www.wikidata.de-de.nina.az
In der Mathematik versteht man unter Hecke Operatoren bestimmte lineare Operatoren auf dem Vektorraum der ganzen Modulformen Eingefuhrt wurden diese Operatoren von Erich Hecke 1937 1 Ihre Bedeutung erhalten sie dadurch dass bestimmte Modulformen simultane Eigenfunktionen zu allen Hecke Operatoren sind und sich dadurch Schlusse auf die Eigenschaften der Fourier Koeffizienten dieser Funktionen ziehen lassen Diese Modulformen werden auch Eigenformen genannt Die Hecke Operatoren bilden eine Algebra die Hecke Algebra genannt wird der Name wird allerdings auch fur andere Algebren in verschiedenen Bereichen der Mathematik benutzt die teilweise nur entfernte und nicht unmittelbar aus der Definition ersichtliche Verwandtschaft besitzen und ein kommutativer Ring ist Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Eigenschaften und Anwendungen 3 Atkin Lehner Theorie 4 Zusammenhang von Modulformen und Dirichletreihen Hecke L Reihen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEs sei M k displaystyle M k nbsp der Vektorraum der ganzen 2 Modulformen zum Gewicht k die unter der Modulgruppe G S L 2 Z displaystyle Gamma SL 2 mathbb Z nbsp transformieren Ein Hecke Operator ist eine lineare Abbildung T n M k M k n N displaystyle T n M k rightarrow M k n in mathbb N nbsp T n f t n k 1 d n d k b 0 d 1 f n t b d d 2 displaystyle T n f tau n k 1 sum d n d k sum b 0 d 1 f left frac n tau bd d 2 right nbsp Dabei ist t displaystyle tau nbsp aus der oberen Halbebene Im t gt 0 displaystyle operatorname Im tau gt 0 nbsp Fur Primzahlen p reduziert sich dies auf T p f t p k 1 f p t 1 p b 0 p 1 f t b p displaystyle T p f tau p k 1 f p tau frac 1 p sum b 0 p 1 f left frac tau b p right nbsp Eine aquivalente Definition beschreibt die Wirkung von Hecke Operatoren als eine Art Mittelbildung uber Elemente a b c d displaystyle left begin smallmatrix a amp b c amp d end smallmatrix right nbsp der allgemeinen linearen Gruppe der ganzzahligen 2 2 Matrizen M m displaystyle M m nbsp Determinante m modulo der Modulgruppe G displaystyle Gamma nbsp gleich M 1 displaystyle M 1 nbsp Determinante 1 T m f t m k 1 a b c d G M m c t d k f a t b c t d displaystyle T m f tau m k 1 sum left begin smallmatrix a amp b c amp d end smallmatrix right in Gamma backslash M m c tau d k f left frac a tau b c tau d right nbsp mit einer Modulform vom Grad k f z displaystyle f z nbsp Die vorherige Definition geht aus dieser hervor wenn man beachtet dass die Summe uber ein Rechtsvertretersystem G M m displaystyle Gamma backslash M m nbsp ausgefuhrt wird und dieses gegeben ist durch die ganzzahligen 2 2 Matrizen a b c d displaystyle left begin smallmatrix a amp b c amp d end smallmatrix right nbsp mit Determinante a d m displaystyle ad m nbsp d gt 0 displaystyle d gt 0 nbsp c 0 displaystyle c 0 nbsp und b displaystyle b nbsp die modulo d displaystyle d nbsp definiert sind Die Anzahl der Elemente im Rechtsvertretersystem ist gleich der Summe der Teiler d displaystyle d nbsp von m displaystyle m nbsp Rechtsvertretersystem bezieht sich darauf dass man die Rechtsmultiplikation der Wirkung von G displaystyle Gamma nbsp in M m displaystyle M m nbsp betrachtete mit G M m M m displaystyle Gamma M m M m nbsp Eine noch allgemeinere Definition des Hecke Operators T n displaystyle T n nbsp wird zum Beispiel in Serre A course in arithmetic gegeben und benutzt den Zusammenhang von Modulfunktionen mit Gittern in der komplexen Ebene und ist an die obige Definition uber einer Mittelung angelehnt als Summe uber Untergitter eines Gitters vom Rang n 3 Hecke Operatoren sind dann Abbildungen im Raum der Modulformen die bestimmten