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Organisationstheorien haben den Zweck Organisationen ihr Entstehen ihr Bestehen und ihre Funktionsweise zu erklaren Der Begriff Organisation steht dabei sowohl fur den Prozess des Organisierens als auch fur die funktionale Entitat Es existiert eine Vielzahl von Organisationstheorien Allen Ansatzen ist ihr Objektbereich die Organisationen gleich wahrend sie jeweils bestimmte Aspekte untersuchen Die Theorien spielen in unterschiedlichen Disziplinen wie der Organisationssoziologie der Organisationspsychologie der Betriebswirtschaftslehre und der Verwaltungswissenschaft eine Rolle Im Kontext von Organisationstheorien spricht man hier auch von Organisationswissenschaft Organizational Behavior stellt ein besonderes interdisziplinares Fachgebiet dar Sie alle stehen letztlich unter dem von Eberhard Witte aufgestellten Grundsatz Ein organisierter Arbeitsablauf ist effizienter 1 als ein unorganisierter Arbeitsablauf 2 Inhaltsverzeichnis 1 Max Webers Burokratieansatz 2 Scientific Management und Taylorismus 3 Managementlehre 4 Human Relations Ansatz 5 Verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie 6 Situative Ansatze 7 Neoinstitutionalistische Ansatze 8 Institutionenokonomische Ansatze 9 Strukturationstheoretischer Ansatz 10 Soziotechnischer Ansatz 11 Systemtheoretische Ansatze 12 Population Ecology Ansatz 13 Sozialpsychologischer Ansatz 14 Literatur 15 Weblinks 16 EinzelnachweiseMax Webers Burokratieansatz BearbeitenMax Weber stellte Ende des 19 Jahrhunderts die Burokratie in Zusammenhang mit dem Prozess der Rationalisierung d h mit der sich im Laufe der Geschichte steigernden Fahigkeit des Menschen sich mit der naturlichen und sozialen Umwelt geistig auseinanderzusetzen und gestaltend in sie einzugreifen 3 Die Rationalisierung geschah nach Webers Ansicht auf drei Ebenen auf der Ebene der praktischen Lebensfuhrung auf der Ebene der Weltbilder und Glaubenssysteme auf der Ebene der Institutionen Webers Uberlegungen begannen auf der Ebene der Weltbilder und Glaubenssysteme Hier sah er ein magisches Weltbild vorliegen welches es seiner Ansicht nach zu entzaubern galt Dieses Weltbild verhindere dass der Mensch die Weltbeherrschung ubernehmen konnte da bei jeder Arbeit stets mit der Verargerung eines Gottes gerechnet werden musste Im Laufe der Geschichte konnte das calvinistische Weltbild Gott und die Welt trennen wodurch die Welt restlos entzaubert 4 war Nach Webers Ansicht geht diese Entzauberung der Weltbilder mit einer Rationalisierung der Institutionen einher Hier entwickelte er drei Idealtypen der Herrschaft die eine jeweils unterschiedlich stark ausgepragte Rationalitat besitzen charismatische Herrschaft basiert z B auf Heldenkraft traditionale Herrschaft basiert auf Traditionen legale Herrschaft basiert auf Legitimitat Lediglich die legale Herrschaft ist laut Weber rational die beiden anderen Typen sieht er als vorrationale Formen an Die Rationalitat der legalen Herrschaft basiert lt Weber auf der Sachlichkeit Unpersonlichkeit und Berechenbarkeit 5 Schliesslich sieht Weber die Burokratie als reinste Form der legalen Herrschaft an Die Burokratie zeichnet sich durch personenunabhangige Arbeitsteilung Amtshierarchie Amtsfuhrung sowie eine Aufgabenerfullung aus welche auf Schriftstucken basiert 6 Problematisch ist allerdings dass die hohe Rationalitat der Burokratie die praktische Lebensfuhrung des Einzelnen stark einschrankt und diese ebenfalls rationalisiert Darunter wird konkret verstanden dass die Lebensfuhrung methodisch und konsistent nach eigenen Wertorientierungen nach freiem Ermessen zu gestalten ist 7 Um dieses Dilemma welches sowohl die in der Burokratie Tatigen als auch Aussenstehende wie z B Burger betrifft zu losen schlagt Weber vor die Burokratie von einer charismatischen Spitze und Industrieunternehmen von eigenverantwortlichen Unternehmern fuhren zu lassen Insgesamt wird der Ansatz Webers im wissenschaftlichen Diskurs positiv bewertet z B von Jurgen Habermas Ausserhalb der Wissenschaft besteht ebenfalls eine hohe Akzeptanz da eine Nachvollziehbarkeit aus der Alltagserfahrung heraus besteht Kritisch wird allerdings diskutiert dass es entgegen Webers Annahmen dazu kam dass mit der Entwicklung der Burokratie die Individualitat und die Kreativitat zugenommen habe Als Beleg konnen bspw die Wissenschaft und die Kunst herangezogen werden die trotz burokratischer Verwaltung neue Stile kreieren oder konkurrierende Theorien entwickeln 8 Scientific Management und Taylorismus BearbeitenDer Taylorismus ein auf Frederick Winslow Taylor zuruckgehender Ansatz verwissenschaftliche die einfache Managementlehre Taylor identifizierte nicht nur bewahrte Praxismethoden in Organisationen sondern formte diese auch in konkrete optimierende Anwendungsregeln um Dabei nutzte Taylor das Experiment als genaues methodisches Prinzip um allgemeine Organisationsprinzipien ableiten zu konnen und diese zu optimieren Da die beobachteten Arbeitsablaufe zu zuverlassigen Ergebnissen fuhren sollten erhohte Taylor den Lohn der beobachteten Arbeiter 9 Taylor identifizierte vor allem durch seine Zeit und Bewegungsstudien bei denen er die Bewegungsablaufe und Arbeitsleistungen bei veranderten Bedingungen genauestens beobachtete vier allgemeine Organisationsprinzipien Das erste ist die Trennung von Hand und Kopfarbeit und verfolgt das Ziel wissenschaftliche Werte an die Stelle von Faustregeln zu setzen 10 Dieses Prinzip fordert die Trennung von ausfuhrender und vorschreibender Arbeit Das zweite Prinzip ist eng mit dem ersten verbunden und betrifft Pensum und Bonus bei