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Lorandit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung TlAsS2 Thallium Arsen und Schwefel und ist nach der Nomenklatur der International Mineralogical Association IMA ein binares Sulfosalz mit einem Kation Chalkogen Verhaltnis von 1 1 6 Gemass der chemischen Nomenklatur nach IUPAC handelt es sich bei Lorandit um ein Thallium I thioarsenit bzw ein Thallium I thioarsenat III LoranditLorandit rot und Auripigment gelb aus Allchar Alsar Roszdan Mazedonien Grosse 3 4 cm 2 7 cm 2 4 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 2007 s p 1 IMA Symbol Lor 2 Chemische Formel TlAsS2Mineralklasse und ggf Abteilung SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II E 13 II E 13 050 2 HD 05 03 07 06 01Ahnliche Minerale Cinnabarit Realgar RubinKristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 3 Raumgruppe Nr P21 a 4 Nr 14 Gitterparameter a 12 27 A b 11 33 A c 6 11 Ab 104 2 4 Formeleinheiten Z 8 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 bis 2 5Dichte g cm3 5 53Spaltbarkeit exzellent nach 100 sehr gut nach 201 gut nach 001 Farbe scharlachrot bleigrau anlaufendStrichfarbe kirschrotTransparenz durchscheinend bis transparentGlanz metallischKristalloptikBrechungsindizes na 2 720 5 Doppelbrechung d 2 720 5 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V starkPleochroismus schwach purpurrot bis orangerotLorandit entwickelt meist kornige bis massige Aggregate in seltenen Fallen auch gut ausgebildete tafelige oder prismatische bis nadelige Kristalle Frische Proben sind von scharlachroter Farbe mit metallischem Glanz Mit der Zeit lauft das Minerals allerdings haufig bleigrau an Die Strichfarbe bleibt jedoch weiterhin erkennbar karminrot Lorandit ist das haufigste Thalliummineral Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Bildung und Fundorte 4 Kristallstruktur 5 Verwendung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenAls eigenstandiges Mineral erkannt und beschrieben wurde Lorandit 1894 von Jozsef Krenner der es nach dem ungarischen Physiker Lorand Eotvos benannt hat Synthetische Kristalle konnen durch hydrothermale Transportraktionen gezuchtet werden 7 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Lorandit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfosalze wo er zusammen mit Edenharterit Grumiplucit Hutchinsonit Jentschit Livingstonit Simonit Tvalchrelidzeit Vaughanit Vrbait und Weissbergit die unbenannte Gruppe mit der System Nr II E 13 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Lorandit ebenfalls in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der Sulfosalze mit SnS als Vorbild ein Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit Thallium Tl zu finden ist wo es das einzige Mitglied der unbenannten Gruppe 2 HD 05 ist Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Lorandit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfosalze ein Hier ist er als einziges Mitglied in der Gruppe 03 07 06 innerhalb der Unterabteilung 03 07 Sulfosalze mit dem Verhaltnis z y 2 und der Zusammensetzung A i A2 j ByCz A Metalle B Halbmetalle C Nichtmetalle zu finden Bildung und Fundorte BearbeitenLorandit bildet sich hydrothermal bei niedrigen Temperaturen und tritt zusammen mit Stibnit Realgar Orpiment Zinnober Vrbait Greigerit sowie Markasit Pyrit Tetraedrit Sphalerit gediegen Arsen und Baryt auf Die Typlokalitat ist Allchar in Nordmazedonien Weitere bekannte Vorkommen sind Hg Tl Au Lagerstatten in China Xiangquan Tl Lagerstatte Lanmuchang Tl Hg Lagerstatte Zimudang Au Hg Tl Lagerstatte und den USA Nevada Utah Wyoming Zarshuran Goldlagerstatte Takab Iran Beshtau Uranlagerstatte Kaukasus Russland sowie die Grube Lengenbach im Binntal Wallis Schweiz 8 Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von Lorandit 4 Lorandit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 a Raumgruppen Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3 mit den Gitterparametern a 12 27 A b 11 33 A c 6 11 A und b 104 2 sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 In der Kristallstruktur von Lorandit ist jedes Arsenatom As kovalent mit drei Schwefelatomen S verbunden d As S 2 08 2 32 