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Das Niederlandische Palais gehorte zur spatfriederizianischen Bebauung des Boulevards Unter den Linden im Berliner Ortsteil Mitte Es lag an der Ecke der schmalen Oranischen Gasse und hatte die Hausnummer 36 Das Gebaude war von 1803 bis 1882 im Besitz des niederlandischen Herrscherhauses Oranien Nassau wovon sich der Name ableitete Das Niederlandische Palais im spaten 19 Jahrhundert links die Oranische GasseFoto von Hermann Ruckwardt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ein Stadtpalais entsteht 1 2 Vom Palais Lichtenau 1 3 zum Niederlandischen Palais 1 4 Das Ende des Palais nach 1950 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEin Stadtpalais entsteht Bearbeiten Die fruhe Bau und Besitzgeschichte sind unklar 1 Vermutlich befanden sich aber seit Mitte des 17 Jahrhunderts auf dem Grundstuck spater die Nrn 35 und 36 Artilleriehauser 1713 machte Friedrich Wilhelm I das Grundstuck dem General Christian von Linger zum Geschenk 2 Dieser verkaufte es 1750 an den Kriegsrat Burckhard Ludwig Schmidt Die vorhandenen Gebaude wurden abgerissen und das Grundstuck geteilt Das anschliessend vermutlich zwischen 1753 und 1758 fertiggestellte dreigeschossige Gebaude mit neun Fensterachsen ist wie auch sein Nachbarhaus Nr 35 das Palais Hesse von Friedrich Wilhelm Diterichs entworfen und von Andreas Kruger errichtet worden 3 Wechselnde Besitzer waren 1755 der Konigliche Amtmann Johann Wilhelm Steinert 1758 der Kaufmann und Bankier Martin Schultze und 1771 der Konigliche Hofrat Ernst Friedrich Bodenhaupt 4 Nachdem der Minister Friedrich Christoph von Gorne das Haus 1775 erworben hatte liess er es durch Michael Philipp Boumann mit einem Vestibul samt neuem Treppenhaus modernisiertem Fassadenschmuck und einem Portikus versehen Damit war im Jahr 1777 eines der vornehmsten Stadthauser Berlins im Ubergangsstil von Rokoko zum Zopfstil entstanden Vom Palais Lichtenau Bearbeiten Gorne hatte sich als Direktor der Seehandlung Unlauterkeiten erlaubt und so musste sein Vermogen 1782 zugunsten der Geschadigten konfisziert werden worauf das Haus bei einer Zwangsversteigerung durch den Kriegsrat Johann Hieronymus Edler von Graeve 1734 1798 nobilitiert 1786 5 erworben wurde 4 1786 erwarb Konig Friedrich Wilhelm II das Haus fur Alexander Graf von der Mark den gemeinsamen Sohn mit seiner Geliebten Wilhelmine Rietz geb Enke die spatere Grafin Lichtenau Nach dem fruhen Tod Alexanders im Jahr 1787 erbte dessen Mutter den Besitz 4 Der Konig veranlasste 1787 1794 Umbauten durch Boumann und Carl Gotthard Langhans 6 der einen uber zwei Stockwerke reichenden ovalen Saal einbaute Ein zweiter Binnenhof an dem ein Privattheater entstand erweiterte das Gebaude mit Einbeziehung des ruckwartig benachbarten Grundstucks an der Behrenstrasse Das Palais war nun als Berliner Residenz der Grafin Lichtenau einer der Schauplatze des skandaltrachtigen Treibens um Friedrich Wilhelm 7 Sein Tod hatte den Sturz der Madame Rietz und die Einziehung ihres Vermogens durch den preussischen Staat zur Folge Das Palais wurde 1798 von Friedrich Wilhelm III der Armendirektion als Geschenk ubereignet 8 die es zeitweise an die britische Gesandtschaft vermietete zum Niederlandischen Palais Bearbeiten nbsp Berliner Gedenktafel am Haus Unter den Linden 11 in Berlin MitteDer niederlandische Erbprinz Wilhelm I der mit seiner Frau Friederike Luise einer Schwester des Konigs Friedrich Wilhelm III seit 1796 in Berlin im Exil in einer Wohnung im Stadtschloss gelebt hatte war 1802 Furst von Fulda geworden Beim Erwerb einer standesgemassen Bleibe in der preussischen Hauptstadt unterstutzte ihn der Konig sein Schwager im Jahr 1803 durch einen Befehl an die Armendirektion das Palais auf Raten an Wilhelm zu verkaufen 9 Mit einigen durch die Teilnahmen an den Kriegsereignissen von 1806 1807 und 1809 verursachten Unterbrechungen lebte der Erbprinz