www.wikidata.de-de.nina.az
Die Seehandlungsgesellschaft war ein 1772 gegrundetes Staatsunternehmen fur den Aufschwung des Aussenhandels des Konigreiches Preussen Sie wandelte sich im Verlaufe des 19 Jahrhunderts zur Bank und wurde 1918 in Preussische Staatsbank umbenannt Siegelmarke Konigliche Seehandlung Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Fruhe Geschichte 3 Langsame Wandlung zur Bank 4 Die Seehandlung als Bank 5 Personen 6 Dienstsitz 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenDie preussische Seehandlungsgesellschaft wurde auf Veranlassung von Friedrich dem Grossen am 14 Oktober 1772 unter dem Namen Generaldirektion der Seehandlungs Sozietat in Berlin gegrundet 1 Der preussische Konig erwarb 2100 Aktien dieser Gesellschaft und 300 Aktien wurden an Privatpersonen verkauft Die Seehandlung genannte Gesellschaft erhielt das alleinige Recht des Handels mit Seesalz und das Stapelrecht auf alles Wachs welches zehn Meilen weit von den Ufern der Weichsel im preussischen Gebiet erzeugt wurde Die Gesellschaft sollte mit ihren Schiffen unter preussischer Flagge einen Handel hauptsachlich nach Spanien aber auch nach allen anderen Landern treiben und in Cadiz einen Handelsagenten unterhalten Ebenfalls am 14 Oktober 1772 wurde auch eine besondere Seesalzhandlungsgesellschaft die Preussische Compagnie gegrundet welche das von der Seehandlung eingefuhrte Seesalz nach Polen und Litauen verkaufte Beide Gesellschaften hatten ihre Privilegien bis 1796 erhalten Die Seehandlungsgesellschaft war als Seefahrtsunternehmen auch im Schiffbau tatig und baute zum Beispiel 1776 zwei Werften in Stettin Sie besass bis zu 14 eigene Schiffe 2 Die Konigliche Seeschiffswerft in Havelberg lieferte von 1779 bis 1785 mehrere Seeschiffe an die Seehandlung Fruhe Geschichte BearbeitenTrotz der Privilegien liefen die Geschafte zunachst schlecht Unter der Leitung von Graf von der Schulenburg Kehnert wurde die Preussische Compagnie mit der Seehandlungsgesellschaft vereinigt Die Geschafte liefen danach besser und wurden bedeutend erweitert Die Seehandlung hatte Agenten in Hamburg Amsterdam Warschau und Cadiz Insbesondere fuhrte sie Leinwand aus 1791 wurden die Sonderrechte der Seehandlung bis zum 1 Januar 1808 verlangert Sie verlor zwar am 4 Marz 1794 das Stapelrecht auf Wachs erhielt dafur jedoch das Recht mit allen Waren zu handeln und Geschafte aller Art zu betreiben Die bald darauf erfolgte dritte Teilung Polens 1795 beschrankte das Absatzgebiet fur Salz und auch die napoleonischen Kriege beeintrachtigten den Handel der Seehandlungsgesellschaft Diese wandte sich nunmehr finanziellen Operationen zu und erhielt die Verwaltung der Staatsschulden Nach dem 1806 von Preussen gegen Frankreich verlorenen Krieg zahlte sie die Kontributionen an Frankreich wodurch sie hohe Schulden anhaufte da der Staat die ihm von der Seehandlung vorgestreckten Gelder nicht zuruckzahlen konnte Nach Napoleons Niederlage 1815 zog sie die von Frankreich zu zahlenden Kontributionsgelder ein Dadurch konnte sich die Seehandlung wieder stabilisieren Langsame Wandlung zur Bank BearbeitenSeit 1807 unterstand die Seehandlung dem preussischen Finanzministerium Am 17 Januar 1820 wurde sie ein selbstandiges Geld und Handelsinstitut des Staates mit unbeschrankter Vollmacht 3 Sie erhielt als Sonderrechte unter anderem den Ankauf von uberseeischem Salz die Erledigung aller im Ausland fur Rechnung des Staates anfallenden Geldgeschafte die Bezahlung aller im Ausland gemachten Staatsschulden die Einziehung der dem Staat im Ausland zustehenden Gelder und den Ankauf der fur Preussen notwendigen Waren des Auslandes Der Staat leistete fur alle Verpflichtungen