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Die romanische Kirche Notre Dame de La Charite ist die Pfarrkirche der franzosischen Stadt La Charite sur Loire im Burgund Die zwischen 1059 und 1107 entstandene Basilika wurde durch Papst Paschalis II geweiht Das der Kirche angeschlossene Benediktinerkloster unterstand der Abtei Cluny Seit 1998 ist die Kirche als Teil des Weltkulturerbes der UNESCO Jakobsweg in Frankreich ausgezeichnet Blick uber die Loire auf Stadtkern und Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kloster 2 Baugestalt 2 1 Baugeschichte 2 2 Chor 2 3 Langhaus 2 4 Westfassade und Turm 2 5 Bauplastik 2 6 Ausstattung 2 7 Saint Laurent 3 Literatur 4 WeblinksGeschichte BearbeitenKloster Bearbeiten nbsp Der ehemalige Salzspeicher in der Stadt im 12 Jahrhundert als Obdach fur Pilger errichtetAn der Loire einer ehemaligen Romerstrasse und bedeutenden Pilgerwegen spater auch am Jakobsweg gelegen wurde um das Jahr 700 an der heutigen Stelle ein erstes Kloster gegrundet Die Ortschaft hiess damals Seyr Der Orden folgte den Lehren des Heiligen Basilius doch bereits 743 wurde das von etwa 100 Monchen bewohnte Kloster durch Sarazenen zerstort Auf dem Ruckweg aus Italien rastete der frankische Konig Pippin der Jungere im heutigen La Charite sur Loire und befahl im Namen des Papstes Stephan II den Wiederaufbau des Klosters Im Jahr 771 abermals zerstort ruhten die Ruinen bis ins 11 Jahrhundert 1052 erhielt Bernard de Challent Seigneur de La Marche Seyr als Lehen vom Grafen von Nevers der wiederum vom Bischof von Auxerre belehnt worden war Die drei Personen entschieden Seyr und seine zugehorigen Landereien dem Orden von Cluny zu ubergeben um ein neues Kloster zu errichten Aus Cluny wurde ein Benediktinermonch namens Gerardus geschickt der mit der Reorganisation und dem Wiederaufbau der aufgegebenen Klosteranlagen betraut war Er wurde erster Prior des Klosters und unter seiner Leitung begannen wohl spatestens im Jahre 1059 die Arbeiten an der Kirche Die historischen Quellen besonders die kirchlichen schwanken was die Jahreszahlen des Neubeginns klosterlichen Lebens angehen Neben dem Jahr 1052 tauchen 1056 und 1059 auf Obgleich das Jahr des Baubeginns nicht dokumentiert ist ist das Datum der Kirchweihe belegt denn die Feierlichkeiten zum Weihnachtsfest 1106 beging Papst Paschalis II in der Mutterabtei Cluny und am 9 Marz 1107 weihte er in Anwesenheit mehrerer Kardinale und Bischofe das fertiggestellte Gotteshaus in Seyr nbsp Reste des Kreuzganges im Klosterhof am nordlichen QuerschiffDer Namenswechsel der Stadt von Seyr nach La Charite lasst sich in die Anfangszeit des Klosters einordnen Sprichwortlich war die Barmherzigkeit charite der Monche die eine Vielzahl von Pilgern und Bedurftigen anzog Das Kloster in Abhangigkeit von Cluny begann rasch zu prosperieren Zahlreiche Schenkungen mehrten seinen Reichtum und liessen auch die Stadt La Charite wachsen Bereits zu Zeiten Hugo von Clunys wurde das Kloster als fille ainee de Cluny erstgeborene Tochter Clunys bezeichnet In der Blutezeit des Klosters unterstanden ihm bis zu 400 Kloster und an die 50 Priorate in ganz Europa Das erste Priorat wurde im Jahre 1070 im englischen Ste Milburge of Wenlock gegrundet weitere folgten in Portugal dessen erste Herrschaftsdynastie aus der Familie der Herzoge von Burgund abstammte Italien und Konstantinopel Wahrend der Religionskriege zwischen 1562 und 1598 