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Die Sonnenkorona altgriechisch korwnh korṓne Gekrummtes lateinisch corona Kranz Krone 1 ist der Bereich der Atmosphare der Sonne der oberhalb der Chromosphare liegt und im Vergleich zu tiefer liegenden Schichten deutlich geringere Dichten jedoch hohere Temperaturen aufweist Die Korona der Sonne wahrend der Sonnenfinsternis im Jahr 1999 kurz vor dem Sonnenflecken maximum Die sicht baren Strahlen verlaufen nach allen Seiten Die Korona wahrend der Sonnenfinsternis im Jahr 2006 kurz vor dem Sonnenfleckenminimum Die Strahlen verlaufen fast nur noch in der Aquatorebene Die Sonnenkorona ist nicht zu verwechseln mit der Korona bzw dem Hof um Sonne oder Mond die auf Beugungseffekten in der Erdatmosphare beruhen Inhaltsverzeichnis 1 Sichtbarkeit 2 Aufbau 3 Physikalische Modelle 4 Gesamthelligkeit 5 Spektroskopische Zusammensetzung 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseSichtbarkeit BearbeitenDas schwache Leuchten der Korona ist freiaugig nur bei einer totalen Sonnenfinsternis sichtbar Der hauptsachlich durch Thomson Streuung an Elektronen erzeugte Strahlenkranz reicht je nach Sonnenaktivitat um etwa 1 bis 3 Sonnenradien nach aussen und geht kontinuierlich in den Sonnenwind uber Unabhangig von Sonnenfinsternissen kann der innere Teil der Korona beobachtet werden mit Hilfe von Koronografen oder durch Satelliten die in anderen Spektralbereichen als dem optischen operieren In Zeiten hoher Sonnenaktivitat kann der sichtbare Strahlenkranz der Korona bis zu einem Abstand von mehreren Millionen Kilometern bzw 2 bis 3 Sonnendurchmessern oberhalb der Photosphare sichtbar sein Er zeigt aufgrund der Anordnung des koronalen Magnetfeldes eine strahlenformige Struktur die sich im Verlaufe des 11 jahrigen Zyklus der Sonnenflecken global verandert Infolge der unterschiedlichen Struktur des Magnetfeldes in dem das koronale Plasma eingeschlossen ist verlaufen die sichtbaren Strahlen wahrend eines Aktivitatsmaximums in der Regel nach allen Seiten wahrend beim Sonnenflecken Minimum die deutlichsten Strukturen am Sonnenaquator auftreten vgl Abbildungen Aufbau Bearbeiten nbsp Korona wahrend der Sonnenfinsternis vom 2 Juli 2019Die Korona besteht aus einem nahezu vollstandig ionisierten Plasma und ist mit typischerweise einigen Millionen Kelvin deutlich heisser als die unterhalb liegenden Schichten der Sonne die Chromosphare und die als Sonnenoberflache geltende Photosphare Die Ursachen und Wirkmechanismen die zu dieser Koronaheizung fuhren sind noch nicht abschliessend verstanden und stellen einen zentralen Gegenstand aktueller Forschung der Sonnenphysik dar Physikalische Modelle BearbeitenMogliche Erklarungsmodelle fur die Heizung der Korona beinhalten die Dissipation von Plasmawellen stoss dominierte Dissipation elektrischer Strome Stosswellen Rekonnexion kontinuierlich umstrukturierter Magnetfeldkonfigurationenund weitere Prozesse Raumsonden wie SOHO TRACE RHESSI und CHANDRA tragen mit ihren Messungen wesentlich zu diesen Untersuchungen bei Die Raumsonde Parker Solar Probe soll sich im Verlaufe ihres Orbits der Photosphare bis auf einen Abstand von 8 5 Sonnenradien nahern und somit die Korona durchfliegen nbsp Logarithmisches Lichtprofil der Korona blau Die rote Kurve reprasentiert die Photosphare und die Abnahme ihrer Helligkeit nahe beim sichtbaren Sonnenrand Ein besonders steiler Temperaturgradient herrscht in der untersten Korona wo die Dichte rapide mit dem Abstand von der Oberflache abnimmt s Diagramm innerhalb einiger hundert Hohenkilometer steigt die kinetische Gastemperatur um eine Million Kelvin Die hohe Temperatur und eventuell zusatzliche Beschleunigungsmechanismen fuhren schliesslich dazu dass koronales Plasma als Sonnenwind entweicht Die Korona kann nur aufgrund ihrer extrem geringen Dichte so heiss werden die hohe Temperatur kennzeichnet wie in jedem Gas oder Plasma die Bewegungsenergie der Gasteilchen Hingegen hatte ein Festkorper durch seine hohere Teilchendichte und die grosse Anzahl von Freiheitsgraden in gleicher Hohe uber der Sonne eine sehr viel niedrigere Temperatur weil sich ein vollig anderes thermisches Gleichgewicht einstellen wurde Anschaulich betrachtet verteilt sich die gesamte thermische Energie auf wenige Gasteilchen wodurch jedes einzelne Teilchen einen relativ hohen Energiebetrag erhalt Die Gasteilchen verhalten sich fast wie ein ideales Gas und besitzen ausschliesslich Translationsfreiheitsgrade Samtliche zusatzlichen Energiebetrage neben der von der Sonnenoberflache