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Das Kriegsgefangenenlager 126 Nikolajew war ein Lager der UdSSR fur Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs Es bestand von 1943 bis 1948 und wurde danach in Nikolajew als Lagerabteilung 7 des Lagers 159 Odessa weitergefuhrt Die Lager unterstanden der Hauptverwaltung fur Angelegenheiten der Kriegsgefangenen und Internierten russisch Glavnoe upravlenie po delam voennoplennyh i internirovannyh NKVD MVD SSSR Glawnoje uprawlenije po delam wojennoplennych i internirowannych NKWD MWD SSSR kurz GUPVI GUPWI in Moskau Sie bestimmte den allgemeinen Rahmen fur Bewachung und Versorgung der Kriegsgefangenen wie den Umgang mit ihnen Die postalischen Bezeichnung der sowjetischen Kriegsgefangenenlager wurde im Winter Fruhjahr 1947 allgemein geandert Den bisherigen Nummern wurde eine 7 Sieben vorangestellt postalisch Postfach pochtovyj yashik war das Kriegsgefangenenlager in Nikolajew Nummer 7126 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Lagers 2 Uber die Kriegsgefangenen ihre Herkunft und Repatriierung 3 Registrierung der Kriegsgefangenen 4 Bewachung Uberwachung und Aufsicht 5 Einrichtungen und Organisation 6 Arbeitseinsatz und Freizeit 7 Finanzierung des Lagers 8 Politische Arbeit Antifa 9 Sterblichkeit 10 Literatur und QuellenGeschichte des Lagers BearbeitenDas Kriegsgefangenenlager 126 Nikolajew hatte seinen Ursprung bei Schadrinsk in der westsibirischen Oblast Kurgan der damaligen Russischen Sozialistischen Foderativen Sowjetrepublik RSFSR Dort wurde es im Juni 1943 am linken Ufer des Isetj am Rande eines Kiefernwaldes eingerichtet Es bestand aus Erdhutten und Unterstanden und war zunachst fur bis zu 10 000 Kriegsgefangene vorgesehen Der Aufbau des Lagers durch sowjetische Strafgefangene vollzog sich wegen Material wie Personalmangels sehr schleppend Am 18 September 1943 kamen die ersten beiden Gruppen deutscher Kriegsgefangener insgesamt 996 Mann ins Lager Bei einer danach durchgefuhrten Untersuchung der Lagerinsassen wurden 896 Mann entsprechend der 1 und 2 Kategorie als arbeitsfahig befunden Bedingt oder Nichtarbeitsfahige wurden entweder dem Genesendenkommando uberstellt oder als Kranke zur stationaren Heilbehandlung in ein SpezHospital verbracht Die eingetroffenen Kriegsgefangenen wurden hauptsachlich fur den weiteren Ausbau des Lagers eingesetzt zwei Metallarbeiterbrigaden zusammen 60 Mann arbeiteten in der Produktion Im Februar 1944 erging fur das Lager 126 der Befehl es in die von der deutschen Wehrmacht befreiten Gebiete der Ukraine zum Wiederaufbau der vom Feind zerstorten Wirtschaft und Industrie zu verlegen Die Lagerinsassen wurden entsprechend dem NKWD Befehl auf andere Lager verteilt insgesamt 759 Mann in das Lager 84 verlegt Geschwachte in ein SpezHospital eingewiesen Zunachst war als neuer Standort des Lagers Tschernigow vorgesehen dann Kriwoi Rog schliesslich nach der Ruckeroberung Nikolajews im Marz 1944 entsprechend dem NKWD UdSSR Befehl vom 30 April 1944 diese Schwarzmeerhafenstadt Entsprechend den Wiederaufbauplanen sollten neben kleineren Einsatzstellen vor allem in den beiden Grosswerften in Nikolajew der Werft 61 Kommunara am Ingul und der Werft Marti benannt nach Andre Marty am Sudlichen Bug insgesamt 3 000 Kriegsgefangene eingesetzt werden Ein Vorkommando der Lagerleitung traf am 10 Mai 1944 in Nikolajew ein und entschied auf dem der Werft 61 Kommunara gegenuber gelegenen Gelande Temwod die Kriegsgefangenen unterzubringen Dieses Terrain am Ingul war um 1930 wahrend der sowjetischen Industrialisierungskampagne Funfjahresplan pyatiletka pjatiletka mit 26 zweistockigen Mittelganghausern zur Aufnahme von Arbeitern der gegenuberliegenden Werft errichtet worden diente wahrend der deutschen Besatzungszeit ab April 1942 als Stalag 364 und war im November 1943 vor der heranruckenden Roten Armee geraumt worden Gedachtnisskizze der Stadt Nikolajew von 1952 mit Angaben uber die Standorte des Kriegsgefangenenlagers 126Am 14 Mai 1944 traf aus einem Sammellager der erste Schub von 1196 Kriegsgefangenen in diesem Komplex ein Im Juni wurde im Suden der Stadt an die Werft Andre Marty angrenzend eine Anzahl von einstockigen Mittelganghausern ebenfalls fur die Aufnahme von Kriegsgefangenen eingerichtet Wahrend die Kriegsgefangenen vom Hauptlager und Sudlager sprachen wurden die Komplexe von der sowjetischen Verwaltung als Lagerabteilungen bezeichnet das Sudlager als Lagerabteilung Nr 1 das Hauptlager als Nr 2 zu den sowjetamtlichen Skizzen der beiden Lagerabteilungen siehe unter Diskussion Vom Hauptlager wurde noch 1944 eine Anzahl von etwa funf Gebauden abgetrennt zur Aufnahme bedingt Arbeitsfahiger und unfahiger Genesender und Kranker OK Zone genannt Neben diesen beiden mit mehr als je 1 000 Kriegsgefangenen belegten Lagerabteilungen wurden vorubergehend noch bis zu 15 weitere kleinere Lagerabteilungen jeweils in der Nahe von oder auf Arbeitsplatzen eingerichtet darunter in etwa 40 km Entfernung nordlich von Nikolajew eine Kolchose die der Versorgung des Lagers mit landwirtschaftlichen Produkten dienen sollte Diese kleineren Lagerabteilungen ausgenommen der Kolchosbetrieb wurden bald wieder aus den unterschiedlichsten Grunden aber auch wegen der ab Herbst 1945 einsetzenden Ruckfuhrung der Gefangenen aufgehoben Schliesslich wurde nach dreieinhalb Jahren im Herbst 1948 auch die Lagerabteilung Nr 1 das Sudlager aufgelost und die Restbelegung in die Lagerabteilung Nr 2 Hauptlager ubergefuhrt Zeitgleich erfolgte die verwaltungsmassige Ubernahme unter Fortbestand dieser Lagerabteilung als 7 Abteilung des Lagers 159 Odessa Die faktische Auflosung des Kriegsgefangenenlagers in Nikolajew und der Heimtransport der Belegschaft erfolgte Ende Mai 1949 Zuvor am 5 Mai 1949 wurden etwa 200 Kriegsgefangene welche die Behorden in Kiew und Moskau aus den unterschiedlichsten Grunden z B ungeklarter Kriegseinsatz