der Arbeit Taylor vertrat die Ansicht dass die Arbeiter durch materielle Anreize wie Bonus oder Pramienzahlungen fur die Erledigung eines bestimmten Pensums zu motivieren sind Dabei stellte Taylor fest dass die Meister mit der Berechnung der Hohe von Pramie und Arbeitspensum uberfordert waren Daher empfahl er die Einrichtung eines Arbeitsburos und die Einfuhrung eines Funktions oder Tatigkeitssystem bei dem jeder Meister eine bestimmte Kontrollaufgabe ubernimmt Das dritte Prinzip betrifft die Auslese und Anpassung der Arbeiter Taylor wollte einen erstklassigen Arbeiterstamm 11 bei dem jeder Arbeiter entsprechend seiner Fahigkeiten eingesetzt wird Das vierte Prinzip widmet sich schliesslich der Versohnung zwischen Arbeitern und Management durch die Herrschaft von Experten und dem Ziel durch erhohte Effizienz sowohl die Lohne des Managements als auch die der Arbeiter zu erhohen 12 Die Kritik an Taylors Ansatz ruhrt stark an der Wissenschaftlichkeit So formuliert Kieser Wissenschaftliche Betriebsfuhrung ist eine Wissenschaft ohne Theorie 13 und betont weiter das Experiment sei ein Hilfsmittel zur Theorieuberprufung und nicht zur Theoriebildung Ebenso hat Taylor keinerlei fur sozialwissenschaftliche Experimente geltende Kriterien eingehalten Auch hat Taylor seine Hypothesen hinsichtlich seines negativen Menschenbildes nicht uberpruft sondern als gegeben gesehen Ausserdem wird Taylor vorgeworfen seine Daten manipuliert zu haben und betont dass eine genaue Uberprufung einer von seinem Ansatz ausgehenden Effizienzsteigerung nicht moglich sei Kieser fuhrt weiter aus dass die Wirksamkeit des Taylorismus welche sich insbesondere im von Taylor inspirierten Fordismus zeigt nicht deshalb erzeugt wurde weil eine adaquate Theorie zugrunde lag sondern weil seine Anwendung tatsachlich die Kontrolle des Managements uber die Arbeiter ausbaute und damit zur Disziplinierung der Arbeiter wesentlich beitrug 14 Weitere Aspekte kritischer Diskussion sind die Reduzierung des Menschen auf die Verubung einer einzigen zweckgerichteten monotonen Tatigkeit die gesundheitlichen Konsequenzen und die Dequalifizierung der Arbeiter 15 Managementlehre BearbeitenDie Managementlehre wird als Lehre der Guten Praxis verstanden Also als Lehre die auf bewahrte Methoden im Organisationsalltag also auf Organisationsprinzipien zuruckgreift Solche Organisationsprinzipien haben in der Praxis den Vorteil dass sie Komplexitat der Arbeitsgestaltung vermindern Versuche die beste Praxis in Leitfaden und Handbuchern zusammenzufassen gibt es schon seit vier Jahrtausenden So finden sich beispielsweise aus Zeiten des Pyramidenbaus im alten Agypten Empfehlungen wie mit unzufriedenen Arbeitern umzugehen sei oder im chinesischen Reich der Choudynasty ein Handbuch zur Verwaltung des Reiches Haufig betreffen die aus der Praxis abgeleiteten Regeln die Arbeitsteilung Schon Platon verwies auf diese Im Mittelalter waren dann Kloster fur die Formulierung von Organisationsregeln zentral Im Merkantilismus setzte sich die Einsicht durch dass der Volkswohlstand durch Eingriffe in die Wirtschaft durch die Grundung von Arbeitshausern und Manufakturen etwa gesteigert werden konne 16 Weiter spezifiziert wurden die Vorteile der Arbeitsteilung dann u a von Adam Smith der die Produktion von Stecknadeln untersuchte Wenig spater stellte Ure Regeln zur Organisation der Arbeit und Stellenbesetzung auf und verwies hierbei explizit auf die Vorteile der mechanischen Wissenschaft als Substitut fur die Unzuverlassigkeit der menschlichen Natur 17 Babbage machte deutlich dass man durch die Arbeitsteilung effizienter wirtschaftet wenn nur noch die direkt fur die Tatigkeit benotigten Qualifikationen vom Unternehmen gekauft werden Babbage Prinzip Neben der Arbeitsteilung sind ein weiteres fruh erkanntes Effizienzkriterium der Managementlehre die Anleitungen fur umfassende und zweckmassige Formalisierung 18 und die u a von Fayol geforderte Einheit der Auftragserteilung Kritisiert werden an der einfachen Managementlehre vor allem vier Aspekte Der erste beschaftigt sich mit der fehlenden Spezifizierung der Bedingungen fur die Gultigkeit von Organisationsprinzipien So lasst sich keine allgemeingultige Aussage uber optimale Leitungsspannen noch uber die Einheit der Auftragserteilung herleiten Der zweite Aspekt kritisiert die Wertgeladenheit So wird argumentiert dass Organisationsprinzipien und die hinter ihnen stehenden Ideologien 19 sich selbst bestatigen D h es werden Rahmenbedingungen fur das Gelingen der gewahlten Organisationsprinzipien geschaffen die fur deren Erfolg sorgen Ausserdem fehle es an Begrundungen dafur warum das ausgewahlte Prinzip das Beste sein solle Der dritte Aspekt thematisiert die Vergangenheitsorientierung von Organisationsprinzipien und die damit verbundene konservative Wirkung welche daraus resultiert dass sich in der Vergangenheit gezeigt hat welche Prinzipien sich bei vergangenen Problemen als die besten bzw bewahrtesten bewiesen haben Der vierte kritisierende Aspekt zielt auf Modewellen So werde zwar uber Organisationsmoden geredet und das Reden uber die Organisation als solche verandert aber die Strukturen und Ablaufe blieben die gleichen 20 Human Relations Ansatz BearbeitenDer Ursprung der Human Relations Bewegung sind die Hawthorne Experimente in denen die Wirkungen der Arbeitsbedingungen auf die Arbeitsleistung untersucht wurden Die Kernaussage dieses Ansatzes ist dass der Mensch ein soziales Wesen ist und nach eigenen Gesetzen funktioniert Daraus folgt dass eine positive Einstellung gegenuber der Arbeit bei den Mitgliedern der Organisation und den