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Ludwig Wilhelm Schaufuss 24 August 1833 in Greiz 16 Juli 1890 in Dresden war ein autodidaktisch gebildeter deutscher Naturwissenschaftler Er war als Forscher vor allem in der Zoologie Entomologie tatig und entdeckte unter anderem unbekannte Insekten Er beherrschte die Taxidermie und verkaufte mit seiner Ehefrau weltweit Tierpraparate sowie Lehrmittel Schaufuss Ende der 1860er Jahre als Mitglied von Isis Gesellschaft fur Naturkunde Ludwig Wilhelm Schaufuss Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Forschung 2 Museum Ludwig Salvator 3 Leistungen 4 Namensgeber 5 Ehrungen und Mitgliedschaften 6 Schriften Auswahl 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksLeben und Forschung BearbeitenSchaufuss verlor als Vierjahriger bei einem Unfall sein rechtes Auge 1 Sein Vater Karl Friedrich Schaufuss geboren am 13 Juli 1802 ein wohlhabender Fabrikant verlor infolge missgluckter amerikanischer Geschafte sein Vermogen und nahm daraufhin kaufmannische Stellungen erst in Leipzig und dann in Dresden an Ludwig Wilhelm Schaufuss besuchte in Leipzig die Erste Burgerschule und kam nach vollendeter Schulzeit in die Farben und Drogenhandlung von Christian Abecken in Dresden in die Lehre Er lernte die lateinische franzosische italienische und spanische Sprache und sprach diese ausgezeichnet Sein Interesse fur Conchylien fuhrte Schaufuss mit dem Praparator Oskar Klocke zusammen der in der Dresdner Moritzstrasse in der auch die Abeckensche Drogerie lag eine Naturalienhandlung besass d h einen Handel mit Insekten Schnecken Muscheln und anderen konservierten Tieren mit Steinen und ethnographischen Gegenstanden betrieb Die Freundschaft mit Klocke fuhrte dazu dass Schaufuss 1857 gegen Zahlung von 1600 Talern als Teilhaber in das Geschaft eintrat Als Klocke noch im selben Jahr starb erwarb Schaufuss die sachsische Staatsangehorigkeit und fuhrte das Geschaft unter dem Firmennamen L W Schaufuss sonst E Klocke allein weiter Schaufuss wurde als Handler sehr erfolgreich und versorgte Universitaten ebenso wie Zoologen und private Sammler aus aller Welt die bei ihm alles erhalten konnten was sie suchten vom Flohkrebs bis zur ausgestopften Seekuh und vom winzigsten Kafer bis zum Elefantenskelett Der Leipziger Ordinarius Rudolf Leuckart pragte damals den Satz Wenn es Schaufuss nicht beschaffen kann dann ist es nicht zu beschaffen 2 Im Auftrag des Sachsischen Kultusministeriums stellte er 1873 fur die Wiener Weltausstellung drei spater pramierte Lehrmittelsammlungen zusammen Schaufuss arbeitete neben dem Handel auch als Forscher und wirkte aktiv in der Dresdner Naturforschenden Gesellschaft Isis die Ende der funfziger und Anfang der sechziger Jahre des 19 Jahrhunderts unter Ludwig Reichenbach ihre Blutezeit erlebte mit und unternahm mehrere Forschungs Reisen Auf diesen Reisen entdeckte er bis dahin unbekannte Hohlenkafer der Gattung Anophthalmus Sporen Bathyscien die winzige Hohlenschnecke Zospeum schaufussi und andere Neben einer ornithologischen Arbeit entstand 1861 die erste entomologische Arbeit Die Monographie der Laufkafergattung Sphodrus die Schaufuss 1864 veroffentlichte verwickelte ihn in Meinungsverschiedenheiten uber den Artbegriff mit dem Berliner Universitatsprofessor Hermann Rudolf Schaum Er publizierte daraufhin einen polemischen Offenen Brief an alle Entomologen Dictator Schaum der ihn im Kreis der Entomologen bekannt machte Die heftige Fehde zwischen ihm und Schaum wurde noch jahrelang fortgefuhrt und auf beiden Seiten durch weitere Fachautoren unterstutzt Die Auseinandersetzung mit Schaum und die daraus resultierende Lagerbildung fuhrte dazu dass Schaufuss einer der Mittelpunkte der