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Eduard Gans geboren am 22 Marz 1797 so der von der Mutter gesetzte Grabstein nach anderen Quellen am 23 Marz in Berlin gestorben am 5 Mai 1839 ebd war ein deutscher Jurist Rechtsphilosoph und Historiker aus der Familie Gans Eduard Gans vermutlich nach Portrat von Eduard Magnus um 1834 lithographiert von Gottfried Kustner Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Eduard Gans Lithographie 1839 Eduard Gans war der Sohn des Bankiers Abraham Isaak Gans und dessen Ehefrau Zippora Marcus Sein Vater gehorte zum liberalen assimilierten Judentum und war einer der Finanzberater des Staatskanzlers Karl August Furst von Hardenberg Er war ein Vetter des Unternehmers Ludwig Aaron Gans Nachdem Gans seine Schulzeit am Berliner Franzosischen Gymnasium absolviert hatte daher seine exzellenten Franzosischkenntnisse begann er ab 1816 Jura Philosophie und Geschichte in Berlin zu studieren Im darauffolgenden Jahr wechselte er mit denselben Fachern an die Universitat Gottingen 1819 beendete Gans sein Studium erfolgreich Summa cum laude mit einer Promotion uber romisches Obligationenrecht in Heidelberg Dort war er unter anderem Schuler von Anton Friedrich Justus Thibaut nicht jedoch von Georg Friedrich Hegel der bereits nach Berlin abgegangen war und dessen Gedankengebaude er spater in die Geschichts und Rechtswissenschaft einarbeitete Gemeinsam mit anderen orthodoxen Hegelianern grundete er die Jahrbucher fur wissenschaftliche Kritik Bereits 1819 hatte Gans zusammen mit gleichgesinnten Freunden unter anderem Leopold Zunz und Moses Moser den Verein fur Cultur und Wissenschaft der Juden gegrundet dem er in den Jahren 1821 bis 1824 auch als Prasident vorstand Den jungen Reformern ging es dabei in erster Linie darum judische Jugendliche aus der geistigen Abschottung herauszuholen und in die Gedankenwelt Europas einzubinden im Fruhjahr 1825 loste sich der Verein allerdings auf 1820 traten Gans Moser und Zunz gemeinsam der Gesellschaft der Freunde bei Trotz des preussischen Emanzipationsedikts von 1812 war Juden die Beamtenlaufbahn nach wie vor verwehrt eine Ausnahmeregelung fur besonders fahige Akademiker war 1822 durch eine konigliche Kabinettsorder aus Anlass der Bewerbung Gans um eine Hochschulprofessur wieder ruckgangig gemacht worden und ging als sogenannte Lex Gans in die preussische Rechtsgeschichte ein Auch ein Vermittlungsversuch Hardenbergs richtete in diesem Fall nichts aus Nachdem Gans 1825 sich hatte taufen lassen wurde er 1826 zum ausserordentlichen Professor und 1828 dann zum ordentlichen Professor der Rechte an der Universitat von Berlin ernannt ohne zuvor Privatdozent gewesen zu sein 1832 avancierte er zum Dekan der juristischen Fakultat Den liberalen Ideen des Vormarz stand Gans ausserst positiv gegenuber Er empfing studentische Fackelzuge und organisierte eine Unterschriftenaktion fur die ihrer Amter enthobenen Gottinger Sieben Als Historiker sah er in der Franzosischen Revolution den entscheidenden Wendepunkt in der europaischen Geschichte und begrusste 1830 die Julirevolution als notwendige Entwicklung im Sinne des liberalen Burgertums Ein Republikaner war er allerdings nicht und die radikale Dialektik des junghegelianischen Klubwesens lehnte er ebenso ab wie die Bestrebungen der Restauration Als Ideal galt ihm der preussische Staat als konstitutionelle Monarchie unter Fuhrung eines aufgeklarten starken Souverans Demokratie und Republik misstraute er Als einer der ersten hatte er die politische Vision eines vereinten Europa in dem deutsches franzosisches lateinisches griechisches und judisches Erbe zusammenfliessen sollten Nationalist war er nicht und die romantische Mittelalter Schwarmerei seiner Zeit blieb ihm fremd sein politischer Blick ging in die Zukunft und nach Westen Als Lehrender verstand es Gans im Gegensatz zu anderen Professoren seine Theorien