Vorgesetzten zu einer hohen Zufriedenheit fuhrt Diese Zufriedenheit bewirkt wiederum eine hohe Arbeitsleistung Die Organisationsentwicklung OE grundet auf Erkenntnissen aus der gruppendynamischen Laboratoriumsmethode NTL Institut und dem Survey Feedback Die Betroffenen zu Beteiligten Machen ist ein Kernkonzept der OE und hat auch in vielen anderen Methoden Eingang gefunden Gemeinsame Lernprozesse werden initiiert und methodisch begleitet Durch geplanten sozialen Wandel werden die Fahigkeiten aller Beteiligten und der Organisation als Ganzes fur Entwicklung und Veranderung genutzt Dabei werden die Gesetzmassigkeiten sozialer Gemeinschaften genutzt und wie beim Human Relations Ansatz die Interessen der Mitarbeiter berucksichtigt OE wird in grossen Firmen in Verwaltungen Kirchen sozialen Einrichtungen und der Armee eingesetzt Im Anschluss an die Human Relations Bewegung entwickelte sich mit der Motivationstheorie eine Forschungsrichtung die das menschliche Verhalten zum Gegenstand hat Es wird hauptsachlich der Zusammenhang zwischen Motivation bzw Frustration Zufriedenheit und Leistung untersucht Als Vertreter sind vor allem Abraham Maslow Douglas McGregor und Frederick Herzberg zu nennen Maslow entwickelte die Bedurfnispyramide und klassifizierte die handlungsbestimmenden Motive des Menschen in ein Funf Stufen Schema Douglas McGregor ging mit seiner X Y Theorie davon aus dass jede Fuhrungsentscheidung durch ein bestimmtes Menschenbild gepragt wird Die Kernaussage der Zweifaktoren Theorie von Frederick Herzberg besagt hingegen dass der Arbeitsinhalt also die Hygienefaktoren und die Motivatoren die Motivation massgeblich bestimmen Verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie BearbeitenAuch die Werte und Wahrnehmungen der Mitglieder ihr unvollstandiges Wissen ihre Anerkennung von Meinungsfuhrern ihre Loyalitat gegenuber Autoritaten sowie spezifische Kommunikationsformen und barrieren und Gruppenzwange beeinflussen den Entscheidungsprozess Einer der fruhen Theoretiker des Entscheidungsverhaltens in Organisationen ist Herbert A Simon der schon 1945 auf die begrenzte Rationalitat organisatorischer Entscheidungen hinwies 21 Der mikropolitische Ansatz der Organisationstheorie fokussiert demgegenuber die bewusste strategische Beeinflussung von Entscheidungen in Organisationen Situative Ansatze Bearbeiten Hauptartikel Situativer Ansatz In dem auch als Kontingenztheorie bezeichneten situativen Ansatz wird der Fokus auf die formale Struktur einer Organisation gelegt um ihre Effizienz im Hinblick auf ihre Organisationsziele zu erklaren Dabei wird nicht von einem universell gultigen Modell einer Organisationsstruktur ausgegangen durch dessen Anwendung moglichst hohe Effizienz erreicht werden kann sondern die Organisationsstruktur wird in Abhangigkeit zur Situation der Organisation betrachtet an die sie sich jeweils anpasst Eine zu Grunde liegende Annahme dabei ist dass sich die Organisationsstruktur direkt auf das Verhalten der Organisationsmitglieder auswirkt Diese Forschungsperspektive ergab sich nicht zuletzt im Anschluss an die Beobachtung einer Vielzahl von unterschiedlichen Organisationsstrukturen deren Abweichungen von einem idealen Modell keine Verluste hinsichtlich ihrer Effizienz mit sich brachten Das Anliegen des Situativen Ansatzes soll mit Hilfe eines Forschungsprogramms erfullt werden wozu zunachst vier Vorarbeiten notwendig sind I Die formale Organisationsstruktur muss als abhangige Variable operationalisiert also spezifiziert und messbar gemacht werden Dies wird klassischerweise anhand von funf Dimensionen gemacht die von Max Webers Burokratiekonzept abgeleitet sind 1 Arbeitsteilung 2 Standardisierung 3 Zentralisierung 4 Formalisierung 5 Konfiguration 22 II Die Situation der Organisation muss als unabhangige Variable operationalisiert werden Dies erfolgt ohne theoretische Ableitung Unterschieden wird dabei zwischen einer internen Situation und einer externen Situation Dimensionen mit denen Erstere beschrieben werden kann sind zum Beispiel die Grosse und das Alter der Organisation sowie Verfahrensablaufe und Fertigungstechniken Die externe Situation kann nochmal in eine aufgabenspezifische Umwelt zu der zum Beispiel die Konkurrenzverhaltnisse zahlen und eine globale Umwelt zu der gesellschaftliche und kulturelle Bedingungen zahlen unterteilt werden 23 Zuletzt muss die auch das Verhalten der Mitglieder und die Effizienz der Organisation operationalisiert werden Angenommen wird dabei eine Steuerung des Verhaltens der Mitglieder uber die Organisationsstruktur welches sich je nach situativer Angepasstheit der Organisation als effizient oder ineffizient gestaltet Aufgrund der Problematik solche Zusammenhange empirisch zu fassen wurde dieser Aspekt in Studien kaum berucksichtigt 24 III Der Situative Ansatz verfugt uber keine Theorie aus der Hypothesen zur empirischen Uberprufung abgeleitet werden Da es sich im Wesentlichen um ein Forschungsprogramm handelt dessen Ergebnisse mittels Ad hoc Annahmen erklart werden 25 mussen Forschungsdesigns und Methoden entwickelt werden mit denen Form Richtung und Starke eines Zusammenhangs zwischen der formalen Struktur und der Situation der Organisation in Hinblick auf ihre Effizienz gemessen werden kann 26 Die Forschungsarbeiten bedienten sich dabei in der Regel grosser Mengen an Daten die durch Regressions oder Pfadanalysen verarbeitet wurden Wichtige Vertreter zur Ausarbeitung Ansatzes waren eine Forschergruppe an der University of Chicago um Peter Blau und die Aston Gruppe um Derek S Pugh in Birmingham Im Situativen Ansatz wird der formalen