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Lautgesetz nennt man einen bestimmten regelhaften Lautveranderungsprozess Es handelt sich damit neben Analogie und Entlehnung um eines der grundlegenden Phanomene des Sprachwandels Lautgesetze gelten jeweils nur fur eine Sprache oder einen Dialekt und wirken auch nur uber einen begrenzten Zeitraum Sie betreffen sofern es sich nicht um einen kombinatorischen Lautwandel handelt ein bestimmtes Phonem mit normalerweise nur sehr wenigen oft durch bestimmte Umstande erklarbaren Ausnahmen Inhaltsverzeichnis 1 Beispiele fur Lautgesetze 2 Geschichte der Lautgesetze 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeispiele fur Lautgesetze BearbeitenEin solches Lautgesetz Ostmitteldeutsche Entrundung ab 12 Jahrhundert hat beispielsweise die mittelhochdeutschen Phoneme o und y in vielen deutschen Dialekten mit e und i zusammenfallen lassen Ein Lautgesetz namlich die Zweite Hochdeutsche Lautverschiebung ist ebenfalls der Grund dafur dass bei Wortern germanischen Ursprungs dort wo im Englischen ein lt th gt steht im Deutschen meist ein lt d gt steht beispielsweise dies this denken think dick thick dunn thin Durst thirst Dorn thorn drei threeGeschichte der Lautgesetze BearbeitenJacob Grimm formulierte nachdem 1811 Rasmus Rask bereits Belege fur Lautveranderungen in germanischen Sprachen veroffentlicht hatte 1 1822 ein erstes Lautgesetz fur die germanischen Sprachen das als Erste Lautverschiebung bezeichnet wird 2 Fur die historische Sprachwissenschaft ist das Postulat der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze zentral Es fordert den Wissenschaftler heraus auch dort nach Lautgesetzen zu suchen wo diese nicht offenkundig auf der Hand liegen Die Ausnahmslosigkeit verbietet dem Forscher vorschnell aufzugeben und eine Entwicklung als Ausnahme zu erklaren Scheinbare Ausnahmen entpuppen sich bei genauem Studium haufig als Lautgesetze in etwas komplizierterer Formulierung Es waren die Sprachwissenschaftler der Leipziger Schule auch Junggrammatiker genannt die die Ausnahmslosigkeit zu ihrem Credo erhoben Im so genannten Junggrammatischen Manifest schreiben Karl Brugmann und Hermann Osthoff Aller lautwandel soweit er mechanisch vor sich geht vollzieht sich nach ausnahmslosen gesetzen d h die richtung der lautbewegung ist bei allen angehorigen einer sprachgenossenschaft ausser dem fall dass dialektspaltung eintritt stets dieselbe Mit nicht mechanischem Lautwandel sind hier vor allem Analogie und Entlehnung gemeint Das junggrammatische Bekenntnis ist komplizierter als es scheint denn die sprachgenossenschaft bzw die Grenzen von Dialekten werden ja gerade durch die Lautgesetze definiert Am fruchtbarsten ist es sicherlich die Forderung der Ausnahmslosigkeit als methodisches Postulat zu verstehen Tatsachlich haben die Junggrammatiker und wohl auch die Forscher vor ihnen praktisch auf der Basis eines so verstandenen methodischen Postulats gearbeitet Auf der Grundlage der Ausnahmslosigkeit brandmarkten die Junggrammatiker viele bis zu ihrer Zeit anerkannte Wortverwandtschaften als unmoglich Dieses Wort muss in jenen Jahren in Leipzig oft gefallen sein und wurde den alteren Sprachwissenschaftlern Georg Curtius Leipzig August Friedrich Pott Halle von ihren ehemaligen Schulern immer wieder entgegengehalten Dieser Streit zwischen den Jungeren die dann als Junggrammatiker verspottet wurden und den Alteren ist als Lautgesetz Streit in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen In schriftlicher Form hat ihn der Altphilologe Georg Curtius vom Zaun gebrochen die ersten Antworten gab es von Karl Brugmann und Berthold Delbruck Neben dem grundsatzlichen Methodenstreit ging es in diesen Schriften auch um konkrete Meinungsverschiedenheiten So wurde den Junggrammatikern klar dass das Sanskrit Altindische nicht so ursprunglich und konservativ war wie man bis dahin geglaubt hatte Die vorige Forschergeneration hatte noch geglaubt dass der a Laut des Sanskrit in vielen europaischen Sprachen wie Latein oder Altgriechisch zu e oder o geworden war Allerdings konnten die Alten nicht erklaren warum der a Laut mal a blieb und mal zu e oder o wurde Bereits Franz Bopp der Begrunder der Indogermanistik hatte vergeblich nach Bedingungen fur die jeweils unterschiedliche Entwicklung aus dem vermeintlichen Ursprungsvokal a gesucht ohne dass sich sichere Gesetze fur die jedesmalige Wahl aus diesen drei Vokalen angeben liessen Aus dem Postulat der Ausnahmslosigkeit folgte fur die Junggrammatiker dass nicht das Sanskrit die alten Vokale am besten erhalten hatte sondern die europaischen Sprachen und dass a e und o im Sanskrit zu einem a Laut zusammengefallen waren Siehe auch BearbeitenVernersches GesetzLiteratur BearbeitenHadumod Bussmann Hrsg Lexikon der Sprachwissenschaft 3 aktualisierte und erweiterte Auflage Kroner Stuttgart 2002 ISBN 3 520 45203 0 Harald Wiese Eine Zeitreise zu den Ursprungen unserer Sprache Wie die Indogermanistik unsere Worter erklart Logos Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 8325 1601 7 Gerhard Jager Wie die Bioinformatik hilft Sprachgeschichte zu rekonstruieren Tubingen 24 November 2011 1 auf www sfs uni tuebingen de hier S 12 f Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Lautgesetz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten George A Miller Worter Streifzuge durch die Psycholinguistik Herausgegeben und aus dem Amerikanischen ubersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 1993 Lizenzausgabe Zweitausendeins Frankfurt am Main 1995 2 Auflage ebenda 1996 ISBN 3 86150 115 5 S 24 und 303 Jacob Grimm In Encyclopedie Larousse en ligne Abgerufen am 21 April 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lautgesetz amp oldid 233203414