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Dieser Artikel bezieht sich auf den Industriellen Leopold Hoesch Zum Diplomaten siehe Leopold von Hoesch zum Filmproduzenten siehe Leopold Hoesch Filmproduzent Der Industrielle Leopold Hoesch 13 Januar 1820 in Duren 21 April 1899 ebenda grundete 1871 in Dortmund in der damaligen preussischen Provinz Westfalen das Eisen und Stahlwerk Hoesch AG die spatere Westfalenhutte Leopold HoeschDas Grabmal Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Erste berufliche Erfahrungen und Familiengrundung 1 3 Unternehmensleiter 1 3 1 Unternehmensbeteiligungen 1 4 Wirtschaftliche Interessenpolitik 1 5 Politik und Ehrenamter 1 6 Soziales Engagement und Familienleben 2 Quelle 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Hoesch war der einzige Sohn von Wilhelm Hoesch 1791 1831 und seiner Frau Johanna 1790 1879 eine Tochter des Huttenbesitzers und Tuchfabrikanten Arnold Schoeller 1747 1831 und Schwester des Durener Unternehmers Leopold Schoeller Sein Vater Wilhelm hatte gemeinsam mit seinen Brudern Ludolph 1788 1859 und Eberhard 1790 1852 im Jahre 1812 die Firma Gebruder Hoesch gegrundet welche die Papier und Eisenbetriebe der Familie Hoesch in Krauthausen Schneidhausen Zweifall und Simonskall zusammenfasste Nach dem Besuch der protestantischen Elementarschule in Duren schickte Wilhelm Hoesch wie fast alle wohlhabenden Durener Industriellen seinen Sohn Leopold nach Koln auf die 1828 gegrundete Hohere Burgerschule das spatere Gymnasium Kreuzgasse Nach dem Tod des Vaters am 23 September 1831 schloss dessen Bruder Eberhard am 24 April 1832 einen Vertrag mit Leopolds Mutter Johanna Laut J Hashagen belief sich das Vermogen des Verstorbenen ubrigens auf nur 92 000 Thaler Von da an lag die Erziehung des elfjahrigen Leopolds allein in den Handen seiner strengen Mutter Nach dem Abitur in Koln besuchte Leopold drei Jahre die polytechnische Schule in Wien und lebte bei seiner altesten Schwester Pauline die dort seit 1831 mit ihrem Mann Alexander von Schoeller wohnte Nach Abschluss des Polytechnikums ging Leopold noch einige Monate nach Luttich um sein Franzosisch zu perfektionieren Erste berufliche Erfahrungen und Familiengrundung Bearbeiten Wieder in Duren arbeitete Leopold im Geschaft seines Onkels Eberhard Dieser ubernahm fur Leopold die Rolle eines Vaters und er erkannte seine Fahigkeiten und verlieh ihm schon bald eine bevorzugte Stellung im Unternehmen Die Beziehung zwischen den beiden vertiefte sich zudem dadurch dass Leopold 1844 Eberhards zweite Tochter Henrietta Maria Sibilla 1823 1872 heiratete Die aus heutiger Perspektive ungewohnliche Heirat im engeren Verwandtschaftskreis war in damaliger Zeit und besonders in den Fabrikantenfamilien Durens keine Besonderheit Leopolds Mutter kaufte sich im selben Jahr ein Haus in der Weierstrasse so dass Leopold mit seiner Frau in das von seinem Vater 1824 gekaufte elterliche Haus in der Wirtelstrasse einzog Aus der Ehe Leopolds gingen funf Kinder hervor Wilhelm 1845 1923 Albert 1847 1898 Hugo 1850 1916 Adele 1853 1920 und Pauline 1858 1920 Hoeschs Vater hatte das Familienunternehmen 1846 durch die Grundung eines Walzwerks am Sticher Berg in Eschweiler sowie den Erwerb von zehn weiteren Grubenfeldern zur Sicherung der Rohstoff und Energieversorgung stark ausgebaut Am 1 Oktober 1846 anderte sich daraufhin die Firma Gebruder Eberhard und Wilhelm Hoesch benannt nach Leopolds Vater und Onkel und firmierte fortan unter dem Namen Eberhard Hoesch amp Sohne Leopolds Mutter trat zugunsten ihres Sohnes von ihrem Anteil zuruck Dieser war nunmehr mit einem Viertel am Unternehmen beteiligt Neben Eberhard selbst war noch dessen altester Sohn Gustav Hoesch 1818 1885 an dem neuen Unternehmen beteiligt das nun die Betriebe in