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Ludwig Heinrich Grote 27 Februar 1825 in Husum bei Nienburg 10 September 1887 in Basel war ein Theologe und Publizist der sich nach 1866 fur die Wiedererrichtung der hannoverschen Monarchie einsetzte und aus diesem Grund den Beinamen Welfenpastor erhielt Seine politische Arbeit brachte ihm mehrjahrige Haftstrafen und schliesslich die Flucht ins Exil ein Der Welfenpastor Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Der Welfenpastor 1 2 Gefangnis Festungshaft und Leben in der Verbannung 2 Publizistische Tatigkeit 2 1 Althannoverscher Volkskalender 2 2 Zeitungen 2 3 Bucher und Flugschriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLudwig Grote wurde am 27 Februar 1825 in Husum als Sohn des dortigen Pastors Friedrich Grote geboren 1843 legte er sein Abitur am Domgymnasium Verden ab Im selben Jahr begann er an der Georg August Universitat Gottingen evangelische Theologie zu studieren Er stand dem Progress Studentenbewegung nahe und wurde Mitglied der Landsmannschaft Frisia Er wurde der Gottinger Berichterstatter fur die in Heidelberg herausgegebene Zeitung fur Deutschlands Hochschulen die sich den Zielen des Progress verschrieben hatte 1845 wechselte er an die Friedrichs Universitat Halle wo er den Schriftsteller Franz von Florencourt und den Dichter Max von Schenkendorf kennenlernte Ein Jahr spater arbeitete Grote als Hauslehrer in Bern und veroffentlichte 1847 eine Schrift uber die Berner Religionswirren 1848 nahm Grote in der Nahe von Halle Saale eine Stelle als Hauslehrer an Im selben Jahr trat er dem Treubund mit Gott fur Konig und Vaterland bei da er die Marzrevolution ablehnte Er arbeitete 1849 in Naumburg Saale und trug sich mit Auswanderungsgedanken nach Nordamerika Im Fruhling 1850 bestand Grote das 2 Examen Danach war er bis 1853 Hauslehrer bei Philipp Spitta Er bestand 1854 die letzte Prufung und trat als Hospes lat Gast Bezeichnung fur die angehenden Pastoren in Anlehnung an die Zisterzienser in das Kloster Loccum ein Der Welfenpastor Bearbeiten nbsp Ludwig Grote 3 v r vor dem Reiterstandbild Ernst Augusts I in Hannover In seiner Hand halt er das Manuskript des ersten Althannoverschen VolkskalendersZwei Jahre spater trat er in das Predigerseminar Hannover ein und arbeitete zunachst als reisender Hilfsprediger u a in Langendorf Hann Munden Mariensee Wietzendorf 1860 wurde er Pastor der Evangelisch lutherischen Landeskirche Hannovers in Pase und heiratete im selben Jahr die zehn Jahre jungere Henriette Philippi 1835 1882 Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor Grotes altester Sohn war der Pastor Missionar Orientreisende und Handschriftensammler Friedrich Heinrich Ludwig Grote 1861 1922 1 Zu den Enkelkindern Grotes gehoren der britisch schweizerische Sozial und Okonomiehistoriker Wilhelm Bickel 1903 1977 und die Germanistin Gertrud Grote 1899 1986 2 1863 wurde Grote Pastor in Hary bei Hildesheim da er in Pase aufgrund eines theologischen Streites nicht mehr haltbar war Am 24 Juni 1866 hielt er eine Predigt in der er den preussischen Einmarsch nach Hannover als eine Strafe Gottes bezeichnete Diese Strafe sei durch die im Konigreich Hannover bestehenden Sakularisierungstendenzen hervorgerufen worden Aus diesem Grund hat Gott unser Land nun dahingegeben in die Hand eines andersglaubigen Furstenhauses Diese Ausserung bezog sich darauf dass die Hohenzollern reformierten Bekenntnisses waren Den preussischen Einmarsch in Hannover bezeichnete er am Ende seiner Predigt als Folge dass die Bevolkerung nicht mehr auf die Stimme Gottes und seiner heiligen Kirche gehort habe Am 14 Oktober hielt Grote eine zweite Predigt die sich gegen den Unionsgedanken der Kirche in Preussen richtete Die Union bedeutete eine gemeinsame Organisation aller protestantischen Stromungen in einer Kirche ohne dass die einzelnen Richtungen ihren Glauben aufgeben mussten Auf das Versprechen des preussischen Konigs dass er Glaubensfreiheit gewahre reagierte Grote mit dem Bibelzitat aus Psalm 146 3 Verlasst Euch nicht auf die Fursten Seine skeptische Einstellung begrundete er mit den Ausfuhrungen von preussischen Kirchenrechtlern die auf die Dauer ein Nebeneinander von verschiedenen protestantischen Stromungen in Preussen fur unmoglich hielten Diese Predigten hatten zur Folge dass Grote als Pastor suspendiert werden sollte Um sich