www.wikidata.de-de.nina.az
Das Wohnhaus Max Bruch Strasse 8 im Kolner Stadtteil Lindenthal ist ein unter Denkmalschutz stehendes Baudenkmal Die um 1910 erbaute Halbvilla bildet mit dem sudlich angrenzenden Haus Max Bruch Strasse 6 ein Doppelhaus Das Ensemble ist Teil der nach starken Zerstorungen wahrend des Zweiten Weltkriegs nur noch in Fragmenten uberlieferten Lindenthaler Villenbebauung deren Ausbau nach Anlage des Stadtwalds in den Jahren ab 1898 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs ihren grossten Umfang erreichte Wohnhauser Max Bruch Strasse 4 8 Nr 8 links 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1910 bis 1934 1 2 1934 bis 1945 1 3 Ab 1945 1 4 Max Berndorff 1 5 Moritz Goldstein 2 Architektur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1910 bis 1934 Bearbeiten Anlage und Bebauung der zwischen Kitschburger Strasse und Durener Strasse zur einen und Stadtwald zur anderen Seite gelegenen Max Bruch Strasse und Brahmsstrasse gehoren zu den letzten vor dem Ersten Weltkrieg ausgefuhrten Erweiterungen der Lindenthaler Villenviertel im Umfeld der von 1895 bis 1898 angelegten stadtischen Grunanlage Das Neubauland stammte grosstenteils aus dem Bestand der ehemaligen Guter Kitschburg und des im Eigentum der Bankiersfamilie von Stein stehenden Rittergutes Hohenlind 1 nbsp Haus Max Bruch Strasse 6 mit dem Ehepaar Adenauer um 1915 1909 1910 erwarben der damalige Erste Beigeordnete der Stadt Koln Konrad Adenauer und der seit 1908 in stadtischen Diensten stehende Gerichtsassessor Max Berndorff an der Ostseite der in Anlage begriffenen Max Bruch Strasse zwei nebeneinanderliegende Baugrundstucke von jeweils rund 1100 m2 Grundflache 2 und liessen auf diesen eine Doppelvilla ausfuhren Adenauer war erst durch seine Wahl zum Ersten Beigeordneten am 22 Juli 1909 3 finanziell zu einer solchen Investition in der Lage da sein Jahresgehalt mit 15 000 Mark die nach Beschluss der Stadtverordnetenversammlung noch um weitere 3 000 Mark aufgestockt wurden gut dotiert war 4 Max Berndorff blieb jedoch nur wenige Jahre im Besitz der Halbvilla Nachdem er am 12 September 1912 Konrad Adenauer mit erst 34 Jahren als nunmehr jungsten Beigeordneten der Stadt Koln abloste 5 erwarb er nach 1914 6 das ebenfalls in Lindenthal gelegene Haus Theresienstrasse 16 und zog dorthin 7 Seine Haushalfte Max Bruch Strasse 8 erwarb vor 1918 der judische Kaufmann Moritz Goldstein 8 9 Nach Goldsteins Tod im Jahr 1934 die ersten Beschrankungen seitens der neuen Machthaber gegen Juden zeigten bereits ihre nachhaltige Wirkung verzog seine Witwe Sophie Goldstein in das Haus Aachener Strasse 392 394 wo sie gemeinsam mit ihrem Sohn Kurt wohnte Die Haushalfte Max Bruch Strasse 8 blieb zunachst unbewohnt 10 1934 bis 1945 Bearbeiten Moglicherweise stellte der Verwalter der Erben Goldstein Rechtsanwalt Moritz Weinberg den Kontakt zur Westdeutschen Bodenkreditanstalt her die vermutlich 1936 das Haus Goldstein ankaufte und in der Folge an den Generalleutnant Fritz Kuhne vermietete 11 12 13 14 Kuhne hatte am 7 Marz 1936 das Kommando der 26 Infanterie Division der Wehrmacht ubernommen und mit dieser an der Rheinlandbesetzung teilgenommen schied danach zum 31 Oktober 1938 aus dem aktiven Dienst aus wurde aber im Vorfeld des Uberfalls auf Polen im August 1939 wieder aktiviert Augenscheinlich gelangte die Haushalfte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs dann in das Eigentum der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt NSV die in ihr ein Schwesternheim unterbrachte 15 Nach Kriegsende wurde die NSV auf Grund des Kontrollratsgesetzes Nr 2 vom 10 Oktober 1945 verboten ihr Besitz beschlagnahmt Ihre Rechtsnachfolge als Eigentumer trat das Land Nordrhein Westfalen an das in den nunmehr im Haus eingerichteten drei