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Kyrpidia tusciae ist die einzige Art der Gattung Kyrpidia Es handelt sich um grampositive Bakterien aus der Familie der Alicyclobacillaceae in der Ordnung der Bacillales Wie auch andere Vertreter der Alicyclobacillaceae sind sie acidophil saureliebend und thermophil warmeliebend Ausserdem sind sie in der Lage Wasserstoff zu oxidieren um daraus Energie zu gewinnen Die Bakterienart wurde 1984 in einem Geothermalgebiet in der italienischen Landschaft Tuszien entdeckt Von den Entdeckern wurde sie als eine Bacillus Art klassifiziert mit dem wissenschaftlichen Namen Bacillus tusciae Erst durch genetische Untersuchungen von 2011 wurde erkannt dass zu wenig Gemeinsamkeiten mit der Gattung Bacillus bestehen so dass sie 2012 als Kyrpidia tusciae in eine neue Gattung uberstellt wurde Bacillus tusciae ist das Basonym Kyrpidia tusciaeSystematikAbteilung FirmicutesKlasse BacilliOrdnung BacillalesFamilie AlicyclobacillaceaeGattung KyrpidiaArt Kyrpidia tusciaeWissenschaftlicher Name der GattungKyrpidia Bonjour amp Aragno 1985 Klenk et al 2012Wissenschaftlicher Name der ArtKyrpidia tusciaeKlenk et al 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Erscheinungsbild 1 2 Wachstum und Stoffwechsel 1 3 Genetik 1 4 Chemotaxonomie 1 5 Pathogenitat 2 Vorkommen und Okologie 3 Systematik 3 1 Aussere Systematik 3 2 Innere Systematik 3 3 Etymologie 4 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenErscheinungsbild Bearbeiten Die Zellen von Kyrpidia tusciae sind stabchenformig mit einem Durchmesser von 0 8 µm und einer Lange von 4 bis 5 µm 1 Sie liegen meist in Ketten von mehreren Zellen angeordnet vor Bei jungen Kulturen verlauft die Gram Farbung positiv und die Endosporen lassen sich als ovale Einschlusse an einem Ende der Mutterzelle erkennen dabei wird die Zelle aufgetrieben Die Zellen sind durch einzelne lateral d h seitlich angeordnete Flagellen aktiv beweglich 1 Wachstum und Stoffwechsel Bearbeiten Kyrpidia tusciae ist chemoorgano heterotroph und fakultativ chemolitho autotroph 2 Im Rahmen ihres Stoff und Energiewechsels kann K tusciae heterotroph verschiedene Alkohole Aminosauren und kurzkettige Fettsauren jedoch keine Kohlenhydrate verwerten 1 Besseres Wachstum erfolgt unter autotrophen Bedingungen hierbei wird molekularer Wasserstoff H2 oxidiert und Kohlenstoffdioxid CO2 reduziert Sauerstoff ist fur das Wachstum nicht notwendig wirkt sich aber auch nicht hemmend aus K tusciae ist fakultativ anaerob Katalase und Oxidase Test verlaufen schwach positiv 2 Optimales Wachstum erfolgt bei pH Werten zwischen pH 4 2 und pH 4 8 die Art ist acidophil saureliebend Ausserdem ist sie als thermophil warmeliebend zu charakterisieren da sie nur bei relativ hohen Temperaturen zur Vermehrung fahig ist Das Wachstum erfolgt in einem Temperaturbereich von 47 bis 67 C optimal bei 55 C 1 2 Weitere Untersuchungen des Stoffwechsels ergaben dass in den Zellen von K tusciae eine Enzymaktivitat der Malatdehydrogenase nachweisbar ist Bei aeroben Organismen ist dieses Enzym am Citratzyklus beteiligt und oxidiert Malat zu Oxalacetat wobei NAD reduziert wird Die Malatdehydrogenase aus K tusciae ist hiervon abweichend nicht in der Lage NAD oder NADP zu reduzieren Weiterhin wurde die Aktivitat einer Hydrogenase nachgewiesen die die Oxidation von Wasserstoff katalysiert Die Bildung des Enzyms wird durch die Anwesenheit von Wasserstoff induziert Zellen die unter autotrophen Bedingungen kultiviert werden weisen im Stoffwechsel den Calvin Zyklus auf bei dem CO2 durch das Enzym Ribulose 1 5 bisphosphat carboxylase RuBisCO assimiliert wird Die auf diese Weise kultivierten Zellen weisen Einschlusse von Polyhydroxybuttersaure auf die als Speicherstoff dienen 1 2 Genetik Bearbeiten Die Vertreter der Firmicutes zeichnen sich im Allgemeinen durch einen niedrigen GC Gehalt also einem niedrigen Anteil der Nukleinbasen Guanin und Cytosin in der Bakterien DNA aus Obwohl Kyrpidia tusciae zu der Abteilung der Firmicutes zahlt weist sie einen eher hohen GC Gehalt auf er liegt bei 59 