ausgehenden thermischen Strahlung wirken sich demnach als Impulsubertragung auf die Gasteilchen aus Die folgende Naherungsformel beschreibt die Intensitat der Koronastrahlung in der Projektion normiert auf die Strahlung I r 0 displaystyle I rho 0 nbsp im Zentrum der Sonnenscheibe 2 I r I 0 10 6 3 670 r 18 1 939 r 7 8 0 055 1 r 2 5 displaystyle I rho over I 0 10 6 left frac 3 670 rho 18 frac 1 939 rho 7 8 frac 0 0551 rho 2 5 right nbsp mit dem dimensionslosen Abstand r gt 1 displaystyle rho gt 1 nbsp vom Zentrum der Sonne wobei r 1 displaystyle rho 1 nbsp dem Sonnenrand entspricht Diese Naherung stellt nur einen zeitlichen und raumlichen Mittelwert dar weil die Intensitat der Koronastrahlung stark mit dem heliografischen Breitengrad und der momentanen Sonnenaktivitat variiert Aus detaillierten Spektren konnten genauere Ruckschlusse auf mogliche Erklarungsmodelle fur die Aufheizung der Korona gezogen werden Das beschriebene Intensitatsverhaltnis verdeutlicht jedoch die fast unlosbare Problematik derartige spektroskopische Daten von der Erde aus zu erhalten Es gibt Hinweise dass die Ursache der hohen Temperaturen in der Korona in Nanoflares zu suchen ist die zwar viel kleinere Energie als normale Sonneneruptionen haben Faktor 10 9 aber extrem hohe Temperaturen 107 Kelvin erreichen und pro Sekunde millionenfach auf der Sonne auftreten 3 So fanden die Raketensondenmission EUNIS Extreme Ultraviolet Normal Incidence Spectrograph 2013 im extremen UV und NuSTAR im Rontgenbereich Hinweise auf extrem heisses Plasma in Bereichen der Sonne die sonst keine grossen Sonneneruptionsaktivitaten aufwiesen Die Aufheizung der Korona mit solchen Nanoflares wurde von Thomas Gold 1964 und Eugene N Parker 1972 vorgeschlagen Endgultigen Aufschluss uber ihre Existenz soll die Parker Solar Probe liefern Gesamthelligkeit BearbeitenWenn man in der Strahlungsformel den Abstand von 1 Sonnenrand bis unendlich integriert erhalt man die Gesamthelligkeit der Korona unter idealen Messbedingungen wie sie naherungsweise bei einer totalen Sonnenfinsternis vorliegen Sie betragt etwa 1 6 10 6 der Gesamthelligkeit der Sonne was einer scheinbaren Helligkeit von 12 3m entspricht Dieses relativ schwache Leuchten ist vergleichbar mit der scheinbaren Helligkeit des Vollmondes weshalb man die Korona bei einer totalen Sonnenfinsternis ohne Augenschutz beobachten kann Doch sobald der Sonnenrand wieder hinter dem Mond als schmale blendende Sichel auftaucht verschwindet die Korona fur unser Auge innerhalb kurzester Zeit Spektroskopische Zusammensetzung Bearbeiten nbsp Koronaler Massenauswurf vom 31 August 2012 fotografiert im Ultraviolett bei 30 4 und 17 1 nm vom Solar Dynamics ObservatoryUnterschiedliche Streuprozesse formen die Korona Die Bezeichnungen gehen auf historische Charakterisierungen zuruck F Korona Fraunhofer Korona Staub streut das Sonnenlicht Ausser einer Bevorzugung der Vorwartsstreurichtung bleibt die Strahlung unverandert Deshalb sind dort Fraunhoferlinien der primaren Sonnenstrahlung nachweisbar K Korona Kontinuierliche Korona Freie Elektronen streuen das Licht Rayleigh Streuung Da sich die freien Elektronen unterschiedlich schnell bewegen werden die Wellenlangen des Lichts durch den Dopplereffekt so verschoben dass alle Fraunhoferlinien zu einem Kontinuum verschmiert werden Zusatzlich wird die Strahlung abhangig von ihrer Polarisation gestreut L Korona oder E Korona Linien Korona Emissions Korona Das Gas der Korona emittiert charakteristische Spektrallinien T Korona thermische Korona aufgeheizte Partikel emittieren als Temperaturstrahler in einem kontinuierlichen Spektrum Literatur BearbeitenA Berroth W Hofmann Kosmische Geodasie Verlag G Baun Karlsruhe 1960 Kapitel Finsternisbeobachtungen Helmut Scheffler Hans Elsasser Physik der Sterne und der Sonne BI Mannheim 1990 ISBN 3 411 14172 7 Siehe auch BearbeitenCorona Planetologie Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Korona Sonne Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Heizregion der Sonnenkorona erstmals direkt beobachtetEinzelnachweise Bearbeiten Nach Stowasser Lateinisch deutsches Schulworterbuch 1894 ist corona im Lateinischen ein Lehnwort von griechisch korwnh was etwas Gekrummtes bezeichnet November L J Koutchmy S White Light Coronal Dark Threads and Density Fine Structure In Astrophysical Journal Band 466 Juli 1996 S 512 ff Physiker prasentieren Losung fur das Ratsel der koronalen Aufheizung Astropage 1 Mai 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Korona Sonne amp oldid 231545677