www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel befasst sich mit dem Historiker Max Lenz Zum Regisseur und Schauspieler siehe Max Werner Lenz zum Maler und Grafiker siehe Maximilian Lenz Max Albert Wilhelm Lenz 13 Juni 1850 in Greifswald 6 April 1932 in Berlin war ein deutscher Historiker Max Lenz 1897Grab Max Lenz Alter Friedhof Greifswald 2014 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMax Lenz wurde als Sohn des Juristen Gustav Lenz 1818 1888 und dessen Ehefrau Johanna Adlich einer von der Insel Wollin stammenden Bauerntochter geboren und wuchs in streng lutherisch orthodoxer Umgebung auf Vater Gustav Lenz wurde zum Kreis der Junghegelianer gezahlt und hatte nach den revolutionaren Ereignissen von 1848 49 seine Beamtenkarriere abbrechen mussen Den Schulbesuch absolvierte Lenz in seiner Heimatstadt und studierte anschliessend in Bonn Geschichte und Klassische Philologie Zu seinen Hochschullehrern zahlte dort Heinrich von Sybel 1870 nahm er als Freiwilliger mit einem pommerschen Jagerbataillon am Deutsch Franzosischen Krieg teil Nachdem eine im Dezember 1870 erlittene Verwundung uberwunden war setzte Lenz sein Studium in Greifswald und Berlin fort und schloss es 1874 mit einer Dissertation uber das Bundnis von Canterbury und seine Bedeutung fur den englisch franzosischen Krieg und das Conzil von Constanz ab In Greifswald wurde eine lang anhaltende und das jeweilige Werk beeinflussende Freundschaft mit dem nachmaligen Historikerkollegen Hans Delbruck begrundet Dank der Vermittlung seines ehemaligen Hochschullehrers Heinrich von Sybel der 1875 zum Direktor der preussischen Staatsarchive ernannt worden war gelangte Lenz als Hilfsarbeiter in das Geheime Staatsarchiv Marburg Dort bearbeitete er den Briefwechsel Landgraf Philipps des Grossmutigen mit Martin Bucer dem Reformator Hessens Die daraus resultierende Quellenedition erschien in drei Banden 1880 bis 1891 im Druck Bereits 1876 hatte sich Lenz in Marburg mit einer Arbeit uber Drei Tractate aus dem Schriftencyclus des Constanzer Concils fur Mittlere und Neuere Geschichte habilitiert Zunachst lehrte er als Privatdozent ab 1881 als Extraordinarius ab 1885 als Ordinarius an der Philipps Universitat Marburg 1887 wurde er Mitglied des Philologisch Historischen Vereins der spater in der Marburger Burschenschaft Rheinfranken aufging 1 Nachdem er ab 1888 vorubergehend den Lehrstuhl fur Neuere Geschichte in Breslau innehatte wurde Lenz 1890 Professor fur neuere Geschichte in Berlin 1911 war er Direktor des Historischen Seminars 1911 12 Rektor der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin 1914 wechselte Lenz an das Hamburgische Kolonialinstitut das unter seiner Mitwirkung zur Universitat ausgebaut wurde Nach der 1922 erfolgten Emeritierung kehrte Lenz nach Berlin zuruck wo er 1932 verstarb Die Koniglich Preussische Akademie der Wissenschaften nahm 1896 Max Lenz als ordentliches Mitglied fur das Arbeitsgebiet Geschichte auf Von 1914 bis 1925 hatte er den Status eines Ehrenmitglieds dieser Akademie 1925 wurde er wieder ordentliches Mitglied Seit 1890 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1931 erhielt er den Bayerischen Maximiliansorden fur Wissenschaft und Kunst Aus der 1879 geschlossenen Ehe mit der Pianistin Emma Rohde 1859 1934 Tochter des Landwirtschaftsprofessors Ottomar Rohde gingen vier Sohne und eine Tochter hervor darunter der spatere Nationalokonom Friedrich Lenz 1885 1968 Werk BearbeitenMax Lenz war neben Erich Marcks fuhrender Reprasentant einer