gestiegen gewesen der jedoch vom Volk das uber die allzu grosse Gewalt gedachter Familien etwas geeifert gleich des folgenden Tags gezwungen wurde sich nach Ravenna zuruckzuziehen zu retiriren 1687 bemerkte Jacob von Sandrart in seinem Opus Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig lakonisch 7 dass Petrus Centranicus 1029 zum XXVII Hertzog erkohren worden sei Nach den Huldigungen der von ihm uberwundene n Lande der Stadte Dalmatiens wurde Ottone in aufruhrerischer Weise uberfallen namlich von Dominico Flabenico welcher ihm in dem 50 Jahr seines Alters den Bart abscheren liess so zu diesen Zeiten eine unaussprechlich grosse Schande war und muste er benebenst nach Griechenland in das Elend wandern Er starb dort kurtz hernach Fur Sandrart war Orso derjenige der Konrad II gegen Venedig aufstachelte bis es zum Sturz Centranigos kam und Orso zum Dogen wurde Dieser trat jedoch von selbsten zuruck als er vom Tod seines Bruders vernahm Den Palast nahm nun Dominico Urseolo so ein naher Bluts Freund des bemeldten Ottonis war doch wurde er gleich am nachsten Tag vertrieben Er ging nach Ravenna allwo er auch mit Tod abgieng Historisch kritische Darstellungen Bearbeiten Johann Friedrich LeBret fur den Centranigo gleichfalls der 28 Doge war publizierte ab 1769 seine vierbandige Staatsgeschichte der Republik Venedig 8 Nach seiner Auffassung regiereten die Orseolo wohl sie hatten schopferische Staatsgenies aber desto unertraglicher wurden sie einer Republik je monarchischer ihre Denkungsart war S 233 Wider den Otto Urseolus verschworen sich keine tugendhaften sondern die lasterhaftesten Manner vom ersten Range stellt LeBret fest relativiert diese Aussage aber insofern als er konzediert Centranigo ware vielleicht zu andern Zeiten ein vortrefflicher Regent gewesen wenn er sich nicht hatte als Werkzeug gegen die Orseoli verwenden lassen S 235 Er vertheidigte sein Volk wider den Zorn des Kaisers Conrads und wider die Eingriffe des Patriarchen von Aquileja doch die vornehmsten Aemter des Staates waren in den Handen der Freunde des orseolischen Haues So waren die vier Jahre die Centranigo auf dem Throne sass mit lauter Unruhe verknupfet bis endlich die orseolische Partey Mittel fand sich seiner zu bemachtigen Man setzte eine Zwischenregierung ein um die Zeit bis zur Ruckkehr Ottones zu uberbrucken Einige der altesten Geschichtsschreiber setzten den Patriarchen in die Reihe der wirklichen Regenten die neueren welchen es unbegreiflich scheint dass ein Patriarch ihr Volk regieret habe haben ihn aus diesem Verzeichnisse ausgelassen Diese Entscheidung fuhrt LeBret in einer Fussnote auf Lorenzo De Monachis 1351 1428 9 zuruck S 256 Anm 22 dessen Chronik zwischen 1421 und seinem Tod entstand 10 nbsp Phantasiedarstellung des Dogen von vor 1834 Antonio Nani Serie dei Dogi di Venezia intagliati in rame da Antonio Nani Giuntevi alcuni notizie biografiche estese da diversi Bd 1 Merlo Venedig 1840 o S Google Books Samuele Romanin der in den weiteren historischen Zusammenhang einbettende Historiker der diese Epoche 1853 im ersten der zehn Bande seiner Storia documentata di Venezia darstellte meint dopo lunga e burrascosa assemblea nach einer langen und sturmischen Beratung sei Domenico Centranico auf den Dogenstuhl erhoben worden Doch sei die Ruhe keineswegs zuruckgekehrt zudem sei er von einer Partei gewahlt worden in der die Orseolofreunde grossen Anteil hatten 11 Unter Fuhrung der Flabianici war Ottone gesturzt geschoren und nach Konstantinopel verbannt worden Orso war geflohen Fur die Venezianer kamen nun uberaus ungluckliche Zeiten denn einige der dalmatinischen Stadte losten die Verbindung zu Venedig Poppo nahm seine Versuche in die Verhaltnisse in der Lagune einzugreifen wieder auf Konrad II lehnte die seit den Karolingern ubliche Privilegienerneuerung ab Zudem