publikumswirksam zu verpacken und Abstraktes am konkreten Tagesgeschehen lebendig werden zu lassen Seine Vorlesungen waren ausserst beliebt teilweise stromten bis zu eintausend Studenten und interessierte Laien in die Horsale so dass die preussischen Behorden die Veranstaltungen abbrechen liessen unter den Zuhorern sass ab 1836 auch der junge Karl Marx Dass dieser allerdings von Gans beeinflusst gewesen sein soll und sogar eine Doktorarbeit bei Gans geplant habe ist Kolportage Eduard Gans war auch als Journalist tatig als Berlin Korrespondent der Allgemeinen Zeitung in Augsburg und als politischer Reisejournalist Er pflegte einen regen gesellschaftlichen Umgang und war unter anderem mit Heinrich Heine und Karl August Varnhagen von Ense befreundet nbsp Grab von Eduard Gans auf dem Dorotheenstadtischen Friedhof in BerlinGans grosster akademischer Widersacher an der juristischen Fakultat in Berlin war Friedrich Carl von Savigny Anders als der konservative Savigny der die Entstehung und Entwicklung von Menschen gemachter Gesetze als naturgegebene Phanomene nur betrachten und auslegen wollte da er sie gleichsam dem Menschen als ewig gegeben und gottlich ansah forderte der Hegelianer Gans eine Betrachtung rechtlicher Tatbestande vor allem solcher des Besitzes aus dem Geist philosophischer Spekulation und historischer Zuordnung Den Rechtshistorikern um Savigny warf er mangelnde intellektuelle Scharfe und fehlende historische Kenntnisse vor Der teilweise erbittert und mit harten verbalen Attacken gefuhrte akademische Kleinkrieg zwischen dem machtigen Savigny und dem popularen Gans sollte bis zum fruhen Tod des Letzteren 1839 andauern Noch auf dem Sterbebett soll er ein Pamphlet gegen seinen alten Feind verfasst haben 1839 im Alter von nur 42 Jahren starb Eduard Gans an den Folgen eines Schlaganfalls Eduard Gans gilt heute als einer der Begrunder der Vergleichenden Rechtswissenschaft in Deutschland Sein unvollendet gebliebenes Hauptwerk Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Entwicklung vier Bande erschienen 1824 1835 wurde 1845 teilweise ins Franzosische ubersetzt wo sein Werk ausser in Deutschland die grosste Beachtung fand Es liegen auch englische und italienische Ubersetzungen in Auszugen vor Eduard Gans hat sich auch als Herausgeber der Werke Hegels einen Namen gemacht 1833 erschien Band acht Grundlinien der Philosophie des Rechts 1 und 1837 Band neun Vorlesungen uber die Philosophie der Geschichte 2 unter seiner Federfuhrung Der Hegelianer Gans geistig ein Kind des Vormarz und doch ein eigener Kopf war von der Rechtsphilosophie lange Zeit vergessen da er nur als epigonales Bindeglied zwischen Hegel und Marx betrachtet wurde Heute beginnt die wissenschaftliche Forschung allmahlich ihn wiederzuentdecken als einen liberalen Pragmatiker mit einem sehr fruhen Blick auf ein in Frieden geeintes Europa Schriften Auswahl BearbeitenHalbjahriger Bericht im Verein fur Cultur und Wissenschaft der Juden am 28 April 1822 abgestattet von E Gans M Hahn Hamburg 1822 Digitalisat Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Entwicklung Eine Abhandlung der Universalrechtsgeschichte Band 1 Das romische Erbrecht in seiner Stellung zu vor und nachromischem Mauersche Buchhandlung Berlin 1824 Band 2 Das romische Erbrecht in seiner Stellung zu vor und nachromischem Mauersche Buchhandlung Berlin 1825 Band 3 Das Erbrecht des Mittelalters J B Cotta schen Buchhandlung Stuttgart und Tubingen 1829 Band 4 Das Erbrecht des Mittelalters Zweyter Teil J B Cotta schen Buchhandlung Stuttgart und Tubingen 1835 System des romischen Civilrechts im Grundrisse Ferdinand Dummler Berlin 1827 Digitalisat Beitrage zur Revision der preussischen Gesetzgebung Duncker und Humblot Berlin 1832 Digitalisat Vorlesungen uber die Geschichte der letzten funfzig Jahre Historisches Taschenbuch 4 1833 S 283 326 Historisches Taschenbuch 5 1834 S 409 453 Ruckblicke