Eschweiler Lendersdorf Schneidhausen Simonskall und Zweifall umfasste Wahrend infolge die mit der Marzrevolution einhergehende Depression das im Aufbau begriffene in seinen Dimensionen bis dahin einzigartige Werk in Eschweiler gefahrdete wurde es in der folgenden Hochkonjunktur Mitte der funfziger Jahre neben Lendersdorf zu den profitabelsten Werken Unternehmensleiter Bearbeiten Nach dem Tode seines Onkels Eberhard am 21 April 1852 wurde Leopold das neue massgebende Oberhaupt der Familie und Leiter der Unternehmen In den 1860er Jahren wurden durch die Umstellung auf das Bessemerverfahren phosphor und schwefelarme Eisenerze notig Damit drohten die Hoeschwerke wegen ihrer schlechten Verkehrslage unrentabel zu werden Hoesch verlegte daher den Hauptsitz des Unternehmens ins Ruhrgebiet um so von gunstigen Frachtkosten und der Nahe zu den Kohlegruben zu profitieren Zusammen mit seinen Sohnen Wilhelm 1845 1923 und Albert 1847 1898 die im Ausland die modernsten Industrietechniken kennengelernt haben sowie mit den Sohnen seines Onkels Eberhard Viktor und Eberhard Hoesch wurde am 1 September 1871 die Grundung des Eisen und Stahlwerk Hoesch in Dortmund mit einem Gesellschaftskapital von 800 000 Talern vollzogen Das Unternehmen war zunachst eine OHG und wurde zwei Jahre nach der Grundung in eine Aktiengesellschaft umgewandelt deren Anteile in Familienbesitz blieben und die seitdem unter dem Namen Hoesch AG firmierte Wahrend Albert den Aufbau und die Leitung des Werks ubernahm kummerte Leopold sich um die strategische Ausrichtung des neuen Unternehmens Auch auf sozialem Niveau setzte das neue Werk durch eine eigene Betriebskrankenkasse der BKK Hoesch sowie spater durch eine Sterbegeldkasse der Vorsorgekasse Hoesch neue Massstabe Die Entwicklung des neuen Werks verlief Punkt fur Punkt nach Leopolds Plan Spater entstand unter den so genannten Hoeschianern der Begriff Karl Hoesch eine liebevoll gemeinte Respekterklarung die als Idiom besonders fur alles steht was mit dem Stahlunternehmen Hoesch AG zu tun hat Leopold Hoesch hatte bis zum Ende des Jahrhunderts als Mehrheitsaktionar und Aufsichtsratsvorsitzender die zentrale Verantwortung im Unternehmen Das zunachst eingesetzte Bessemerstahlwerk mit Schienen und Tragerwalzwerk wurde 1884 durch ein Thomaswerk ersetzt Im Jahr 1895 folgte der Bau eines Siemens Martinwerkes mit mehreren Walzwerksanlagen Im Jahr 1896 kam eine Hochofenanlage hinzu Das Aktienkapital stieg unter Hoeschs Fuhrung von 3 6 auf 15 Millionen Mark die Schuldverschreibungen wuchsen auf sechs Millionen Mark Unternehmensbeteiligungen Bearbeiten Sein ausserordentliches Engagement und sein unternehmerischer Instinkt wird an den zahlreichen Institutionen deutlich in denen er meist fuhrend aktiv war Hier spiegelt sich wiederum die Personlichkeit seines Vorgangers Onkels und Vorbildes Eberhard Hoesch wider Leopold war Aufsichtsrat des Aachener Hutten und Aktienvereins Rothe Erde des Huttenwerkes Phoenix in Ruhrort des Markisch Westfalischen Bergwerkvereins in Letmathe des Sieg Rheinischen Bergwerks und Huttenvereins des Schaaffhausen schen Bankenvereins in Koln und auch Verwaltungsratsmitglied der Rheinischen Eisenbahngesellschaft Wirtschaftliche Interessenpolitik Bearbeiten Nachdem er wesentlich an der Grundung einer gemeinsamen Interessenvertretung beteiligt war wurde Leopold erster Vorsitzender des 1860 gegrundeten Technischen Vereins fur das Huttenwesen seit 1880 Verein Deutscher Eisenhuttenleute dem heutigen Stahlinstitut VDEh Vier Jahre spater wurde er dessen Ehrenvorsitzender und gilt zudem als geistiger Vater des 1917 in Dusseldorf vom Verein gegrundeten Eisenforschungsinstitutes Mit dem Beitritt des Technischen Vereins fur Eisenhuttenwesen zum Verein Deutscher Ingenieure VDI im Jahr 1862 wurde er