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Die Landau Lifschitz Gilbert Gleichung mit englischer Transkription im Deutschen gelegentlich auch Landau Lifshitz Gilbert Gleichung genannt beschreibt in der Festkorperphysik das Zeit Verhalten der magnetischen Momente bzw der Magnetisierungsdichte eines ferromagnetischen Materials in Abhangigkeit vom sogenannten effektiven magnetischen Feld Das effektive magnetische Feld setzt sich unter anderem aus externen Magnetfeldern und internen Wechselwirkungen wie magnetischer Anisotropie Austauschwechselwirkung und dipolarer magnetischer Wechselwirkung zusammen Thermische Eigenschaften konnen durch einen stochastischen Anteil beschrieben werden In diesem Fall wird die Landau Lifshitz Gilbert Gleichung als Langevin Gleichung interpretiert Die Wechselwirkung mit freien elektrischen Stromen oder elektromagnetischen Wellen wird durch Kopplung mit den Maxwell Gleichungen beschrieben Die Anwendungen sind sehr weitreichend Beispiele sind die Berechnung von Hysteresekurven die Simulation mikromagnetischer Strukturen z B zur Erforschung magnetischer Speichermedien in der Materialforschung z B in Verbindung mit Neutronen Streuung und Hyperthermie in Verbindung mit magnetischen Nanopartikeln Benannt ist sie nach Lew Dawidowitsch Landau Jewgeni Michailowitsch Lifschitz 1 und Thomas L Gilbert 2 3 Unter Berucksichtigung der Wechselwirkungen in realen Materialien sind keine expliziten Losungen der Landau Lisfhitz Gilbert Gleichung bekannt Open Source Software zur Simulation der Landau Lifshitz Gleichung sind z B mumax3 4 VAMPIRE 5 OOMMF 6 und MicroMagus 7 Dieser Artikel wurde in die Qualitatssicherung der Redaktion Physik eingetragen Wenn du dich mit dem Thema auskennst bist du herzlich eingeladen dich an der Prufung und moglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen Der Meinungsaustausch daruber findet derzeit nicht auf der Artikeldiskussionsseite sondern auf der Qualitatssicherungs Seite der Physik statt Inhaltsverzeichnis 1 Klassischer Zugang zur Spindynamik Dynamik des magnetischen Moments 1 1 Larmor Gleichung 1 2 Landau Lifshitz Gleichung LL 1 3 Landau Lifshitz Gilbert Gleichung LLG 2 Landau Lifschitz Gleichung 3 Landau Lifschitz Gilbert Gleichung 4 Landau Lifshitz Gilbert Gleichung unter Berucksichtigung von Tragheitseffekten 5 Das effektive Feld 6 Spinwellen u A 7 Losungen zum Einkorperproblem der Landau Lifshitz Gleichung 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise und FussnotenKlassischer Zugang zur Spindynamik Dynamik des magnetischen Moments BearbeitenLarmor Gleichung Bearbeiten Der klassische Ansatz zur Dynamik des magnetischen Moments m displaystyle vec m nbsp basiert auf der Verknupfung von Resultaten aus der klassischen Mechanik und der klassischen Elektrodynamik Zum einen wird aus der klassischen Mechanik der Drallsatz herangezogen der die Zeitableitung des Drehimpulses L displaystyle vec L nbsp mit einem eingepragten Drehmoment T displaystyle vec T nbsp hier T displaystyle vec T nbsp fur torque da im Magnetismus M displaystyle vec M nbsp fur die Magnetisierung verwendet wird verknupft d L d t T 1 displaystyle frac mathrm d vec L mathrm d t vec T quad quad 1 nbsp Ein Ergebnis der klassischen Elektrodynamik ist dass das Drehmoment das