www.wikidata.de-de.nina.az
Markus Friedrich 30 Juni 1974 in Ansbach ist ein deutscher Historiker Seit 2013 lehrt er als Professor fur Europaische Geschichte der Fruhen Neuzeit an der Universitat Hamburg Friedrich ist in der Fachwelt vor allem mit Studien zu den Jesuiten und dem fruhneuzeitlichen Archivwesen hervorgetreten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsschwerpunkte 3 Schriften Auswahl 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenMarkus Friedrich besuchte von 1984 bis 1993 das Gymnasium Miesbach Nach dem Abitur studierte er von 1993 bis 1998 an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Neuere Geschichte Mittelalterliche Geschichte und Philosophie Von 1998 bis 2003 war er wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl von Winfried Schulze an der Universitat Munchen Im Jahr 2002 wurde er promoviert mit der Arbeit uber den Helmstedter Hofmannstreit und seine Wirkungen auf das Luthertum um 1600 Von 2003 bis 2004 war Friedrich Feodor Lynen Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung und hatte einen Forschungsaufenthalt an der Duke University Im Jahr 2005 wurde er Assistent am Historischen Seminar der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main am Lehrstuhl von Luise Schorn Schutte fur Neuere Allgemeine Geschichte unter besonderer Berucksichtigung der Fruhen Neuzeit wo er sich mit der Arbeit Der lange Arm Roms Globale Verwaltung und Kommunikation im Jesuitenorden 1540 1773 habilitierte Friedrich hatte 2008 9 einen Forschungsaufenthalt am Boston College in Chestnut Hill Nach einer zweisemestrigen Lehrstuhlvertretung am Historischen Institut der Universitat Rostock 2011 12 hatte er im Sommersemester 2012 ein Fellowship am Max Planck Institut fur Wissenschaftsgeschichte in Berlin Im Wintersemester 2012 2013 lehrte er als Vertretungsprofessor fur Wissenskulturen Europas an der Universitat Erfurt und war Kommissarischer Leiter des Forschungszentrums Gotha der Universitat Erfurt Im Jahr 2013 nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl der Geschichte der Fruhen Neuzeit an der Universitat Hamburg an Ihm wurde 2011 der Heinz Maier Leibnitz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesministeriums fur Wissenschaft und Forschung verliehen Friedrich ist Mitherausgeber des Jahrbuches fur Europaische Geschichte und der Reihe Cultures and Practices of Knowledge in History bei De Gruyter Oldenbourg Er ist verheiratet und hat zwei Kinder Forschungsschwerpunkte BearbeitenSeine Arbeitsschwerpunkte sind die Religionsgeschichte der Fruhen Neuzeit als Kulturgeschichte Wissens und Informationsgeschichte als Herrschaftsgeschichte Archive und Archivkultur im Fruhneuzeitlichen Europa und die Geschichte der Genealogie Mit seiner Dissertation zum Helmstedter Hofmannstreit legte er eine einschlagige Arbeit zu Luthertum und Spathumanismus sowie zum Verhaltnis von Theologie und Philosophie in der fruhen Neuzeit vor 1 Seine Habilitationsschrift widmete sich der Herrschaftsausubung und den administrativen und kommunikativen Praktiken im Jesuitenorden 2 Nach Hillard von Thiessen stellt diese Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Alltagsgeschichte von Kommunikation und Machtbeziehungen zwischen Zentrum und Peripherie dar 3 Im Jahr 2013 veroffentlichte er die Darstellung Die Geburt des Archivs Eine Wissensgeschichte 4 Friedrich wahlt einen kulturwissenschaftlichen Ansatz Damit distanziert er sich von einer Archivgeschichte die sich nur auf einzelne Institutionen beschrankt oder Archive lediglich in verwaltungsgeschichtlichen