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Max Friedrich Louis Albert Samst 29 November 1859 in Ortrand damals Kreis Liebenwerda Provinz Sachsen 11 Mai 1932 in Berlin war ein deutscher Schauspieler und Theaterleiter 1 2 Samst Lilienthal amp Oser 1892 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Herkunft und erste Jahre 1 2 Ostend Theater 1890 1896 1 3 1896 1916 1 4 Ab 1917 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenHerkunft und erste Jahre Bearbeiten Max Samst stammte aus einer Schauspielerfamilie Schon sein Vater Emil Christian Camillo Samst leitete sein eigenes Ensemble und war mit der Tochter des Theaterdirektor Gottlob Meyer 1843 verheiratet 1860 hatte Emil Samst das 1853 eroffnete Theater in Rawicz ubernommen an dem die ganze Familie Meyer Samst auftrat Max Samst stand dort bereits als Kind auf der Buhne Danach betrieb Emil Samst mit der Familie mehrere Jahre ein Tourneetheater und eine Schauspielschule 3 Mit knapp 20 Jahren kam Samst nach Berlin wo er zunachst Klassikerrollen am Alten National Theater am Weinbergsweg spielte 2 In den 1880er Jahren ubernahm er das alte Konigsstadtische Theater ehemals Alexanderplatz Theater Quargs Vaudeville 4 Max Samst galt als ausserst witziger und schlagfertiger Geselle 1 lebensfroh und unternehmungslustig 5 Als Komiker hatte er Augenzeugenberichten zufolge eine grosse Ausstrahlungskraft und bekam auch als Charakterdarsteller eine gute Presse 2 6 Ostend Theater 1890 1896 Bearbeiten Anfang 1890 wurde Samst Direktor des Ostend Theaters in der Grossen Frankfurter Strasse 132 heute Karl Marx Allee 78 84 Das 1877 erbaute Theater hatte zahlreiche Betreiberwechsel erlebt und galt im Volksmund als finanzielles Massengrab des fernen Ostens 7 Samst begann seine Direktion im Mai 1890 ganz in der Tradition des Hauses mit dem wusten Kolportagestuck Der Scharfrichter von Berlin Die Hauptrolle spielte der stadtbekannte ehemalige Berliner Scharfrichter Julius Krautz der auf der Buhne sein Fallbeil schwang Dann engagierte Samst den wohl beruhmtesten Schauspieler der damaligen Zeit Josef Kainz der nach einem Rechtsstreit mit dem Direktor des Berliner Theaters Ludwig Barnay von allen Theatern des Deutschen Buhnenvereins boykottiert wurde Kainz trat von Mai bis September 1890 in klassischen Rollen am Ostend Theater auf und sorgte fur ausverkaufte Vorstellungen 8 Im Herbst 1890 wurde das Haus dann Spielstatte fur die geschlossenen Veranstaltungen der Freien Volksbuhne die ihr Programm mit Henrik Ibsens Stutzen der Gesellschaft eroffnete 9 und auch das in Preussen verbotene Hauptmann Drama Die Weber auffuhrte 5 Das Schauspieler Ensemble von Samst galt nicht gerade als qualitativ hochstehend Die Fahigkeiten der 1890 neben Kainz agierenden Darsteller fiel beispielsweise dermassen ab dass die Vossische Zeitung lasterte nur der Mangel an Korperkraft habe diese dazu gebracht den Beruf des Mimen vor dem eintraglicheren des Gepacktragers zu wahlen 7 Und wie schon sein Vater beschaftigte Max Samst an den von ihm geleiteten Theatern zahlreiche Familienmitglieder So arbeiteten nicht nur seine spateren Frauen sondern auch seine Nichten und ein Neffe bei ihm als Schauspieler sein Sohn Max Jr wurde spater bei ihm Kapellmeister 