herruhrend von einem externen Magnetfeld B displaystyle vec B nbsp an einem magnetischen Moment m displaystyle vec m nbsp wirkt durch die nachstehende Formel beschrieben ist hier hat das magnetische Moment die Einheit A m 2 displaystyle mathrm A mathrm m 2 nbsp und das Magnetfeld magnetische Flussdichte die Einheit T displaystyle mathrm T nbsp Tesla T m B 2 displaystyle vec T vec m times vec B quad quad 2 nbsp Durch Verknupfung der Gleichungen 1 und 2 erhalt man eine Beschreibung der zeitlichen Drehimpulsanderung eines Objektes mit magnetischem Moment m displaystyle vec m nbsp befindlich in einem externen Magnetfeld B displaystyle vec B nbsp d L d t m B 3 displaystyle frac mathrm d vec L mathrm d t vec m times vec B quad quad 3 nbsp In den folgenden Schritten wird nun der Drehimpuls L displaystyle vec L nbsp mit dem magnetischen Moment m displaystyle vec m nbsp verknupft sodass Gleichung 3 in eine geschlossene Differentialgleichung zur Beschreibung der Dynamik des magnetischen Moments m displaystyle vec m nbsp uberfuhrt werden kann Aus der klassischen Mechanik ist bekannt dass der Drehimpuls eines Systems durch den Hebelarm r displaystyle vec r nbsp und den Impuls p displaystyle vec p nbsp bzw Geschwindigkeit v displaystyle vec v nbsp gemass d p r m r v r d 3 r displaystyle mathrm d vec p rho m vec r vec v vec r mathrm d 3 r nbsp wobei hier mit m e displaystyle m e nbsp die Elektronenmasse herangezogen wird die effektive Massendichte ist r m r n m e V displaystyle rho m vec r nm e V nbsp und n displaystyle n nbsp die Anzahl an Elektronen beschrieben wird L R 3 r d p R 3 r r m r v r d 3 r n m e V V r v r d 3 r 4 displaystyle vec L int mathbb R 3 vec r times mathrm d vec p int mathbb R 3 vec r times rho m vec r vec v vec r mathrm d 3 r frac nm e V int V vec r times vec v vec r mathrm d 3 r quad quad 4 nbsp Das magnetische Moment m displaystyle vec m nbsp einer lokalisierten elektrischen Stromdichte j r r e r v r displaystyle vec j vec r rho e vec r vec v vec r nbsp mit Geschwindigkeitsfeld v r displaystyle vec v vec r nbsp und elektrischer Ladungsdichte r e r displaystyle rho e vec r nbsp wobei wir als effektive Elektronenladungsdichte r e r n e 0 V displaystyle rho e vec r ne 0 V nbsp heranziehen mit n displaystyle n nbsp der Anzahl an Elektronen ist gegeben durch m 1 2 R 3 r j r d 3 r 1 2 R 3 r r e r v r d 3 r n e 0 2 V V r v r d 3 r 5 displaystyle vec m frac 1 2 int mathbb R 3 vec r times vec j vec r d 3 r frac 1 2 int mathbb R 3 vec r times rho e vec r vec v vec r d 3 r frac ne 0 2V int V vec r times vec v vec r d 3 r quad quad 5 nbsp Man beachte an dieser Stelle dass es sich eigentlich um eine quasi klassische Betrachtung handelt da das Bohr van Leeuwen Theorem hier nicht berucksichtigt wird Nach diesem ist der Magnetismus bei Festkorpern ein rein quantenmechanischer Effekt Mit den Gleichungen 4 und 5 findet sich eine Relation zwischen magnetischem Moment m displaystyle vec m nbsp und Drehimpuls L displaystyle vec L nbsp magnetisches Moment des Bahndrehimpulses eines Elektrons 8 m e 0 2 m e L 6 displaystyle vec m frac e 0 2m e vec L quad quad 6 nbsp Nun lasst sich der Drehimpuls L displaystyle vec L nbsp in Gleichung 3 durch Gleichung 6 substituieren woraus die Larmor Gleichung folgt welche die Prazession