war Robert von Frankreich und Wilhelm von Aquitanien die Krone Italiens angetragen worden beide hatten das Angebot abgelehnt hingegen schloss sich der Erzbischof Aribert von Mailand dem deutschen Konig an Als Konrad in Mailand erschien unterstellten sich ihm die meisten Stadte bis auf Pavia dessen Umland er daraufhin verwusten liess bevor er zur Kaiserkronung nach Rom zog Fur Poppo erwirkte Konrad die Anerkennung seiner Anspruche auf Grado Allerdings erkannte der Papst 1029 in einer Kehrtwende die Rechte Grados wiederum an Die wirtschaftlichen Probleme die aus dieser politischen Gegnerschaft mit Konrad und Poppo entsprangen untergruben die Herrschaft Centranicos ebenso wie die Tatigkeit der Orseoli die in Konstantinopel Unterstutzung fanden Dort war der Schwiegervater von Ottones altestem Bruder auf den Thron gelangt Tatsachlich erreichte eine feierliche Gesandtschaft unter Fuhrung des Vitale Orseolo Bischof von Torcello Konstantinopel um Ottone Orseolo zuruckzuholen Die Administration des Staates oblag seit dem Sturz Centranicos seinem Bruder Orso wenn auch nur bis zur erwarteten Ruckkehr Ottones Unter Orso wurde eine kleine Munze gepragt die noch drei Jahrhunderte spater in Gebrauch gewesen sei Als klar wurde dass Ottone bereits tot war legte Orso sein Amt nach 14 Monaten nieder Ein anderer Orseolo Domenico versuchte das Interregnum zu nutzen um sich selbst an die Macht zu bringen doch wurde er vom wutenden Volk verjagt Er ging nach Ravenna nbsp Der Evangelist Markus in seiner Schreibstube byzantinische Illumination 27 19 cm um 1025 1050 Walters Art Museum W 530 AAugust Friedrich Gfrorer 1861 der in der Zeit zwischen 1000 und 1030 eine entscheidende Phase der venezianischen Verfassungsentwicklung sieht nimmt in seiner erst elf Jahre nach seinem Tod erschienenen Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 an dass die Regierung Centranigos zunachst ein Versuch zu vermitteln die Parteien zu versohnen war Barbolano wollte es Allen Recht machen und verdarb es dadurch mit dem Einen und den Andern 12 In Grado folgte auf Vitalis den Sohn des 976 gesturzten Dogen Pietro IV Candiano nach uber funfzigjahriger Amtszeit der hochstens 21 jahrige Bischof von Torcello eben jener Orso Doch bald turmten sich gewaltige Schwierigkeiten fur die scheinbar so fest im Sattel sitzenden Orseoli auf denn mit dem Ableben des Patriarchen von Aquileia nutzte Heinrich II die Gelegenheit einen Deutschen auf den dortigen Stuhl zu erheben seinen Kanzler Wolfgang Poppo der sich nicht ohne Vorwissen des Kaisers Heinrich II gegen Grado wandte Nach der besagten Kehrtwende bestatigte der Papst endgultig Orsos Rechte Gfrorer nimmt an dass er dies ab 1022 tun konnte als er nicht mehr so abhangig vom Kaiser war Um Wiedergutmachung zu erzwingen begann der Kaiser nach Gfrorer zwischen 1020 und 1024 als er ganz Oberitalien beherrsche indem er eine gemassigte Handelsblockade gegen Venedig begann Als jedoch der Papst die Rechte Grados bestatigte gab Heinrich nach Im Jahr 1024 als Papst und Kaiser starben mussten Ottone und Orso nach Istrien fliehen eine Gelegenheit die Poppo nutzte um als Retter Grados aufzutreten Dort nahm er den fruher entfuhrten Domschatz an sich und brachte ihn nach Aquileia Weiter schlussfolgerte Gfrorer es seien Ottone und Orso gewesen die die Auslieferung Grados an Poppo bzw den Kaiser verlangt hatten Daher seien sie wegen des Verdachts auf Hochverrat nach Istrien geflohen das zu jenem Reich gehorte das inzwischen von Konrad II beherrscht wurde einem Salier So wurde sich erklaren warum Poppo tatsachlich als Schutzherr der Orseoli in Grado auftreten konnte dies also keineswegs listig vortauschte Damit waren die dortigen Handlungen Poppos nicht verbrecherische sondern vertragsmassige Handlungen S 440 Papst Johannes XIX bestatigte Aquileias Rechte allerdings