Pferdehandel ist der Kauf und Verkauf von Pferden. Es ist ein Teilbereich des Viehhandels.
Heute wird beim Pferdekauf ein Kaufvertrag und eine Ankaufsuntersuchung empfohlen. Beim traditionellen Pferdekauf per Handschlag gelten, soweit nichts anderes vereinbart wurde, die gesetzlichen Regelungen, jedoch sind VertrĂ€ge per Handschlag anfĂ€llig fĂŒr MissverstĂ€ndnisse.
Pferde können direkt beim ZĂŒchter, privat ĂŒber Anzeigen (gedruckt oder online), bei Auktionen, auf einem Pferdemarkt, bei einem spezialisierten PferdehĂ€ndler oder bei einem Ausbildungs- und Handelsstall gekauft werden. Viele ZuchtverbĂ€nde unterstĂŒtzen ihre ZĂŒchter beim Verkauf der Nachzucht. Junge Pferde werden meistens als Absetzer, JĂ€hrling oder DreijĂ€hrige verkauft. DreijĂ€hrige sind hĂ€ufig noch roh. VierjĂ€hrige sind meistens schon eingeritten.
Der englische Begriff horse trading kann âKuhhandelâ im metaphorischen Sinn eines zwielichtigen TauschgeschĂ€fts meinen.
Eignung und Preise Bearbeiten
Der Preis fĂŒr ein dreijĂ€hriges Pferd beinhaltet die Haltung des Jungpferdes ĂŒber drei Jahre, die Haltung der Mutterstute ĂŒber mindestens ein Jahr, die Decktaxe und weitere Nebenkosten wie Schmied, Tierarzt, Eintragungen beim Zuchtverband, Zuchtschauen sowie Vermarktungskosten. Die Kosten fĂŒr 4 Jahre Pferdehaltung bedingen, dass ein verantwortungsvoll gezogenes Jungpferd eine erhebliche Summe kostet, auch wenn es sich um ein normales Freizeit-Pferd, wie beispielsweise einen Freiberger handelt. Bei VierjĂ€hrigen kommen die Kosten fĂŒr ein zusĂ€tzliches Jahr Reitpferdehaltung und Pferdeausbildung hinzu.
KĂ€ufer, welche die Unkosten fĂŒr eine verantwortungsvolle Zucht scheuen, suchen oftmals nach gĂŒnstigen Angeboten, die nicht immer seriös sind, oder sehen sich auf dem Markt fĂŒr Schlachtpferde um. Es gibt zahlreiche Organisationen, die sich die Schlachtpferderettung auf die Fahnen geschrieben haben. Diese verkaufen die Schlachtpferde mitunter auch ĂŒber dem Schlachtpreis und sind auf diese Weise profitabel. Ehemalige Schlachtpferde sind hĂ€ufig krank und deshalb unreitbar, stammen nicht aus einer verantwortungsvollen Zucht, sind schlecht ausgebildet oder sind schlecht gehalten worden. Es kommt vor, dass ehemalige Sportpferde mit Schutzvertrag als Beistellpferd oder Zuchtstute abgegeben werden und dann entgegen der Schutzvereinbarung an einen Schlachthof oder als Reitpferd verkauft werden.
Im Rennsport werden jedes Jahr zahlreiche VollblĂŒter ausgemustert, weil sie ihren Leistungshöhepunkt ĂŒberschritten haben oder nicht erfolgreich genug waren. Diesen Pferden fehlt eine regulĂ€re, dem Alter entsprechende Grundausbildung in der Dressur und sie sind meist vergleichsweise preisgĂŒnstig. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass diese Pferde eine grĂŒndliche Ausbildung benötigen und dass VollblĂŒter in der Regel temperamentvoller als WarmblĂŒter sind und nicht fĂŒr alle Freizeitreiter geeignet sind.
