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Mammuthus lamarmorai ist ein Vertreter der Gattung der Mammute Mammuthus der endemisch im spaten Mittel und im Jungpleistozan von vor rund 450 000 bis moglicherweise 40 000 Jahren auf der Insel Sardinien lebte Er erreichte eine Schulterhohe von lediglich 1 4 m und wog etwa 750 kg Uberwiegend wurde dieses Zwergmammut bisher in feinkornigen Ablagerungen im Westteil der Insel gefunden Mammuthus lamarmoraiZeitliches AuftretenSpates Mittelpleistozan bis Jungpleistozan450 000 bis 40 000 JahreFundorteSardinienSystematikElephantimorphaElephantidaElefanten Elephantidae ElephantinaeMammute Mammuthus Mammuthus lamarmoraiWissenschaftlicher NameMammuthus lamarmorai Major 1883 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Funde 3 Systematik 4 Stammesgeschichte 5 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenVon Mammuthus lamarmorai liegen mehrere Fossilreste vor die sowohl Schadel und Zahnfunde als auch Reste des Korperskelettes umfassen allerdings ist bisher kein vollstandiges Skelett bekannt Es handelt sich um eine verzwergte Form der Mammute Von den wenigen bekannten Molaren stellt nur einer einen hintersten Zahn dar Er ist 13 cm lang und 6 9 cm breit und besitzt mindestens elf Schmelzfalten auf der Kauoberflache 1 Ein Oberarmknochen erreicht eine Lange von 46 cm Die wenigen aufgefundenen Stosszahnfragmente zeigen einen nur kleinen Durchmesser von maximal 3 5 cm Die Lange des Oberschenkelknochens lasst auf eine Schulterhohe von 1 4 bis 1 5 m schliessen Das Gewicht dieses Zwergmammuts durfte nicht uber 750 kg gelegen haben Die nur geringe Grosse von Mammuthus lamarmorai geht auf eine Inselverzwergung zuruck die eintrat als die ursprunglich grosswuchsigen Vorfahren Sardinien erreichten und aufgrund eines geringeren Nahrungsangebotes und fehlender potentieller Fressfeinde ihre Korpergrosse reduzierten 2 3 Funde BearbeitenDie meisten Funde von Mammuthus lamarmorai wurden an der Westkuste bzw im westlichen Inselteil Sardiniens entdeckt und umfassen uberwiegend Einzelfunde aber auch zusammengehorige Skelettelemente Die bedeutendsten Fossilien stammen aus Funtana Morimenta einem Steinbruch sudsudwestlich von Gonnesa im Tal des Rio Morimenta wo diese bereits Ende des 19 Jahrhunderts entdeckt worden waren Diese Fossilien lagerten in der Funtana Morimenta Formation einer aus aolischen Sedimentgesteinen aufgebauten Formation die sich unterhalb einer von Konglomeraten dominierten Gesteinseinheit Thyrrenisches Konglomerat befindet Diese Gesteinsbildung ist weitlaufig uber die Westkuste Sardiniens verbreitet und wird allgemein der letzten Warmzeit zugeschrieben die im nordalpinen Bereich die Bezeichnung Eem Warmzeit vor 126 000 bis 115 000 Jahren tragt Die Funde umfassen vor allem Elemente der Wirbelsaule und des Bewegungsapparates so unter anderem einen vollstandigen Fuss eine nahezu vollstandige Hand Oberarmknochen und Speiche aber auch Uberreste von Stosszahnen Alle Funde gehoren hochstwahrscheinlich zu einem einzigen Individuum Weitere Funde sind aus San Giovanni di Sinis nahe Oristano bekannt wo ein Backenzahn in ebenfalls vor der Eem Warmzeit abgelagerten Sedimenten gefunden wurde ebenso wie ein weiterer Molar aus Campu Giavesu bei Sassari der allerdings deutlich grosser ist Funde aus dem Jungpleistozan die mehrere Zahne umfassen sind vor allem aus Tramariglio in der Nahe der Stadt Alghero bekannt und kamen ebenfalls aus durch Wind abgelagerten Sedimenten allerdings oberhalb des Thyrrenischen Konglomerats zu Tage 3 Aus der gleichen Region wurde auch ein unteres Schienbeinfragment berichtet das in sandigen Kustenablagerungen eingebettet war Deren Alter wird mit rund 57 000 bis 29 000 Jahren vor heute angenommen 4 Im Februar 2020 wurde in Alghero der Abdruck eines Stosszahns dokumentiert Aufgrund der Grosse des Fundes und seiner Herkunft von Sardinien ist eine Zuordnung zu Mammuthus lamarmorai naheliegend allerdings nicht zweifelsfrei belegbar 5 Systematik BearbeitenMammuthus lamarmorai ist ein Vertreter der Mammute die nahe mit dem Asiatischen Elefanten Elephas maximus verwandt sind Das Auftreten dieser Mammutform bereits im spaten Mittelpleistozan macht eine Abstammung vom klassischen Wollhaarmammut Mammuthus primigenius eher unwahrscheinlich da dieses erst spater sein erstes Auftreten in Europa hatte Zu jener Zeit lebte lediglich das Steppenmammut Mammuthus trogontherii auf dem Kontinent Dass dieser der