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Der Westdeutsche Beobachter WB war eine der NSDAP zugehorige Zeitung im Gau Koln Aachen Sie wurde am 10 Mai 1925 als Wochenzeitschrift der NSDAP gegrundet erschien ab dem 1 September 1930 taglich in Koln 1 und wurde Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Einnahme Kolns durch US Truppen im Marz 1945 eingestellt Westdeutscher Beobachter Amtliches Organ der NSDAPBeschreibung Nationalsozialistische PropagandazeitschriftFachgebiet Zeitung fur die allgemeine Offentlichkeit Lokalzeitung PropagandazeitschriftSprache DeutschVerlag Westdeutscher Beobachter Koln Deutz Deutschland Erstausgabe 10 Mai 1925Einstellung Marz 1945Erscheinungsweise wochentlich ab 1930 taglichChefredakteur Josef Grohe ab 1931 Peter WinkelnkemperHerausgeber Robert Ley Nationalsozialistische Deutsche ArbeiterparteiZDB 1324706 2Als offizielles NSDAP Parteiorgan war der Westdeutsche Beobachter durch politische und radikal antisemitische Kampagnen gekennzeichnet Sein drastischer Sprach und Bildstil orientierte sich an der antisemitischen Wochenzeitung Der Sturmer Inhaltsverzeichnis 1 Redaktion 2 Ziele Zielgruppen und Richtlinien 3 Aufbau und Stil der Zeitung 4 Strafrechtliche Verfahren in der Weimarer Republik 5 Bedeutung 6 Der Rundfunk und die Kolnische Zeitung 7 Saardeutscher Leuchtturm 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseRedaktion BearbeitenDie Zeitung befand sich im Eigentum des NSDAP Gaus und wurde zunachst von Josef Grohe als Verleger und Chefredakteur in einem Druckhaus am Kolner Ubierring gefuhrt 1928 machte sich der Gauleiter Robert Ley selbst zum Herausgeber des Westdeutschen Beobachters Josef Grohe blieb als Chefredakteur in der Zeitung bis er 1931 von Peter Winkelnkemper bis dahin Mitarbeiter des uberregionalen NSDAP Organs Volkischer Beobachter in dieser Position ersetzt wurde 2 Im Jahr 1933 beschlagnahmte das nationalsozialistische Regime das vormals SPD eigene Druckhaus Koln Deutz in der Deutz Kalker Strasse 46 das bis dahin die gleichzeitig verbotene Rheinische Zeitung beheimatet hatte Von dort aus verlegte die NSDAP ab diesem Zeitpunkt uber die Westdeutscher Beobachter GmbH ihre Propagandazeitschrift Verleger in Koln Deutz wurde Richard Jahr Fur den Westdeutschen Beobachter schrieben unterschiedliche Autoren die jedoch nicht mit ihrem Realnamen und selten mit Kurzeln in der Zeitung erwahnt wurden Die meisten der drastischen Karikaturen zu den Artikeln stammten von einem Illustrator mit dem Kurzel teja Robert Ley nahm als Gauleiter und Herausgeber des Westdeutschen Beobachters einen deutlichen Einfluss auf dessen Inhalte Ley spezialisierte sich hier besonders auf verleumderische und hasserfullte Artikel die zumeist judische Mitburger oder judische Firmen treffen sollten 3 Ziele Zielgruppen und Richtlinien BearbeitenDer Westdeutsche Beobachter verstand sich selbst als politische Waffe der NSDAP und berichtete aus diesem Grund nie neutral sondern stets zweckgetrieben Die Nationalsozialisten wussten um die Macht der Medien und setzten sie strategisch zur Unterstutzung politischer Kampagnen ein So wurden unter anderem der damalige Kolner Oberburgermeister Konrad Adenauer oder der Kolner Polizeiprasident Carl Otto Bauknecht uber die Zeitung angegriffen als Teil des angeblichen judischen Systems 4 Ebenso standen vorgebliche Skandale im Fokus die judische Firmen oder Privatleute wie die Kaufhausfamilie Tietz betrafen Diese Oppositionshaltung zur Republik und den republikanischen Werten machte den Kern der Botschaft der Zeitung aus Der Westdeutsche Beobachter war als Kampfblatt der NSDAP zunachst