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Die Kirche Johannes der Taufer ist eine evangelisch lutherische Gemeindekirche im Osten des Dorfes Engerhafe eines Ortsteils der Gemeinde Sudbrookmerland in Ostfriesland Ihr ursprungliches Patrozinium lag bei Johannes dem Taufer dessen Namen sie auch nach der Reformation behielt Die von 1230 oder 1240 bis 1270 erbaute Kirche bildet mit dem mittelalterlichen Steinhaus Pfarrei noch heute eine Einheit Die bis dato selbstandige Kirchengemeinde ist seit 1 Januar 2023 Teil der Ev luth Gesamtkirchengemeinde Engerhafe Forlitz Blaukirchen Wiegboldsbur mit Sitz in Engerhafe 1 Die Kirche von Engerhafe Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baugeschichte 3 Beschreibung 3 1 Das Aussere 3 2 Das Innere 3 3 Glockenturm 4 Ausstattung 4 1 Altar 4 2 Kanzel 4 3 Bronzetaufe 4 4 Orgel 4 5 Weitere Ausstattung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirche befindet sich auf der Ostseite der B72 wahrend der grosste Teil des Dorfes sich auf der Westseite befindet Diese abseitige Lage ist vermutlich darauf zuruckzufuhren dass sie ursprunglich mehr Oldeborg zugeordnet war wo die damaligen Landesherren aus dem Hause tom Brok eine Burg besassen In unmittelbarer Nahe der Kirche befand sich vom 21 Oktober 1944 bis zum 22 Dezember 1944 ein Aussenlager des Konzentrationslagers Neuengamme das zum Teil auf dem Gelande des Pfarrgartens errichtet wurde Innerhalb der zwei Monate in denen es bestanden hatte starben 188 Haftlinge Eine Gedenkstatte erinnert heute an die Opfer Baugeschichte BearbeitenErstmals wird die Kirche 1250 als eine der sechs Sendkirchen des Brookmerlandes genannt Stifter der Kirche waren vermutlich die Hauptlinge tom Brok 2 Die Kirche entstand in zwei Bauabschnitten auf einer Kirchwarft Im ersten wurden von 1230 bis 1250 die Apsis und die beiden Ostjoche errichtet Von 1260 bis 1270 wurde die Kirche um die drei Westjoche vergrossert An diesen Bauabschnitten lasst sich das Vorbild der Marienhafer Kirche ausmachen die etwa zeitgleich entstand So sind die Ostjoche eindeutig auf die verloren gegangenen schlichten Ostteile der Kirche in Marienhafe zuruckzufuhren wahrend die Westjoche von Engerhafe auf das Vorbild des reicheren Langhauses der Marienhafer Kirche zuruckgehen 3 Ursprunglich war die Kirche mit rund 60 Meter Lange fast doppelt so lang wie der heute sichtbare Bau 1775 sturzten die Gewolbe ein Dies ist moglicherweise auf die Weihnachtsflut von 1717 zuruckzufuhren die weite Teile Ostfrieslands uberflutete Dadurch wurden die Boden der Warften aufgeweicht und senkten sich 2 Offenbar geschah der Schaden mit Vorankundigung denn die gesamte Innenausstattung wurde vorher geborgen Die morsche Holzdecke wurde im selben Jahr durch eine neue ersetzt Im Jahre 1806 sturzten die Apsis und das westliche der funf Joche ein Die Kirche wurde daraufhin an der Ostseite um etwa drei Meter und im Westen um 12 Meter verkurzt Im Jahre 1910 sturzte auch das ostlichste Joch ein Anschliessend wurde die Kirche renoviert und die Ost und die Sudwand des nun ostlichsten Joches sowie die Wolbung neu aufgemauert 4 Aus statischen Grunden erhielt die Kirche anschliessend eine Sakristei nbsp Romanischer Chor nbsp Romanisches Nordportal nbsp Gotisches Nordportal nbsp Gotisches Sudportal nbsp Uberhangende SudwandBeschreibung BearbeitenDas Aussere Bearbeiten Ursprunglich war die Kirche 61 Meter lang Die einschiffige hochaufragende Anlage besteht aus den Resten von zwei Bauabschnitten Der altere ostliche Teil ist in romanischem der westliche im Stil der Gotik gehalten In dem ostlichen Teil befinden sich zu beiden Seiten zwei unten angebrachte Rundfenster An dieser Stelle war fruher auch das Halseisen eingemauert doch heute ist es nicht mehr vorhanden Am ostlichen Ende der Sudseite befinden sich Rundbogennischen die schmale Spitzbogenfenster enthalten 5 nbsp Gotisches Schiff von Suden nbsp Gotisches Schiff von Norden nbsp Laufgang im gotischen SchiffDas Innere Bearbeiten Der Kirchenraum war ursprunglich ein Apsissaal mit funf quadratischen Jochen uberwolbt Diese wurden im 16 oder 17 Jahrhundert wegen