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Der Kolonialstein ist ein Gedenkstein der am 24 April 1924 dem Deutschen Kolonial Gedenktag im Heidelberger Stadtwald feierlich enthullt wurde Sein Schriftzug 24 IV 24 Zum Gedenken an die 40jahr Kolonialgeschichte des Deutschen Reiches erinnert an die am 24 April 1884 erfolgte Grundung der ersten deutschen Kolonie Deutsch Sudwestafrika dem heutigen Namibia In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Kolonialbrunnen der heute zusammen mit dem Kolonialstein ein Ensemble darstellt 1 Heidelberger Kolonialstein errichtet am 24 April 1924 Kolonialbrunnen am Bierhelderweg Aufn 2022 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Politischer Hintergrund Historie 2 1 Grundung der ersten deutschen Kolonie 2 2 Errichtung des Heidelberger Kolonialsteins 3 Siehe auch 4 Quellen 4 1 Literatur 4 2 Einzelnachweise 4 3 WeblinksLage BearbeitenKleindenkmal und Brunnen stehen am nordlichen Rand der Rodungsinsel Bierhelderhof ehemalige Gemarkung Kuhruh 2 unweit des Heidelberger Ehrenfriedhofs ca 200 m im spitzen Winkel zur Einmundung des Saupfercheckwegs in den Bierhelderhofweg 1 3 Die Gedenkstatte ist mit offentlichen Verkehrsmitteln VRN Bus Linien 39 und 39A gut erreichbar 4 49 390323 8 70384 Koordinaten 49 23 25 2 N 8 42 13 8 OPolitischer Hintergrund Historie BearbeitenGrundung der ersten deutschen Kolonie Bearbeiten Die Kolonialgeschichte Deutsch Sudwestafrikas als erste deutsche Kolonie begann 1883 mit dem privaten Erwerb der an der Kuste gelegenen Luderitzbucht vorher Angra Pequena portugiesisch Kleine Bucht durch den Bremer Kaufmann und Tabakhandler Adolf Luderitz samt dem daran anschliessenden Hinterland Luderitzland s Karte Luderitz Denkmal Am 24 April 1884 stellte Otto von Bismarck die Bucht sowie den Landstrich unter den Schutz des Deutschen Reichs 5 Deutsch Sudwestafrika war nun von 1884 bis 1915 offiziell eine deutsche Kolonie 1885 kehrte der Bruder von Adolf Luderitz August Luderitz mit den Vertragsdokumenten nach Deutschland zuruck und suchte seinen angestammten Wohnsitz in Schwartau auf 6 Adolf Luderitz blieb in Sudwestafrika zuruck und verungluckte im Oktober 1886 auf einer Expedition todlich nbsp Deutsch Sud west afrika Luderitz land Kolonial karte von 1905 nbsp Luderitz Territorium Denkmal in Namibia Inschrift nbsp Kaiserliche Schutz truppe fur Deutsch Sud west afrika Uniformen 1894 nbsp Deutsch Sudwest afrika Kamel reiter kompanie der deutschen Schutz truppe Aufn 1904 nbsp Lothar von Trotha Kommandeur der Schutz truppe in Deutsch Sud west afrika nbsp Theodor Seitz Gouverneur von Deutsch Sud west afrika 1910 bis 1915 Am 1 Januar 1888 trat das Gesetz uber die Konsulargerichtsbarkeit vom 10 Juli 1879 Reichs Gesetzblatt S 197 fur die sudwestafrikanische Kolonie offiziell in Kraft 7 Demnach wurde den indigenen Volkern der Herero und Nama das Volkerrecht aberkannt Ab 1890 galt auch die Verhangung der Todesstrafe durch Erhangen als geltendes Recht 8 1897 verschlechterte sich vielerorts die wirtschaftliche Situation der Herero dramatisch Die von Sudafrika hereinbrechende Rinderpest sowie eine Heuschreckenplage kostete die Herero ca 70 Prozent ihres Viehbestandes Dies zwang sie zu Landverkaufen und zur Lohnarbeit bei den deutschen Siedlern Hierbei kam es immer wieder zu