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Im Okkupationsfeldzug von 1878 besetzte Osterreich Ungarn die ihm im Berliner Kongress zur Verwaltung zugesprochenen osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina Dabei kam es zum bewaffneten Widerstand vor allem durch die muslimische Bevolkerung Die neuen Grenzen auf der Balkanhalbinsel gezogen durch den Berliner KongressInhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Feldzug 3 Folgen 4 Museale Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Artikel 25 des Berliner Vertrages vom 13 Juli 1878 wurde Osterreich Ungarn ermachtigt Bosnien und die Herzegowina unbefristet zu besetzen und unter seine Verwaltung zu stellen Der Sandschak Novi Pazar verblieb zwar beim Osmanischen Reich jedoch wurde der Donaumonarchie zugestanden dort Truppen zu stationieren Dies diente dem Zweck eine sudslawische und damit panslawistische Machtbildung auf dem Balkan zu verhindern wenn etwa Serbien und Montenegro sich vereinigten Dementsprechend gross war der serbische Widerstand Auch die Osmanen protestierten bekamen aber von Aussenminister Gyula Andrassy in einer geheimen Abmachung zugesichert die Regierung in Wien sei bereit diese Okkupation als provisorische zu betrachten 1 Feldzug Bearbeiten nbsp Das Infanterieregiment Nr 17 bei der Uberquerung der Save Karl Pippich nbsp Joseph Philippovich nbsp Gefecht bei Jaice am 7 August 1878 Karl Pippich Zwischen dem 29 Juli und 20 Oktober 1878 wurde das Gebiet 51 027 km das eine gemischte Bevolkerung 1 142 000 Einwohner von orthodoxen Serben 43 katholischen Kroaten 18 und Muslimen 39 aufwies militarisch erobert 2 Die Okkupation traf wider Erwarten Andrassy sprach zuvor von einem Spaziergang mit einer Blasmusikkapelle auf ernsthaften militarischen Widerstand Dieser kam vor allem von der zuvor dominierenden moslemischen Mittelschicht aber teilweise auch von der serbisch orthodoxen Bevolkerung die schon die letzten zwei Jahre in einem bewaffneten Aufstand gegen die Osmanen gekampft hatte Diese Gruppe kampfte fur einen Anschluss Bosniens an Serbien Durch diese massive Gegenwehr musste der militarische Kraftaufwand der k u k Armee mehrfach erhoht werden 2 Die Hauptarmee zur Okkupation Bosniens unter Joseph Philippovich von Philippsberg dem Befehlshaber des XIII Armeekorps uberschritt die Grenze uber die Save bei Brod 3 Kostajnica und bei Gradiska Dem Generalkommando unterstanden dabei die 6 Infanterie Division unter FML Karl von Tegetthoff die 7 Infanterie Division FML Wilhelm von Wurttemberg sowie die 20 Infanterie Division FML Ladislaus Szapary Die Abteilungen vereinigten sich bei Banjaluka dort folgte der Vorstoss der Strasse am linken Vrbasufer nach Varcar Vakuf und Jajce 4 nbsp Hadschi LojaEs kam zu erheblichem Widerstand von Partisanen vor allem von muslimischen Kampfern unter Derwisch Hadschi Loja Hadzi Loja Verstarkt wurde der Widerstand durch Soldaten und Offiziere der regularen Osmanischen Armee die offiziell das Gebiet zu ubergeben hatte 5 nbsp Stephan von JovanovicDie selbstandig operierende 18 Infanterie Division unter Feldmarschall Leutnant Stephan von Jovanovic drang gleichzeitig von Dalmatien mit 9000 Mann entlang der Neretva in die Herzegowina ein Am 5 August wurde Mostar erobert 6 Am 3 August geriet eine Husarenschwadron in der Nahe von Maglaj an der Bosna in einen Hinterhalt Daraufhin liess Philippovich das Standrecht verhangen Wegen des starken Widerstandes sah sich die k u k Heeresleitung veranlasst die in Kroatien und Slawonien dislozierte 36 Infanterietruppen Division ebenfalls in das Okkupationsgebiet zu verlegen Am 7 August stellte sich eine bosnische Streitmacht bei Jajce einer offenen Feldschlacht mit der k u k 7 Infanterietruppen Division und verlor dabei mehr als 600 Kampfer Durch einen Angriff bei Ravnice heute Teil von Novi Grad in der Herzegowina starben am 13 August mehr als 70 Offiziere und Soldaten eines ungarischen Infanterieregiments In