Larmor Prazession des magnetischen Moments m displaystyle vec m nbsp in Anwesenheit eines externen Magnetfeldes B displaystyle vec B nbsp beschreibt d m d t g m B 7 displaystyle frac mathrm d vec m mathrm d t gamma vec m times vec B quad quad 7 nbsp Die Konstante g displaystyle gamma nbsp wird dabei als klassisches gyromagnetisches Verhaltnis definiert je nach Konvention wird das gyromagnetische Verhaltnis positiv oder negativ definiert was zur Folge hat dass sich auch das Vorzeichen in der Larmor Gleichung 7 andert g e 0 2 m e 8 displaystyle gamma frac e 0 2m e quad quad 8 nbsp Eine wichtige Eigenschaft der Larmor Gleichung ist dass die Vektornorm m m x 2 m y 2 m z 2 displaystyle vec m sqrt m x 2 m y 2 m z 2 nbsp erhalten bleibt m displaystyle vec m nbsp und m B displaystyle vec m times vec B nbsp sind orthogonal zueinander m d m d t g m m B 0 m d m d t d m 2 d t 2 m d m d t 0 9 displaystyle vec m cdot frac mathrm d vec m mathrm d t gamma vec m cdot vec m times vec B 0 quad rightarrow quad vec m perp frac d vec m dt quad quad rightarrow quad frac mathrm d vec m 2 mathrm d t 2 vec m cdot frac mathrm d vec m mathrm d t 0 quad quad 9 nbsp Aufgrund der Erhaltung der Amplitude des magnetischen Moments wird typischerweise in Computer Simulationen die Bewegungsgleichung so skaliert dass das magnetische Moment m displaystyle vec m nbsp nur einem Einheitsvektor entspricht und die physikalischen Kofaktoren in g displaystyle gamma nbsp enthalten sind Landau Lifshitz Gleichung LL Bearbeiten Da die Larmor Gleichung 7 bei konstantem Magnetfeld B displaystyle vec B nbsp nur zu einer Prazessions Bewegung des magnetischen Moments m displaystyle vec m nbsp fuhrt aus Experimenten zu ferromagnetischen Materialien aber bekannt ist dass die Magnetisierung ein Sattigungsverhalten aufweist bei starken eingepragten Magnetfeldern gilt m B displaystyle vec m parallel vec B nbsp im stationaren Grenzwert wurde von Landau und Lifshitz 1935 ein phanomenologischer Dampfungsterm der zu Gleichung 7 hinzuaddiert wird eingefuhrt Dabei wurde der Dampfungsterm so formuliert dass die Erhaltung der Amplitude des magnetischen Moments gultig bleibt Die Landau Lifshitz Gleichung ist wie folgt angebbar 9 10 d m d t g L L m B b L L m m B 10 displaystyle frac d vec m dt gamma LL vec m times vec B beta LL vec m times vec m times vec B quad quad 10 nbsp In dieser Form der Landau Lifshitz Gleichung wird davon ausgegangen dass m displaystyle vec m nbsp einem Einheitsvektor ohne physikalische Einheit entspricht D h der physikalische Bezug zu einem Einheitssystem ist durch die Konstanten g L L b L L displaystyle gamma LL beta LL nbsp gegeben Weiters ist in Gleichung 10 zu beachten dass es sich um die Formulierung fur ein einziges magnetisches Moment handelt In der mikromagnetischen Formulierung wird hingegen die Dynamik des Magnetisierungs Vektorfeldes M displaystyle vec M nbsp mit der Sattigungsmagnetisierung M M s displaystyle vec M M s nbsp als Amplitude beschrieben Es wird z B folgende Formulierung verwendet M t g M H e f f g l M s M M H e f f 11 displaystyle frac partial vec M partial t gamma vec M times vec H mathrm eff gamma frac lambda M s vec M times vec M times vec H mathrm eff quad quad 11 nbsp Auch hier werden je nach Autor und Anwendungsgebiet