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Laetoli ist eine bedeutende palaontologische Fundstelle von Fossilien aus dem Pliozan im Norden von Tansania Sie befindet sich im Ostafrikanischen Graben etwa 45 Kilometer sudlich der Olduvai Schlucht und rund 200 km westlich von Arusha im Bereich der Ngorongoro Conservation Area Internationale Beachtung fand der Ort 1978 nachdem dort fossile Fussspuren von drei aufrecht gehenden Individuen der Hominini entdeckt worden waren Die vulkanischen Aschen dieses Gebiets werden heute als ungefahr 3 6 Mio Jahre alt ausgewiesen 1 Fundstelle G 2006Die Laetoli Spur aus Fundstelle G Abguss Fussspuren im Vergleich die grunen Linien verbinden Punkte gleicher Druckbelastung links Australopithecus afarensis Fundstelle G 3 6 Mio Jahre alt Mitte Homo erectus 1 5 Mio Jahre alt rechts Homo sapiensDie funf Abdrucke aus Fundstelle A Originale Die Bezeichnung Laetoli ist der Lesart von Tim White zufolge eine Abwandlung von Olaitole dem Namen eines nahen Wasserlaufs laut Mary Leakey ist sie hingegen abgeleitet von dem bei den Massai ublichen Namen fur die Blutblumen Haemanthus in den 1970er Jahren wurde die Fundstelle auch Laetolil geschrieben 2 Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Fussspuren 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeForschungsgeschichte BearbeitenDas heute als Laetoli bezeichnete Gelande ist seit den 1930er Jahren in Fachkreisen als Fossilienfundstatte bekannt seine volle Bedeutung fur die Palaoanthropologie wurde jedoch erst in den 1970er Jahren erkannt 3 Das Gebiet erstreckt sich links und rechts des Flusses Garusi uber eine Lange von ungefahr zehn Kilometern und ist rund drei Kilometer breit Die vorliegenden Ablagerungen in Schichten uberwiegend vulkanischer Herkunft Tuff sind an manchen Stellen mehr als 130 Meter stark die Fossilien treten zumeist durch Erosion an den Hangen hervor Innerhalb der etwa 30 Quadratkilometer grossen Flache sind mehrere Dutzend verschiedene Fundplatze localities definiert 2 Erstmals wissenschaftliche Beachtung fand die Gegend im Jahr 1935 als Louis Leakey in der Olduvai Schlucht tatig war und von einem Einheimischen namens Sanimu auf die Fossilien von Laetoli aufmerksam gemacht wurde Leakey und sein Team darunter auch Mary Leakey verbrachten daraufhin einige Tage in Laetoli und sammelten diverse Saugetier Fossilien darunter den Eckzahn eines Primaten der aber erst 1981 als hominin zu Australopithecus gehorig beschrieben wurde 4 und bis dahin 44 Jahre unbeachtet in der Sammlung des Natural History Museum Sammlungsnummer BMNH M 18773 verwahrt worden war 1938 39 besuchte dann der deutsche Forscher Ludwig Kohl Larsen das Gelande Dort entdeckte er 1939 unter anderem ein hominines Oberkieferfragment mit zwei Pramolaren Garusi 1 auch Garusi Hominid 1 und einen 3 Oberkiefer Molar Garusi 2 ohne aber ein neues Taxon zu vergeben Beschrieben wurden seine Fossilien erstmals 1950 von Hans Weinert der sie als Meganthropus africanus bezeichnete 5 Spater wurde in Larsens Sammlung noch ein Eckzahn als hominin identifiziert Garusi 4 und alle drei Fossilien wurden schliesslich als die ersten gefundenen Fossilien von Australopithecus afarensis erkannt 1959 kehrten Louis und Mary Leakey nochmals nach Laetoli zuruck und sammelten erneut Saugetier Fossilien auf entdeckten jedoch keine weiteren Uberreste der Hominini eine dritte Visite der beiden fand 1964 statt Erst 1974 aber nachdem unter der Leitung von Mary Leakey in Laetoli ein homininer Pramolar entdeckt worden war Sammlungsnummer L H 1 Laetoli Hominid 1 wuchs das Interesse an einer grundlicheren Erkundung des Gelandes zumal schon bald mehrere gut erhaltene Unterkiefer von jugendlichen und von erwachsenen Hominini gefunden wurden Allerdings blieb deren taxonomische Zuordnung zunachst im Unklaren da es keine gesicherten Daten zur Altersbestimmung der Fossilien gab 1976 konnte dann 13 weiteren Fossilienfunden aufgrund einer von Garniss Curtis vorgenommenen Kalium Argon Datierung erstmals ein Alter zugeschrieben werden etwa 3 59 bis 3 77 Millionen Jahre 2 Neuere