1 Molprozent 2 Diese Besonderheit zeigt auch die verwandte Gattung Alicyclobacillus 3 deren Vertreter fruher ebenfalls der Gattung Bacillus zugerechnet wurden Das Genom des Bakterienstammes Kyrpidia tusciae DSM 2912 wurde 2010 vollstandig sequenziert 2 4 Das Bakterium war zu diesem Zeitpunkt noch in der Gattung Bacillus eingeordnet und die Sequenzierung sollte Aufschluss uber seine phylogenetische Position innerhalb der Bakterien geben Dies geschah innerhalb des Projekts Genomic Encyclopedia of Bacteria and Archaea als GEBA abgekurzt ubersetzt Genom Enzyklopadie der Bakterien und Archaeen 5 Die Genomgrosse betragt 3385 Kilobasenpaare kb 4 und entspricht damit etwa 75 der Genomgrosse von Escherichia coli Es sind 3150 Proteine annotiert 4 Das Genom verteilt sich auf einem zirkularen Bakterienchromosom Plasmide sind nicht vorhanden 2 Ausserdem wurden fur phylogenetische Untersuchungen die Nukleotide der 16S rRNA bestimmt ein fur Prokaryoten typischer Vertreter der ribosomalen RNA 6 Chemotaxonomie Bearbeiten Das Hauptchinon ist Menachinon vom Typ MK 7 2 Bei den Lipiden in der Biomembran handelt es sich hauptsachlich um verzweigtkettige gesattigte Fettsauren Typische Vertreter sind Fettsauren mit den Abkurzungen iso C15 0 iso Pentadecansaure und iso C17 0 iso Heptadecansaure 2 Diese Fettsauren mit insgesamt 15 bzw 17 C Atomen gehoren zu den ungeradzahligen Fettsauren Die fur Alicyclobacillus typischen Omega alicyclischen Fettsauren kommen bei Kyrpidia nicht vor 2 Pathogenitat Bearbeiten Kyrpidia tusciae ist nicht pathogen krankheitserregend das Basonym Bacillus tusciae wird durch die Biostoffverordnung in Verbindung mit der TRBA Technische Regeln fur Biologische Arbeitsstoffe 466 der Risikogruppe 1 zugeordnet 7 Vorkommen und Okologie BearbeitenDas Habitat von Kyrpidia tusciae ist an extremen Standorten zu finden Der erste Kyrpidia Stamm wurde 1984 aus Heisswasserquellen mit Solfataren in der italienischen Landschaft Tuszien isoliert 2 Die Thermalquellen enthalten durch die vulkanische Aktivitat Ausstromungen von Gasen wie Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid das Wasser weist nur einen geringen Anteil von organischen Verbindungen auf 1 K tusciae ist durch den fakultativ chemolitho autotrophen Stoffwechsel und das thermoacidophile Wachstum an das Habitat angepasst Dies fuhrt dazu dass sie unter Laborbedingungen nur schlecht zu kultivieren ist 2 Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Kyrpidia tusciae ist die einzige Art und somit auch die Typusart der Gattung Kyrpidia und zahlt zu der Familie der Alicyclobacillaceae in der Ordnung der Bacillales 8 Diese Ordnung gehort zu der Abteilung der Firmicutes Ursprunglich wurde das Bakterium 1984 von Fabienne Bonjour und Michel Aragno isoliert untersucht und erstbeschrieben Wegen der morphologischen und biochemischen Ahnlichkeiten wurde es der Gattung Bacillus zugeordnet und als Bacillus tusciae bezeichnet 1 Genau wie bei den Bacilli sind die Zellen stabchenformig und bilden Endosporen ausserdem sind auch einige thermophile Bacillus Arten bekannt Eine phylogenetische Untersuchungen der 16S rRNA erfolgte erst 1994 6 Die Wissenschaftler fanden heraus dass Bacillus tusciae mehr Ahnlichkeit mit Vertretern der Gattung Alicyclobacillus aufweist als mit der Gattung Bacillus und sprachen sich fur eine neue Zuordnung in der Bakteriensystematik aus falls auch phanotypische Merkmale die phylogenetische Untersuchungsergebnisse stutzen 9 Eine weitere vergleichende Untersuchung der 16S rRNA im Jahr 2009 zeigte ebenfalls dass es zu viele Unterschiede fur eine Einordnung in der Gattung Bacillus gibt 10 Aber erst 2011 gelang es einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern um Hans Peter Klenk nach der vollstandigen Sequenzierung des Genoms genugend Anhaltspunkte dafur zu finden Ihre Untersuchung bestatigte auch die Verwandtschaft zu Alicyclobacillus Wie bei Vertretern dieser Gattung fehlt auch dem untersuchten Bakterienstamm das sspE Gen das fur saurelosliche Sporenproteine codiert und haufig bei Vertretern der