Zugehorigkeit zu einer des Kriegsverbrechens verdachtigen Einheit Verwicklungen mit dem MWD vorsorglich noch in Gewahrsam behalten wollten auf einem Kustenfrachter bugabwarts und uber das Schwarze Meer nach Odessa befordert Von dort wurden sie eine Woche spater mit weiteren ebenso eingestuften Insassen aus Odessa des Lagers 159 zusammen etwa 400 Mann ins Donezgebiet befordert und im Regimelager Roja Roya einem Ortsteil der Stadt Kurachowo Kurahovo bis zur Jahreswende 1949 50 festgehalten Die Gebaude der beiden grossen Lagerabteilungen 1 Lage 46 56 29 55 N 31 57 49 33 O 46 941541666667 31 963702777778 und 2 einschliesslich der OK Zone Lage 46 58 58 84 N 32 0 37 54 O 46 983011111111 32 010427777778 sind inzwischen abgerissen und die freigewordenen Flachen in die angrenzenden Werftgelande eingegliedert worden Bei den Gebauden handelte es sich um etwa 60 m lange Mittelganghauser in der Lagerabteilung 1 um einstockige in der Lagerabteilung 2 um zweistockige mit einer in der Mitte des Gebaudes gelegenen Innen und an einem Kopfende einer eisernen Aussentreppe Dort befand sich am Kopfende eine einfache Sanitaranlage Nach der Erweiterung der Werften der inzwischen umbenannten Andre Marty jetzt Tschernomorskij Sudostroitelnij Sawod Chernomorskij sudostroitelnyj zavod und 61 Kommunara Sudostroitelnyj zavod imeni 61 kommunara werden diese Areale anderweitig genutzt Uber die Kriegsgefangenen ihre Herkunft und Repatriierung BearbeitenDie ersten Schube Kriegsgefangener kamen aus Sammelstellen in der sudlichen Ukraine und aus dem Sammellager Uman Die Gefangenen waren zumeist beim schnellen Ruckzug in dieser Gegend und im Zusammenhang mit der Einschliessung bei Kamenez Podolsk gemacht worden Eine grosse Anzahl Lagerinsassen war im Sommer 1944 bei der Einkesselung im Mittelabschnitt bei Bobruisk in sowjetischen Gewahrsam geraten Im Herbst wurden mehrere hundert Ungarn eingeliefert Sie waren geschlossen als 1 ungarische Freiwilligen Division zur Roten Armee ubergelaufen und trugen ein auf die Spitze gestelltes kleines Metalldreieck mit der Zahl 1 an ihren Kappis Ausser ihren Waffen war ihnen nichts abgenommen worden so dass sie in dem sich als irrig herausstellenden Glauben waren ihrer Absicht entsprechend gegen die Wehrmacht eingesetzt zu werden Grosse Schube weiterer Gefangenen trafen nach der Kapitulation im Mai 1945 im Lager ein aus Bohmen darunter auch solche die zunachst in US amerikanische Gefangenschaft gegangen waren und danach weil sie bis zuletzt gegen die Rote Armee gekampft hatten dieser ubergeben worden waren Unter den fast 28 000 Gefangenen die sich im Gewahrsam des Lagers befanden machten Angehorige von Wehrmacht und SS den Hauptanteil aus darunter mehr als 15 000 Deutsche aus dem Reichsgebiet von 1934 Ausser den bereits erwahnten Ungarn insgesamt fast 8 000 befand sich im Lager eine namhafte Zahl Rumanen 3 100 unter denen sich viele als Moldauer oder Bessarabier mehr als 1 000 ausgaben sowie sich die Ostmarker sogleich nach der Gefangennahme also auch schon bevor Osterreich wieder als selbstandiger Staat existierte bereits als Osterreicher 628 bezeichneten Die sowjetische Lagerleitung zahlte unter den Gefangenen nicht weniger als 28 Nationen darunter zwei Juden Evrei und einen Zigeuner Cygane In der Lagerabteilung Nr 1 waren vorubergehend ab etwa Jahreswechsel 1945 46 fur die Dauer fast eines Jahres ungefahr ein Dutzend Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren interniert Sie stammten aus dem Osten Rumaniens also zum Teil aus dem Gebiet des heutigen Moldawiens Sie wurden im Lager und in der Garnison beschaftigt Erste Entlassungen in die Heimat erfolgten bereits im Herbst 1945 Dabei handelte es sich ausschliesslich um Kranke Invaliden und dauerhaft Arbeitsunfahige auch deutsche sofern sie nicht schon bei Kontrollen als Angehorige solcher Einheiten ausgemacht worden waren die in Kriegsverbrechen verwickelt waren oder im Verdacht solcher Taten standen Weitgehend nach diesen Kriterien erfolgten kunftig weitere Repatriierungen bei denen Rumanen einschliesslich Moldauer und Ungarn gegenuber Deutschen verstandlicherweise aus nachkriegspolitischen Erwagungen den Vorzug hatten Registrierung der Kriegsgefangenen Bearbeiten Deckblatt der Personalakte eines Kriegsgefangenen Utschjotnoje Delo Uchetnoe Delo mit dem Abschlussvermerk Entlassung vom 23 Mai 1949Jeweils bald nach den Schuben neuer Kriegsgefangener aus den Sammellagern registrierte die sowjetische Lagerleitung die Neuzugange Dabei wurde fur jeden Kriegsgefangenen eine Personalakte Utschetnoe Delo Uchetnoe Delo mit Registrierungs Nummer angelegt in der datenmassig der Zugang zum Lager wie auch der Abschluss i d R die Entlassung aber auch der Tod festgehalten wurde Sie begleitete den Kriegsgefangenen wahrend seines Gewahrsams Fur diese Registrierung wurden von der Hauptabteilung fur Angelegenheiten der Kriegsgefangenen und Internierten des Innenministeriums MWD UdSSR MVD SSSR einheitlich gestaltete Vordrucke Fragebogen Oprosnyj List verwendet Sie enthielten mehr als 40 Fragen zur Person nach den Eltern dem Kriegseinsatz Lebenslauf Beruf und Mitgliedschaften nach den nachsten Verwandten und Aufenthalten in der Sowjetunion Die protokollierten Antworten waren unterschriftlich zu bestatigen Auf einem gesonderten Blatt war durch den Befrager eine oberflachliche Personenbeschreibung u a Grosse Statur abzugeben Uberdies war Raum fur Dienstvermerke uber ortliche Veranderungen Vergehen und disziplinarische Massnahmen Anstiftung zu und Verantwortlichkeit fur Verbrechen Die Verpflichtung zu den im nachsten Abschnitt angesprochenen Spitzeldiensten wurde jedoch in der Personalakte nicht festgehalten vermutlich weil insoweit eine andere Behorde als die Hauptverwaltung fur Angelegenheiten der Kriegsgefangenen und Internierten zustandig war Zur Uberprufung der Angaben des Kriegsgefangenen wurde die Befragung nach