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Dieser Artikel behandelt den Roman Zur Kammeroper siehe Nachts unter der steinernen Brucke Oper Nachts unter der steinernen Brucke ist ein Roman von Leo Perutz 1882 1957 Perutz begann ihn 1924 in Wien und stellte ihn 1951 in Tel Aviv fertig Er erschien 1953 Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Inhalt 3 Inhalt der einzelnen Erzahlungen 3 1 Die Pest in der Judenstadt 3 2 Des Kaisers Tisch 3 3 Das Gesprach der Hunde 3 4 Die Sarabande 3 5 Der Heinrich aus der Holle 3 6 Der entwendete Taler 3 7 Nachts unter der steinernen Brucke 3 8 Der Stern des Wallenstein 3 9 Der Maler Brabanzio 3 10 Der vergessene Alchimist 3 11 Der Branntweinkrug 3 12 Die Getreuen des Kaisers 3 13 Das verzehrte Lichtlein 3 14 Der Engel Asael 4 Rezeption 5 Ausgaben 6 Bearbeitungen 7 Literatur 8 NotizenAufbau BearbeitenEntlang einer unmoglichen Liebe zwischen dem Habsburger Rudolf II und der schonen Judin Esther und deren Beziehungen zum reichen Mordechai Meisl und zu Rabbi Low verknupfen sich die 14 Erzahlungen aus denen der Roman besteht zu einer vielgestaltigen mythischen Legende zwischen Prager Judenstadt und dem Hradschin der Prager Burg Erst nach und nach eroffnen sich dem Leser die Zusammenhange zwischen einzelnen auch unabhangig funktionierenden Geschichten aus dem Prag um 1600 die nicht in der chronologischen Abfolge aneinandergereiht sind Rahmenhandlung sind die Familiengeschichte des Hauslehrers cand med Meisl und die Zerstorung der alten Prager Judenstadt um die Jahrhundertwende die Perutz als Gymnasiast erlebt hatte Inhalt BearbeitenDer romische Kaiser Rudolf II sieht bei einem Besuch in der Judenstadt von Prag eine schone junge Frau und verliebt sich Rudolf verlangt von Rabbi Low die Schone solle ihm auf die Burg geschickt werden Der Rabbi weigert sich denn Esther ist mit dem Kaufmann Mordechai Meisl verheiratet Darauf droht der junge Kaiser die Juden zu vertreiben Aus Sorge um seine Gemeinde pflanzt Rabbi Low unter der Steinernen Brucke an der Moldau einen Rosenstock und einen Rosmarinstrauch nebeneinander in denen sich die Seele von Rudolf und Esther Nacht fur Nacht im Traum vereinen Diese Sunde bringt aber ein grosses Kindersterben uber die Judenstadt Als Rabbi Low die Ursache des Fluchs ergrundet reisst er den Rosmarinstock wieder aus Die schone Esther stirbt und lasst Mordechai Meisl ebenso wie Rudolf untrostlich zuruck Jahre spater sind Rudolf II und Meisl ohne einander je gesehen zu haben auch anderweitig miteinander verbunden Der hoch verschuldete Kaiser macht mit dem reichen Kaufmann Geschafte Geld gegen Privilegien Ausserdem soll der Kaiser nach Meisls Tod sein Gut erben Als Mordechai Meisl aber in den letzten Wochen seines Lebens erfahrt dass seine Esther die Geliebte des Kaisers war verschenkt er sein ganzes Geld um sich zu rachen Damit reisst er ganz Bohmen mit ins Ungluck In all diese Vorgange ist immer auch Rabbi Low verstrickt der mit seinen Zauberworten die Gutes bewirken sollen doch das Gleichgewicht der Welt stort Inhalt der einzelnen Erzahlungen BearbeitenDie Pest in der Judenstadt Bearbeiten 1589 Koppel Bar und Jackele Narr zwei arme Musiker und Spassmacher wollen dem Blumchen der kleinen Schneiderstochter aufspielen Doch auch das Blumchen ist tot die Pest rafft die Kinder der judischen Gemeinde dahin Sie gehen auf den Friedhof sehen dort die Geister der toten Kinder spuken Der Rabbi Low weiss das als Zeichen zu deuten dass ein Sunder in der Gemeinde frevelt Tag um Tag