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Die Kirche zu Crostau ist eine evangelisch lutherische Kirche in der Gemeinde Crostau im Landkreis Bautzen in der Oberlausitz Sie ist besonders fur ihre von Gottfried Silbermann gebaute Orgel 1 bekannt Kirche und Pfarrhaus in Crostau Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Vorgangerbauten 1 2 Bau der Neuen Kirche 1 3 Einweihung 1 4 Spatere Bauarbeiten 2 Orgel 3 Gelaut 4 Kirchgemeinde Crostau 5 Veroffentlichungen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenVorgangerbauten Bearbeiten Die ursprunglich in Crostau stehende kleine Kapelle deren historische Anfange im Dunkeln liegen diente als Begrabniskirche in der gelegentlich Messen gelesen wurden Im 16 Jahrhundert wurde sie unter Hans Christoph von Rechenberg erweitert 1732 liess Christian Heinrich von Watzdorf Kammerherr von August dem Starken auf eigene Kosten eine neue Orgel durch den bekannten Orgelbauer Gottfried Silbermann einbauen Bereits in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wurden infolge des schlechten baulichen Zustandes der Kirche aufgrund des durch verschiedene Um Bauphasen hervorgerufen unregelmassigen Erscheinungsbildes des Bauwerkes und wegen bisweilen herrschenden Platzmangels fur die wachsende Kirchgemeinde es gab 228 Manns und 250 Frauenstande Forderungen nach einem Kirchenneubau aufgestellt Der schlechte Zustand des Gebaudes wirkte sich auch auf die Orgel aus So klagte der Crostauer Organist Monch 1739 uber verquollene und verstockte Register 1860 61 mussten Ausbesserungen am Orgelgehause vorgenommen werden da die sich absenkende Kirchendecke dieses beschadigt hatte Bau der Neuen Kirche Bearbeiten Nach dem Absturz mehrerer Giebelsteine wahrend einer Taufe wurde im Marz 1862 ein Gutachten zur Baufalligkeit der Kirche angefertigt Auf dessen Grundlage wurde durch die Vertreter der Kirchgemeinde bei der Koniglich Sachsischen Kreisdirektion Bautzen um die Genehmigung zur Einleitung von Massnahmen fur einen Kirchneubau gebeten Dem wurde am 31 Mai 1862 stattgegeben Die Finanzierung sollte durch einen Baufonds und durch Darlehen erfolgen Ausserdem sollte beim Koniglichen Ministerium des Kultus und offentlichen Unterrichts um eine Beihilfe gebeten werden Wahrenddessen wurde das Lauten der Kirchenglocken eingestellt um die Einsturzgefahr der Kirche zu verringern Im Marz 1867 wurden Planzeichnungen und ein Kostenanschlag des Oberinspektors Gotz aus Bautzen der Kirchgemeinde vorgelegt Gerechnet wurde mit Baukosten in Hohe von 13 013 RT 28 Ngr 2 Pf Ein Maurermeister Thomas stellte in den Bauplanen Ahnlichkeiten mit der Kirche Steinigtwolmsdorf fest nach deren Besichtigung die Kirchgemeinde einige Anderungen des Entwurfes forderte Am 18 Marz 1868 wurde der Bau der Neuen Kirche nach den Planen des Oberinspektor Gotz mit den von Maurermeister Thomas eingearbeiteten Veranderungen genehmigt Ausserdem wurden 1000 Taler Zuschuss durch das Ministerium des Kultus bewilligt Der Baubeginn der Kirche wurde noch etwas hinausgezogert doch nachdem erneut wahrend eines Gottesdienstes am 17 Mai 1868 eine Empore einsturzte wurde dem Maurermeister Karl August Thomas von Neusalza der Bauauftrag erteilt Dieser sollte den Bau bis Ende des Jahres 1869 fur 12 330 Taler fertigstellen Fur jede Woche Verzogerung sollten von der Accordsumme 25 Taler abgezogen werden Die Finanzierung erfolgte uber Kirchenanlagen die von 1863 bis 1887 von den Gemeindemitgliedern erhoben wurden Sie beliefen sich jahrlich auf uber 550 RT Ausserdem wurden Spenden gesammelt und spater die Rede des Pfarrers Thomas aus Oppach anlasslich der Grundsteinlegung vertrieben Zusatzlich nahm die Gemeinde ein Darlehen von 7000 Talern bei der Landstandischen Bank des Koniglich Sachsischen Markgrafthums Oberlausitz auf Bitten um weitere Beihilfen