Organisationsstruktur eine zentrale Bedeutung beigemessen wahrend Entscheidungsprozesse nicht berucksichtigt werden wodurch er sich von der Verhaltenswissenschaftlichen Entscheidungstheorie abgrenzt Durch ein Ausblenden der Akteursperspektive unterscheidet sich der Ansatz zudem stark von Institutionenokonomischen und Human Relation Ansatzen Anschlussmoglichkeiten lassen sich zu Neoinstitutionalischen Ansatzen finden in denen die formale Organisationsstruktur ebenfalls an zentraler Stelle steht und das Verhaltnis von Organisationen zu ihrer Umwelt beleuchtet wird Eine Liste der Kritikpunkte am Situativen Ansatz ist lang 27 Neben methodischen Mangeln und der Theorielosigkeit des Ansatzes wird dabei unter anderem kritisiert dass die Annahme eines deterministischen Einfluss der Situation auf die Organisationsstruktur nicht haltbar ist dass keine Erklarung der Anpassung der Organisationsstruktur erfolgt dass Herrschaft nicht berucksichtigt wird oder dass eine angemessene Berucksichtigung der Handlungen und Intentionen der Organisationsmitglieder ausbleibt 28 Neoinstitutionalistische Ansatze BearbeitenAus Sicht der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie wird die Ubernahme von Elementen formaler Organisationsstrukturen durch institutionalisierte Erwartungen der Umwelt beeinflusst Somit dienen formale Organisationsstrukturen in erster Linie nicht der Erfullung funktionaler Anforderungen wie bspw der effizienten Erledigung von Aufgaben sondern vor allem dem Zuschreiben von Legitimitat durch die Umwelt Wenn einer Organisation Legitimitat zugesprochen wird kann uberhaupt erst der Zugang zu Ressourcen und somit das Uberleben der Organisation sichergestellt werden 29 Zentrale Begriffe des Ansatzes sind Institutionalisierung und Institution Institutionalisierung beschreibt sowohl einen Prozess als auch einen Zustand Als theoretische Fundierung greifen Vertreter der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie dabei haufig auf die durch Peter Berger und Thomas Luckmann gepragte Stromung der Wissenssoziologie zuruck dernach Wirklichkeit sozial konstruiert und durch Erfahrungen des Alltags bestimmt wird Die Institutionalisierung als Prozess ist die Konstruktion einer solchen Wirklichkeit wahrend Institutionalisierung als Zustand vielmehr den Grad der Etablierung der Wirklichkeit innerhalb der Gesellschaft ist Im Kontext der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie meinen Institutionen institutionalisierte Elemente der formalen Struktur von Organisationen und Managementpraktiken die eine branchenweite nationale oder internationale Verbreitung aufweisen 30 Aufgrund der sozialkonstruktivistischen Annahmen geht die Theorie prinzipiell nicht vom Modell des rational handelnden Akteurs aus sondern versteht Organisationen primar als durch ihre Umwelt konstruierte Akteure Somit bestimmen die institutionalisierten Erwartungen der Umwelt massgeblich welche Verfahrensweisen Handlungen und Interessen fur bestimmte Organisationstypen geeignet sind Dabei kann die Institutionalisierung dieser Erwartungen unterschiedliche Grade annehmen Je starker der Institutionalisierungsgrad desto eher werden Organisationen ein bestimmtes Element in ihren Strukturen widerspiegeln Hinsichtlich der theoretisch unterstellten Fahigkeit von Akteuren mit der Umwelt zu interagieren lassen sich zwei Stromungen des Ansatzes unterscheiden a einen makroinstitutionalistischen der primar die Einbettung von Organisationen in ihrer Umwelt betrachtet und b einen mikroinstitutionalistischen Ansatz welcher Akteuren die Fahigkeit zuspricht selbst Erzeuger von institutionalisierten Elementen zu sein wodurch sie Prozesse wie institutionellen Wandel auslosen konnen Diese Uneinheitlichkeit der Ansatze wird haufig kritisiert wodurch die neoinstitutionalistische Organisationstheorie auch nicht als ein geschlossenes Theoriegebaude sondern als ein theoretischer Ansatz verstanden werden kann 31 32 Als wichtige Vertreter der Theorie gelten John W Meyer Paul J DiMaggio und Walter W Powell Institutionenokonomische Ansatze BearbeitenDie institutionenokonomischen Theorien der Organisation beschaftigen sich mit der Analyse von Organisationen unter dem Gesichtspunkt von okonomischen Austauschbeziehungen Sie sind eine Verbindung von Wirtschafts und Organisationstheorie und untersuchen das wechselseitige Verhaltnis von Institution Austausch Kosten und Effizienz Es lassen sich drei Theorien unterscheiden Theorie der Verfugungsrechte Agenturtheorie Transaktionskostentheorie 33 Die Theorie der Verfugungsrechte nimmt die Ausgestaltung und Verteilung von Verfugungsrechten in den Fokus ihrer Institutionenanalyse Verfugungsrechte regeln inwiefern okonomische Akteure uber Ressourcen verfugen durfen und erlautern institutionalisierte Verhaltensregeln fur die Ressourcennutzung erwartbares Verhalten und Sanktionen Die Theorie beschaftigt sich mit Erklarungsansatzen zur Genese Zuweisung und Veranderung von Verfugungsrechten und geht davon aus dass einzelne Akteure innerhalb des institutionellen Rahmens und der legitimen Verfugung uber Ressourcen immer gemass ihrem eigenen materiellen und immateriellen Nutzen handeln Dabei ist nach Hauptaussage der Theorie der Nettonutzen dann geringer wenn der Akteur weniger Verfugungsmacht uber die Ressource erhalt oder je mehr Transaktionskosten fur die Bestimmung Weitergabe und Durchsetzung von Verfugungsrechten anfallen Die Struktur der Verfugungsrechte wie auch die Hohe der Transaktionskosten entscheiden uber mogliche Nutzen und Risiken die auf okonomische Akteure im Rahmen der Ressourcennutzung zukommen Individuen