geraumer Zeit wiederholt um eventuell Widerspruchliches oder Verschwiegenes aufzudecken was gunstige Gelegenheit bot den Kriegsgefangenen zur informellen Mitarbeit zu bewegen In der Regel wurden noch vor der ersten Registrierung namlich noch vor der Ubernahme ins Lager die Neuankommlinge in der Banja einer Kahlschur an Kopf und Korper und die Bekleidung einer Entlausung Desinfektion unterzogen Bewachung Uberwachung und Aufsicht BearbeitenFur die Unterbringung der Kriegsgefangenen waren Stacheldraht umzaunte Areale errichtet sogenannte Zonen um die Wachturme mit gegenseitiger Sichtverbindung aufgestellt waren Fur die Bewachung wurden Sondereinheiten fast ausschliesslich 20 bis 30 Jahre alte Soldaten eingesetzt Sie besetzten die Wachturme begleiteten bei Transporten und bewachten rund um die Arbeitsstellen Sie hatten jedoch wie auch ihre Offiziere keinen Zugang zum Lager Nur der diensthabende Wachoffizier De Journe bezeichnet der Zu und Abgange am Lagertor kontrollierte und registrierte betrat zur taglichen Zahlung auf dem Appellplatz die Zone Sonst hatte er dort nichts zu suchen Fur Ordnung und Sauberkeit und den geregelten Tagesablauf im Lager hatte der kriegsgefangene Lagerfuhrer mit seinen Funktionaren zu sorgen Fur Uberwachung und Aufsicht waren die MWD Residenten zustandig Bei diesen Politoffizieren handelte es sich in den Nikolajewer Lagerabteilungen um deutschsprechende Staatssicherheitsoffiziere Sie hielten sich nach eigenem Ermessen also unregelmassig in den Zonen auf Sie beaufsichtigten die Lagerfuhrung und uberwachten das Lagerleben vor allem die Versorgung Welcher Hilfskrafte sie sich bedienten wenn die durftigen Habseligkeiten der Kriegsgefangenen in den Unterkunften wahrend der Arbeitszeit in der sich ausser Funktionaren niemand in der Zone aufhielt nach Verbotenem durchsucht wurden was vor der Kapitulation und auch noch in der ersten Zeit danach gelegentlich geschah blieb unbekannt Dann wurden schon mal Kleinigkeiten wie selbstgefertigte Messer oder Notizen vermisst Daneben informierten sie sich durch Gesprache und suchten erste Kontakte zu einzelnen Kriegsgefangenen die nach geheimen Unter Vier Augen Gesprachen womoglich zu verdeckter intensiverer Zusammenarbeit Spitzeldienste fuhrten Wer dazu auserwahlt wurde und sich in Erwartung oder unter Zusagen von Vergunstigungen bereit fand wurde unterschriftlich zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet bei Strafandrohung bis zu 25 Jahren Straflager im Falle der Zuwiderhandlung Schon fur das Ausplaudern des Kontaktes war Strafe angedroht Zum Lohn erhielten die Verpflichteten je nach Fahigkeiten einen Verwaltungsposten oder eine sonstige Vergunstigung Auf diese Weise wurde im Verlauf der Zeit uber das Lager ein Netz von Informanten gespannt Aufgabe der so Verpflichteten war die Ausforschung der Mitgefangenen beispielsweise nach Kriegsverbrechen verheimlichter NS Fuhrungsfunktion Identifikation von Kriegsgefangenen unter falschem Namen Berichte uber die Stimmungslage unter den Gefangenen Wegen der Verschwiegenheit herrschte im Lager uber die Arbeit der Staatssicherheitsoffiziere Ungewissheit wodurch ein Nahrboden fur Geruchte und Vermutungen entstand Misstrauen war also allgemein angebracht um nicht die ohnehin schlechte Lage des Einzelnen durch Unbedachtes noch unnotig zu verscharfen Einrichtungen und Organisation BearbeitenDie beiden grossen Lagerabteilungen verfugten uber Versorgungseinrichtungen wie Kuche und Magazine und erhielten im Verlauf der Zeit auf die Belange des Lagers abgestimmte Reparaturwerkstatten wie Tischlerei Schneiderei und Schuhmacherei Letztere arbeiteten hauptsachlich die in Magazinen verwahrte Bekleidung auf also im Sommerhalbjahr die fur den Winter bestimmte im Winterhalbjahr die fur den Sommer Wahrend sich die Lagerfuhrung und die Funktionare aus den vorhandenen Materialien sogar Massgeschneidertes fertigen liessen wurde individuell fur den einzelnen Kriegsgefangenen kaum eine Reparatur ausgefuhrt es sei denn er konnte mit einer Gegenleistung von der Arbeitsstelle in der Stadt Beschafftes Geld Tabak o a und zudem mit dem notigen Material fur die Instandsetzung dienen In den Gebauden allgemein als Korpusse bezeichnet wurde anfangs mangels Bettgestellen auf dem Fussboden geschlafen gegen Ende des Jahres 1944 wurden zwei oder dreistockig Holzpritschen eingebaut die schliesslich ab Sommer Herbst 1945 einfache aus Eisenrohr zusammengeschweisste zweistockige Gestelle ohne Auflage ersetzten Materialien von den Arbeitsstatten wie hauptsachlich Draht wurde zwischen die Rohre gespannt als Unterlage dienten mit Schilf gefullte Strohsacke Licht erzeugten Olfunzeln und Karbidlampen ehe ab Sommer Herbst 1945 elektrischer Strom und Gluhbirnen zumeist auf den Arbeitsstatten heimlich organisiert zur Verfugung standen In den gut 15 m grossen Raumen der Korpusse befanden sich gemauerte Ofen die uberwiegend mit auf den Arbeitsstatten organisiertem Heizmaterial zumeist Holz jeglicher Art befeuert wurden Fur bauliche Massnahmen die notwendig wurden durch Veranderungen der Belegung oder Verbesserungen der hochst unzureichenden sanitaren Einrichtungen wurden Handwerker sog Spezialisten aus den entsprechenden Arbeitsbrigaden herangezogen Die dafur erforderlichen Materialien stellten zum Teil die Werften zur Verfugung oder sie wurden von den Kriegsgefangenen auf den Baustellen organisiert und ins Lager gebracht je nach den Umstanden vor der Eingangskontrolle versteckt von ihr geduldet als auch bewusst ubersehen 1944 45 war im Sudlager fur den Abtritt zwischen zwei Korpussen zunachst eine durch aufgestelltes Schilf sichtgeschutzte grosse offenen Grube mit Sitzbalken eingerichtet die nach Zweckerfullung zugeschuttet und durch eine andere an anderer Stelle errichtet ersetzt wurde Zeitweise diente diesem Zweck eine zusammengenagelte 1 m hohe Holzkiste mit einer Grundflache von etwa 2 m 3 m mit vier