Baufalligkeit abgerissen und der Kirchenraum nach oben mit einer Holzdecke abgeschlossen Lediglich im Altarraum blieb das Gewolbe erhalten 6 Im zweiten Stock der Aussenmauern der sudlichen Halfte befindet sich ein so genannter Monchsgang Dieser war ursprunglich in der Regel in der Mauer des Mittelschiffes angebracht die den Zweck hat den Zugang zu allen Teilen der Kirche zu ermoglichen 7 Glockenturm Bearbeiten nbsp Der zugehorige Glockenturm steht rund 30 Meter abseits der Kirche Westlich des Schiffs befindet sich in 30 Metern Entfernung ein freistehender Kirchturm der niedriger ist als der Kirchenbau Das Gebaude verfugt uber zwei bis vier Meter dicke Mauern im Parallelmauertyp und wurde im 13 Jahrhundert errichtet Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Gebaude so weit gen Norden geneigt dass die unteren Bogen zugemauert werden mussten 2 Es ist unbekannt wann in Engerhafe erstmals Glocken eingesetzt wurden Bis ins 19 Jahrhundert war der Turm mit zwei Glocken aus dem 16 und 17 Jahrhundert bestuckt die jedoch heute nicht mehr existieren Mehrfach musste die Kirche einige ihrer Glocken zu Rustungszwecken abgeben Die grosse Glocke im Turm goss J H Bartels 1872 in Hildesheim Als Ersatz fur eine im Zweiten Weltkrieg abgelieferte Glocke erhielt die Gemeinde eine kleinere Patenglocke aus Kreuzberg in Schlesien gegossen 1796 von Joh Krieger in Breslau 8 Ausstattung BearbeitenAltar Bearbeiten Der Altar der Kirche wurde in der Werkstatt des Schnitkermeisters Tischler und Bildschnitzer Hinrich Cropelin in Esens hergestellt 9 Auf der Predella italienisch Stufe Tritt dem Sockel des Altars wird die Geburt Christi im Hauptfeld daruber das Abendmahl gezeigt Es folgen Kreuzigung und Auferstehung Bekront wird der Altar durch eine Darstellung des triumphierenden Christus Kanzel Bearbeiten Die Kanzel wird auf das Jahr 1636 datiert und wurde im Stil des Manierismus erbaut Es ist bis dato ungeklart wer sie geschaffen hat Kanzel und Schalldeckel gelten als von so hoher kunstlerischer Qualitat dass ein einheimischer Meister fur ihre Herstellung ausgeschlossen wird Es wird vermutet dass sie von einem Bildhauer aus den Niederlanden geschaffen wurden der wiederum auf italienische Vorbilder zuruckgriff 10 An Seitenwanden der Kanzel sind Bilder der vier Evangelisten zu sehen Der Schalldeckel ist mit Kartuschen und geflugelten Engelskopfen verziert Gekront wird der Schalldeckel ebenfalls durch eine Darstellung des triumphierenden Christus 10 Bronzetaufe Bearbeiten Die Bronzetaufe wurde von der Kirchengemeinde 1646 beschafft Sie ersetzte die Taufe die 1623 von den Soldnern des Grafen von Mansfeld die Ostfriesland wahrend des Dreissigjahrigen Krieges verheerten geraubt worden war Laut Inschrift wurde sie von den lothringischen Bronzegiessern Claudius Voillo und Gottfried Baulard geschaffen 11 Der Deckel wurde 1665 von Meister Hinrich Julfs aus Wittmund geliefert Sein in vier Etagen gegliederter Aufbau zeigt Meerjungfrauen mit Fischschwanzen und weiblichen Brusten Die Gesichtszuge dieser Figuren sind eindeutig mannlich und tragen Schnurrbarte In der Mitte des Deckels sitzt von Saulen umgeben eine Madonna 11 nbsp Der Altar nbsp Kanzel nbsp TaufbeckenOrgel Bearbeiten Bereits um 1550 ist ein Organist in Engerhafe nachgewiesen Vom 16 bis 18 Jahrhundert wurden mehrere Reparaturen an der Orgel durchgefuhrt Die heutige Orgel geht ursprunglich auf Hinrich Just Muller zuruck der in den Jahren 1774 bis 1776 einen Neubau mit Hauptwerk neun Register und Brustwerk vier Register durchfuhrte Von diesem Instrument ist der Prospekt erhalten geblieben Das Ruckpositiv ist nur eine Attrappe die aus reprasentativen in die Emporenbrustung eingefugt wurde was eine Idee Arp Schnitgers aufgreift Die originalen Prospektpfeifen weisen Labien mit Kielbogen Eselsrucken auf und stammen vermutlich aus spatgotischer Zeit Im Zuge der Umsetzung der Orgel von der Ostmauer auf die Westempore erganzten die Gebr Rohlfs ein selbststandiges Pedal und veranderten die Disposition Die Firma P Furtwangler amp Hammer baute im Jahr 1908 09 hinter dem historischen Gehause ein neues Werk mit pneumatischen