wurden die Stadt und das Kloster zweimal von protestantischen Truppen eingenommen und geplundert Auf dem Gelande des klosterlichen Leprosoriums Saint Lazar sollen 1569 900 Burger der Stadt getotet worden sein Im Laufe des Jahres 1791 wurde das Kloster als Auswirkung der Franzosischen Revolution aufgelost Im Zuge der Sakularisation fielen die Klostergebaude in den Besitz des Staates und wurden verkauft wahrend die Prioratskirche zur Pfarrkirche der Stadt wurde 1840 stufte Prosper Merimee die Kirche und die Klosteranlagen als historisches Denkmal ein und verhinderte so ihren Abbruch 1998 wurde die Kirche als Station auf dem Jakobsweg zum Weltkulturerbe erklart Baugestalt BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten nbsp Die zu Wohnhausern umfunktionierten Reste des LanghausesEindeutige baugeschichtliche Daten sind rar Fest steht der Baubeginn in der Mitte des 11 Jahrhunderts unter der Leitung des ersten Priors Gerardus Im Jahr 1076 muss der Bau des Chorbereiches und die Querschiffe vollendet sein da der Bischof von Auxerre in der Vierung beigesetzt wurde Bereits fur das Jahr 1085 ist als Name der Kirche Sanctae Mariae de Caritate genannt Ulrich von Zell schrieb in einem Brief 1088 an den Abt Wilhelm von Hirsau von der Klosterkirche in La Charite Regula Raeber nimmt an dass ein vollendetes Kirchengebaude zu jener Zeit vorhanden war nbsp Blick auf die Kirche Links neben dem Kirchturm der oktogonale Renaissancetreppenturm des Wohnhauses des PriorsFestzustellen sind zwei verschiedene aufeinanderfolgende Bauzustande der Kirche Der erste beschreibt eine Kirche mit einem aus sieben gestaffelten Apsiden bestehenden Chorbereich Die Vierung wurde mit dem heute noch bestehenden Vierungsturm bekront An die Vierung und die Querschiffe schloss sich ein funfschiffiges Langhaus von acht Jochen im Westen an Die Architektur orientierte sich besonders im Chorbereich an der damaligen Abteikirche von Cluny Cluny II Spatestens in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts wurden die drei mittleren Apsiden durch einen Umgangschor mit funf Kranzkapellen ersetzt Das Langhaus wurde um zwei Joche erweitert und mit einer Doppelturmfassade abgeschlossen Die Aussenwande wurden aufgestockt Ursprunglich schloss sich im Inneren uber der Arkadenzone gleich der Obergaden an Im Zuge der Aufstockung wurde ein neuer Obergaden aufgesetzt und der ursprungliche zu einem Blendtriforium umgebaut Diese Bauweise entsprach nun der neuen Hauptkirche von Cluny Cluny III 1204 sturzte der sudliche Turm in das Langhaus und wenig spater wurden Teile des nordlichen Seitenschiffs zur Pfarrkirche der Stadt umfunktioniert 1559 wurde das Langhaus durch einen Brand stark beschadigt erst 1695 baute man die vier ostlichen Joche wieder auf Nach Auflosung des Klosters 1791 wurde Notre Dame zur Pfarrkirche und die ehemalige Pfarrkirche im Seitenschiff zu Wohnhausern Chor Bearbeiten Der Chorbereich samt Vierung und Querhaus ist seit dem 12 Jahrhundert fast unverandert uberkommen Lediglich die mittlere Kranzkapelle wurde durch eine grossere gotische ersetzt in der heute die Gottesdienste stattfinden Der oktogonale Vierungsturm entsprach ursprunglich in der Hohe den Turmen der Westfassade und verfugte uber drei Etagen bzw drei ahnlich gestaltete Arkadenzonen Seit dem Brand 1559 besitzt er nur noch eine Etage deren Ausseres mit Plastiken von Propheten verziert ist Fast alle Figuren sind