Urahn von Mammuthus lamarmorai war lasst auch die Form der Backenzahne mit ihren nur elf relativ dunnen Schmelzfalten annehmen die damit auch deutlich archaischer als jene des Wollhaarmammuts erscheinen Neben dem Kreta Zwergmammut Mammthus creticus ist Mammthus lamarmorai die einzige bekannte verzwergte Mammutform auf den Inseln des Mittelmeers die ansonsten von kleinwuchsigen Vertretern der Gattung Palaeoloxodon bewohnt waren 2 3 Die Erstbeschreibung erfolgte 1883 durch Charles Immanuel Forsyth Major der die Bezeichnung Elephas lamarmorae verwendete Er veroffentlichte keinerlei Abbildungen sah aber aufgrund von Ahnlichkeiten eine deutliche Verbindung zum Sudelefanten Mammuthus meridionalis den er wiederum als Elephas meridionalis bezeichnete 6 Die Reste stammten aus dem Steinbruch Funtana Morimenta und werden heute im Naturhistorischen Museum Basel aufbewahrt wohin sie Major personlich verbrachte Aufgrund neuer Zahnfunde aus der Mitte des 20 Jahrhunderts wurde die nahe Verbindung zu den Mammuten deutlich weswegen sich die Bezeichnung Mammuthus lamarmorae durchsetzte 7 8 Aufgrund einer Anpassung an die Internationalen Regeln fur die Zoologische Nomenklatur erfolgte im Jahr 2012 eine Abanderung in Mammuthus lamarmorai der heute gultige Artname Der Artname lamarmorai ehrt dabei den sardischen General und Naturforscher Alberto La Marmora 1789 1863 der bereits 1858 den Aufschluss Funtana Morimenta untersucht hatte 3 Stammesgeschichte BearbeitenDer Ursprung von Mammuthus lamarmorai ist noch relativ unklar die fruhesten Funde stammen aus dem spaten Abschnitt des Mittelpleistozans worauf ihre Assoziation mit dem Riesenhirsch Praemegaceros cazioti hinweist und sind damit circa 450 000 Jahre alt Eine Besiedlung Sardiniens durch das Steppenmammut sollte daher im Ubergang vom Alt zum Mittelpleistozan oder im fruhen Mittelpleistozan erfolgt sein Wahrscheinlich geschah dies wahrend einer der pleistozanen Kaltzeiten in denen der globale Meeresspiegel durch das in den kontinentalen Eisschilden gebundene Wasser deutlich niedriger war und die Tiere die Insel schwimmend erreichen konnten Ob einzelne Mammutpopulationen nur einmal Sardinien erreichten ist unklar moglicherweise lasst der etwas grossere Zahn von Campu Giavesu durchaus auch mehrere Migrationswellen moglich erscheinen wie das bei Funden von verzwergten Formen der Gattung Elephas von den Mittelmeerinseln Sizilien und Malta ebenfalls nachgewiesen ist 2 Einzelnachweise Bearbeiten R Melis Maria Rita Palombo und Margherita Mussi Mammuthus lamarmorae Major 1883 remains in the pre Tyrrhenian deposits of San Giovanni in Sinis Western Sardinia Italy In G Cavarretta P Gioia M Mussi und Maria Rita Palombo Hrsg The World of Elephants International Congress Consiglio Nazionale delle Ricerche Rom 2001 S 481 485 a b c Maria Rita Palombo Elephants in miniature In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 275 295 ISBN 978 3 939414 48 3 a b c d Maria Rita Palombo M P Ferretti G L Pillola und L Chiappini A reappraisal of the dwarfed mammoth Mammuthus lamarmorai Major 1883 from Gonnesa south western Sardinia Italy Quaternary International 255 2012 S 158 170 Maria Rita Palombo Marco Zedda und Rita Teresa Melis A new elephant fossil from the late Pleistocene of Alghero The puzzling question of Sardinian dwarf elephants Comptes Rendus Palevol 16 8 2017 S 841 849 doi 10 1016 j crpv 2017 05 007 Maria Rita Palombo und Marco Zedda New evidence for the presence of endemic elephants from the Late Pleistocene of Alghero Northwestern Sardinia Italy Alpine and Mediterranean Quaternary 33 1 2020 S 107 114 doi 10 26382 AMQ 2020 10 Charles Immanuel Forsyth Major Die Tyrrhenis Studien uber geographische Verbreitung von Tieren und Pflanzen im westlich Mittelmeergebiet Kosmos 13 1883 S 1 17 1 Lucia Caloi Tassos Kotsakis Maria R Palombo und Carmelo Petronio The Pleistocene dwarf elephants from Mediterranean islands In Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy Hrsg The Proboscidea Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives Oxford New York Tokyo 1996 S 234 239 Maria Rita Palombo Endemic elephants of the Mediterranean Islands knowledge problems and perspectives In G Cavarretta P Gioia Margherita Mussi und Maria Rita Palombo Hrsg The World of Elephants International Congress Consiglio Nazionale delle Ricerche Rom 2001 S 486 491 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mammuthus lamarmorai amp oldid 234917252