auch sexuellen Ubergriffen durch deutsche Farmer Im Laufe der Zeit nahmen die Repressalien der Farmer und der deutschen Schutztruppe an der einheimischen Bevolkerung in Form von Landraub und Vertreibung zu 1904 explodierte die innenpolitische Situation Die indigenen Bevolkerungsgruppen riefen zum gemeinsamen Aufstand gegen die deutsche Kolonialmacht auf So kam es am 11 August 1904 zur Schlacht am Waterberg Deutsche Kolonialtruppen unter General Lothar von Trotha schlugen den Aufstand angefuhrt durch Samuel Maharero blutig nieder Uberlebende der Herero wurden in die Namibwuste getrieben und verdursteten dort zu Tausenden 9 Quellen sprechen hier von einem Volkermord 10 General von Trotha wurde aufgrund der grausamen Ereignisse von der Reichsregierung abgelost Insgesamt stiessen die Kriegsverbrechen auch in der deutschen Offentlichkeit auf massive Kritik 11 Hauptartikel Volkermord an den Herero und Nama Mit der Niederlage Deutschlands 1918 im Ersten Weltkrieg gingen samtliche Kolonien in Afrika verloren Friedensvertrag von Versailles Sie kamen zunachst unter die Administration des Volkerbundes der danach die weitere Verwaltungshoheit bestimmte Hauptartikel Erster Weltkrieg in Sudwestafrika Errichtung des Heidelberger Kolonialsteins Bearbeiten nbsp Schiessubungsstande fur das 2 Badische Grenadierregiment am Ameisenbuckel 1897 Ehemalige Offiziere aus Heidelberg und Umgebung die 1904 an den Auseinandersetzungen der deutschen Schutztruppe in Deutsch Sudwestafrika beteiligt waren sowie Prof Alfred Hettner Heidelberger Sektionsfuhrer der Deutschen Kolonialgesellschaft und Theodor Seitz ehemaliger Gouverneur von Deutsch Sudwestafrika wie Prasident der Deutschen Kolonialgesellschaft 1920 1930 gaben die massgeblichen Impulse und Beschlusse einen Gedenkstein an die erste deutsche Kolonie am 24 April 1924 auf dem Ameisenbuckel des Heidelberger Stadtwalds zu errichten In diesem Zusammenhang tauchte ein weiterer Name auf Klara Wagemann Ehefrau von Geheimrat August Wagenmann Professor fur Augenheilkunde in Heidelberg und Vorsitzende des Frauenbunds der deutschen Kolonialgesellschaft Sektion Heidelberg 12 Hauptartikel Deutsche Kolonialgesellschaft Das aus heimischen Buntsandstein gefertigte Denkmal mit den Massen 100 60 30 cm wurde in Teilen sowohl uber private Spenden als auch mittels Unterstutzung der Deutschen Kolonialgesellschaft finanziert Es tragt die Inschrift 24 IV 24ZUM GEDENKEN AN DIE 40JAHR KOLONIALGESCHICHTEDES DEUTSCHEN REICHES Vom Tag der Errichtung bzw Einweihung am 24 April 1924 nahm die Heidelberger Offentlichkeit kaum Notiz Zumindest wurde in der Tagespresse daruber nichts berichtet 12 Der Kolonialstein befand sich 1924 noch im Umfeld eines grossflachigen Schiessubungsplatzes der Reichswehr 1 Die weitlaufigen militarischen Anlagen existierten bereits zu Zeiten des Grossherzogtums Baden und dienten ursprunglich den Soldaten des 2 Badischen Grenadierregiment als Schiessstand 13 Sie zeigten in sudostliche Richtung und massen in der Lange um die 600 m 1 Der Eingangsbereich der Schiessstande befand sich im Zugangsbereich des heutigen Ehrenfriedhofs am damaligen Bierhelder Grenzweg Zu den Anlagen zahlten ein Schiesshaus eine Geschutzauffangvorrichtung auf dem heutigen Gelande des 1958 gegrundeten Max Planck Institut fur Kernphysik