vorbehaltlich kanonischen Nachweises Diese Bestatigung widerrief er erst 1029 Gfrorer vermutet dass dem Ganzen ein Geheimvertrag zugrunde lag in dem die Orseoli tatsachlich dem Patriarchen Poppo Grado uberlassen hatten Dies hatte aber als Hochverrat gegolten und war damit als offizielle Begrundung fur eine Anerkennung von Aquileias Rechten nicht brauchbar S 443 Erst nach dieser Feststellung kam Grado die deutsche Besatzung leistete keinerlei Widerstand wieder an die Orseoli Doch 1026 entzundete sich der langwierige Streit um die Neubesetzung des kernvenezianischen Bischofsstuhls von Olivolo der schliesslich zum Sturz Ottones und seines Bruders Orso fuhrte Scharfste Gegner waren dabei die Gradonico die den Bischofsstuhl von Torcello beanspruchten Gfrorer glaubt Otto handelte so weil er den Patriarchenstuhl aus Grado nach der Hauptstadt Venedig verlegen aber auf demselben seinen Bruder Orso belassen wollte Unmoglich konnte er also die Wahl des Gradonico gut heissen S 446 Die Orseoli die wegen derselben Plane schon einmal nach Istrien vertrieben worden waren wurden nun erneut gesturzt und verbannt Ware der Plan gelungen den Ottone erdacht hatte dann ware Venedig eine andere Stadt geworden so Gfrorer schrankenlose Dogen hatten dann dort die Gesetze niedergetreten die Burger entwurdigt die Stuhle mit lauter Verwandten Sohnen Vettern Brudern blinden Werkzeugen der Willkur des Familienhauptes besetzt und statt einer glorreichen meerbeherrschenden Republik ware ein elendes durch allseitigen Argwohn zerruttetes Furstenthum aufgekeimt S 450 Wir besitzen uber die Fehde Venetiens mit dem salischen Hofe genauere Nachrichten als die sind welche der Geschichtsschreiber des Seelandes mitteilt gemeint ist Andrea Dandolo So berichtet Gfrorer vom Italienzug Konrads von der Kaiserkronung in Rom am 26 Marz 1027 auch nimmt er an Konrad habe Papst Johannes XIX gedrangt Orso vor eine Synode zu fordern zu der am 6 April im Lateran jedoch nur ein Diakon erschienen sei Poppo hingegen warf sich vor Kaiser und Papst zu Boden und beide ubertrugen ihm die Rechte uber Grado das bischoflicher Sprengel der Metropole Aquileja sein sollte Schon 1024 hatte dies derselbe Papst beschieden wenn auch unter Klauseln Darin sieht Gfrorer einen zwingenden kaiserlichen Einfluss Doch schon kurz darauf setzte derselbe Papst Grado wieder in alle Rechte ein S 452 Unschlussig bleibt Gfrorer ob Poppo den militarischen Kampf um Grado von dem Andrea Dandolo berichtet vor oder nach diesem Beschluss begann Zwar gelang ihm die Uberrumpelung Grados erst 1042 doch die festlandischen Orte mussen von ihm hart beschadigt worden sein was Gfrorer aus Dandolos Aussage schlussfolgert Poppo habe das Gebiet der Veneter zersetzt Neben Konrad und Poppo bedrangte laut Dandolo Konig Andreas von Ungarn das kleine Reich Venedigs denn er beunruhigte unaufhorlich Dalmatien und zwang einige der dortigen Stadte sich ihm zu ergeben Allerdings verwechsle der Chronist hier Konig Andreas mit Stephan der von 997 bis 1038 Konig war Stephan hatte dem in Venedig geborenen Sohn Ottones bekannt als Peter Orseolo den Befehl uber die ungarische Streitmacht ubertragen um ihn sogar als seinen Nachfolger zu empfehlen Gfrorer nimmt an Peter sei 1026 nach Ungarn gegangen als sein Vater ins Exil gehen musste Er glaubt Peter habe wie alle Orseoli Dalmatien als eine Art Erbstuck seines Hauses betrachtet S 454 Gfrorer legt nahe dass die ungarischen Angriffe auf Dalmatien eine Art Rache Peters fur den Sturz seines Vaters darstellten In die Enge getrieben durch zwei Kriege und innere Konflikte muss Doge Peter Barbolano mit den gesturzten Orseoli angeknupft haben Der verbannte Orso kehrte jedenfalls zuruck auf den Gradenser Patriarchenstuhl was spatestens 1029 geschehen sein durfte und was ohne Centranigo Barbolanos Einverstandnis unmoglich gewesen