VDI Mitglied 1 Geschickt wusste Leopold die wirtschaftspolitischen Interessen seines Unternehmens mit denen seiner Branche zu verbinden In seiner Vereinsfunktion pladierte Hoesch in den 1860er Jahren allerdings vergeblich fur die Beibehaltung von gemassigten Eisenzollen Wahrend der Grunderkrise trat er ab 1873 fur die Einfuhrung von Schutzzollen ein Ein Hohepunkt seines industriepolitischen Engagements war seine Rolle als Sachverstandiger in der Eisen Enquetekommission von 1878 Politik und Ehrenamter Bearbeiten Seit 1859 war Leopold wie viele andere wohlhabende Durener Industrielle auch Mitglied des Stadtrates denn die personlichen Fahigkeiten der Unternehmer die enge Verbindung von Gemeinde und Industrie sowie die soziale und wirtschaftliche Stellung drangten die Fabrikanten auch zu den wichtigsten politischen Aufgaben der Stadt und des Kreises Duren Daruber hinaus war er Mitglied des Kreistages und gehorte da er Besitzer des Rittergutes Boisdorf war auch der Kreisstandschaft an Auch in der protestantischen Gemeinde die durch zahlreiche Stiftungen der Familie Hoesch unterstutzt wurde war Leopold neben regelmassigen Besuchen der Messe als deren Kirchmeister von 1870 bis 1875 aktiv Nachdem er schon in jungen Jahren zum Kommerzienrat ernannt worden war verlieh man ihm 1884 den Titel eines geheimen Kommerzienrates Und im selben Jahr wurden ihm fur sein tatkraftiges Mitwirken bei Weltausstellungen das Kreuz der franzosischen Ehrenlegion und der bayrische Zivildienstorden des Heiligen Michaels verliehen Die Bedeutung bzw Anerkennung seiner Leistungen von Seiten der Politik zeigt sich auch darin dass General Helmuth Karl Bernhard von Moltke wahrend eines grossen Manovers um Duren zu Gast in Leopolds Haus an der Wirtelstrasse war Die konservative politische Haltung zeigt sich besonders deutlich daran dass die Durener Industriellen die sogenannte Kolner Adresse von 1863 wahrend des preussischen Verfassungskonflikts unterschrieben Konig Wilhelm I wurde darin um die Herstellung des verfassungsmassigen Rechtszustandes gebeten Als Indiz fur Leopolds patriotische Gesinnung kann sein Engagement an der DOAG genannten neuen Deutsch Ostafrikanischen Gesellschaft von 1887 angesehen werden Obwohl er bezuglich der Wirtschaftlichkeit der Kolonialgesellschaft an der neben dem Kaiser als grosstem Aktionar zahlreiche rheinische Industrielle beteiligt waren ausserst skeptisch gegenuberstand beteiligte er sich 1887 schrieb Leopold an den Kolner Industriellen Eugen Langen der wesentlich an der neuen DOAG beteiligt war dass er sich lediglich und nur aus patriotischer Neigung und um Ihrem Interesse fur diese Colonial Angelegenheit gerecht zu werden an der DOAG beteilige In Duren war Leopold als erfolgreicher und kommunal engagierter Fabrikant eine allseits geschatzte Person und residierte wie alle erfolgreichen Unternehmer in jener Zeit in seiner reprasentativen Villa vor dem Obertor die er dort 1865 errichten liess Uberhaupt war das Verhaltnis zwischen Arbeitern und Fabrikanten in Duren aussergewohnlich Die als Fursten verehrten erfolgreichen Geschaftsmanner und deren Familien luden nach 1870 immer ofter samtliche Mitarbeiter ihrer Betriebe mit ihren Familienangehorigen zu Festlichkeiten ein Neben Geltungsbedurfnis spielten auch ein echtes Interesse am Wohlergehen der Gemeinde Hilfsbereitschaft und ein Gefuhl religioser Verpflichtung eine grosse Rolle fur das soziale Engagement der Durener Unternehmer Soziales Engagement und Familienleben Bearbeiten 1884 stiftete Leopold der evangelischen Schule 70 000 Mark Sechs Jahre spater konnte dank seiner mit anderen Fabrikanten erfolgreich vollzogenen Lobbyarbeit und einer weiteren Spende Leopolds von 20 000 Mark die Aufwertung der Schule zur Oberrealschule gefeiert werden Von nun