Die Eignung eines Pferdes fĂŒr eine bestimmte Aufgabe wird von Rasse, Abstammung, GebĂ€ude, Charakter, Alter, Geschlecht, Gesundheit, eventuellen Untugenden, wie Weben, Koppen, Headshaking oder positiven Eigenschaften wie Verkehrssicherheit, verladefromm, schmiedefromm, TrĂ€chtigkeit bei einer Zuchtstute oder Schussfestigkeit bei einem Polizeipferd beeinflusst. Weitere Faktoren sind die QualitĂ€t der Grundgangarten, die Veranlagung zum Springen, Schnelligkeit, besondere ZuverlĂ€ssigkeit fĂŒr Therapiepferde oder Fahrpferde, Ausdauer oder groĂe Kraft bei Arbeitspferden. Von Bedeutung ist der Ausbildungsstand des Pferdes und seine Herkunft, Aufzucht beziehungsweise seine Vorgeschichte, beispielsweise ob das Pferd aus einem Schulbetrieb, aus dem Sport, von der Rennbahn kommt, kĂŒrzlich importiert worden ist, hĂ€ufig den Besitzer gewechselt hat und wie es bisher gehalten wurde (Hufbeschlag, FĂŒtterung, Schur, Eindecken, Offenstall).
VerkaufsstÀlle und Ausbildungs- und HandelsstÀlle Bearbeiten
Das GeschĂ€ftsmodell von Ausbildungs- und HandelsstĂ€llen besteht darin, junge Pferde zu kaufen, auszubilden, auf ersten Turnieren vorzustellen und anschlieĂend zu verkaufen. Andererseits gibt es PferdehĂ€ndler mit VerkaufsstĂ€llen, bei denen die Verkaufspferde nur relativ kurze Zeit verbleiben.
Beim Einkauf und beim Verkauf von Pferden sind unterschiedliche FĂ€higkeiten gefragt. So muss ein EinkĂ€ufer Pferde sehr gut beurteilen können und ihren Wert einschĂ€tzen können. Beim Verkauf ist es dagegen wichtig zu erkennen, welcher KĂ€ufer zu welchem Pferd passt, und zu ĂŒberzeugen.
In der Schweiz benötigen PferdehĂ€ndler ein Pferdehandelspatent, das zum Pferdehandel in der ganzen Schweiz berechtigt und alle drei Jahre erneuert werden muss. Voraussetzung dafĂŒr ist der Besuch von Fortbildungen. Dabei wird zwischen gewerbsmĂ€ssigem Pferdehandel und dem normalen Bestandswechsel unterschieden.
Internationaler Pferdehandel Bearbeiten
Der Import und Export von Pferden aufgrund von Transportkosten fĂŒr die lebende Fracht, Ein- und Ausfuhrbestimmungen und Verzollung vergleichsweise aufwendig. In manchen LĂ€ndern gibt es ein Kontingent fĂŒr die Einfuhr von Pferden, beispielsweise in der Schweiz. In manche LĂ€nder dĂŒrfen keine Pferde importiert werden, beispielsweise nach Island. Aus manchen LĂ€ndern dĂŒrfen keine Pferde exportiert werden, beispielsweise den FĂ€röer. Auch können gesundheitliche Aspekte ein Hindernis darstellen, beispielsweise das Sommerekzem, das gehĂ€uft bei IslĂ€ndern auftritt, die aus dem nordischen Ursprungsland in die gemĂ€sssigten Breiten ĂŒberfĂŒhrt werden. Bei wertvollen Sport- oder Rennpferden fallen diese Kosten jedoch weniger ins Gewicht. Bei durchschnittlichen Pferden gibt es verschiedene GrĂŒnde fĂŒr den internationalen Handel. Beispielsweise die gĂŒnstigen Aufzuchtkosten in SĂŒd- oder Osteuropa oder der Kundenwunsch ein Rassepferd aus dem Ursprungsland zu besitzen, wie beispielsweise einen IslĂ€nder oder einen Original-Araber.
Auktionen und Online-Vermarktung Bearbeiten
Zahlreiche Pferde werden ĂŒber Auktionen verkauft. Ein Beispiel sind die DĂŒlmener Wildpferde vom Merfelder Bruch.