Datierungen ergaben fur die bis 2010 bekannt gewordenen 33 Fundstucke ein Alter von etwa 3 63 bis 3 85 Millionen Jahren 6 1978 beschrieb Donald Johanson gemeinsam mit Yves Coppens und Tim White erstmals die Art Australopithecus afarensis 7 Fur die wissenschaftliche Erstbeschreibung wurde als Holotypus ein 1974 vom Leakey Team gefundener und 1976 in Nature beschriebener 2 Unterkiefer aus Laetoli LH 4 ausgewahlt als zusatzlicher Beleg bzw Paratypus sind eigene Funde aus der Afar Region angegeben wie AL 288 1 besser bekannt als Lucy Seit 1998 leitet Terry Harrison von der New York University weitere Ausgrabungen im Gebiet von Laetoli mehr als 10 000 Fossilien wurden gesammelt darunter diverse Hominini Knochen so auch der erste Fund eines Paranthropus aethiopicus in Tansania dessen Alter mit 2 66 Millionen Jahren angegeben wird Fussspuren Bearbeiten nbsp oben Abdruck aus Fundstelle A unten Abdruck aus Fundstelle G Originale 1976 entdeckte Andrew Hill ein Professor fur Palaontologie an der Yale University wahrend eines Besuchs in Laetoli in einem an der Erdoberflache liegenden vulkanischen Tuff genannt Tuff 7 Vertiefungen die er als die Abdrucke von aufgetroffenen fossilen Regentropfen sowie als Tierspuren von Vogeln Saugetieren und Wirbellosen interpretierte Hill fand die Spuren als er sich vor einem Klumpen Elefantendung duckte den ein Kollege nach ihm warf 1977 wurden in Laetoli weitere Spuren entdeckt die unter Vorbehalt als hominin interpretiert wurden Im Juli 1978 entdeckte der Chemiker Paul Irving Abell Mitglied des Teams von Mary Leakey in der Fundstelle G zwei parallel verlaufende Spuren von zweifelsfrei aufrecht gehenden Individuen der Hominini die uber mehr als 20 Meter hinweg erhalten geblieben waren Die westliche Spur stammt von einem einzeln laufenden homininen Individuum und wies anfangs 22 Abdrucke auf 1979 wurde die benachbarte ostliche Spur aus 12 Abdrucken schliesslich als die Fahrte von zwei hintereinander in der gleichen Spur laufenden Individuen erkannt Dies waren die bis dahin altesten Belege fur Bipedie bei fruhen Hominini 8 9 Spater wurden weitere hominine Fussabdrucke gesichert so dass heute rund 70 bekannt sind Die Doppelspur wird von vielen Forschern Australopithecus afarensis zugeordnet Die Erzeuger der Spuren darunter kleine Affen Antilopen Elefanten Nashorner Pferde eine Katze Perlhuhner und ein Kafer waren vor rund 3 6 Millionen Jahren nebeneinander uber frische und von leichtem Regen angefeuchtete vulkanische Asche des 20 km entfernten Vulkans Sadiman gegangen Die durchfeuchtete Asche hartete in der Sonne aus und wurde von weiteren Ascheschichten bedeckt Nach Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchung wurden die Fussabdrucke 1979 zum Schutz vor Witterungseinflussen abgedeckt 1995 96 wurden die Spuren erneut freigelegt aus Sorge die Wurzeln der uber ihnen gewachsenen Pflanzen konnten die wertvollen Funde zerstoren Bei dieser Gelegenheit wurden die Fussabdrucke erneut vermessen fotografiert und abgezeichnet und anschliessend wieder unter mehreren Schichten Sand und Erde versiegelt Bereits 1976 waren zudem in der Fundstelle A am Boden eines Trockenflusses inmitten zahlreicher anderer Abdrucke funf aufeinander folgende Fussabdrucke gleichen Alters wie jene aus Fundstelle G entdeckt worden 1978 wurden sie von Mary Leakey als dem Anschein nach hominid hier gemeint im Sinne von hominin beschrieben 10 Nach Entdeckung der Fahrten aus Fundstelle G kamen jedoch Zweifel daruber auf ob die Abdrucke aus Fundstelle A tatsachlich hominin sind oder stattdessen von einem vierfussigen Sohlenganger zum Beispiel von einem Baren stammen der einige Schritte zweibeinig lief Anlass fur die Zweifel war insbesondere dass der Verursacher der Fussabdrucke beim Gehen ein Bein uber das andere gekreuzt hatte Eine Gangart die beim Tanzen als Kreuzschritt bezeichnet wird Erst mehr als 40 Jahre nach ihrer Entdeckung wurden diese Fussabdrucke erneut untersucht mit dem Ergebnis dass die Diagnose hominin im Dezember 2021 bestatigt wurde Jedoch seien die Fussabdrucke so erheblich abweichend von