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Martin Leo Arons 15 Februar 1860 in Berlin 10 Oktober 1919 ebenda war Physiker und sozialdemokratischer Politiker Nach ihm wurde die Lex Arons benannt die eine Tatigkeit an einer preussischen Universitat bei gleichzeitiger Mitgliedschaft in der SPD ausschloss Portrat Leo AronsGedenktafel am Haus Engeldamm 62 64 in Berlin MitteGewerkschaftshaus am Luisenstadtischen Kanal um 1908 Blick vom Bethanienufer seit 1947 Bethaniendamm auf das Anwesen Engelufer 15 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Die Lex Arons 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenLeo Arons stammte aus einer wohlhabenden judischen Berliner Bankiersfamilie Seine Eltern waren Albert Arons 1826 1897 Teilhaber des angesehenen Privatbankhauses Gebruder Arons und Clara Goldschmidt 1837 1867 1887 heiratete Leo Arons Johanna Bleichroder 1861 1938 eine Tochter des Bankiers Julius Bleichroder 1828 1907 Sein Bruder der Bankier Paul Arons 1861 1932 heiratete einige Jahre spater deren Schwester Gertrud Bleichroder 1865 1917 Nach dem Abitur studierte Leo Arons von 1878 bis 1884 Chemie und Physik in Leipzig Wurzburg Berlin und Strassburg In der letztgenannten Stadt wurde nach seinem Studium 1884 Assistent des Physikers August Kundt Dann begab er sich nach Berlin wo er sich 1890 als Privatdozent an der Friedrich Wilhelms Universitat habilitierte Ein Jahr spater wurde er erster Assistent am physikalischen Institut schied aus dieser Position aber bereits 1893 wieder aus Seitdem war er wieder Privatdozent Als Wissenschaftler entwickelte er 1892 eine Quecksilberdampflampe auch Aronssche Rohre genannt die spater von der AEG unter dem Namen Dr Arons Quecksilberdampflampe vermarktet wurde Er arbeitete auch uber Interferenzstreifen im Spektrum uber Verdunnungswarme und Warmekapazitat in Salzlosungen im Hinblick auf das Energiegesetz uber die Elektrizitatskonstanten leitender Flussigkeiten uber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit elektrischer Wellen in isolierenden Flussigkeiten und in einigen festen Isolatoren Ferner forschte er intensiv uber den elektrischen Lichtbogen 1 Uber die Bodenreformbewegung kam Arons in Kontakt mit der Sozialdemokratie Trotz vieler Zweifel insbesondere an der Strategie des Klassenkampfs trat er Anfang der 1890er Jahre der SPD bei Dabei half ihm das Bekenntnis der Sozialdemokratie ihre Ziele nur auf legalem Weg durchzusetzen Arons versuchte seit den 1890er Jahren burgerliche Sozialreformer und Sozialdemokraten in einer regelmassigen und lockeren Runde Schmalzstullenclub zusammenzufuhren Nach 1900 zahlten Leo Arons Albert Sudekum Josef Block und Wilhelm Kolb zu den einflussreichen Anti Marxisten in der SPD 2 Damit stand Arons innerhalb der SPD auf Seiten der Revisionisten um Eduard Bernstein In Artikeln die Arons nach seinem Parteieintritt fur die Parteipresse schrieb forderte er daher unter anderem die Beteiligung der SPD an den preussischen Landtagswahlen Dabei entwickelte er sich zu einem Experten des Dreiklassenwahlrechts Er war fuhrend an der Konzeption des Wahlkampfes zur Reichstagswahl von 1903 beteiligt Die Presse bezeichnete ihn teilweise gar als Generalstabschef der Partei fur den Wahlkampf In den Jahren 1904 bis 1914 gehorte Arons der Berliner Stadtverordnetenversammlung an Seine Kandidatur fur einen Posten im Stadtrat scheiterte allerdings Arons unterstutzte neben der SPD auch die freien Gewerkschaften und die 1907 gegrundete Baugenossenschaft Ideal Arons finanzierte weitgehend aus seinem eigenen Vermogen das erste eigens errichtete Gewerkschaftshaus in Berlin sowie zusammen mit der Ideal Kleinwohnungen fur Arbeiter Ab 1908 musste sich Arons aus gesundheitlichen Grunden zunehmend aus dem politischen Leben zuruckziehen Er war Abgeordneter im Berliner Bezirk Neukolln Dort wurde 1973 nach ihm die Aronsstrasse 3 benannt 1926 bis 1934 Leo Arons Strasse 1934 bis 1973 Sackfuhrerdamm Die Lex Arons BearbeitenDie preussischen Behorden versuchten bald nach Arons Parteibeitritt ihn aus seinem Lehramt zu entfernen Die fur das Verfahren zustandige philosophische Fakultat widersetzte sich diesen Versuchen mehrfach da nach Uberzeugung der Fakultatsmitglieder jeder Universitatslehrer in seinen politischen Uberzeugungen