unterschiedliche Vorzeichenkonventionen des Prazessions Terms verwendet 1 9 10 11 Weiters wird im Mikromagnetismus die effektive magnetische Feldstarke H e f f displaystyle vec H mathrm eff nbsp anstelle der magnetischen Flussdichte verwendet die wiederum unter anderem eine Funktion der Magnetisierung M displaystyle vec M nbsp ist D h die magnetischen Eigenschaften eines Materials sind in der Relation zwischen H e f f displaystyle vec H mathrm eff nbsp und M displaystyle vec M nbsp kodiert Landau Lifshitz Gilbert Gleichung LLG Bearbeiten Die Landau Lifshitz Gilbert Gleichung ist eine zu Gleichung 10 aquivalente Gleichung und lasst sich durch Umformung aus der Landau Lifshitz Gleichung 10 herleiten Herleitung von 11 ausgehend ist ebenfalls analog moglich Umgekehrt ist auch die Landau Lifshitz Gleichung aus der Landau Lifshitz Gilbert Gleichung herleitbar In der folgenden Herleitung wird der Einfachheit halber die Notation m d m d t displaystyle dot vec m d vec m dt nbsp verwendet Im ersten Schritt wird das Kreuzprodukt m m displaystyle vec m times dot vec m nbsp betrachtet wobei aus Gleichung 10 folgt m m g L L m m B b L L m m m B 12 displaystyle vec m times dot vec m gamma LL vec m times vec m times vec B beta LL vec m times vec m times vec m times vec B quad quad 12 nbsp In Gleichung 12 ist der Term mit Kofaktor g L L displaystyle gamma LL nbsp wiederum mit Hilfe der Landau Lifshitz Gleichung 10 darstellbar Zunachst wird Gleichung 10 wie folgt umgestellt m g L L m B b L L m m B 10 m m B g L L b L L m B 1 b L L m 13 displaystyle dot vec m gamma LL vec m times vec B beta LL vec m times vec m times vec B quad quad 10 quad rightarrow quad vec m times vec m times vec B frac gamma LL beta LL vec m times vec B frac 1 beta LL dot vec m quad quad 13 nbsp Weiters vereinfacht sich das Dreifach Kreuzprodukt in Gleichung 12 unter der Annahme dass m displaystyle vec m nbsp ein Einheitsvektor ist wie folgt m m m B m B w o b e i m 1 14 displaystyle vec m times vec m times vec m times vec B vec m times vec B quad mathrm wobei quad vec m 1 quad quad 14 nbsp Durch Verwendung der Gleichungen 13 und 14 in Gleichung 12 ergibt sich m m g L L 2 b L L m B g L L b L L m b L L m B 15 displaystyle vec m times dot vec m frac gamma LL 2 beta LL vec m times vec B frac gamma LL beta LL dot vec m beta LL vec m times vec B quad quad 15 nbsp Durch Umstellung von Gleichung 15 nach m displaystyle dot vec m nbsp findet man m g L L 2 b L L 2 g L L m B b L L g L L m m 16 displaystyle dot vec m frac gamma LL 2 beta LL 2 gamma LL vec m times vec B frac beta LL gamma LL vec m times dot vec m quad quad 16 nbsp Mit den Definitionen 9 g L L G g L L 2 b L L 2 g L L b L L G b L L g L L 17 displaystyle gamma LLG frac gamma LL 2 beta LL 2 gamma LL quad beta LLG frac beta LL gamma LL quad quad 17 nbsp schreibt sich einfacher 9 m g L L G m B b L L G m m 18 displaystyle dot vec m gamma LLG vec m times vec B beta LLG vec m times dot vec m quad quad 18 nbsp Diese Gleichung wir als Landau Lifshitz Gilbert Gleichung bezeichnet Zu den Definitionen 17 git es eine eindeutige Umkehrung g L L g L L G 1 b L L G 2 b L L g L L G b L L G 1 b L L G 2 19 displaystyle gamma LL frac gamma LLG 1 beta LLG 2 quad beta LL frac gamma LLG beta LLG 1 beta LLG 2 quad 19 nbsp Landau