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Pachnolith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide mit der chemischen Zusammensetzung NaCaAlF6 H2O 2 PachnolithPachnolith aus Ivittuut Gronland Bildbreite 1 5 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Phn 1 Andere Namen PyroconitChemische Formel NaCaAlF6 H2O 2 Na 9 Ca 8 AlF6 H2O 3 Mineralklasse und ggf Abteilung HalogenideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana III B 04 III C 02 010 3 CB 40 11 06 05 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe F2 d Nr 15 Stellung 10 Vorlage Raumgruppe 15 10 4 Gitterparameter a 12 117 4 A b 10 414 3 A c 15 680 4 Ab 90 37 2 4 Formeleinheiten Z 16 4 Haufige Kristallflachen 110 111 221 001 5 Zwillingsbildung allgemein nach 100 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 5 Dichte g cm3 gemessen 2 965 bis 3 008 berechnet 2 97 5 Spaltbarkeit undeutlich bis gut nach 001 5 Bruch Tenazitat uneben sprode 5 Farbe farblos weiss 5 Strichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz 5 KristalloptikBrechungsindizes na 1 411 6 nb 1 413 6 ng 1 420 6 Doppelbrechung d 0 009 6 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 66 3 bis 76 5 Pachnolith kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt nach der c Achse 001 dunne prismatische und gestreifte bis zu acht Zentimeter grosse Kristalle mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Das Mineral ist im Allgemeinen farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein Entsprechend ist auch dessen Strichfarbe weiss Gelegentlich wirkt Pachnolith auch gelblich rotlich oder braunlich aufgrund von Uberkrustung mit verschiedenen Eisenoxiden Mit einer Mohsharte von 3 gehort Pachnolith bereits zu den mittelharten Mineralen dass sich ahnlich wie das Referenzmineral Calcit Harte 3 mit einer Kupfermunze ritzen lasst Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Modifikationen und Varietaten 7 Bildung und Fundorte 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenAuf der Suche nach geeigneten Mineralproben fur ein Studium der Kristallmorphologie von Kryolith bekam Adolph Knop die Gelegenheit eine Lieferung gronlandischen Kryoliths aus der Kryolith Lagerstatte nahe Ivittuut auch Ivigtut beim Fabrikanten Giulini in Ludwigshafen bei Mannheim zu durchsuchen In einigen Proben fanden sich auch Drusenraume mit verschiedenen Formen kleiner farbloser und stark glanzender Kristallchen Die chemische Analyse ergab allerdings dass hier kein Kryolith Na3AlF6 vorlag sondern ein bisher unbekanntes Mineral dass Knop als Hydrat eines an Calcium sehr reichen Kryoliths Er benannte das Mineral in seiner Erstbeschreibung 1863 nach dem griechischen Wort paxnh pachne fur Reif oder Rauhreif da Pachnolith eine reifartige Kruste auf den Kryolithproben bildete 7 Unabhangig von Knop entdeckte auch Friedrich Wohler in einer Sendung Kryolithproben aus dem Kryolithlager auf Gronland dass er von Dr Friedburg aus Christianssand ein Mineral das sich vom Kryolith unterschied Die farblosen vor allem in Drusenraumen regelmassig ausgebildeten Kristalle von teilweise Kubikzentimeter Grosse waren wurfelahnlich mit treppenartiger Streifung auf den Oberflachen und zeigten einen starken Perlmuttglanz Aufgrund von dessen charakteristischem Verhalten vor dem Lotrohr zu zerstauben und in einer Rohre erhitzt unter Gerauschentwicklung zu feinem Pulver zu zerfallen wollte Wohler das Mineral nach den griechischen Wortern pyr pyr fur Feuer und xonis konis fur Pulver als Pyroconit bezeichnen Er erinnerte sich dann jedoch an die bereits von Adolph Knop veroffentlichte Beschreibung eines mit Kryolith vorkommenden Fluorminerals und erkannte anhand der praktisch ubereinstimmenden chemischen Zusammensetzung das hier trotz des unterschiedlichen Kristallhabitus das gleiche Mineral vorlag 8 Ein Aufbewahrungsort fur