www.wikidata.de-de.nina.az
Das Langlands Programm der Mathematik besteht in einer Reihe von weitreichenden Vermutungen die die Zahlentheorie und die Darstellungstheorie von Gruppen miteinander verknupfen Sie wurden von Robert Langlands seit 1967 aufgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Verbindung zur Zahlentheorie 2 Automorphe Darstellungen 3 Ein allgemeines Funktorialitatsprinzip 4 Ideen die zum Langlands Programm fuhrten 5 Ergebnisse und Preise 6 Geometrisches Langlands Programm 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVerbindung zur Zahlentheorie BearbeitenAls Ausgangspunkt des Programms kann man das Reziprozitatsgesetz von Artin ansehen das das quadratische Reziprozitatsgesetz verallgemeinert Artins Reziprozitatsgesetz ordnet einem algebraischen Zahlkorper dessen Galoisgruppe uber Q displaystyle mathbb Q nbsp kommutativ abelsch ist eine L Funktion der eindimensionalen Darstellungen der Galoisgruppe zu und besagt dass diese L Funktion mit einer gewissen Dirichletschen L Reihe ubereinstimmt Fur nichtabelsche Galoisgruppen und hoherdimensionale Darstellungen kann man ebenfalls L Funktionen in naturlicher Weise definieren Automorphe Darstellungen BearbeitenDie Idee von Langlands war es eine geeignete Verallgemeinerung der Dirichletschen L Funktionen zu finden die es erlaubt die Aussage von Artin in diesem allgemeineren Rahmen zu formulieren Hecke hatte schon fruher Dirichletsche L Funktionen mit automorphen Formen also mit holomorphen Funktionen der oberen Halbebene der komplexen Zahlen C displaystyle mathbb C nbsp die gewisse Funktionalgleichungen erfullen in Verbindung gebracht siehe Hecke Operator Langlands verallgemeinerte dies auf automorphe kuspidale Darstellungen Dabei handelt es sich um unendlichdimensionale irreduzible Darstellungen der allgemeinen linearen Gruppe G L n displaystyle mathrm GL n nbsp uber dem Ring der Adele von Q displaystyle mathbb Q nbsp wobei dieser Ring alle Vervollstandigungen von Q displaystyle mathbb Q nbsp berucksichtigt siehe p adische Zahlen Langlands wies diesen automorphen Darstellungen gewisse L Funktionen zu und vermutete dass jede L Funktion einer endlichdimensionalen Darstellung der Galoisgruppe mit der L Funktion einer automorphen kuspidalen Darstellung ubereinstimmt Dies ist die sogenannte Reziprozitatsvermutung Ein allgemeines Funktorialitatsprinzip BearbeitenLanglands verallgemeinerte dies noch weiter Anstelle der allgemeinen linearen Gruppe G L n displaystyle mathrm GL n nbsp kann man andere reduktive Gruppen betrachten Zu einer solchen Gruppe G displaystyle G nbsp konstruierte Langlands eine komplexe Lie Gruppe L G displaystyle mathrm L G nbsp und fur jede automorphe kuspidale Darstellung von G displaystyle G nbsp und jede endlichdimensionale Darstellung von L G displaystyle mathrm L G nbsp definierte er eine L Funktion Eine seiner Vermutungen besagt dann dass diese L Funktionen gewisse Funktionalgleichungen erfullen die solche von bekannten L Funktionen verallgemeinern In diesem Rahmen formulierte Langlands ein allgemeines Funktorialitatsprinzip Wenn zwei reduktive Gruppen und ein Morphismus zwischen ihren L Gruppen gegeben sind so sind diesem vermuteten Prinzip nach ihre automorphen Darstellungen miteinander in einer Weise verbunden die mit ihren L Funktionen vertraglich ist Diese Funktorialitat impliziert alle anderen Vermutungen Es ist vom Typ her die Konstruktion einer induzierten Darstellung was in der traditionellen Theorie der automorphen Formen eine Liftung genannt wurde Versuche eine solche Konstruktion direkt anzugeben haben nur zu eingeschrankten Resultaten gefuhrt All diese Vermutungen konnen auch fur andere Korper formuliert werden Anstelle von Q displaystyle mathbb Q nbsp kann man algebraische Zahlkorper lokale Korper und Funktionenkorper d h endliche Korpererweiterungen von F p t displaystyle mathbb F p t nbsp betrachten wobei p displaystyle p nbsp eine Primzahl und F p t displaystyle mathbb F p t nbsp den Korper der rationalen Funktionen uber dem endlichen Korper mit p displaystyle p nbsp Elementen bezeichnet Ideen die zum Langlands Programm fuhrten BearbeitenIn das Programm gingen folgende Ideen ein die Philosophie der Spitzenformen die einige Jahre zuvor von Israel Gelfand formuliert worden war