www.wikidata.de-de.nina.az
Die Handelsfregatte Mentor war ein hanseatisches Handelsschiff aus Bremen welches im Auftrag der koniglich preussischen Seehandlungsgesellschaft in den Jahren 1822 bis 1824 die Welt umrundete Erstmals umsegelte ein Schiff somit unter deutschem Kommando die Welt Handelsfregatte Mentor Gemalde Inhaltsverzeichnis 1 Bau und Ausstattung 2 Weltumseglung der Mentor vom 15 Dezember 1822 bis 14 September 1824 2 1 Reise nach Chile 2 2 Handel mit den Insulanern von Hawaii 2 3 Reise nach China und Niederlandisch Indien 2 4 Ruckreise nach Europa 3 Spatere Verwendung der Mentor 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBau und Ausstattung BearbeitenDer Bau des Seglers Mentor erfolgte von 1807 bis 1808 1 2 auf der Werft von Peter Jantzen 1745 1813 und Jurgen Sager in Vegesack Dies geschah also noch vor den Auswirkungen der Kontinentalsperre Die Ladekapazitat betrug 225 Lasten Die Bark wurde damals auch als Handelsfregatte bezeichnet und fur Fahrten im Atlantik eingesetzt Sie stand zunachst unter dem Befehl der Kapitane Hinrich Tecklenborg 1778 1856 und Nicolaus Hagemann Von 1815 bis 1816 befand sich das Schiff auf einer Tour nach Brasilien und wurde von Kapitan Erich Ruyter gefuhrt 3 Bis zum Jahre 1824 4 5 6 7 gehorte das Schiff den aus Dissen stammenden Gebrudern Friedrich amp Everhard Delius in Bremen 1817 wurde die Mentor auf der Werft von Johann Lange neu verzimmert und zu einem Vollschiff umgebaut 8 Die Mentor wurde 1822 von der preussischen Seehandlungsgesellschaft gechartert und zum Zweck der bevorstehenden Weltumrundung nochmals komplett uberholt und ausgebessert 9 und dabei insbesondere mit einer Kupferbedeckung ausgestattet Zur Selbstverteidigung vor Piratenuberfallen wurde die Mentor mit sechs Kanonen ausgestattet 10 Weltumseglung der Mentor vom 15 Dezember 1822 bis 14 September 1824 BearbeitenAm 15 Dezember 1822 segelte die Mentor unter dem Kommando des Kapitans Johann Andreas Harmssen von Bremen uber die Weser in die Nordsee Als Steuermann fungierte Harmssens Neffe Johann Wilhelm Wendt und als preussischer Supercargo der Berliner Kaufmann Wilhelm Oswald Es befanden sich 22 Mann Besatzung aus Bremen an Bord des Schiffes welches mit preussischen Handelswaren beladen war Das Schiff fuhr somit in preussischem Auftrag unter der Flagge Bremens Im Dienst der preussischen Seehandlungsgesellschaft versuchte Wilhelm Oswald fur die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene schlesische Leinenfabrikation neue Absatzmarkte zu erschliessen 11 Reise nach Chile Bearbeiten Der erste Abschnitt der Reise ging uber den Atlantik Am 27 Januar 1823 wurde der Aquator passiert Vom 18 Februar bis zum 30 Marz 1823 fuhr das Schiff bei sturmischer See um Kap Hoorn in den Pazifik ein und dann entlang der chilenischen Kuste Am 7 Marz 1823 zerstorte eine schwere Welle einen Teil der Verschanzung Nach 113 Tagen auf See erreichte die Mentor am 8 April 1823 den Hafen von Valparaiso Dort blieb das Schiff mehrere Monate vor Anker Valparaiso war zu der Zeit wegen des am 19 November 1822 erfolgten Erdbebens in weiten Teilen zerstort Wilhelm Oswald und der ebenfalls mitgereiste Kaufmann F J Scholz ritten im Mai 1823 fur die Abwicklung von Handelsgeschaften zur Hauptstadt Santiago de Chile In dieser Zeit wurden auch die ersten konsularischen Beziehungen Preussens zu Chile geknupft Vom 2 Oktober bis zum 4 Oktober 1823 fuhr die Mentor zum Hafen von Coquimbo Die damals kleine Stadt von nur rund 5000 Einwohnern war wegen der Kupfergewinnung in den umliegenden Bergwerken interessant Von dort stach die Mentor am 18 Oktober 1823 erneut in See Bei dieser Fahrt ereignete sich am 21 Oktober 1823 ein gefahrlicher Zwischenfall Eine Brigg mit 14 Kanonen und 70 Mann Besatzung stoppte die Mentor 12 Der Kapitan der Brigg forderte im Namen der spanischen Krone die Frachtpapiere der Mentor die anscheinend fur ein sudamerikanisches Schiff gehalten wurde 13 Die Brigg entpuppte sich jedoch bald nicht als ein Schiff des Konigreichs Spanien sondern bestand aus einer vorwiegend englischen Besatzung Die insofern ursprunglich seerauberische Absicht der Englander konnte nach der Durchsuchung des Schiffs und einigen Schikanen glucklich abgewendet werden