das Typmaterial des Minerals ist nicht bekannt 5 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Pachnolith zur Mineralklasse der Halogenide und dort zur Abteilung der Doppelhalogenide wo er zusammen mit Thomsenolith die Thomsenolith Gruppe mit der System Nr III B 04 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr III C 02 10 In der Lapis Systematik entspricht dies der verfeinerten Abteilung Doppelhalogenide meist mit OH H2O mit Fluoriden in den Gruppen C 01 bis C 05 wo Pachnolith zusammen mit Tomsenolith und Yaroslavit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet Stand 2018 9 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Pachnolith in die neu definierte Abteilung der Komplexen Halogenide ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Insel Aluminofluoride Neso Aluminofluoride zu finden ist wo es ebenfalls zusammen mit Thomsenolith die Thomsenolithgruppe mit der System Nr 3 CB 40 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pachnolith in die Klasse der Halogenide und dort in die Abteilung der Komplexen Halogenide Aluminiumfluoride ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 11 06 05 innerhalb der Unterabteilung Komplexe Halogenide Aluminiumfluoride mit verschiedenen Formeln zu finden Chemismus BearbeitenDer idealisierten chemischen Zusammensetzung von Pachnolith NaCaAlF6 H2O nach besteht das Mineral im Verhaltnis aus je einem Teil Natrium Na Calcium Ca und Aluminium Al sowie sechs Teilen Fluor F und einem Teil Kristallwasser H2O Dies entspricht einem Massenanteil Gewichts von 10 35 Gew Na 18 05 Gew Ca 12 15 Gew Al 51 33 Gew F und 8 12 Gew H2O 11 Die bisher analysierten Mineralproben aus Ivittuut Gronland und St Peters Dome im El Paso County Colorado USA stellten sich als sehr stoffrein mit nur geringen Abweichungen in der Zusammensetzung heraus 5 Kristallstruktur BearbeitenPachnolith kristallisiert monoklin in der Raumgruppe F2 d Raumgruppen Nr 15 Stellung 10 Vorlage Raumgruppe 15 10 mit den Gitterparametern a 12 117 4 A b 10 414 3 A c 15 680 4 A und b 90 37 2 sowie 16 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Kristallstruktur von Pachnolith nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen StandardausrichtungFarbtabelle Na 0 Ca 0 Al 0 F 0 O 0 HEigenschaften BearbeitenNeben dem bereits beschriebenen charakteristischen Verhalten vor dem Lotrohr zu zerstauben zersetzt sich das Mineral beim Erhitzen im Glaskolben und bildet einen weissen Nebel der sich als Sublimat an den Glaswanden absetzt Der Ruckstand ist leicht schmelzbar und erstarrt beim Erkalten zu einem weissen stark durchscheinenden Email 7 Pachnolith lost sich gut in Schwefelsaure wobei sich der giftige Fluorwasserstoff bildet Beim Erwarmen mit der Saure schwillt Pachnolith kleisterartig an und lost sich nach dem Verdampfen der uberschussigen Schwefelsaure beim Kochen mit salzsaurehaltigem Wasser bis auf einen Rest von Gips auf 7 Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp Pachnolith mit Thomsenolith vergesellschaftetDie Verbindung NaCaAlF6 H2O ist dimorph und kommt neben dem monoklin kristallisierenden Pachnolith noch als ebenfalls monoklin jedoch mit anderer Raumgruppe und anderen Gitterparametern kristallisierender Thomsenolith vor Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp teilweise mit Eisenoxiden uberwachsenes Pachnolith Aggregat aus der Ivigtut Kryolithlagerstatte GronlandPachnolith bildet sich sekundar als Umwandlungsprodukt aus Kryolith oder anderen alkalischen Aluminiumfluoriden und findet sich meist in Pegmatiten wo als Begleitminerale neben Kryolith und Thomsenolith unter anderem noch Chiolith Elpasolith Fluorit Hydrokenoralstonit und Sellait auftreten konnen 5 Als seltene Mineralbildung konnte Pachnolith nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei bisher weltweit rund 20 Fundorte dokumentiert