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Die Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung 1 umgangssprachlich Sandkirche Ecclesia ad album Lilium Kirche zur weissen Lilie ist eine Votivkirche in Aschaffenburg und Wallfahrtskirche auf der Route 1 Westschleife Station 9 des Frankischen Marienwegs 2 Sandkirche Blick aus der SandgasseBlick aus der AlexandrastrasseSage von der Auffindung des Gnadenbildes durch einen Schafer Wolfgang Lenz 1986 Unter den katholischen Kirchen Aschaffenburgs nimmt die Sandkirche eine besondere Stellung ein Sie ist weder Pfarrkirche noch Klosterkirche Als Votivkirche wurde sie zu Ehren der Schmerzensmutter gelobt und erbaut Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Sandkirche von 1756 2 1 Ausstattung 3 Orgel 4 Glocken 5 Kurioses 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn einer Zinsurkunde 3 von 1431 ist ein Heyligen Hues vor der Sant Porthen genannt eine weitere Urkunde uber die Sandkirche aus dem Jahre 1508 behandelt die Stiftung eines Altars Uber die Herkunft des Gnadenbildes gibt es keine gesicherte Nachricht Die Sage berichtet als die Gegend in der die Sandkirche steht noch bewaldet war ein fremder Kriegsmann oder ein einheimischer Schafer eine weissbluhende Lilie fand deren Standort an dieser Stelle ungewohnlich war Beim Versuch die Blume auszugraben und sie in den heimischen Garten zu verpflanzen fand er statt die Wurzel das Bildnis der schmerzhaften Muttergottes Mit einer Urkunde vom 27 Mai 1517 bat der Rat der Stadt Aschaffenburg Kardinal Albrecht von Brandenburg eine Kapellenstiftung von Rat und Burgerschaft unter der Sandpforten zu genehmigen Schon vor etwa viel Jahren habe dort ein Bildstock gestanden den man nun durch Errichtung einer Kapelle samt Altar in geweyht und zierliche statt bringen wolle Diese Kapelle Zur weissen Lilie sollte zu Ehren der Gottesmutter des Hl Martin des Hl Bonifatius und des Heiligen Kreuzes und mit wochentlich drei Messen dotiert werden Inhaber des Altars sollte der Aschaffenburger Burgersohn Johann Faust sein und das Prasentationsrecht in Handen des Rates liegen Mit Dekret vom 1 Februar 1518 hat der Kardinal die Stiftung der Burgerkirche genehmigt und das Dedikationsfest auf den Dienstag nach Pfingsten festgelegt Von ersten offentlichen Wallfahrten wird Anfang des 17 Jahrhunderts berichtet Als die Pestepidemie 1606 Aschaffenburg erreichte waren die Bewohner des damaligen Vorortes Damm besonders betroffen uber 300 Menschen starben innerhalb von vier Wochen Nachdem das Entzunden von Zugfeuer wirkungslos blieb gelobten die knapp 100 Uberlebenden am Freitag vor dem Michaelstag 29 September dem sogenannten Hellfeiertag eine Wallfahrt zur Sandkapelle Sie haben zu Gott dem Allmachtigen gebetet und geschrien um Abwanderung der grossen Plag die Feuer im Flecken all ausgeloscht und diesen obgedachten Freitag Gott gelobt zu einer heiligen Feier zu ewigen Tagen zu fasten und feiern und der von der Seuche dahin gerafften Mitburger zu gedenken Als in den nachfolgenden Jahren die Krankheit auf die Spessartdorfer ubergriff suchten viele bei der Muttergottes an der Sandpforte Hilfe Mit Grundung der Aschaffenburger Marianischen Herren und Burgersodalitat heute Marianische Manner