sein durfte Der Autor glaubt dass die Unverausserlichkeit Grados an das Salierreich und an Aquileia die Voraussetzung fur diese Ruckkehr war Laut der Bulle des Papstes von 1029 waren nach der ersten Ubertragung der Rechte auf Poppo im Jahr 1024 Gesandte Orsos in Rom erschienen die von seinen Graueln in Grado berichteten Poppo wurde daraufhin nach Rom zitiert weigerte sich jedoch und erhob selbst Klage dass man ihm Grado wieder weggenommen habe Wahrend Poppo nur einen Monch schickte erschien Orso selbst in Rom wohl nach seiner Verbannung Der Papst betrachtete so Gfrorer die Beschlusse die in Anwesenheit Konrads II erfolgt waren als erzwungen und damit ungultig Konrad erschien erst 1036 wieder in Italien Daher konnte er sie auch leicht widerrufen Ausserdem glaubt der Autor Grado seien nicht nur die venezianischen Bistumer unterstellt worden sondern auch die auf Istrien S 457 Damit sollten auch diese vor Poppos Ambitionen geschutzt werden Poppo hingegen weihte einige Jahre spater eine Kirche in Cittanuova und Gfrorer fuhrt ein in Aquileia aufbewahrtes Evangelienbuch an das den Eid canonischen Gehorsams verzeichnet welchen der Bischof von Pola Johann seinem Metropoliten dem Patriarchen Poppo von Aquileja leistete S 459 Zwischen 1030 und 1040 womoglich schon fruher hatte Grado demnach seine Suffraganbistumer auf Istrien an Aquileia verloren Mit der Ruckkehr Orsos und der Wiederherstellung Grados geriet Centranigo derartig in die Defensive dass er wie Gfrorer annimmt Kontakte zu Konrad II anknupfte die ihn letztlich den Dogenstuhl kosteten Er wurde 1030 gesturzt geschoren nach Konstantinopel verbannt Ottone sollte nun zuruckgeholt werden Orso wurde so lange sein Stellvertreter Die Anhanger der Rebellen von 1026 flohen vor der Ubermacht der Orseoli Doch so vermutet der Autor untergruben sie das Vertrauen des byzantinischen Kaisers indem sie behaupteten dass Ottones Wiedereinsetzung den Inselstaat schweren Gefahren preisgeben wurde Als Beleg betrachtet Gfrorer die enorm lange Wartezeit von 14 Monaten in denen Orso das Dogenamt stellvertretend fuhrte wahrend man auf Ottone wartete vor allem aber die Tatsache dass Flavanico unmittelbar nach seiner Erhebung zum Dogen vom Basileus mit dem Titel eines Oberschwerttragers geschmuckt worden sei S 464 Nach Dandolo masste sich jedoch zunachst Domenico Orseolo das Dogenamt an Allein die grosse Mehrzahl billigte solches nicht sondern sie erhoben sich wider den Eindringling Auch dieser Orseolo wurde verbannt Gfrorer meint Andrea Dandolo habe den uberaus wichtigen Abschnitt der Geschichte seiner Vaterstadt welcher vom Tode Peters Orseolo II bis zum Sturze Domenico Orseolos verlief stiefmutterlich behandelt Nach Gfrorer hatte Dandolo sonst zugeben mussen dass Venetien damals keine schlimmeren Feinde hatte als seine Dogen Peter Orseolo II den Ahn Otto den Sohn und Domenico den Stammsippen oder vielleicht Enkel Als Doge sei ihm ein solches Urteil uber seine eigenen Amtsvorganger unstatthaft gewesen Fur den uberaus schnellen Sturz Domenico Orsinis gibt Dandolo in der Ubersetzung Gfrorers an Venetiens Burger erhoben sich wider Domenico weil sie die freie Verfassung unter der sie geboren waren behaupten nicht aber Sclaven eines Tyrannen werden wollten 13 Dieses harsche Urteil konne sich kaum auf Domenico beziehen denn er war ja nur einen Tag im Amt und von seinen politischen Vorstellungen konne noch nichts bekannt gewesen sein sondern wohl eher auf den gesamten Clan Dieser habe im Bunde mit den Saliern gestanden daher sei Domenico nicht zufallig nach Ravenna geflohen ins Reichsgebiet Ottone hingegen war nach Konstantinopel verbannt worden um diesmal sicher sein zu konnen dass er nicht zuruckkehre denn der dortige Kaiser war dem Dogen nicht wohlgesinnt weil dieser Anlehnung an seinen kaiserlichen Gegner suchte In die gleiche