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Als Korrekturbibeln oder Gegenbibeln bezeichnet man jene katholischen Bibelubersetzungen die bereits kurz nach Erscheinen der Lutherbibel Neues Testament 1522 vollstandige Bibel 1534 gedruckt wurden Dazu zahlen die Ubersetzung des Neuen Testaments von Hieronymus Emser 1527 sowie die vollstandigen Ubersetzungen des Neuen wie auch des Alten Testaments von Johann Dietenberger 1534 und Johannes Eck 1537 Der Begriff Korrekturbibel ist dabei aber irrefuhrend da weniger theologisch strittige Passagen geandert wurden als vielmehr die ostmitteldeutsche Sprache Luthers an oberdeutsche Schreibgewohnheiten angepasst bzw in einem Fall auch ins Niederdeutsche ubersetzt wurde Nicht zu den katholischen Korrekturbibeln zahlen die ebenfalls unabhangig von Luther entstandenen deutschsprachigen Ubersetzungen der Taufer 1 und der reformierten Kirche 2 Inhaltsverzeichnis 1 Zeitlicher Ablauf 2 Linguistische Konsequenzen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseZeitlicher Ablauf Bearbeiten nbsp Das naw testament von Hieronymus Emser 1527 nbsp Biblia beider Allt vnnd Newen Testamenten von Johann Dietenberger 1534 nbsp Bibel Alt und new Testament von Johannes Eck 1537Schon vor Veroffentlichung der Lutherbibel kam es 1518 zu einem heftigen Disput zwischen Martin Luther und romtreuen Theologen wobei der Ingolstadter Theologe Johannes Eck als Wortfuhrer der Gegner hervortrat Nachdem es zum endgultigen Bruch mit Rom gekommen war und Martin Luther am 3 Januar 1521 vom Papst exkommuniziert sowie am 26 Mai desselben Jahres durch den Wormser Reichstag die Reichsacht uber ihn verhangt wurde machte sich dieser in seinem Versteck auf der Wartburg daran das Neue Testament ins Deutsche zu ubersetzen Als Vorlage diente ihm dabei der griechische Grundtext der 1516 von Erasmus von Rotterdam in Novum Instrumentum omne mit lateinischen Annotationes des italienischen Humanisten Lorenzo Valla herausgegeben worden war 3 Im September 1522 erschien die Erste Auflage von Luthers Ubersetzung des Neuen Testaments bei Melchior Lother in Wittenberg das deshalb auch Septembertestament genannt wird Die Verbreitung dieses Werks wurde kurz darauf verboten eine Massnahme die Hieronymus Emser 1523 in seiner Schrift Auss was grund vnnd vrsach Luthers dolmatschung vber das nawe testament dem gemeinen man billich vorbotten worden sey verteidigte Der aus Schwaben stammende und in Dresden tatige Theologe war es auch der im Auftrag des sachsischen Herzogs und entschiedenen Gegners Luthers Georgs des Bartigen eine eigene Ubersetzung anfertigte die 1527 unter dem Titel Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text corrigirt und widerumb zurecht gebracht in Dresden gedruckt wurde und bereits 1528 in einer zweiten Auflage erschien Im Jahr 1530 erschien auf Initiative des katholischen Laienordens der Michaelisbruder in Rostock eine auf Hieronymus Emser basierende niederdeutsche Ubersetzung des Neuen Testaments 4 Die korrigierte katholische Version des Neuen Testaments von Hieronymus Emser unterschied sich jedoch nur geringfugig von Luthers Ubersetzung Emser hatte nur einige Wortschopfungen Luthers durch oberdeutsche Worte ersetzt die Satzstellung teilweise auf oberdeutsche Sprechgewohnheiten geandert und in manchen Fallen Textpassagen auf die Basis der lateinischen Vulgata korrigiert Der Rest war teilweise mit Luthers Version wortwortlich identisch was ihm auch einen Plagiatsvorwurf einbrachte Luther schrieb 1530 in einem Sendbrief uber Emser 5 vnd nam fur sich mein New Testament fast von wort zu wort wie ichs gemacht hab schrieb seinen namen dazu verkaufft also mein Testament vnter seinem namen Inzwischen hatte Luther Teile des Alten Testaments ubersetzt die in separaten Editionen veroffentlicht wurden So entstanden 1523 der Pentateuch 1524 die Bucher Josua bis Ester Das Ander teyl des alten testaments 1526 die Propheten Jona und Habakuk 1527 die Propheten Sacharja und Jesaja New deudsch Psalter und 1529 die Weisheit Salomons Auch die Arbeiten Martin Luthers die er in seinem ostmitteldeutschen