So veranstalten deutsche LandgestĂŒte Auktionen fĂŒr junge Pferde ihres Zuchtverbandes. Das Haupt- und LandgestĂŒt Marbach veranstaltet beispielsweise im Anschluss an die HengstleistungsprĂŒfung in FrĂŒhjahr eine Auktion, bei der junge Pferde aus der Landeszucht und die weniger erfolgreichen Teilnehmer der HengstleistungsprĂŒfung verkauft werden. In Brandenburgischen Haupt- und LandgestĂŒt Neustadt/Dosse wird die Körung im Herbst bei einer Veranstaltung mit Namen Schaufenster der Besten durchgefĂŒhrt. Im Anschluss an die Körung findet eine Hengstauktion statt. Im LandgestĂŒt Moritzburg gibt es eine Verkaufspferdewoche fĂŒr junge Pferde der Rasse Deutsches Sportpferd.
Die PferdezuchtverbÀnde organisieren zahlreiche Auktionen, beispielsweise das WestfÀlische Pferdestammbuch, die Verdener Auktion, bei der Hannoveraner verkauft werden und die Auktionen des Oldenburger Pferdezuchtverbands in Vechta.
Es gibt auch private Auktionen, wie die internationale Sportpferde-Auktion PSI Sales in Ankum und die PS-Online-Auktionen, bei denen Junge Springpferde, Dressurpferde, Hengste und Fohlen verkauft werden, darunter auch Pferde vom GestĂŒt Lewitz. Es gibt auch Hybrid-Auktionen, bei denen sowohl vor Ort, als auch Online geboten werden kann.
In der Schweiz organisiert der Zuchtverband CH-Sportpferde (ZVCH) zusammen mit regionalen Veranstaltern dezentrale Verkaufsschauen fĂŒr eingetragene Schweizer Sportpferde. Er ist auch an der Organisation von Fohlenauktionen beteiligt. Der Verein Schweizer Sportpferd (VSS) organisierte 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie seine erste Online-Fohlenauktion. Der Schweizerische Freibergerverband bietet eine Online-Verkaufliste fĂŒr Freiberger an.
In Ăsterreich veranstaltet der Fohlenhof Ebbs in Tirol alljĂ€hrlich im Herbst eine Fohlenauktion fĂŒr Haflinger. Auch gibt es von der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Ăsterreichischer PferdezĂŒchter (ZAP) ein Online-Verkaufspferdeportal fĂŒr in Ăsterreich eingetragene Zuchtpferde.
VollblĂŒter werden beispielsweise ĂŒber die BBAG Sales vermarktet, die von der Baden-Badener Auktionsgesellschaft organisiert werden. Je nach Abstammung können schon auf JĂ€hrlingsauktionen hohe Preise erzielt werden.
PferdemÀrkte Bearbeiten
In allen Orten mit Marktrecht, den Marktgemeinden, gab es MĂ€rkte. Viele davon waren PferdemĂ€rkte, deren PlĂ€tze, Bauwerke oder Veranstaltungen in einigen Orten noch erhalten sind. Vieh- und PferdemarktplĂ€tze waren SpezialmĂ€rkte, die bei gröĂeren StĂ€dten meist etwas auĂerhalb lagen.
PferdemÀrkte in Irland Bearbeiten
Das irische Connemara Pony Festival in Clifden ist eine Zuchtschau und ein Pferdemarkt fĂŒr Connemara-Ponys im August, das seit 1924 besteht. Es wurde ursprĂŒnglich in Roundstone und seit 1947 in Clifden durchgefĂŒhrt. AlljĂ€hrlich werden ca. 400 Pferde verkauft. Es wird von der Connemara Pony Breeders Society veranstaltet.
PferdemÀrkte in den Niederlanden Bearbeiten
Der Zuidlaardermarkt ist ein Viehmarkt im niederlĂ€ndischen Zuidlaren im Oktober. Seit der Maul- und Klauenseuche 2001 gibt es hier keine Rinder mehr, sondern in erster Linie Pferde. Bei niederlĂ€ndischen, deutschen und belgischen PferdehĂ€ndlern ist der Pferdemarkt sehr populĂ€r geworden. Die Geschichte des Zuidlaardermarkt geht bis ins 12. Jahrhundert zurĂŒck, der erste Markt fand im Jahr 1200 statt.
PferdemÀrkte in Deutschland Bearbeiten
Der Gerhart-Hauptmann-Platz ist der ehemalige Pferdemarkt in der Hamburger Innenstadt. Vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert wurden hier PferdemĂ€rkte abgehalten. Dann wurde der Pferdehandel auf den Neuen Pferdemarkt verlegt. Die Alte Reithalle in Stuttgart ist ein bedeutendes Denkmal der Stahlarchitektur des 19. Jahrhunderts, das fĂŒr den stĂ€dtischen Pferdemarkt gebaut wurde.
