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Lautwandel bezeichnet die Veranderung von Lauten nach bestimmten Regeln Historischer Lautwandel stellt eine Art des Sprachwandels dar die darin besteht dass die Aussprache von Lauten mit der Zeit geandert wird Synchroner Lautwandel ist die Veranderung von Lauten z B aufgrund des Zusammentretens unterschiedlicher sprachlicher Segmente Dabei kann die Sprache auf der Ebene der Lautausserung Phonetik oder des Sprachsystems in diesem Fall der Ebene der Phonologie betroffen sein Wenn Lautwandel ganze Gruppen von artikulatorisch verwandten Lauten betrifft ist oft von Lautverschiebung die Rede Inhaltsverzeichnis 1 Ein Beispiel aus dem Deutschen 2 Arten des Lautwandels 2 1 Synchroner und diachroner Lautwandel Sprachkontakt 2 2 Phonetischer und phonologischer Lautwandel 2 3 Spontaner und kombinatorischer Lautwandel 3 Modelle zur Ausbreitung von Lautwandel 4 Mathematische Modelle zum Lautwandel 5 Unterschiedliche Lautwandelprozesse 6 Lautwandel und sein Bezug zum Sprachsystem 7 Lautwandel und Schriftsprache 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEin Beispiel aus dem Deutschen BearbeitenAls Beispiel fur einen Lautwandel kann man sich die Aussprache des Wortes Maus ansehen Noch im Mittelhochdeutschen sprach man es mu s aus also mit einem einfachen langen Vokal wie unser heutiges Wort das Mus Wie in vielen anderen Wortern ist aus diesem einfachen Vokal Monophthong in unserem gegenwartigen Deutschen ein Doppelvokal Diphthong aʊ geworden das Wort lautet maʊ s Da hier aus einem einfachen Vokal ein Doppelvokal wurde heisst dieser Vorgang auch Diphthongierung Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Arten des Lautwandels BearbeitenSynchroner und diachroner Lautwandel Sprachkontakt Bearbeiten Synchroner Lautwandel erfolgt ausgelost durch die Kombination und Wechselwirkung verschiedener sprachlicher Segmente untereinander z B Umlaut Ablaut Vokalharmonie Assimilation Synkope Metathese etc Diachroner Historischer Lautwandel ist die Veranderung lautlicher Eigenschaften sprachlicher Segmente im Laufe der Zeit und dessen Ausbreitung im Raum Historischer Lautwandel erfolgt innerhalb eines Sprachgebiets in der Regel nach denselben Gesetzen wie der synchrone Lautwandel oder stellt dessen Verfestigung oder Weiterfuhrung dar Dabei ist das Aufeinandertreffen von Sprechern unterschiedlicher sprachlicher Varietaten Ideolekte Soziolekte Dialekte oder sogar nichtverwandter Sprachen ein begunstigender Faktor fur Lautwandel s Sprachkontakt wohingegen geographische Isolation Island Kaukasus Neuguinea den Sprachwandel verlangsamt Phonetischer und phonologischer Lautwandel Bearbeiten Lautwandel kann die lautlichen Eigenschaften der Sprachlaute betreffen ohne dass deshalb die Unterscheidbarkeit eines Wortes von einem anderen beeintrachtigt ist dies ware ein rein phonetischer lautlicher Wandel Er kann aber auch die Unterscheidbarkeit von Wortern aufheben in diesem Fall ist das phonologische System der Sprache betroffen Man muss also unterscheiden ob ein Lautwandel sich als ein phonetischer oder als ein phonologischer Wandel darstellt Spontaner und kombinatorischer Lautwandel Bearbeiten Man unterscheidet zudem zwischen dem spontanen und dem kombinatorischen Lautwandel Als spontan werden jene bezeichnet die unabhangig von der lautlichen Umgebung stattfinden Kombinatorisch ist genau das Gegenteil und steht fur einen umgebungsabhangigen Lautwandel z B bei Umlauten Diese beiden Arten konnen selbstverstandlich auch synchron auftreten wobei mancher empirisch beobachtbarer kombinatorischer oder spontaner Wandel wenig Beachtung findet weil er normativ betrachtet als Versehen Fehler oder parole Nuance erscheint Beispiele fur solchen synchronen kombinatorischen Lautwandel sind die Aussprache des Wortes funf hochsprachlich fyɱf gewandelt fymf fympf hyperkorrekt fynf fynɛf oder die lautliche Angleichung lateinischer