da die Mentor kein sudamerikanisches Schiff war zudem ein Passpapier der spanischen Gesandtschaft in Berlin vorgelegt werden konnte welches den Handel mit den Landern Sudamerikas erlaubte und fur den Kapitan der Brigg an einem Konflikt mit Preussen schliesslich kein Interesse bestand Dieser Zwischenfall zeigte jedoch der Mannschaft dass auch diese Seereise mit erheblichen unkalkulierbaren Risiken behaftet war Handel mit den Insulanern von Hawaii Bearbeiten Am 10 November 1823 wurde der Aquator von Sud nach Nord passiert und nach 41 Tagen auf See erreichte die Mentor am 28 November 1823 den Hafen von Honolulu auf der Insel Oʻahu im Konigreich Hawaiʻi Dort wurden viele Fabrikate Geratschaften sowie Schmuck und Kleidungsstucke der Insulaner erworben die zum grossen Teil in den Zeiten vor der Christianisierung entstanden waren und somit fur die Geschichte der Sudseevolker wertvoll erschienen Ausserdem nahm die Schiffsbesatzung einen Mann namens Harry Maitey mit der auf eigenen Wunsch unbedingt seine Heimat verlassen wollte Maitey kam nach Berlin und blieb zunachst im Haus des Prasidenten der Seehandlung Er lernte muhevoll die deutsche Sprache liess sich 1830 als evangelischer Christ taufen und konfirmieren heiratete die Tochter des Tierwarters der Pfaueninsel und wurde Vater dreier Kinder 14 Reise nach China und Niederlandisch Indien Bearbeiten nbsp Anyer an der Kuste von JavaNach dem relativ kurzen Aufenthalt auf Hawaii ging die Reise am 4 Dezember 1823 weiter Nach 33 Tagen erreichte das Schiff am 5 Januar 1824 den Hafen der chinesischen Stadt Kanton In Kanton wurden chinesische Waren darunter 5000 Kisten Tee sowie Nankin Cassia und weitere Handelsguter geladen Vom 20 Marz 1824 bis zum 23 April 1824 dauerte die 34 tagige Seereise zur Insel Java in die niederlandisch indische Hafenstadt Anyer die Jahrzehnte spater durch die Eruption des Vulkans Krakatau am 27 August 1883 vollig zerstort werden sollte Ruckreise nach Europa Bearbeiten Nach zwei Tagen Aufenthalt stach die Mentor am 25 April 1824 wieder in See Nach der Fahrt durch den Indischen Ozean und der Umrundung der Sudspitze Afrikas erreichte das Schiff nach 69 Tagen am 2 Juli 1824 die Insel St Helena im Atlantik wo drei Jahre zuvor der verbannte Kaiser Napoleon verstorben war Am 4 Juli 1824 wurde die Seereise fortgesetzt Am 14 Juli 1824 wurde der Aquator durchkreuzt Nach 70 Tagen erreichte das Schiff am 14 September 1824 den preussischen Hafen von Swinemunde Diese Weltumrundung war zugleich die erste des Konigreiches Preussen Die Reise umfasste rund 39 000 Seemeilen was 72 228 km entspricht und dauerte insgesamt ein Jahr und 273 Tage wobei die Mentor 362 Tage auf offener See war Keiner der 22 Besatzungsmitglieder ist auf der Reise verstorben 15 Es fand ein Empfang durch Staatsminister Graf von Bulow und Oberfinanzrat Christian Rother dem Prasidenten der Seehandlungsgesellschaft statt Von Swinemunde reiste Kapitan Johann Andreas Harmssen uber Stettin nach Berlin wo er von Konig Friedrich Wilhelm III empfangen wurde und mit dem Allgemeinen Ehrenzeichen erster Klasse ausgezeichnet wurde 16 Spatere Verwendung der Mentor BearbeitenNoch wahrend der Weltumseglung kaufte die preussische Seehandlungsgesellschaft die Mentor dem Bremer Haus Delius ab nachdem es im Marz 1824 Kanton verlassen hatte und beorderte es nach Swinemunde statt Bremen 4 Am 7 September 1824 in Helsingor erhielt der Kapitan vom preussischen Konsul eine preussische Flagge unter der das Schiff schliesslich nach der Bezahlung des Sundzolls in die Ostsee fuhr und am 14 September 1824 in Swinemunde einlief 4 Acht Monate lang wurde die Mentor nach ihrer Ruckkehr in Stettin repariert 17 Da das Schiff trotz haufiger Reparaturen immer wieder leckte kam ein weiterer Einsatz der Mentor fur Weltumrundungen nicht mehr in Frage Nachfolgerin der Mentor fur diese Unternehmungen wurde die Princess Louise Die Mentor wurde stattdessen lediglich noch fur Fahrten im Atlantik eingesetzt Uber eine Reise der Mentor zu den westindischen Inseln schrieb die Borsenhalle in Hamburg am 19 Oktober 1827 1831 wurde das Schiff in Swinemunde fur 5000 Taler 18 unter Buchwert an den Reeder Thomsen verkauft welcher das Schiff mit dem neuen Namen Prasident Rother