Beim fĂŒnftĂ€gigen Brokser Heiratsmarkt in Bruchhausen-Vilsen im Landkreis Diepholz findet immer am letzten Markttag, dem letzten Dienstag im August der Pferdemarkt statt. In Soest findet bei der Allerheiligenkirmes ist der Pferdemarkt am Donnerstag. Der Pferdemarkt der Cranger Kirmes findet am Donnerstag vor der Kirmes statt.
Der Fohlenmarkt in Sinsheim wird jĂ€hrlich eine Woche vor Pfingsten abgehalten. Der Markt beginnt an Christi Himmelfahrt und dauert fĂŒnf Tage. Im Umfeld des Fohlenmarktes finden Reitturniere und Verbandspferdeschauen statt. In jĂŒngerer Zeit gab es wieder ein stĂ€rkeres Angebot an Pferden, nun jedoch weniger kaltblĂŒtige Arbeitspferde, sondern ĂŒberwiegend WĂŒrttemberger als Reitpferde. Den Heilbronner Pferdemarkt gibt es seit 1770. Der Kalte Markt in Ellwangen, ist zwar aus einem Pferdemarkt entstanden, es werden jedoch keine Pferde mehr gehandelt. AnlĂ€sslich des Kalten Markts findet heute unter anderem eine PferdeprĂ€mierung, ein Reiterumzug und eine Reitsport-Verkaufsmesse statt. Auch beim Mannheimer Maimarkt werden keine Pferde mehr gehandelt. Jedoch findet seit 1964 das inzwischen international ausgeschriebene Maimarkt-Turnier statt.
Beim Leonberger Pferdemarkt gibt es Seminare fĂŒr Therapeutisches Reiten und Reitlehrer, eine Hippologische Fachtagung mit prominenten Referenten aus dem Pferdesport und ein Schaureiten der Reitvereine im Reiterzentrum. Im alten Reiterstadion wird fĂŒr Kleinpferde eine PrĂ€mierung mit Showprogramm und ein Gespannwettbewerb durchgefĂŒhrt. Am Dienstagmorgens findet auf dem Marktplatz der traditionelle Pferdehandel statt. SpĂ€ter werden im Reiterstadion die GroĂpferde prĂ€miert und ein Gespannwettbewerb ausgetragen. Höhepunkt ist der groĂe Festumzug am Nachmittag mit circa 100 Wagen und Gruppen. Der Mathaisemarkt ist ein traditionsreiches FrĂŒhlingsfest in Schriesheim bei Heidelberg. Die um 1960 abgebrochene Tradition eines Pferdemarktes wurde in den 1980er Jahren wieder aufgenommen.
Beim Lukasmarkt in Mayen im rheinland-pfĂ€lzischen Landkreis Mayen-Koblenz findet der Pferdemarkt dienstags auf dem Viehmarktplatz in der Polcherstrasse statt. Das Programm zeigt einen Ăberblick ĂŒber die Pferdewelt.
Der Kaltblut-Fohlenmarkt Rottenbuch auf der Fohlenwiese ist der gröĂte Kaltblut-Fohlenmarkt Deutschlands. Dort wird seit 1558 ein Pferdemarkt veranstaltet. Beim Barthelmarkt im bayerischen Oberstimm findet der Rossmarkt (Pferde- und Fohlenmarkt) am Montagmorgen (âBarthelmarktmontagâ) statt.
Der MĂŒnchner Pferdemarkt fand ab 1883 auf dem Areal oder in der Nachbarschaft des Schlacht- und Viehhof MĂŒnchen statt und wurde ursprĂŒnglich zwei Mal wöchentlich abgehalten. Seit den 1970er Jahren wird der Pferdemarkt nur noch einmal monatlich, am ersten Samstag des Monats veranstaltet. Inzwischen wurde der MĂŒnchner Pferdemarkt nach Ingolstadt verlegt und heiĂt also Pferdemarkt Ingolstadt.