sowie ein Wachthaus heute am Bierhelderhofweg zur Aufbewahrung von Munition Das Gebaude im Volksmund auch Pulverhausel genannt existiert noch heute als Vereinsheim des Bayern und Gebirgstrachtenvereins e V Heidelberg 14 Ein steiler Pfad Soldatenweg der am Drei Troge Brunnen in Teilen noch erhalten ist fuhrte unmittelbar am Gedenkstein vorbei auf die westliche Anhohen des Gaisbergs Vermutlich sollte der Kolonialstein die Soldaten der Reichswehr stets daran erinnern den Traum von der militarischen Wiederherstellung des deutschen Kolonialreichs in Afrika zu realisieren 1 Mit dem Bau des Ehrenfriedhofs 1933 34 wurde der Schiessplatz entfernt und das Strassen und Wegenetz am Ameisenbuckel durch die Stadt Heidelberg neu gestaltet Nach der Machtubernahme Hitlers im gleichen Zeitraum erfolgte am 10 Juni 1933 die Grundung des Reichskolonialbundes als Dachorganisation der deutschen Kolonialgesellschaften und Verbande Noch im gleichen Jahr wurde der Heidelberger Kolonialbrunnen in Adolf Hitler Brunnen umbenannt bis 1945 nbsp Historischer Weg weiser stein zu den ehemaligen Schies standen am Ameisen buckel nbsp Ehemaliges Wacht bzw Munitions haus am Bier helder hofweg heute VereinsheimHeute fast 100 Jahre nach der Errichtung stehen Stein und Brunnen deplatziert und wenig beachtet an einem Spielplatz zwischen Bierhelderhofweg und Saupfercheckweg Nahere Erlauterungen bzw Infos zum geschichtlichen Hintergrund der Gedenkstatte sucht der Besucher vor Ort vergeblich An eine etwaige Verlegung oder Entfernung des Kolonialsteins seitens der Stadt Heidelberg wurde bislang noch nicht nachgedacht Stand 2023 zumal der Gedenkstein mittlerweile offiziell als eingetragenes Kulturdenkmal gilt Zeugnis der Erinnerungskultur 15 2004 werden von der Bundesrepublik erste Gesprache mit Namibia uber die Wiedergutmachung fur das historische Unrecht an der indigenen Bevolkerung im damaligen Deutsch Sudwestafrika aufgenommen Als Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids das den Opfern zugefugt wurde hat die deutsche Bundesregierung 2021 finanzielle Wiederaufbau und Entwicklungshilfen in Hohe von 1 1 Milliarden Euro uber 30 Jahre an Namibia und die Nachkommen der Opfer wahrend der Kolonialzeit zugesagt 16 Die Volksvertreter der Herero und Nama lehnen dies ab Sie fordern die Gelder nicht als Entwicklungshilfe sondern als Reparationsleistungen zu deklarieren Siehe auch BearbeitenHererostein Liste von Kolonialdenkmalen KolonialismusQuellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten nbsp Karte des deutschen Kaiserreichs und seiner Kolonien 1914 Thomas Hopker Jurgen Petschull Der Wahn vom Weltreich Die Geschichte der deutschen Kolonien Manfred Pawlak Verlag Herrsching 1986 ISBN 3 88199 315 0 Udo Kaulich Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch Sudwestafrika Eine Gesamtdarstellung 2 korrigierte Auflage Lang Frankfurt 2003 ISBN 3 631 50196 X Friedrich Franz Koehnemann Wanderungen durch Heidelberger Walder Heidelberger Verlagsanstalt 1990 S 128 Roger Kunert Kolonialgeschichtliche Statten in Deutschland Pro Business Berlin 2004 ISBN 978 3 937343 97 6 Johannes Paul Deutsche Buren und Englander in Sudwestafrika Begleitwort zu einer Nationalitatenkarte der Europaer in Sudwestafrika In Koloniale Rundschau Heft 9 10 1931 Heinrich Schnee Hrsg