Gittern zugeordnet sind wenn vom Gitter auf ein Untergitter ubergegangen wird Eigenschaften und Anwendungen BearbeitenHecke Operatoren kommutieren miteinander und es gilt T m T n T m n displaystyle T m T n T mn nbsp im Fall dass der grosste gemeinsame Teiler von m und n gleich 1 ist g g T m n 1 displaystyle ggT m n 1 nbsp In diesem Fall ist der Hecke Operator zahlentheoretisch eine multiplikative Funktion Die Hecke Operatoren bilden M k displaystyle M k nbsp in sich ab d h T n f displaystyle T n f nbsp ist wieder eine ganze Modulform zum Gewicht k insbesondere bilden sie Spitzenformen d h Modulformen mit einer Nullstelle bei t displaystyle tau infty nbsp wieder auf Spitzenformen ab fur sie gilt fur den nullten Fourierkoeffizienten a f 0 0 displaystyle alpha f 0 0 nbsp f M k displaystyle f in M k nbsp hat die Fourier Entwicklung f t m 0 a f m e 2 p i m t displaystyle f tau sum limits m 0 infty alpha f m e 2 pi im tau nbsp Dann hat T n f displaystyle T n f nbsp eine Fourier Entwicklung T n f t m 0 g n m e 2 p i m t displaystyle T n f tau sum limits m 0 infty gamma n m e 2 pi im tau nbsp mit g n m d gt 0 d n m d k 1 a f m n d 2 displaystyle gamma n m sum limits d gt 0 d n m d k 1 alpha f left frac mn d 2 right nbsp Man nennt die Funktion f eine simultane Eigenform Hecke Eigenform wenn f Eigenform zu allen Hecke Operatoren ist in diesem Fall sind die Eigenwerte so normalisierbar dass der erste Eigenwert gleich 1 ist l f n a f n a f 1 displaystyle lambda f n left frac alpha f n alpha f 1 right nbsp und es gilt T m f l m f l m l n d gt 0 d m n d k 1 l m n d 2 m n 1 displaystyle T m f lambda m f quad lambda m lambda n sum d gt 0 d m n d k 1 lambda mn d 2 m n geq 1 nbsp mit l 1 1 displaystyle lambda 1 1 nbsp Das heisst dass bei einer Hecke Eigenform die Fourierkoeffizienten als Eigenwerte der Hecke Operatoren gegeben sind und sie somit durch die Hecke Operatoren eindeutig festgelegt wird Eine solche Hecke Eigenform existiert da die Hecke Operatoren untereinander kommutieren Der Vektorraum der Spitzenformen der sich zu einem Hilbert Raum uber das Petersson Skalarprodukt machen lasst besitzt sogar eine Basis aus simultanen Eigenfunktionen zum Operator T n displaystyle T n nbsp Wahlt man zum Beispiel die Diskriminante D displaystyle Delta nbsp die bis auf einen konstanten Faktor einzige Spitzenform vom Gewicht 12 T n D t n D displaystyle T n Delta tau n cdot Delta nbsp fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp und fur ihre Fourier Koeffizienten t n displaystyle tau n nbsp die Ramanujansche tau Funktion gilt t m t n d m n d 11 t m n d 2 displaystyle tau m tau n sum limits d m n d 11 tau left frac mn d 2 right nbsp Speziell fur teilerfremde m n ist also t m t n t m n displaystyle tau m tau n tau mn nbsp d h die zahlentheoretische Funktion t n displaystyle tau n nbsp ist multiplikativ Die einzigen Nicht Spitzenformen die simultane Eigenformen zu allen Hecke Operatoren sind sind die normalisierten Eisensteinreihen f t 2 k 1 2 2 p i 2 k G 2 k t displaystyle f tau left frac 2k 1 2 2 pi i 2k G 2k tau right nbsp Fur die Fourier Koeffizienten der Eisensteinreihen die als wesentlichen Bestandteil die Teilerfunktion s k displaystyle sigma k nbsp haben ergibt sich s 2 k 1 n s 2 k 1 m d m n d 2 k 1 s 2 k 1 m n d 2 displaystyle sigma 2k 1 n sigma 2k 1 m sum limits d m n d 2k 1 sigma 2k 1 left frac mn d 2 right nbsp und fur teilerfremde m n reduziert sich dies wieder auf s 2 k 1 n s 2 k 1 m s 2 k 1 m n displaystyle sigma 2k 1 n sigma 2k 1 m sigma 2k 1 mn nbsp d h auch die zahlentheoretische Funktion s 2 k 1 displaystyle sigma 2k 1 nbsp ist multiplikativ Hecke Operatoren haben noch viele weitere