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Thomas Gold 22 Mai 1920 in Wien 22 Juni 2004 in Ithaca New York war ein US amerikanischer Astrophysiker osterreichischer Herkunft der wie Fred Hoyle durch unorthodoxe Meinungen auf den verschiedensten Gebieten bekannt wurde Seine Arbeitsgebiete waren Astrophysik und Radioastronomie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Kontroversen 4 Wurdigung 5 Ehrungen 6 Mitgliedschaften 7 Schriften Auswahl 8 Einzelnachweise 9 WeblinksLeben BearbeitenThomas Golds Vater Max Gold war der jungere Bruder von Alfred Gold und Direktor der Osterreichisch Alpinen Montangesellschaft der grossten osterreichischen Gesellschaft fur Bergbau und Verhuttung und seine Mutter Josefine war eine ehemalige Kinderschauspielerin Als sich eine okonomische Krise in der Bergbaubranche abzeichnete wurde Max Gold zu einem Mehrheitsteilhaber einer Berliner Metallhandelsgesellschaft Ab seinem 10 Lebensjahr lebte Thomas Gold in Berlin Doch schon 1933 verliess seine Familie die judischer Abstammung war Deutschland und emigrierte nach England Gold ging dagegen auf ein englisch gefuhrtes Elite Internat in Zuoz Schweiz das Lyceum Alpinum 1 1939 begann er ein Studium am Trinity College der Universitat Cambridge wurde aber nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1940 wie fast alle deutschen und osterreichischen Staatsburger interniert Noch in der ersten Nacht im Gefangenenlager von Bury St Edmunds lernte er Hermann Bondi kennen ebenso wie Gold ein aus Osterreich stammender Student am Trinity College 2 Obwohl ihre Eltern miteinander in Wien bekannt waren hatten sie sich noch nicht getroffen Nach seiner 15 monatigen Internierung schloss Gold 1942 sein Studium mit einem B A ab 1946 machte er seinen Master of Science mit einer Arbeit uber die Mechanismen der Tonhohen Unterscheidung im Ohr demnach unterscheide das Ohr und nicht das Hirn die Tonhohen Er nahm einen aktiven Verstarkungsmechanismus mit Oszillatoren im Ohr an der in den 1970er Jahren durch die Messung von otoakustischen Emissionen bestatigt wurde Mit Bondi und Fred Hoyle nahm er an dem britischen Kriegs Programm zur Erforschung und Anwendung des Radars bei der Marine teil 1952 kam Gold ans Royal Greenwich Observatory und wurde Assistent des Royal Astronomer Dort arbeitete er unter anderem an der Entwicklung des Masers einem Verstarker fur Mikrowellen fur den Einsatz bei Radioteleskopen 1956 wurde er Professor fur Astronomie an der Harvard University Gleichzeitig begann seine Beratertatigkeit fur die NASA 1959 war er Chairman des Astronomie Departments der Cornell University wo er das Cornell Center for Radiophysics and Space Research CRSR grundete 20 Jahre lang bis 1981 blieb er dessen Direktor In diese Zeit fallt auch seine Initiative fur den Bau und den Einsatz des Radioteleskops in Arecibo dem noch heute zweitgrossten Radio Observatorium der Welt Ab 1971 hielt er auch Vorlesungen in Cornell wo er bis zu seiner Emeritierung 1987 blieb Gold war zweimal verheiratet Mit seiner ersten Frau Merle Eleanor Tuberg hatte er drei Tochter Lindy Bryant Philacy Gold und Tanya Vanasse Er uberlebte seine zweite Frau Carvel geb Beyer Gold mit der er die Tochter Lauren hatte Nach langer Herzkrankheit starb Gold im Alter von 84 Jahren Forschung BearbeitenGold entwickelte 1948 zusammen mit dem Mathematiker Hermann Bondi und dem Astronomen Fred Hoyle die sogenannte Steady State Theorie des Universums die im Gegensatz zur Theorie des Urknalls eine konstante durchschnittliche Dichte an Materie in einem sich ausdehnenden aber seit unbegrenzten Zeiten existierenden Weltalls annahm wozu sie eine standige Neu Erzeugung und Vernichtung von Materie postulierten 3 Diese Theorie wird jedoch seit