der Zugang von Harish Chandra zu halbeinfachen Liegruppen und im technischen Sinn die Spurformel von Selberg und anderen Das Neue in Langlands Arbeit war neben der technischen Tiefe die vermutete direkte Verbindung zur Zahlentheorie und die funktorielle Struktur des Ganzen In den Arbeiten von Harish Chandra findet man beispielsweise das Prinzip dass man das was man mit einer halbeinfachen oder reduktiven Liegruppe tun kann fur alle machen sollte Wenn somit die Rolle von niederdimensionalen Liegruppen wie der G L 2 displaystyle mathrm GL 2 nbsp in der Theorie der Modulformen erkannt worden war so war der Weg offen fur Spekulationen uber G L n displaystyle mathrm GL n nbsp fur beliebiges n gt 2 displaystyle n gt 2 nbsp Die Idee der Spitzenform ruhrte von den Spitzen bei Modulkurven her sie war aber auch sichtbar in der Spektraltheorie als diskretes Spektrum im Gegensatz zu dem kontinuierlichen Spektrum von Eisensteinreihen Dieser Zusammenhang wird fur grossere Liegruppen technisch weit komplizierter da die parabolischen Untergruppen zahlreicher sind Ergebnisse und Preise BearbeitenTeile des Programms fur lokale Korper wurden 1998 beendet und das fur Funktionenkorper 1999 Laurent Lafforgue erhielt 2002 die Fields Medaille fur seine Arbeiten im Fall von Funktionenkorpern Diese setzten fruhere Untersuchungen von Vladimir Drinfeld fort der 1990 ebenfalls mit der Fields Medaille ausgezeichnet wurde Fur Zahlkorper ist das Programm nur in wenigen speziellen Fallen bewiesen zum Teil von Langlands selbst Fur lokale Funktionenkorper wurde die Langlandsvermutung von Gerard Laumon Michael Rapoport Ulrich Stuhler bewiesen 1 Die lokale Langlandsvermutung fur lokale p adische Korper wurde 1998 von Michael Harris und Richard Taylor sowie unabhangig davon von Guy Henniart bewiesen Langlands erhielt 1996 den Wolf Preis fur Mathematik fur seine Arbeit zu diesen Vermutungen und im Jahre 2018 den Abel Preis Fur den Beweis des Fundamentallemmas erhielt Ngo Bảo Chau 2010 die Fields Medaille Geometrisches Langlands Programm BearbeitenWegen der grossen Schwierigkeiten der Realisierung des Langlands Programms in der Zahlentheorie sind einige Mathematiker Alexander Beilinson Vladimir Drinfeld Gerard Laumon ab den 1980er Jahren Edward Frenkel Dennis Gaitsgory Kari Vilonen dazu ubergegangen bei der Langlands Korrespondenz statt Zahlkorper Funktionenkorper Kurven uber den komplexen Zahlen oder endlichen Korpern zu betrachten Das folgt einer alten Tradition statt den schwierigeren Fall von Zahlkorpern zunachst den einfacheren von Funktionenkorpern zu studieren Das Gebiet hat Verbindungen zu Stringtheorie und konformen Quantenfeldtheorien seit der Arbeit von Anton Kapustin und Edward Witten die S Dualitat mit der geometrischen Langlands Korrespondenz in Verbindung brachten 2 Es gibt auch Verbindungen zur topologischen Quantenfeldtheorie Literatur BearbeitenStephen Gelbart An Elementary Introduction to the Langlands Program In Bulletin of the AMS Band 10 1984 S 177 219 ams org Anthony W Knapp Introduction to the Langlands program In T N Bailey A W Knapp Hrsg Representation theory and automorphic forms In Amer Math Soc 1997 S 245 302 Anthony W Knapp Group Representations and Harmonic Analysis from Euler to Langlands Teil 1 PDF 183 kB Teil 2 PDF 177 kB In Notices AMS 1996 Solomon Friedberg What is the Langlands Program In Notices AMS Juni Juli 2018 ams orgGeometrisches Langlands Programm Edward Frenkel Lectures on the Langlands Program and Conformal Field Theory arxiv hep th 0512172 Edward Frenkel Langlands program Trace formulae and their geometrization In Bull Amer Math Soc Band 50 2013 S 1 55 ams org Edward Frenkel Gauge theory and the Langlands duality Bourbaki Seminar 2009 arxiv 0906 2747 Weblinks BearbeitenGeometric Langlands Correspondence ncat Lab Website mit den Schriften von Robert LanglandsEinzelnachweise Bearbeiten G Laumon M Rapoport U Stuhler D displaystyle mathcal D nbsp elliptic sheaves and the Langlands correspondence In Invent Math 113 1993 217 338 A Kapustin E Witten Electric Magnetic Duality And The Geometric Langlands Program In Communications in Number Theory and Physics Band 1 2007 S 1 236 arxiv hep th 0604151 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langlands Programm amp oldid 233131682