gegen die drohende Strafe zu wehren veroffentlichte er am 1 November 1867 die Schrift Zwei angefochtene Predigten aus dem Jahr 1866 Er argumentierte dass man ihn nicht suspendieren konne da die lutherischen Geistlichen der hannoverschen Landeskirche keine Staatsbeamten seien wie diejenigen der Kirche in Preussen und somit der Erlass vom 3 Dezember 1866 dass Beamte die nicht loyal zu Preussen stunden suspendiert und des Amtes enthoben werden konnen nicht greife In weltlichen Dingen gestand er der Obrigkeit die volle Gerichtsbarkeit zu in geistlichen Fragen sah er sie jedoch bei der Kirche Im Nachwort dieser Schrift griff Grote zudem seine Landsleute massiv an Er warf ihnen vor dass sie ihr Fahnlein nach dem Wind hangten und bezeichnete sie als Pobelvolke Gefangnis Festungshaft und Leben in der Verbannung Bearbeiten nbsp Grab auf dem Friedhof Wolfgottesacker Basel1867 veroffentlichte Grote die beiden Schriften Was ist die Union und Funfzig Thesen zur Semisakularfeier der Einfuhrung der Union in Preussen Die letztgenannte Schrift lenkte die Aufmerksamkeit des Staatsanwaltes auf Grote und fuhrte Anfang 1868 zu einer Verurteilung zu vier Wochen Gefangnis und seiner Amtsenthebung Nach der Entlassung aus der Haft im Juni 1868 hielt Grote in Hannover bis Anfang 1869 Vorlesungen uber Leibniz Am 22 Mai 1869 brach Grote nach St Dizier in Frankreich auf um die so genannte Welfenlegion seelsorgerisch zu betreuen Bis zum 10 August blieb Grote in Frankreich und hielt sich anschliessend in Wien auf da er aufgrund seiner Publikationen in Hannover per Haftbefehl gesucht wurde nbsp Grotes Volkskalender Zensur anruchiger Stellen auf Order der preussischen Polizei Im August 1870 erfuhr Grote von einer Amnestie und kehrte in der Annahme dass damit auch sein Haftbefehl hinfallig sei nach Hannover zuruck Der Haftbefehl war allerdings nicht aufgehoben worden und so trat Grote die erneute Flucht an diesmal mit dem Ziel Leipzig In Kreiensen wurde er allerdings festgenommen und spater zu Festungshaft verurteilt Am 31 August 1871 trat Grote die Strafe in der Festung Lotzen in der Nahe von Konigsberg an Am 10 Oktober wurde Ludwig Grote unter militarischer Bewachung in ein Gefangnis nach Hannover verlegt Wahrend der Haftstrafe bemuhte sich seine Familie um eine Begnadigung ohne Erfolg Nach seiner Entlassung aus der Haft wurde er in seiner Heimat zum Burgervorsteher gewahlt Dieses Amt wurde ihm 1872 gerichtlich aberkannt als er wegen Majestatsbeleidigung zu 20 Monaten Haft verurteilt wurde Am 30 Mai 1874 wurde Grote aus der Festungshaft entlassen Bereits kurze Zeit spater am 22 April 1875 trat Ludwig Grote eine erneute Haftstrafe an Er wurde wegen Beleidigung des Reichskanzlers Otto von Bismarck zu vier Monaten Haft verurteilt Laut seinen eigenen Aufzeichnungen wurde Grote vom Gefangnisdirektor empfangen der ihm mitteilte dass er aus Platzmangel auf seine gewohnte Zelle verzichten und mit einer kleineren vorliebnehmen musse Aus dieser Haft wurde er am 22 August entlassen 1877 wurde Grote aufgrund eines Artikels in der Zeitung Unter dem Kreuz zu einer erneuten Haftstrafe verurteilt Dieser Strafe entzog er sich durch die Flucht nach Genf Im selben Jahr bedachte ihn der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Braun in seinem Buch Zeitgenossen in dem Kapitel Der Welfenpastor und die Seinen mit folgenden Worten Pastor Grote weiss den Volkston zu treffen wie wenige Er stimmt ein Kirchenlied an und es endigt mit einer welfischen Marseillaise Auf ein Gebet oder eine Predigt folgt eine Satyre auf den Kuckuck d i der preussische Adler Am 23 August 1884 besuchte Grote von der Schweiz aus das Grab des letzten hannoverschen Konigs im englischen Windsor Im selben Jahr siedelte er nach Basel um wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Ludwig Grote starb am 10 September 1887 in Basel Publizistische Tatigkeit BearbeitenAlthannoverscher Volkskalender Bearbeiten nbsp Titelblatt des Althannoverschen Volkskalenders 1873 nbsp Grotes Geburtshaus in HusumDer Alt Hannoversche Volkskalender wurde 1872 von Grote ins Leben gerufen und erschien erstmals 1873 3 Infolge der Zensur und den Gefangnisaufenthalten Grotes konnte der Kalender in den Folgejahren nur in kleinem Rahmen oder gar nicht erscheinen Bis zu seinem Tod war Grote Herausgeber des Kalenders 1898 wurde der Kalender in Deutsch Hannoverscher Kalender