Lifschitz Gleichung BearbeitenDie ursprungliche Landau Lifschitz Gleichung wurde im Jahr 1935 aufgestellt Sie lautet M t g M H e f f g l M M M H e f f displaystyle frac partial vec M partial t gamma vec M times vec H mathrm eff gamma frac lambda M vec M times vec M times vec H mathrm eff nbsp und beschreibt sowohl die Prazession der magnetischen Momente als auch die auftretende Dissipation Dabei bezeichnet M displaystyle vec M nbsp die Magnetisierung H e f f displaystyle vec H mathrm eff nbsp das effektive Magnetfeld l displaystyle lambda nbsp einen phanomenologischen kleinen Dampfungsparameter und g g e 2 m e m displaystyle gamma tfrac ge 2m approx tfrac e m nbsp das gyromagnetische Verhaltnis des Elektrons mit dem Lande Faktor g displaystyle g nbsp der Elementarladung e displaystyle e nbsp und der Elektronenmasse m displaystyle m nbsp Der erste Term beschreibt die Prazession der zweite die Dissipation Dabei bleibt der Betrag von M displaystyle vec M nbsp erhalten denn es gilt t M 2 2 M t M 0 displaystyle frac partial partial t vec M 2 2 frac partial vec M partial t cdot vec M 0 nbsp Diesen konstanten Betrag nennt man die Sattigungsmagnetisierung M M displaystyle M vec M nbsp In der stationaren Losung des Systems zu der das System strebt wenn es sich selbst uberlassen wird stehen Magnetisierung und effektives magnetisches Feld parallel zueinander Landau Lifschitz Gilbert Gleichung Bearbeiten1955 fuhrte Gilbert eine Herleitung der Landau Lifschitz Gleichung auf der Basis des Lagrange Formalismus durch Er konnte zeigen dass eine rigorose quantenstatistische Rechnung dasselbe Ergebnis liefert wie die Hinzufugung einer klassischen Rayleighschen Dissipationsfunktion zur Lagrangefunktion Mit dieser gelangt man zu der Landau Lifschitz Gilbert Gleichung M t g M H e f f l M M M t displaystyle frac partial vec M partial t gamma vec M times vec H mathrm eff frac lambda M vec M times frac partial vec M partial t nbsp Wird diese Gleichung iteriert in sich eingesetzt ergibt sich eine Form die der der Landau Lifschitz Gleichung entspricht M t g 1 l 2 M H e f f g 1 l 2 l M M M H e f f displaystyle frac partial vec M partial t frac gamma 1 lambda 2 vec M times vec H mathrm eff frac gamma 1 lambda 2 frac lambda M vec M times vec M times vec H mathrm eff nbsp Der einzige Unterschied ist dass das gyromagnetische Verhaltnis durch ein effektives gyromagnetisches Verhaltnis ersetzt wird das vom Dampfungsparameter abhangig ist Wie in der Mechanik beim gedampften Oszillator wirkt sich die Dampfung somit auf die Prazessionsfrequenz aus Fur den Fall kleiner Dampfung geht die Landau Lifschitz Gilbert Gleichung in die Landau Lifschitz Gleichung uber Landau Lifshitz Gilbert Gleichung unter Berucksichtigung von Tragheitseffekten BearbeitenEine Erweiterung der Landau Lifshitz Gilbert Gleichung zur Berucksichtigung von Tragheitseffekten die z B zu Nutationsbewegungen fuhren beinhaltet einen Zusatzterm mit einer Zeitableitung zweiter Ordnung M t M g H e f f l M M t g i M 2 M t 2 displaystyle frac partial vec M partial t vec M times left gamma vec H mathrm eff frac lambda M frac partial vec M partial t frac gamma iota M frac partial 2 vec M partial t 2 right nbsp In der Literatur wird oft auch eine negierte Variante dieser Gleichung verwendet