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Ernst Friedrich Ludwig Robert auch Robert Tornow 16 Dezember 1778 in Berlin als Liepmann Levin 5 Juli 1832 in Baden Baden war ein deutscher Dramatiker Erzahler Lyriker Publizist und Ubersetzer Er war der jungere Bruder Rahel Varnhagens Portrat von 1823 aus der Sammlung Varnhagen mit Zusatz K A Varnhagens Sehr ahnlich Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 1 1 Familie Ausbildung 1 2 Erfolge und Anfeindungen 1 3 Publizistik und Diplomatie 1 4 Ehe mit Friederike Primavesi geb Braun 1 5 Die letzten Jahre 2 Werke von Ludwig Robert 2 1 Buhnenstucke 2 2 Prosa 2 3 Gedichte 2 4 Briefe 3 Bekanntes Epigramm 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBiographie BearbeitenFamilie Ausbildung Bearbeiten Ludwig Robert entstammte der judischen Familie Levin Sein Vater war der Munzkommissar Juwelenhandler und Geldverleiher Levin Markus auch Loeb Cohen 1723 1790 seine Mutter Chaie gest 1809 war die Tochter des Moses Tobias Wie seine Geschwister Rahel 1771 1833 Markus Theodor Mordechai 1772 1826 Rose 1782 1853 und Moritz Meyer 1785 1846 nahm auch er nach dem Tod des Vaters den Namen der erloschenen Familie Robert aus Tornow an erstmals bezeugt 1796 amtlich 1812 Robert lernte schon im Elternhaus franzosische Konversation und wurde vermutlich auch musikalisch ausgebildet besuchte dann das Franzosische Gymnasium in Berlin und ging widerwillig von 1794 bis 1796 nach Breslau und Hamburg um eine kaufmannische Ausbildung zu absolvieren Angeregt durch die Salongeselligkeit seiner Schwester Rahel und als Verehrer von Goethe den er 1804 besuchte und Johann Heinrich Voss begann er zu schreiben trat dem die Berliner Romantik reprasentierenden Nordsternbund bei und trug zu dem von Varnhagen und Chamisso herausgegebenen Musenalmanach bei Befreundet war Robert auch mit Ludwig Tieck und Heinrich von Kleist den er bei der Arbeit am Kathchen von Heilbronn unterstutzte Nach langeren Aufenthalten in Amsterdam und Paris und einem kurzen Studium bei dem er den zeitlebens von ihm verehrten Philosophen Fichte den Naturphilosophen Steffens und den Philologen Friedrich August Wolff horte widmete er sich vorwiegend dem Theater Erfolge und Anfeindungen Bearbeiten 1804 erlebte seine Bearbeitung der Uberbildeten nach Moliere die Urauffuhrung in der Inszenierung von Iffland am Berliner Nationaltheater am Gendarmenmarkt Auf die 1806 in Berlin aufgefuhrte Zauberoper Die Sylphen mit Musik von Friedrich Heinrich Himmel reagierten die Berlinischen Staats und Gelehrtenkritiker mit antijudischen Vorurteilen Da der Verfasser ein Jude ist so konnen Sie sich denken dass er sich alles muss bieten lassen da er noch obenein zu den poetischen Poeten gehort heisst es in einem Brief von Zelter an Goethe 1 Nichtsdestoweniger thematisierte Robert in mehreren Werken die Aussenseiterrolle der Juden in der christlichen Mehrheitsgesellschaft so in Die Macht der Verhaltnisse und in seinem Gedicht Jude und Christ 1816 In Kassius und Phantasus oder der Paradiesvogel 1821 liess Robert auch Personen mit jiddischem Sprachklang auftreten Obwohl auch Goethe nicht frei war von Ressentiments und gegen alttestamentliche Judengestalten auf der Buhne keine Abneigung aber eine Unneigung 2 empfand brachte er das Historiendrama Die Tochter Jephta s 1811 auf die Weimarer Hofbuhne und trug damit zum Durchbruch des Buhnenautors bei Libretti verfasste Robert beispielsweise fur Anselm Weber Carl Maria von Weber Louis Spohr und Felix Mendelssohn Bartholdy In den Salons von Berlin waren die teilweise improvisierten satirischen Gedichte