Abtrittlochern War ein bestimmter Fullstand erreicht wurde die Kiste an ihren zwei seitlichen Holmen nach ausserhalb des Lagers getragen und dort in Gruben des Ufersandes entleert und wieder verwendet Als Verpflegung gab es zweimal taglich etwa einen Halbliter dunne Suppe und mittags zusatzlich 200 g Brei Kascha Wichtigstes Nahrungsmittel waren jedoch 600 Gramm Brot vorausgesetzt die notigen Mittel waren vorhanden was hinsichtlich Mehl bis zur Kapitulation mehrmals nicht der Fall war und auch spater gelegentlich von der Versorgungslage in Nikolajew abhing Das Mehl wurde dann oft durch Beigabe von Ruben oder ahnlichem gestreckt das Brot war dementsprechend klitschig Zur Verpflegung gehorten weiter geringe Mengen Zucker und Tabak fast nur Machorka Grobschnitt Kernseife und Streichholzer Die Mittagsverpflegung wurde in grossen Blechkubeln aus der Lagerkuche an die Arbeitsstellen befordert und dort wahrend der halbstundigen Pause ausgegeben Die Verteilung der Verpflegung erfolgte bis Mitte 1945 hinein unter argwohnischer Uberwachung Ein Zustand der sich danach zwar abmilderte jedoch im Wesentlichen uber die gesamte Dauer der Kriegsgefangenschaft anhielt So wurde bei der Ausgabe von Suppe darauf geachtet dass die Schopfkelle gestrichen gefullt und der Inhalt der Kubel immer wieder umgeruhrt wurde damit bei den zumeist wasserigen Suppen eine annahernd gleichmassige Vermischung der nahrhafteren Bestandteile gewahrleistet war Brot wurde stubenweise ausgegeben und an der Ausgabe meist von zwei Brotholern in Empfang genommen Sie sollten sich gegenseitig kontrollieren zugleich den Transport uber den Lagerplatz auf die Stube gegen handstreichartigen Raub anderer Gefangener sichern Da es bei der zunachst nach Augenmass vorgenommene Portionierung der Laibe oft zu Streitigkeiten kam wurden selbst gebastelte immer weiter verfeinerte Waagen eingesetzt Die begehrten weil besser ausgebackenen und daher trockneren Kantenstucke gab es nach vereinbarter Reihenfolge Die verfeinerten Waagen wurden sogar bei der Aufteilung der stubenweise ausgegebenen Zucker und Tabakmengen verwendet Kochgeschirr das wichtigste Utensil eines Kriegsgefangenen in der Sowjetunion und TabakdoseGeschirr und Besteck wurden vom Lager nicht gestellt sondern mussten sich die Kriegsgefangenen selbst beschaffen So waren fur den Empfang von Suppe und Kascha neben den wenigen geretteten Wehrmachts Kochgeschirren Gefasse eigenartigster Konstruktion in Gebrauch von der einfachen moglichst grossen Konservendose wegen eines moglichen Nachschlags bis zu kunstlerisch gestalteten und ornamental geschmuckten Kochgeschirren aus Aluminium Fur etliche Gefangene war es das wichtigste Utensil das einige selbst bei der Arbeit irgendwie an der Kleidung befestigt trugen Als Bekleidung hatten die Gefangenen im Kriegswinter 1944 45 zumeist nur das womit sie in Gefangenschaft geraten waren oft weniger als das weil ihnen auf dem Weg ins Sammellager fur weggenommene Bekleidung i d R Uniformjacken und vor allem Schuhzeug die dem eigenen Gebrauch aber auch zum Tausch bei der Bevolkerung gegen Verpflegung und Alkoholika dienten gelegentlich sogar Unterwasche nur minderwertiger Ersatz wenn uberhaupt wiedergegeben wurde Das widerfuhr vor allem denen die einzeln oder in kleineren Gruppen in Gefangenschaft geraten waren So besass kaum einer der vor der Kapitulation Gefangengenommenen ausreichendes Schuhwerk viele kamen barfuss ins Lager und mussten sich mit Fussbrettern behelfen Spater wurden neben zusammengeflickten alten zumeist einzelnen Stiefeln vielfach die typischen Hollander Holzschuhe ausgegeben Etliche Kriegsgefangene kamen zerlumpt und verlaust in der ihnen als Ersatz zugewiesenen Kleidung im Lager an Ab Herbst 1945 wurde fur den kommenden Winter warmere Oberbekleidung ausgegeben aus Beutebestanden und auch neue abgesteppte Wattejacken sog Fufaika Zur Kenntlichmachung als Kriegsgefangene war die Oberbekleidung am Arm mit den kyrillischen Buchstaben WP als Kurzel fur woennoplennij voennoplennyj VP zu versehen Bei der Ausgabe der letztgenannten Gegenstande ging man wegen des Mangels dass nicht samtliche Kriegsgefangenen bedacht werden konnten nach dem allgemein angewandten Prinzip vor die besten Arbeitskrafte d h die 100 und mehr der geforderten Leistung erbrachten zu bevorzugen Die lagerinterne Verwaltung lag in den Handen von Kriegsgefangenen bei Lagerfuhrern und Korpusaltesten die von der sowjetischen Lagerleitung und dem MWD Residenten ausgewahlt worden waren Bei der Auswahl spielten Alter Gesinnung Durchsetzungsfahigkeit und vor allem russische Sprachkenntnisse eine wichtige Rolle Sie waren vom Arbeitseinsatz ausserhalb des Lagers befreit und hatten im Lager fur Sauberkeit und Ordnung zu sorgen So wurde das Lagerleben weitgehend in diesem Rahmen also unter sowjetamtlicher Oberaufsicht von ausgewahlten Kriegsgefangenen bestimmt vom Lagerfuhrer von Funktionaren und Gehilfen den sog Bataillonern auch Korpusfuhrer genannt und Brigadieren Leiter der Arbeitsbrigaden Zur Durchsetzung und Disziplinierung bediente sich der Lagerfuhrer oft des Gummischlauchs mit dem er stets drohend wie er es vom rumanischen Militar her kannte bei dem die Prugelstrafe erlaubt war herumfuchtelte und diesen nicht selten gebrauchte Anfangs wurden in der Lagerfuhrung wie fur die Dienste im Lager Nichtdeutsche vor allem Rumanen unter diesen die oft des Russischen kundigen Moldauer bevorzugt eingesetzt die in den Deutschen die Schuldigen ihrer Misere sahen Das geschah ebenfalls bei der Zuweisung zu den Arbeitsstellen solange bis auf sowjetischer Seite die Einsicht reifte dass die deutschen Kriegsgefangenen aufgrund ihrer grundlicheren Ausbildung bessere Leistungen erbrachten Die sowjetische Lagerleitung nutzte diese Konfliktsituation unter den Nationalitaten fur deren gegenseitige Uberwachung aus Kriegsgefangenenpost aus der UdSSR auf amtlichem Vordruck Lager 