PferdemÀrkte in der Schweiz Bearbeiten
Der MarchĂ©-Concours national de chevaux ist eine jĂ€hrlich stattfindende Schau fĂŒr Freiberger-Pferde mit einem Pferderennen und einem Pferdemarkt in SaignelĂ©gier, Kanton Jura, Schweiz. Die Veranstaltung ist die zentrale BĂŒhne der Freiberger Pferdezucht. Der MarchĂ©-Concours national des chevaux wurde zum ersten Mal vom 28. bis 30. August 1897 vom Bauernverband der Freiberge organisiert.
PferdemÀrkte in Italien Bearbeiten
Der Musterplatz (italienisch Piazza della Mostra) ist ein Platz mitten im Altstadtbereich der SĂŒdtiroler Landeshauptstadt Bozen. Seinen Namen verdankt er seiner frĂŒhneuzeitlichen Funktion als Ort der militĂ€rischen Musterung. Geschichtlich wird der Musterplatz erstmals um 1450 urkundlich genannt. Er fungierte damals als Pferdemarkt, wie eine landrechtliche VerfĂŒgung belegt, wonach niemand im Stadtbereich Pferde vorfĂŒhren solle als âauf der rechten Musterstadtâ. Wenig spĂ€ter, um 1470/80, ist der heutige Name als âauff der Muster in der stat Potzenâ und âdie gmain Musterâ ausdrĂŒcklich bezeugt.
PferdemÀrkte in der Kirgisistan Bearbeiten
Der Viehmarkt von Karakol ist ein regelmĂ€Ăig, jeweils an Sonntagen stattfindender Viehmarkt in der kirgisischen Stadt Karakol, auf dem insbesondere mit Schafen und Pferden gehandelt wird.
Geschichte Bearbeiten
Europa Bearbeiten
Das Pferd war das wertvollste Tier in der Landwirtschaft, es hatte einen Wert von rund vier KĂŒhen. Beim Pferdehandel stand viel auf dem Spiel. Deshalb wurde in Norwegen schon im 13. Jahrhundert im Frostathingslov die GewĂ€hrleistung beim Pferdekauf festgelegt. Der Sachsenspiegel von Eike von Repgow, entstanden zwischen 1220 und 1235, enthĂ€lt im Dritten Buch zum Landrecht Bestimmungen zum Pferdehandel. Beispielsweise schlieĂt ein VerkĂ€ufer vor zwei Zeugen die GewĂ€hrschaft fĂŒr ein verkaufte Pferd aus.
Das Alter eines Pferdes kann mit Hilfe der ZÀhne abgeschÀtzt werden. Daher stammt die Sprichwort Einem geschenkten Gaul schaut man nicht in Maul, das es in vielen Sprachen gibt (z. B. Spanisch: A caballo regalado no le mires el diente) und schon um 1500 von Erasmus von Rotterdam in seinem Werk Adagia auf Lateinisch bezeugt ist (Equi dentes inspicere donati).
Manche PferdehÀndler galten als RosstÀuscher. Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Pferdehandel sind seit dem Mittelalter in Prozessakten vielfach bezeugt.
Deutschland Bearbeiten
Im Allgemeinen Landrecht fĂŒr die PreuĂischen Staaten von 1794 befasst sich § 205 mit den GewĂ€hrsmĂ€ngeln bei Pferden: Eine gleiche Vermuthung gilt von Pferden, bey welchen sich DĂ€mpfigkeit, HerzschlĂ€gigkeit, Kaude, wahre StĂ€tigkeit, schwarzer Staar, Mondblindheit und Rotz innerhalb Vier Wochen nach der Uebergabe hervorthun. In Deutschland wurden zum Schutz der KĂ€ufer und VerkĂ€ufer die GewĂ€hrsmĂ€ngel in der Kaiserlichen Verordnung betreffend die HauptmĂ€ngel und GewĂ€hrfristen beim Viehhandel vom 27. MĂ€rz 1899 und BGB festgeschrieben. Wenn sich ein GewĂ€hrsmangel innerhalb von 14 Tagen nach dem Kauf zeigte, konnte der KĂ€ufer RĂŒckabwicklung des Kaufes verlangen.