mit seinem radikalen Ton eher auf ein extremes Publikum gerichtet Dieses umfasste unzufriedene Burger unterschiedlichster Form welche auf die emotionalisierte Propaganda besonders stark reagierten 4 In spateren Jahren richtete sich die Zeitschrift in gemassigterem Ton an die gesamte deutsche Bevolkerung des Gaus Fur die offizielle Anerkennung der NSDAP Fuhrung musste das Blatt einige Auflagen erfullen 4 Unter anderem hatten sich Parteizeitungen an die Parteilinie zu halten und sie durften keine Werbeanzeigen von judischen Firmen veroffentlichen Aufbau und Stil der Zeitung BearbeitenSchon in der Weimarer Republik wies die Zeitung einen radikalen Antisemitismus und eine klare Oppositionshaltung zur Republik und zur Demokratie auf Sie fuhrte regelmassig Hetzkampagnen gegen lokale judische Politiker Unternehmer und Kunstler durch Der Beobachter bediente sich eines populistischen sensationsjournalistischen Stils 1 Eine typische Zeitungsnummer enthielt eine provozierende Schlagzeile um die Aufmerksamkeit eines potenziellen Lesers zu erregen wobei sie oft an einen lokalen Skandal anknupfte Wie in der Sensationspresse der Gegenwart stellte sich oft heraus dass die der Schlagzeile folgende Information voll von Lugen Einstellungen und versteckte Andeutungen war was zu zahlreichen Prozessen wegen Verleumdung oder Diffamierung fuhrte 4 Oft folgte auf dem unteren Teil der Titelseite noch ein Artikel eines prominenten NSDAP Mitglieds oft in Person des Gauleiters In manchen Fallen wurde am unteren Rand ein grosser Schriftblock platziert der Parolen wie im Sturmer enthielt Die Juden sind unser Ungluck Die folgenden Seiten der Zeitschrift enthielten Sonderbeitrage Auch hier ist eine Schwerpunktverschiebung zu beobachten Fanden sich in der Weimarer Republik im Beobachter noch Ressorts wie Familie Mammon spezialisiert auf Beitrage uber den angeblichen Einfluss der Juden waren im Dritten Reich Unterhaltungsbeilagen und Ressorts wie Reise und Erholung oder Industrie und Technik im nationalsozialistischen Staat Teil der Zeitung Der Westdeutsche Beobachter erschien taglich mit einer Morgenausgabe von acht Seiten und einer Abendausgabe von achtzehn Seiten Neben der Ausgabe Koln Stadt und Koln Land erschienen Nebenausgaben in Aachen Bonn und Siegburg Euskirchen Koln Land und Bergheim Duren Julich Erkelenz Geilenkirchen Heinsberg Stolberg Eschweiler und Bergisch Gladbach nbsp Ein angeblicher judischer Ritualmord Fall in Gladbeck Ausschnitt aus dem Artikel Daube von Juden geschachtet Ausgabe des Westdeutschen Beobachters vom 28 Oktober 1928 Jahrgang 4 Nr 44 S 1Der schriftliche Stil des Westdeutschen Beobachters war von einer einfach verstandlichen Sprache und wiederkehrenden Mustern in Inhalt und Form gekennzeichnet Die reisserischen Balkenuberschriften dominierten meist das Gesamtbild Propagandabotschaften zwischen den Artikeln sollten die Leser disziplinieren Staatsburger kann nur sein wer Volksgenosse ist 5 Zudem war die Bildsprache der Karikaturen zu den Artikeln ausserst drastisch Strafrechtliche Verfahren in der Weimarer Republik BearbeitenIn der Weimarer Republik kam es zu mehreren Gerichts und Verbotsverfahren gegen den Westdeutschen Beobachter Unter anderem erfolgten sie aufgrund Erregung offentlichen Argernisses Ausrufung zum Klassenhass und Beschimpfung der Republik welche Verbote bzw die Einbehaltung bestimmter Ausgaben der Zeitung nach sich zogen So wurde nach dem sogenannten Nastatten Vorfall am 6 Marz 1927 bei dem eine Gruppe von NSDAP Anhangern gewaltsam ein angeblich judisches Hotel gesturmt hatte der Westdeutsche Beobachter vorubergehend fur vier