werden nicht nur als Gewinnmaximierer und Unternehmungen nicht nur als black boxes beschrieben Es konnen unterschiedliche Wirkungen von Verfugungsrechtsstrukturen analysiert und beachtet werden Es handelt sich aber um einen stark vereinfachten Ansatz mit Konzeptualisierungs und Operationalisierungsproblemen 34 Die Agenturtheorie legt den Schwerpunkt auf die Institution des Vertrags und seine Rolle in der Delegationsbeziehung zwischen einem Prinzipal und einem Agenten Der Prinzipal ubertragt dem Agenten Aufgaben und Entscheidungen gegen eine Vergutung Es wird davon ausgegangen dass dabei notwendigerweise unterschiedliche Informationen auf beiden Seiten vorliegen und divergierende Interessen den Prinzipal und den Agenten leiten In der Regel weiss z B der Agent besser uber seine Befahigung fur die Aufgaben die ihm vom Prinzipal erteilt wurden Bescheid als der Prinzipal selbst Diese Beziehungen werden als Vertragsbeziehungen aufgefasst und unter dem Gesichtspunkt analysiert dass Akteure nach individueller Nutzenmaximierung streben stabile Praferenzen besitzen unterschiedliche Risikoneigung aufweisen und uber ungleiche Informationen verfugen Eine Organisation wird dabei als ein Netzwerk von Vertragen aufgefasst An den Knotenpunkten des Netzwerks bestehen implizite z B auch mundliche oder explizite z B verschriftlichte Vertragsbeziehungen zwischen Individuen Es werden Probleme wie fehlende Informationen des Prinzipals uber Ziele oder verborgene Ziele des Agenten aufgezeigt und mogliche Losung wie die Verbesserung von Informationssystemen oder die Einfuhrung von Kontrollsystemen betrachtet Die Kontrollsysteme verursachen sogenannte Agenturkosten die auf Seiten des Prinzipals anfallen Es werden folgende Arten von Agenturkosten definiert Garantiekosten Steuerungs und Kontrollkosten und Residualkosten Kritisch anzumerken bleibt dass die Theorie primar Individualbeziehungen zwischen einem Prinzipal und einem Agenten in den Blick nimmt und dabei die Rolle regulativer Dritter ebenso aussen vor lasst wie die Beziehungen unter mehreren Agenten Auch wird die Vertragsverhandlung fokussiert aber die Phase der Vertragserfullung ausgespart 35 Die Transaktionskostentheorie untersucht die Effizienz von Transaktionen in institutionellen Arrangements um deren Genese und Organisationsbildung zu erklaren Effizienz bedeutet moglichst wenig Ressourcen z B Zeit Geld fur die Transaktion zu investieren Dabei werden Transaktionskosten von Produktionskosten unterschieden und differenziert in Informationskosten Verhandlungskosten Uberwachungskosten Anpassungskosten etc Die genannten Kostenkategorien unterscheiden sich in Kosten vor Vertragsabschluss ex ante und in Kosten die nach Vertragsabschluss ex post entstehen Anders als die Verfugungsrecht und der Agenturtheorie hebt sich die Transaktionskostentheorie gerade durch die explizite Einbeziehung der ex post Kosten hervor Auf Grundlage dieser Unterscheidungen werden institutionelle Arrangements verglichen wobei den Akteuren begrenzte Rationalitat opportunistische Praktiken und Risikoneutralitat unterstellt werden Betrachtet werden ausserdem Unsicherheit und Haufigkeit der Transaktionen Einflussfaktoren wie Anreizintensitaten und Anpassungsfahigkeit sowie verschiedene Formen der vertraglichen Basis in puncto Dauer und Spezifikation die sich auf die Kosten der Etablierung und Nutzung institutioneller Arrangements auswirken Die Transaktionskostentheorie erweitert die Organisationsforschung um eine okonomische Begrundung der Organisationsbildung und der wirtschaftlichen Vorteile institutioneller Arrangements Dabei ergeben sich jedoch Schwierigkeiten der Theoriebildung sowie Operationalisierungs und Messungsprobleme Es fehlt ausserdem ein analytisches Instrument zur Bewaltigung der Komplexitat der Verschrankung verschiedener Transaktionen und Institutionen 36 Strukturationstheoretischer Ansatz BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Das Erkenntnisinteresse der Strukturationstheorie nach Anthony Giddens ist die Vermittlung zwischen objektivistischen und subjektivistischen Positionen 37 Das so entstehende theoretische Konstrukt das auf der wechselseitigen Voraussetzung von Handlung und Struktur basiert erklart die Reproduktion sozialer Praktiken Die Kernsatze der Strukturationstheorie anhand derer sich auch der Neologismus Strukturation ableiten lasst lauten Die sozialen Akteure produzieren und reproduzieren durch ihre Handlungen die Bedingungen Struktur die ihr Handeln ermoglichen und Strukturen sind sowohl das Medium als auch das Ergebnis sozialen Handelns 38 Das zentrale Konzept der Strukturationstheorie stellt daher die Dualitat von Struktur dar Die wechselseitige Beziehung von Handlung und Struktur macht zudem deutlich dass die Theorie auf einer prozessualen Perspektive basiert Handelnde Akteure sind mit praktischem Wissen um vorhandene Strukturen ausgestattet Dieses Wissen ist entweder handlungspraktisch hier ist dem Handelnden die Struktur nur als Erinnerungsspur bewusst oder diskursiv der Handelnde kann die Struktur genau benennen Handlungspraktisches Wissen kann durch Information zu diskursivem Wissen werden Daruber hinaus sind Akteure mit Intentionalitat und Reflexionsmachtigkeit bezuglich ihres Handelns ausgestattet Handlungen konnen nach Giddens nicht isoliert betrachtet werden und beziehen ihr Umfeld immer routinemassig mit ein Vom Akteur unerkannte Handlungsbedingungen beeinflussen sein Handeln Diese Bedingungen stehen in Wechselwirkung mit nicht intendierten Handlungsfolgen den Strukturen Strukturen sind somit sowohl Bedingung als auch Ergebnis von