coleopterologischen Kreise wurde 1865 wurde er Mitglied der kaiserlichen Leopoldino Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher in deren Akten 1866 seine zweite umfangreiche Arbeit die Monographie der Scydmaeniden Zentral und Sudafrikas erschien die ihm auch den brasilianischen Rosenritterorden eintrug 1866 erhielt Schaufuss von der Leipziger Universitat den akademischen Grad eines Doctor philosophiae et magister lib art obwohl er weder Matura gemacht noch studiert hatte Es folgte eine Reihe vorwiegend insektenkundlicher Schriften die zum Teil in der von Schaufuss herausgegebenen Zeitschrift Nunquam otiosus hauptsachlich aber in den Veroffentlichungen wissenschaftlicher Gesellschaften erschienen Nunquam otiosus liess Schaufuss anfangs in seinem Haus durch einen botanisch interessierten von ihm angestellten Buchdrucker mit einer Handpresse drucken Im Ganzen erschienen drei Bande 1870 1872 1873 1879 1889 Im 2 Band des Nunquam befindet sich die erste Beschreibung exotischer Pselaphinae Schaufuss Molluscorum systema 1869 wurde Grundlage vieler Sammlungen Ein weiteres Beschaftigungsgebiet Schaufuss war die altitalienische Malerei insbesondere die von Correggio und Giorgione Museum Ludwig Salvator Bearbeiten nbsp Schaufussstrasse in Dresden benannt nach Ludwig Wilhelm Schaufuss Grunder des Museums Ludwig Salvator Von Anfang an verfolgte Schaufuss den Gedanken seine Sammlungen der Offentlichkeit als Museum zuganglich zu machen Schon 1861 bot er sein gesamtes Material 60 80 000 Objekte darunter 50 70 000 Insekten 2000 Vogel aller Gegenden 100 Skelette und Schadel 400 Amphibien in Spiritus und so weiter der Furstin Regentin Caroline Reuss a L unter der Bedingung an dass ein passendes Gebaude zur Verfugung gestellt oder errichtet werde Als Gegenleistung forderte er die Verzinsung des Wertes seiner Sammlung wahrend seiner und seiner Frau Lebzeiten 800 bis 1000 Reichstaler pro Jahr Verbleib der Sammlung unter seiner Direktion gegen billige Honorierung und Anstellung eines Konservators 200 300 Reichstaler im Jahr Er verpflichtete sich im Gegenzug sich zehn Monate im Jahr vor Ort der Sammlung zu widmen Doch durch diese hohen Herstellungs und Unterhaltungskosten kam es nicht dazu Spater plante Schaufuss gemeinsam mit seinem kalifornischen Freund und Reisebegleiter Sam H Branan das Museum in Amerika zu verwirklichen Auch dieser Plan scheiterte Schliesslich errichtete er auf eigene Kosten in Oberblasewitz bei Dresden nach Planen des Dresdner Baurats Ernst Giese ein Gebaude das er zu Ehren des Balearenforschers Erzherzog Ludwig Salvator von Osterreich Museum Ludwig Salvator 3 nannte Das Museum umfasste ausser naturhistorischen und ethnographischen Gegenstanden auch eine umfangreiche Gemaldesammlung Schaufuss hatte jedoch seine finanziellen Hilfsmittel uberschatzt und die Anlage des Tolkewitzer Friedhofes versperrte samtliche Zufahrtsstrassen Wiederholte Versuche das Museum zu verlegen scheiterten Schaufuss verlor durch die Errichtung des Museums den grossten Teil seines Vermogens Enttauscht und auch krank ubergab er das neben dem Museum weitergefuhrte Naturaliengeschaft 1884 seinem Sohn Camillo 22 Februar 1862 4 Mit dem Wiederaufbluhen der Firma L W Schaufuss begann auch seine entomologische Tatigkeit wieder Vom Rest seines Vermogens erwarb er in den Spaarbergen Meissen ein Weinbergsgrundstuck und widmete sich dort der Koleopterologie Dass sein Sohn der inzwischen die Naturalienhandlung nach Meissen verlegt hatte dort auch das Museum Ludwig Salvator in stadtischen Raumen wenigstens teilweise wieder errichtete erlebte er noch mit Im Dezember 1889 von der damals herrschenden Grippeepidemie erfasst starb er am 16 Juli 1890 im Krankenhaus in Dresden und