2 10 Um 1893 94 heiratete Samst die Schauspielerin Kathe Griep die Mitglied seines Ensembles war 11 1892 gewann Samst den Flugpionier Otto Lilienthal dem er eigentlich Geld fur die Lieferung einer Dampfmaschine fur die Theaterheizung schuldete als Mazen fur seine Buhne Zusammen mit dem Schauspieler Richard Oser wandelten die beiden das Haus in ein Volkstheater fur die Arbeiterschichten mit dem Namen Nationaltheater um Zehn Pfennig Theater an dem Lilienthal auch als Schauspieler auftrat 7 Aufgrund dieser reformerischen Aktivitaten wurde Samst daraufhin sozialdemokratischer beziehungsweise anarchistischer Bestrebungen verdachtigt und zwischen 1897 und 1901 von der Polizei uberwacht 12 Da aber die Einnahmen des Zehn Pfennig Theaters die Kosten nicht decken konnten versuchte Samst das Haus mit Konzerten Kinderfesten Jahrmarktsattraktionen und Ringkampfveranstaltungen zu fullen Als Lilienthal 1896 starb und auch staatliche Unterstutzung fur das Projekt ausblieb musste Samst aufgeben 7 nbsp Gastspiel Anzeige 1912 1896 1916 Bearbeiten Von diesem Zeitpunkt an gab Samst seine reformerischen Theaterplane auf und spielte fortan uberwiegend Operetten Schwanke und Possen bis hin zu Kitsch und Schmierentheater Er ubernahm 1896 als Direktor das Friedrich Wilhelmstadtische Theater in der Chausseestrasse das er bis etwa 1899 fuhrte und bespielte gleichzeitig mit einem nahezu identischen Ensemble wieder das Alexanderplatz Theater 13 Trotz reger Aktivitaten gelang es Max Samst in den nachsten Jahrzehnten nicht mehr sich und sein Theaterunternehmen dauerhaft wirtschaftlich zu konsolidieren Ab etwa 1900 reiste Samst mit seinem eigenen Tourneetruppe Max Samst Ensemble Metropol Ensemble jahrelang durch Deutschland und trat von Aachen bis Konigsberg von Breslau bis Wiesbaden auf 13 Bald hatte er den Ruf eines unseligen Rundreisetheaterdirektor s 6 Im Oktober 1908 ubernahm Samst das Stuttgarter Residenztheater Trotz einiger Urauffuhrungen und Gastspielen prominenter Darsteller konnte Samst aber den finanziellen und qualitativen Niedergang des Hauses nicht aufhalten Uberliefert ist der Schaubuhne Verriss einer ungeheuerlichen uber die Massen abscheulichen Hamletverhunzung wahrend eines Gastauftritts von Ferdinand Bonn 1909 6 Im Marz 1912 wurde das Theater in ein Kino umgewandelt und Samst ging mit seinem Ensemble wieder auf Tournee bei der er unter anderem funf Monate im Kolner Metropol Theater gastierte 14 1913 geriet Samst bei dem Versuch das Bomly Theater in Basel zu betreiben in finanzielle Bedrangnis Anschliessend pachtete er das Kolner Kleine Theater in der Schildergasse das 1910 1913 ein Kino war Im August 1914 wurden bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zunachst alle Theater geschlossen Der 54 jahrige Samst selbst wurde dienstverpflichtet 15 Ab 1917 Bearbeiten 1917 ubernahm Max Samst dann das Thalia Theater in Chemnitz 1918 heiratete er in zweiter Ehe die dort engagierte junge Schauspielerin Kathe Schmidt 1897 1979 Das Chemnitzer Theater musste Samst 1922 aufgeben 2 16 Zuruck in Berlin war er dann zunachst Schauspieler an den Folies Caprice am Oranienburger Tor Dann betrieb Samst wieder sein Tourneeunternehmen und pachtete teilweise mit Mitbetreibern verschiedene