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Manuel II Palaiologos mittelgriechisch Manoyὴl Bʹ Palaiologos 27 Juni 1350 21 Juli 1425 war von 1391 bis 1425 byzantinischer Kaiser in Konstantinopel als Nachfolger seines Vaters Johannes V Er war mit der serbischen Prinzessin Helena Dragas verheiratet Sein Dialog mit einem persischen Gelehrten uber den Zusammenhang von Religion und Vernunft zitiert in der Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI am 12 September 2006 erlangte weltweite Bekanntheit Kaiser Manuel II Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Das Papstzitat von Regensburg 3 Nachkommen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Miniatur die zwischen 1403 und 1404 hergestellt wurde und die kaiserliche Familie von Byzanz mit darstellt Basileus Manuel II mit der Basilissa Elena und drei Kindern von links Johannes VIII Theodor II Andronikos PalaiologosManuel war ein Enkel des Kaisers Johannes Kantakuzenos ca 1295 1383 Kaiser 1347 1354 Er begann seine Karriere 1369 als Regent von Thessaloniki der zweiten Hauptstadt des Byzantinischen Reichs das zu jener Zeit zu einem osmanischen Vasallenstaat herabgesunken war Manuel musste daher wiederholt den Osmanen bei ihren Feldzugen auch personlich Heeresfolge leisten so 1390 bei der Eroberung von Philadelphia heute Alasehir im Binnenland Westkleinasiens der letzten griechisch byzantinische Besitzung in Kleinasien wenn man vom von Konstantinopel unabhangigen Kaiserreich Trapezunt absieht Die aktive Teilnahme an deren Eroberung war fur Manuel daher wohl eine besondere Art der Demutigung wie Steven Runciman in seinem Werk Der Fall von Konstantinopel 1453 schreibt Allerdings ist die Beteiligung Manuels an der Eroberung von Philadelphia umstritten und auch nur bei Chalkokondyles so bezeugt 1 Nach dem Tod von Johannes V im Februar 1391 konnte Manuel aus dem Lager des Sultans fliehen und ubernahm in Konstantinopel die Regierungsgeschafte Von Mai 1391 bis Februar 1392 wurde er erneut zur Heeresfolge gegen die turkischen Kleinreiche in Kleinasien verpflichtet Im Sommer 1392 kam es zum politischen Bruch mit den Osmanen Diese eroberten daraufhin Thessaloniki und begannen 1394 mit der Belagerung Konstantinopels Ein franzosisch ungarischer Kreuzzug unter Fuhrung des ungarischen Konigs und spateren romisch deutschen Kaisers Sigismund zur Entlastung der Stadt schlug 1396 bei Nikopolis fehl nbsp Das Byzantinische Reich um 1403Manuel unternahm daher nach funf Jahren Belagerung von 1399 an eine ausgedehnte mehrjahrige Europareise die ihn u a nach Venedig Avignon Paris und London fuhrte wo er ob seiner intellektuellen Fahigkeiten und Bildung damals unter Herrschern eher eine Ausnahme sowie mit seiner Delegation griechischer Gelehrter einen nachhaltigen Eindruck hinterliess der die aufkommende Renaissance in Westeuropa weiter beflugelte Im Gegensatz zu den Bettelreisen anderer Kaiser bot Manuel jedoch keine Kirchenunion als Gegenleistung fur westliche Hilfe an Zum einen geschah dies aus echter religioser Uberzeugung zum anderen war Manuel Realpolitiker genug zu erkennen dass die Mehrheit der orthodoxen Christen einer Union ohnehin nicht folgen wurde Lieber den Turban des Sultans als die Tiara des Papstes war seinerzeit in der Orthodoxie ein geflugeltes Wort und zeigte deutlich das zerruttete Verhaltnis zwischen den beiden christlichen Konfessionen Manuel erhielt als Erfolg seines Besuchs ohnehin hauptsachlich nur freundliche Worte und eine ausserst zuvorkommende Behandlung aber praktisch keine militarische Hilfe gegen Sultan Bayezid I Wahrend seiner Abwesenheit fuhrte sein Neffe Johannes VII die Regierungsgeschafte Unerwartete Hilfe kam mit dem Mongolensturm unter Timur Die Osmanen wurden 1402 bei Ankara geschlagen und Bayezid gefangen genommen Nach dessen Tod in Gefangenschaft 1403 brachen im Osmanischen Reich Thronwirren aus Manuel kehrte bei Bekanntwerden der osmanischen Niederlage unverzuglich von Paris nach Konstantinopel zuruck wo er wohl 1403 wieder eintraf Er manovrierte wahrend des Interregnums diplomatisch