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Der Kulmer Steig ist ein Synonym fur Verkehrsverbindungen aus dem Elbtal uber das ostliche Osterzgebirge ins bohmische Kulm Er ist ein Altstrassensystem teilweise verfallener und unbefestigter historischer Verkehrswege Aufgrund archaologischer Funde lassen sich diese historischen Fernwege noch heute bestimmen Die Wege fuhren allesamt aus dem Elbtal zwischen Dresden und Pirna nach Suden und queren als Erzgebirgspasse das Osterzgebirge auf sachsischer Seite zwischen Furstenwalde im Westen und Oelsen im Osten Die offensichtlich gunstigsten Ubergange finden sich bei Muglitz Mohelnice und von dort weiter uber Ebersdorf Habartice und den Geiersberg sowie bei Schonwald Krasny Les und weiter uber den Nollendorfer Pass nach Kulm Der Kulmer Steig verdankte seine Verkehrsgunst der mit 30 km auf eine Tagesstrecke begrenzten reinen Wildlandpassage Kulmer Steig bei Bad GottleubaTeilweise gibt es auch Uberschneidungen mit dem Alten Konigsweg Via Regia von Koln nach Krakau bzw Berlin nach Prag sowie der Salzstrasse von Halle nach Prag Inhaltsverzeichnis 1 Streckenverlauf des Kulmer Steigs 2 Zeitliche Einordnung 3 Siehe auch 4 LiteraturStreckenverlauf des Kulmer Steigs BearbeitenBei fluchtiger Betrachtung der geografischen Verhaltnisse verwundert es zunachst dass von Dresden aus nicht die direkte sudliche Route uber das Erzgebirge oder aber der ufernahe Weg entlang der Elbe bis nach Bohmen genutzt wurden nbsp Altstrassensystem des Kulmer Steigs Haupttrasse rot ostliche Trasse blau westliche Trasse grun Nebenzweige gelb Beide Wege weisen erhebliche Nachteile auf Die von Dresden aus uber die Freitaler Hohen verlaufende sudliche Trasse quert das Erzgebirge bei Zinnwald in einer Hohe von immerhin 850 m u NN Cinovec Die Anstiege und der Abstieg auf bohmischer Seite sind zum Teil sehr steil und die klimatischen Bedingungen insbesondere im Winter sind eher ungunstig wie noch heute die Nutzer der B 170 im Raum Altenberg Zinnwald jeden Winter erfahren mussen Der elbnahe Uferweg hingegen fuhrt durch eine canyonartige Schlucht in der Bohmischen Schweiz wodurch er unter Berucksichtigung von Sicherheitserwagungen der Handelsreisenden als eher unsicher galt zumal die nur wenig besiedelte Region auch nur wenig Schutz bot Die Burgen in der Sachsischen und der Bohmischen Schweiz insbesondere nach der Verarmung der adligen Besitzer im 15 Jahrhundert dienten wohl ausserdem eher dem Raubrittertum als dem Schutz der Handelswege Die Nutzung des ostlichen Osterzgebirges bietet trotz eines Umweges nur massige Steigungen und gunstigere klimatische Bedingungen Der Kamm selbst erreicht nur etwa 700 m u NN Nollendorfer Pass Dohna bildete einen hervorragend geschutzten Eingang in das Muglitztal mit den Burganlagen auf dem Robisch bzw der Reichsburg auf dem Schlossberg gegenuber und ermoglichte so einen sicheren Zugang zur Querung des unteren Osterzgebirges Von hier aus ergaben sich mehrere verschiedene Wegebahnen Ostliche Trasse Zehista Dohma Ottendorf Gersdorf Gottleuba Oelsen Schonwald Nollendorf Kulm Haupttrasse Kottewitz Meusegast Niederseidewitz Ottendorf Gersdorf Gottleuba Oelsen Schonwald Nollendorf Kulm Westliche Trasse Kottewitz Meusegast Niederseidewitz Nentmannsdorf Herbergen Liebstadt Bornersdorf Breitenau Schonwald Nollendorf Kulm nbsp Hohenprofil des Kulmer Steigs Haupttrasse Aber auch Pirna bot mit seiner Elbfurt einen guten Einstieg in diesen Gebirgsubergang insbesondere im spaten Mittelalter nach der Dohnaischen Fehde als Dohna seine Stellung an Pirna verlor Wobei dieser Zugang wahrscheinlich nicht uber Zehista sondern etwas ostlicher uber die Hochebene am Kohlberg verlief und dann aber ebenfalls Dohma erreichte und im Weiteren der ostlichen Trasse folgte Neben diesen Hauptadern gab es eine Vielzahl von Nebenwegen so z B von Breitenau uber Furstenwalde Muglitz Ebersdorf nach Kulm von Herbergen uber Goppersdorf nach Bornersdorf oder von Gottleuba