kleinere oder abgewirtschaftete Berliner Theater so das Neue Theater am Zoo Wallner Theater Central Theater Residenztheater und zuletzt das Walhalla Theater wiederum ohne dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg 1 2 1930 musste sich der unter anderem an Zuckerkrankheit leidende Samst aus dem Theaterleben zuruckziehen und war in seinen letzten Jahren finanziell notleidend 2 Von Legenden umwoben von Anekdoten umschwirrt 5 starb er 1932 mit 72 Jahren Unter grosser Anteilnahme wurde er auf dem Jerusalemer Friedhof Friedhof II der Jerusalems und Neuen Kirchengemeinde in der Baruther Strasse Berlin Kreuzberg beerdigt 2 17 Literatur BearbeitenErika Schachinger Kathe Schmidt Jurgensen 1897 1979 Ein Berliner Kunstlerschicksal In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins Nr 1 1980 S 144 149 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Nachruf In Deutsches Buhnen Jahrbuch 1933 44 S 109 a b c d e f g h Erika Schachinger Kathe Schmidt Jurgensen 1897 1979 Ein Berliner Kunstlerschicksal In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins Nr 1 1980 S 144 149 Deutscher Buhnen Almanach 25 1861 33 1869 Nic Leonhardt Piktoral Dramaturgie Visuelle Kultur und Theater im 19 Jahrhundert 1869 1899 Bielefeld 2007 S 317f Deutscher Buhnen Almanach 54 1890 S 96 98 a b c Max Samst In Vossische Zeitung v 11 Mai 1932 Abendausgabe a b c Paul Wittko Das Stuttgarter Theaterjahr In Die Schaubuhne 1909 5 Heft 34 35 v 26 August 1909 S 197 202 hier S 201 a b c d Manuela Runge Bernd Lukasch Erfinderleben Die Bruder Otto und Gustav Lilienthal Berlin 2005 S 193 213 Der Berliner Osten Berlin 1930 S 262 Judith Eisermann Josef Kainz Zwischen Tradition und Moderne Der Weg eines epochalen Schauspielers Munchen 2010 S 155 162 Matthias Nother Josef Kainz Das pochende Herz In Der Tagesspiegel 30 Dezember 2007 abgerufen am 30 Januar 2014 Neuer Theater Almanach 3 1892 S 17 189f Die erste Volksbuhnen Vorstellung In Kunst und Volk 8 1930 31 Heft 9 Mai 1931 S 278 280 zu Max Jr s bspw Deutsches Buhnen Jahrbuch 40 1929 Neuer Theater Almanach 6 1895 S 577 f Biographisches Buhnen Lexikon der deutschen Theater 1 Jahrgang Munchen 1892 S 266 Lorenz Friedrich Beck Bearb Brandenburgisches Landeshauptarchiv Uberlieferung aus der preussischen Provinz Brandenburg Munchen 1999 Pr Br Rep 30 Berlin C Polizeiprasidium Berlin Nr 1114 a b Neuer Theater Almanach 8 1897 19 1908 Richard Zanker Geliebtes altes Stuttgart Stuttgart 1964 S 157 Viktor Bruns Hg Wurttemberg unter der Regierung Konig Wilhelms II Stuttgart 1916 S 570 Neuer Theater Almanach 20 1909 24 1913 Berthold Buche Brink Von ehemaligen Kleinbasler Theatern In Basler Stadtbuch 1972 S 165 175 Neuer Theater Almanach 26 1915 28 1917 Neuer Theater Almanach 29 1918 33 1922 Todesanzeige In Vossische Zeitung 13 Mai 1932 Morgenausgabe Normdaten Person GND 116779217 lobid OGND AKS VIAF 74612472 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Samst MaxALTERNATIVNAMEN Samst Max Friedrich Louis Albert vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Schauspieler und TheaterleiterGEBURTSDATUM 29 November 1859GEBURTSORT OrtrandSTERBEDATUM 11 Mai 1932STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Samst amp oldid 237554904