Mit dem Aufkommen der Eisenbahn im 20. Jahrhundert wurde es möglich Pferde ĂŒber weite Strecken zu transportieren und auch der Handel nahm Aufschwung.
Zuchtpferdehandel in Deutschland um 1900 Bearbeiten
Es wurde meistens mit Hengsten, seltener mit Stuten gehandelt. Um 1900 fand der Zuchtpferdehandel hauptsĂ€chlich in HandelsstĂ€llen statt und nicht mehr auf öffentlichen MĂ€rkten. Es gab Bestrebungen, den Zuchtbestand zu verbessern und Zuchthengste mussten aus den Zuchtgebieten beschafft werden, die in der jeweiligen Zuchtrichtung fĂŒhrend waren. Dazu bedurfte es der Vermittelung von HĂ€ndlern, welche die ZĂŒchter in den Ursprungsgebieten kannten. Es gab einen lebhaften inlĂ€ndischen Handel mit Zuchtpferden von Ost- und WestpreuĂen, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Hannover und Oldenburg nach den ĂŒbrigen Landesteilen.
Nachdem die Einfuhr von hollĂ€ndischen Zuchttieren verboten wurde, beschrĂ€nkte sich der deutsche Zuchttierhandel zu dieser Zeit im Wesentlichen auf das Inland. Nur eine kleine Zahl von Hengsten wurde aus England eingefĂŒhrt, auĂerdem gab es Handel mit Amerika, Ăsterreich-Ungarn und Belgien.
Gebrauchspferdehandel in Deutschland um 1900 Bearbeiten
Um 1900 geschah die Versorgung Deutschlands mit Reit- und leichten Wagenpferden in erster Linie von OstpreuĂen aus, das insbesondere der Armee leistungsfĂ€hige Reitpferde liefert. Oldenburg, Mecklenburg, Hannover und Schleswig-Holstein produzierten edle und schwerere Kutschpferde, Posen ein weniger edles Zugpferd und der Westen und SĂŒden das Kaltblut.
Norwegen Bearbeiten
Die norwegische VolkszĂ€hlung von 1900 listet rund 240 professionelle PferdehĂ€ndler auf. In Westnorwegen wurden Pferde gezĂŒchtet und nach Ostnorwegen und Schweden verkauft. In Westnorwegen war es aufgrund geeigneter WeideflĂ€chen gĂŒnstiger, Pferde zu zĂŒchten als im Osten. Dort war dagegen der Bedarf an Arbeitspferden fĂŒr Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Verkehr groĂ, die Pferdezucht hingegen weniger rentabel.
FĂŒr ihre Pferdezucht waren vor allem die Provinzen Sogn og Fjordane sowie MĂžre og Romsdal bekannt. Junge Pferde wurden meist vierjĂ€hrig von PferdehĂ€ndlern aufgekauft und nach Osten gebracht.
Die PferdehĂ€ndler lebten meist in Westnorwegen, zwischen den Pferdezuchtdörfern und den MĂ€rkten in Ostnorwegen und mussten ĂŒber etwas Kapital verfĂŒgen. Im FrĂŒhjahr machten sie eine Runde und kauften junge Pferde, die Pferde wurden abgeholt und verbrachten den Sommer auf den Weiden im Hochgebirge, bevor sie auf den Markt gebracht oder unterwegs verkauft werden. Pferde aus Vestland, die im Herbst auf dem Kongsberg-Markt oder in Rauland verkauft werden sollen, weideten oft ĂŒber den Sommer auf der Hardangervidda. Einige Pferde wurden bis nach Schweden und nach Nordnorwegen zum Verkauf gebracht. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurden Pferde von LĂŠrdal und Nordfjord ĂŒber die Berge zu den MĂ€rkten in Ostnorwegen getrieben. Auf dem Grundset-Markt und auch dem Markt von Levanger wurden viele Pferde ĂŒber die Landesgrenze gehandelt.
Es gab PferdemÀrkte in Oslo, ab 1640 in Kristiania und ab 1736 in Stortorvet, bis in die 1960er Jahre. In Kristiania standen auf dem Pferdemarkt vom Februar 1885 500 Pferde zum Verkauf. 1940 gab es in Norwegen 17 PferdemÀrkte und 42 Pferderennen. 1940 fand der Pferdemarkt in Levanger zweimal statt. Die wertvollsten Pferde wurden in Zeitungsannoncen beworben.