was eine gegenlaufige Dynamik beschreibt Um es in diesem Artikel konsistent zu halten wird die Notation der Gleichungen aus den vorigen Abschnitten beibehalten Der Parameter i displaystyle iota nbsp wird in Analogie zur klassischen Mechanik als magnetisches Tragheitsmoment bezeichnet magnetic moment of inertia 12 13 Das effektive Feld BearbeitenLandau und Lifschitz haben 1935 noch angegeben wie der Vektor H e f f displaystyle vec H mathrm eff nbsp von allen vier beteiligten Wechselwirkungen der magnetischen Austauschenergie der Dipol Dipol Energie der Anisotropieenergie und der Zeeman Energie abhangt Das effektive Feld H e f f displaystyle vec H mathrm eff nbsp wird in der Regel zunachst durch ein Energie Funktional H displaystyle mathcal H nbsp einen Hamiltonian reprasentiert und ergibt sich folglich aus der ersten Variation nach der Magnetisierung M displaystyle vec M nbsp Dabei stellen H e x displaystyle mathcal H mathrm ex nbsp die Energie der Austauschwechselwirkung H d m i displaystyle mathcal H mathrm dmi nbsp die Energie der Dzyaloshinkii Moriya Wechselwirkung H m c displaystyle mathcal H mathrm mc nbsp die Energie der magnetokristallinen Wechselwirkung H m e displaystyle mathcal H mathrm me nbsp die Energie der magnetoelastischen Wechselwirkung H Z displaystyle mathcal H mathrm Z nbsp die Energie der Wechselwirkung mit externen Feldern Zeeman Wechselwirkung und H d displaystyle mathcal H mathrm d nbsp die Energie der Dipol Dipol Wechselwirkung dar 14 15 16 H H e x H d m i H m c H m e H Z H d H e f f d H d M displaystyle begin aligned mathcal H amp mathcal H mathrm ex mathcal H mathrm dmi mathcal H mathrm mc mathcal H mathrm me mathcal H Z mathcal H d vec H mathrm eff amp frac delta mathcal H delta vec M end aligned nbsp In der nachfolgenden Tabelle sind die Energien fur den mesoskopischen Fall angegeben Auf kleineren Langenskalen sind andere Ausdrucke zu verwenden welche die Energien auf atomarer Ebene diskret nicht kontinuierlich beschreiben Die Energien der magnetokristallinen und magnetoelastischen Anisotropie hangen von der Gitterstruktur des Materials ab 17 Daher sind hier keine expliziten Ausdrucke der Energiedichten angegeben Wechselwirkungen der mikromagnetischen Feldtheorie Hamiltonian Energie Magnetische Austauschwechselwirkung H e x A V m x 2 m y 2 m z 2 d 3 r displaystyle mathcal H mathrm ex A int V nabla m x 2 nabla m y 2 nabla m z 2 mathrm d 3 r nbsp Magnetische Dipol Dipol Wechselwirkung Demagnetisierungs Feld H d 1 2 V H d M d 3 r displaystyle mathcal H mathrm d frac 1 2 int V vec H d cdot vec M mathrm d 3 r nbsp Magnetokristalline Anisotropie H m c w m c d 3 r displaystyle mathcal H mathrm mc int omega mathrm mc mathrm d 3 r nbsp Magnetoelastische Anisotropie H m e w m e d 3 r displaystyle mathcal H mathrm me int omega mathrm me mathrm d 3 r nbsp Zeeman Wechselwirkung H Z V H e x t M d 3 r displaystyle mathcal H Z int V vec H mathrm ext cdot vec M mathrm d 3 r nbsp Dzyaloshinskii Moriya Wechselwirkung H d m i i j k D i j k m i m j k m j m i k d 3 r i j k x y z displaystyle mathcal H mathrm dmi int sum i j k D ijk left m i frac partial m j partial k m j frac partial m i partial k right mathrm d 3 r quad i j k in x y z nbsp Spinwellen u A Bearbeiten nbsp Eine sog Spinwelle in einem