Sodalitat im Jahre 1625 deren geistliche Leiter die 1612 durch Erzbischof Johann Schweikhard von Cronberg nach Aschaffenburg gerufenen Jesuiten waren fanden jahrlich zwei Prozessionen von der Jesuitenkirche zur Sandkapelle statt Diese Tradition wird heute noch gepflegt und zwar mit der Kreuzprozession am Sonntag vor Palmsonntag von der Sandkirche zur Kapuzinerkirche und am ersten Sonntag im Oktober von der Sandkirche zur Muttergottespfarrkirche Die Sandkirche von 1756 Bearbeiten nbsp Sandkirche Aschaffenburg Hochaltar mit Gnadenbild und Seitenaltare1698 99 erfolgte der Bau einer neuen grosseren Kapelle mit Haupt und zwei Nebenaltaren 4 Als Mitte des 18 Jahrhunderts die Wallfahrten immer mehr zunahmen beschloss der Rat der Stadt eine grossere Kirche zu bauen Der damalige Stadtschultheiss Veit Christoph Molitor der Ratsherr Tobis Marzell beides Mitglieder in der Manner Sodalitat und der Ratsherr Johann Christoph Muhlbacher gingen mit der Sammelbuchse von Haus zu Haus um Spenden fur einen Neubau zu sammeln Mit der Verpfandung von Kirchenstiftungsgeldern Verkauf von Kirchengeraten und Kirchenkollekten kamen 13 556 Gulden zusammen Der Rohbau wurde mit 13 668 Gulden veranschlagt Angetan von dem Burgerfleiss war der Oberamtmann von Amorbach Reichsgraf Johann Franz Wolfgang Damian von Ostein ein Bruder des regierenden Kurfursten von Mainz Erzbischof Johann Friedrich Karl von Ostein Beide waren zwar in Amorbach als Sohne des Reichsfreiherrn Johann Franz Sebastian von Ostein und seiner Ehefrau Anna Charlotte Maria von Schonborn geboren waren aber durch ihre Mutter die Tochter des Vizedoms Melchior Friedrich Graf von Schonborn Erbauer des Schonborner Hofs in Aschaffenburg sehr mit der Stadt Aschaffenburg verbunden Mit deren finanziellen Hilfe konnte die Kirche gebaut und ausgestattet werden Die neue Aschaffenburger Sandkirche mit deren Bau am 9 Februar 1756 begonnen wurde wurde am 30 Oktober 1757 von dem Mainzer Weihbischof Christoph Nebel geweiht 5 Das im Jahre 1381 errichtete Sandtor Teil der Stadtbefestigung wurde als Kirchturm in den Bau integriert Deckengemalde und Turmhaube wurden im Zweiten Weltkrieg zerstort Wahrend die Turmhaube bereits 1952 neu errichtet wurde konnte mit der Wiederherstellung der Innenausmalung erst 1986 begonnen werden Der Wurzburger Maler Wolfgang Lenz hat unter der Pramisse dass der Originalstil und die Originalmotive wiederverwendet wurden die Deckengemalde neu geschaffen Ausstattung Bearbeiten Im Hochaltar er wird dem Kurmainzer Hofwerkmeister Georg Schrantz zugeschrieben der auch den Altar der Amorbacher Kirche geschaffen hat 6 uber dem Drehtabernakel auf dem siebenfach versiegelten Buch das Lamm Gottes im Zentrum des Mittelstucks ein Glasschrein der von einem vergoldeten Rokokorahmen gefasst und umgeben ist das Gnadenbild Der Altar selbst ist eine Spatrokokoarbeit aus Stuckmarmor zwei Saulen und Pilaster tragen den Aufbau Uber dem Gnadenbild halten zwei Putten das Stifterwappen des Mainzer Dompropstes Hugo Franz Karl zu Eltz einen goldenen Lowen im quer geteilten goldenen Schild daruber doppelte Helmzier Die vier Altarplastiken aus Holz grau weiss polimentiert zeigen links im Bischofsornat den Namenspatron des Stifters den Hl Hugo mit seinem Attribut dem