uber Hellendorf Peterswald nach Nollendorf Diese Verkehrskorridore wurden mit dem Aufkommen des modernen Verkehrs ausgebaut So entstanden u a die Alte und die Neue Dresden Teplitzer Poststrasse Aber auch die heutigen Strassen nutzen diese Korridore so z B die Bundesautobahn 17 Zeitliche Einordnung BearbeitenEinzelne der oben skizzierten Wegebahnen konnen schon fur die Vorzeit rekonstruiert werden Dies belegen u a archaologische Funde Keramiken Munzen sogar aus romischer Zeit Werkzeuge Waffen aus der Bronze ca 1800 750 v Chr und Eisenzeit ca 750 v Chr bis Chr Geburt Selbst einige wenige Funde aus dem Neolithikum Steinzeit ca 4500 1800 v Chr lassen statistisch signifikante Zusammenhange mit den oben beschriebenen Trassen des Kulmer Steigs erkennen Im Mittelalter diente die Trasse als Handels und Heerweg Der Uberlieferung nach diente der Kulmer Steig bereits 805 und 856 Heerzugen nach Bohmen Nachweislich fassbar ist dies jedoch erst fur 1040 moglich als Markgraf Ekkehard II von Meissen mit dem sachsischen Heer und einer Streitmacht des Erzbischofs Bardo von Mainz nach Bohmen zog und so in die Auseinandersetzung von Heinrich III und Bretislav I eingriff Auch die Ostexpansion von Heinrich I durfte uber diese Trasse erfolgt sein zumal ihm auch die Grundung der Burg Dohna um 930 zugeschrieben wird andere Quellen nennen Otto I um 960 als Grunder vielleicht liegt hier auch ein Missverstandnis bez der Burganlage auf dem Robisch und der Reichsburg gegenuber auf dem Schlossberg vor Nachgewiesen ist dass Heinrich I 929 die Burg Meissen grundete und im selben Jahr nach Bohmen weiter gezogen ist Weitere Heerzuge erfolgten von Wiprecht von Groitzsch 1107 und Konig Lothar III 1126 uber diese Trasse Diese Verkehrswege spielten auch in den grossen Kriegen des Mittelalters eine bedeutende Rolle Die Heere im Dreissigjahrigen Krieg im Siebenjahrigen Krieg und wahrend der Befreiungskriege von der Napoleonischen Besatzung insbesondere um das Jahr 1813 nutzten diese Trassen fur die Querung des Erzgebirges und brachten der Region regelmassig Tod Elend und Verwustung Mit der Einfuhrung des Strassenzwanges im 14 Jahrhundert sowie auch durch den Poststrassenbau im 18 Jahrhundert und dem modernen Strassenbau seit dem fruhen 19 Jahrhundert verschwanden die zu Beginn beschriebenen Altstrassensysteme im Sinne von Hohlwegen wie sie jahrhundertelang durch schwere Fuhrwerke gepragt worden sind Im spateren Mittelalter konzentrieren sich diese Handelswege also zunehmend auf die Poststrassen z B Alte und Neue Dresden Teplitzer Poststrasse mit ihren Vermessungen und Kennzeichnungen durch Adam Friedrich Zurner seit 1712 13 im Auftrag des sachsischen Kurfursten August des Starken Spatestens im 19 20 Jahrhundert entsteht das heutige Strassennetz Dieses orientiert sich wie bereits weiter oben erwahnt an den beschriebenen Trassen des Kulmer Steigs z B Staatsstrasse 173 von Pirna zum Grenzubergang Bahratal Kreisstrasse 8760 von Pirna nach Herbergen Kreisstrasse 8770 von Dohna uber Kottewitz ins Seidewitztal Staatsstrasse 176 von Pirna durch das Seidewitztal nach Liebstadt und weiter nach Bornersdorf und Breitenau und naturlich die Bundesautobahn 17 die parallel zur Alten Dresden Teplitzer Poststrasse verlauft usw Siehe auch BearbeitenListe der Strassen in SachsenLiteratur BearbeitenKlaus Simon Knut Hauswald Der Kulmer Steig vor dem Mittelalter Zu den altesten sachsisch bohmischen Verkehrswegen uber das Osterzgebirge In Arbeits und Forschungsberichte zur sachsischen Bodendenkmalpflege Band 37 Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1180 9 S 9 98 fruher im Deutschen Verlag der Wissenschaften Berlin Aufnahme nach Band 35 1992 M Ruttkowski Altstrassen im Erzgebirge Archaologische Denkmalinventarisation Bohmische Steige In Arbeits und Forschungsberichte zur sachsischen Bodendenkmalpflege Band 44 2002 ISBN 3 910008 52 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kulmer Steig amp oldid 202152740