ferromagnetischen FestkorperMit den Landau Lifschitz Gilbert Gleichungen konnen u a auch dynamische Zustande z B Spinwellen wie im nebenstehenden Bild realistisch behandelt werden wobei alle relevanten Geometrien beispielsweise auch Dunnschicht Geometrien und Wechselwirkungen u a auch die sehr langreichweitige magnetische Dipol Dipol Wechselwirkung voll berucksichtigt werden konnen wenn man bei den Computersimulationen hohen Speicherbedarf und entsprechende Rechenzeiten in Kauf nimmt 18 Die Dispersionsrelationen in diesen Systemen das sind die Beziehungen zwischen Frequenz und Wellenlange der Anregungszustande sind wegen der hohen Zahl der charakteristischen Langen des Systems und der beteiligten Winkel sehr komplex Losungen zum Einkorperproblem der Landau Lifshitz Gleichung BearbeitenIn diesem Abschnitt ist die Losung der Landau Lifshitz Gleichung fur ein magnetisches Moment Einpartikel System unter dem Einfluss eines homogenen effektiven Feldes H eff displaystyle vec H text eff nbsp prasentiert Die besagte Problemstellung ist nachfolgend dargestellt wobei die Konstante b displaystyle beta nbsp als Platzhalter dient Durch Anpassung der Kofaktoren g b displaystyle gamma beta nbsp ergibt sich die Losung der Landau Lifshitz Gilbert Gleichung auch im Falle eines homogenen effektiven Feldes d m d t g m H eff b m m H eff m 0 m 0 m 0 m 0 m 0 2 m 0 2 0 H eff t H e f f t e H e H const e H 1 displaystyle frac text d vec m text d t gamma vec m times vec H text eff beta vec m times vec m times vec H text eff quad vec m 0 vec m 0 quad vec m 0 m 0 sqrt m 0 parallel 2 m 0 perp 2 neq 0 quad vec H text eff t H mathrm eff t cdot vec e H quad vec e H text const quad vec e H 1 nbsp Die Losung dieser Differentialgleichung findet man am einfachsten durch die Zerlegung von m displaystyle vec m nbsp in einen orthogonalen und parallelen Anteil bezuglich H e f f displaystyle vec H mathrm eff nbsp Ohne Einschrankung der Allgemeinheit lasst sich H e f f H e f f t e z displaystyle vec H mathrm eff H mathrm eff t cdot vec e z nbsp ansetzen wobei die nachfolgende Parametrisierung wie sich zeigt zur Problemstellung passt Alle weiteren Losungen zu beliebig anderen Richtungen von H e f f displaystyle vec H mathrm eff nbsp finden sich mit Hilfe der Anwendung von Rotationsmatrizen nbsp Darstellung der Losung der Landau Lifshitz Gleichung bei konstantem effektivem Feld Die Richtungen des Prazessions und Dampfungsterms sowie der Zeitableitung des magnetischen Moments sind durch die Pfeile reprasentiert m ps f m 0 sech ps cos f sech ps sin f tanh ps displaystyle vec m psi varphi m 0 begin bmatrix operatorname sech psi cos varphi operatorname sech psi sin varphi tanh psi end bmatrix nbsp So reduziert sich die Landau Lifshitz Gleichung durch Transformation auf zwei lineare Differentialgleichungen der Form d ps d t m 0 b H e f f t ps 0 artanh m 0 m 0 d f d t g H e f f t f 0 0 displaystyle begin cases displaystyle frac text d psi text d t m 0 beta H mathrm eff t amp psi 0 operatorname artanh left frac m parallel 0 m 0 right displaystyle frac text d varphi text d t gamma H mathrm eff t amp varphi 0 0 end cases nbsp Die Losungen dieser Differentialgleichungen findet sich durch direkte Integration ps t m 0 b 0 t H e f f t d t artanh m 0 m 0 f t g 0 t H e