Offentlichkeit und Presse der Doppelmonarchie wurden die Gegner als unzivilisiert und verraterisch geschmaht 7 Aufgrund der massiven Kampfhandlungen wurden drei weitere Korps mobilisiert 8 nbsp Angriff auf die Festung von SarajevoAm 19 August wurde Sarajevo nach Artilleriebeschuss aus 52 Geschutzen und heftigem Strassenkampf eingenommen 7 9 Noch am Tag vor der Eroberung liess Philippovich den osmanischen Gouverneur fur Bosnien Hafiz Pascha inhaftieren 7 Der Hauserkampf in der bosnischen Hauptstadt die damals 50 000 Einwohner hatte forderte durch die Guerillataktik der Verteidiger zahlreiche Opfer Der ganze aussere Umkreis Sarajevos war stark besetzt Aber auch im Inneren der Stadt gestatteten die engen Gassen mit ihren vielen Hausergruppen und einzelnen in den Erdgeschossen leicht zu verrammelnden Gebauden deren kleine Fenster der Stockwerke und zahlreiche Dachlucken die Abgabe des Feuers nach verschiedenen Richtungen zuliessen die nachhaltigste Verteidigung Von der Umfassung der Stadt vertrieben warfen sich die Insurgenten meist in die nachsten Hauser verbarrikadierten alle Eingange und unterhielten ein vernichtendes Feuer gegen die nachsturmende Infanterie Bericht des k u k Generalstabs 10 Philippovich berichtete Es entspann sich einer der denkbar grasslichsten Kampfe Aus jedem Hause aus jedem Fenster aus jeder Turspalte wurden die Truppen beschossen ja selbst Weiber beteiligten sich daran Das fast ganz am westlichen Stadteingange gelegene Militarspital voll von kranken und verwundeten Insurgenten nahm am Kampfe theil der bis 1 Uhr 30 Minuten wahrte 5 Die Verluste bei der Eroberung der Stadt unter den 13 000 eingesetzten Soldaten beliefen sich auf 57 Tote und 314 Verwundete unter den bewaffneten Bosniern gab es laut osterreichisch ungarischem Generalstabswerk mehr als 300 Tote Angaben uber zivile Opfer fehlen Zahlreiche Aufstandische wurden von den Besatzern in den folgenden Tagen nach Schnellverfahren gehenkt oder erschossen 7 Die aufstandischen Bosnier zogen sich nach der Einnahme von Sarajevo in die umliegenden Berge zuruck und leisteten mittels Guerillataktik noch wochenlang Widerstand 5 Die Burg von Velika Kladusa ergab sich erst am 20 Oktober 11 Hadschi Loja konnte am 3 Oktober 1878 vom k u k Ungarischen Infanterie Regiment Erzherzog Joseph Nr 37 im Tal der Rakitnica in der Nahe von Rogatica gefangen genommen werden Er wurde zum Tode verurteilt spater aber zu funf Jahren Kerker begnadigt 12 Ein Artikel im Pester Lloyd der die Vorbereitung der Armee auf den Feldzug kritisierte wurde auf Befehl Franz Josephs unterdruckt 9 Letztlich waren 5 Armeekorps mit 153 000 Soldaten in Bosnien im Einsatz 1 9 Die osterreichischen Stabsstellen rechneten am Ende mit 79 000 bewaffneten Aufstandischen und 13 800 regularen osmanischen Soldaten auf der Gegenseite 13 Die Verluste der Osterreicher betrugen mehr als 5000 Mann 14 davon waren die meisten Verwundete rund 1000 Tote 15 Die Verluste unter den Bosniern sind nicht bekannt Siehe auch Osterreich ungarische Streitkrafte des Okkupationsfeldzugs in Bosnien 1878Folgen Bearbeiten nbsp Bosnien Herzegowina nach der Okkupation durch Osterreich UngarnWeil beide Reichshalften der Donaumonarchie Anspruch auf die Neuerwerbungen erhoben wurde die Verwaltung durch das Gemeinsame Finanzministerium Osterreich Ungarns ubernommen Das Land blieb ein dauernder Unruheherd Bei der Annexion der Lander 1908 kam es zu einer schweren internationalen Krise Das Attentat von Sarajevo durch den bosnischen Serben Gavrilo Princip loste schliesslich den Ersten Weltkrieg aus Museale Rezeption BearbeitenDer Okkupationsfeldzug von 1878 ist im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum dokumentiert So sind diverse Beutestucke ausgestellt auch aus dem personlichen Besitz des Joseph von Philippovich wie etwa eine Insurgentenfahne und orientalische Waffen 16 Literatur BearbeitenGesellschaft fur osterreichische Heereskunde Hrsg Militarische Friedensmission