Der Rabbi lasst die beiden einen der Kindergeister fangen und nach dem Namen des Sunders befragen Aber die beiden erfahren nur dass es sich um einen Ehebruch handelt Der Rabbi versammelt darauf die Gemeinde und verlangt dass die Sunderin die das Kindersterben uber die Gemeinde gebracht hat vortreten solle Als auch nach dreimaliger Aufforderung keine vortritt verflucht er die Sunderin Doch an niemandem wird der Fluch sichtbar Also schickte Rabbi Low die beiden Musiker wieder auf den Friedhof um abermals einen Geist zu fangen und bis in das Zimmer des Rabbis zu locken So geschieht es Kaum im Zimmer verwandelt der Rabbi den Geist in ein lebendiges Kind zuruck und befragt es selbst Das Kind sagt zum Rabbi Nur Gott und du wissen es Rabbi Low begreift Er macht sich selbst auf zum Ufer der Moldau Dort stehen unter der steinernen Brucke ein Rosenstrauch und ein Rosmarin ineinander verschlungen Er trennt die Pflanzen grabt den Rosmarin aus und wirft ihn ins dunkle Wasser In dieser Nacht endet das Kindersterben die schone Judin Esther Meisl stirbt der Kaiser Rudolf fahrt mit einem Schrei aus dem Bett Des Kaisers Tisch Bearbeiten 1598 Die Verwandten Zaruba und Kaplirsch gehen durch die Judenstadt Kaplirsch der reiche Gutsherr ereifert sich uber die Juden und ihre Handelschaften und fragt den armen Zaruba ob er ihn auf die Burg begleiten will wo er mit dem Kammerer des Kaisers Geschaftliches zu besprechen hat Denn dann werde auch er an des Kaisers Tisch eingeladen Peter Zaruba erklart dass eine alte Weissagung berichtet einer aus der Familie werde die heilige bohmische Freiheit wieder aufrichten nur durfe er nicht von des Kaisers Tisch essen Zaruba lasst also Kaplirsch allein auf die Burg gehen Auf dem Weg nach Hause kommt Zaruba bei einem Gasthaus vorbei und kehrt ein weil der Wirt vier Gange fur nur drei bohmische Groschen verspricht und speist vorzuglich Als Kaplirsch am Gastgarten vorbeikommt ist er schlecht gelaunt Der Hof hat Zahlungsprobleme und deshalb soll er der Judenfeind zum Juden Meisl eine Geldanweisung einholen Das habe ihm sogar den Appetit verschlagen dass er von des Kaisers Tisch kaum gegessen habe Dabei stellt sich heraus dass die beiden Verwandten das Gleiche serviert bekommen haben Der Wirt erzahlt dass er die Reste der kaiserlichen Tafel aufgetragen habe Zaruba ist verzweifelt auf diese Weise die bohmische Freiheit verspielt zu haben Das Gesprach der Hunde Bearbeiten 1609 Der vom Ungluck verfolgte aber fromme Jude Berl Landfahrer soll wegen einer unbeabsichtigten Hehlerei gehenkt werden zur besonderen Strafe zwischen zwei Hunden Die Nacht vor der Hinrichtung verbringt Landfahrer mit den zwei Hunden in der Zelle ein magerer Strassenkoter und der Pudel des verstorbenen Mordechai Meisl Die Hunde klaffen wahrend er beten will Das argert ihn und er will einen Bann uber die beiden Hunde verhangen Dazu schreibt er den magischen Spruch in den Staub und ruft den Bann Doch er irrt sich in einem Buchstaben und statt der erwunschten Ruhe kann er nun die Hundesprache verstehen So hort er wie der Pudel erzahlt wo der Meisl Geld fur den unglucklichen Berl Landfahrer vergraben hatte das er ihm hatte zeigen sollen doch kenne er den nicht Berl Landfahrer stellt sich daraufhin dem Pudel vor Der Pudel freut sich und verspricht morgen das Versteck zu zeigen Landfahrer eroffnet dem Pudel dass die drei am Morgen gehenkt werden sollen Der Pudel kundigt an schnell zu entwischen wenn jemand komme Am nachsten Morgen kommt aber statt des Henkers der Judenrat