Handlungen Das begrenzte menschliche Bewusstsein fur diese Bedingungen und Folgen begrundet nach Giddens die Existenzberechtigung der Sozialwissenschaften denn ihre Aufgabe ist es durch methodisches Vorgehen Wissen zu generieren das uber jenes der Laienakteure hinausgeht denen Strukturen nur im Dunklen bewusst sind Als Orientierungshilfe fur die Methodik der Strukturationstheorie dient das Klassifikationsschema der Strukturdimensionen Hiernach sind Signifikation verstanden als Konstitution von Sinn und Legitimation verstanden als Rechte und Verpflichtungen Strukturdimensionen die als Regeln bezeichnet werden Sie manifestieren sich in der Interaktion als Kommunikation und Sanktion Die Strukturdimension der Herrschaft bezeichnet Giddens als Ressource welche durch die Handlungen der Akteure die Struktur der Macht erzeugt Die so kontinuierlich reproduzierten Beziehungen zwischen Akteuren oder Kollektiven die sich in kontextgebundenen sozialen Praktiken manifestieren bezeichnet Giddens als soziales System Handlung und Struktur sind nur analytisch voneinander zu trennen und werden in der Strukturationstheorie mit der Analyse des strategisch intentionalen Verhaltens und der institutionellen Analyse untersucht welche ebenso in Wechselwirkung stehen wie ihre Untersuchungsgegenstande Hier fuhrt die theoretische Vermittlung von Handlung und Struktur zur methodischen Vereinigung von Verstehen und Erklaren Die Strukturationstheorie nach Anthony Giddens grenzt sich somit klar von rein objektivistischen Strukturalismus Funktionalismus Situativer Ansatz und auch von subjektivistischen interpretative Ansatze Hermeneutik Organisationskulturansatz Ansatzen ab indem dem Handelnden eine aktive Rolle eingeraumt und die eingrenzende Wirkung von Strukturen beachtet wird Dieser Aspekt ist auch der Ausgangspunkt fur eine Kritik an der Strukturationstheorie Um beiden Seiten der Argumentation gerecht zu werden bleiben Begriffseingrenzungen bei Giddens unklar Der Einbezug der Rationalitat der Akteure ohne der Abwagung ihrer Folgen kann als objektivistische Ausrichtung gedeutet werden der sich Giddens eigentlich zu entziehen versucht Zudem bleiben zentrale Fragen unbeantwortet die durch die Argumentation Giddens entstehen Folgenschwer ist weiterhin dass der Autor zentrale Begrifflichkeiten wie bspw Rationalisierung des Handelns unterschiedlich definiert und das Konzept der Dualitat von Struktur dadurch ausgehebelt zu sein scheint Soziotechnischer Ansatz BearbeitenDas Konzept soziotechnischer Systeme wurde Anfang der 1950er Jahre durch Eric Lansdown Trist begrundet Sein Anliegen war es die Arbeit menschlicher zu gestalten und gleichzeitig die Leistung zu steigern Der soziotechnische Ansatz betrachtet Organisationen als offene Systeme deren Hauptaufgabe die Transformation von Input in Output darstellt Mensch Arbeit Organisation und Technik werden dabei grundsatzlich als gleichwertig angesehen Das Maschinenmodell der Organisation von James D Thompson geht davon aus dass die Input Output Transformationen in relativ stabilen technischen Kernen erfolgen die von einem Kranz von Dienstleistungen umgeben sind mit denen die Unsicherheit reduziert wird z B durch Selektion und Filterung der Inputs Das Soziosystemische Modell wurde durch Russell Ackoff entwickelt Es betrachtet die Organisation als ein soziales System dessen Teile ihre eigenen Zwecke verfolgen Auch das System als Ganzes hat das Ziel sich selbst seine Teile und oft auch das ubergeordnete System weiterzuentwickeln Ackoff nennt funf Eigenschaften die eine soziosystemische Organisation erfullen muss Sie muss demokratisch sein Sie muss einen Mechanismus zum internen Austausch von Dienstleistungen implementieren interner Markt Sie braucht eine mehrdimensionale Struktur Sie muss einen Prozess der Interaktiven Planung implementieren um sich selbst kontinuierlich zu gestalten Sie benotigt ein Entscheidungsfindungssystem das diese kontinuierliche Gestaltung unterstutzt Systemtheoretische Ansatze BearbeitenDie Systemtheorie geht auf den osterreichischen Biologen Ludwig von Bertalanffy 1901 1972 zuruck Diese Theorie dient zur Erklarung von Prozessen des Wachstums der Anpassung und der Selbstregulation Die Kybernetik als Wissenschaft von der Steuerung und Regelung von Systemen wurde hingegen vom Amerikaner Norbert Wiener 1894 1964 begrundet Beiden ubergreifenden Wissenschaften liegen Denkweisen zugrunde die oft als ganzheitliches Denken bzw Lenkung von Systemen charakterisiert werden Kernaussage ist dass soziale Systeme uber die Fahigkeit zur Selbstorganisation verfugen und hierbei Verhaltensregeln weiterentwickeln Demnach entstehen nach der Systemtheorie und Kybernetik Strukturen von selbst Ein soziologischer Systembegriff wurde erstmals von Talcott Parsons formuliert Eine darauf aufbauende soziologische Systemtheorie wurde dann in den 1980er Jahren von Niklas Luhmann formuliert Organisationen sind fur Luhmann soziale Systeme die aus der Kommunikation von Entscheidungen bestehen Ihre Struktur setzt sich aus entschiedenen Entscheidungspramissen Entscheidungsprogrammen Kommunikationswegen und Personaleinsatz und nicht entschiedenen Entscheidungspramissen Organisationskultur bestehend aus informeller Kommunikation Einstellungen und Werten zusammen Luhmann verortet Organisationen im Zentrum der verschiedenen gesellschaftlichen Teilsysteme und schreibt ihnen die Funktion der Respezifizierung der zunachst weit gefassten vom Teilsystem zu losenden Probleme zu Somit steigern Organisationen durch Reduktion von Komplexitat die Problemlosungskapazitat funktional differenzierter Gesellschaften