auf Personen und Zustande Veit und Comp Berlin 1836 Digitalisat Ueber die Grundlage des Besitzes Eine Duplik Veit und Comp Berlin 1839 Digitalisat Philosophische Schriften Hrsg und eingeleitet von Horst Schroder Auvermann Glashutten Taunus 1971 Naturrecht und Universalrechtsgeschichte Vorlesungen nach G W F Hegel Herausgegeben und eingeleitet von Johann Braun Mohr Siebeck Tubingen 2005 Briefe und Dokumente Hrsg und eingeleitet von Johann Braun Mohr Siebeck Tubingen 2011 ISBN 978 3 16 150779 3 Literatur BearbeitenVerzeichniss der von dem Professor ord der Universitat zu Berlin Herrn Dr Gans dem Superintendenten Herrn Kuster dem Dr medicinae Herrn Reuss und von mehreren Anderen hinterlassenen Bucher Sammlungen welche am 2ten Dezember und folgende Tage in Berlin versteigert werden sollen Berlin 1839 Warren Breckman Eduard Gans and the Crisis of Hegelianism In Journal of the History of Ideas 62 3 Juli 2001 S 543 564 Corrado Bertani Eduard Gans 1797 1839 e la cultura del suo tempo Scienza del diritto storiografia pensiero politico in un intellettuale hegeliano Guida Neapel 2004 ISBN 88 7188 787 5 Corrado Bertani Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Entwickelung 1824 35 von Eduard Gans Das erste Zeugnis vom Einfluss Hegels auf die Privatrechtsgeschichtsschreibung In Rechtsgeschichte 11 2007 S 110 138 Reinhard Blankner Eduard Gans 1797 1839 Politischer Professor zwischen Restauration und Vormarz Leipziger Universitats Verlag Leipzig 2002 ISBN 3 934565 33 6 Johann Braun Judentum Jurisprudenz und Philosophie Bilder aus dem Leben des Juristen Eduard Gans 1797 1839 Nomos Baden Baden 1997 ISBN 3 7890 4818 6 Angela von Gans Monika Groening Die Familie Gans 1350 1963 Verlag Regionalkultur Heidelberg 2006 ISBN 3 89735 486 1 Michael H Hoffheimer Eduard Gans and the Hegelian philosophy of law Kluwer Dordrecht 1995 ISBN 0 7923 3270 9 Hermann Lubbe Gans Eduard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 63 Digitalisat Emil Julius Hugo Steffenhagen Gans Eduard In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 8 Duncker amp Humblot Leipzig 1878 S 361 f Norbert Waszek Hrsg Eduard Gans 1797 1839 Hegelianer Jude Europaer Texte und Dokumente Lang Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 631 43883 4 Norbert Waszek L emergence d une theorie de l opposition dans l ecole hegelienne In Revue francaise d histoire des idees politiques 25 1 2007 ISBN 978 2 7084 0797 8 S 89 107 Norbert Waszek Eduard Gans on Poverty and on the Constitutional Debate In Douglas Moggach Hrsg The New Hegelians Politics and Philosophy in the Hegelian School Cambridge University Press Cambridge 2006 ISBN 0 521 85497 0 S 24 49 Reinhard Mocek Eduard Gans Denker zwischen Hegel und Marx In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 3 1998 ISSN 0944 5560 S 47 53 luise berlin de ausfuhrliche Wurdigung Norbert Waszek War Eduard Gans 1797 1839 der erste Links oder Junghegelianer In Michael Quante Amir Mohseni Hrsg Die linken Hegelianer Studien zum Verhaltnis von Religion und Politik im Vormarz Paderborn Fink 2015 ISBN 978 3 7705 5495 9 S 29 51 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eduard Gans Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Eduard Gans im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Annaherung an das Werk Werke von Gans als eingescannte PDFs bei hegel netEinzelnachweise Bearbeiten Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse Vorlesungen uber die Philosophie der Geschichte Normdaten Person GND 118689479 lobid OGND AKS LCCN n89644296 VIAF 41840440 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gans EduardKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Rechtsphilosoph und HistorikerGEBURTSDATUM 22 Marz 1797 oder 23 Marz 1797GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 5 Mai 1839STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Gans amp oldid 233583045