herein und eroffnet Berl Landfahrer dass er begnadigt sei Doch statt sich daruber zu freuen verzweifelt er weil der Pudel durch die offene Tur entwischt ist bevor er ihm das Versteck hatte zeigen konnen Den Rest seines Lebens verbringt er auf der Suche nach dem Pudel Man sagt uber ihn in der Nacht vor der Hinrichtung habe er seine Menschenseele verloren Die Sarabande Bearbeiten Der elegante Graf Collalto stellt dem ungelenken Baron Juranic beim Tanz mit der jungsten Berkatochter aus Eifersucht ein Bein um ihn vor dem Madchen lacherlich zu machen Der Baron fordert den Grafen daraufhin fur den Abend zum Fechten heraus und ist ihm im Kampf haushoch uberlegen Er schenkt dem Collalto das Leben unter der Bedingung dass er die ganze Nacht durchtanze Drei kroatische Musiker spielen eine Sarabande Der Graf wird immer erschopfter Nur wenn sie an einer Marienstatue vorbeikommen kommt der tanzende Graf kurz zur Ruhe denn dann pausierten die Musiker um zu beten Juranic der das verhindern will fuhrt sie in die Judenstadt wo es keine christlichen Zeichen gibt Graf Collalto ist schliesslich am Ende er schreit verzweifelt um Hilfe Diesen Schrei hort Rabbi Low und schaut zum Fenster heraus Collato fleht ihn um ein Christusbild an Als der Rabbi die Situation versteht zaubert er auf die gegenuberliegende Wand ein Bild ein Ecce homo Davor geht auch Baron Juranic mit seinem steinernen Herzen in die Knie klagt sich selbst an und erbarmt sich des Grafen Das Ecce homo war aber kein Christusbild sondern ein Bild des verfolgten Judentums Der Heinrich aus der Holle Bearbeiten Rudolf II erwacht aus einem Albtraum Er lasst die Hofleute Hanniwald Sternberg und Bubna rufen verwechselt den jungen Mundschenk Bubna aber mit jemandem anderen Erst nachdem Bubna auf Befehl des Kaisers das Paternoster betet beruhigt er sich Der Kaiser erzahlt seinen Traum in dem er vom Teufel versucht wird der ihm prophezeit dass ihm der geheime Schatz entgehen werde und schreckliche Strafen uber das Land kommen werden Die Vertrauten des Kaisers besprechen wie er den Abgesandten des Teufels antworten soll Die Formulierung Hanniwalds gefallt dem Kaiser und er beruhigt sich erkennt auch den Bubna wieder und geht schliesslich zu Bett Der marokkanische Gesandte mit grosser reich ausgestatteter Gefolgschaft trifft in Prag ein und wird am Hof empfangen Doch der Kaiser reagiert wieder seltsam Er halt den marokkanischen Gesandten fur den Heinrich Twaroch einen ehemaligen Futterknecht in den kaiserlichen Stallungen der ihm mehrere Munzen gestohlen hat und dann verschwunden ist Rudolf II wirft dem Gesandten vor dass er unglaubig sei und aus der Holle komme Die Hofleute sind peinlich beruhrt Der Kaiser aber lasst sich nicht beirren er sieht im Gesandten den Abgesandten des Teufels der nun seine Antwort erwarte So wiederholt er die Worte des Hanniwald ich weiche keinen Fingers breit von dem Herrn Jesu Die Audienz ist beendet Abends begibt sich der Gesandte als Handwerker verkleidet zu einem Gartner am Stadtrand Dem erzahlt er dass der Kaiser ihn empfangen habe Und ihn als einziger am Hof erkannt habe ihn den einstigen Stallburschen Heinrich Twaroch den zum Islam ubergetretenen Sohn des Prager Gartners Der entwendete Taler Bearbeiten Der junge Rudolf II Sohn des Kaisers Maximilian verirrt sich auf seinem Ritt ohne Gefolge und hat eine seltsame Erscheinung mitten im Wald begegnet er zwei Riesen bei drei blinkenden Haufen aus Gold Silber und Kupfer Er fragt die Geister wem der Schatz gehore und erfahrt dass