Anwendungen in der Zahlentheorie Die Eichler Selberg Spurformel nach Martin Eichler Atle Selberg wobei mit Spur die Summe der Eigenwerte der Wirkung von Hecke Operatoren im Raum der Spitzenformen gemeint ist wurde von Eichler und Selberg dazu benutzt Beziehungen zwischen den Hurwitz Klassenzahlen binarer quadratischer Formen negativer Diskriminante abzuleiten Solche Klassenzahlrelationen bewies zuerst Adolf Hurwitz 1885 weshalb sie nach ihm benannt sind Hecke Eigenformen spielen auch eine zentrale Rolle in der Serre Vermutung Atkin Lehner Theorie BearbeitenDer Raum der Spitzenformen ist bezuglich des Petersson Skalarprodukts ein Hilbertraum er besitzt also ein Orthonormalsystem als Basis und es ist haufig nutzlich eine Basis von simultanen Eigenformen der Hecke Operatoren zu finden was aber nicht fur alle Raume von Modulformen moglich ist hier werden auch Modulformen zu Kongruenzuntergruppen betrachtet in der Einleitung wurde die volle Modulgruppe betrachtet A O L Atkin und Joseph Lehner entwickelten aber 1970 fur Modulformen von G 0 N displaystyle Gamma 0 N nbsp spater auch auf andere Transformationsgruppen erweitert durch gleichzeitige Betrachtung der Raume fur verschiedene Stufen N eine Moglichkeit dass fur den Unterraum der sogenannten Neuformen New Forms primitive Formen zu erreichen Atkin Lehner Theorie 4 Zu diesen Neuformen orthogonale Formen heissen Altformen Old Forms Betrachtet wird zum Beispiel die Kongruenzuntergruppe der Modulgruppe G 0 N a b c d SL 2 Z c 0 mod N displaystyle Gamma 0 N left begin pmatrix a amp b c amp d end pmatrix in text SL 2 mathbf Z c equiv 0 pmod N right nbsp und zusatzlich die ineinander verschachtelten Untergruppen die sich ergeben wenn G 0 M displaystyle Gamma 0 M nbsp betrachtet werden wobei M displaystyle M nbsp ein Teiler von N M h displaystyle N M cdot h nbsp ist Der Raum der Spitzenformen zu G 0 M displaystyle Gamma 0 M nbsp ist dann ein Unterraum des Raums der Spitzenformen von G 0 N displaystyle Gamma 0 N nbsp mit der Inklusionsabbildung 5 S k G 0 M S k G 0 M S k G 0 N f z g z f z g z h displaystyle S k Gamma 0 M times S k Gamma 0 M to S k Gamma 0 N colon f z g z to f z g z h nbsp Als Altform bezeichnet man alle Modulformen der Stufe N die durch diese Inklusionsabbildung aus Modulformen der Stufen N p displaystyle frac N p nbsp entstehen wobei p alle Primzahlen durchlauft die N teilen Neuformen sind das orthogonale Komplement dazu bezuglich des Petersson Skalarprodukts Diese werden manchmal auch primitive Modulformen genannt Im Hilbertraum mit Petersson Skalarprodukt als innerem Produkt der zugehorigen Spitzenformen zu einem bestimmten Nebentypus und Gewicht sind die Hecke Operatoren T p displaystyle T p nbsp fur p die die Stufe N nicht teilen selbstadjungiert Speziell gilt das fur die Neuformen die ausserdem unter der Operation dieser Hecke Operatoren auf sich abgebildet werden ebenso wie die Altformen Man kann also eine orthogonale Basis bezuglich des Petersson Skalarprodukts von simultanen Eigenformen zu allen Hecke Operatoren im Raum der Neuformen bilden Falls zu viele Altformen vorhanden sind lasst sich das aber nicht auf den ganzen Raum der Modulformen ausdehnen Im Fall von N 1 existieren keine Primzahlteiler und es gibt keine Altformen und somit eine Basis simultaner Eigenformen fur den ganzen Raum Im Fall von k 2 gibt es keine nichtverschwindende Spitzenform fur die volle Modulgruppe N 1 und somit fur N p nur Neuformen hier ist also auch die Existenz einer Basis von Eigenformen fur den ganzen Raum sichergestellt Zusammenhang von Modulformen und Dirichletreihen Hecke L Reihen BearbeitenSei f z displaystyle f z nbsp eine Modulform