Fremdworter an deutsche phonetische Regeln z B ʃtˈa tus anstelle von stˈatus stˈa tus Beispiele fur solchen synchronen spontanen Lautwandel Ausfall von Endkonsonanten in identischer phonologischer Umgebung teilweise sogar bei ein und demselben Sprecher im selben Sprechsegment wie nich fur nicht jetz fur jetzt au fur auch Ubergang von rhotischem Auslautvokal in Tiefschwa und schliesslich zu Vollvokal aber a bɝ a bɚ a bɐ a ba a ba Modelle zur Ausbreitung von Lautwandel BearbeitenDie Junggrammatiker nahmen zunachst eine Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze an die jedoch weder einige Unregelmassigkeiten noch die Frage des tatsachlichen Vonstattengehens der Ausbreitung von Lautwandel erklaren konnte In Auseinandersetzung mit dieser Frage entstanden ausgehend von der Dialektologie zwei wesentliche aufeinander aufbauende Modelle fur die Verbreitung von phonologischen Veranderungen im Sprachsystem Dem ersten Modell Wellentheorie zufolge breitet sich der Wandel phonologisch graduell aus Alle Worter einer bestimmten Wortklasse erleben gleichzeitig eine Veranderung des entsprechenden Lautes diese springt aber nicht plotzlich von einem Phonem auf ein anderes um sondern durchlauft eine schrittweise Annaherung an den Ziellaut Diese lautliche Innovation breitet sich im Raum von einem Zentrum aus konzentrisch aus wie eine Welle die von einem ins Wasser geworfenen Stein erzeugt wird Das zweite Modell Isoglossentheorie besagt dass sich die Veranderung nicht nur lautlich sondern auch lexikalisch graduell ausbreitet also von Wort zu Wort Neben dem ursprunglichen Laut wird in einem bestimmten Wort allmahlich ein neuer Laut benutzt und ersetzt mit der Zeit das alte Phonem vollstandig Dieser Sprung geschieht erst in einem oder in einigen wenigen Wortern und breitet sich mit der Zeit dann auf dem Wege der Analogie auf alle Worter mit vergleichbarer Lautung aus Jedes betroffene Wort lost dabei zunachst eine ganz eigene Welle aus die sich unterschiedlich im Raum ausbreitet und erst spater vereinheitlicht wird bzw sich zu einem Lautgesetz verfestigt Dialektologische Isoglossenlandkarten zeigen eine Momentaufnahme dieses Prozesses und bestatigen diese Sichtweise auf den historischen Lautwandel Mathematische Modelle zum Lautwandel BearbeitenIn der Quantitativen Linguistik gibt es Versuche dazu mathematische Modelle fur die Wahrscheinlichkeit dass ein Lautwandel eintritt zu entwickeln 1 Sie stutzen sich auf George Kingsley Zipf und nehmen an dass als Einflussfaktoren Produktions und Perzeptionsaufwand eine entscheidende Rolle spielen Mit Produktions und Perzeptionsaufwand ist der Aufwand gemeint den der Sprecher beziehungsweise der Horer betreiben muss um eine erfolgreiche Kommunikation zu sichern Ein weiterer Aspekt ist die Frage wie ein Lautwandel in der Zeit verlauft In der Quantitativen Linguistik wird die Hypothese vertreten dass Sprachwandel generell gesetzmassig verlaufen und zwar gemass dem Piotrowski Gesetz dies sollte auch fur Lautwandel zutreffen Der Nachweis ist fur fruhere Zeiten nicht leicht zu fuhren da man ausschliesslich auf schriftliche Texte angewiesen ist Nimmt man ersatzweise die schriftliche Wiedergabe von Lauten oder einzelnen Lauteigenschaften etwa die Lange der Vokale so lasst sich in Einzelfallen zeigen dass deren Anderungen dem angegebenen Sprachgesetz folgt 2 Unterschiedliche Lautwandelprozesse BearbeitenFaktoren die Lautwandel verursachen begunstigen bzw beeinflussen sind Metathese Vertauschen zweier Segmente Kontaktmetathese Segmente nebeneinander Beispiel dt Frosch nds Forsch lt r gt und lt o gt vertauscht Fernmetathese Segmente nicht nebeneinander Beispiel altspanisch parabla spanisch palabra lt r gt und lt l gt vertauscht Sequentielle Veranderungen Assimilation DissimilationSilbenstrukturveranderung Resyllabierung Verschiebung der Silbengrenze Prothese Hinzufugung von Segmenten Prothese Anfugung vorne