Historikergeneration die als Jung beziehungsweise Neo Rankeaner bezeichnet wurden und die spater so genannte Ranke Renaissance der Historiographie herbeifuhrten In Abkehr von der bewusst tendenziellen politischen Geschichtsschreibung der kleindeutschen borussischen Schule deutscher Historiographie deren extrovertiertester Vertreter Heinrich von Treitschke Lenzens Kollege wahrend seiner Berliner Hochschullehrerzeit war wollte man zu dem von Leopold von Ranke postulierten Objektivitatsideal zuruckkehren Die Geschichtsschreibung sollte von ethisch begrundeten Parteinahmen frei sein der Geschichtsschreiber solle unabhangig und uberparteilich die in der Geschichte wirkenden Krafte vor allem die Ideen aufspuren und beobachten Als Verkorperung dieser Ideen wurden Volker Staaten und Religionen angesehen Gegenuber Ranke fur den religiose Uberzeugungen fundamental fur Ideen und Tendenzen einer Epoche waren suchten die Neorankeaner die fur sie massgeblichen Ideen vorwiegend in quellenmassig fassbaren Spuren der sogenannten Haupt und Staatsaktionen Zur quasi religiosen Kraft wurde der Nationalstaat erhoben der durch das als objektive Tatsache bezeichnete staatliche Streben nach Macht verwirklicht worden sei Die zunehmende Ubertragung solcher Geschichtsbetrachtungen auf die Aussenpolitik machten die Neorankeaner und insbesondere Max Lenz zu einem der Chefideologen des Wilhelminismus zum Legitimatoren wilhelminischer Weltpolitik Noch vehementer als gegen die kleindeutsch borussische Historiographie wendeten Lenz und seine Mitstreiter sich gegen die Rezeption von materialistischen kultur sozial und strukturgeschichtlichen Vorstellungen in der deutschsprachigen Historiographie In einer alles andere als unabhangig und uberparteilich schon gar nicht sachlich vielmehr oft personlich und diffamierend ausgetragenen Abwehrschlacht zur Bewahrung der Definitionshoheit eigener Ideen die im sogenannten Lamprecht Streit kulminierte war Lenz wortfuhrend beteiligt Historiographische Anerkennung gewann Lenz zunachst vor allem mit biographischen Forschungen zu Martin Luther Wallenstein und Gustav Adolf Seine 1883 erstmals veroffentlichte Luther Biographie erfuhr weite Verbreitung und wurde dank bildhafter Sprachkunst geradezu volkstumlich Bald darauf vollzog Lenz aber einen chronologischen Schwenk von Luther zu Bismarck so auch der Titel einer Schrift Gewissermassen auf der Etappe publizierte er eine bemerkenswerte Napoleon Biographie Seinen fur die Allgemeine Deutsche Biographie Band 46 1902 S 571 775 verfassten Bismarck Artikel erweiterte Lenz zu der ersten Bismarck Biographie mit wissenschaftlichem Anspruch Zum Hauptwerk von Max Lenz wurde schliesslich eine Geschichte der Universitat Berlin Diese wurde im Auftrag des Senats der Universitat zur Jahrhundertfeier der Institution erstellt und erschien 1910 in zunachst vier Banden ein funfter Band erschien nach durch den Ersten Weltkrieg verursachter Verzogerung erst 1918 Das Werk geniesst den Status einer politischen Geistes und Kulturgeschichte des 19 Jh bis 1860 Rudiger vom Bruch Gleichwohl findet sich in diesem Werk auch eine mit antisemitischen Tonen durchsetzte Beschreibung der Karriere und Person des Juristen und Historikers Eduard Gans 2 Zu den Schulern von Max Lenz gehorten bekannte Historiker wie Erich Brandenburg Hermann Oncken oder Felix Rachfahl Werke BearbeitenGeschichtsschreibung und Geschichtsauffassung im Elsass zur Zeit der Reformation Vortrag gehalten auf der 4 Generalversammlung des Vereins zu Strassburg Verein