Die im Rahmen eines Teilsystems operierenden Organisationen haben die problemorientierten Codes und Programme ihres Funktionssystems in ihre Entscheidungspramissen aufgenommen und ermoglichen durch Konditionierung und Abschottung ihrer Mitglieder deren systematischerere und wirksamere Anwendung Die zur Umwelt des Systems gehorenden Mitglieder haben durch den Beitritt nicht nur die Regeln akzeptiert sondern auch ein Pauschaleinverstandnis fur zukunftige Entscheidungen der Organisation erteilt Ihre Motivation wird dabei in modernen Organisationen nicht mehr durch eine Identitat von Organisationszweck und Individualzweck sondern durch funktionale Aquivalente vor allem Geld gesichert 39 Da Luhmann mit dem Anspruch einer alles erklarenden Grosstheorie auftritt grenzt er sich automatisch von allen anderen Grosstheorien ab Besondere Differenzen ergeben sich zu akteurszentrierten Theorieansatzen z B der Rollentheorie und der Akteur Netzwerk Theorie Der Kontingenz Begriff in der Systemtheorie Unterdeterminiertheit ist zudem ungleich dem des situativen Ansatzes Determiniertheit Bei Luhmann bedingt die Umwelt nicht die Reaktionen von Organisationen 40 Luhmann fokussiert jedoch einseitig auf system funktionale Gesichtspunkte und verstellt sich damit den Blick auf das moralisch indifferente Funktionieren um des Funktionierens willens als Signum der Moderne Die Ausblendung der Akteure und die Negierung der Moglichkeit gezielter Steuerung erschweren die Anwendung des luhmannschen Organisationsbegriffs in betriebswirtschaftlichen Kontexten 41 Population Ecology Ansatz BearbeitenDas zentrale Ziel des Population Ansatzes ist es den sozialen Wandel von Organisationen zu erklaren Dabei bedient sich der Population Ansatz bei der Evolutionstheorie der Biologie und versucht mit den zentralen Begriffen der biologischen Evolutionstheorie den sozialen Wandel von Organisationen zu erklaren So wird bei der Analyse des Wandels von Organisationen nicht bei einzelnen Organisationen angesetzt sondern Populationen von Organisationen stehen im Vordergrund der Analyse 42 Organisationen einer gemeinsamen Population weisen dieselbe Grundstruktur auf Alltagssprachlich konnte man anstatt von Populationen auch von Branchen sprechen denen sich Organisationen zuordnen lassen Veranderungen innerhalb einer Population von Organisationen werden durch Variationen ausgelost Variationen innerhalb einer Population treten u a bei Neugrundungen von Organisationen auf da neugegrundete Organisationen sich an erfolgreichen bestehenden Organisationen orientieren Diese Imitation gelingt jedoch nicht eins zu eins sodass Variationen innerhalb einer Population auftreten Der technologische Wandel spielt dagegen fur die Entstehung neuer Organisationsformen eine wichtige Rolle So ist z B ein grosser Zusammenhang zwischen der Erfindung des Verbrennungsmotors und der Entstehung der Automobilindustrie zu sehen 42 Auch der Begriff der Selektion findet im Population Ansatz Verwendung Mit Selektion ist der struggle of existence zwischen Organisationen gemeint Organisationen die nicht in der Lage sind sich an eine verandernde Umwelt anzupassen verschwinden aus der Population sodass diese mit der Zeit immer homogener wird Zudem ist es notwendig dass die erfolgreichen Organisationsmodelle die den Prozess der Selektion uberstanden haben bewahrt werden Retention Da der Populations Ansatz bei der Analyse des sozialen Wandels von Organisationen die Bedeutung der Umwelt bzw die Umweltbedingungen einer Population von Organisationen hervorhebt sind Ahnlichkeiten zum Kontingenz Ansatz der Organisationstheorie festzustellen Der Unterschied zum Kontingenz Ansatz ist aber darin zu sehen dass nicht die strukturelle Anpassung einer Organisation an die Umwelt analysiert wird sondern dass die Analyse auf der Ebene von Populationen von Organisationen liegt 43 Der Population Ansatz lasst sich dagegen eher als eine Fortentwicklung der Theorie offener Systeme verstehen welche ebenfalls die Austauschverhaltnisse zwischen System und Umwelt beobachtet 43 Am Population Ansatz wird folgende Kritik geaussert 44 43 Dem Population Ansatz wird verdeckter Biologismus vorgeworfen Die organisationalen Evolutionsmechanismen Variation Selektion etc unterliegen selbst einem Evolutionsprozess was der Population Ansatz nicht berucksichtigt Beim Wandel von Organisationen wird die Bedeutung der Umwelt zu stark hervorgehoben und die Bedeutung des Individuums respektive des Managements der Organisation vernachlassigt Kritik besteht auch in der Annahme dass die Neugrundung von Organisationen als dominierender Variationsmechanismus angenommen wird Dasselbe trifft fur die Selektion als Eliminierungsmechanismus von Organisationen zu Zudem wird die Definition der Population kritisiert So lassen sich nicht alle Organisationen eindeutig einer Population zuordnen Auch das methodische Vorgehen wird kritisiert Demnach muss bei der Analyse einer Population eine Unmenge an empirischen Daten verarbeitet werden Sozialpsychologischer Ansatz Bearbeiten Hauptartikel Organisationstheorie nach Katz amp KahnLiteratur BearbeitenGiuseppe Bonazzi Geschichte des organisatorischen Denkens VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 531 14534 1 Erich Frese Hrsg Grundlagen der Organisation entscheidungsorientiertes Konzept der Organisationsgestaltung 9 vollst uberarb Auflage Gabler Wiesbaden 2005 ISBN 3 409 12681 3 Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 erw Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 019281 7 Werner Kirsch David Seidl Dominik van Aaken Evolutionare Organisationstheorie