Schwan und rechts den Hl Nepomuk als Prager Domherrn er war der Familienpatron des Hauses Eltz Die beiden Figuren auf den Verbindungsbogen sind Johannes der Taufer und der Hl Sebastian In der Altarbekronung in einer Dreipassoffnung schwebend die plastische Gruppe der Gottlichen Dreifaltigkeit Zwei Engel mit Leidenswerkzeugen weisen zur Mitte hin Die Seitenaltare um 1710 entstanden stammen aus dem Vorgangerbau der barocken Sandkapelle und sind eine Stiftung der Familie Schonborn Zwei korinthische Saulen umrahmen das Altarbild und tragen in der Mitte des sich schliessenden Segmentbogens die von Putten gehaltene Allianzwappen des Aschaffenburger Vizedoms Rudolf Franz Erwein Graf von Schonborn und seiner Gattin Maria Eleonore Charlotte Grafin von Hatzfeld Auf dem Bild im linken Seitenaltar wird der Hl Martin der Schutzpatron der Stadt Aschaffenburg dargestellt Die Statuen im Bischofsornat mit Stab und Mitra sind der Hl Erwin Erwein und der Hl Franziskus als Namenspatrone des Stifters Die bekronende Bonifatiusfigur auf dem Altaraufsatz erinnert an den Patron der alten Sandkapelle Das Altarbild des rechten Seitenaltars zeigt die Hl Mutter Anna und Joachim die Eltern von Maria Die Figuren des Anna Altars sind der Hl Johannes vom Kreuz und der Hl Maximilian von Celeia Bischof in Lauriacum heute Lorch in Oberosterreich ebenfalls ein Namenspatron des Stifters Als bekronende Figur ist die Hl Magdalena dargestellt Das Allianzwappen des Stifterehepaars Graf Maximilian Franz von Seinsheim und seiner Gattin Anna Philippina Grafin von Schonborn befindet sich im Segmentbogen Orgel Bearbeiten nbsp Sandkirche Aschaffenburg Empore und Orgel Orgelprospekt um 1710 Die Orgel samt Prospekt waren ein Geschenk der Muttergottespfarrkirche an die Sandkirche die 1713 14 von dem Frankfurter Orgelmacher Hans Georg Steigleder gefertigt und aufgestellt wurde Im Jahre 1929 wurde von der Firma Siemann Munchen als Opus 457 eine komplett neue Orgel mit zwei Manualen und Pedal eingebaut Nur das Orgelgehause aus dem fruhen 18 Jahrhundert blieb erhalten Hinter dem Prospekt befindet sich das Hauptwerk dahinter das Schwellwerk ganz hinten das Pedal Uber den Verbleib und die Verwendung der alten Orgel ist nichts bekannt 1990 baute Winfried Elenz aus Wurzburg die Orgel weitgehend um Die ursprungliche pneumatische Traktur wurde in eine elektro pneumatische Traktur umgebaut der Magazinbalg wurde entfernt und durch einen Schwimmerbalg ersetzt und die Pedalklaviatur erneuert 7 Daraufhin hatte sie folgende Disposition I Manual1 Principal 8 H2 Spitzgamba 8 H3 Nachthorn 2 4 Holzflote 8 H5 Quinte 2 2 3 6 Octave 4 H7 Gemshorn 4 H8 Mixtur III 2 2 3 II Manual9 Gedackt 8 H10 Salicional 8 H11 Dolce 8 H12 Principal 4 13 Flote 4 H14 Octave 2 15 Sesquialter II Pedal16 Subbass 16 H17 Violonbass 16 18 Octavbass 8 AnmerkungenH historisches Register2015 wurde dieses Instrument abgebaut und durch einen Neubau der Orgelbauwerkstatte Karl Gockel ersetzt dessen Fertigstellung im Februar 2016 abgeschlossen war Die offizielle Einweihung fand am 5 Marz 2016 statt 8 Dieses Instrument verfugt uber 20 Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal mit voll mechanischer Spieltraktur Klanglich orientiert sich dieses Werk an barocken