Monate verboten 4 Der damalige Chefredakteur Josef Grohe musste sich wegen der Inhalte des Beobachters mehrfach vor Gericht verantworten und wurde im Fruhjahr 1928 zu einer mehrwochigen Haftstrafe verurteilt Ausserdem wurden durch das Landesjugendamt der Rheinprovinz zwei Verfahren gegen den Westdeutschen Beobachter bei den Prufstellen fur Schmutz und Schundschriften erwirkt in Berlin und in der Revision bei der Oberprufstelle in Leipzig Anlass fur diese beiden Verfahren war der antisemitische Hetzartikel Sittlichkeitsverbrechen im Hause Tietz in der Ausgabe vom 9 September 1929 Die frei erfundene Sensationsgeschichte hatte einen angeblichen Fall von Kindesmissbrauch im Warenhaus der judischen Familie Tietz thematisiert Es erfolgte jedoch keine Aufnahme des Blattes in die Liste der Schmutz und Schundschriften Beide Prufungskommissionen weigerten sich dem Westdeutschen Beobachter Verkaufsbeschrankungen aufzuerlegen Bedeutung BearbeitenIm Jahr 1927 kauften 14 000 Leser in der Rheinprovinz wochentlich den Westdeutschen Beobachter Eine grossere soziokulturelle Bedeutung erlangte das Prufverfahren des Artikels Sittlichkeitsverbrechen im Hause Tietz durch die kritische Aufnahme in dem Artikel Schmutz bzw Schund bzw Geldverknappung von Kurt Tucholsky unter seinem Alias Ignaz Wrobel in der politischen Wochenzeitschrift Die Weltbuhne im Jahr 1930 6 Hierin pladierte Tucholsky fur einen zivilen Widerstand gegenuber judenfeindlichen Publikationen aber gegen ein Verbot einer solchen Hetze unter dem Schmutz und Schund Paragraphen Er schloss sich demnach der Entscheidung der staatlichen Prufstellen an Tucholsky begrundete seine Haltung darin dass ein Artikel wie der eines erlogenen Missbrauchsfalls im Zweifel strafrechtlich verfolgt werden solle nicht aber mit einem Kautschukwerk welches das Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund und Schmutzschriften in seinen Augen sei Von 1933 bis 1945 entwickelte sich der Beobachter zum auflagenstarksten Blatt in Koln 1934 betrug die Auflage des Westdeutschen Beobachters bereits rund 186 000 Exemplare Es gibt allerdings Hinweise darauf dass vielen Abonnenten der Bezug des Blattes nach der Machtergreifung 1933 von Parteiorganen aufgedrangt wurde 7 1937 erschien die Zeitung mit einer Auflage von mehr als 208 000 Stuck 8 Dennoch wird der Westdeutsche Beobachter als ein eher durchschnittlicher Reprasentant der NS Gaupresse eingeordnet 9 Zu Kriegsende wurde der Westdeutsche Beobachter eingestellt Der Rundfunk und die Kolnische Zeitung Bearbeiten nbsp Westdeutscher Beobachter vom 3 April 1933 mit Schlagzeilen zum Boykott judischer GeschaftsleuteIm Vorfeld von Hitlers Machtergreifung bundelten die nationalsozialistischen Propagandaorgane ihre Aktivitaten Ende 1931 starteten der Volkische Beobachter die NSDAP Rundfunkzeitschrift Der Deutsche Sender und der Westdeutsche Beobachter eine Serie von Angriffen auf den Rundfunk der Weimarer Republik Der WB war wegen seiner Nahe zur Westdeutschen Rundfunk AG dafur pradestiniert und diffamierte ihn etwa im Januar 1932 auf zweierlei Art In pseudo sozialer Weise machte er sich uber das Gehalt seines Leiters lustig Intendant Hardt 4000 M monatlich fur jede Mikrophonleistung eine besondere geldliche Entschadigung z B fur den Vortrag eines Gedichtes Dauer zehn Minuten runde 150 Steuermark In Wirklichkeit war der Redaktion die politische Einstellung des von Konrad Adenauer eingesetzten Demokraten Ernst Hardt zuwider Zweitens kombinierte der Westdeutsche Beobachter hier seinen Judenhass mit seinem Hass gegen die politische Linke Der Westdeutsche Rundfunk hat sich zu einer Brutstatte