das alles dem Juden Mordechai Meisl bestimmt sei dem zukunftigen Kammerherrn des Kaisers Das verargerte den jungen Prinz und er nimmt einen Silbertaler aus dem Haufen an sich Bevor der ganze Spuk verschwindet wird ihm noch gesagt Behalte den Taler nur aber er wird keine Ruhe finden bis er bei dem ist dem er gehort In den folgenden Tagen wird er vom Ungluck verfolgt bis er beschliesst sich des unrechtmassig angeeigneten Talers zu entledigen Doch er kann den Juden Mordechai Meisl nicht aufspuren um ihm den Taler zuruckzugeben keiner kennt ihn Deshalb wirft er den Taler von der Steinernen Brucke in die Moldau Er fallt in ein Boot das eben unten durchfahrt Der Fischer steckt den Taler in seine Manteltasche Rudolf beschliesst den Taler zu verfolgen Ein Fremder kauft dem Fischer den Mantel ab um als Fischhandler getarnt seine Geliebte zu besuchen Am Morgen nach der Liebesnacht bleibt der Mantel im Birnbaum hangen uber den der Liebhaber aus dem Garten klettert Den Mantel samt Taler nimmt ein Fuhrmann an sich und verkauft ihn beim Altkleiderhandler Der junge Rudolf nimmt beim Altkleiderhandler Platz und wartet lange Schliesslich kommt ein kleiner Junge der gegen einen Groschen die Manteltaschen der Kleidung durchsucht und alles darin Befindliche behalten darf Er findet den Taler Auf die Frage Rudolfs was er sich damit kaufen werde antwortet der Junge er werde den Taler nicht fur sich ausgeben denn aus einem Taler konnen leicht zwei werden Und er lauft glucklich davon Rudolf erfahrt dass der Junge Mordechai Meisl heisst Nachts unter der steinernen Brucke Bearbeiten Unter der Steinernen Brucke winden sich ein Rosenstrauch und ein Rosmarinstock umeinander Rudolf II und Esther begegnet sich Nacht fur Nacht im Traum als Liebende und wissen nicht wie ihnen geschieht Esther ist bekummert denn sie fuhlt Gottes Zorn Morgens erwachen sie allein in ihren Betten Rudolf sehnsuchtig und verzweifelt Esther erleichtert dass es wenn auch ein schoner doch nur ein Traum ist Der Stern des Wallenstein Bearbeiten 1606 Am Hof des Rudolf II wird gespart und vielen Bediensteten das Salar nicht ausbezahlt so auch dem Astronomen Johannes Kepler Im Gesprach mit dem Geheimsekretar Hanniwald beschwert sich Kepler dass er als serioser Astronom nicht die astrologischen Voraussagen treffen wolle die der Kaiser wunsche Zum Abschluss des Gesprachs fragt Kepler noch nach dem jungen Adeligen Waldstein denn der will sich von ihm ebenso eine astrologische Berechnung machen lassen Er ist neugierig denn Kepler liest aus der Handschrift des Waldstein einen schwierigen aber grossen Charakter Nun kommt der junge verarmte Waldstein zu Kepler Das Quaken der Frosche im Teich hinter Keplers Haus stort ihn ubermassig er erzahlt dass ihn alle Tierlaute rasend machten wie auch all die Tiere die er rund um seine Wohnung schreien bellen und meckern hore Waldstein will sich fur die kommende Nacht die Planetenkonstellation berechnen lassen Denn er hat vor sich einer Diebesbande anzuschliessen um an Geld fur seine politischen Unternehmungen zu kommen Dafur hofft er auf den guten Einfluss des Mars Doch Kepler berechnet fur ihn die Venus Waldstein verspricht Kepler den Lohn fur die Berechnung nach der betreffenden Nacht Waldstein hat verabredet dass er abends von einer Kutsche abgeholt wird die ihn unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zu Barvitius dem Haupt der Diebesbande bringen soll Der Uberfall soll auf den reichen Juden Mordechai Meisl verubt werde der heimliche Schatzmeister