Vorbildern und hat folgende Disposition I Manual I C g31 Prinzipal 8 2 Gedackt 8 3 Gamb 8 4 Oktav 4 5 Superoktav 2 6 Kleingedackt 4 7 Quint 3 8 Mixtur IV 1 II Manual II C g39 Flaut 8 10 Quintaton 8 11 Solicional 8 12 Bifaria ab c0 8 13 Rohrflot 4 14 Flageolet 2 15 Quint 4 16 Cornett II ab c1 1 1 2 17 Oboe 8 Tremulant Pedal C f118 Subbass 16 19 Octavbass 8 20 Fugara 4 Koppeln Normalkoppeln II I I P II PGlocken BearbeitenDas heutige Sandkirchengelaute besteht aus drei Glocken die 1952 von der Glockengiesserei Albert Junker in Brilon gegossen wurden Die grosste Christus dem Konig geweiht mit dem Ton fis tragt die Umschrift Christkonig regiere uns ja ich bin ein Konig die mittlere Marienglocke mit dem Ton a tragt die Umschrift Maria schutze uns Konigin in den Himmel aufgenommen und die dritte mit dem Ton h tragt die Umschrift St Josef Heiliger des Alltags bitte fur uns Die alten Glocken aus den Jahren 1736 1774 und 1833 stehen im Museum der Stadt Aschaffenburg Stiftsmuseum nbsp Hinter der Sandkirche heuteKurioses BearbeitenIn Aschaffenburg gab es den geflugelten Spruch dass wer etwas anstellte also verbrochen hatte hinner die Sandkersch kame Dort befand sich von 1837 bis zu ihrem Abriss 1970 die Frohnfeste das Gefangnis das im Stadtteil Strietwald als Justizvollzugsanstalt neu errichtet wurde Das Gelande des ehemaligen Sandkirchhofs war Eigentum der Stadt Aschaffenburg und wurde nach der Anlage des Altstadtfriedhofs zu Beginn des 19 Jahrhunderts als stadtischer Holzhof verwendet 1835 wurde der Platz an den bayerischen Staat abgetreten der dort zuletzt das Eichamt betrieb 9 Die ehemalige Orgel verfugte uber 18 Register In den verschiedenen Werkverzeichnissen von Willibald Siemann wird sie mal mit 17 mal mit 20 Registern angegeben 10 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Maria Heimsuchung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Frankischer Marienweg Route 1 Westschleife Station 9 Memento vom 27 November 2013 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Internetauftritt des Bistums Wurzburg Dekanat Aschaffenburg Stadt Memento vom 22 Marz 2013 im Internet Archive fraenkischer marienweg de Stadt und Stiftsarchiv Aschaffenburg Urkundensammlung Alois Grimm Aschaffenburger Hauserbuch Band III Stadtgebiet zwischen Sandgasse Rossmarkt Geschichts und Kunstverein e V Aschaffenburg 1994 ISBN 3 87965 063 2 Carsten Pollnick Aschaffenburg Eine Reise durch die Zeit Geschichts und Kunstverein e V Aschaffenburg 2002 ISBN 3 87965 090 X Ernst Schneider Die Sandkirche zu Aschaffenburg Schnell amp Steiner Munchen Zurich Der Kleine Kunstfuhrer Nr 1745 Hermann Fischer Orgeln der Region Bayerischer Untermain Geschichts und Kunstverein Aschaffenburg e V 2004 ISBN 3 87965 099 3 Ein Haus fur uber tausend Pfeifen Main Echo vom 26 Februar 2016 Amtsgerichtrat Valentin Roth Die Sandkirche in Aschaffenburg Missionsdruckerei Steyl Post Kaldenkirchen Rheinland 1931 Christian Vorbeck Die Orgelbauer Martin Binder und Willibald Siemann Siebenquart Verlag Dr Roland Eberlein Koln 2013 ISBN 978 3 941224 02 5 Abdruck der originalen Werkliste49 973989 9 150793 Koordinaten 49 58 26 4 N 9 9 2 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria Heimsuchung Aschaffenburg amp oldid 225807442