weiterfuhrte Literatur BearbeitenHeinrich Berghaus Sechs Reisen um die Erde der koniglichen preussischen Seehandlungs Schiffe Mentor und Prinzess Louise innerhalb der Jahre 1822 1842 Verlag von Grass Barth amp Comp Breslau 1842 Percy Ernst Schramm Sudamerika nach der Befreiung geschildert von einem deutschen Kaufmann Wilhelm Oswald In Jahrbuch fur Geschichte Staat Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas 5 1968 S 202 234 Heinz Burmester Weltumseglung unter Preussens Flagge Die Koniglich Preussische Seehandlung und ihre Schiffe Ernst Kabel Verlag Hamburg 1988 ISBN 978 3 8225 0062 0 Peter Michael Pawlik Von der Weser in die Welt Schriften des Deutschen Schiffahrtmuseums Band 33 Ernst Kabel Verlag Hamburg 1993 ISBN 3 8225 0256 1 S 116 Michael Stoffregen Buller Der Sandwich Insulaner Von Polynesien auf Preussens Pfaueninsel Henrik Bassler Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 945880 38 8 S 10 78Einzelnachweise Bearbeiten Heide Gerstenberger Von Land zu Land aus der Geschichte Bremischer Seefahrt Edition Temmen 1991 S 142 In der Literatur gibt es widerspruchliche Angaben Heinrich Berghaus gibt in dem Buch Sechs Reisen um die Erde Breslau 1842 auf Seite 7 als Baujahr der Mentor das Jahr 1817 an was jedoch im Widerspruch dazu steht dass Zeitungsmeldungen schon vor 1817 uber Fahrten der Mentor im Atlantik berichten Eventuell bezieht sich das Jahr 1817 auf eine Umrustung der ursprunglich als Bark konzipierten Mentor zu einem Vollschiff Deutscher Beobachter oder privilegierte Hanseatische Zeitung Nr 383 Hamburg 16 August 1816 a b c Heinz Burmester Weltumseglung unter Preussens Flagge Kabel Verlag Hamburg 1988 S 22 Hinsichtlich des Jahres wann das Schiff Mentor den Gebrudern Delius von der Preussischen Seehandlungsgesellschaft abgekauft wurde wird bei Heinrich Berghaus in dem Buch Sechs Reisen um die Erde Breslau 1842 auf Seite 7 das Jahr 1825 angegeben wobei es richtig 1824 lauten musste Delius preussischer Konsul in Bremen und mit der Wahrnehmung der Geschafte der Seehandlung in der Hansestadt beauftragt hatte bereits 1822 den Segler Mentor an die Seehandlung verchartert die das Vollschiff 1824 von Delius erwarb siehe Lars U Scholl Die Princes Louise der koniglich preussischen Seehandlungs Societat zwei unveroffentlichte Dokumente In Deutsches Schiffahrtsarchiv 9 1986 S 117 122 S 117 Von dort segelte Mentor nach Kanton und wurde wahrend der Ruckreise von der Seehandlung erworben siehe Johann Friedrich Meuss Die Unternehmungen des Koniglichen Seehandlungs Instituts zur Emporbringung des preussischen Handels zur See ein Beitrag zur Geschichte der Seehandlung Preussische Staatsbank und des Seewesens in Preussen in der ersten Halfte des neunzehnten Jahrhunderts Veroffentlichungen des Instituts fur Meereskunde an der Universitat Berlin Reihe B Historisch volkswirtschaftliche Reihe N F 2 Berlin Mittler 1913 S 74 Lars U Scholl Die Princes Louise der koniglich preussischen Seehandlungs Societat In Deutsches Schiffahrtsarchiv 9 1986 S 117 Heinrich Berghaus Sechs Reisen um die Erde Breslau 1842 S 7 Percy Ernst Schramm Sudamerika nach der Befreiung In Jahrbuch fur Geschichte Staat Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas 5 1968 S 203 Percy Ernst Schramm Sudamerika nach der Befreiung In Jahrbuch fur Geschichte Staat Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas 5 1968 S 202 Heinrich Berghaus Sechs Reisen um die Erde Breslau 1842 S 17 Die sudamerikanischen Staaten waren zu der Zeit fur die spanische Krone abtrunnige Kolonien Die Unabhangigkeitserklarungen der lateinamerikanischen Staaten waren zu der Zeit erst wenige Jahre vergangen und aus Sicht der Spanier illegal Die Besatzung der angeblich spanischen in Wahrheit jedoch englischen Brigg wollte unter diesem Vorwand plundern A Moore Harry Maitey From Polynesia to Prussia In Hawaiian Journal of History 2 1977 S 125 161 Oesterreichischer Beobachter 23 Oktober 1824 Zeitung fur die elegante Welt 3 Februar 1825 Heinz Burmester Weltumseglung unter Preussens Flagge Kabel Verlag Hamburg 1988 S 23 Heinz Burmester Weltumseglung unter Preussens Flagge Kabel Verlag Hamburg 1988 S 24 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mentor Schiff amp oldid 222040589