Richtung so Gfrorer weise die Verbannung des Centranico nach Konstantinopel Auch er habe Unterstutzung bei dem Salier gesucht Gfrorer deutet die byzantinische Partei in Venedig als die welche die Verfassung gegen die Orseoli stutzte Auch wenn die Rache der Veneter sie nicht getroffen hatte wurde die von ihnen gegrundete Dynastie erst ein Spielzeug dann ein Opfer salischer Arglist geworden sein Ihre Gegner die die Verfassung verteidigten schlossen sich daher Byzanz an Pietro Pinton der Gfrorers Werk im Archivio Veneto in den Jahresbanden XII bis XVI ubersetzte und annotierte korrigierte zahlreiche Annahmen Gfrorers insbesondere wenn es um solche ging zu denen der Beleg aus den Quellen fehlte oder zu ihnen in Widerspruch stand Seine eigene kritische Auseinandersetzung mit Gfrorers Werk erschien erst 1883 gleichfalls im Archivio Veneto 14 Die innerstadtischen Kampfe auf blosse Aussenpolitik und das von Gfrorer behauptete Streben der Orseoli nach Byzantinismus zuruckzufuhren greift fur Pinton zu kurz fur den in diesem Falle die innervenezianischen Auseinandersetzungen dominierten Gerade diese ignoriere Gfrorer aber praktisch bei jedem politischen Manover in Venedig Hinsichtlich der Aktivitaten Poppos und Heinrichs auf Istrien nimmt Pinton an dass es dem Kaiser gelungen war dort die Reichsrechte wieder durchzusetzen was durch Poppos Kampf gegen Grado dem ja auch die istrischen Bistumer unterstanden erleichtert wurde Erst mit der Erkenntnis dass es durch die Kampfe zu Schadigungen Istriens kam sorgte der Kaiser fur eine Massigung im Kampf gegen den Orseolo Patriarchen Die Flucht der beiden Orseoli nach Istrien die Gfrorer als Unterschutzstellung unter den Kaiser deutet als Hochverrat lehnt Pinton ab der eher die personlichen Feindschaften innerhalb Venedigs als Ursache sieht Dies passe zudem nicht zur Ruckeroberung Grados zum Schaden des Kaisers und des Patriarchen von Aquileia ebenso wenig dazu dass die Mehrheit der Volksversammlung den Dogen zwei Mal zuruckholte Als ausserst verwegen betrachtet Pinton die These Gfrorers die Orseoli wollten das unsichere Grado aufgeben um auf Rialto ein Patriarchat zu errichten auch dies ohne Quellen was Gfrorer nicht zum ersten Mal mit einem Geheimabkommen erklart So stimmt Pinton zwar zu dass die Orseoli uber den Versuch sturzten eine Art Monarchie zu errichten aber die dahinter liegenden Mutmassungen bis hin zum Hochverrat halt er fur nicht haltbar Zu Recht so Pinton halte Gfrorer nun Centranico fur eine creatura der Rebellen Doch Dandolo der ja die einzige Quelle fur die inneren Verhaltnisse Venedigs darstellt meint der neue Doge sei a molti inviso gewesen woraus sich viele torbolenze entwickelt hatten Gfrorer deute dies als Hinweis auf ein schwaches Regiment doch Hass und Neid so Pinton hatten wohl die ganzen vier Jahre des Dogats ausgefullt Fur den Autor ist es im Ubrigen kein Anzeichen fur eine Opposition gegen Byzanz wenn politisch Unliebsame dorthin in die Verbannung geschickt wurden sondern uber Jahrhunderte geubter Brauch Dazu in Widerspruch stehe zudem dass Orso von der Mehrheit im Volk nur fur die Stellvertreterrolle vorgesehen war bis sein Bruder Ottone wieder sein Dogenamt einnehmen konnte Im Gegensatz zu seinen Vorgangern stand Romanos III den Orseolo weniger nahe und daher stimmt Pinton angesichts der Tatsache dass zu dieser Zeit eine Reise von Konstantinopel nach Venedig 23 Tage in Anspruch nehmen konnte zu dass Ottone in der Hauptstadt vom Kaiser festgehalten wurde S 361 Im ubrigen kann in Venedig kein allgemeiner Hass auf die Orseoli bestanden haben denn Orso blieb 14 Monate im Dogenamt wenn auch nur stellvertretend und man nahm ihn sogar in die Dogenliste auf Gfrorer ubersehe das gewichtige Wort usurpatore fur Domenico Orseolo und er glaube falschlicherweise die Venezianer hatten nur den einen