geschickt und konnte die Kontrolle uber Thessaloniki und von Teilen der westlichen Schwarzmeerkuste bis zur Bucht von Burgas mit den Stadten Sosopolis Anchialos und Mesemvria im Norden als Gegenleistung fur byzantinische Hilfe zuruckerhalten Ausserdem wurden die Tributzahlungen und die Verpflichtung zur Heeresfolge gegenuber den Osmanen aufgehoben Ein Bundnis mit Serbien dem Land seiner Ehefrau verschaffte ihm neue politische Bewegungsfreiheit Manuel war mit Sultan Mehmed I befreundet der 1413 aus dem osmanischen Interregnum als Sieger hervorging Mehmed verzichtete als Dank fur die Hilfe Manuels bis zu seinem Tod 1421 auf jeglichen osmanischen Druck gegen Konstantinopel Manuel nutzte diese Atempause zum Ausbau der Befestigungen seiner wenigen verbliebenen Besitzungen und liess bei Korinth die Hexamilion genannte Befestigungsmauer wieder instand setzen die die Halbinsel Peloponnes vom Festland abriegeln sollte da er mit einer Fortdauer der guten Beziehungen zu den Osmanen uber Mehmeds Herrschaftszeit hinaus realistischerweise nicht rechnete Mehmeds Sohn Murad II fuhlte sich denn auch nicht mehr an die Zusagen seines Vaters gebunden und begann nach seiner Thronbesteigung 1422 sofort mit einer neuen Belagerung Konstantinopels Abermals bedroht und durch einen Schlaganfall schwer gezeichnet uberliess Manuel seinem Sohn Johannes VIII Palaiologos die Staatsgeschafte Er starb am 21 Juli 1425 Die Leichenrede hielt Bessarion nbsp Munzen mit Darstellung von Manuel II Manuel II gilt als einer der gebildetsten byzantinischen Herrscher und hinterliess zahlreiche rhetorische und theologische Schriften Mit Entschiedenheit vertrat der Kaiser dogmatische Positionen der Orthodoxie sowohl gegenuber dem Katholizismus als auch gegenuber dem Islam allerdings ohne Fanatismus Aus den wahrscheinlich im Spatherbst 1391 in Ankara dem damaligen Militarlager des osmanischen Sultans gefuhrten theologischen Unterredungen mit einem persischen Gelehrten einem Mudarris erwuchsen seine Dialoge mit einem Perser Die Bezeichnung seines Dialogpartners als Perser beruht auf der byzantinischen Gepflogenheit die ausserbyzantinischen Volker mit Volkernamen aus der ruhmreichen antiken Geschichte zu bezeichnen Mit Persern bezeichneten die Byzantiner die anatolischen Turken wahrend die ihnen verwandten Volker die aus dem Gebiet der heutigen Ukraine und Rumaniens in die Balkanhalbinsel einfielen als Skythen bezeichnet wurden Das Papstzitat von Regensburg Bearbeiten Hauptartikel Papstzitat von Regensburg Weltweite Aufmerksamkeit erregte am 12 September 2006 eine Vorlesung von Papst Benedikt XVI vor kirchlichen Wurdentragern und Wissenschaftlern der Universitat Regensburg in der auf folgende Weise aus den Dialogen mit einem Perser zitiert wurde In der von Professor Khoury herausgegebenen siebten Gesprachsrunde diale3is Kontroverse kommt der Kaiser auf das Thema des Djihad des heiligen Krieges zu sprechen Der Kaiser wusste sicher dass in Sure 2 256 steht Kein Zwang in Glaubenssachen es ist eine der fruhen Suren aus der Zeit wie uns die Kenner sagen in der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war Aber der Kaiser kannte naturlich auch die im Koran niedergelegten spater entstandenen Bestimmungen uber den heiligen Krieg Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von Schriftbesitzern und Unglaubigen einzulassen wendet er sich in erstaunlich schroffer uns uberraschend schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhaltnis von Religion und Gewalt uberhaupt an seinen Gesprachspartner Er sagt Zeig mir doch was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies dass er vorgeschrieben hat den Glauben den er predigte durch das Schwert zu verbreiten Der Kaiser begrundet nachdem er so zugeschlagen hat dann eingehend warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele Gott hat kein Gefallen am Blut sagt er und nicht vernunftgemass nicht sὺn logw zu handeln ist dem Wesen Gottes zuwider Der Glaube ist Frucht der Seele nicht des Korpers Wer also jemanden zum Glauben fuhren will braucht die Fahigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken nicht aber Gewalt und Drohung Um eine vernunftige Seele zu uberzeugen braucht man nicht seinen Arm nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann zitiert nach Libreria Editrice Vaticana 2006 Das Zitat des Papstes stiess auf Emporung in islamischen Gemeinden insbesondere in seiner verkurzten Form Zeig mir doch was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies dass er vorgeschrieben hat den Glauben den er predigte durch das Schwert zu verbreiten Gewaltakte und Drohungen von radikalen islamistischen Gruppen und Fuhrern bis hin zur Drohung mit dem heiligen Krieg waren die Folge Nachkommen BearbeitenManuel II Palaiologos heiratete am 10 Februar 1392 in Konstantinopel die serbische Adlige Helena Dragas mit der er mehrere Kinder hatte 2 Johannes VIII Palaiologos 1392 21 Oktober 1448 byzantinischer Kaiser 1425 1448 Palaiologou Tochter 1394 98 vor 1405 starb an Lepra Theodor II Palaiologos um 1396 26 Juli 1448 in Selymbria Despot von Morea 1407 1443 1421 Cleope Malatesta 1433 eine Cousine Papst Martins V 2 Andronikos Palaiologos 1400 4 Marz 1428 im Kloster Pantokrator in Konstantinopel 3 Despot von Thessaloniki 1408 1423 Konstantin Palaiologos 1400 05 Monemvasia starb noch im Kindesalter an der Pest Michael Palaiologos 1409 10 Konstantinos Palaiologos 9 Februar 1404 29 Mai 1453 in Konstantinopel letzter byzantinischer Kaiser 1448 1453 Demetrios Palaiologos 1407 1470 als Monch David in Adrianopel Despot von Morea de jure 1428 1460 de facto 1436 1438 und 1451 1460 Herrscher von Lemnos 1423 1440 Mesembria 1440 1451 und Thasos 1460 1466 Teodora Asanina 1470 Tochter von Paul Asanes aus dem Haus Assen Thomas Palaiologos 1409 10 in Konstantinopel 12 Mai 1465 in Rom Despot von Morea 1428 1460 ab 1432 Furst von Achaia Literatur BearbeitenTextausgaben Karl Forstel Hrsg Manuel II Palaiologos Dialoge mit einem Muslim Corpus Islamo Christianum Series Graeca 4 3 Bde Echter Verlag Wurzburg 1995 ISBN 3 89375 078 9 ISBN 3 89375 104 1 ISBN 3 89375 133 5 griechischer Text mit Ubersetzung und Kommentar Adel Theodor Khoury Hrsg Manuel II Paleologue Entretiens avec un Musulman Introduction texte critique traduction et notes par Theodore Khoury Editions du Cerf Paris 1966 griechischer Text mit franzosischer Ubersetzung und Anmerkungen Erich Trapp Hrsg Manuel II Palaiologos Dialoge mit einem Perser Verlag Bohlau Wien 1966 ISBN 3 7001 0965 2 Athanasios D Angelou Manuel Palaiologos Dialogue with the Empress Mother on Marriage Introduction Text and Translation Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1991 Historischer Uberblick Ralph Johannes Lilie Byzanz Das zweite Rom Siedler Verlag Berlin 2003 S 492ff knapper historischer Uberblick Biographie Siren Celik Manuel II Palaiologos 1350 1425 A Byzantine emperor in a time of tumult Cambridge University Press Cambridge 2021 ISBN 978 1 108 83659 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Manuel II Palaiologos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Manuel II im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wilhelm Baum Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Kompletter Text der Ansprache des Papstes 12 September 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Peter Schreiner Zur Geschichte Philadelpheias im 14 Jahrhundert 1293 1390 In Orientalia christiana periodica 35 Nr 2 1969 S 375 431 S 405 409 a b Manuel Palaiologos Abgerufen am 19 Februar 2018 englisch Steven Runciman Die Eroberung von Konstantinopel 1453 C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 02528 0 S 52 Online Vorschau in der Google Buchsuche VorgangerAmtNachfolgerJohannes V Kaiser von Byzanz 1391 1425Johannes VIII Normdaten Person GND 118781642 lobid OGND AKS LCCN n84111255 VIAF 46792672 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Manuel II ALTERNATIVNAMEN Manuel II PalaiologosKURZBESCHREIBUNG byzantinischer KaiserGEBURTSDATUM 27 Juni 1350STERBEDATUM 21 Juli 1425 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manuel II Byzanz amp oldid 237974410