wurden vom zustandigen Ministerium abgelehnt Am 14 Juni 1868 wurde die alte Kirche von der Gemeinde verabschiedet Gottesdienste konnten vorubergehend alle 14 Tage in Grosspostwitz abgehalten werden Die Silbermann Orgel und die Glocken wurden ausgelagert Zum Bau der neuen grosseren Kirche am alten Standort mussten am Bauplatz Teile des Erdreiches abgetragen und an anderer Stelle aufgeschuttet werden da die Kirchgemeinde eine Verlegung des Bauplatzes ablehnte Die Grundsteinlegung erfolgte am 14 Juli 1868 Fur den Bau wurden verwendet 448 Fuder Bausand 47 Fuder Putzsand 516 Scheffel Kalk Am Bau beteiligt waren 1 Maurermeister 2 Poliere 20 Maurer 19 Handlanger 6 Steinmetze 2 Schmiede 1 Klempner 1 Schlosser und 1 Zimmermann Auf dem Weg zu den Kalbersteinen gibt es einen Stein in den K 1868 eingraviert ist Wahrscheinlich wurden dort Steine fur den Kirchenbau geholt Altar und Kanzel wurden nach Steinigtwolmsdorfer Muster nur kleiner und zierlicher vom Tischlermeister Bruckholdt aus Neugersdorf angefertigt Im Oktober 1869 erfolgte die Bauabnahme durch Oberinspektor Leuthold Oberinspektor Gotz war inzwischen verstorben Einweihung Bearbeiten Laut Inschriften in Altar und Taufstein fand die Einweihung am 8 November 1869 statt Kirchweih wurde lange am letzten Montag im Oktober gefeiert spater aber auf den 3 Sonntag im Oktober verlegt Spatere Bauarbeiten Bearbeiten 1893 bekam die Kirche einen schon fruher geplanten Anstrich Dabei wurde entdeckt dass die eiserne Turmfahne vom Rost stark beschadigt war sie wurde durch ein Kreuz ersetzt Da immer wieder Schaden am Turmdach auftraten wurde es schliesslich 1977 vollstandig mit Kupfer gedeckt Kupfernagel und Blattgold fur das Vergolden des Kreuzes kamen in Geschenksendungen aus der westlichen Bundesrepublik 1983 wurde an der Nordseite der Kirche Schwamm entdeckt und bekampft Mehrfach wurde die Kirche neu gestrichen und teilweise neu verputzt Kleinere Reparaturen oder Erneuerungsarbeiten wie das Streichen der Fenster wurden regelmassig von Mitgliedern der Gemeinde in Eigenleistung durchgefuhrt In den Jahren 1956 bis 1958 kam es erstmals seit der Erbauung zu umfangreichen Erneuerungsarbeiten im Kircheninneren Obwohl vom Amt fur Denkmalpflege die Verwendung von Leimfarbe vorgeschlagen war wurden die Emporenbrustungen die Logen und die Kanzel mit Olfarbe gestrichen Der ursprungliche Charakter der Kirche wurde dadurch verandert Nach verschiedenen Diskussionen wurde 1961 schliesslich auch die Orgel in Olfarbe gestrichen nbsp Kirchenschiff mit OrgelOrgel Bearbeiten nbsp Silbermann Orgel von 17321732 stellte der Orgelbauer Gottfried Silbermann 1683 1753 eine zweimanualige Orgel mit folgender Disposition auf I Hauptwerk C D d3Principal 8 Octava 4 Quinta 3 Octava 2 Mixtur IVQuintadina 8 Rohr Flote 8 Spitz Flote 4 Cornet III II Hinterwerk C D d3Gedacktes 8 Rohrflote 4 Nasat 3 Octava 2 Tertia 2 Quinta 1 1 2 Sifflet 1 Cymbeln II Pedal C D c1Sub Bass 16 Octaven Bass 8 Posaunen Bass 16 Tremulant Kanaltremulant fur das ganze Werk Koppeln Manualschiebekoppel Pedalkoppel Schubert 1861 Hilfszuge Calcantenglocklein Motorschalter Wind 2 KeilbalgeStimmung Hohe a1 466 Hz bei 20 C hoher Chorton Neidhardt II 1724Die Orgel wurde mehrfach verandert und repariert 1795 wurden 38 der grossten zinnernen Pfeifen gestohlen Hintergrund mag gewesen sein dass die Bevolkerung aufgrund des hellen Klangs der Orgel davon ausging sie seien aus Silber 2 Eine fur die Bestandserhaltung ausschlaggebende Reparatur fuhrte Carl Eduard Schubert 1860 1861 durch Er baute auch 1870 die Orgel in der nunmehr neuen Kirche wieder auf Im Jahr 1933 wurde das Instrument von Hermann Eule Orgelbau Bautzen auf Stimmtonhohe a1 440 Hz durch Trakturumhangung und in seitlichen Anbauten erganzten Tonen C D das originale C wurde zum bisher nicht vorhandenen Cis