Taschenladen und 19 Registern 1971 bis 1973 schufen die Gebr Hillebrand ein neues Werk hinter den historischen Prospekt mit seinen erhaltenen Pfeifen das zwei altere Register integrierte und sich wieder an die Mullerschen Disposition orientierte Aus Kostengrunden blieb das Brustwerk vakant 12 nbsp Orgel hinter historischem Gehause von Muller 1776 I Hauptwerk C d31 Prinzipal 8 M2 Quintade B D 16 H3 Gedackt B D 8 H4 Oktave 4 F5 Gemshorn 4 R6 Quinte Nasat 2 2 3 H7 Oktave 2 H8 Mixtur V VI H9 Trompete B D 8 H Pedal C d1angehangtAnmerkungen M Register von Hinrich Just Muller 1775 oder auch alter R Register von Gebr Rohlfs 1870 F Register von Furtwangler amp Hammer 1909 H Register von Hillebrand 1973 Weitere Ausstattung Bearbeiten In der Kirche sind noch ein Gemalde das den Einzug Jesu in Jerusalem zeigt und eine kleine reliefartige Darstellung des Sundenfalls zu sehen Beide werden auf das 17 Jahrhundert datiert 13 Siehe auch BearbeitenListe der historischen Kirchen in OstfrieslandLiteratur BearbeitenManfred Meinz Die Kirche zu Engerhafe Ostfriesische Kunstfuhrer Heft 1 Aurich 1962 Hans Bernd Rodiger Heinz Ramm Friesische Kirchen im Auricherland Norderland Brokmerland und im Krummhorn Band 2 2 Auflage Verlag C L Mettcker amp Sohne Jever 1983 S 52 f Robert Noah Die Kirche zu Engerhafe Ostfriesische Kunstfuhrer Heft 14 Aurich 1989 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum 2 Auflage Ostfriesische Landschaftliche Verlag und Vertrieb Aurich 2009 ISBN 978 3 940601 05 6 S 73 77 85 ff 90 95 101 106 ff 110 f 113 117 f 127 169 171 Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2010 ISBN 978 3 86795 021 3 Gottfried Kiesow Bauschaden durch Windlasten und schlechte Bodenverhaltnisse In Kulturgeschichte sehen lernen Band 1 11 Auflage Verlag Monumente Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Bonn 2011 ISBN 978 3 936942 03 3 S 59 ff Martin Stolzenau Erste gotische Elemente in Ostfriesland Bau der Engerhafer Kirche wurde vor 750 Jahren vollendet In Heimat am Meer Beilage zur Wilhelmshavener Zeitung Nr 1 2022 15 Januar 2022 S 2 Martin Stolzenau Engerhafer Kirche Als die Gotik in Ostfriesland Einzug hielt In Wilhelmshavener Zeitung 18 Juni 2022 S 41 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johannes der Taufer Engerhafe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde St Johannis der Taufer Engerhafe Genealogie Forum Kirche zu Engerhafe NordwestreisemagazinEinzelnachweise Bearbeiten Engerhafe Forlitz Blaukirchen Wiegboldsbur kirchengemeindelexikon de Abgerufen am 31 Marz 2023 a b c Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 216 Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 217 Gottfried Kiesow Ostfriesische Kunst Von der Romanik bis zur Neugotik Schuster Leer 2000 ISBN 3 7963 0343 7 Nachdruck der Ausgabe von 1969 S 32 Kirche Engerhafe Suedbrookmerland de abgerufen am 30 Januar 2010 Kirche Engerhafe nordwestreisemagazin de abgerufen am 30 Januar 2010 Monchsgang In Otto Lueger Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften Band 6 Stuttgart Leipzig 1908 S 453 zeno org Martin Wilken und Marten Schoneboom Die Familien der Kirchengemeinde Engerhafe Die Kirche und ihre Pfarrer Memento vom 13 Oktober 2016 im Internet Archive Abgerufen am 9 Marz 2022 Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 219 a b Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 220 a b Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 221 Reinhard Ruge Engerhafe St Johannes der Taufer Orgel von Hermann Hillebrand 1971 1973 im historischen Gehause von Hinrich Just Muller 1774 75 NOMINE e V abgerufen am 22 April 2011 Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 222 53 487867 7 316079 Koordinaten 53 29 16 3 N 7 18 57 9 O Kirchen in der Gemeinde Sudbrookmerland Bedekaspeler Kirche Kirche Johannes der Taufer Engerhafe Lutherische Kirche Forlitz Blaukirchen Martin Luther Kirche Moordorf Baptistenkapelle Moorhusen Kirche zum guten Hirten Munkeboe St Victor Kirche Victorbur Wibadi Kirche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche Johannes der Taufer Engerhafe amp oldid 237527951