Dienstwohnungen Angehorige des hoheren Dienstes von hoheren oder untergeordneten Landesdienststellen unterbrachte darunter Ministerien Universitat oder Bezirksregierung in Koln Ab 1945 Bearbeiten Zu Beginn der 1950er Jahre lebte neben einer Witwe der Ministerialdirigent Felix Schwering 16 17 ein Bruder des Kolner Stadtverordneten Oberburgermeisters und Amtsnachfolgers von Konrad Adenauer Ernst Schwering mit seiner Ehefrau in der Villa 18 Zudem war in dieser Zeit Felix Elieser Shinnar Leiter der von 1952 bis 1966 bestehenden Israel Mission in Koln in dem Haus wohnhaft 19 Neben Maria Schwering verzeichnen die Adressbucher bis 1966 aber nur den Oberarzt an der Universitats Nervenklinik Professor Hans Heinrich Wieck als Mieter einer der drei Dienstwohnungen 20 Es folgten der Neurologe Gert Huffmann 21 und ab 1980 der langjahrige Kolner Regierungsprasident Franz Josef Antwerpes der die rund 170 m2 grosse Erdgeschosswohnung nebst 600 m2 Garten nutzte Uber die Frage der Marktgerechtigkeit der von Antwerpes zu zahlenden Wohnungsmiete entspann sich 1998 ein langerer Rechtsstreit In diesem Jahr bot das Land die Immobilie zum Verkauf an 22 23 Max Berndorff Bearbeiten Als Sohn des Kaufmannes Nikolaus Berndorff und dessen Ehefrau Rosa geborene Wirtz wurde der Katholik Max imilian Peter Joseph Hubert Berndorff 24 am 3 Oktober 1878 in Koln geboren 25 Nach dem Besuch des Marzellengymnasiums und der Absolvierung eines Studiums der Rechtswissenschaften und anschliessender Beschaftigung in der preussischen Justizverwaltung als Gerichtsreferendar 26 und nach Ablegung des zweiten Staatsexamens als Gerichtsassessor 27 trat der promovierte Jurist im Jahr 1908 in den Dienst der Stadt Koln 24 Bereits am 12 September 1912 folgte dort seine Wahl zum Beigeordneten 5 Wahrend Berndorffs bis 1933 dauernden Amtstatigkeit an der Seite des Ersten Beigeordneten und spateren Oberburgermeisters Konrad Adenauer sollte er in erster Linie fur die internen Personalangelegenheiten und die Organisation der Verwaltung verantwortlich sein ab 1929 fiel auch die Planung des Universitatsneubaus im inneren Grungurtel in sein Ressort 24 Nur wenige Wochen nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten musste Berndorff wegen angeblicher Korruption so der Westdeutsche Beobachter in seiner Ausgabe vom 18 Marz 1933 ebenso wie sechs seiner Kollegen darunter Ernst Schwering seine Absetzung als Beigeordneter erleben Der ermittelnde Sonderkommissar Richard Schaller war erst am Vortag eingesetzt worden Die Absetzung Adenauers als Oberburgermeister war bereits zuvor erfolgt 28 Der dem Zentrum nahestehende 24 Max Berndorff starb am 26 Mai 1948 an den Folgen eines Herzinfarkts in Koln Lindenthal im St Elisabeth Krankenhaus Der mit Elisabeth geb Contzen verheiratete Beigeordnete im Ruhestand lebte zuletzt auf Gut Iven in Grottenherten bei Bedburg 25 In Koln Bayenthal wurde zu seinen Ehren eine Strasse nach ihm benannt 24 Moritz Goldstein Bearbeiten Der Kaufmann Moritz Goldstein stammte aus Halle in Westfalen wo er ausweislich seiner Sterbeurkunde am 23 April 1868 geboren wurde 29 In Koln baute er ein Handelsunternehmen in Werkzeugmaschinen und Werkzeugen auf das vor dem Ersten Weltkrieg unter wechselnden Adressen seinen Sitz hatte so laut Adressbuch von 1906 in der Marzellenstrasse 30 und 1910 an der Venloer Str 389 31 In den fruhen 1920er Jahren verlegte Goldstein das Unternehmen auf ein zuvor unbebautes Grundstuck an der Widdersdorfer Strasse in Braunsfeld und die Verwaltung bzw den Unternehmenssitz in das Deichmannhaus Wahrend fur Entwurf und Ausfuhrung der 1924 1925 an der Widdersdorfer Strasse errichteten Halle noch die Bauunternehmung Peter Bauwens verantwortlich zeichnete wahlte Goldstein 1929 fur die baukunstlerische Gestaltung der Erweiterung der