den Spuren aus Fundstelle G dass sie von einem Individuum einer anderen Art zu stammen scheinen zu welcher Art sie gehoren wurde in der Fachpublikation nicht erwahnt 11 Das Uberkreuzen der Beine beim Gehen konne darauf zuruckzufuhren sein dass das Individuum auf unebenem Untergrund gestolpert sei und durch diese Schrittfolge sich wieder zu stabilisieren versuchte Siehe auch BearbeitenListe homininer FossilienLiteratur BearbeitenTim D White New fossil hominids from Laetolil Tanzania In American Journal of Physical Anthropology Band 46 Nr 2 1977 S 197 229 doi 10 1002 ajpa 1330460203 Tim D White Additional fossil Hominids from Laetoli Tanzania 1976 1979 specimens In American Journal of Physical Anthropology Band 53 Nr 4 1980 S 487 504 doi 10 1002 ajpa 1330530405 Mary D Leakey und John M Harris Hrsg Laetoli A Pliocene site in Northern Tanzania Clarendon Press Oxford Science Publications Oxford 1987 ISBN 0 19 854441 3 David Martin Olduvai and Laetoli African Publishing Group International Harare 2002 ISBN 1 77916 048 8 David A Raichlen et al Laetoli Footprints Preserve Earliest Direct Evidence of Human Like Bipedal Biomechanics In PLoS ONE 5 3 2010 e9769 doi 10 1371 journal pone 0009769 frei zugangliche Volltextversion Robin H Crompton et al Human like external function of the foot and fully upright gait confirmed in the 3 66 million year old Laetoli hominin footprints by topographic statistics experimental footprint formation and computer simulation In Journal of the Royal Society Interface Onlineveroffentlichung vom 20 Juli 2011 doi 10 1098 rsif 2011 0258Weblinks BearbeitenThe Laetoli Footprints Erlauterungen der BBC zu den Fussspuren aus Fundstelle G Stand 2006 Ancient footprints suggest famed human ancestor Lucy had company Auf science org vom 1 Dezember 2021 zu den Abdrucken aus Fundstelle A Belege Bearbeiten Donald Johanson et al Lucy und ihre Kinder Elsevier 2 aktualisierte Auflage Munchen 2006 S ISBN 978 3 8274 1670 4 a b c d Mary Leakey et al Fossil hominids from the Laetolil Beds In Nature Band 262 1976 S 460 466 doi 10 1038 262460a0 Die Darstellung der Forschungsgeschichte folgt im Wesentlichen Tim White Gen Suwa Hominid Footprints at Laetoli Facts and Interpretation In American Journal of Physical Anthropology Band 72 Nr 4 1987 S 485 514 doi 10 1002 ajpa 1330720409 Tim White Primitive Hominid Canine from Tanzania In Science Band 213 Nr 4505 1981 S 348 349 doi 10 1126 science 213 4505 348 Hans Weinert Uber die neuen Vor und Fruhmenschenfunde aus Afrika Java China und Frankreich In Zeitschrift fur Morphologie und Anthropologie Band 42 1950 S 113 148 Terry Harrison Hominins from the Upper Laetolil and Upper Ndolanya Beds Laetoli Kapitel 7 in Terry Harrison Hrsg Paleontology and Geology of Laetoli Human Evolution in Context Volume 2 Fossil Hominins and the Associated Fauna Vertebrate Paleobiology and Paleoanthropology Springer Science Business Media 2011 S 141 doi 10 1007 978 90 481 9962 4 7 Donald Johanson Tim White und Yves Coppens A new Species of the Genus Australopithecus Primates Hominidae from the Pliocene of Eastern Africa In Kirtlandia Nr 28 1978 S 1 14 Mary Leakey Michael Herbert Day Pliocene footprints in the Laetolil Beds at Laetoli northern Tanzania In Nature Band 278 1979 S 317 323 doi 10 1038 278317a0 Michael Herbert Day und Ernie H Wickens Laetoli Pliocene hominid footprints and bipedalism In Nature Band 286 Nr 5771 1980 S 385 387 doi 10 1038 286385a0 Mary Leakey Pliocene footprints at Laetoli northern Tanzania In Antiquity Band 52 Nr 205 1978 S 133 doi 10 1017 S0003598X00071969 Ellison J McNutt et al Footprint evidence of early hominin locomotor diversity at Laetoli Tanzania In Nature Online Veroffentlichung vom 1 Dezember 2021 doi 10 1038 s41586 021 04187 7 Mystery solved Footprints from site a at Laetoli Tanzania are from early humans not bears Auf eurekalert org vom 1 Dezember 2021 2 99622 35 3524 Koordinaten 2 59 46 4 S 35 21 8 6 O Normdaten Geografikum GND 4596772 6 lobid OGND AKS VIAF 241867988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laetoli amp oldid 230705323