des Kaisers der in letzter Zeit sein Geld wie ein Verruckter verschenke und unter die Leute bringe Waldstein steigt in die vorfahrende Kutsche ein Die Augen werden ihm verbunden Nach langer Fahrt wird er in ein Schloss gefuhrt wo ihn aber nicht der Barvitius sondern eine schone maskierte Frau erwartet Nach Missverstandnissen auf beiden Seiten wird Waldstein erklart dass die Dame die Freiheit liebe und deshalb inkognito und maskiert fur eine Nacht seine Geliebte sein wolle So verbringt Waldstein mit der Unbekannten eine Liebesnacht Doch morgens erkennt er am verhassten Krahen des Hahnes seiner Wirtin dass er sich nicht weit von zuhause befindet und es sich bei der Unbekannten um seine Nachbarin die schone sehr reiche Witwe Lukretia handelt Nachdem er sie enttarnt hat willigt sie ein ihn zu heiraten Als er in sein kleines Zimmer zuruckkommt wartet dort der Verbindungsmann der Diebesbande aufgeregt auf ihn In der Nacht sind der Barvitius und seine Gesellen verhaftet worden Zum Dank fur das gute Horoskop das ihn nun reicher gemacht hat als der geplante Beutezug schickt Waldstein einen Beutel Golddukaten an den armen Kepler der der Astrologie nun zugutehalt dass sie besser nahrt als die Astronomie Der Maler Brabanzio Bearbeiten Kaiser Rudolf II ein besessener Kunstsammler gerat ein kleines Bild des Prager Malers Brabanzio in die Hande das er als Meisterwerk erkennt Er besucht inkognito den Maler der gerade einen Flosser portratiert in seinem Atelier An der Wand hangt ein kleines Bild das ihn fasziniert Er rat dem Maler auf der Burg sein Gluck zu versuchen doch Brabanzio will davon nichts wissen denn es hat sich schon herumgesprochen dass der Kaiser allen das Salar schuldig bleibe Mordechai Meisl betritt das Atelier Er will dass der Maler ihm ein Portrat seiner vor langer Zeit verstorbenen Frau Esther malt die er nicht vergessen kann Er versucht Esther zu beschreiben Brabanzio kann aber nach diesen Beschreibungen mit den Augen der Liebe kein Portrat malen Doch dem Kaiser Rudolf dringen die Worte Meisls ins Herz und er zeichnet gedankenverloren aus der Erinnerung das Gesicht seiner Geliebten aus den Traumen die er nie vergessen konnte Selbst ist er mit der kleinen Zeichnung nicht zufrieden sie erscheint ihm zu oberflachlich Er lasst sie liegen und verlasst das Atelier mit dem Vorsatz am nachsten Tag einen Kammerer um das kleine Gemalde von Brabanzio zu schicken Ein Windstoss blast die Zeichnung des Kaisers vor den Maler und Meisl Meisl erkennt auf diesem Bild seine verstorbene Frau und honoriert den verwunderten Maler grosszugig Am nachsten Tag findet der Kammerdiener des Kaisers das Atelier des Brabanzio leer vor Mit den acht Gulden des Meisl hat sich der unstete Maler auf eine Reise aufgemacht Der vergessene Alchimist Bearbeiten Der Kaiser hat finanzielle Probleme Er ist seit Langem zahlungsunfahig verschuldet sich aber immer mehr um Kunstwerke zu kaufen Er ist verzweifelt als die Rate ihm fur einige Gemalde kein Geld mehr bewilligen wollen Sein Leibkammerdiener Philipp Lang beruhigt ihn und rat ihm statt auf Alchimisten wie den Hofalchimisten Jakobus van Delle zu setzen sich geschaftlich mit dem reichen Juden Mordechai Meisl zusammenzutun Der Hofalchimist Jakobus van Delle hat beim Kaiser seinen Kopf darauf verwettet dass er bis zum St Wenzels Tag einen Barren Gold erzeugt haben werde Doch die Umwandlung von Blei in Gold ist misslungen und van Delle hatte Todesangst Sein Freund der Ofenmeister und ehemalige Hofnarr Brouza beschliesst ihm zur