Entdeckung der Hintergrundstrahlung im Jahre 1965 in Fachkreisen kaum noch behandelt 1955 sagte Gold voraus dass die Mondoberflache von einer feinen pudrigen Konsistenz ist was damals von vielen Fachleuten bezweifelt wurde aber nach der Mondlandung Bestatigung fand 4 Er entwickelte ferner eine Stereokamera welche die Astronauten mit auf den Mond nahmen Gold war 1968 69 der erste Physiker der gleich nach ihrer Entdeckung hinter Pulsaren rotierende Neutronensterne vermutete seine beruhmteste Entdeckung Zunachst lehnte jedoch eine Fachkonferenz seinen entsprechenden Vortrag als so absurd ab dass man dies noch nicht einmal als diskussionswurdig erachtete 5 Kontroversen BearbeitenDa viele seiner Thesen zunachst in der Fachwelt angefeindet wurden entwickelte er eine kritische Haltung zum wissenschaftlichen Peer Review System hinter dem er einen Herdeninstinkt sah Anstelle dessen schlug er einen science court vor der mit Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachgebieten zu besetzen sei und dennoch uber hinreichende Fachkenntnis verfuge um ein fragliches Thema von verschiedenen Perspektiven her beurteilen zu konnen 6 1960 stellte Thomas Gold die Cosmic Garbage Theorie dt kosmischer Abfall auf Darin ventilierte er die Moglichkeit dass extraterrestrische Weltraumreisende die Erde vor langer Zeit besucht und mit ihren zuruckgelassenen Abfallen unbeabsichtigt Leben auf die Erde gebracht haben konnten 7 8 Seine letzten Kontroversen focht er auf geologischen Gebiet aus Gold stellte die bis heute gangige Lehrmeinung in Frage dass die Entstehung von Erdol und Erdgas sich uber geologische Zeitraume erstreckt und auf die Zersetzung und Umwandlung organischen Materials unter anaeroben Bedingungen zuruckgeht Stattdessen vermutete er dass grosse Mengen von Kohlenwasserstoffen seit Entstehung der Erde in grossen Tiefen vorhanden waren und beim Entweichen die nach seiner Ansicht damit fast unerschopflichen Erdgas und Erdollagerstatten in der oberen Erdkruste bildeten Deep Earth Gas Hypothesis Unter anderem fuhrte er die Entstehung von Erdbeben auf aufsteigende Gase zuruck Spater wandelte er seine Theorie dahingehend ab dass die gesamte obere Erdkruste bis zirka 10 km Tiefe von Bakterien oder Archaeen besiedelt sei deep hot biosphere Bei fossilen Anteilen in Ol und Gas auf der Erde handele es sich um Stoffwechselprodukte von kohlenwasserstoffverwertenden thermophilen und druckresistenten Bakterien in der Erdkruste die bei der Erdol und gasforderung durch den plotzlichen Druckabfall quasi explodieren 9 10 11 Seine Hypothese versuchte er 1986 bei einer Probebohrung in Schweden im Siljansring einem alten Meteoritenkrater zu beweisen die aber nicht die erforderlichen eindeutigen Nachweise liefern konnte Seine Erdol Entstehungstheorie wird von der Mehrheit der westlichen Geologen nicht beachtet Zwar steht mittlerweile ausser Frage dass es eine tiefe Biosphare gibt 12 jedoch gibt es keine Belege dafur dass sie in wesentlichem Masse etwas mit der Entstehung von Erdollagerstatten zu tun hat Wurdigung BearbeitenGold galt als Ideenmaschine 13 weil er immer wieder konventionelle Ansichten in vollig neuer Weise betrachtete Er assoziiere scheinbar unvereinbare Aspekte eines Problems und mache damit das was kreative und erfolgreiche Wissenschaftler kennzeichnet so der Gold Schuler Peter Goldreich 13 California Institute of Technology und der amerikanische Kreativitatsforscher Dean Simonton University of California 14 Die Cornell Universitat halt jahrlich eine Vorlesung mit Gastvortragenden The Thomas Gold Lectureship Series ab 15 Ehrungen BearbeitenThomas Gold wurde mehrfach ausgezeichnet unter anderem 1985 mit dem hochsten Preis der Royal Astronomical Society der Goldmedaille