www.wikidata.de-de.nina.az
Meganthropus ist eine ausgestorbene Gattung der Primaten aus der Familie der Menschenaffen Hominidae deren Fossilien auf Java Indonesien entdeckt wurden Die Funde wurden ins fruhe Pleistozan und ins Mittelpleistozan datiert Die bislang einzige Art der Gattung Meganthropus palaeojavanicus wurde 1950 von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald formell beschrieben 1 MeganthropusZeitliches AuftretenAltpleistozan bis MittelpleistozanFundorteJava Indonesien SystematikAffen Anthropoidea Altweltaffen Catarrhini Menschenartige Hominoidea Menschenaffen Hominidae PonginaeMeganthropusWissenschaftlicher NameMeganthropusvon Koenigswald 1950ArtenMeganthropus palaeojavanicus Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung 2 Erstbeschreibung 3 Wiederbegrundung der Gattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeNamensgebung BearbeitenMeganthropus ist ein Kunstwort Die Bezeichnung der Gattung ist von altgriechisch ἄn8rwpos anthropos deutsch Mensch und megas megas gross abgeleitet Das Epitheton der bislang einzigen wissenschaftlich beschriebenen Art Meganthropus palaeojavanicus spielt auf den Fundort Java und auf das hohe Alter der Funde an palaios palaios deutsch palao alt Meganthropus palaeojavanicus bedeutet somit sinngemass alter grosser Mensch aus Java Bereits seit Anfang der 1940er Jahre war die Bezeichnung Meganthropus informell fur ungewohnlich grosse Fundstucke aus Asien verwendet worden und auch in jungerer Zeit wurden neue Funde gelegentlich mit Meganthropus in Verbindung gebracht 2 Das 1950 von Hans Weinert als Meganthropus africanus bezeichnete Fragment eines Oberkiefers aus Laetoli 3 wird heute Australopithecus afarensis zugeschrieben 4 1954 wurde ohne Erfolg vorgeschlagen Meganthropus palaeojavanicus der in Afrika beschriebenen Gattung Paranthropus zuzuordnen und die Art daher in Paranthropus palaeojavanicus umzubenennen 5 Erstbeschreibung BearbeitenHolotypus der Gattung und zugleich der Typusart Meganthropus palaeojavanicus ist der teilweise erhaltene Unterkiefer Sangiran 6a der 1941 von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald am Fundort Sangiran geborgen wurde Aufgrund der Grosse der drei erhalten gebliebenen Zahne und des Kieferknochens schrieb von Koenigswald seinen Fund nicht den Java Menschen heute Homo erectus zu sondern entschied sich fur die Benennung einer eigenen Gattung und Art In der Fachwelt blieb zunachst umstritten ob Meganthropus wie der Name nahelegt in die Nahe der unmittelbaren Vorfahren des Menschen Homo sapiens einzuordnen sei oder wie Gigantopithecus in den Verwandtschaftskreis der Orang Utans Nach zahlreichen weiteren Fossilfunden in Asien und Afrika die trotz einer erheblichen morphologischen Vielfalt als Homo erectus bezeichnet wurden nahm man an auch der Unterkiefer Sangiran 6a befinde sich noch innerhalb der Variationsbreite von Homo erectus Daher galt er seit Mitte der 1950er Jahre als Folge eines unterstellten Sexualdimorphismus als Homo erectus zugehorig Das anderte sich erst ab 2009 nachdem Clement Zanolli am Museum national d histoire naturelle in Paris mit Hilfe von rontgen mikro computertomographischen Untersuchungen diverse Fossilien aus Sangiran erneut und nunmehr auch in ihrem Inneren analysiert hatte Ihm war aufgefallen dass die Merkmale des recht grossen Unterkieferfragments Arjuna 9 erheblich von Homo erectus abwichen 6 aber Ahnlichkeiten mit den Fossilien Sangiran 5 dem Holotypus von Pithecanthropus dubius und Sangiran 6a aufwiesen 7 und daher moglicherweise einer eigenen fossilen Menschenaffen Art zuzuschreiben seien Wiederbegrundung der Gattung BearbeitenIn Zusammenarbeit unter anderem mit Ottmar Kullmer und Friedemann Schrenk vom Senckenberg Forschungsinstitut wurden daraufhin weitere Fossilien durchleuchtet darunter die beiden in Frankfurt am Main verwahrten Funde aus der Sammlung G H R von Koenigswald Sangiran 5 und Sangiran 6a sowie mehr als ein Dutzend einzelne fossile Backenzahne ungewisser Artzuordnung Zusatzlich wurden die Abnutzung des Zahnschmelzes in die Betrachtung einbezogen mit dem Ergebnis dass die Zahne