Flucht aus der Burg und zu Geld fur die Weiterreise zu verhelfen Dazu geht er zum Kaiser und reizt ihn solange bis der Kaiser auf ihn losgeht Brouza lasst sich verprugeln doch danach beklagt er sich was der verstorbene Vater des Kaisers dessen liebster Hofnarr er war dazu sagen wurde Um ihn und sein Gewissen zu beschwichtigen gibt ihm der Kaiser drei Gulden Brouza bringt die drei Gulden zu van Delle und hilft ihm mit einer Strickleiter aus der Burg zu entkommen Dabei verletzt sich Van Delle und versteckt sich angstlich in Brouzas kleinem Haus Die Flucht des Alchimisten wird erst lange Zeit nach dem Wenzelstag bemerkt doch der Kaiser hat die Wette ohnehin langst vergessen Und Philipp Lang erklart dem Brouza dass der Kaiser einen neuen erfolgreicheren Goldmacher fur sich gewonnen habe Als van Delle das erfahrt ist er so gekrankt dass er sich die Pulsadern aufschneidet und stirbt Sein Freund Brouza ist untrostlich wie damals als Kaiser Maximilian starb Der Branntweinkrug Bearbeiten Die beiden alten Musiker Jackele Narr und Koppel Bar ziehen spat nachts um einen Krug voll Branntwein streitend bei der Altneuschul vorbei Darin horen sie ein Singen und Rufen in der Woche nach dem Neujahrsfest rufen die Geister der Verstorbenen nachts die Namen derer die im kommenden Jahr sterben werden Jackele Narr und Koppel Bar horen gebannt zu wer da gerufen wird horen schliesslich auch den Namen des Jackele Narr Koppel Bar ist verzweifelt dass sein Freund sterben soll auch der ist still betroffen Als aber auch der Mordechai Meisl gerufen wird und zwar als der Mann dem nichts gehort zweifeln die beiden daran dass es die Geister der Verstorbenen sind die da rufen Sie halten es fur einen schlechten Jux des Goldstickers der dort wohl die Brokatfahne repariere denn dass der Meisl steinreich ist steht fur sie ausser Frage Sie sind getrostet und finden sogar den zerschlagen geglaubten Branntweinkrug unversehrt wieder Die Getreuen des Kaisers Bearbeiten 1621 Drei Jahre nach dem Aufruhr 1618 ist die bohmische Gesellschaft im Umbruch die Reformation ist zuruckgeschlagen der Konig ist vertrieben es herrscht Krieg die Zeiten sind schlecht Nach der grossen Hinrichtung bei der 27 Personen als Hochverrater gehenkt wurden treffen der ehemalige Hofnarr und Hofofenmeister Brouza der ehemaligen Hofbarbier Svatek der greise ehemalige zweite Kammerdiener Cervenka und Kasparek der Lautenspieler des Kaisers in einem Gasthaus aufeinander Es stellt sich heraus dass auch der Wirt Wondra fruher einmal als Pfefferstosser in der kaiserlichen Kuche gearbeitet hat Sie tauschen Anekdoten aus der alten Zeit aus Der alte Cervenka erzahlt nun die Geschichte von Rudolfs schwerer Krankheit Doktor Jessenius setzte Rudolf auf strenge Diat verordnete Frischluft und hiess ihn aufstehen Da Rudolf bereits zu schwach war zog er ihn gewaltsam hoch Da prophezeite Rudolf dem Arzt weil er an ihn Hand angelegt habe werde er einmal am Galgen enden Heute habe er Cervenka diese Prophezeiung wahr werden sehen Und er spricht vom Fluch den Rudolf II uber ganz Prag ausgesprochen hat Es kommt die Rede auf die Grunde warum das alte bohmische Reich untergegangen ist Auf die Bemerkung Rudolf hatte eben nicht so knausrig sein durfen erzahlt Cervenka dass der Kaiser zuletzt kein Geld hatte denn sein Goldmacher hatte ihn im Stich gelassen Dazu hat Brouza etwas zu sagen er weiss wer dieser geheimnisvolle Goldmacher ist darf es aber nicht verraten weil er Stillschweigen versprochen hat Nicht einmal als ihm ein Braten