einzigen Tag seiner Amtsfuhrung Zeit gehabt um den Tyrannen in ihm zu erkennen Daher habe sich die Abwehr auf die ganze Familie beziehen mussen Dem widerspricht Pinton denn die Art und Weise mit der Domenico gewaltsam die Macht usurpierte wahrend die ubrigen Orseolo mit grosser Mehrheit gewahlt worden waren fuhrte zur Ablehnung des Eintagsdogen 1861 glaubte Francesco Zanotto der in seinem Il Palazzo ducale di Venezia 15 der Volksversammlung grosseren Einfluss einraumte das Volk immer leichtglaubig weil unwissend credulo perche ignorante und wankelmutig wie die See habe Ottone sturzen wollen der jedoch zusammen mit seinem Bruder Orso nach Istrien floh Auch Poppo von Aquileia intrigierte demnach gegen Orso besetzte Grado dabei vorgebend er wolle sich nur um eine im Stich gelassene Herde kummern Kaum in die Stadt gelassen liess er diese plundern und habe dabei keinerlei Verbrechen gescheut Ob die Venezianer das Unrecht erkannten oder ob Freunde der Orseoli es bekannt machten die Venezianer bedauerten die Vertreibung und holten die Orseoli aus Istrien zuruck Diese nahmen die Aufgabe wahr Poppo zu bestrafen und Grado zuruckzuerobern Die Besatzung zog ab die Stadt wurde befestigt Doch Hass Neid der schlechte Geist der den Orseoli feindlichen Familien habe zwei Jahre spater eine neue Revolte hervorgebracht Dafur habe wiederum der Streit um den Bischofsstuhl von Torcello den Vorwand abgegeben wie Zanotto nach Dandolo ausfuhrt Stimolati von den Flabanici unter ihrem Oberhaupt Domenico ein Mann zu jedem Delikt bereit liess sich das Volk unter Fuhrung der Gradenighi zum Sturz des Dogen bereden Ottone galt dem Verfasser als Beispiel dafur dass ein Staatslenker mit guten Eigenschaften durch ungerechte Revolten des Volkes gesturzt werden konne wenn dieses gegen das evangelische Diktat sich zum Richter uber seine Regierenden aufschwinge Auch bei Zanotto nutzte Poppo den Ruckhalt bei Konrad II um Grado an sich zu reissen und dafur auch noch eine Bulle des Papstes zu erlangen Doch gelang es der bescheidenen Intervention Orsos die alten Rechte wiederherzustellen Zugleich agierten die Anhanger Ottones der durch den Schwiegervater seines Bruders der 1028 auf den Kaiserthron gelangt war Unterstutzung erhielten Sein Interesse galt nach Zanotto den Stadten Dalmatiens die nur vom Abfall ferngehalten werden konnten indem man den Dogen zuruckholte Orso nun fuhrte das Vertretungsregiment so gut dass er den Alten als Doge galt ja sein Portrat befand sich unter den ubrigen Dogen im Saal des Grossen Rates im Dogenpalast Ausserdem glaubt Zanotto die von Orso gepragte Munze habe bis in die Zeit des Enrico Dandolo Bestand gehabt Fur Heinrich Kretschmayr 16 stellten sich die Vorgange anders dar Er raumt ein schon wahrend der Regierung des Dogen Otto muss eine starke Opposition gegen die Orseoler sich herausgebildet haben von deren Werden und Wachsen freilich nichts verlautet Sie zwang Ottone und Orso 1024 zur ersten Flucht Die Bruder zuruckberufen oder nicht eroberten im Oktober November 1024 Grado zuruck und noch im Dezember widerrief der Papst die Anerkennung der Rechte Aquileias Doch im Marz 1026 erschien Konrad II in Italien wurde zu Ostern 1027 zum Kaiser gekront Ihm galten die Venezianer fur Rebellen die widerrechtlich Grado gegen Kaiser und Reich besetzt hielten Man musste sie unterwerfen stellt Kretschmayr lakonisch fest Konrad sei gewillt gewesen den Versuch Ottos II zu wiederholen und der venezianischen Unabhangigkeit ein Ende zu setzen S 146 Schon im Fruhjahr 1026 hatte Konrad die Bestatigung der venezianischen Privilegien verweigert Vertrieben oder aus eigenem Entschluss fliehend enteilte Otto an den Hof Romanos III nach Konstantinopel Ein farb und harmloser Verlegenheitskandidat namlich Pietro oder Domenico Centranico oder Barbolano wurde statt des Fuhrers der