von Sangiran 5 und Sangiran 6a weder zu Homo erectus noch zu den Orang Utans gehoren Die neuen Daten zeigen nun dass sich die Zahne in der Verteilung der Schmelzdicke der Oberflache und Position der Hocker des Dentins im Inneren der Zahnkronen sowohl von den Zahnen Homo erectus als auch von denen der Orang Utans deutlich unterscheiden 8 Im April 2019 wurde daher der Status von Meganthropus revidiert und die Gattung erneut als eigenstandig etabliert 9 Holotypus ist demnach erneut das Unterkiefer Fragment Sangiran 6a als Paratypen beigegeben wurden diesem Fragment das Fossil Sangiran 5 mit der Folge dass Pithecanthropus dubius nur ein Synonym fur Meganthropus palaeojavanicus ist sowie die Funde Trinil 11620 Trinil 11621 FS 77 und SMF 8864 Zugleich wurde eine enge verwandtschaftliche Nahe von Meganthropus und Lufengpithecus festgestellt Der 2019 publizierten Studie zufolge hat es in Sudostasien folglich bis ins Pleistozan hinein neben Gigantopithecus und den direkten Vorfahren der Orang Utans noch eine dritte nicht hominine Entwicklungslinie der Menschenaffen gelebt Literatur BearbeitenDonald E Tyler Sangiran 5 Pithecanthropus dubius Homo erectus Meganthropus or Pongo In Human Evolution Band 18 2003 S 229 241 doi 10 1007 BF02436289 Andrew Kramer und Lyle W Konigsberg The phyletic position of Sangiran 6 as determined by multivariate analyses In Courier Forschungsinstitut Senckenberg 171 1994 S 105 114 Rosine Orban Segebarth und Fabien Procureur Tooth size of Meganthropus palaeojavanicus an analysis of distances between some fossil hominids and a modern human population In Journal of Human Evolution Band 12 Nr 8 1983 S 711 720 doi 10 1016 S0047 2484 83 80126 2 Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald Australopithecus Meganthropus and Ramapithecus In Journal of Human Evolution Band 2 Nr 6 1973 S 487 491 doi 10 1016 0047 2484 73 90126 7 C Owen Lovejoy The Taxonomic Status of the Meganthropus Mandibular Fragments from the Djetis Beds of Java In Man New Series Band 5 Nr 2 1970 S 228 236 doi 10 2307 2799649 Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald Pithecanthropus Meganthropus and the Australopithecinae In Nature Band 173 1954 S 795 797 doi 10 1038 173795a0 John T Robinson Meganthropus Australopithecines and Hominids In American Journal of Physical Anthropology Band 11 Nr 1 1953 S 1 38 doi 10 1002 ajpa 1330110112 Franz Weidenreich Giant early man from Java and South China In Science Band 99 Nr 2581 1944 S 479 482 doi 10 1126 science 99 2581 479Weblinks BearbeitenAbbildung des Holotypus Sangiran 6aBelege Bearbeiten Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald Fossil hominids of the Lower Pleistocene of Java Trinil In Proceedings of the 18th International Geological Congress International Geological Conference 1950 S 59 61 Donald E Tyler Meganthropus cranial fossils from Java In Human Evolution Band 16 Nr 2 2001 S 81 101 doi 10 1007 BF02438642 Volltext Hans Weinert Uber die neuen Vor und Fruhmenschenfunde aus Afrika Java China und Frankreich In Zeitschrift fur Morphologie und Anthropologie Band 42 Nr 1 1950 S 113 148 Stichwort Meganthropus africanus Weinert 1950 In Bernard Wood Hrsg Wiley Blackwell Encyclopedia of Human Evolution Wiley Blackwell 2011 ISBN 978 1 4051 5510 6 John T Robinson The genera and species of the Australopithecinae In American Journal of Physical Anthropology Band 12 Nr 2 1954 S 181 200 hier 196 doi 10 1002 ajpa 1330120216 Clement Zanolli et al Lower Pleistocene hominid paleobiodiversity in Southeast Asia Evidence for a Javanese pongine taxon In American Journal of Physical Anthropology Band 153 S58 2014 S 281 Volltext Reassessing the Early to Middle Pleistocene hominid diversity in Java Auf nature com vom 8 April 2019 Mysterioser Menschenaffe aus Java entlarvt Auf idw online vom 8 April 2019 Clement Zanolli Ottmar Kullmer et al Evidence for increased hominid diversity in the Early to Middle Pleistocene of Indonesia In Nature Ecology amp Evolution Band 3 2019 S 755 764 doi 10 1038 s41559 019 0860 z Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meganthropus amp oldid 223826233