Schaffer Poeschel Stuttgart 2010 ISBN 978 3 7910 2977 1 Stefan Kuhl Organisationen Eine sehr kurze Einfuhrung VS Springer Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 531 17978 0 Steffen Roth u a Editorial Struktur und Semantik der nachsten Organisation In Steffen Roth Lukas Scheiber Ralf Wetzel Hrsg Organisation multimedial Zum polyphonen Programm der nachsten Organisation Carl Auer Heidelberg 2010 ISBN 978 3 89670 929 5 S 5 24 Manfred Schulte Zurhausen Organisation 5 uberarb und akt Auflage Vahlen Munchen 2010 ISBN 978 3 8006 3205 3 Weblinks BearbeitenOrganisationstheorien Organisationstheorien als Grundlage fur Lernende Organisationen Organization Studies Internationales Fachmagazin fur OrganisationsforschungEinzelnachweise Bearbeiten wirkungsvoller im Sinne eines gesetzten Unternehmensziels Eberhard Witte Ablauforganisation in Erwin Grochla Hrsg Handworterbuch der Organisation 1969 Sp 20 A Kieser Max Webers Analyse der Burokratie In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 63 A Kieser Max Webers Analyse der Burokratie In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 70 Gabriel 1979 32 zitiert nach Kieser 2006 72 A Kieser Max Webers Analyse der Burokratie In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 71 f A Kieser Max Webers Analyse der Burokratie In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 76 A Kieser Max Webers Analyse der Burokratie In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 86 Alfred Kieser Managementlehre und Taylorismus In Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 104ff Alfred Kieser Managementlehre und Taylorismus In Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 107 Alfred Kieser Managementlehre und Taylorismus In Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 111 Alfred Kieser Managementlehre und Taylorismus In Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 106 112 Alfred Kieser Managementlehre und Taylorismus In Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 121 Alfred Kieser Managementlehre und Taylorismus In Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 123 Alfred Kieser Managementlehre und Taylorismus In Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 121 128 A Kieser Managementlehre und Taylorismus In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 95 A Kieser Managementlehre und Taylorismus In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 96 A Kieser Managementlehre und Taylorismus In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 97 A Kieser Managementlehre und Taylorismus In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 101 A Kieser Managementlehre und Taylorismus In A Kieser H Ebers Organisationstheorien Stuttgart 2006 S 93 103 Herbert A Simon Entscheidungsverhalten in Organisationen Ubers der 3 engl Auflage verlag moderne industrie Landsberg Lech 1981 S 99 ff Alfred Kieser Der Situative Ansatz In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 S 219 Alfred Kieser Der Situative Ansatz In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 S 221f Alfred Kieser Der Situative Ansatz In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 S 222f Alfred Kieser Der Situative Ansatz In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 S 223 Peter Preisendorfer Organisationssoziologie Grundlagen Theorien und Problemstellungen 3 Auflage VS Verlag Wiesbaden 2011 S 82 Alfred Kieser Der Situative Ansatz In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 S 231 239 Alfred Kieser Der Situative Ansatz In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 S 233 239 John W Meyer Brian Rowan 1977 Institutionalized organizations Formal structure as myth and ceremony American Journal of Sociology 83 2 340 363 Peter Wagenbach Neoinstitutionalistische Ansatze in der Organisationssoziologie In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 S 355 Peter Wagenbach Neoinstitutionalistische Ansatze in der Organisationssoziologie In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 Peter Wagenbach Renate E Meyer Neoinstitutionalistische Organisationstheorie Stuttgart 2008 M Ebers W Gotsch Institutionenokonomische Theorien der Organisation In A Kieser M Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 erweiterte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 M Ebers W Gotsch Institutionenokonomische Theorien der Organisation In A Kieser M Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 erweiterte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 S 248 258 M Ebers W Gotsch Institutionenokonomische Theorien der Organisation In A Kieser M Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 erweiterte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 S 258 277 M Ebers W Gotsch Institutionenokonomische Theorien der Organisation In A Kieser M Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 erweiterte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 S 277 305 Vgl Peter Walgenbach Die Strukturationstheorie In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 erw Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 S 403 426 Peter Walgenbach Die Strukturationstheorie In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 erw Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 S 406 Wil Martens Gunther Ortmann Organisationen in Luhmanns Systemtheorie In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg Organisationstheorien 6 uberarb Auflage Stuttgart 2006 S 427 454 Wil Martens Gunther Ortmann Organisationen in Luhmanns Systemtheorie In Alfred Kieser Mark Ebers Hrsg 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