angeboten wird bricht er sein Versprechen Doch im Himmel wird er einst das Geheimnis luften dann um den Preis eines himmlischen Bratens Das verzehrte Lichtlein Bearbeiten Abends hadert Mordechai Meisl alleine zuhause mit dem Leben Er hat keinen Sohn dem er sein Gut hinterlassen konnte Er denkt mit Kummer an seine fruh verstorbene Frau und die ratselhaften Worte die sie in ihrer Todesstunde rief Rudolf hilf Dann grubelt er uber seine geschaftliche Verbindung mit dem Kaiser der von ihm gegen eine Vielzahl von Privilegien nicht nur einen vierteljahrlichen Anteil am Gewinn erhalt sondern nach seinem Tod auch die Halfte erben soll Und der Tod scheint nah Meisl ist bei sehr schlechter Gesundheit Mordechai Meisl empfindet dass er ein eigentlich bereits erloschenes und nur noch gewaltsam am Leben erhaltenes Licht sei wie jenes das der Rabbi Low einmal mit einem Zauberwort eine lange Nacht am Verloschen hinderte weil Gott ihn noch zu irgendeinem Zweck auf dieser Welt brauche Aber zu welchem Nun kommt der Kammerdiener Philipp Lang zu Besuch und beobachtet den Gesundheitszustand Meisls mit kalter Gier Er wartet auf den geheimen Schatz den zur Halfte der Kaiser erben soll und dessen andere Halfte er sich selbst unter den Nagel reissen will Sie sprechen uber Geschafte und Tratsch vom Hof Meisl fragt Lang warum der Kaiser so wie er selbst weder Frau noch Kind hat Lang erzahlt ihm dass Rudolf II einer geheimnisvollen Geliebten treu geblieben sei die wohl die Frau eines Anderen gewesen und dem Kaiser plotzlich entrissen worden ware Die Geschichte bedruckt Meisl unerklarlich und er aussert den Wunsch den Kaiser einmal personlich zu sehen Lang vertrostet ihn auf spater weil er hofft dass Meisl davor noch sterben werde So verkleidet sich der alte Mordechai Meisl als Metzger und fahrt mit der Fleischlieferung fur die Raubtiere in die Burg um den Kaiser zu sehen Rudolf II ist bedruckt er hat wieder schlecht getraumt Der Kaiser versucht vom Ofenheizer Brouza 100 Gulden zu leihen doch der narrt ihn mit frechen abschlagigen Antworten Die Futterung der Lowen zu Mittag lasst sich Rudolf aber nicht entgehen Doch auf seinem Weg zu den Kafigen wirft sich ein als Gartnerin verkleidetes Madchen vor ihn hin um fur ihren Vater um Gnade zu bitten und ruft Rudolf hilf Der Kaiser halt das Madchen fur einen faulen Kuchenjungen rugt sie und geht weiter Doch Mordechai Meisl fallen diese zwei Worte tief in die Seele und er begreift dass der Kaiser Rudolf der Geliebte seiner Frau gewesen ist Er sinnt auf Rache Der Kaiser soll nichts erben er beschliesst seinen grossen Reichtum loszuwerden und gerade so lange will er noch leben Der Engel Asael Bearbeiten Rabbi Low wird von einem Engel besucht der mit ihm uber die Macht der Worte die Spuren in der Welt hinterlassen spricht Der Rabbi erinnert sich an seine Zauberworte Dem jungen Rudolf II hatte er das Leben gerettet als er bei einem Besuch des Kaisers in der Judenstadt einen Stein der den Kaiser erschlagen sollte in ein Schwalbenpaar verwandelt hatte Der Engel mahnt den Rabbi dass dieser Zauber damals den gottlichen Plan gestort hatte Denn an diesem Tag hatte Rudolf in der Judenstadt ein Madchen gesehen und sich unsterblich in sie verliebt Nach langer vergeblicher Suche nach dem Madchen besuchte Rudolf den Rabbi Low und befahl ihm das Madchen zu suchen und ihm auf die Burg zu bringen Rabbi Low weigerte sich denn die Schone ist Esther die Ehefrau von Mordechai Meisl Darauf drohte der vor Liebe rasende Rudolf die Juden aus Prag und seinen