A wobei sich die Schwefelatome in der Grundflache und das Arsenatom an der Spitze einer trigonalen Pyramide als Koordinationspolyeder befindet Unter Berucksichtigung des stereochemisch aktiven freien Elektronenpaars des As III Kations kann diese Anordnung auch als ein ps1 Tetraeder beschrieben werden wobei sich das As Atom im Zentrum und das freie Elektronenpaar als Pseudoligand in der vierten Ecke eines gedachten Tetraeders befindet siehe auch VSEPR Modell Diese AsS3 3 Thioarsenateinheiten liegen jedoch nicht isoliert in der Struktur vor sondern sind uber je zwei gemeinsame S Atome zu spiralformigen Ketten mit der Niggli Formel 1 A s I I I S 2 2 e S 1 1 t 1 displaystyle mathrm infty 1 lbrace As III S 2 2 e S 1 1 t 1 rbrace nbsp kondensiert die entlang der 21 Schraubenachse in Richtung 010 parallel der kristallographischen b Achse verlaufen Die Thalliumatome Tl bilden ihrerseits die Spitze einer verzerrten tetragonalen Pyramide in deren Grundflache sich vier Schwefelatome d Tl S 2 95 3 30 A befinden Weitere Bindungen zu S Atomen uber der Tl Spitzen dieser Koordinationspyramiden mit d Tl S 3 36 3 87 A konnen dabei auch in Betracht gezogen werden wodurch sich eine Erweiterung der Tl Koordinationsspharen auf sieben mit einfach uberkappten trigonalen Prismen als Koordinationspolyeder ergibt Die Tl I Kationen verknupfen die einzelnen Ketten aus Thioarsenateinheiten untereinander wodurch die dreidimensionale Kristallstruktur entsteht Verwendung BearbeitenDie industrielle Bedeutung von Lorandit ist gering In einigen Lagerstatten ist es fur die Gewinnung von Thallium relevant Von wissenschaftlichen Interesse ist Lorandit seit Ende des 20 Jahrhunderts als mogliches Dosimeter zur Messung der Sonnenaktivitat Das Thalliumisotop 205Tl wandelt sich durch den Beschuss mit Neutrinos in das Bleiisotop 205Pb um Die Bestimmung der 205Pb Gehalte von alten Thalliummineralen erlaubt somit Ruckschlusse auf die Intensitat der Neutrinostrahlung der Sonne Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenLorandite in Anthony et al Handbook of Mineralogy 1 1990 101 pdf Jozsef Krenner 1894 A lorandit uj asvanyfaj in Matematikai es Termeszettudomanyi Ertesito Band 12 S 473 473 PDF 28 2 kB M E Fleet The crystal structure and bonding of lorandite Tl2As2S4 In Zeitschrift fur Kristallographie 138 1973 S 147 160 pdf Melvin S Freedman et al Solar Neutrinos Proposal for a New Test In Science 193 Nr 4258 1976 S 1117 1119 doi 10 1126 science 193 4258 1117 M K Pavicevic Lorandite from Allchar A low energy solar neutrino dosimeter In Nuclear Instruments and Methods in Physics Research Section A 271 Nr 2 1988 S 287 296 doi 10 1016 0168 9002 88 90171 4 A Lazaru R Ilic J Skvarc E S Kristof T Stafilov Neutron induced autoradiography of some minerals from the Allchar mine In Radiation measurements 31 Nr 1 6 1999 S 677 682 DOI 10 1016 S1350 4487 99 00170 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lorandite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Lorandit Wiki LOREX 2008 Geochemical and Physical research within the LOREX Project Universitat SalzburgEinzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Webmineral Lorandite englisch a b c d A Zemann J Zemann Zur Kenntnis der Kristallstruktur von Lorandit TlAsS2 In Acta Crystallographica Band 12 1959 S 1002 1006 American Mineralogist Crystal Structure Database Lorandite a b Mindat Lorandite englisch Yves Moelo Emil Makovicky Nadejda N Mozgova John L Jambor Nigel Cook Allan Pring Werner Paar Ernest H Nickel Stephan Graeser Sven Karup Moller Tonci Balic Zunic William G Mumme Filippo Vurro Dan Topa Luca Bindi Klaus Bente Masaaki Shimizu Sulfosalt systematics a review Report of the sulfosalt sub committee of the IMA Commission on Ore Mineralogy In European Journal of Mineralogy Band 20 Nr 1 2008 S 7 46 doi 10 1127 0935 1221 2008 0020 1778 englisch rruff info PDF 485 kB abgerufen am 3 August 2020 Andreas Edenharter and Tjerk Peters 1979 Hydrothermalsynthese von Tl haltigen Sulfosalzen Zeitschrift fur Kristallographie Vol 150 No 1 4 pp 169 180 doi 10 1524 zkri 1979 150 1 4 169 Fundortliste fur Lorandit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lorandit amp oldid 239327888