wurde in Dresden beerdigt 5 Leistungen BearbeitenSchaufuss war Autodidakt der aus einem praktischen Beruf ins wissenschaftliche Leben hinuberwechselte und unter den Experten seiner Zeit teilweise erst nach seinem Tod uberregionale Anerkennung erlangte Die Berliner Entomologische Zeitschrift brachte in ihrem 36 Band S 213 als Einleitung zu einem Nekrolog fur Schaufuss folgenden Satz Wenn der Berliner Entomologische Verein seinen Mitgliedern das Bild und eine Lebensskizze des verstorbenen Zoologen Schaufuss bietet so soll damit dem Toten eine Genugthuung werden die Genugthuung dass seine Verdienste um unsere Fachwissenschaft von der Stelle aus erkannt werden von welcher ihm in fruheren Jahren ja bekanntlich manche schwere Stunde bereitet worden ist Auf zahlreichen auch internationalen Reisen studierte er Sammlungen trat in personlichen Verkehr mit bekannten Entomologen und wurde Mitglied zahlreicher entomologischer Gesellschaften Allein in der Ausbeute seiner Portugal und Balearen Reise 1872 entdeckte und klassifizierte er 125 bisher unbekannte Kafer eine neue Ameise eine neue Schabe 4 Krebstiere 3 Weichtiere und 36 Spinnentiere Innerhalb der entomologischen Welt zu der fur ihn nicht nur Kafer sondern andere Ordnungen gehorten soll er uber 1000 Arten als neu der Wissenschaft zugefuhrt haben Schaufuss Wirken galt nicht ausschliesslich der Entomologie Er schrieb mehrfach uber Vogel beschrieb eine neue Schimpansen Varietat und mehrere Muscheln auch beschaftigte er sich mit Ausgrabungen prahistorischer Uberreste und schriftstellerte daruber Er ubernahm auch die Bearbeitung von Funden seiner Kollegen So sandte ihm Edmund Reitter eine Anzahl Bernsteinkafer Einschlusse aus der Helmschen Sammlung des Danziger Provinzialmuseums Die beiden daraus entstandenen Monographien der Bernstein Pselaphiden und Scydmaeniden sowie verschiedene andere Aufsatze wurden sehr gelobt 1884 grundete Schaufuss die Insekten Borse ein Anzeigenblatt fur Entomologen das weite Verbreitung fand Da Schaufuss die Redaktion selbst ubernahm fand er Gelegenheit Angriffen seiner Gegner dadurch wirksam zu begegnen Aus dem Blatt entwickelte spater sein Sohn das Entomologische Wochenblatt das wiederum in die Entomologische Rundschau umgewandelt und von Adalbert Seitz weitergefuhrt wurde Im burgerlichen Leben war Schaufuss 25 Jahre lang Mitglied des Verwaltungsrates des Dresdner Gewerbevereins und leitete 1871 sowie 1875 dessen grosse Ausstellungslotterien er trat energisch fur stadtische Angelegenheiten ein und beteiligte sich an Auseinandersetzungen in der Presse Namensgeber BearbeitenZahlreiche Kafer und eine Anzahl anderer Insekten erinnern in ihren Spezies Namen an den Gelehrten Aphaenogaster schaufussi und Crematogaster schaufussi unter den Ameisen Meta schaufussi unter den Spinnen Helix schaufussi und Zospeum schaufussi unter den Schnecken Selbst einer seiner Gegner benannte eine Gattung der Pselaphiden oder Tastkafer Schaufussia 6 Seine Frau Clara Isidore geb Kammel 29 August 1835 in Chemnitz als Tochter eines Kunst und Musikalienhandlers verewigte Schaufuss in zwei Kafernamen Machaerites clarae und Bryaxis isidorae 7 8 Ehrungen und Mitgliedschaften Bearbeiten nbsp Urkunde 1877Verdienstmedaille Wiener Weltausstellung 1873 und weitere Auszeichnungen zu nationalen und internationalen Ausstellungen 7 Dr phil 1866 ohne Prufung und Studium 7 Mitglied der Leopoldina Zoologie 1865 9 Brasilianischer Rosenritterorden 1866 Ernennung zum Ritter 7 Mitglied der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Arzte 7 der internationalen Fachgesellschaften fur Naturforscher Paris Wien St Petersburg der Gesellschaft Naturforscher Gorlitz der Gesellschaft Botanik und Zoologie DresdenSchriften