Deutsches Koloniallexikon 3 Bande Leipzig 1920 Thomas Pakenham Der kauernde Lowe Die Kolonialisierung Afrikas 1876 1912 Econ Dusseldorf 1993 ISBN 3 430 17416 3 Wolfe W Schmokel Der Traum vom Reich Der deutsche Kolonialismus von 1919 bis 1945 Sigbert Mohn Gutersloh 1967 Joachim Zeller Kolonialdenkmaler und Geschichtsbewusstsein Eine Untersuchung der kolonialdeutschen Erinnerungskultur IKO Verlag fur Interkulturelle Kommunikation Frankfurt a M 2000 ISBN 3 88939 544 9 Jurgen Zimmerer Deutsche Herrschaft uber Afrikaner Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia Lit Munster 2001 ISBN 3 8258 5047 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Eichler Horst Heidelberg Lernlandschaft Sudliche Gaisbergscholle Verlag Regionalkultur Ubstadt Weiher 2017 S 100 ff Derwein H Die Flurnamen von Heidelberg Kuhruh Weideplatz mit Brunnen heute zum Speyerershofwald vgl Kuhruhweg Nr 500 Veroffentlichungen der Heidelberger Gesellschaft zur Pflege der Heimatkunde Band 1 Verlag Universitatsbuchhandlung Carl Winter Heidelberg 1940 Roger Kunert Kolonialgeschichtliche Statten in Deutschland Pro Business Berlin 2004 ISBN 978 3 937343 97 6 S 88 Liniennetzplan Heidelberg online verfugbar auf der Website des VRN PDF Datei 357 kB abgerufen am 12 Juni 2021 Bernd G Langin Die deutschen Kolonien Schauplatze und Schicksale 1884 1918 Mittler 2004 ISBN 978 3 8132 0821 4 S 113 Georg Harzers Kolonialpionier August Luderitz war Bad Schwartauer Burger In Verband zur Pflege und Forderung der Heimatkunde Hrsg Jahrbuch fur Heimatkunde Struve s Buchdruckerei und Verlag Eutin 1990 S 182 183 Kaiserliche Verordnung Wikisource Verordnung betreffend die Rechtsverhaltnisse in dem sudwestafrikanischen Schutzgebiete Jurgen Leskien Dunkler Schatten am Waterberg Afrikanische Nachtgesprache Verlag Schwartzkopff Buchwerke Berlin 2004 ISBN 978 3 937738 10 9 Deutschland erkennt Verbrechen an Herero und Nama als Volkermord an In Deutschlandfunk 28 Mai 2021 abgerufen am 28 Mai 2021 Winkler Heinrich August Geschichte des Westens Von den Anfangen in der Antike bis zum 20 Jahrhundert Beck Munchen 2009 S 1043 a b Schmiedel H Ein Kolonialdenkmal in Heidelberg In Heidelberg Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Heidelberger Geschichtsverein Hrsg Nr 10 2005 06 S 197 ff Otto Petters Hrsg Plan der Heidelberger Stadtwaldungen nach dem Stand von 1897 auf Grund des stadtischen Planmaterials 3 Aufl Massstab 1 16 000 Verlag von Otto Petters Heidelberg 1902 Kartenbeilage zu Heidelberg und Umgebung von Prof Dr Karl Pfaff 2 Aufl besorgt von Rudolf Sillib anno 1910 Nachdruck Verlag Brigitte Gunderjahn Heidelberg 1995 Bayern und Gebirgstrachtenvereins e V Heidelberg Melanie Mertens Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmale in Baden Wurttemberg Bd II 5 1 Stadtkreis Heidelberg Thorbecke Verlag Ostfildern 2013 ISBN 978 3 7995 0426 3 Germany acknowledges 1904 08 massacres as genocide The Namibian 28 Mai 2021 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kolonialmacht Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikisource Themenseite Kolonialismus Quellen und Volltexte nbsp Portal Heidelberg Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Heidelberg Kulturdenkmale und Gedenktafeln Heidelberg Abgerufen 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