126 Nikolajew Dezember 1945 Kriegsgefangenenpost aus der UdSSR Lager 126 Nikolajew Sommer 1946 auf selbst gefertigter Ruckantwortkarte Mit verstecktem Hinweis auf den Gewahrsamsort wisst Ihr wen ich im Sommer 1944 im heissesten kennenlernte Nikola ja ewig werde ich an sie denken Antwort aus der HeimatEtwa gleichzeitig mit der Ausgabe von Winterbekleidung im Herbst 1945 begann der Postverkehr Er trug wesentlich zur Besserung der Verhaltnisse bei den Gefangenen sowohl in psychologischer wie auch physischer Hinsicht bei er starkte im Zusammenhang mit ersten Ruckfuhrungen Kranker und Schwacher die Zuversicht auf eine absehbare Heimkehr Selbst die nach Moskau und Kiew gemeldeten Arbeitsergebnisse belegen das Fur den Postverkehr wurden vorgedruckte Doppelkarten zur Ruckantwort des Sowjetischen Roten Kreuzes und Roten Halbmondes ausgegeben Die Vergabe der fur die gesamte Belegschaft nicht ausreichenden Anzahl wurde wie ublich zunachst nach dem Prinzip der Arbeitsleistung vorgenommen Schlechte Normerfullung war auch in diesem Falle nachteilig Wahrend aus dem Lager nur Vordruckkarten oder Nachbildungen abgingen trafen bald nach dem Beginn des Postverkehrs im Lager bisweilen auch Briefe und Karten anderer Art als die sowjetamtlich vorgedruckten ein Packchen oder Pakete aus der Heimat sind im Lager 126 nie verteilt worden Die Laufzeit der Post zwischen Nachricht und Antwort auf vorgedruckten Doppelkarten wahrte in der Regel mindest zwei Monate ublicherweise ein Vierteljahr wenn nicht gar vereinzelt noch langer Ursachlich dafur war unter anderem dass samtlicher Postverkehr uber Moskau lief wo er der Zensur unterworfen wurde Karten in die Heimat wurden dabei mit einem Stempelabdruck in Rhombusform mit einer Kennnummer vermutlich der des Prufers versehen wie links auf der Postkarte vom 16 Dezember 1945 ersichtlich Bei der weiteren Beforderung war nicht ausgeschlossen dass auch die Besatzungsbehorden in Deutschland erneut kontrollierten wie gelegentliche Kontrollstempel der britischen Militarbehorden auf Sendungen in ihre Besatzungszone belegen Die Post aus der Heimat unterlag auf dem Ruckweg der gleichen Prozedur nun gelegentlich jedenfalls aus der britischen Besatzungszone mit einem britischen Stempelabdruck versehen Da bereits ab Mitte 1946 statt der bis dahin ublichen weissen Doppelkarten nun braunes Papier verwendet wurde das farblich und strukturell dem Papier der dreischichtigen Zementsacke ahnelte kopierten einige Gefangene auf der auch von der Zivilbevolkerung gefragten Innenlage mit den ihnen zur Verfugung stehenden Mitteln diese braunen Doppelkarten Diese Nachbildungen wurden wie nebenstehend belegt von den sowjetischen Behorden nicht beanstandet Auch fur die Ruckantworten wurden sie verwendet Sogleich nach der Verlegung nach Nikolajew wurden umstandehalber in den Lagerabteilungen 1 und 2 Raume zur stationaren wie ambulanten Behandlung der Kranken Verwundeten und Verletzten eingerichtet Das um die Jahreswende 1944 45 aufgebaute einer anderen Behorde unterstellte Spez Hospital Nr 4564 nahm ab Fruhjahr 1945 die schweren Falle auf Es lag inmitten der Stadt Zur Ahndung von Disziplinlosigkeit kleineren Delikten wie Diebstahl unter den Lagerinsassen Betrugereien zum Nachteil anderer Kriegsgefangener Verunreinigungen und Beschadigungen von Gemeinschaftseinrichtungen wie Toiletten und Waschraumen oder geringfugige Diebstahle oder Veruntreuungen und Unterschlagungen von Versorgungsgutern war in der Lagerabteilung 2 Hauptlager in einem einzeln stehenden kleinen Gebaude ein Karzer eingerichtet In ihm wurden auch psychisch Gestorte untergebracht die durch ihr Gehabe z B standiges Geschrei die Gemeinschaft storten Die Ahndung sprach der Lagerfuhrer aus wahrscheinlich in Abstimmung mit der sowjetischen Lagerleitung Arbeitseinsatz und Freizeit BearbeitenUber den Arbeitseinsatz des einzelnen Gefangenen entschied neben den beruflichen Fahigkeiten seine korperliche Verfassung Die Arbeitsfahigkeit wurde bei regelmassigen Untersuchungen der gesamten Lagerbelegschaft zumeist durch sowjetische Militararztinnen auf einfachste Weise festgestellt indem mit dem sogenannten Arschgriff ins Gesass gegriffen und dessen Festigkeit gepruft wurde je schlaffer also je weiter in die Lange zu ziehen desto weniger arbeitsfahig Funf Kategorien wurden unterschieden Kategorie I und II uneingeschrankt arbeitsfahig Kategorie III bedingt arbeitsfahig Kategorie OK leichtere Arbeit bis zu vier Stunden taglich Genesende Kategorie Dystrophie arbeitsunfahig bettlagerig Die Untersuchungen bei denen stets der linke Arm zu heben war dienten zugleich der Feststellung von Blutgruppentatowierungen bei SS Angehorigen In akuten Krankheitsfallen befanden ebenfalls diese Arzte vor dem Abmarsch auf die Arbeitsstellen uber die Einsatzfahigkeit des Betreffenden Die Arbeitszeit bemass sich auch fur die Kriegsgefangenen nach den allgemein gultigen Arbeitsregeln der Sowjetunion in der der Acht Stundentag galt Von gelegentlichen Ausnahmen vor allem in den Jahren 1944 und 1945 abgesehen wurde diese Regel tatsachlich auch eingehalten Mittags also zur Halfte der Arbeitszeit wurde eine halbstundige Pause zum Essen und zur Ruhe eingelegt Fur den Arbeitseinsatz wurden die Kriegsgefangenen nach Nationalitaten getrennt in Arbeitsbrigaden eingeteilt deren fachliche Zusammensetzung und Starke sich nach dem Bedarf am Arbeitsplatz richtete Wahrend Ingenieure Handwerksmeister und Vorarbeiter der einheimischen Betriebe die Aufgaben stellten oft nach ministeriellen Vorgaben aus Moskau teilten Brigadiere ihre Mannschaft je nach Fahigkeiten fur die Ausfuhrung ein Derweil hatten Rotarmisten allein die Aufgabe ringsum die abgegrenzte Arbeitszone zu bewachen Das hielt sie in der ersten Zeit nicht davon ab die Kriegsgefangenen auf dem Weg zur und von der Arbeit anzutreiben Ebenso kam es vornehmlich vor der deutschen Kapitulation auch zu Ubergriffen