der Seehandlungsgesellschaft Garantie und bestellte ein Kuratorium von drei Staatsbeamten zur Aufsicht Am 3 Mai 1821 wurde verfugt dass der Gewinn der Seehandlungsgesellschaft nicht mehr an die Staatskasse abgeliefert wird sondern in ihr Kapital eingeht und daraus ein Reservefonds gebildet wird uber welchen in ausserordentlichen Fallen auch der Konig zu Staatszwecken verfugen konne 1822 begann die Seehandlungsgesellschaft das erste grossere uberseeische Unternehmen mit dem Vertrieb schlesischer Textilwaren nach Mittel und Sudamerika auf eigenen Schiffen Dieses Geschaft dehnte sie weltweit aus und fuhrte 1822 bis 1824 zur ersten preussischen Weltumseglung mit dem Schiff Mentor dem sechs weitere Weltumrundungen mit dem Schiff Princess Louise folgten Zugleich beforderte sie den Schiffsbau auch indem sie in den Vereinigten Staaten die Schonerbrigg Christian kaufte welche als gutsegelnd galt und den preussischen Schiffbauern als Lehrmodell dienen sollte 4 Die Seehandlung beteiligte sich auch an vielen anderen Unternehmungen wie etwa dem Strassenbau in Preussen und forderte den Eisenbahnbau 1831 ubernahm die Seehandlung die Dampfschifffahrt in und um Berlin und begann auch selbst den Bau von Binnenschiffen Die Maschinenbauanstalt und Eisengiesserei der Seehandlung in Berlin Moabit wurde um einen Werftbetrieb erweitert und fuhrte eine technische Neuerung in Deutschland ein indem sie die Dampfschiffrumpfe nicht mehr aus Holz sondern aus Eisenblech fertigte 1834 35 wurde der erste vollstandig eiserne Dampfer die Prinz Carl auf der Moabiter Werft gebaut Der Dampfschifffahrtsbetrieb der Seehandlungsgesellschaft fuhr standig mit Verlust Er wurde in Kauf genommen um die grossen Vorteile welche die Dampfschifffahrt anderen Landern gewahrt den nachsten inlandischen Gewassern nicht entgehen zu lassen 1848 begann die Auflosung der Binnenschifflotte der Seehandlungsgesellschaft Der Moabiter Industriebetrieb der Gesellschaft wurde 1850 an die Firma August Borsig verkauft 5 Die Seehandlung als Bank BearbeitenAm 14 Februar 1845 wurde verfugt dass sie keine neuen gewerblichen Unternehmungen mehr tatigen soll und den Salzhandel der Steuerverwaltung uberlasst Die Seehandlungsgesellschaft wandelte sich nun zu einer dem Finanzministerium unterstellten Staatsbank So zog sich die Seehandlungsgesellschaft seit 1845 langsam aus ihren Handelsgeschaften zuruck Erhalten blieb noch lange Zeit der Handel mit Wein Mehl und Wolle Auch viele gewerbliche Unternehmungen behielt die Seehandlung noch uber viele Jahre So unter anderem einige Textilfabriken und metallverarbeitende Betriebe Auch die Dampfschifffahrt auf Spree Havel und Elbe betrieb die Seehandlung noch weiter Ab 1904 firmierte das Institut als Konigliche Seehandlung Preussische Staatsbank 1918 wurde die Seehandlungsgesellschaft in Preussische Staatsbank Seehandlung umbenannt Sie war bis 1945 in allen Bereichen des Bankgeschafts tatig Mit der Auflosung Preussens 1947 wurde die Preussische Staatsbank eine sogenannte ruhende Altbank 6 1983 wurde die Bank liquidiert und ihr verbliebenes Vermogen wurde auf die Berliner Pfandbriefbank als Rechtsnachfolger ubertragen Ein kleiner Vermogensanteil der ehemaligen Preussischen Staatsbank bildete den Grundstock fur die Stiftung Preussische Seehandlung Personen BearbeitenJulius August von der Horst 1772 bis 1774 Prasident der Seehandlung Johann Gottlieb Schlee erwahnt 1774 Prasident der Seehandlung 7 Friedrich Christoph von Gorne 1775 bis 1782 Chef der Seehandlung 8 Friedrich Wilhelm von der Schulenburg Kehnert Prasident der Seehandlung von 1782 bis 1786 und 1790 bis 1791 9 Alexander Friedrich von der Schulenburg Blumberg 1786 bis 1790 Chef