Australien Bearbeiten
In Australien gab es von 1868 bis 1887 in Adelaide in der NĂ€he der Town Hall in der Pirie Street den Tattersall's Horse Bazaar. Hier wurden Pferde und Wagen gehandelt. Es standen Mietstallungen fĂŒr die kurzfristige Unterbringung und sichere ParkflĂ€chen fĂŒr Kutschen zu VerfĂŒgung. Gleichnamige Unternehmen gab es in der Stephen Street in Melbourne und in Perth.
Tibet und China Bearbeiten
WĂ€hrend der Tang-Dynastie (618â907) entstand die Tee-Pferde-StraĂe, eine HandelsstraĂe zwischen Lhasa in Tibet und den sĂŒdchinesischen Provinzen Yunnan und Sichuan. Es wurde Ziegeltee aus Yunnan gegen Pferde aus Tibet gehandelt. Ein Kriegspferd hatte den Gegenwert von 20 bis 60 kg Tee. In der Song-Zeit zĂ€hlten Kontrollposten bis zu 2000 HĂ€ndler am Tag und zeitweise wurden bis zu 7.500 Tonnen Tee pro Jahr nach Lhasa gebracht. Die Mandschu-Herrscher (Qing-Dynastie) verboten 1735 den Import von Pferden und der Pferdehandel kam zum Erliegen.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Jörg John: Tierrecht: eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten tierrechtlichen Gesetze und Vorschriften ; ein Handbuch fĂŒr Tierhalter, TierhĂŒter und Tierliebhaber und fĂŒr all diejenigen, die es gerne werden wollen. SV SAXONIA Verlag 2007, ISBN 978-3-937951-81-2, S. 57.
- Ich verkaufe kein dreijÀhriges Pferd unter 8500 Franken, Anja Tschannen, 6. April 2016, Schweizer Bauer
- Alles was Recht ist: Der (Selbst-)Betrug beim Pferdekauf, Zeitschrift Dressur-Studien, 2. MĂ€rz 2016.
- Die Sache mit den Schlachtpferden, Patrick Andrikowski, Blog
- Schlachtpferd kaufen â Tiere in Not retten, markt.de
- Das GeschÀft mit den Beistellpferden, Gabriele Pochhammer, St. Georg, 1. Oktober 2019.
- Auf den Spuren eines PferdehÀndlers, Panorama 3, NDR, 26. September 2017
- Gibt es fĂŒr Galopper ein Leben nach der Rennbahn?, FNCH, 16 Januar 2017
- Pferderecht: Was ist, wenn das gekaufte Reitpferd tragend war?, Nora Dickmann, Mein Pferd, 28. Oktober 2020
- Pferdekauf, markt.de
- Otto Renkewitz: Handbuch der Tierheilkunde. Dresdner Verlagshandlung M.O. Groh, Dresden 1921 (Kapitel âPferdehandelâ).
- Definition Pferdehandel, viehhandel-schweiz.ch, PDF
- Export-Import, www.islandpferde-loftkastali.com
- Neue Bestimmungen Pferde-Import/-Export treten heute in Kraft, Kavallo, 11. Oktober 2021
- Pferde, Bundesamt fĂŒr Zoll und Grenzsicherheit, Schweizerische Eidgenossenschaft
- Mast.is DĂœraeigendur / Hross / Innflutningur, islĂ€ndische Lebensmittelagentur MAST (is)
- BÊklingur MAST - Protect Icelandic animals from infectious diseases, islÀndische Lebensmittelagentur MAST (en)
- The Faroese Horse, www.nordgen.org
- Horses Vaccinated Summer Eczema, www.horsesoficeland.is
- Auktion Marbach, Haupt- und LandgestĂŒt Marbach
- Auktion Neustadt Dosse, Brandenburgisches Haupt- und LandgestĂŒt Neustadt/Dosse
- Verkaufspferdewoche, SĂ€chsischen GestĂŒtsverwaltung
- DSP-Adventssterne, Pferdezuchtverband Rheinland-Pfalz-Saar
- 61. WestfÀlische Elite-Auktion, WestfÀlisches Pferdestammbuch
- Verdener Auktionen â Ihr Pferd aus Verden
- oldenburger-pferde.com
- Geschichte PSI Auktion
- Ăber die PS-Online-Auktionen
- 1. Hof Kasselmann Hybrid Auktion, Hof Kasselmann, 8. August 2020.