Konsonantenprothese Beispiel lat proesse lat prodesse Vokalprothese Beispiel lat scola span escuela Epenthese mittige Einfugung Anaptyxe Sprossvokal Beispiel altlat saeclum lat saeculum Konsonantische Epenthese Beispiel lt n gt in afrikanisch zur leichteren Aussprache statt des eigentlich regelgerechten afrikaisch lt Afrika isch Epithese oder Paragoge Anfugung hinten Konsonantenepithese Beispiel mhd nieman nhd niemand Vokalepithese Beispiel ward wurde Elision oder Deletion Tilgung von Segmenten Prokope Tilgung vorne Synkope mittige Tilgung Apokope Tilgung hinten Haplologie Tilgung einer von zwei identischen Lautgruppen Speziell bei konsonantischem Silbenanlaut Koaleszenz Konsonantenfusion Konsonantenkontraktion Halbvokalisierung Uberfuhrung eines bestimmten Segments zu j ɥ oder w Speziell bei vokalischem Silbenanlaut Kontraktion Synarese Synizese Zusammenziehung zweier Laute zu einem Laut Vokalkontraktion Reduktion zweier Vokale auf einen einzigen meist langen Vokal Lautwandel und sein Bezug zum Sprachsystem BearbeitenZwischen Lautwandel und Bedeutungswandel kann eine Wechselwirkung bestehen Ausserdem kann der Lautwandel im Laufe der Zeit das gesamte grammatische System einer Sprache beeinflussen namlich dann wenn ursprunglich unterschiedliche Lautformen nach dem Lautwandel nicht mehr zu unterscheiden sind Dies wird in aller Regel weitere Anderungen im Sprachsystem nach sich ziehen damit die Kommunikation in der Sprachgemeinschaft aufrechterhalten bleibt Lautwandel und Schriftsprache BearbeitenDurch die geschriebene Sprache ergeben sich weitere Wechselwirkungen mit Erscheinungen des Lautwandels zum Beispiel durch die einheitliche Orthographie und die regional unterschiedlichen Weisen die damit verschrifteten Worte auszusprechen Die Schriftsprache kann vereinheitlichend und sprachwandelhemmend wirken indem sie einen Standard etabliert nach dem die Sprecher einer Sprache sich zu richten versuchen Dabei kann es jedoch auch zu Fehlinterpretationen und sog Hyperrkorrektheiten kommen z B kommt es bei Sprechern des Bayrischen gelegentlich zur Fehlinterpretation des unbetonten e Lauts in Endsilben wie in haben der nach der Orthographie einen reduzierten Schwa Laut bezeichnen soll Da im Bayrischen dieser Vokal vollkommen entfallt habm oder ham wird angenommen dass hier in der Hochsprache ein volles e artikuliert werden soll und es entsteht in der bayrischen Variante des Hochdeutschen ein hyperkorrektes haben Derartige Hyperkorrektheiten konnen ihrerseits wieder einen neuen Lautwandel in Gang setzen sobald sie sich ausbreiten In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Schriftsprache Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Siehe auch BearbeitenLautverschiebungLiteratur BearbeitenNorbert Boretzky Einfuhrung in die historische Linguistik Rowohlt Reinbek 1977 ISBN 3 499 21108 4 S 79 ff Hans Henrich Hock Principles of Historical Linguistics Mouton de Gruyter Berlin und New York 2 Aufl 1991 ISBN 3 11 012962 0 S 34 166 Henry M Hoenigswald Language Change and Linguistic Reconstruction University of Chicago Press Chicago London 1960 OCLC 306963 Winfred P Lehmann Einfuhrung in die historische Linguistik Ubersetzung von Rudolf Freudenberg Winter Heidelberg 1969 DNB 457383658 S 129 ff Weblinks Bearbeiten Wiktionary Lautwandel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Lautwandel im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Sound change Memento vom 8 Oktober 2015 im Internet Archive Karl Heinz Best Spracherwerb Sprachwandel und Wortschatzwachstum in Texten Zur Reichweite des Piotrowski Gesetzes In Glottometrics 6 2003 S 9 34 PDF Volltext S 24 wird der Schreibwandel des Vokals a e in Wortern des Typs Gaste Geste sowie S 25 die schriftliche Kennzeichnung der Vokallange in Texten des 15 18 Jahrhunderts modelliert Normdaten Sachbegriff GND 4034779 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lautwandel amp oldid 236399747