Sachsisch verfasst hatte wurden bald darauf ins Niederdeutsche ubersetzt Eine auf Luther basierende Ubertragung ins Niederdeutsche wurde 1522 in Augsburg gedruckt und im selben Jahr erschien eine Version die sowohl auf Luther als auch auf der Halberstadter Bibel von Lorenz Stuchs basiert Diese Werke erschienen unter folgenden Titeln 6 Dat nyge Testament tho dude Hambourgh anonym 1522 Dat ollde Testament Dudesch von Caspar Ammann Augsburg 1522Daneben entstanden in der Schweiz auch folgende alemannische Ubersetzungen von Luthers bisherigen Publikationen Das gantz Nuw Testament recht gruntlich vertutscht Zurich 1524 Das Alt Testament dutsch Zurich 1525 Das Ander teyl des Alten Testaments Zurich 1525 Das dritt teyl des Alten Testaments Zurich 1525 Das Vierde teyl des Alten Testament Zurich 1527 Diss sind die Bucher die by den alten vnder Biblische gschrifft nit gezelt sind Zurich 1529Schon 1530 erschien in der Schweiz die erste alemannische Gesamtubersetzung des Alten und Neuen Testaments die zum einen auf Martin Luther basierte und sich bei den zu diesem Zeitpunkt noch fehlenden Teilen des Alten Testaments auf die Zurcher Pradikanten stutzte Die gantze Bibel auffs aller treuwlichste verteutschet Zurich 1530 und 1531 Kurze Zeit spater hatte auch Martin Luther seine Ubersetzungsarbeit abgeschlossen und im Jahr 1534 erschien die erste komplette Lutherbibel mit allen Teilen des Neuen und Alten Testaments beim Drucker Hans Lufft in Wittenberg Das Alte Testament hatte Luther mit einem Team der Universitat Wittenberg aus dem Hebraischen ubersetzt wobei die Vulgata die Septuaginta und andere Ubersetzungen Wormser Propheten zum Vergleich herangezogen wurden Im selben Jahr erschien mit Johann Dietenbergers Mainzer Bibel von 1534 die erste katholische Vollbibel Dieser hatte schon 1529 eine revidierte Version von Hieronymus Emsers Das naw testament herausgebracht und im Anschluss an der Ubersetzung des Alten Testaments gearbeitet Dabei orientierte er sich zum Teil an Luther nahm aber auch die Wormser Propheten von 1527 als Basis sowie die Arbeiten von Leo Jud an der Zurcher Bibel und andere vorlutherische deutsche Ubersetzungen Im Jahr 1537 erschien eine zweite katholische Vollbibel von Johannes Eck Eck Bibel mit einem noch starkeren oberdeutschen Sprachcharakter als die Dietenbergersche Version Der aus dem Allgau stammende und als Professor an der Universitat Ingolstadt tatige Theologe Eck erstellte seine Bibelubersetzung im Auftrag des bayerischen Herzogs Wilhelm IV und widmete sie dem Salzburger Erzbischof Matthaus Lang von Wellenburg 7 Er ersetzte zahlreiche ostmitteldeutsche Worter der Lutherbibel und schweizerische Worter aus der Zurcher Bibel durch bairische wie etwa das Wort hugel durch buhel bersten durch brechen und beutel durch seckel Viele oberdeutsche Worter bei Eck verstehen aber selbst heutige Sprecher von bairischen Dialekten nicht mehr da diese im Laufe der Zeit von hochdeutschen Ausdrucken verdrangt wurden Dies fuhrte dazu dass die spatere germanistische Forschung die Bibel von Johannes Eck sehr negativ bewertete und sogar das Biographisch Bibliographische Kirchenlexikon uber sein Werk schreibt 8 Im Auftrag seiner Herzoge ubertrug E die Bibel in den bayrisch schwabischen Dialekt Seine sprachlich ungeniessbare Bibelubersetzung erschien 1537 Doch zu dieser Zeit schrieben selbst die kaiserlichen Kanzleien in der Maximilianischen Kanzleisprache ein sehr ahnliches Oberdeutsch das heute nach Dialekt klingt damals allerdings Schriftsprache war Beide vollstandigen Korrekturbibeln wurden in den katholischen Regionen lange Zeit benutzt und behielten ihre theologische und linguistische Wirkung bis ins 18 Jahrhundert Die in einem moderat oberdeutschen Schreibstil gehaltene Bibel von Johann Dietenberger war dabei die erfolgreichere und weiter verbreitete und wurde in der Kolner Neuedition von 1571 nur mehr die Catholische Bibell genannt Die letzte Auflage erschien 1776 in Augsburg Die deutlich bairischere Bibel von Johannes Eck war aber gleichfalls lange Zeit in Verwendung besonders im Kurfurstentum