Prozessen kontextualisiert Mit seinem Werk will er eine praxisbezogene Archivgeschichte vorlegen und die wachsende und stets vielfaltige teilweise auch ambivalente oder gar widerspruchliche Bedeutung der Archive fur die europaische Kultur und Gesellschaft der Fruhen Neuzeit darstellen 5 Das Werk konzentriert sich auf den europaischen Raum mit Schwerpunkt Frankreich und Deutschland Friedrich will fur den Beobachtungszeitraum von 1500 bis 1790 zeigen wie Archive in der Vormoderne zu einem festen Bestandteil des gesellschaftlichen politischen und intellektuellen Lebens in Europa wurden 6 Er arbeitet den Sitz der Archive im Leben der Menschen aus verschiedenen Perspektiven heraus In seinem Epilog mochte Friedrich auch andeuten in welcher Weise das Archiv als genuin vormodernes Phanomen auch uber die vermeintliche Epochenschwelle 1800 hinweg die Wissenskultur Europas seither pragt 7 Im Ergebnis stellt er fest dass Archive im genannten Zeitraum Gegenstand unterschiedlicher und widerspruchlicher Interessen und damit Objekte gesellschaftlicher Auseinandersetzung und Projektionsflachen konkurrierender Funktionsbestimmung waren 8 Die Studie wurde von Robert Kretzschmar als Meilenstein fur die Archivgeschichte gewurdigt 9 Im Jahr 2018 erschien eine englische Ubersetzung des Buches unter dem Titel The birth of the archive A history of knowledge Friedrich war mit Monika E Muller Herausgeber eines 2020 veroffentlichten Sammelbandes zum Frankfurter Gelehrten Zacharias Konrad von Uffenbach der ein wichtiger Vertreter der grossen Leidenschaft des Sammelns im 18 Jahrhundert gilt In der Forschung wurde er in den vergangenen Jahrzehnten jedoch weitgehend vernachlassigt Die Beitrage bundeln das Ergebnis einer Tagung aus dem Jahr 2018 in Hamburg und widmen sich unter anderem der Frage ob es sich bei Uffenbach um einen typischen Reprasentanten fruhneuzeitlicher Sammeltatigkeit und einer damit verbundenen Wissenskultur handelt 10 Friedrich untersuchte dabei die Quellenexzerpte des Zuricher Gelehrten Johann Heinrich Ott 1617 1682 zur Geschichte der Taufer die spater von Uffenbach erworben wurden 11 Friedrich gilt im deutschsprachigen Raum als einer der besten Kenner der Jesuiten Im Jahr 2016 veroffentlichte er eine Gesamtdarstellung uber die Jesuiten 12 Das Werk legt den Schwerpunkt auf die fruhneuzeitliche Geschichte der Jesuiten von der Ordensgrundung 1540 bis zur Aufhebung durch den Papst 1773 und zur Wiederzulassung 1814 Zwanzig Jahre nach dem letzten Uberblicksband uber die Geschichte der Gesellschaft Jesu in der Reihe C H Beck Wissen von Peter Claus Hartmann legte Friedrich einen Nachfolger in dieser Reihe mit einem Umfang von rund 120 Seiten vor 13 Ausserdem gab er 2022 eine englische Ubersetzung unter dem Titel The Jesuits A History heraus Mit seinen neueren Arbeiten widmet sich Friedrich mit der Geschichte der Genealogie in der Fruhen Neuzeit einem neuen Forschungsschwerpunkt Im Jahr 2019 gab er zusammen mit Jost Eickmeyer und Volker Bauer einen Sammelband zu dem Thema heraus der auf eine Tagung in Wolfenbuttel aus dem Jahr 2017 zuruckgeht Im Unterschied zur bisherigen Forschung die sich hauptsachlich fur die soziale und politische Bedeutung der Genealogie interessierte wahlt Friedrich eine wissensgeschichtliche Perspektive Damit ist der Fokus auf den Entstehungsprozess genealogischen Wissens und die hiermit verbundenen Implikationen gemeint 14 Seine neueste Monographie untersucht dementsprechend anhand des Nurnberger Gelehrten Jakob Wilhelm Imhoff 1651 1728 Genealogie als Forschungs und