umbenannt und von der Deutsch Hannoverschen Partei herausgegeben 4 Die Zielsetzung des Kalenders wurde in Grotes Worten in der Ausgabe von 1885 sehr deutlich Noch nach seinem Tode gemeint ist Konig Georg August von Hannover soll sein Althannoverscher Volkskalender Zeugnis davon ablegen dass die Hannoveraner deutsche Manner und keine Memmen keine Ueberlaufer und keine Verrater sind Zeitungen Bearbeiten Neben dem Kalender war Grote an der Grundung von drei Zeitungen beteiligt Am 24 April 1870 erschien das Deutsche Volksblatt aus Niedersachsen zur Verteidigung von Recht und Wahrheit in dem sich Grote fur die Selbststandigkeit Hannovers einsetzte Mit Beginn des Deutsch Franzosischen Krieges wurde das Blatt von der Zensur verboten Ab dem 1 Oktober 1876 erschien im wochentlichen Abstand Unter dem Kreuze Kirchliches Volksblatt aus Niedersachsen mit der Zielsetzung die christlichen Grundlagen und gottlichen Ordnungen in Kirche und Staat zu verteidigen Insbesondere wehrte er sich gegen die Vereinnahmung der Kirche im Rahmen der Union Die dritte Zeitung Ramanken Christliches Volksblatt fur Belehrung und Unterhaltung sollte den hannoverschen Lokalpatriotismus pflegen Bucher und Flugschriften Auswahl Bearbeiten Ludwig Grote hat weiterhin eine Reihe von Buchern und Schriften verfasst die sich grosstenteils mit kirchlichen Fragen oder seiner politischen Arbeit beschaftigen Darunter sind hervorzuheben Bartholomaus Sastrow ein merkwurdiger Lebenslauf des sechzehnten Jahrhunderts Der neueste Kalenderprozess Flugschrift gegen die Zensur seines Kalenders Funfzig Thesen zur Semisakularfeier der Einfuhrung der Union in Preussen Gelb weisse Lieder Liedersammlung Heinrich der Lowe Biographie Hie Welf Geschichte der Welfen Lukas Cranach der Maler der Reformation Biographie Martin Luther und seine Mitstreiter Eine Gedichtssammlung Offenes Sendschreiben an Herrn Geh Regierungsrat Dr Bruel und Herrn Pastor Dr theol Munkel Offener Brief zur Verteidigung seiner theologischen Position Stimmen eines Freien aus dem Gefangnisse Bericht uber seine Haftzeit Was ist die Union Die brennende Kirchenfrage der Gegenwart Wer ist ein Verleumder Eine Gewissensfrage an die Leser des Hannoverschen Sonntagsblattes Flugschrift gegen die Zensur Wer sind die Urheber der neuesten Religionswirren im Kanton Bern Erste theologische Schrift Grotes Zur Geschichte Hannovers Aktenstucke und Stimmen aus dem Jahre 1806 Zwei angefochtene Predigten aus dem Jahre 1866 Schrift mit der sich Grote gegen seine Amtsenthebung wehrtLiteratur BearbeitenHelge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 2 F H Winter Heidelberg 1999 ISBN 3 8253 0809 X S 190 Carl Langen Ludwig Grote ein deutscher Volksmann Ein Lebens und Zeitbild Harzig amp Moller Hannover 1912 Beate von Miquel Protestantische Publizistik im Aufbruch die Pressearbeit in der Hannoverschen Landeskirche 1850 1914 Hannover Hahn 2003 ISBN 3 7752 6014 5 Wilhelm Schneemelcher Artikel Union in Hermann Kunst u a Hrsg Evangelisches Staatslexikon Kreuz Verlag Stuttgart 1975 ISBN 3 7831 0463 7 Sp 2665 ff Alfred Wandsleb Horst Bernhardi Blaubuch der Burschenschaft Frisia zu Gottingen Westholsteinischer Verlag Heide in Holstein 1961 Erganzungsheft 1973 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludwig Heinrich Grote Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ludwig Heinrich Grote im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Peter Tarras From Sinai to Munich Tracing the History of a Fragment from the Grote Collection In COMSt Bulletin Band 6 Nr 1 2020 S 80 doi 10 25592 uhhfdm 1108 Hiltrud Hantzschel Klaus Hinrich Stumpff Grote Gertrud Sophie Juliane Amalie In Christoph Konig Hrsg Internationales Germanistenlexikon 1800 1950 Band 1 Berlin u New York 2003 S 622 623 Althannoverscher Volkskalender Sulingen Han DNB 012648973 Deutsch hannoverscher Volkskalender hrsg von d Deutsch Hannoverschen Partei DNB 012648922 nbsp Dieser Artikel wurde am 9 Februar 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 116874511 lobid OGND AKS VIAF 32759450 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grote Ludwig HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Theologe und PublizistGEBURTSDATUM 27 Februar 1825GEBURTSORT Husum bei Nienburg STERBEDATUM 10 September 1887STERBEORT Basel Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Heinrich Grote amp oldid 236438752