auf den Arbeitsstellen Als ab Ende 1945 durch Entlassungen aus der Roten Armee Personalknappheit bei der Bewachung eintrat rekrutierte man aus den Reihen der Lagerinsassen ausgesuchte Gefangenen als sogenannte Hilfskommandos wspomogatelnaja komanda vspomogatelnaya komanda die unter der Aufsicht von Rotarmisten die Arbeitsbrigaden begleiteten und als Posten die Grenzen der Arbeitszonen bewachten Sie waren durch die kyrillischen Buchstaben fur WK VK auf dem Oberarm kenntlich Der Arbeitseinsatz in den ersten Monaten bestand hauptsachlich in Aufraumungsarbeiten auf den Werften und den sonstigen Betrieben Fruhzeitig wurden Facharbeiterbrigaden unter anderem fur die Eisen und Holzverarbeitung gebildet und entweder in Zusammenarbeit mit Zivilisten oder in fur sie abgetrennten Werkstatten eingesetzt Der Arbeitseinsatz erfolgte nach den allgemein in der Sowjetunion geltenden Regeln die fur jede messbare Arbeit bestimmte Leistungsnormen des Stachanow Systems vorschrieben und fur deren Erfullung Entgelte festgeschrieben waren die in der Summe an die Lagerverwaltung abzufuhren waren So war jahrlich eine grobe Kosten Nutzen Rechnung moglich Je nach dem Mass der Erfullung der Arbeit erhielten die Brigaden Zulagen von Brot und zwar bei 100 und mehr 200 g bei 80 100 g je Person Etwa um die Jahreswende 1946 47 wurde auch fur den Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen die in der sowjetischen Arbeitswelt ubliche Institution des Normirowschtschik Normirovshik eingerichtet von den Kriegsgefangene auch Normschreiber bezeichnet Ursache fur diese Massnahme durften Unregelmassigkeiten zulasten des Lagers und damit auch zum Nachteil der Kriegsgefangenen gewesen sein Von der Lagerverwaltung war bis dahin die Leistung der Arbeitsbrigaden kaum gepruft worden vielmehr wurden die Angaben der Betriebe ubernommen und damit den Abrechnungen zugrunde gelegt Die Aufgabe des Normorowschtschik war den Arbeitseinsatz auf der Arbeitsstelle hinsichtlich des sowjetischen Normsystems zu uberwachen und die Ergebnisse der taglichen Arbeit dem Lager zu melden Normirowschtschiki waren uberwiegend auf solchen Arbeitsstellen tatig wo mehrere Arbeitsbrigaden eingesetzt waren Im Einzelnen hatte er zu prufen ob bei Arbeitsbeginn der beschriebene Arbeitsauftrag Narjad naryad mit der zu leistenden Arbeit ubereinstimmte und die Arbeit damit zutreffend bewertet wurde nach der Tagesarbeit das richtige Mass der geleisteten Arbeit aufgenommen und damit fur die Errechnung der Lohnung registriert worden war Zu diesem Zweck wurde die Arbeitsleistung je nach Art der Arbeit fur die Arbeitsbrigade ggfs auch fur den Einzelnen von einem Betriebsangehorigen Chef oder Bauleiter Natschalnik Nachalnik oder Prorab Prorab und gemeinsam dem Normirowschtschik als Vertreter des Lagers aufgemessen Voraussetzung fur die Wahrnehmung dieser Tatigkeiten waren neben der Kenntnis von Buroarbeit die der russischen Sprache und der kyrillischen Schreibschrift Normirowschtschiki erhielten weil sie regelmassig noch nach Arbeitsschluss auf der Arbeitsstelle tatig sein mussten einen Passierschein fur den Weg zwischen Lager und Arbeitsstelle In einer Statistik der sowjetischen Lagerverwaltung fur die Ministerien in Moskau und Kiew stellt sich der Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen wie folgt dar Zeitraum 1944 1945 1946 1947 1948Durchschnittliche Lagerbelegung 6534 10033 8386 6340 3469Arbeitskrafte 3732 6347 6892 4912 2985Anteil an der Gesamtbelegung 57 2 63 2 82 2 76 3 85 8Arbeitstage 428 555 1 500 398 1 829 551 1 198 805 743 261Wert der Leistungen in Rubel 3 998 763 15 408 524 23 708 661 18 104 800 10 373 900Durchschnittliche Arbeitsproduktivitat 91 5 96 0 110 4 97 7 94 0Durchschnittliche Tagesleistung in Rubel 9 35 10 26 12 95 15 10 14 00Danach sollen die Kriegsgefangenen rund 71 6 Mill Rubel erarbeitet haben Diese Statistik spiegelt die physische Konstitution der Gefangenen und damit indirekt auch die Lebensmittel Versorgungslage wider So war selbst bei grosszugiger Wertung der Arbeitsfahigkeit 1944 nur etwas mehr als die Halfte der Gefangenen einsatzfahig Die ab Herbst 1945 fur gut ein bis anderthalb Jahre wesentlich verbesserte Ernahrungssituation dank US amerikanischer Lieferungen schlagt sich in den positiveren Ergebnissen des Jahres 1946 nieder Ab 1947 ist insoweit wieder die tatsachliche Verschlechterung sichtbar Freizeit der im Allgemeinen eingehaltene Acht Stunden Tag die taglichen Zahlungen und der Essensempfang liessen den Kriegsgefangenen an den Werktagen etwa ein bis zwei Stunden freie Zeit Wie wurde sie genutzt Da zeigte sich im Verlauf der Jahre ein wesentlicher Wandel zum Positiven hin In den ersten Monaten der Existenz des Lagers 1944 waren die Kriegsgefangenen vermehrt damit beschaftigt sich auf das Lagerleben in den kahlen Unterkunften einzustellen weder Betten nicht einmal Pritschen waren vorhanden Sie kamen ins Lager nur mit dem was sie auf dem Leibe hatten Und das war zumeist nicht einmal mehr das was sie bei der Gefangennahme trugen sondern was sie auf dem oft tagelangen Weg ins Lager nach der Wegnahme von Schuhzeug vor allem dies bis zum Unterhemd zwecks Verteilung an die Bevolkerung oder der eigenen Nutzung als Ersatz erhielten meist minderwertig und nicht passend So suchten sie wahrend der Arbeit in den fur sie abgegrenzten Zonen vor allem in Trummern nach brauchbaren Gegenstanden die gelang es sie durch die Eingangskontrollen ins Lager zu verbringen wahrend der Freizeit wieder aufgearbeitet und verwendbar gemacht wurden Besonders gefragt waren Alu Bleche Spezialisten wie gelernte Handwerker bezeichnet wurden brachten aus Werkstatten Materialien mit sofern aus ihnen solche notwendigen Dinge wie Loffel Kochgeschirre und Waagen zum Auswiegen der brigade oder stubenweise ausgegebenen Brotrationen nicht schon dort hergestellt wurden In muhevoller Arbeit wurden z B Stahle zu Messern umgearbeitet