Opposition Domenico Flabanico zum Dogen gewahlt Kretschmayr datierte die Wahl in den Herbst 1026 den Sturz des Dogen auf Fruhjahr 1031 Der Sturz Ottones anderte jedoch nichts am Grundkonflikt denn Die Sache von Aquileja war die Sache des Reiches das Interesse von Grado lief dieser entgegen S 147 Unter dem Drucke des kaiserlichen Willens und der deutschen Waffen wurde Grado durch den Papst dem Patriarchen von Aquileia unterstellt Allerdings konnte Poppo das inzwischen besser befestigte Grado nicht erobern zerfetzte wie Dandolo malerisch sich ausdruckt im Vertrauen auf kaiserliche Hilfe die venezianischen Grenzlande Der Kaiser sprach Poppo noch am 8 Marz 1034 das Gebiet zwischen Piave und Livenza zu Cittanuova und Caorle Der Verlegenheitskandidat konnte sich zwar ein halbes Jahrzehnt behaupten doch habe er vielen nicht gefallen den Handwerkern unbillige Fronverpflichtungen fur das Palatium anbefohlen Nachdem er in die Verbannung nach Konstantinopel geschickt worden war berief man Ottone zuruck Vitale reiste dazu nach Konstantinopel Orso fuhrte das Regiment in Venedig Kretschmayr mutmasst Ottone sei im Spatfruhling 1032 gestorben Orsos Verweserschaft erlosch von selbst und der Versuch des Domenico Orseolo vielleicht eines Enkels des grossen Pietro den Dogat gewaltsam an sich zu bringen forderte die Sache der Gegner erst recht Vielleicht im Sommer 1032 kehrte Domenico Flabiano aus der Verbannung zuruck wahrend Domenico Orseolo nach Ravenna floh Die sogleich erlassene Verordnung die dem durch Wahl zu erhebenden Dogen die Erwahlung eines Mitregenten verbot sollte die bisher ubliche Nachfolgeregelung unterbinden durch die der Mitregent nach dem Ableben des Dogen sein Nachfolger geworden war Die Zeit der erblichen Monarchie war fur Venedig voruber Drei Familien hatten versucht eine solche Erbmonarchie einzurichten und auch die letzten Versuche die noch bis ins 12 Jahrhundert unternommen wurden sollten scheitern fasst Kretschmayr zusammen Fur John Julius Norwich in seiner stark vereinfachenden und den historiographischen Diskurs weitgehend ignorierenden History of Venice die ab 1977 immer wieder aufgelegt wurde war es so Centranico could at the time of his accession boast one distinction only that of having filched some thirty years before the relics of St Sabas from Constantinople and deposited them in the church of St Antonino Gegen das Vorhaben Ottone Orseolos und seiner Bruder eine Erblichkeit des Dogenamts durchzusetzen hatte sich eine Opposition geformt die ihn der bis dahin nur Reliquien geklaut hatte auf den Dogenstuhl spulte Die ersten dunklen Wolken uber den Orseolo so Norwich waren bereits 1019 mit der Ernennung Poppos aufgetaucht Folgt man dem Autor so flohen Orso und Ottone 1022 23 nach Istrien Nach ihm begann Poppo jedoch den Bogen zu uberspannen als er systematically Kirchen und Kloster ausraubte Die zuruckkehrenden Bruder vertrieben Poppo and his followers with surprisingly little fuss eine Synode wies 1024 Poppos Anspruche zuruck Hatte der Doge nur a modicum of sensitivity to popular opinion gezeigt waren die Orseoli vielleicht an der Macht geblieben Wie er knapp anmerkt habe a further scandal over Church appointments zum bekannten Sturz des Dogen gefuhrt Ottone verbrachte den Rest seines Lebens in Konstantinopel Sein Nachfolger Centranico struggled to reunite the city but his efforts were in vain Nach dem Autor begannen sich die dynastischen Ehen der Orseolo nun auszuzahlen Die Verwandtschaft in Konstantinopel kundigte die Handelsvertrage die in Ungarn ging zum Angriff auf Dalmatien uber Wahrend sich die Probleme des neuen Dogen und seiner Partei verscharften nostalgia for the old days grew The crisis came in 1032 als Centranico gesturzt wurde und Vitale hurried off to Constantinople with an invitation to his brother to resume the throne All