der Seehandlung 10 Carl August von Struensee ab 1782 Direktor 1791 bis 1804 Chef der Seehandlung 8 Freiherr vom Stein 1804 1807 Chef der Seehandlung 8 Christian Rother 1820 bis 1848 Chef der Seehandlungsgesellschaft August Friedrich Bloch 1848 bis 1854 Prasident der Seehandlung Otto von Camphausen 1854 bis 1869 Prasident der Seehandlung William Barstow von Guenther Prasident der Seehandlung 1870 bis Rudolf von Bitter der Altere Prasident der Seehandlung von 1873 bis Alexander Schoeller Bankier und Geheimer Seehandlungsrat Max Rotger Beamter 1830 Prasident der Seehandlung von 1880 bis 1886 Emil von Burchard Prasident der Seehandlung von 1887 bis Octavio von Zedlitz Neukirch 1899 Prasident der Seehandlung Rudolf Havenstein Prasident der Seehandlung 1900 bis 1908 Adolf von Dombois Prasident der Seehandlung ab 1918 Preussische Staatsbank 1909 bis 1924 Hermann Kissler Vizeprasident ab 1921 Franz Schroeder Prasident der Preussischen Staatsbank 1924 bis 1945Dienstsitz Bearbeiten nbsp Dienstgebaude der Koniglichen Seehandlungs Societat in Berlin abgebrochen im Jahre 1901 Eckansicht nbsp Neubau der Koniglichen Seehandlung in Berlin am Gendarmenmarkt im Jahre 1904 Gesamtansicht1777 mietete Friedrich II das im Jahr 1735 im Auftrag Friedrich Wilhelms I errichtete Domestikenhaus am Gendarmenmarkt Ecke Jagerstrasse fur die Seehandlungsgesellschaft 1787 erwarb die Seehandlung das Gebaude und liess 1806 von David Gilly 11 grossere Veranderungen durchfuhren 1901 wurde das alte Barockpalais abgebrochen und bis 1903 durch einen Neubau von Paul Kieschke 12 ersetzt 1936 1939 entstand ein Erweiterungsbau in der Jagerstrasse 22 23 Nach Beseitigung von Kriegsschaden wurde der Gebaudekomplex 1946 der neu gegrundeten Deutschen Akademie der Wissenschaften ubergeben Heute beherbergt er deren Nachfolgeinstitution die Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften BBAW Literatur BearbeitenPierer s Universal Lexikon Band 15 Altenburg 1862 Seiten 742 744Weblinks BearbeitenFruhe Dokumente und Zeitungsartikel zu Preussische Staatsbank in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Bibliographisches Institut Meyers Enzyklopadisches Lexikon Band 19 Mannheim 1978 Seite 257 Albert Rohr Handbuch der deutschen Marinegeschichte Gerhard Stalling Verlag Oldenburg Hamburg 1963 Seite 35 Bibliographisches Institut Meyers Enzyklopadisches Lexikon Band 19 Mannheim 1978 Seite 257 Heinz Burmester Weltumseglung unter Preussens Flagge Die Koniglich Preussische Seehandlung und ihre Schiffe Ernst Kabel Verlag Hamburg 1988 Seiten 24 und 26 Kurt Groggert Spreefahrt tut not Haude amp Spenersche Verlagsbuchhandlung Berlin 1972 Seiten 36 39 Bibliographisches Institut Meyers Enzyklopadisches Lexikon Band 19 Mannheim 1978 Seiten 257 und 258 Schlee Johann Gottlieb Indexeintrag Deutsche Biographie a b c Christian Rother Die Verhaltnisse des Koniglichen Seehandlungs Instituts und dessen Geschaftsfuhrung und industrielle Unternehmungen Deckersche Geheime Ober Hofbuchdruckerei 1845 Seiten 6 9 Rolf Straubel Biographisches Handbuch der preussischen Verwaltungs und Justizbeamten 1740 1806 15 Teil 1 K G Saur Munchen 2009 Seiten 921ff Rolf Straubel Biographisches Handbuch der preussischen Verwaltungs und Justizbeamten 1740 1806 15 Teil 1 K G Saur Munchen 2009 Seiten 918f Gernot Ernst und Ute Laur Ernst Die Stadt Berlin in der Druckgrafik 1570 1870 Bd 2 Seite 43 Lukas Verlag Berlin 2009 Paul Kieschke Preussische Seehandlung Berlin in Architekturmuseum der TU Berlin Normdaten Korperschaft GND 4031532 0 lobid OGND AKS LCCN n82101831 VIAF 281144783199193379905 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seehandlungsgesellschaft amp oldid 227903482