mit seiner Familie bis zur Jahreswende 1813 1814 im nun Niederlandischen Palais Wilhelm wurde 1815 zum ersten Konig der Niederlande gekront Wegen der engen familiaren Verbindungen zum Hohenzollernhaus hielt sich Wilhelm in den nachsten Jahren oft im Palais Unter den Linden auf Nach seiner Abdankung im Jahr 1840 wahlte Wilhelm zum zweiten Mal Berlin zum Ort des Exils Das Niederlandische Palais diente ihm nun bis zu seinem Lebensende 1843 als Wohnsitz Sein zweiter Sohn Prinz Friedrich erbte das Haus und bewohnte es bei seinen Besuchen in Berlin mit seiner Frau Luise von Preussen Nach seinem Tode im Jahr 1881 wurde seine Enkelin die danische Kronprinzessin Louise von Schweden Norwegen Eigentumerin des Palais Im Jahr 1883 verkaufte Louise das Gebaude an den preussischen Fiskus Die Konigliche Bibliothek benutzte das Palais zunachst fur ihre Karten und Musikalienabteilung aber noch im gleichen Jahr gelangte sein vorderer Teil durch einen Grundstuckstausch an Kaiser Wilhelm I wahrend der Grundstucksteil an der Behrenstrasse bei der Bibliothek verblieb Wilhelm verband das Palais mit dem benachbarten Kaiser Wilhelm Palais durch eine verglaste Uberbruckung der Oranischen Gasse Das Niederlandisches Palais war nun als Gastehaus und Wohnhaus fur die Familien der kaiserlichen Dienerschaft ein Nebengebaude seiner Residenz Wilhelms Tochter Grossherzogin Luise von Baden und ihr Gemahl Friedrich I bewohnten das Palais regelmassig anlasslich ihrer haufigen Besuche in Berlin Beide Gebaude gehorten auch nach dem teilweisen Ubergang des Hohenzollernvermogens an den Staat 1926 zum Besitz der Familie Im Haus dessen erste Etage Hermine die zweite Ehefrau Wilhelms II als Berliner Quartier nutzte amtierte die Generalverwaltung des vormals regierenden preussischen Konigshauses unter dem Generalbevollmachtigten Wilhelm von Dommes 10 und zuletzt Kurt von Plettenberg Im Zweiten Weltkrieg erlitt der vordere Teil des Niederlandischen Palais durch einen Bombenangriff starke Beschadigungen Der Dachstuhl und Teile der Decken der obersten Geschosse auch der Saal sturzten ein Das Erdgeschoss das Treppenhaus einige Raume des ersten Stockwerks und die ruckwartige Bebauung blieben weiterhin benutzbar Gut erhalten waren der Portikus und die Aussenmauern mitsamt der Bauplastik Laut der offiziellen Karte der Gebaudeschaden 1945 galt es als beschadigt und wiederaufbaufahig 11 Das Ende des Palais nach 1950 Bearbeiten nbsp Das Niederlandische Palais am 1 Mai 1946 Die aufbaufahige aber vernachlassigte Ruine des Palais musste vier Jahre spater bis auf das Erdgeschoss abgetragen werden Das Niederlandische Palais wurde 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht entschadigungslos enteignet was die Tatigkeit des im Haus erneut amtierenden Dommes jedoch genauso wenig beeintrachtigte wie der Kriegsschaden Erst 1948 sah er sich gezwungen seinen Sitz nach West Berlin zu verlegen In die Teilruine des Palais zogen nun Ost Berliner Dienststellen und die Progress Filmillustrierte ein 12 Um 1950 wurde das Gebaude aufgegeben und bis auf Teile des Erdgeschosses und den Portikus abgetragen Trotzdem war die Wiederherstellung des immer noch unter Denkmalschutz stehenden Niederlandischen Palais beabsichtigt 13 nbsp Der Neubau Unter den Linden 11 ein Nachbau des 1967 gesprengten Gouverneurshauses aus der Rathausstrasse 19 mit dessen originalen FassadenelementenIm Jahr 1963 wurden die Reste des Palais abgerissen um Platz fur einen Stahlbeton Skelettbau von Fritz Meinhardt zu schaffen der eine Nachbildung des 1967 gesprengten Gouverneurshauses aus der Rathausstrasse 19 Ecke Judenstrasse darstellt das ebenfalls von Diterichs stammte Dabei wurden die 1963 geborgenen barocken plastischen Schmuckelemente des Mittelrisalits des Gouverneurshauses wiederverwendet Der fertiggestellte Neubau ist breiter als zuvor das Niederlandische Palais mit seinen neun Achsen und zwar elfachsig wie einst das