Bayern im Erzbistum Salzburg und in Osterreich und bereits 1550 erschien eine zweite Auflage 1558 die dritte 1602 die vierte 1611 die funfte 1619 die sechste und 1630 die siebte und letzte Linguistische Konsequenzen BearbeitenDie Lutherbibel war nicht die erste Ubersetzung der Bibel in eine deutsche Sprache siehe Vorlutherische deutsche Bibeln dennoch erreichte sie innerhalb kurzester Zeit weitere Verbreitung als alle vorangegangenen Drucke Zur selben Zeit gab es jedoch noch andere Bibelubersetzer von denen einige ebenfalls der Reformation zugeneigt waren und andere offen in Opposition zu Luther standen Die Gegner Luthers legten ihren Ubersetzungen gemass der kirchlichen Tradition die Vulgata Bibel zu Grunde also die lateinische Ubersetzung des Hieronymus der auch den hebraischen aramaischen und griechischen Urtext verwendete Luther und andere Humanisten legten ihren Ubersetzungen die Urtexte selbst zugrunde nach dem Motto Ad fontes Tatsachlich hat die Vulgata aber bei Luthers Ubersetzung des Neuen Testaments eine Bruckenfunktion Die moderne theologische und sprachwissenschaftliche Forschung konnte zeigen dass sich die verschiedenen deutschsprachigen Ubersetzungen des 16 Jahrhunderts in Wirklichkeit weniger durch abweichende theologische Auslegungen unterschieden als durch verschiedene sprachgeographische Schwerpunkte Luther ubersetzte in sein ostmitteldeutsches Sachsisch wahrend sich die Korrekturbibeln eher durch eine oberdeutsche Schreibform auszeichneten die sich an der Druckersprache von Augsburg Nurnberg und Ingolstadt orientierte Daneben entstanden im Norden Ubersetzungen ins Niederdeutsche und in der Schweiz alemannische Ubersetzungen 1526 veroffentlichte Jacob van Liesvelt auch die erste komplette Bibel auf Niederlandisch die zum Teil auf Luther zum Teil aber auch auf der Vulgata und den Ubersetzungen des Erasmus von Rotterdam und des Schweizer Oecolampadius basierte Innerhalb kurzer Zeit waren somit in allen kontinentalwestgermanischen Schreibregionen eigene Ubersetzungen entstanden Ostmitteldeutsch Niederdeutsch Oberdeutsch Schweizerdeutsch und Niederlandisch und es gab damit alles andere als eine einheitliche Schriftsprache Erst langerfristig konnte sich die sachsische Version Luthers durchsetzen und somit dem Ostmitteldeutschen zum Durchbruch als neuhochdeutscher Standardsprache verhelfen In Bayern Osterreich und der Schweiz dauerte dieser Prozess allerdings bis ins spate 18 Jahrhundert wahrend die niederlandischen Regionen diesen Prozess nicht mitmachten und ihre eigene Sprache zu einer modernen Standardsprache ausbauten Literatur BearbeitenPeter von Polenz Deutsche Sprachgeschichte vom Spatmittelalter bis zur Gegenwart Walter de Gruyter Berlin u a 2000 ISBN 3 11 016478 7 Kapitel 4 8 Fruhburgerliche Zeit Reformation Volksaufstande Seite 236 Stefan Sonderegger Geschichte deutschsprachiger Bibelubersetzungen in Grundzugen In Werner Besch Sprachgeschichte Walter de Gruyter Berlin u a 1998 ISBN 3 11 011257 4 Kapitel 15 S 231 233 ff Stephan Veit Frech Magnificat und Benedictus Deutsch Martin Luthers bibelhumanistische Ubersetzung in der Rezeption des Erasmus von Rotterdam Peter Lang Publishing Group Bern u a 1995 ISBN 3 906755 38 X Zurcher Germanistische Studien 44 Einzelnachweise Bearbeiten z B Ludwig Hatzer und Hans Denck siehe Zurcher Bibel Frech Stephan Veit Magnificat und Benedictus Deutsch Book synopsis Memento des Originals vom 22 September 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www peterlang com Stefan Sonderegger Geschichte deutschsprachiger Bibelubersetzungen in Grundzugen S 270 Stefan Sonderegger Geschichte deutschsprachiger Bibelubersetzungen in Grundzugen Tabelle auf S 270 Stefan Sonderegger Geschichte deutschsprachiger Bibelubersetzungen in Grundzugen Tabelle auf S 263 Materialsammlung zur Geschichte von Ingolstadt Dr Johannes Eck und die Heilige Schrift Friedrich Wilhelm Bautz ECK eigentlich Maier Johann In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1452 1454 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Korrekturbibel amp oldid 214894216