Landen zu vertreiben Aus Angst davor pflanzte Rabbi Low einen Rosenstock und einen Rosmarinstock unter die Steinerne Brucke in denen sich die Seelen von Esther und Rudolf Nacht fur Nacht vereinen sollten und brachte damit die Sunde in die Judenstadt Auf die Frage des Engels warum sich die Menschen mit der Liebe beschwerten die nur Ungluck in die Welt brachte erinnert Rabbi Low den Engel an den Beginn der Zeit als Engel und Menschentochter einander liebten Der Engel weint Rezeption BearbeitenDer Roman wurde 1953 als letzter Roman Perutz zu dessen Lebzeiten veroffentlicht Der Erfolg war verhalten da das deutschsprachige Leserpublikum wie Perutz schon vor dem Erscheinen vermutet hatte nach der Zeit der Judenverfolgung im Nationalsozialismus wenig Interesse an Literatur uber Juden hatte 1 Die Kunstfertigkeit mit der der Roman geschrieben wurde wurde aber von Kritikern noch lange nach seinem Erscheinen geruhmt Der Literaturkritiker Denis Scheck urteilte fast sieben Jahrzehnte nach dem Erscheinen 2 Wie kann ein so fantastischer Roman so in Vergessenheit geraten Es ist ein unglaublich gutes Buch In der Zeitschrift der Theodor Kramer Gesellschaft wundert sich Martin Krist dass dieser bekannteste aller Rabbi Low und Golem Romane in einer dreimonatigen Ausstellung in Prag 2009 zum 400 Todestag von Judah Low und dessen Nachwirken in der Kunst nicht erwahnt wurde Im Ausstellungskatalog von 500 Seiten wird das Buch immerhin zweimal notiert jedoch nur mit dem Titel Krist sieht darin eine gewollte Tendenz 3 Perutz bleibt wohl in Tschechien weiter vergessen ein Schicksal das er mit vielen Prager deutschen Autoren teilt Ausgaben BearbeitenDie Erstausgabe erschien nicht in Perutz Stammverlag dem Zsolnay Verlag sondern bei der Frankfurter Verlagsanstalt Seither gab es zahlreiche Auflagen und Ubersetzungen des Werkes in viele Sprachen Eine gekurzte Fassung wird in Deutsch als Horbuch angeboten unter dem Titel Zwischen Traum und Wirklichkeit Wien 2007 ISBN 3 7085 0170 5 und ISBN 978 3 7085 0170 3Bearbeitungen BearbeitenNachts Opernfestival von sirene Operntheater mit 9 Opern nach Kapiteln aus Nachts unter der Steinernen Brucke Kristine Tornquist Librettobearbeitung und Oskar Aichinger Der entwendete Taler Akos Banlaky Der Stern des Wallenstein Rene Clemencic Nachts unter der steinernen Brucke Francois Pierre Descamps Der vergessene Alchimist Christof Dienz Das Gesprach der Hunde Lukas Haselbock Der Maler Brabanzio Paul Koutnik Das verzehrte Lichtlein Wolfram Wagner Die Sarabande Gernot Schedlberger Der Heinrich aus der Holle UA Wien Expedithalle der ehemaligen Ankerbrotfabrik 2009Literatur BearbeitenKarin Becker Mit antikem Material moderne Hauser bauen Zur narrativen Konzeption von Leo Perutz historischem Roman Nachts unter der steinernen Brucke Bielefeld 2007 ISBN 978 3 89528 623 0 Monica Strauss Leo Perutz Romancier des alten Prag In Aufbau Nr 3 2007 S 14f ISSN 0004 7813 vor allem uber diesen RomanNotizen Bearbeiten 1 2 Vorlage Toter Link archiv sueddeutsche de http archiv sueddeutsche de V5t38H 401734 Der Mensch denkt Gott lacht html Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2018 Suche in Webarchiven SWR2 Leo Perutz Nachts unter der steinernen Brucke 9 Dezember 2021 abgerufen am 13 Juli 2023 Zs Zwischenwelt J 26 Heft 3 4 Dez 2009 S 40 ISSN 1606 4321 S 40 Der vergessene Leo Perutz Normdaten Werk GND 4287050 1 lobid OGND AKS VIAF 219574969 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nachts unter der steinernen Brucke amp oldid 236316468