Bacillales zu finden ist Der Vergleich der Sequenzen der 16S rRNA ergab eine Ahnlichkeit von 87 5 bis 89 0 mit den bekannten Alicyclobacilli Diese Werte werden fur eine Zuordnung zu der Gattung als zu gering betrachtet die Unterschiede sind hingegend ausreichend um eine Typusart einer neuen Gattung zu etablieren Gestutzt wird dies durch phanotypische Merkmale beispielsweise das Fehlen der fur Alicyclobacillus typischen Omega alicyclischen Fettsauren 2 Mit Veroffentlichung in der Validation List no 146 im Jahr 2012 wurden die Art und die Gattung nach den Regeln des Bakteriologischen Codes anerkannt 11 Somit wurde die Gattung als Kyrpidia gen nov lateinisch genus novum fur neue Gattung und die Art als Kyrpidia tusciae comb nov lat combinatio nova fur neue Kombination bezeichnet Bacillus tusciae gilt als Basonym 8 Der Verwandtschaft mit Alicyclobacillus wird Rechnung getragen indem beide Gattungen zusammen mit der 2008 erstbeschriebenen Gattung Tumebacillus die Familie der Alicyclobacillaceae bilden Innere Systematik Bearbeiten Der im Geothermalgebiet entdeckte und zunachst als T2 bezeichnete Bakterienstamm ist der Typusstamm der Art Er wurde in den Sammlungen von Mikroorganismen unter anderem in Japan als NBRC 15312 Belgien als LMG 17940 und Deutschland bei der DSMZ als DSM 2912 hinterlegt 12 Etymologie Bearbeiten Der Gattungsname Kyrpidia wurde zu Ehren von Nikolaos C Kyrpides gewahlt Er ist ein griechischstammiger US amerikanischer Wissenschaftler und gehort zu den Mitbegrundern des GEBA Projekts Der Artname K tusciae verweist auf den Fundort des Bakteriums die italienische Region Tuszien im Italienischen als Tuscia bezeichnet Der Artname wurde von Bonjour und Aragno gewahlt die das Bakterium als Bacillus tusciae bezeichneten 8 Nach den Regeln des Bakteriologischen Codes bleibt der Artname bei der Zuordnung zu einer neuen Gattung erhalten Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Fabienne Bonjour Michel Aragno Bacillus tusciae a new species of thermoacidophilic facultatively chemolithoautotrophic hydrogen oxidizing sporeformer from a geothermal area In Archives of Microbiology Band 139 Nr 4 November 1984 S 397 401 ISSN 0302 8933 doi 10 1007 BF00408386 a b c d e f g h i j k l m Hans Peter Klenk Alla Lapidus u a Complete genome sequence of the thermophilic hydrogen oxidizing Bacillus tusciae type strain T2 and reclassification in the new genus Kyrpidia gen nov as Kyrpidia tusciae comb nov and emendation of the family Alicyclobacillaceae da Costa and Rainey 2010 In Standards in Genomic Sciences Band 5 Nr 1 Oktober 2011 S 121 134 ISSN 1944 3277 doi 10 4056 sigs 2144922 PMID 22180816 PMC 3236038 freier Volltext G I Karavaiko T I Bogdanova u a Reclassification of Sulfobacillus thermosulfidooxidans subsp thermotolerans strain K1 as Alicyclobacillus tolerans sp nov and Sulfobacillus disulfidooxidans Dufresne et al 1996 as Alicyclobacillus disulfidooxidans comb nov and emended description of the genus Alicyclobacillus In International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Band 55 Nr 2 Marz 2005 S 941 947 ISSN 1466 5026 doi 10 1099 ijs 0 63300 0 PMID 15774689 a b c Kyrpidia tusciae In Website Genome des National Center for Biotechnology Information NCBI Abgerufen am 4 November 2014 D Wu P Hugenholtz u a A phylogeny driven genomic encyclopaedia of Bacteria and Archaea In Nature Band 462 Nr 7276 Dezember 2009 S 1056 1060 ISSN 1476 4687 doi 10 1038 nature08656 PMID 20033048 PMC 3073058 freier Volltext a b Kyrpidia tusciae strain DSM 2912 16S ribosomal RNA gene complete sequence In Website Nucleotide von Kyrpidia tusciae des National Center for Biotechnology Information NCBI Abgerufen am 5 November 2014 TRBA Technische Regeln fur Biologische Arbeitsstoffe 466 Einstufung von Prokaryonten Bacteria und Archaea in Risikogruppen In Webseite der Bundesanstalt fur Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin BAuA 25 April 2012 S 36 abgerufen am 4 November 2014 a b c Jean Euzeby Aidan C Parte Genus Kyrpidia In 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