Werkzeugmaschinenlagerhalle den arrivierten Architekten Robert Stern 32 Als Moritz Goldstein am 23 Juli 1934 im St Elisabeth Krankenhaus in Lindenthal starb 29 hatten die Nationalsozialisten bereits die Macht in Deutschland ergriffen Goldsteins Nachbar in der Max Bruch Strasse Konrad Adenauer war bereits wie der Voreigentumer Max Berndorff im Jahr 1933 aus seinem Amt vertrieben worden So waren Goldsteins Witwe Sophie geborene Heilbrunn und ihre Kinder gezwungen ihre bisherige Heimstatt aufzugeben Zunachst blieb die Villa ungenutzt 10 in der Folge musste sie jedoch ebenso wie die Immobilie Widdersdorfer Strasse 244 im Jahr 1936 unter Druck und folglich unter Wert veraussert werden Neuer Eigentumer der mit ihrer markanten Backsteinfassade weitgehend original erhaltenen Lagerhalle wurde 1936 die Steirische Gussstahlwerke AG die dort ihr Werk Koln unterbrachte 33 und spater Teil der Reichswerke Hermann Goring wurde Sophie Goldstein zog nach Aufgabe der Villa zur Miete in das Haus Aachener Strasse 392 394 um wo sie gemeinsam mit den Sohnen Hans und Kurt wohnte 34 Das Adressbuch verzeichnete sie noch bis 1938 danach verliert sich ihre Spur 35 Einzige Erinnerung bleibt die Grabstatte ihres Ehemanns auf dem judischen Friedhof in Bocklemund Flur 21 Das aus Kunststein erstellte Grabmal mit teils fehlenden Metallbuchstaben verwittert jedoch zunehmend Architektur BearbeitenDie zweigeschossige Haushalfte mit ihrem stark gegliederten Mansarddach verfugt uber eine funfachsige Strassenfassade von der drei Fensterachsen leicht vorspringen und ubergiebelt sind Die schmale Doppelachse zum Nachbarhaus Max Bruch Strasse 6 ist im Obergeschoss zusammengezogen zu einem Rechteckfenster Wahrend sich im Erdgeschoss Rundbogenfenster finden sind es in den Obergeschossen durch Sprossen unterteilte mit Fensterladen versehene Rechteckfenster Putzornamentik wurde nur zuruckhaltend eingesetzt Die Eintragung des Wohnhauses Max Bruch Strasse 8 in die Denkmalliste der Stadt Koln erfolgte am 7 Marz 1985 unter Nr 2823 36 Weblinks BearbeitenMax Bruch Str 8 Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive auf Bilderbuch Koln de abgerufen am 19 Dezember 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Konrad Adenauer Volker Grobe Lindenthal die Entwicklung eines Kolner Vororts Erlebte Stadtgeschichte Band 7 J P Bachem Verlag 3 uberarbeitete Aufl Koln 2004 ISBN 3 7616 1603 1 S 69 f nach tim online nrw de Horst Romeyk Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816 1945 Publikationen der Gesellschaft fur Rheinische Geschichtskunde Band 69 Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 7585 4 S 330 Hans Peter Schwarz Adenauer Band 1 Der Aufstieg 1876 1952 dtv Verlagsgesellschaft Stuttgart 1986 ISBN 3 423 04616 3 S 143 a b Georg Neuhaus Die Stadt Coln im ersten Jahrhundert unter Preussischer Herrschaft M DuMont Schauberg Koln 1916 Band 1 S 407 Die Verwaltung und ihre Wirksamkeit Die Beigeordneten Adressbuch von Koln und Umgegend 1915 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1915 II Teil S 40 Max Berndorff wird noch als Eigentumer verzeichnet Adressbuch von Koln und Umgegend 1918 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1918 II Teil S 38 Max Berndorff wird als Eigentumer und Bewohner des Hauses Theresienstrasse 16 verzeichnet Adressbuch von Koln und Umgegend 1915 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1915 II Teil S 186 Moritz Goldstein wohnt hiernach noch unter Venloer Strasse 21 II Etage in der Neustadt Nord Adressbuch von Koln und Umgegend 1918 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1918 II Teil S 176 Moritz Goldstein ist belegt als Eigentumer und Bewohner unter Max Bruch Strasse 8 a b Adressbuch von Koln und Umgegend 1935 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1935 IV