f f t d t displaystyle begin cases psi t m 0 beta displaystyle int 0 t H mathrm eff tau text d tau operatorname artanh left frac m parallel 0 m 0 right varphi t gamma displaystyle int 0 t H mathrm eff tau text d tau end cases nbsp Im Falle eines zeitkonstanten effektiven Feldes H e f f t c o n s t displaystyle H mathrm eff t mathrm const nbsp und b 0 displaystyle beta 0 nbsp fuhrt das magnetische Moment eine reine Prazessionsbewegung aus Die Losung ist dabei gegeben durch die folgende Gleichung wobei die Frequenz der Prazession auch als Larmor Frequenz f L a r m o r displaystyle f mathrm Larmor nbsp bezeichnet wird m t m 0 cos w t m 0 sin w t m 0 w 2 p f L a r m o r f L a r m o r g H e f f 2 p displaystyle vec m t begin bmatrix m 0 perp cos omega t m 0 perp sin omega t m 0 parallel end bmatrix quad quad omega 2 pi f mathrm Larmor quad quad f mathrm Larmor frac gamma H mathrm eff 2 pi nbsp Im Falle eines zeitkonstanten effektiven Feldes H t H e f f c o n s t displaystyle H t H mathrm eff mathrm const nbsp und b 0 displaystyle beta neq 0 nbsp findet sich hingegen die Losung 19 m t m 0 sech 3 t h cos w t sech 3 t h sin w t tanh 3 t h mit w 2 p f L a r m o r 3 b H e f f m 0 h artanh m 0 m 0 displaystyle vec m t m 0 cdot begin bmatrix operatorname sech left xi t eta right cos left omega t right operatorname sech left xi t eta right sin left omega t right tanh left xi t eta right end bmatrix text mit quad omega 2 pi f mathrm Larmor quad xi beta H mathrm eff m 0 quad eta operatorname artanh left frac m 0 parallel m 0 right nbsp nbsp In dieser Abbildung ist das Zeitverhalten der Dampfung der Landau Lifshitz Gleichung im Falle eines zeitkonstanten homogenen effektiven Feldes dargestellt Die Achsen des Graphen sind logarithmisch skaliert Die Zeitkonstante teq gibt an zu welchem Zeitpunkt der Gleichgewichtszustand zu 99 9 erreicht ist In der nebenstehenden Abbildung ist diese Losung bildlich dargestellt Die Spitze des magnetischen Moments m displaystyle boldsymbol m nbsp fuhrt eine spiralformige Bewegung auf einer Kugeloberflache mit Radius m 0 displaystyle m 0 nbsp aus und zeigt im stationaren Endwert parallel zum effektiven Feld Zur Abschatzung des Zeitverhaltens der Dampfung bietet es sich an den Parameter h displaystyle eta nbsp in Abhangigkeit vom Winkel ϕ 0 displaystyle phi 0 nbsp zwischen dem Anfangswert der Magnetisierung m 0 displaystyle vec m 0 nbsp und dem effektiven Feld H eff displaystyle vec H text eff nbsp zu beschreiben Hierzu ist die geometrische Eigenschaft des Skalarproduktes hilfreich h artanh m 0 m 0 artanh cos ϕ 0 0 lt ϕ 0 p displaystyle eta operatorname artanh left frac m 0 parallel m 0 right operatorname artanh cos phi 0 quad 0 lt phi 0 leq pi nbsp Im stationaren Gleichgewicht fur t displaystyle t rightarrow infty nbsp streben die Werte der Funktion tanh displaystyle tanh nbsp gegen 1 displaystyle 1 nbsp Deshalb lasst sich folgende Gleichung zu Abschatzung ansetzen tanh 3 t eq h 99 9 t eq 3 8 artanh cos ϕ 0 3 ϕ 0 gt 3 displaystyle tanh xi t text eq eta stackrel 99 9 quad rightarrow quad t text eq approx frac 3 8 operatorname artanh cos phi 0 xi quad phi 0 gt 3 circ nbsp Literatur 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php title Landau Lifschitz Gilbert Gleichung amp oldid 231623761