fur Reformationsgeschichte Halle 1895 Digitalisat der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Geschichte Bismarcks Duncker amp Humblot Leipzig 1902 Geschichte der Universitat Berlin 5 Bande Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1910 1918 Napoleon Velhagen amp Klasing Bielefeld 1913 Kleine historische Schriften R Oldenbourg Munchen Berlin 1922 1 Band Vom Werden der Nationen 2 Band Von Luther zu Bismarck 3 Band Wille Macht und Schicksal Deutschland im Kreis der Grossmachte 1871 1914 Einzelschriften zur Politik und Geschichte 12 Deutsche Verlagsgesellschaft fur Politik und Geschichte Berlin 1925 Literatur BearbeitenRudiger vom Bruch Max Lenz In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 231 233 Digitalisat Rudiger vom Bruch Lenz Max 1850 1932 In Rudiger vom Bruch Rainer A Muller Hrsg Historikerlexikon Von der Antike bis zum 20 Jahrhundert Beck Munchen 1991 ISBN 3 406 33997 2 S 181 Gunther Franz Lenz Max In Biographisches Worterbuch zur Deutschen Geschichte Band 2 Begrundet von Hellmuth Rossler und Gunther Franz 2 Auflage Bearbeitet von Karl Bosl Gunther Franz und Hanns Hubert Hofmann Weltbild Augsburg 1995 ISBN 3 89350 708 6 Sp 1615 f John L Herkless Idealism and the Study of History The development of the historiography of Max Lenz phil Diss Birmingham 1977 Georg G Iggers Deutsche Geschichtswissenschaft Eine Kritik der traditionellen Geschichtsauffassung von Herder bis zur Gegenwart DTV Munchen 1971 ISBN 3 423 04059 9 Hans Heinz Krill Die Rankerenaissance Max Lenz und Erich Marcks Ein Beitrag zum historisch politischen Denken in Deutschland 1880 1935 Berlin 1962 Max Lenz zum Gedachtnis Verzeichnis seiner Schriften Mit 2 Erinnerungsblattern v Erich Marcks und Karl Alexander v Muller und einem Vorwort von Arnold Reimann Schriften der Historischen Gesellschaft zu Berlin 4 Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1935 Jakob Michelsen Max Lenz ein deutscher Historiker In Historix 1989 90 WS S 16 f Hermann Oncken Gedachtnisrede auf Max Lenz Verlag der Akademie der Wissenschaften Berlin 1933 Richard Salomon Nachruf auf den verstorbenen em o Professor der neueren Geschichte Dr phil Max Lenz In Universitat Hamburg Reden gehalten bei der Feier des Rektorwechsels Hamburgische Universitat Boysen Hamburg 1932 S 53 56 Hans Schleier Grundlinien der burgerlichen deutschen Historiographie vor 1945 In Werner Berthold u a Kritik der burgerlichen Geschichtsschreibung Handbuch Gesamtleitung Gerhard Lozek 4 Auflage Pahl Rugenstein Koln 1977 S 81 99 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Max Lenz Quellen und Volltexte Literatur von und uber Max Lenz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Max Lenz in den Historischen Pressearchiven der ZBW Literatur uber Max Lenz in der Landesbibliographie MV im Personenarchiv des Leibniz Informationszentrum Wirtschaft Lenz Max Albert Wilhelm Hessische Biografie Stand 13 Juni 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Marburger Burschenschaft Rheinfranken Gotz Aly Warum die Deutschen Warum die Juden Gleichheit Neid und Rassenhass 1800 1933 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2012 S 180 f Normdaten Person GND 118779508 lobid OGND AKS LCCN nr97035292 VIAF 34445395 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lenz MaxALTERNATIVNAMEN Lenz Max Albert Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 13 Juni 1850GEBURTSORT GreifswaldSTERBEDATUM 6 April 1932STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Lenz amp oldid 224807834