- Hof Kasselmann Hybrid Auction Kollektion, Hof Kasselmann
- ZVCH Verkaufsschauen
- 1. Online Swiss Elite Fohlenauktion, Verein Schweizer Sportpferd
- fm-ch.ch
- Tiamanta â das begehrteste Fohlen bei der 54. Haflinger Fohlenauktion, Fohlenhof Ebbs
- pferdezucht-austria.at
- BBAG Sales, Baden-Badener Auktionsgesellschaft
- Connemara Pony Festival 2018
- Pferdemarkt am Montag, Markt Manching, Ăffentliche Verwaltung
- (Nicht mehr online verfĂŒgbar.) Bundesamt fĂŒr Kultur, archiviert vom 2. Januar 2019; abgerufen am 22. Juli 2019. am  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprĂŒft. Bitte prĂŒfe Original- und Archivlink gemÀà Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Karl Theodor Hoeniger: Bozner Jahrbuch fĂŒr Geschichte, Kultur und Kunst 5. 1931/1934. Bozen: Vogelweider 1934, S. 58.
- Hannes Obermair: Bozen SĂŒd â Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Ăberlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 141â142, Nr. 1111.
- Flechtner, Stephan, Trescher Verlag GmbH: ReisefĂŒhrer Kirgistan Zu den Gipfeln von Tien-Schan und Pamir. 6., aktualis. Auflage, revidierte Ausgabe. Berlin, ISBN 978-3-89794-483-1, S. 212.
- Frostathingslov X, 35 Norges gamle Love, Herausgegeben von R. Keyser, P. A. Munch, Chr. Gröndahl, 1847 (Bind 1, S. 119â258)
- Frostathingslov X, 41 und 45 Norges gamle Love, Herausgegeben von R. Keyser, P. A. Munch, Chr. Gröndahl, 1847 (Bind 1, S. 119â258)
- Frostathingslov X, 46 Norges gamle Love, Herausgegeben von R. Keyser, P. A. Munch, Chr. Gröndahl, 1847 (Bind 1, S. 119â258)
- Sachsenspiegel, Folio 43r, WolfenbĂŒtteler Handschrift, Herzog August Bibliothek, WolfenbĂŒttel
- Hardangervidda, Verlag GrĂžndahl, Oslo 1979.
- HartschlĂ€chtigkeit, Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857â1865
- Handbuch der Medicinal-und SanitĂ€tspolizei : nach eigenen Erfahrungen und nach dem neuesten Standpunkt der Wissenschaft und der Gesetzgebung fĂŒr Aerzte und Verwaltungsbeamte, nebst einem Anhang: Die VeterinĂ€r-Medicinal-Polizei, Adolph Lion, Iserlohn, 1862, S. 547.
- Wikisource: Verordnung, betreffend die HauptmĂ€ngel und GewĂ€hrfristen beim Viehhandel (Deutsches Reich, 1899) â Quellen und Volltexte
- Brockhaus Ausgabe 1903, Band 16, Seite 322
- Vieh- und Fleischhandel, Meyers GroĂes Konversations-Lexikon, 1905
- Fjordhesten i Norge, Arne M. Bekken, 1986.
- Olaf A. Lwefdal â Mitt liv med fjordhester, Jarle Hammer, 1986.
- Norges land og folk: topografisk-statistisk beskrevet : topografisk-statistisk beskrivelse over, Verlag Aschehoug, Kristiania 1913.
- Hesten var nĂždvendig, Nils Jarmann, Verlag I kommisjon hos Landbruksforlaget, Oslo 1989, ISBN 82-529-1391-1.
- Silkroad Foundation, Adela C.Y. Lee: The âAncient Tea and Horse Caravan Road,â the âSilk Roadâ of Southwest China. In: silkroadfoundation.org. Abgerufen am 3. November 2018.
- THE TEA-HORSE TRADE ROUTE. In: the-wanderling.com. Abgerufen am 3. November 2018.