Teil S 106 Adressbuch von Koln und Umgegend 1937 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1937 IV Teil S 110 Adressbuch von Koln und Umgegend 1937 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1937 I Teil S 580 Adressbuch von Koln und Umgegend 1938 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1938 IV Teil S 109 Adressbuch von Koln und Umgegend 1939 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1939 IV Teil S 112 Adressbuch von Koln und Umgegend 1941 42 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1941 IV Teil S 119 Landesarchiv NRW Personenstandsarchiv Rheinland Personenstandsregister Standesamt Koln Lindenthal Sterbefalle 1961 Urk 1325 Felix Hermann Bernhard Schwering Ministerialdirektor a D katholisch wohnhaft Koln Lindenthal Max Bruch Str 8 geboren am 26 Mai 1884 in Coesfeld gestorben am 31 Mai 1961 in Koln Lindenthal Max Bruch Str 8 verheiratet vor dem Standesamt Koln Nippes am 28 September 1927 mit Maria Antonie Katharina Amalie Heinrichs Herbert M Schleicher Bearb 80 000 Totenzettel aus Rheinischen Sammlungen Band IV Pr Va Veroffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft fur Familienkunde Sitz Koln Neue Folge Nr 42 Koln 1989 S 399 Schwering Felix Ministerial Dirigent i R geboren in Coesfeld am 26 Mai 1884 gestorben am 1 Juni 1961 Sohn des Professors Geheimer Studienrat Karl Schwering 1846 1925 und dessen Ehefrau Elisabeth Schwering geborene Bisping verheiratet seit dem 29 September 1927 in Koln Riehl mit Maria Heinrichs er hinterliess 1961 seine Witwe vier Tochter zwei Sohne zwei Schwiegersohne und drei Enkel Adressbuch von Koln und Umgegend 1952 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1952 IV Teil S 109 Auswartiges Amt Hrsg Liste des diplomatischen Korps in Bonn Stand Juli 1953 Januar 1964 Greven s Kolner Adressbuch 106 Auflage Greven s Adressbuch Verlag Koln 1967 IV Teil S 509 Whos who in Western Europe International Biographical Centre 1981 ISBN 978 0 900332 61 6 S 361 Karl Heinz Steinkuhler Schon und gunstig wohnen am Rhein Focus 15 Juni 1998 Karl Heinz Steinkuhler Millionen fur Bruchbude Focus 10 August 1998 a b c d e Ulrich S Soenius Jurgen Wilhelm Kolner Personen Lexikon Greven Verlag Koln 2008 ISBN 978 3 7743 0400 0 S 53 a b Landesarchiv NRW Personenstandsarchiv Rheinland Personenstandsregister Standesamt Koln I Sterbefalle 1946 Urk 1769 Adressbuch von Koln und Umgegend 1906 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1906 II Teil S 46 Adresse Lindenthal Franzstr 2 B Adressbuch von Koln und Umgegend 1910 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1910 II Teil S 32 Dr jur Adresse Lindenthal Franzstr 2 B Horst Matzerath Koln in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 1945 Geschichte der Stadt Koln Band 12 Greven Verlag Koln 2009 ISBN 978 3 7743 0429 1 ISBN 978 3 7743 0430 7 S 79 a b Landesarchiv NRW Personenstandsarchiv Rheinland Personenstandsregister Standesamt Lindenthal Sterbefalle 1934 Urk 1075 Adressbuch von Koln und Umgegend 1906 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1906 II Teil S 218 Adressbuch von Koln und Umgegend 1910 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1910 II Teil S 145 Wolfgang Hagspiel Koln und seine judischen Architekten J P Bachem Verlag Koln 2010 ISBN 978 3 7616 2294 0 S 389 Adressbuch von Koln und Umgegend 1937 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1937 IV Teil S 802 Adressbuch von Koln und Umgegend 1937 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1937 IV Teil S 7 Adressbuch von Koln und Umgegend 1938 Greven s Adressbuch Verlag Koln 1938 IV Teil S 8 Denkmalliste der Stadt Koln Nummer A 282350 926976 6 900189 Koordinaten 50 55 37 1 N 6 54 0 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Bruch Strasse 8 amp oldid 231034748