pro bolschewikischer Zersetzungsarbeit entwickelt Man stelle sich vor Von den neun Dezernaten des Westdeutschen Rundfunks sind die sieben wichtigsten mit Juden besetzt 10 Im Jahr der Machtergreifung setzte sich diese Tendenz fort Die Rundfunkanstalten wurden wie die Printmedien gleichgeschaltet Der Westdeutsche Beobachter blieb der Rundfunkthematik nun staatstragend treu und unterstrich im lokalen Kolner Teil seiner Ausgabe vom 23 August 1933 die Bedeutung des Rundfunks als Propagandainstrument Erste Auswirkungen der neuen Funkpolitik 300 000 Kolner sollen Rundfunkteilnehmer werden Koln erhalt eine Rundfunkberatungsstelle Grosser Rundfunkfeldzug der Rundfunkkammer zur Vermehrung der Horer Die Rolle des neuen Volksempfangers Planmassige Werbung neuer Rundfunkhorer Auch die Print Konkurrenz nahm der Westdeutsche Beobachter auf diffamierende Weise in die Kritik So druckte er etwa im Fruhjahr 1932 in einer regelmassigen Rubrik Die tagliche Stadtanzeiger Abbestellung fingierte Kundigungsschreiben von Abonnenten der Kolner Lokalausgabe der Kolnischen Zeitung ab Das Blatt unterstellte dem Verlag und insbesondere der Kolnischen Zeitung mit ihrer papiergewordenen Vornehmheit ihr Uberleben dubiosen Geldgebern zu verdanken und spielte mit diesem Argument wieder seinen Antisemitismus offen aus Die Grossinserenten die Warenhauser die Konfektionsjuden 11 die grossen Markenfirmen wir denken insbesondere an die teuren Zeitschrifteninserate in judischem Besitz 12 Saardeutscher Leuchtturm BearbeitenDer Saardeutsche Leuchtturm erschien erstmals am 15 Januar 1928 Die Zeitung war im Wesentlichen ein Nachdruck des Westdeutschen Beobachters fur das unter franzosischer Verwaltung stehende Saargebiet Lediglich die Rubrik Am schwarzen Brett unterschied sich von der Zeitung des Reichsgaus Koln Aachen Es erschienen lediglich drei Ausgaben des Blattes danach wurde die Zeitung von der Regierungskommission des Saargebietes verboten 13 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Westdeutscher Beobachter Sammlung von Bildern Texten und AusgabenEinzelnachweise Bearbeiten a b Severin Roeseling Das braune Koln ein Stadtfuhrer durch die Innenstadt in der NS Zeit Emons Koln 1999 ISBN 3 89705 141 9 S 48 138 f Ulrich S Soenius Kolner Personen Lexikon Greven Verlag Koln 2008 ISBN 978 3 7743 0400 0 S 583 Ronald Smelser Robert Ley Hitlers Mann an der Arbeitsfront Eine Biografie Ferdinand Schoningh Paderborn 1989 S 65 ff a b c d e Ronald Smelser Robert Ley Hitlers Mann an der Arbeitsfront Eine Biographie Ferdinand Schoningh Paderborn 1989 S 57 66 Westdeutscher Beobachter Nr 38 Koln 1928 https www textlog de tucholsky geldverknappung html Arnold Klein Presse in Koln 1933 1945 Bibliothek NS Dokumentationszentrum Koln 1995 S 469 473 Carl Schneider Hrsg Handbuch der deutschen Tagespresse Institut fur Zeitungswissenschaft Berlin Armanen Verlag Leipzig Frankfurt am Main 1937 S 154 f Dietmar Schirmer Mythos Heilshoffnung Modernitat Politisch kulturelle Deutungscodes in der Weimarer Republik VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 1992 Der Deutsche Sender Ausgabe 4 Jahrgang 3 Januar 1932 S 4 Zu diesem rassistischen Kunstwort siehe Uwe Westphal Berliner Konfektion und Mode 1836 1939 Die Zerstorung einer Tradition Edition Hentrich Berlin 2 Auflage 1992 Kurt Weinhold Die Geschichte eines Zeitungshauses 1620 1945 Koln 1969 ISBN 3 7701 2478 2 S 274f Gerhard Paul Die NSDAP des Saargebiets 1920 1935 Saarbrucker Druckerei und Verlag SDV Saarbrucken 1987 ISBN 3 925036 11 3 S 150 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Westdeutscher Beobachter amp oldid 232899911