Rechercheunternehmen Mit dem Werk legt Friedrich eine Mikrostudie vor die die Umbruchsprozesse aufzeigt welche mit dem Entstehen einer neuen kritischen Genealogie um 1700 verbunden waren Schriften Auswahl BearbeitenMonographien The Maker of Pedigrees Jakob Wilhelm Imhoff 1651 1728 and the Meanings of Genealogy around 1700 Baltimore Johns Hopkins UP 2023 ISBN 978 1 421 44579 3 Die Jesuiten Von Ignatius von Loyola bis zur Gegenwart Beck Munchen 2021 ISBN 978 3 406 77544 4 Die Jesuiten Aufstieg Niedergang Neubeginn Piper Munchen 2016 ISBN 978 3 492 05539 0 Die Geburt des Archivs Eine Wissensgeschichte Oldenbourg Munchen 2013 ISBN 978 3 486 74595 5 Der lange Arm Roms Globale Verwaltung und Kommunikation im Jesuitenorden 1540 1773 Campus Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 593 39390 2 Die Grenzen der Vernunft Theologie Philosophie und gelehrte Konflikte am Beispiel des Helmstedter Hofmannstreits und seiner Wirkungen auf das Luthertum um 1600 Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd 69 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2004 ISBN 3 525 36062 2 Digitalisat Herausgeberschaften mit Jost Eickmeyer und Volker Bauer Genealogical Knowledge in the Making Tools Practices and Evidence in early modern Europe Cultures and Practices of Knowledge in History Wissenskulturen und ihre Praktiken Bd 1 De Gruyter Oldenbourg Berlin u a 2019 ISBN 978 3 11 058995 5 mit Jacob Schilling Praktiken fruhneuzeitlicher Historiographie Cultures and Practices of Knowledge in History Wissenskulturen und ihre Praktiken Bd 2 De Gruyter Oldenbourg Berlin u a 2019 ISBN 978 3 11 057230 8 mit Monika E Muller Zacharias Konrad von Uffenbach Buchersammler und Polyhistor in der Gelehrtenkultur um 1700 Cultures and Practices of Knowledge in History Wissenskulturen und ihre Praktiken Bd 4 De Gruyter Oldenbourg Berlin u a 2021 ISBN 978 3 11 060531 0 mit Sascha Salatowsky Luise Schorn Schutte Konfession Politik und Gelehrsamkeit Der Jenaer Theologe Johann Gerhard 1582 1637 im Kontext seiner Zeit Gothaer Forschungen zur Fruhen Neuzeit Bd 11 Steiner Stuttgart 2017 ISBN 3 515 11605 2 mit Alexander Schunka Reporting Christian missions in the eighteenth century Communication culture of knowledge and regular publication in a cross confessional perspective Jabloniana Quellen und Forschungen zur europaischen Kulturgeschichte der Fruhen Neuzeit Bd 8 Harrassowitz Wiesbaden 2017 ISBN 3 447 10825 8 mit Gabriele Wimbock Karin Leonhard Evidentia Reichweiten visueller Wahrnehmung in der Fruhen Neuzeit Pluralisierung amp Autoritat Bd 9 Lit Munster 2007 ISBN 978 3 8258 0632 3 mit Frank Buttner Helmut Zedelmaier Sammeln Ordnen Veranschaulichen Zur Wissenskompilatorik in der Fruhen Neuzeit Lit Munster 2003 ISBN 3 8258 7164 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Markus Friedrich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Markus Friedrich bei Perlentaucher Markus Friedrich auf der Website der Universitat HamburgAnmerkungen Bearbeiten Vgl dazu die Besprechungen von Inge Mager in Theologische Literaturzeitung Oktober 2006 Sp 1079 1081 online Marian Fussel in Zeitschrift fur Historische Forschung 35 2008 S 158 159 Johannes Wallmann in Zeitschrift fur Kirchengeschichte 116 2005 S 273 275 Roxane Berwinkel in Braunschweigisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 88 2007 S 228 231 online Vgl dazu die Besprechungen von Patrizio Foresta in Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 92 2012 S 708 709 online Hillard von Thiessen in Zeitschrift fur Historische Forschung 39 2012 