Auswahl BearbeitenMonographie der Gattung Machaerites Hohlenkafer 1863 Monographie der Laufkafergattung 1864 Offenen Brief an alle Entomologen 1864 Monographie der Scydmaeniden Zentral und Sudafrikas 1866 doi 10 5962 bhl title 5538 Anzeigenblatt der Insektenborse 1884 Nunquam otiosus Zoologische Mittheilungen Zeitschrift eigener Verlag Dresden 1870 1877 Monographien der Bernstein Pselaphiden 1870 1889 Zur Beurtheilung Der Gemalde Giorgione s Verlag C Weiske Dresden 1874 Neuausgabe Nabu Press 30 September 2011 ISBN 978 1 247 15148 9 Monographie der Scydmaeniden Neuausgabe Bibliobazaar 4 Juni 2009 ISBN 978 1 110 87600 6 Monographie der Scydmaeniden Central und Sudamerikas Neuausgabe Book on Demand 1 Januar 1865 Let Me Print Marz 2012 ISBN 978 5 87322 350 3 Dictator Schaum Ein offener Brief an alle Entomologen H Klemm 1863 11 Seiten Molluscorum Systema Et Catalogus System und Aufzahlungen sammtlicher Conchylien O Weiske Dresden 1869 doi 10 5962 bhl title 11873 Neuausgabe Nabu Press September 2011 ISBN 978 1 179 33029 7 Deutsche entomologische Zeitschrift Hrsg Literatur BearbeitenNonveiller G 1999 The Pioneers of the research on the Insects of Dalmatia Zagreb Hrvatski Pridodoslovni Muzej S 1 390 65 Fig Musgrave A 1932 Bibliography of Australian Entomology 1775 1930 Sydney Schaufuss L W 1871 Schaufuss L W Nunquam Otiosus Buenos Aires 1 Anonym 1890 Schaufuss L W Ann Soc Ent Fr 6 Bull Paris 10 Anonym 1890 Schaufuss L W Entomologist s Monthly Magazine 3 London 26 Anonym 1890 Schaufuss L W Insekten Borse Leipzig 7 15 Anonym 1890 Schaufuss L W Leopoldina 26 Reitter E 1890 Schaufuss L W Wien ent Ztg 9 Anonym 1891 Schaufuss L W Berl Ent Ztschr Berlin 35 Krancher 1892 Schaufuss L W Ent Jahrb Leipzig 1 Otto A 1926 Schaufuss L W Abh Ber Ver Naturfr Greiz Greiz 7 Nachlass Archiv Stadt Meissen Thorsten Heese ein eigenes Local fur Kunst und Alterthum Die Institutionalisierung des Sammelns am Beispiel der Osnabrucker Museumsgeschichte Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doctor philosophiae Dr phil vorgelegt an der Philosophischen Fakultat der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Verteidigt am 4 Juli 2002 Thomas Schaufuss Spuren bekannter und unbekannter Schaufusse Eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte Cardamina Verlag November 2014 ISBN 978 3 86424 201 4 Einzelnachweise Bearbeiten Karin Grossmann Tragisches Ende einer grossen Sachsen Karriere In Sachsische Zeitung 8 August 2022 Festschrift zur Feier des 50jahrigen Bestehens des Verein der Naturfreunde zu Greiz Zugleich Band VII der Abhandlungen und Berichte vom 11 April 1926 von A Otto Broschure zur Eroffnung des Museums Ludwig Salvator in Ober Blasewitz Dresden Konigliche Bibliothek Dresden 29 Dezember 1879 Falschdarstellung in der Dissertation von Thorsten Heese siehe Literatur Kapitel 4 4 3 2 S 436 ff Meissner Tageblatt vom 17 Juli 1890 Hochste Ehrung Meta schaufussi Hans Ruben SV Verlag Dresden 4 2004 a b c d e Nachlasse im Meissner und Greizer Stadtarchiv Privatarchiv Thomas Schaufuss 2013 Mitgliedseintrag von Ludwig Wilhelm Schaufuss bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 19 Oktober 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludwig Wilhelm Schaufuss Sammlung von Bildern Schaufussstrasse Biografien der Entomologen der Welt Ludwig Wilhelm SchaufussNormdaten Person GND 117112135 lobid OGND AKS LCCN no99082962 VIAF 30304875 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schaufuss Ludwig WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher NaturwissenschaftlerGEBURTSDATUM 24 August 1833GEBURTSORT GreizSTERBEDATUM 16 Juli 1890STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Wilhelm Schaufuss amp oldid 237316086