gebracht Die Anfang des 20 Jahrhunderts erfolgte Umdisponierung von Sifflet 1 zu Aeoline 8 spater Dulzflote genannt wurde 1964 ruckgangig gemacht 3 Die heutige an der Gestaltung der Silbermann Orgel Forchheim angelehnte Farbfassung der Orgel besteht seit 1982 Vorher war die Orgel einfarbig weiss gestrichen in der alten Kirche ganz ungefasst Bei der 1981 1982 von Christoph Schwarzenberg Kantor in Crostau von 1967 bis 1991 anlasslich des 250 jahrigen Orgeljubilaums initiierten und massgeblich mit durchgefuhrten Orgelreparatur wurde auch das gesamte Pfeifenwerk uberholt einer der originalen Keilbalge wieder an die Windversorgung angeschlossen und nachtragliche elektrische Einbauten im Spieltisch aus dem Blickfeld entfernt 3 Im Jahr 2016 erfolgte unter der Leitung von Lucas Pohle Kantor in Crostau von 2010 bis 2020 erneut eine Instandsetzung und Restaurierung Dabei wurden die Zusatztone C D wieder entfernt die Trakturumhangung ruckgangig gemacht und dadurch die originale Stimmtonhohe von 466 Hz wiederhergestellt Beide originalen Keilbalge wurden restauriert und wieder an die Windanlage angeschlossen das Gehause wurde erneut renoviert 3 Gelaut BearbeitenIn den Neubau der Crostauer Kirche sollten ursprunglich aus Kostengrunden die Glocken des Vorgangerbaues ubernommen werden Im April 1869 unterbreitete aber ein Johann Gottlob Ulbricht das Angebot die kleine Glocke zu spenden wenn die Kirchgemeinde die zwei grosseren anschaffen wurde Die Gemeinde wollte dieses Geschenk nicht ablehnen und ersuchte bei der Kollaturherrschaft um die Genehmigung eines neuen Gelautes Im Juli 1869 wurde die Genehmigung fur ein maximal 30 Zentner schweres Gelaut erteilt Der Auftrag ging an die Firma Grosse aus Dresden und am 1 September 1870 wurden die drei Glocken aufgehangt In der Folgezeit entbrannte ein heftiger Streit um die Qualitat des Gelauts Zwei Gutachten die sich allerdings in ihren Angaben teilweise widersprachen stellten fest dass die Glocken nicht richtig gestimmt waren Der Vorschlag der Firma Grosse die Kloppel auszutauschen wurde vom Crostauer Kirchenvorstand abgelehnt Im Herbst 1871 wurden die grosse und die mittlere Glocke zum zweiten Mal und die kleine Glocke sogar zum dritten Mal umgegossen und schliesslich akzeptiert Wahrend des Ersten Weltkrieges sollten die beiden grosseren Glocken zur Einschmelzung fur den Kriegsbedarf abgegeben werden Der Kirchenvorstand lieferte aber nur die mittlere und die kleine Infolgedessen drohte die Konigliche Amtshauptmannschaft mit Zwangsmassnahmen Daraufhin fertigte die Gemeinde ein Gutachten an dass die betreffende Glocke zu den besten Werken der mittlerweile nicht mehr bestehenden Firma Grosse gehore Dem wurde stattgegeben und die Gemeinde sparte so nach dem Krieg eine Menge Geld Am 14 Dezember 1920 erfolgte die Einweihung der beiden neuen kleineren Glocken welche von der Firma Schilling Sohne aus Apolda hergestellt wurden Die mittlere wurde von einem Fabrikbesitzer aus Kirschau zum Gedenken an seinem im Krieg gefallenen Sohn gespendet und wurde in den Folgejahren stiftungsgemass jedes Jahr am 31 Juli von 7 bis 8 Uhr dem Todesdatum des Stiftersohnes gelautet Im Zweiten Weltkrieg im Mai 1942 mussten wieder zwei Glocken fur die Kriegswirtschaft abgegeben werden diesmal traf es die beiden grosseren 1949 wurde die grosse Glocke noch in Hamburg wiedergefunden Somit ist diese noch im Originalzustand von 1871 erhalten Die Kirchgemeinde entschloss sich die kleine Glocke die noch von 1920 stammte zusammen mit der mittleren neu giessen zu lassen Der Auftrag ging wieder an die Firma Schilling aus Apolda Am 26 August 1951 wurden diese aus Bronze gegossenen Glocken in einem Festzug durch Callenberg zur Kirche gefahren und geweiht 1962 wurde das Gelaut elektrifiziert Die Inschriften auf den jetzigen Glocken lauten Grosse