an mussten die Durener Eleven nicht mehr nach Koln reisen um eine grundliche und zeitgemass hohe Ausbildung zu erhalten In diesem Engagement fur die Jugend spiegelte sicher auch Leopolds eigene schwierige Kindheit wider Fur seine Sohne legte er im Sinne der Tradition schon fruh die Grundlagen fur deren Selbststandigkeit und gab ihnen so die Moglichkeit ihre Fahigkeiten und Neigungen zu entfalten Wahrend Albert von seinem 24 Lebensjahr an bis zu seinem uberraschend fruhen Tode die Oberleitung im Dortmunder Hoesch Werk innehatte wurde Wilhelm nach Alberts fruhem Tod der alleinige Inhaber der Firma Eberhard Hoesch und Sohne Fur den dritten und spater geadelten Sohn Hugo von Hoesch der die Mathilde Friederike eine Tochter des deutsch osterreichischen Grossindustriellen Gustav Adolph von Schoeller geheiratet hatte ersteigerte Leopold die Papierfabrik Hutten in Konigstein Sachsische Schweiz Bei seinen beiden Tochtern Adele die den Aachener Textilfabrikanten Carl Delius und Pauline die Richard Brockhoff geheiratet haben sorgten Verbindungen mit erfolgreichen Fabrikanten aus Aachen und Duren ebenfalls fur eine gesicherte Zukunft nbsp Leopold Hoesch Museum DurenAm 21 April 1899 verstirbt Leopold nach einem Gehirnschlag in seiner Villa in der Oberstrasse 64 von wo aus am 24 April der Trauerzug den Leichnam zu seinem Grab auf dem evangelischen Friedhof trug In den Traueranzeigen der Durener Zeitungen dankten die Beamten und Arbeiter ihrem strengen stets rechtlichen und liebevoll vaterlichen Vorgesetzten fur sein Engagement und Interesse am Wohl der Belegschaft Auch die Oberrealschule gedachte ihrem noblen Spender und fuhrte den Trauerzug an Die starke Anteilnahme der Bevolkerung am Begrabnis ihres Wohltaters spiegelte Leopolds Ansehen und die Anerkennung seiner Wohltatigkeit Nach Leopolds Tod vermachte sein Sohn Wilhelm der Stadt Duren im Jahre 1899 einen Betrag von 300 000 Mark fur die Errichtung eines Kunstmuseums welches schliesslich 1905 auf den Namen Leopold Hoesch Museum eingeweiht werden konnte Quelle BearbeitenGerd Morsch Leopold Hoesch Ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle Biografie abgedruckt in der Festschrift zum 100jahrigen Jubilaum des Leopold Hoesch MuseumsLiteratur BearbeitenFriedrich Zunkel Hoesch Leopold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 9 Duncker amp Humblot Berlin 1972 ISBN 3 428 00190 7 S 366 f Digitalisat Justus Hashagen Fritz Bruggemann Geschichte der Familie Hoesch Band 2 Vom Zeitalter der Religionsunruhen bis zur Gegenwart Koln 1916 Horst Monnich Aufbruch ins Revier Aufbruch nach Europa Hoesch 1871 1971 Munchen Verlag F Bruckmann 1971 ISBN 3 7654 1441 7 Jubilaumsband der Hoesch Aktiengesellschaft Dortmund Weblinks BearbeitenLeopold Hoesch Museum Duren Leopold Hoesch BerufskollegEinzelnachweise Bearbeiten Angelegenheiten des Vereines In Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure Band 6 Nr 2 3 4 1862 S 75 Vorsitzende des Stahlinstituts VDEh Leopold Hoesch 1860 1864 Carl Lueg 1879 1905 Friedrich Springorum 1905 1917 Albert Vogler 1917 1936 Fritz Springorum 1936 1939 Paul Goerens 1939 1945 Eduard Herzog 1946 1949 Hermann Schenck 1950 1968 Friedrich Harders 1969 1973 Gunter Klotzbach 1973 1978 Franz Josef Hufnagel 1979 1982 G Theodor Wuppermann 1983 1988 Karl August Zimmermann 1989 1994 Kurt Stahler 1995 1998 Ruprecht Vondran 1999 2000 Dieter Ameling 2000 2008 Hans Jurgen Kerkhoff 2008 2022 Henrik Adam seit 2023 Normdaten Person GND 137594488 lobid OGND AKS VIAF 81765759 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hoesch LeopoldKURZBESCHREIBUNG deutscher UnternehmerGEBURTSDATUM 13 Januar 1820GEBURTSORT DurenSTERBEDATUM 21 April 1899STERBEORT Duren Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold Hoesch amp oldid 239138173