frei und ausserdem ein Privatdozent kein weisungsgebundener Beamter sei 1897 ausserte Kaiser Wilhelm II nachdem Arons auf einem Parteitag der SPD gesprochen hatte Ich dulde keine Sozialisten unter den Lehrern unserer Jugend an den Koniglichen Hochschulen 4 Nicht zuletzt durch diese Willensausserung wies Wilhelm II die preussische Regierung und den fur das Hochschulwesen zustandigen Beamten Friedrich Althoff an gegen dessen Widerstreben eine Losung herbeizufuhren Da die Regierung kein direktes Eingriffsrecht auf die Anstellung von Privatdozenten hatte wurde im Jahr 1898 ein Gesetz erlassen das nunmehr auch Privatdozenten der staatlichen Disziplinargewalt unterstellte Da dieses Gesetz vor allem auf Arons zugeschnitten war wurde es Lex Arons genannt Dieses Gesetz stand in einem inneren Zusammenhang mit Versuchen des Kaisers in den 1890er Jahren mit Hilfe von Ausnahmegesetzen das weitere Vordringen der Sozialdemokraten zu verhindern Die Lex Arons war das einzige dieser Ausnahmegesetze das die parlamentarische Hurde des preussischen Abgeordnetenhauses passierte Die auf Betreiben des Kaisers eingebrachte Umsturzvorlage oder Zuchthausvorlage scheiterten dagegen an der Mehrheit im Reichstag Arons wurde auf der Grundlage dieses Gesetzes suspendiert Auf Grund der befurchteten Auseinandersetzungen mit den betroffenen Fakultaten blieb Arons der einzige Fall auf den das Gesetz angewandt wurde In der Offentlichkeit und vor allem im wissenschaftlichen Raum losten der Fall und schliesslich das Gesetz Debatten uber die Freiheit der Wissenschaft aus Unmittelbar nach der Novemberrevolution wurde Arons kurz vor seinem Tod von der neuen Regierung rehabilitiert Literatur BearbeitenLeo Arons In Franz Osterroth Biographisches Lexikon des Sozialismus Verstorbene Personlichkeiten Bd 1 J H W Dietz Nachf Hannover 1960 S 11 12 Friedrich Klemm Arons Martin Leo In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 398 Digitalisat Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1866 1918 Band I Arbeitswelt und Burgergeist Munchen 1998 ISBN 3 406 44038 X S 575 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 3 Von der Deutschen Doppelrevolution bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges Munchen 1995 S 1221f Hans A Schwarz Leo Arons Politiker zwischen Burgertum und Arbeiterbewegung In Gewerkschaftliche Monatshefte Band 51 Heft 5 2000 ISSN 0016 9447 S 285 296 fes de PDF 129 kB Stefan L Wolff Leo Arons Physiker und Sozialist In Centaurus 41 1999 S 183 212 Stefan L Wolff Die Quecksilberdampflampe von Leo Arons In Oskar Blumtritt Ulf Hashagen Helmuth Trischler Hrsg Circa 1903 Wissenschaftliche und technische Artefakte in der Grundungszeit des Deutschen Museums Munchen 2003 S 329 348 Kurt Beutler Friedrich Paulsen und der Fall Leo Arons Dokumente zur Diskussion um die Freiheit von Forschung und Lehre nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 Schroedel Hannover 1977 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leo Arons Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Leo Arons im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Pressemitteilung der Humboldt Universitat 2000 archiviert vom Original am 29 Mai 2003 abgerufen am 1 Januar 1970 Rudiger vom Bruch Geheimrate und Mandarine Zur politischen Kultur der Berliner Universitat im spaten Kaiserreich Archiviert vom Original am 5 September 2004 abgerufen am 1 Januar 1970 Einzelnachweise Bearbeiten Leo Arons In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Band 1 Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1905 S 808 Stefan Berger Marxismusrezeption als Generationserfahrung im Kaiserreich In Klaus Schonhoven Bernd Braun Hrsg Generationen in der Arbeiterbewegung Oldenbourg Munchen 2005 S 193 209 hier S 203 Aronsstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Zitiert nach Thomas Nipperdey Arbeitswelt und Burgergeist S 575Normdaten Person GND 116353023 lobid OGND AKS VIAF 211374685 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arons LeoALTERNATIVNAMEN Arons Martin LeoKURZBESCHREIBUNG deutscher PhysikerGEBURTSDATUM 15 Februar 1860GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 10 Oktober 1919STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leo Arons amp oldid 220207255