die unter anderem zum Teilen der Brotrationen benotigt wurden Als etwa Mitte 1947 die lausefreien Zeiten begannen und die Haare wieder wachsen durften waren auch Kamme gefragt Sie wurden wie viele andere Gegenstande aus Alu Blechen gesagt Was jedoch die Mehrzahl der Kriegsgefangenen vermisste war die Zahnburste Besass man eine solche ersetzte Seife oder auch Salz die Zahnpasta Oder es musste sich einfach mit dem Fingerreiben an Zahnfleisch und Zahnen begnugt werden In der Hauptsache jedoch wurde wahrend des Feierabends geruht um sich von den Strapazen der Arbeit und der Wege hin und zuruck zur Arbeitsstelle zu erholen An den freien Sommersonntagen sah man hier und da vor den Unterkunften Gefangenen mit entblosstem Oberkorper Lause und ihre Nissen in der Oberbekleidung knacken denn die Entlausung funktionierte in den ersten beiden Jahren nur sehr unzureichend Oder sie hammerten an ihren Holzpantinen oder flickten sofern sie sich Nadel und Faden organisiert hatten mit irgendwelchen Stofffetzen ihre Kleidung um sich fur den kommenden Winter vorzubereiten Da Strom bislang nur fur die Beleuchtung des Sicherheitszauns rund ums Lager vorhanden war blieben solche Arbeiten auf die Zeit des Tageslichts beschrankt denn die blakenden Olfunzeln die spater durch auf den Arbeitsstellen organisierten Gluhbirnen ersetzten wurden reichten mit ihrem Licht dazu nicht aus Im Verlauf des Sommers 1945 nachdem das Lager nach und nach mit Eisengestellen fur den Bettenbau ausgestattet worden war galt wahrend der Freizeit nach dem Motto wie du dich bettest so schlafst du sich eine moglichst gute und bequeme Lagerstatt zu schaffen Doch allen Muhen zum Trotz selbst die Desinfektion der Korpusse derweil die Lagerbelegschaft zwei oder drei Sommernachte im Freien kampierte half nicht der Wanzenplage Herr zu werden Aber abgesehen von diesen Mangeln hatten sich die Gefangenen in die Zwange des Lagers allmahlich eingerichtet Das Lagerleben normalisierte sich Ab etwa Sommer 1946 wurden an Sonntagsnachmittagen zwischen Deutschen und Ungarn Fussballlanderspiele ausgetragen die sich grosser Beliebtheit erfreuten Auch im Boxen massen sich solche Gefangenen die entweder wie die Fussballer als Funktionare oder gut genahrte Spezialisten inzwischen die dafur notige Konstitution erlangt hatten Im Hauptlager der Lagerabteilung 2 trat vom Politoffizier unterstutzt erstmals eine Theatergruppe mit kleinen Stucken und Sketchen auf Erganzt durch Musik mit Schifferklavier Violine und Bassgeige Gitarre und Schlagzeug wurde recht passable Unterhaltung geboten die auch ab und zu wahrend des Winters im sog Klub einen grosseren Raum neben der Kuche stattfand Bei Gastspielen trat die Gruppe auch im Sudlager der Lagerabteilung 1 und im Stadtlazarett auf Finanzierung des Lagers BearbeitenDie Kriegsgefangenenlager hatten sich aus den Ertragen des Arbeitseinsatzes der Kriegsgefangenen moglichst selbst zu finanzieren Fur das Lager 126 hat die Lagerverwaltung in ihrem Abschlussbericht anlasslich der Ubergabe an das Lager 159 Odessa folgendes an das zustandige Ministerium in Moskau gemeldet Aus den aufgewendeten Mitteln fur den Unterhalt des Lagers von insgesamt 79 7 Millionen Rubel entfielen auf Posten 1 Lohnung des Personals 11 4 Millionen Rubel Posten 2 Reisekosten 567 000 Rubel Posten 3 Reichsversicherung 114 000 Rubel Posten 4 Verwaltungsausgaben 2 1 Millionen Rubel Posten 7 Unterhalt fur Kriegsgefangene 63 0 Millionen Rubel davon sind in dieser Zahl enthalten fura Verpflegung der Kriegsgefangenen 53 3 Millionen Rubel b Geldpramienzahlung an die Kriegsgefangenen 2 6 Millionen Rubel c Sachversorgung der Kriegsgefangenen Kleidung u a 5 4 Millionen Rubel dd Ausserdem werden im Bericht nicht bewertete Kosten fur sanitare medizinische Leistungen fur Transporte u a erwahnt Bei der Abwicklung des Lagers 126 wurde das dem Lager 159 ubergebene Kapital mit 1 8 Millionen Rubel beziffert neben frei angesammelten Mitteln in Hohe von 3 8 Millionen Rubel Diesen Zahlen und der dem Lager 159 ubergebenen Summe zufolge musste sich das Lager finanziell selbst getragen und positiv bilanziert abgeschlossen haben Eine abschliessende genaue Kosten Nutzenrechnung uber die Existenz des Lagers ist nicht vorgelegt worden vermutlich wegen getrennter ministerieller Zustandigkeiten fur Lagerverwaltung und Arbeitseinsatz einerseits und Bewachung andererseits Heute wird jedoch hinsichtlich des Lagers 126 beklagt dass es mit Verlust abgeschlossen wurde wie seit langerer Zeit ubrigens allgemein fur die sowjetischen Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkrieges festgestellt Zu oben b Geldpramien Fur den Unterhalt des einzelnen Gefangenen wurde zunachst ein Pauschalbetrag zugrundegelegt Was diesen Betrag uberschritt wurde ab etwa Winterhalbjahr 1945 46 dem Kriegsgefangenen ausgezahlt Da dieser Betrag vergleichsweise hoch angesetzt war war es ungelernten Arbeitern so gut wie unmoglich Geld zu verdienen zumal die Erfullung ungelernter Arbeit wie der Aushub von Gruben was grossere bei der Mangelverpflegung jedoch nicht vorhandene korperliche Krafte erfordert wertmassig geringer bemessen war als Handwerksarbeit wie z B das Drehen von Kolben was fur einen gelernten Dreher auch bei schlechterer korperlicher Verfassung zu schaffen ware Politische Arbeit Antifa BearbeitenFur die Erfullung der politischen Arbeit wurde vorausgesetzt dass die sowjetische Lagerleitung parteilich organisiert war So bestand schon seit Grundung des Lagers dem Abschlussbericht zufolge ein reger Kontakt zu den ortlichen Parteikadern Grosster Wert wurde auf die Umerziehung der Kriegsgefangenen im kommunistischen Sinne gelegt Mit dieser Aufgabe wurde allerdings erst im Fruhjahr 1945 intensiver begonnen das war nach der deutschen Kapitulation vermeintlich nachhaltiger Aus den Reihen der Gefangenen wurden solche ausgesucht die antifaschistisch eingestellt waren oder sich unter