seemed set for a restoration doch nun starb Ottone Infolgedessen trat Orso zuruck und ein letzter Versuch durch Domenico Orseolo some obscure offshoot of the family war geradezu eine miserabile parodia wie Norwich Roberto Cessi zitiert 17 Quellen BearbeitenEster Pastorello Hrsg Andrea Dandolo Chronica per extensum descripta aa 460 1280 d C Rerum Italicarum Scriptores XII 1 Nicola Zanichelli Bologna 1938 S 207 Digitalisat S 206 f Literatur BearbeitenClaudio Rendina I Dogi Storia e segreti Newton Compton 1984 2 Aufl Rom 2003 S 89 f ISBN 88 8289 656 0Anmerkungen Bearbeiten Digitalisat Roberto Pesce Hrsg Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo Origini 1362 Centro di Studi Medievali e Rinascimentali Emmanuele Antonio Cicogna Venedig 2010 S 49 f Pietro Marcello Vite de prencipi di Vinegia in der Ubersetzung von Lodovico Domenichi Marcolini 1558 S 49 51 zum Dogat Digitalisat Șerban V Marin Hrsg Gian Giacomo Caroldo Istorii Veneţiene Bd I De la originile Cetăţii la moartea dogelui Giacopo Tiepolo 1249 Arhivele Naţionale ale Romaniei Bukarest 2008 S 91 zum Dogat online Heinrich Kellner Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben Frankfurt 1574 S 19v 20r Digitalisat S 19v Alessandro Maria Vianoli Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani Nurnberg 1686 S 167 171 Digitalisat Jacob von Sandrart Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig Nurnberg 1687 S 29 f Digitalisat S 29 Johann Friedrich LeBret Staatsgeschichte der Republik Venedig von ihrem Ursprunge bis auf unsere Zeiten in welcher zwar der Text des Herrn Abtes L Augier zum Grunde geleget seine Fehler aber verbessert die Begebenheiten bestimmter und aus echten Quellen vorgetragen und nach einer richtigen Zeitordnung geordnet zugleich neue Zusatze von dem Geiste der venetianischen Gesetze und weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten von der innern Staatsverfassung ihren systematischen Veranderungen und der Entwickelung der aristokratischen Regierung von einem Jahrhunderte zum andern beygefugt werden 4 Bde Johann Friedrich Hartknoch Riga und Leipzig 1769 1777 Bd 1 Leipzig und Riga 1769 S 255 257 Digitalisat Giorgio Ravegnani MONACIS Lorenzo in Dizionario Biografico degli Italiani Bd 38 1990 660 662 Gemeint ist die durch Muratori edierte Chronik des Laurentius de Monachis das Chronicon de rebus Venetis ab U C ad annum MCCCLIV Venedig 1758 Buch IV S 77 Digitalisat Samuele Romanin Storia documentata di Venezia 10 Bde Pietro Naratovich Venedig 1853 1861 2 Auflage 1912 1921 Nachdruck Venedig 1972 Bd 1 Venedig 1853 S 293 297 zu Centranico S 298 300 Digitalisat August Friedrich Gfrorer Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 Aus seinem Nachlasse herausgegeben erganzt und fortgesetzt von Dr J B Weiss Graz 1872 zu Ottone S 425 450 zu Centranigo und dem Ende der Orseoli S 450 470 Digitalisat Gfrorer liefert auf S 466 in einer Fussnote den Text Dandolos nach Muratori XII 240 Ceteri Veneti innatam libertatem et non tyrannidem cupientes in eum Dominicum Ursiolum insurgunt Pietro Pinton La storia di Venezia di A F Gfrorer in Archivio Veneto 25 2 1883 288 313 Digitalisat und 26 1883 330 365 hier S 353 359 bzw 362 Digitalisat Francesco Zanotto Il Palazzo ducale di Venezia Bd 4 Venedig 1861 S 67 f Digitalisat Heinrich Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 Bde Bd 1 Gotha 1905 S 146 148 John Julius Norwich A History of Venice Penguin London u a 2011 S 63 f VorgangerAmtNachfolgerOttone OrseoloDoge von Venedig 1026 1032Domenico FlabanicoNormdaten Person GND 101810187X lobid OGND AKS VIAF 221036282 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Centranigo PietroKURZBESCHREIBUNG Doge von VenedigGEBURTSDATUM vor 1026STERBEDATUM nach 1032 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pietro Centranigo amp oldid 237645207