bekannt und gefurchtet die Robert als Akrostichon mit den Namen von Teilnehmern der Geselligkeit dichtete und diese zugleich karikierte und treffend charakterisierte Beruhmt wurde das Akrostichon Hofratin Jette Herz auf die Saloniere Henriette Herz Junonische Riesin Egypt sche Marquisin Tugend verubend Treuer als liebend Entzuckt mit Gewalt Hundertfach herzlos Edel und schmerzlos Rustig und kalt Zu jung fur so alt 3 Publizistik und Diplomatie Bearbeiten Fur Cottas Morgenblatt fur gebildete Stande schrieb Robert zahlreiche Feuilletons und Theaterkritiken Von 1813 bis 1814 war er Attache der russischen Gesandtschaft am wurttembergischen Hof Den Freiheitskriegen gegen Napoleon blieb er fern weil ihm qua Jude 35 Jahr lang verbothen war Muth zu haben 4 doch seine patriotische Lyrik die er 1817 unter dem Titel Kampfe der Zeit veroffentlichte und mit einer Zueignung an Fichte versah fand grossen Anklang Im Jahr 1815 erschien auch sein erfolgreichstes Trauerspiel Die Macht der Verhaltnisse Es handelt von einem jungen Schriftsteller namens Weiss der die standischen Vorrechte des Adels anerkennt und von einem adligen Offizier eine Ohrfeige erhalt Er fordert den Gegner im Duell weil er glaubt die Ehre stehe uber den Standen Als er vom Offizierskorps nicht als satisfaktionsfahig anerkannt wird erschiesst er den Offizier Wahrend Weiss inhaftiert ist entdeckt der Vater des ermordeten Offiziers ein Minister dass auch der Morder seines Sohnes sein unehelicher Sohn ist und sohnt sich mit Weiss aus Dieser hatte als Martyrer der Ehre auf dem Schafott sterben wollen nun bittet er den neugefundenen Vater um Gift und wahlt den Freitod Der erste Teil des Dramas wurde unter dem Eindruck der Auseinandersetzung von Achim von Arnim mit dem Buchhandler Moritz Itzig geschrieben Als Ubersetzer der freundschaftlich mit Benjamin Constant und Victor Cousin verkehrte und Autoren wie Racine Alexandre Duval und Pierre Baour de Lormian ubersetzte sowie deutsche Klassiker fur die Pariser Buhnen bearbeitete nahm Robert eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Deutschland und Frankreich ein Ehe mit Friederike Primavesi geb Braun Bearbeiten 1817 lernte er beim Buchhandler Gottlieb Braun dessen Schwester Friederike kennen die mit siebzehn Jahren einem reisenden italienischen Schmuckhandler namens Primavesi in Schwabisch Hall angetraut worden war Primavesi soll die junge Frau ihrer auffallenden Schonheit wegen auf Jahrmarkten gezeigt und zur Prostitution gezwungen haben Ludwig Robert verhalf ihr in einem aufsehenerregenden Prozess zur Scheidung und liess sich im Fruhjahr 1819 taufen um sie mit Einwilligung ihrer Familie heiraten zu konnen Das Paar lebte abwechselnd in Dresden Berlin und Paris Friederike Robert wurde von Autoren wie Holtei Tieck und vor allem von Heinrich Heine geruhmt der ihr Gedichte Ich lieb eine Blume und weiss nicht welche einen Sonettenkranz sowie sein Werk Ideen Das Buch Le Grand widmete In Suddeutschland wo er sich mittlerweile niedergelassen hatte erlebte Ludwig Robert im August 1819 die judenfeindlichen sogenannten Hep Hep Krawalle und verfasste fur seine Schwester Rahel einen eindrucksvollen Augenzeugenbericht Wie verderbt die Menschen aber sind und wie wenig Sinn sie fur Recht und Gesetz ich will nicht sagen fur Menschenliebe haben das sieht man daraus dass sich uber alle diese Vorfalle gar keine Indignation ausspricht nicht ein Mal in den offentlichen Blattern 5 Unter diesem Eindruck beurteilte Robert auch die mit der Julirevolution von 1830 einhergehenden Aufstande skeptischer als Heine den er trotz mancher Differenzen