Gouverneurshaus Meinhardt verband ihn mit dem ebenfalls von ihm wiederaufgebauten inzwischen Altes Palais genannten Kaiser Wilhelm Palais im Innern indem er die Oranische Gasse uberbaute Nutzer der beiden Gebaude sowie der angrenzenden Alten Bibliothek ist die Humboldt Universitat deren Hauptgebaude sich im gegenuberliegenden Palais des Prinzen Heinrich befindet Aus Anlass der 200 Jahr Feier der niederlandischen Monarchie erinnert seit dem 1 Oktober 2014 eine Gedenktafel am Haus Unter den Linden Nr 11 an das Palais Konig Willems I 14 Literatur BearbeitenBert Becker Das Niederlandische Palais Zur Geschichte des Hauses und seiner Bewohner In Vorstand der Deutsch Niederlandischen Gesellschaft e V Hrsg Auf den Spuren der Niederlander zwischen Thuringer Wald und Ostsee II Symposium als Manuskript gedruckt Berlin 1994 S 103 124 Kurzfassung Bert Becker Das Niederlandische Palais Ein Beitrag zur Geschichte der Oranier in Berlin In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins Nr 3 1993 S 172 182 Richard Borrmann Die Bau und Kunstdenkmaler von Berlin Mit einer geschichtlichen Einleitung von P Clauswitz Julius Springer Berlin 1893 Textarchiv Internet Archive Unverand Nachdruck im Gebruder Mann Verlag Berlin 1982 ISBN 3 7861 1356 4 S 319 321 mit Grundriss des Hauptgeschosses Gotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Eine Dokumentation der Schaden und Totalverluste auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik Band 1 Berlin Hauptstadt der DDR Bezirke Rostock Schwerin Neubrandenburg Potsdam Frankfurt Oder Cottbus Magdeburg Henschel Berlin 1980 S 31 mit AbbildungenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Niederlandisches Palais Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abbildung des Festsaals von Langhans Deutsche Fotothek Einzelnachweise Bearbeiten Siehe dazu Rolf Herbert Kruger Friedrich Wilhelm Diterichs Architekt Ingenieur und Baubeamter im Preussen des 18 Jahrhunderts Potsdamer Verlagsbuchhandlung Potsdam 1994 S 256 Gernot Ernst Ute Laur Ernst Die Stadt Berlin in der Druckgrafik 1570 1870 Lukas Verlag Berlin 2009 S 294 Karlheinz Gerlach Hrsg Friedrich Nicolai Beschreibung der koniglichen Residenzstadt Berlin Eine Auswahl Verlag Philipp Reclam jun Leipzig 1987 S 172 f a b c Matthias Hahn Akademie der bildenden Kunste und mechanischen Wissenschaften In Virtuelles Berlin um 1800 Berliner Klassik Eine Grossstadtkultur um 1800 Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften 2006 Leopold von Zedlitz Neukirch Neues Preussisches Adels Lexicon S 275 Textarchiv Internet Archive Hermann Schmitz Berliner Baumeister vom Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts Verlag Ernst Wasmuth Berlin 1925 S 327 Abbildungen S 144 147 Winfried Loschburg Unter den Linden Gesichter und Geschichten einer beruhmten Strasse Buchverlag Der Morgen Berlin 1980 S 78 f Stiftung Stadtmuseum Berlin Hrsg Dieter Hildebrandt Hans Werner Klunner Jost Hansen Texte Unter der Linden Historische Photographien Nicolai Verlag Berlin 2001 S 62 mit Abbildung Hierzu und zum folgenden siehe Bert Becker Das Niederlandische Palais Zur Geschichte des Hauses und seiner Bewohner In Vorstand der Deutsch Niederlandischen Gesellschaft e V Hrsg Auf den Spuren der Niederlander zwischen Thuringer Wald und Ostsee II Symposium als Manuskript gedruckt Berlin 1994 hier zitiert als Becker S 103 123 hier S 108 Zur Tatigkeit Dommes Becker S 115 Karte der Gebaudeschaden 1945 Starten Historische Karten Gebaudeschaden 1945 Hrsg Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung Berlin Claus Siebenborn Unter den Linden Galanter Bilderbogen um Berlins beruhmte Strasse 1647 1947 Oswald Arnold Berlin 1949 S 150 Hans Muther Berlins Bautradition Kleine Einfuhrung Das Neue Berlin Berlin 1956 S 88 Das Niederlandische Palais nl palaisberlin info Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Niederlandisches Palais amp oldid 235677581