S 494 496 Wolfgang Reinhard in Zeitschrift fur Kirchengeschichte 124 2013 S 384 385 Britta Kagler in Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte 75 2012 S 630 631 online Vgl dazu die Besprechung von Hillard von Thiessen in Zeitschrift fur Historische Forschung 39 2012 S 494 496 hier S 496 Vgl dazu die Besprechungen von Rainer Hering in H Soz Kult 10 Juni 2014 online Stephan Waldhoff in sehepunkte 14 2014 Nr 2 15 Februar 2014 online Robert Kretzschmar in Zeitschrift fur Wurttembergische Landesgeschichte 74 2015 S 507 509 online Jakob Wuhrer in Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung 123 2015 S 154 157 online Jurgen Treffeisen in Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins 163 2015 S 402 405 online Dietrich Horoldt in Rheinische Vierteljahrsblatter 78 2014 S 436 437 online Leopold Auer in Scrinium Zeitschrift des Verbandes Osterreichischer Archivarinnen und Archivare 70 2016 S 176 177 online Volker Hirsch in Nassauische Annalen 125 2014 S 545 546 Hartwig Walberg in Rottenburger Jahrbuch fur Kirchengeschichte 34 2015 S 281 282 online Norbert Ohler in Schau ins Land Jahresheft des Breisgau Geschichtsvereins Schauinsland 133 2014 S 194 195 online Johannes Rosenplanter in Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte 141 2016 S 328 329 online Markus Friedrich Die Geburt des Archivs Eine Wissensgeschichte Munchen 2013 S 26 Markus Friedrich Die Geburt des Archivs Eine Wissensgeschichte Munchen 2013 S 14 Markus Friedrich Die Geburt des Archivs Eine Wissensgeschichte Munchen 2013 S 27 Markus Friedrich Die Geburt des Archivs Eine Wissensgeschichte Munchen 2013 S 15 Vgl dazu die Besprechung von Robert Kretzschmar in Zeitschrift fur Wurttembergische Landesgeschichte 74 2015 S 507 509 hier S 509 online Vgl dazu die Besprechung von Lisa Dannenberg Markel in Zeitschrift fur Historische Forschung 49 2022 S 362 365 Markus Friedrich Von Zurich nach Frankfurt nach Hamburg Die Reise der Quellenexzerpte Johann Heinrich Otts 1617 1682 durch Mitteleuropa und Konrad Zacharias Uffenbachs Rolle fur die Taufergeschichtsschreibung des 18 Jahrhunderts In Markus Friedrich Monika E Muller Zacharias Konrad von Uffenbach Buchersammler und Polyhistor in der Gelehrtenkultur um 1700 Berlin u a 2021 S 265 291 Vgl dazu die Besprechungen von Klaus Schatz Drei Jesuiten vier Meinungen In Frankfurter Allgemeine Zeitung 10 Dezember 2016 Nr 289 S 12 Rudolf Neumaier Gottes Gelehrte Der Historiker Markus Friedrich erzahlt die Geschichte der Jesuiten In Suddeutsche Zeitung 29 November 2016 S VP2 8 Martin Faber in Historische Zeitschrift 306 2018 S 556 557 Patrizio Foresta in Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 97 2017 S 424 426 online Norbert Jung in Rottenburger Jahrbuch fur Kirchengeschichte 37 2018 S 264 266 Manfred Eder in Zeitschrift fur Kirchengeschichte 101 1990 S 119 120 Vgl dazu die Besprechung von Christoph Nebgen in Zeitschrift fur Historische Forschung 49 2022 S 310 311 Markus Friedrich Genealogy and the History of Knowledge Introduction In Jost Eickmeyer Markus Friedrich Volker Bauer Hrsg Genealogical Knowledge in the Making Tools Practices and Evidence in Early Modern Europe Berlin u a 2019 S 1 3 Normdaten Person GND 143718320 lobid OGND AKS LCCN no2004032870 VIAF 69552856 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Friedrich MarkusKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker und HochschullehrerGEBURTSDATUM 30 Juni 1974GEBURTSORT Ansbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Markus Friedrich Historiker amp oldid 238463640