Glocke e 1871 Siehe des Herrn Auge siehet auf die so ihn furchten und auf seine Gute hoffen Ps 33 18 LUT und Ich bin der Weg die Wahrheit und das Leben Joh 14 6 LUT Mittlere Glocke gis 1951 Ehre sei Gott in der Hohe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen Lk 2 14 LUT und Kommet her zu mir alle die ihr muhselig und beladen seid Ich will euch erquicken Mt 11 28 LUT und Margarethenglocke Kleine Glocke h 1951 Welche der Geist Gottes treibt die sind Gottes Kinder Rom 8 14 LUT und Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht denn solcher ist das Reich Gottes Mk 10 14 LUT Kirchgemeinde Crostau BearbeitenCrostau ist traditionell ein evangelisch gepragter Ort Mehr als die Halfte der Bevolkerung der Gemeinde Crostau gehort auch der Kirchgemeinde Crostau an Dies sind etwa 900 Personen Stand 2006 Fruher war dieser Anteil deutlich hoher ging aber insbesondere in der DDR Zeit stark zuruck Heute bekennt sich auch ein grosser Teil der Einwohner zu keiner Religion Der Anteil anderer Religionsgruppen ist nach wie vor sehr klein Die Kirchgemeinde Crostau betreute lange Zeit auch die evangelische Bevolkerung im nahegelegenen katholisch gepragten Schirgiswalde mit bis dieses eine eigene protestantische Kirche erbaute Im Jahr 2006 arbeiteten die evangelischen Kirchgemeinden von Crostau Kirschau und Schirgiswalde sehr eng zusammen und hatten nur einen Pfarrer den aus Crostau dem verschiedene Pfarrer im Ruhestand gelegentlich bei den drei Gottesdiensten am Sonntag aushalfen Pfarrer der Kirchgemeinde Crostau1600 Landof Melchior 1604 Kremitz Johann 1604 Lochmann Johann 1606 Holstein Kaspar 1608 Fleischmann Johann 1615 Heugel Asmus 1619 Marcus Adam 1619 Walther Elias 1624 Hermann Abraham 1627 Walther Elias 1631 Schulze Matthaus 1632 Franke Abraham 1641 Eger Georg 1665 Marche Jeremias 1702 Marche Liebfried 1738 Uhlich Johann Gottlieb 1768 Fritzsche Heinrich Friedrich 1795 Unruh Christian Gottlob 1808 Schulze Johann Friedrich 1818 Michler Ernst Gotthelf Wilhelm 1857 Hilliger Bruno 1875 Scheibe Paul Adolf 1905 Reil Theodor Johannes 1912 Probst Georg Friedmar 1924 Schneider Ernst Georg 1928 Mildner Richard Kurt 1935 Krauspe Richard Hans 1954 1973 Pech Friedrich Werner 1975 Poche Rainer 1979 Stempel Bernhard Heinrich 4 Veroffentlichungen BearbeitenWeihnachten bei Silbermann A Silbermann Christmas Lucas Pohle Silbermann Orgel Crostau Crostauer Kurrende Rondeau Production 2020 5 Orgelrestaurierung 2016 Festschrift zur Wiedereinweihung der Silbermann Orgel Crostau 6 Dorothea Fiedlschuster Der Bau der neuen Kirche zu Crostau und ihre Geschichte Januar 1994 erstellt anlasslich der Vorbereitung einer Festschrift zum 125 jahrigen Bestehen der Neuen Kirche zu Crostau Dazu wurden umfangreiche Akten des Kirchenvorstandes zu Crostau Pfarramtsakten zu Crostau und andere Quellen gesichtet u a Darstellungen der Bau und Kunstdenkmaler des Konigreiches Sachsen durch Cornelius Gurlitt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Crostau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Silbermannorgel CrostauEinzelnachweise Bearbeiten Orgel von Gottfried Silbermann in der Kirche zu Crostau auf silbermann org abgerufen am 25 Februar 2020 Ludwig Guttler Musik fur Trompete und Orgel aus der Kirche zu Crostau 1984 Begleittext a b c Ev Luth Kirchgemeinde Crostau Hrsg Silbermann Orgel Crostau 1732 2016 Orgelrestaurierung 2016 Festschrift zur Wiedereinweihung https pfarrerbuch de sachsen stelle 566 abgerufen am 8 Marz 2020 https www rondeau de Neuerscheinungen Weihnachten bei Silbermann 495 html abgerufen am 29 November 2020 https www euleorgelbau de front content php idart 283 abgerufen am 29 November 2020 51 083055555556 14 451944444444 Koordinaten 51 4 59 N 14 27 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche zu Crostau amp oldid 227640146