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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Carmenta Begriffsklarung aufgefuhrt Carmenta auch Carmentis war bei den Romern die Gottin der Geburt und nach bereits romischer Verbindung ihres Namens mit dem Wort carmen Orakelspruch der Weissagung Sie gehorte zu den altesten romischen Gottheiten und besass mit dem flamen Carmentalis einen Einzelpriester Zusatzlich gab es mit den Carmentarii Priester die fur die Aufzeichnung ihrer Orakel zustandig waren Die romischen Frauen feierten ihr zu Ehren am 11 und 15 Januar das Fest der Carmentalia 1 In der Nahe der nach ihr benannten porta Carmentalis befanden sich zwei Altare an denen ihr geopfert wurde Der jungere dieser Altare wurde gestiftet nachdem den Matronen seitens des Senats die Benutzung von Wagen carpenta verboten worden war Sie reagierten mit Entzug des ehelichen Geschlechtsverkehrs bis das Verbot wieder aufgehoben wurde In der Folge kam es zu einem reichen Kindersegen fur den die Frauen zu Ehren der Carmenta einen Altar errichteten 2 Der spatere Mythos machte sie zur Mutter des Euandros und sie wurde mit dessen anderen Muttern gleichgesetzt mit Themis 3 und Tyburs 4 der Stadtgottin von Tibur vor allem aber mit Nicostrata altgriechisch Nikostrath Nikostrate 5 Nur Plutarch sah sie als Gattin des Euandros 6 Als dessen Mutter wurde Carmenta in die Legendenbildung um die Grundung Roms aufgenommen 7 Sie soll mit Euandros den Palatin erstiegen haben Dabei kam ihr die Vision der spateren Stadt Rom Als sie ein Alter von 110 Jahren erreicht hatte soll ihr Sohn sie getotet haben 8 Unterhalb des Kapitols errichtete er ihr den ersten Altar 9 Nicostrata lehrt das Alphabet Holzschnitt aus Boccaccios De mulieribus claris Johann Zainer Ulm 1474Nicostrata erschliesst den Turm der Wissenschaften aus Gregor Reisch Margarita philosophica Ausgabe Basel 1519In der romischen Uberlieferung wurde Carmenta die Einfuhrung des ursprunglich 15 buchstabigen lateinischen Alphabets zugeschrieben das sie aus dem griechischen entwickelt habe Erstmals findet sich diese Angabe im zweiten Jahrhundert bei Hyginus 10 Uber Isidor von Sevilla 11 wurde dieses Thema im mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Bildungskanon variiert und auf die Artes liberales fortgefuhrt Giovanni Boccaccio ubernahm diesen Mythos in seiner Zusammenstellung weiblicher Biographien De mulieribus claris die sich nach ihrem Erstdruck bei Johann Zainer in Ulm um 1474 auch nordlich der Alpen grosser Beliebtheit erfreute Die umfassendste Deutung nahm Gregor Reisch in Holzschnitt seiner 1503 bei Johann Schott 1477 1548 in Freiburg im Breisgau erschienenen Margarita philosophica vor Nicostrata erschliesst einem Knaben durch Erlernen des Alphabets mittels der Buchstabentafel den Turm der Wissenschaft Der Schlussel Symbol der Congruitas erschliesst die Lateinschule in den beiden untersten Stockwerken Hier bringen Donatus und Priscianus Wortschatz und Grammatik bei In den daruberliegenden Stockwerken folgen die Wissenschaften uber denen die Theologie oder Metaphysik kronend steht 12 Literatur BearbeitenZur antiken Gottheit Emil Aust Carmenta In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III 2 Stuttgart 1899 Sp 1594 f Hans von Geisau Nikostrate 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XVII 1 Stuttgart 1936 Sp 540 Fritz Graf Carmentis In Der Neue Pauly DNP Band 2 Metzler Stuttgart 1997 ISBN 3 476 01472 X Sp 991 Katharina Waldner Nikostrate In Der Neue Pauly DNP Band 8 Metzler Stuttgart 2000 ISBN 3 476 01478 9 Sp 939 Georg Wissowa Carmenta In Wilhelm Heinrich Roscher Hrsg Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie Band 1 1 Leipzig 1886 Sp 851 854 Digitalisat Zur neuzeitlichen Rezeption Ulrich Becker Die erste Enzyklopadie aus Freiburg um 1495 Die Bilder der Margarita Philosophica des Gregorius Reisch Prior der Kartause Herder Freiburg 1970 S 40 ff Lutz Geldsetzer Hrsg Margarita philosophica Mit einem Vorwort einer Einleitung und einem neuen Inhaltsverzeichnis von Lutz Geldsetzer Dusseldorf 1973 Frank Buttner Die Illustrationen der Margarita Philosophica des Gregor Reisch In Frank Buttner Markus Friedrich Helmut Zedelmaier Hrsg Sammeln Ordnen Veranschaulichen Zur Wissenskompilatorik in der Fruhen Neuzeit Munster 2003 S 269 300 Steffen Siegel Architektur des Wissens Die figurative Ordnung der artes in Gregor Reischs Margarita Philosophica In Frank Buttner Gabriele Wimbock Hrsg Das Bild als Autoritat Die normierende Kraft des Bildes Lit Munster 2004 ISBN 978 3 8258 8425 3 S 343 362 Einzelnachweise Bearbeiten Ovid Fasti 1 461 586 1 617 636 bereits erwahnt bei Varro De lingua Latina 6 3 Ovid Fasti 1 617 636 Titus Livius Ab urbe condita 5 25 9 34 3 9 Plutarch Quaestiones Romanae 56 Dionysios von Halikarnassos 1 31 Plutarch Quaestiones Romanae 56 Servius Kommentar zu Vergil Aeneis 8 336 Strabon 5 3 3 Plutarch Romulus 21 Plutarch Quaestiones Romanae 56 Servius Kommentar zu Vergil Aeneis 8 51 8 130 8 336 Solinus 1 10 Origo gentis Romanae 5 Plutarch Romulus 21 Vergil Aeneis 8 335 341 Servius Kommentar zu Vergil Aeneis 8 51 Vergil Aeneis 8 337 f Servius Kommentar zu Vergil Aeneis 8 337 Dionysios von Halikarnassos 1 32 2 Titus Livius Ab urbe condita 5 47 Solinus 1 13 Hyginus Genealogiae 277 laut Tacitus Annales 11 14 umfasste das erste lateinische Alphabet 16 Buchstaben Isidor Etymologiae 1 4 1 5 39 11 Wege des Wissens in Konventionalitat und Konversation Burgdorfer Colloquium 2001 Walter de Gruyter 2005 S 301 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carmenta amp oldid 235271824