den herrschenden Umstanden als solche ausgaben und die sich zur Verbreitung dieser Einstellung eigneten Im Kern genugte dafur jedoch eine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus Faschismus nicht allein sondern es kam auch darauf an die kommunistischen Ideen und Demokratie nach bolschewistischem Muster zu verstehen und dies gegenuber anderen Gefangenen verstandlich zu machen Diese ausgewahlten Gefangenen absolvierten Kurse und schrieben uber politischen Themen fur die Wandzeitungen Dazu gaben historische Daten wie die Oktoberrevolution der 9 November 1918 in Deutschland der 1 Mai der 22 Juni 1941 der Tag des Uberfalls auf die Sowjetunion und Stalins Geburtstag jeweils im Dezember hinreichend Anlass Nur unter den obwaltenden Verhaltnissen fruchteten diese Aktionen kaum Fur die Zeit in Schadrinsk wurde dieser Mangel sogar nach Moskau berichtet In Nikolajew war es nicht viel anders Uber Antifa sprach man insgeheim abwertend und die Antifa Aktivisten oft Wendehalse nahm man nicht ganz ernst Ihnen gegenuber war bei freiem Meinungsaustausch zur Vermeidung von Nachteilen Vorsicht geboten Zu Kriegszeiten kamen Ausgaben der Zeitung Freies Deutschland des gleichnamigen Nationalkomitees das der Bund deutscher Offiziere unterstutzte ins Lager Deren Artikel und Resolutionen riefen zum Widerstand gegen Hitler und seine Anhanger mit dem Ziel auf den Krieg zur Vermeidung weiterer Opfer und Zerstorungen zu beenden Nach der Auflosung des Komitees wurde das Lager mit Zeitungen aus der Sowjetischen Besatzungszone SBZ beliefert nach der Deutschen Volkszeitung der KPD regelmassig mit dem Neuen Deutschland dem Organ der Sozialistischen Einheitspartei SED der Tribune des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes FDGB gelegentlich mit der Neuen Zeit der Christlich Demokratischen Union CDU Ost und Der Morgen der Liberal Demokratischen Partei LDPD allerdings auch mit der National Zeitung der National Demokratischen Partei NDPD Entsprechend diesen Vorgaben fuhrte die bescheidene Lagerbucherei fast ausschliesslich politische Werke solche von Stalin und Schdanow sowie von und uber deutsche Kommunisten Unter den Literaten waren die deutschen Emigranten Theodor Plivier und Willi Bredel 1962 bis 1964 Prasident der Deutschen Akademie der Kunste der DDR vertreten Fur wie bedeutend diese Aufgabe die politische Arbeit angesehen wurde davon zeugt der betrachtliche Umfang dieses Themas im Bericht der Lagerleitung an die Ministerien in Moskau und Kiew Gleichwohl ist ihr kaum Erfolg beschieden gewesen Sterblichkeit BearbeitenZur Sterblichkeit unter den Kriegsgefangenen enthalten die Berichte keine Angaben Das Wort Sterblichkeit russisch Smertnost oder Ahnliches wird nicht einmal erwahnt nicht einmal im Zusammenhang mit dem durch die hohe Todesrate verursachten Arbeitskrafteausfall und zu dessen Begrundung Allein die oben angefuhrte Statistik uber die Einsatzfahigkeit der Kriegsgefangenen 1944 und auch noch 1945 von nur 57 3 bzw 63 2 der Lagerbelegschaft lasst Ruckschlusse auf die korperliche Verfassung zu und damit eine hohe Todesrate erahnen Bis etwa Mitte 1945 war die Sterberate unter den Gefangenen durch Krankheit mangelnde Ernahrung und psychische wie physische Belastungen sehr hoch Die oben beschriebenen unzulanglichen sanitaren Verhaltnisse waren nicht ohne Auswirkung auf die anfanglich hohe Sterblichkeit Die Toten aus der OK Zone mit Beginn des Winterhalbjahres taglich um die drei bis sechs Mann zuvor geringerer Zahl wurden unweit in Massengrabern Gruben am Ufer des Ingul beerdigt ungefahre Lage im Umkreis von 46 59 06 73 N 32 00 37 54 O Ob die in der Lagerabteilung 1 Verstorbenen zur Beerdigung in die OK Zone befordert wurden oder nahebei in den Dunen am Ufer des Bugs vergraben wurden ist unbekannt Beim Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge e V sind in Nikolajew fur die Zeit von 4 April 1945 bis zum 20 April 1949 383 verstorbene und auf dem stadtischen Friedhof beigesetzte Kriegsgefangene und Internierte der Lager 4564 und 159 7 registriert Bei dem Lager 4564 handelt es sich um das einer anderen Moskauer Behorde unterstellte mitten in der Stadt gelegenen Kriegsgefangenenhospital Das Lager 159 7 ist das ab 1949 den Lagern in Odessa verwaltungsmassig angegliederte Hauptlager in Nikolajew mit der vorherigen amtlichen Bezeichnung 126 2 Temwod Als Anhalt Im Abschlussbericht vom 31 Januar 1951 uber das Lager Nr 159 Odessa Blatt 29 werden fur das 4 Viertel 1944 als verstorben 654 Mann gemeldet Wird die andernorts angefuhrte Belegung von 11 687 Mann zugrundegelegt ergabe sich umgerechnet auf ein Jahr eine Sterblichkeitsquote von 22 4 Da jedoch die Sterblichkeit im Winter wesentlich hoher war wird die Jahresrate mindestens 10 betragen haben Fur 1946 Blatt 35 werden 66 Tote erwahnt was bei einer Belegung mit 12 769 Mann 0 5 entspricht In einer lokalen Veroffentlichung von 2012 unter dem Titel Nikolaevskij Buhenvald Nikolajewer Buchenwald uber den Stadtteil Temwod und die Werft 61 Komunara heisst es dass im dortigen Lager wahrend seines funfjahrigen Bestehens als NKWD MWD Lager 126 ohne Unterscheidung der Nationalitaten vorwiegend Deutsche Ungarn Rumanen 2 000 Gefangene gestorben seien Literatur und Quellen BearbeitenMartin Streidel So war das damals Karl Glas Witwe Munchen 1981 ISBN 3 89004 015 2 Rudolf Henze Die Theatergruppe Musik hinter russischem Stacheldraht Selbstverlag Seelze Dankward Sidow Ruki werch 1908 Tage in sowjetischer Kriegsgefangenschaft Selbstverlag Hamburg Bericht 8 Januar 1949 Eing Nr 6765 vom 12 Januar 1949Dem Leiter UPWI MWD USSR Stadt Kiew uber die Tatigkeiten des aufgelosten Lagers Nr 126 MWD UdSSR fur Kriegsgefangene Bericht 7 Februar 1949 handschriftlich Eingangsvermerk 1397 vom 22 Februar 1949Dem Leiter der GUPWI MWD UdSSR Stadt Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriegsgefangenenlager 126 Nikolajew amp oldid 230947711