neuzeitliche Erganzungen oder aufgrund der Verwitterung nicht mehr erkennbar nbsp Ansicht des Chorbereichs von Nordosten nbsp Blendarkaden uber dem Chorumgang nbsp Kleiner Profanbau am ChorLanghaus Bearbeiten nbsp Blick durch das Langhaus nach OstenDas Langhaus hat heute eine Lange von vier Jochen Das nordliche Seitenschiff es konnten auch beide nordlichen gewesen sein des ursprunglich funfschiffigen Langhauses wurde schon vor 1209 als Pfarrkirche Saint Croix von der Stadt genutzt Im Jahre 1559 brannte das Langhaus aus wobei unklar ist wie stark die nordlichen Seitenschiffe und somit die Pfarrkirche beschadigt wurden Die Rekonstruktion der ersten vier Joche wurde in stark vereinfachter Form erst 1695 vollendet Das Langhaus ist nun dreischiffig Aus jener Zeit stammt die barocke Westfassade Das Mittelschiff hatte ursprunglich ein Tonnengewolbe wahrend die vier Seitenschiffe von einem Kreuzgewolbe abgeschlossen wurden Im 12 Jahrhundert erfolgte eine Aufstockung Der Wiederaufbau des 17 Jahrhunderts verwendete in allen drei Schiffen Kreuzgewolbe wobei das nordliche 1819 einsturzte und durch eine schlichte Holzdecke ersetzt wurde Westfassade und Turm Bearbeiten Nachdem das Langhaus seine grosste Ausdehnung erreicht hatte wurde es von einer Doppelturmfassade abgeschlossen Die zwei Turme erhoben sich uber den ersten Seitenjochen der zehn Joche In der untersten Zone der Westfassade befanden sich die funf Portale die den Zugang zu den Schiffen des Langhauses ermoglichten Der zu Beginn des 13 Jahrhunderts eingesturzte sudliche Turm wurde nicht wieder aufgebaut Nachdem das Langhaus durch einen Brand 1559 stark zerstort wurde entstand zwischen der ursprunglichen Fassade und den rekonstruierten Jochen der Platz Saint Croix Den Zugang zum Platz bildete das ehemalige gotisch veranderte Hauptportal Von den vier seitlichen Portalen ist das sudlichste nicht mehr erhalten die restlichen nun funktionslos vermauert Von den nordlichen sind noch die romanischen Tympana erhalten Der heute noch erhaltene nordliche Turm wird Tour Saint Croix Heilig Kreuz Turm genannt Man nimmt an dass in der erhaltenen Turmkapelle eine Reliquie des Heiligen Kreuzes aufbewahrt wurde Die heutige Turmspitze stammt aus dem Jahre 1823 und ersetzt eine achteckige von vier Eckturmen flankierte Spitze nbsp Romanisches Westwerk aufgenommen 1919 nbsp Die barocke Westfassade von 1695 nbsp Ansicht des TurmsBauplastik Bearbeiten nbsp Tympanon Transfiguration Christi zeigendWie die ganze Kirche ist die Bauplastik aus weichem Kalkstein der Region geschaffen Die grosse Anzahl von bildhauerisch bearbeiteten Kapitellen beschreibt Regula Raeber ausfuhrlich in ihrer Dissertation Des Weiteren sind die Tympana und Sturze der zwei nordlichen Seitenschiffportale erhalten Sie uberlebten in der Baumasse von Wohnhausern die an der ehemaligen Westfassade angebaut waren Erst im 19 und 20 Jahrhundert wurden sie wieder freigelegt Das nordliche Portal wurde 1924 wiederentdeckt Das Tympanon litt stark an den baulichen Eingriffen Es zeigt die Furbitte Marias bei Christus im Himmel Auf dem Sturz wird friesartig die Verkundigung an Maria die Heimsuchung die Geburt Christi und die Verkundigung an die Hirten gezeigt Das benachbarte Portal wurde Mitte des 19 Jahrhunderts in das sudliche Querschiff versetzt und ist deutlich besser erhalten Das Tympanon zeigt die Transfiguration wahrend auf dem Sturz zwei Szenen die Jugend Christi