vom Gewicht 2 k mit k gt 0 displaystyle k gt 0 nbsp und Fourierkoeffizienten a n displaystyle a n nbsp f z n 1 a n q n displaystyle f z sum n 1 infty a n q n nbsp die Eigenfunktion aller Hecke Operatoren T n displaystyle T n nbsp ist n 1 displaystyle n geq 1 nbsp T n f z l n T n displaystyle T n f z lambda n T n nbsp man kann sie auf a 1 1 displaystyle a 1 1 nbsp normalisieren und zeigen dass a n l n displaystyle a n lambda n nbsp fur n gt 1 displaystyle n gt 1 nbsp 6 Zwei normalisierte Modulfunktionen mit denselben Eigenwerten der Hecke Operatoren sind identisch Fur die Fourierkoeffizienten a n displaystyle a n nbsp gilt a n a m a n m displaystyle a n a m a n m nbsp falls ggT n m 1 a p a p m a p m 1 p 2 k 1 a p m 1 displaystyle a p a p m a p m 1 p 2k 1 a p m 1 nbsp fur prime p da die Fourierkoeffizienten dieselben Identitaten wie die Hecke Operatoren erfullen Hecke erkannte dass sich mit den Fourierkoeffizienten einer Modulform eine L Reihe Dirichletreihe bilden lasst L f s n 1 a n n s displaystyle L f s sum n 1 infty frac a n n s nbsp mit komplexen Zahlen s displaystyle s nbsp sie konvergiert absolut fur R e s gt 2 k displaystyle Re s gt 2k nbsp und lasst sich nach Hecke analytisch zu einer meromorphen Funktion in der gesamten komplexen Ebene fortsetzen ist die Modulform eine Spitzenform ist die Fortsetzung sogar holomorph Sie erfullt eine Euler Produktformel L f s p p r i m 1 1 a p p s p 2 k 1 2 s displaystyle L f s prod p rm prim frac 1 1 a p p s p 2k 1 2s nbsp Dies folgt aus den oben angegebenen Produktformeln fur die Fourierkoeffizienten und umgekehrt aus der Euler Produktformel die Koeffizienten Produktformel Die mit der Gammafunktion gebildete Funktion X f s 1 2 p s G s L f s displaystyle X f s frac 1 2 pi s Gamma s L f s nbsp erfullt eine Funktionalgleichung X f s 1 k X f 2 k s displaystyle X f s 1 k X f 2k s nbsp Zum Beweis benutzt man das Verhalten der Modulform bei Inversion f 1 z z 2 k f z displaystyle f frac 1 z z 2k f z nbsp und die Mellintransformation der Modulform Hecke bewies dass jede Dirichletreihe die eine Funktionalgleichung und Euler Produktentwicklung obiger Form besitzt und einige Regularitats und Wachstumsbedingungen erfullt von einer Modulform mit Gewicht 2k ableitbar ist Ausserdem ist diese Modulform genau dann simultane Eigenfunktion der Hecke Operatoren wenn sie obige Euler Produktformel erfullt Der Zusammenhang von Modulformen und Dirichletreihen heisst auch Hecke Korrespondenz Beim Namen Hecke L Reihe ist zu beachten dass es auch noch weitere davon verschiedene Hecke L Reihen gibt die mit Verallgemeinerungen der Dirichlet Charaktere Grossencharaktere nach Hecke ahnlich wie Dirichlet L Reihen gebildet werden Literatur BearbeitenT M Apostol Modular Functions and Dirichlet Series in Number Theory Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1990 ISBN 3 540 97127 0 M Koecher A Krieg Elliptische Funktionen und Modulformen Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1998 ISBN 3 540 63744 3 J P Serre A course in arithmetic Springer 1973 L J P Kilford Modular forms a classical and computational introduction Imperial College Press London 2008Einzelnachweise Bearbeiten Hecke Uber Modulfunktionen und die Dirichletschen Reihen mit Eulerscher Produktentwicklung Math Annalen Band 114 1937 S 1 28 In der oberen Halbebene holomorphen Serre A course in arithmetic Springer S 98 Atkin J Lehner Hecke operators on G 0 m displaystyle Gamma 0 m nbsp Mathematische Annalen Band 185 1970 S 134 160 pdf Kilford Modular Forms S 81 Serre A course in arithmetic Springer 1973 S 102 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hecke Operator amp oldid 214267547