sind Stand 2020 12 Seine Typlokalitat die Kryolith Lagerstatte bei Ivittuut ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort auf Gronland In Deutschland kennt man das Mineral bisher nur aus Bayern genauer vom Quarzfelsen Kreuzberg in Pleystein und der Feldspat Grube Cornelia bei Hagendorf Sud im Oberpfalzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab Weitere bekannte Fundorte in Europa sind zudem die Murskelouhos Pegmatite bei Kotka in der finnischen Landschaft Kymenlaakso und die Alkaligranite Ekerit von Gjerdingselva auch Gjerdingen bei Lunner in der norwegischen Provinz Viken ehemals Oppland Daneben fand man Pachnolith noch am Cerro Blanco nahe Tanti in der argentinischen Provinz Cordoba am Serra Branca bei Pedra Lavrada im brasilianischen Bundesstaat Paraiba im Tagebau Nr 69 auch Gasbergs Topas Kryolith Schacht im Ilmengebirge in der Oblast Tscheljabinsk und die Tantal Niob Lagerstatte Katugin auch Katuginskoye in der Region Transbaikalien in Russland in den subalkalischen bis alkalischen Graniten des Perzhanskoe Erzfeldes in der ukrainischen Oblast Schytomyr englisch Zhytomyr sowie in mehreren Gruben im Bergbaudistrikt Cheyenne im El Paso County und den Goldie Karbonatiten im Fremont County von Colorado in den Sedimenten der Tampa Bay in Florida den Zapot Pegmatiten in der Gillis Range bei Fitting im Mineral County von Nevada und den aluminiumfluoridhaltigen Pegmatiten der Morefield Mine Winterham im Amelia County von Virginia in den Vereinigten Staaten von Amerika 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenA Knop Ueber Pachnolith ein neues Mineral In Annalen der Chemie und Pharmacie Band 127 1863 S 61 68 doi 10 1002 jlac 18631270108 rruff info PDF 318 kB abgerufen am 6 September 2020 F Wohler Ueber den Pachnolith von Gronland In Nachrichten von der Konigl Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg Augusts Universitat Nr 23 1875 S 609 612 digizeitschriften de abgerufen am 8 September 2020 G Leonhard H B Geinitz Neues Jahrbuch fur Mineralogie Geologie and Palaontologie Schweizerbart sche Verlagshandlung Stuttgart 1876 S 58 59 849 854 archive org F C Hawthorne R B Ferguson The crystal structure of pachnolite In The Canadian Mineralogist Band 21 1983 S 561 566 englisch rruff info PDF 595 kB abgerufen am 6 September 2020 Richard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 413 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pachnolith Sammlung von Bildern Pachnolith In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 September 2020 Pachnolite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 6 September 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Pachnolite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 6 September 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated September 2020 PDF 2 44 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Juli 2020 abgerufen am 6 September 2020 englisch Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 163 englisch a b c F C Hawthorne R B Ferguson The crystal structure of pachnolite In The Canadian Mineralogist Band 21 1983 S 561 566 englisch rruff info PDF 595 kB abgerufen am 6 September 2020 a b c d e f g h i j k l Pachnolite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 73 kB abgerufen am 6 September 2020 a b c d Pachnolite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 September 2020 englisch a b c A Knop Ueber Pachnolith ein neues Mineral In Annalen der Chemie und Pharmacie Band 127 1863 S 61 68 doi 10 1002 jlac 18631270108 rruff info PDF 318 kB abgerufen am 6 September 2020 F Wohler Ueber den Pachnolith von Gronland In Nachrichten von der Konigl Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg Augusts Universitat Nr 23 1875 S 609 612 digizeitschriften de abgerufen am 8 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