erzahlen Neben der Anbetung durch die Konige ist hier die Darbietung im Tempel dargestellt Ausstattung Bearbeiten Von der Ausstattung des Kirchenraums sind keine wesentlichen Teile erhalten Neben dem Hundertjahrigen Krieg und verschiedenen Brandkatastrophen werden besonders die Ausschreitungen von protestantischen Truppen in den Religionskriegen der Erhaltung abtraglich gewesen sein In den Kranzkapellen des Chors sind noch einige romanische Altare von schlichter Gestalt erhalten Der Hauptaltar stand in der Vierung und wurde 1559 durch einen Hochaltar im Chorbereich ersetzt Reste des Altars von 1559 sind heute an der Wand des nordlichen Seitenschiffs angebracht Augenscheinlich beschrankt sich die heutige Ausstattung auf Objekte des 18 und 19 Jahrhunderts Der gesamte Themenbereich ruckte bisher noch nicht in den Blick der Forschung Saint Laurent Bearbeiten nbsp Die Ruinen des Chorbereichs der Kirche Saint LaurentIm Laufe von Ausgrabungen zwischen 1975 und 2005 wurden hinter dem Kapitelsaal des Klosters nordostlich des Chors die Fundamente einer Marien und Allerheiligenkapelle freigelegt und gesichert Mit der Eingliederung in den cluniazensischen Klosterverband ging auch eine Ubernahme der cluniazensischen Liturgie einher In Cluny bestand seit 1085 eine identische Anlage die wohl der von La Charite als Vorbild diente Hier wurden taglich Marienprozessionen und Allerheiligenvespern von den Monchen abgehalten Seit 2005 ist der Dreiapsidenabschluss der Ruine von einem modernen Metalldach vor der Witterung geschutzt Bis wann das dem Heiligen Laurent gewidmete Gotteshaus bestand ist nicht klar Literatur BearbeitenPierre Beaussart L Eglise Benedictine de La Charite sur Loire Fille ainee de Cluny Etude archeologique Delayance La Charite sur Loire 1929 Regula Raeber La Charite sur Loire Monographie der romanischen Kirche Notre Dame unter spezieller Berucksichtigung der Skulpturen Basler Studien zur Kunstgeschichte NF Bd 6 ZDB ID 503550 8 Francke Bern 1964 Jeannine Fournier Christophe Pain Bernard Noel Chagny Le decor sculpte interieur Eglise Notre Dame de La Charite sur Loire fille ainee de Cluny Les Amis de La Charite sur Loire La Charite sur Loire 2007 ISBN 978 2 904735 27 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Notre Dame La Charite sur Loire Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Notre Dame La Charite sur Loire In archINFORM Prieure Notre Dame de La Charite sur Loire In Structurae Eintrag im fr DenkmalregisterWeltkulturerbe am Jakobsweg in Frankreich Kirche Saint Jacques le Majeur in Asquins Sainte Marie Madeleine in Vezelay Sainte Croix Notre Dame Kathedrale Saint Etienne von Bourges Stiftskirche Saint Etienne in Neuvy Saint Sepulchre Kirche von Saint Leonard de Noblat Kathedrale von Perigueux Abtei Cadouin Kirche von Saint Avit Senieur Ehemalige Kathedrale Saint Jean Baptiste von Bazas Abtei Saint Sever Champagne Basilika Notre Dame in L Epine Notre Dame en Vaux Via Turonensis Via Podiensis Via Tolosana Weitere Bauwerke Notre Dame du Port Clermont Ferrand Mont Saint Michel Siehe auch Jakobsweg und Via Lemovicensis nbsp Dieser Artikel wurde am 5 Marz 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen 47 1775 3 0163888888889 Koordinaten 47 10 39 N 3 0 59 O Normdaten Geografikum GND 4635984 9 lobid OGND AKS VIAF 238779020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Notre Dame La Charite sur Loire amp oldid 237934209