fur den grossten und sogar einzigen lebenden Dichter hielt Die letzten Jahre Bearbeiten 1827 grundete Robert in Berlin den Verein Berliner Buhnendichter und bearbeitete Kleists Der Prinz von Homburg fur das Konigliche Schauspielhaus Der Erfolg seiner Geburtstagsrede auf den preussischen Kronprinzen wurde 1830 von einer literarischen Intrige uberschattet Seine letzten Lebensjahre verbrachte Robert zuruckgezogen in Baden Baden und brachte kurz vor seinem Tod noch das Festspiel Zu Goethe s Todtenfeier auf die Karlsruher Hofbuhne Nach der Ruckkehr von einem Berlin Aufenthalt erkrankte Ludwig Robert 1832 an einem durch Typhus verursachten Nervenfieber die Witwe litt vermutlich an der gleichen Krankheit und folgte ihm wenige Wochen spater in den Tod Der Nachlass des Ehepaars Robert findet sich grosstenteils in der Sammlung Varnhagen und kam 1881 in die Konigliche Bibliothek in Berlin Bucher von Ludwig Robert enthalt die Bibliothek Varnhagen 6 im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin Handschriftliche Lebenszeugnisse Zeitungsausschnitte von Artikeln Ludwig Roberts und wenige Manuskripte befinden sich dagegen auf Grund der Kriegsverlagerungen gegenwartig in der Bibliotheka Jagiellonska 7 in Krakau Werke von Ludwig Robert BearbeitenBuhnenstucke Bearbeiten Die Uberbildeten Lustspiel nach Moliere Bloch Berlin 1826 Urauffuhrung 1804 Die Wette Singspiel Urauffuhrung 1805 Die Sylphen Zauberoper nach Gozzi Werkmeister Berlin 1906 Urauffuhrung 1806 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Omasis oder Joseph in Egypten Historisches Drama nach Pierre Baour de Lormian Hitzig Berlin 1808 Digitalisat Die Tochter Jephtas Trauerspiel Cotta Stuttgart und Tubingen 1820 Urauffuhrung 1811 Digitalisat Der Tag der Schlacht oder das Grenzdorfchen Singspiel Urauffuhrung 1813 Die Macht der Verhaltnisse Trauerspiel Urauffuhrung 1815 Digitalisat Kampfe der Zeit Zwolf Gedichte Cotta Stuttgart und Tubingen 1817 Digitalisat Blind und lahm Lustspiel Urauffuhrung 1819 gedruckt 1823 Kassius und Phantasus oder der Paradiesvogel Eine erz romantische Komodie mit Musik Tanz Schicksal und Verwandlungen in 3 grossen und 3 kleinen Aufzugen Nebst einer empfehlenden Vorrede von dem beruhmten Hunde des Aubry Vereinsbuchhandlung Berlin 1825 Urauffuhrung 1821 Digitalisat Festspiel zur Nachfeier der Vermahlung des Prinzen Johann von Sachsen mit der Prinzessin Amalia von Bayern Meinhold Dresden 1822 Omar und Leila Oper Urauffuhrung 1823 Klavierauszug zum Herunterladen Der erste April Lustspiel ungedruckt 1823 Es wird zur Hochzeit gebeten oder Die Nichtigen Lustspiel Urauffuhrung 1823 gedruckt 1825 in Jahrbuch deutscher Buhnenspiele 4 Jahrgang 2 Staberl in hoheren Spharen Posse in drei Aufzugen Braun Karlsruhe 1826 Digitalisat Neue Proberollen Lustspiel In Jahrbuch deutscher Buhnenspiele 1828 Zu Goethe s Todtenfeier Festspiel 1832 Der Waldfrevel Liederspiel in zwei Aufzugen Gedruckt 1835 Digitalisat Der Fussfall Dramatischer Scherz Bloch Berlin 1837 Ein Schicksalstag in Spanien In Jahrbuch deutscher Buhnenspiele 1839 Digitalisat Der todte Gast Lustspiel in 2 Aufzugen und einem Vorspiel nach Zschokke Bloch Berlin 1850 Das Geschik oder Thekla Muller Lustspiel Die Amazonen Oper Karl der Zweite Schauspiel Lebende Wachsfiguren in Krahwinkel Eine Weihnachts Ausstellung Berlin 1825 Prosa Bearbeiten Der Vater Schuld Eine Geschichte aus den Tagen der Restauration Kauffmann Frankfurt a M gedruckt 1849 Das schwarze Kastchen Marchen Vereinsbuchhandlung Berlin 1850 Digitalisat Das Topferhaus Erzahlung gedruckt 1850 Die Wahrsagung Erzahlung gedruckt 1850 