der Royal Astronomical Society 1969 erhielt er einen Ehrendoktor der Universitat Cambridge Mitgliedschaften Bearbeiten1964 wurde er als Mitglied Fellow in die Royal Society of London gewahlt Mitglied der National Academy of Sciences USA Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1957 Mitglied der American Philosophical Society Fellow der American Geophysical Union Ausserdem war er auch als Berater im Science Advisory Committee der US Regierung tatig Schriften Auswahl BearbeitenR J Pumphrey Thomas Gold Transient reception and the degree of resonance of the human ear In Nature Band 160 Nr 4056 1947 S 124 125 bibcode 1947Natur 160 124P doi 10 1038 160124b0 ISSN 0028 0836 R J Pumphrey Thomas Gold Hearing I The Cochlea as a Frequency Analyzer In Proceedings of the Royal Society Series B Biological Sciences Band 135 Nr 881 1948 S 462 491 bibcode 1948RSPSB 135 462G doi 10 1098 rspb 1948 0024 ISSN 0080 4649 Thomas Gold Hearing II The Physical Basis of the Action of the Cochlea In Proceedings of the Royal Society Series B Biological Sciences Band 135 Nr 881 1948 S 492 498 bibcode 1948RSPSB 135 492G doi 10 1098 rspb 1948 0025 ISSN 0080 4649 H Bondi Thomas Gold The Steady State Theory of the Expanding Universe In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 108 1948 S 252 270 bibcode 1948MNRAS 108 252B ISSN 1365 2966 Thomas Gold Instability of the Earth s Axis of Rotation In Nature Band 175 Nr 4456 1955 S 526 529 bibcode 1955Natur 175 526G doi 10 1038 175526a0 ISSN 0028 0836 Thomas Gold Motions in the Magnetosphere of the Earth In Journal of Geophysical Research Band 64 Nr 9 1959 S 1219 1224 bibcode 1959JGR 64 1219G doi 10 1029 JZ064i009p01219 ISSN 0148 0227 Thomas Gold F Hoyle On the origin of solar flares In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 120 1960 S 89 105 bibcode 1960MNRAS 120 89G ISSN 1365 2966 Thomas Gold The Arrow of Time In American Journal of Physics Band 30 Nr 6 1962 S 403 410 bibcode 1962AmJPh 30 403G doi 10 1119 1 1942052 ISSN 0002 9505 Thomas Gold Rotating neutron stars and the nature of pulsars In Nature Band 221 Nr 5175 1969 S 25 27 bibcode 1969Natur 221 25G doi 10 1038 221025a0 ISSN 0028 0836 Thomas Gold The Nature of the Lunar Surface Recent Evidence In Proceedings of the American Philosophical Society Band 115 Nr 2 1971 S 74 82 ISSN 0003 049X JSTOR 985848 Thomas Gold Terrestrial sources of carbon and earthquake outgassing In Journal of Petroleum Geology Band 1 Nr 3 1979 S 3 19 doi 10 1111 j 1747 5457 1979 tb00616 x ISSN 0141 6421 Thomas Gold S Soter The deep earth gas hypothesis In Scientific American Band 242 Nr 6 1980 S 155 161 ISSN 0036 8733 Thomas Gold S Soter Abiogenic methane and the origin of petroleum In Energy Exploration amp Exploitation Band 1 Nr 2 1982 S 89 104 ISSN 0144 5987 Thomas Gold The deep hot biosphere In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 89 Nr 13 1992 S 6045 6049 bibcode 1992PNAS 89 6045G doi 10 1073 pnas 89 13 6045 ISSN 1091 6490 PMID 1631089 Thomas Gold The Deep Hot Biosphere Springer New York 1999 ISBN 0 387 98546 8 Einzelnachweise Bearbeiten Lyceum Alpinum Zuoz Thomas Gold 1920 2004 adsabs harvard edu abgerufen am 2 August 2011 Die Erzeugungsrate lage nach ihnen in der Grossenordnung von einigen Wasserstoffatomen pro Kubikmeter pro Milliarden Jahre In Bondi Hermann and Gold Thomas 1948 The Steady State Theory of the Expanding Universe Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 108 252 270 Die Nasa hatte aufgrund Golds Vorhersagen sogar die Besorgnis dass die Astronauten im Mondstaub versinken konnten und schickte die Raumsonde Surveyor zu Probelandungen auf dem Mond Vielfach wurden die Surveyor Ergebnisse als Niederlage fur Gold gewertet obwohl dieser eine