Osterreich Ungarns im Auftrag der europaischen Grossmachte 1878 79 Teil 1 der dreiteiligen Reihe Pulverfass Balkan Bosnien Herzegowina Militaria austriaca Nr 11 1992 Fritz H Baer Bearbeiter Stohr Wien 1992 ISBN 3 901208 04 6 Laszlo Bencze Occupation of Bosnia and Herzegovina in 1878 Colombia University Press New York 2005 ISBN 978 0 88033 578 2 Abdul G Khan Hrsg Photo album occupation of Bosnia Herzegovina 1878 1879 Supplement zu Austro Hungarian Slavic Postal History Project Vol 1 Springfield 1980 ISBN 0 936542 01 2 Weblinks BearbeitenKarten und Plane digitalisiert durch die Universitatsbibliothek der Universitat Regensburg aus Abtheilung fur Kriegsgeschichte des k k Kriegsarchiv Die Occupation Bosniens und der Hercegovina durch k k Truppen im Jahre 1878 Verlag des k k Generalstabes Wien 1879 Einzelnachweise Bearbeiten a b Erwin Matsch Hrsg November 1918 auf dem Ballhausplatz Erinnerungen Ludwigs Freiherrn von Flotow des letzten Chefs des Osterreichisch Ungarischen Auswartigen Dienstes 1895 1920 Bohlau Wien 1982 ISBN 3 205 07190 5 S 213 a b Srecko Matko Dzaja Bosnien Herzegowina in der osterreichisch ungarischen Epoche 1878 1918 Die Intelligentsia zwischen Tradition und Ideologie Sudosteuropaische Arbeiten Band 93 Verlag Oldenbourg Munchen 1994 ISBN 3 486 56079 4 S 37ff Dragan Damjanovic Austrougarska okupacija Bosne i Hercegovine gledana ocima hrvatskog slikara Prijelaz Save kod Broda Ferdinanda Quiquereza Austro Hungarian Occupation of Bosnia and Herzegovina Seen through the Eyes of a Croatian Painter Ferdinand Quiquerez s Crossing the Sava River at Brod In Radovi Instituta za povijest umjetnosti 41 2017 S 199 214 academia edu abgerufen am 17 Februar 2019 Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Hercegowina Band 10 1907 S 455 a b c Richard Georg Plaschka Avantgarde des Widerstands Modellfalle militarischer Auflehnung im 19 und 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2000 ISBN 3 205 98390 4 S 45 Scott Lackey The Rebirth of the Habsburg Army Friedrich Beck and the Rise of the General Staff ABC CLIO 1995 ISBN 0 313 03131 2 S 78f Hubert Zeinar Geschichte des Osterreichischen Generalstabes Bohlau Wien 2006 ISBN 3 205 77415 9 S 402f a b c d Martin Gabriel Die Einnahme Sarajevos am 19 August 1878 Eine Militaraktion im Grenzbereich von konventioneller und irregularer Kriegsfuhrung PDF 122 kB Vjekoslav Klaic Geschichte Bosniens von den altesten Zeiten bis zum Verfalle des Konigreiches Friedrich Leipzig 1885 S 454 a b c Scott Lackey The Rebirth of the Habsburg Army Friedrich Beck and the Rise of the General Staff Greenwood Press Westport 1995 ISBN 0 313 03131 2 S 79 Richard Georg Plaschka Avantgarde des Widerstands Modellfalle militarischer Auflehnung im 19 und 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2000 ISBN 3 205 98390 4 S 44 Vjekoslav Klaic Geschichte Bosniens von den altesten Zeiten bis zum Verfalle des Konigreiches Friedrich Leipzig 1885 S 455 Richard Georg Plaschka Avantgarde des Widerstands Modellfalle militarischer Auflehnung im 19 und 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2000 ISBN 3 205 98390 4 S 97 Richard Georg Plaschka Avantgarde des Widerstands Modellfalle militarischer Auflehnung im 19 und 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2000 ISBN 3 205 98390 4 S 99f Marie Janine Calic Geschichte Jugoslawiens im 20 Jahrhundert Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60645 8 S 46 Richard Georg Plaschka Avantgarde des Widerstands Modellfalle militarischer Auflehnung im 19 und 20 Jahrhundert Bohlau Wien 2000 ISBN 3 205 98390 4 S 102 Liselotte Popelka Heeresgeschichtliches Museum Wien Verlag Styria Graz u a 1988 ISBN 3 222 11760 8 S 52 Manfried Rauchensteiner Manfred Litscher Hrsg Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien Verlag Styria Graz u a 2000 ISBN 3 222 12834 0 S 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okkupationsfeldzug in Bosnien amp oldid 234896420