Die Erfindung des Porzellans ErzahlungGedichte Bearbeiten Ludwig Robert s Gedichte Hrsg v Karl August Varnhagen von Ense 2 Bande Hoff Mannheim 1838 Digitalisat Theil 1 Theil 2 Briefe Bearbeiten Wilhelm Dorow Denkschriften und Briefe Bd 2 1838 S 76 84 Digitalisat Unveroffentlichte Briefe an seine Schwester Rahel Varnhagen Bulletin des Leo Baeck Institute N F 15 1976 S 23 48 Rahel Levin Varnhagen Briefwechsel m Ludwig Robert Hrsg v Consolina Vigliero C H Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 48256 2 TeildigitalisatBekanntes Epigramm BearbeitenUnterschiedZu dem Adler sprach die Taube Wo das Denken aufhort da beginnt der Glaube Recht sprach jener mit dem Unterschied jedoch Wo du glaubst da denk ich noch dd Morgenblatt fur gebildete Stande 17 Oktober 1829 S 995 in der Google BuchsucheLiteratur BearbeitenFranz Brummer Robert Ludwig In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 28 Duncker amp Humblot Leipzig 1889 S 720 722 Nikolaus Gatter Robert Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 679 f Digitalisat Edouard de la Grange in Revue des deux mondes 7 1832 S 643 f Karl August Varnhagen von Ense Ausgewahlte Schriften Bd 18 F A Brockhaus Leipzig 1875 S 162 179 Margarete Cohen Ludwig Robert Sein Leben und seine Werke Diss Gottingen 1923 Ernst Altendorff Ludwig Robert Diss Leipzig 1932 Miriam Sambursky Ludwig Roberts Lebensgang In Bulletin des Leo Baeck Institute N F 15 1976 S 3 21 Jutta Rebmann Die schone Friederike Roman Stieglitz Muhlacker Irdning Steiermark 1989 ISBN 3 7987 0284 5 Heidi Thomann Tewarson German Jewish Identity in the Correspondence Between Rahel Levin Varnhagen and Her Brother Ludwig Robert In Leo Baeck Institute Yearbook 39 1994 S 3 29 Liliane Weissberg Dramatic History Reflections on a Biblical Play by Ludwig Robert In Ezra Mendelsohn Hrsg Literary Strategies Jewish Texts and Contexts New York Oxford University Press 1996 S 3 20 ISBN 0 19 511203 2 Thorsten Fitzon Verwienerung in Baden Ludwig Roberts Posse Staberl in hoheren Spharen In Achim Aurnhammer Wilhelm Kuhlmann Hansgeorg Schmidt Bergmann Hrsg Von der Spataufklarung zur Badischen Revolution Literarisches Leben in Baden zwischen 1800 und 1850 Rombach Freiburg i Br Berlin Wien 2010 S 509 534 ISBN 978 3 7930 9605 4Einzelnachweise Bearbeiten Brief an Goethe 21 25 April 1806 in Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter hgg v L Geiger Reclam Leipzig 1902 Bd 1 S 165 Brief an Zelter 19 Mai 1812 Ebenda Bd 1 S 322 Zit nach Briefe von Chamisso Haugwitz W von Humboldt hrsg v Ludmilla Assing F A Brockhaus Leipzig 1867 S 20 Brief an Rahel Varnhagen 18 April 1815 Rahel Levin Varnhagen Briefwechsel mit Ludwig Robert Beck Munchen 2001 S 129 Brief an Rahel Varnhagen 28 August 1819 Ebenda S 242 Bibliothek Varnhagen Bibliotheka JagiellonskaWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Robert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website der Varnhagen Gesellschaft e V Bibliothek Varnhagen der Staatsbibliothek zu BerlinNormdaten Person GND 116576170 lobid OGND AKS LCCN nr2002013149 VIAF 66694474 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Robert LudwigALTERNATIVNAMEN Robert Tornow Ludwig Robert Ernst Friedrich Ludwig Robert Ludwig Ernst Friedrich Levin Markus Robert Tornow Ernst Friedrich Ludwig Levin Ernst Friedrich LiepmannKURZBESCHREIBUNG deutscher Dramatiker Erzahler Lyriker Publizist und UbersetzerGEBURTSDATUM 16 Dezember 1778GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 5 Juli 1832STERBEORT Baden Baden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Robert amp oldid 239317024