maximale Einsinktiefe von rund 3 cm voraussagte was spater nochmals bestatigt wurde Shortly after the discovery of pulsars I wished to present an interpretation of what pulsars were at this first pulsar conference namely that they were rotating neutron stars The chief organiser of this conference said to me Tommy if I allow for that crazy an interpretation there is no limit to what I would have to allow I was not allowed five minutes floor time although I in fact spoke from the floor A few months later this same organiser started a paper with the sentence It is now generally considered that pulsars are rotating neutron stars Thomas Gold New Ideas in Science Memento vom 26 Marz 2010 im Internet Archive Journal of Scientific Exploration 1989 Vol 3 No 2 103 112 Thomas Gold New Ideas in Science Memento vom 26 Marz 2010 im Internet Archive Journal of Scientific Exploration 1989 Vol 3 No 2 103 112 Thomas Gold Cosmic Garbage in Air Force and Space Digest Nr 43 Mai 1960 S 65 zit nach George Basalla Civilized life in the universe Scientists on intelligent extraterrestrials Oxford University Press New York 2006 ISBN 0 19 517181 0 S 145 garbage theory of the origin of life daviddarling info abgerufen am 29 September 2012 Carl Sagan Direct contact among galactic civilizations by relativistic interstellar spaceflight Planetary and Space Science Vol 11 S 485 05 1963 doi 10 1016 0032 0633 63 90072 2 abstract osti gov abgerufen am 3 August 2011 T Gold The deep hot biosphere In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 89 Nr 13 1 Juli 1992 ISSN 0027 8424 S 6045 6049 doi 10 1073 pnas 89 13 6045 PMID 1631089 pnas org abgerufen am 27 Marz 2021 Thomas Gold The Deep Hot Biosphere Proceedings of the National Academy of Sciences 1992 Vol 89 6045 6049 Thomas Gold Biosphare der heissen Tiefe edition steinherz Wiesbaden 2000 ISBN 3 9807378 0 2 Inhaltsangabe Memento vom 29 April 2009 im Internet Archive Tiefe Biosphare Ratselhafte Lebenswelt im Keller der Erde scinexx de 5 April 2007 Schwerpunktthema der Woche a b Abschnitt An idea machine Science Magazine 2 Juli 2004 S 39 Kreativitatsforschung Macht nur Fleiss das Genie zum Genie Spiegel online 18 Dezember 2004 The Thomas Gold Lectureship Series astro cornell edu abgerufen am 5 April 2013Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Thomas Gold im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen von T Gold im Astrophysics Data System Gold Thomas papers NASA TRS abgerufen am 2 August 2011 Interview mit dem aus Osterreich stammenden Professor der Astronomie an der Harvard Universitat Dr Thomas Gold uber Fragen der Weltraumphysik vom 20 Mai 1959 im Online Archiv der Osterreichischen Mediathek Nachrufe Thomas Gold Cornell astronomer and brilliant scientific gadfly dies at 84 Cornell University 22 Juni 2004 mit drei Portrats Theoretical Astrophysicist Thomas Gold Dies at 84 Washington Post 23 Juni 2004 Thomas Gold The science maverick who challenged establishment thinking and quite often turned out to be right The Guardian 24 Juni 2004 Nachruf in Physics World 23 Juni 2004 Thomas Gold Wissenschaftliche Publikationen Thomas Gold 1920 2004 Bulletin of the American Astronomical Society Bd 36 Nr 5 S 1673 1675 Thomas Gold 1920 2004 Astronomy amp Geophysics Bd 46 2005 Heft 1 S 1 38Normdaten Person GND 118696114 lobid OGND AKS LCCN n82060311 NDL 00467275 VIAF 79180248 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gold ThomasALTERNATIVNAMEN TommieKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer AstrophysikerGEBURTSDATUM 22 Mai 1920GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 22 Juni 2004STERBEORT Ithaca New York Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Gold Physiker amp oldid 229250032