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Der Ketschauer Hof im rheinland pfalzischen Deidesheim ist ein ehemaliger Adelshof der uber viele Jahrhunderte im Besitz von adeligen Familien war Nach der Franzosischen Revolution wurde er Teil des Jordanschen Weinguts Heute beherbergt das Anwesen das nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Rheinland Pfalz als Kulturdenkmal gilt 1 ein Hotel zwei Restaurants sowie Veranstaltungsraume Ketschauer HofDas fruhere Wohnhaus beherbergt heute ein Boutique HotelDatenOrt DeidesheimArchitekt Franz Wilhelm Rabaliatti Neubau 1770 1772 Hermann Nebel Umbau 1849 Baustil Fruheres Wohnhaus Barocke und spatklassizistische MotiveBaujahr Fruheres Wohnhaus 1770 1772 Wiederherstellung nach Brand 1816 1820 Umbau 1849 Ausbau zum Hotel 2009 Ehemalige Wirtschaftsgebaude 19 JahrhundertKoordinaten 49 24 28 3 N 8 11 8 O 49 407867 8 185543 Koordinaten 49 24 28 3 N 8 11 8 O Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Spatmittelalter 1 2 Fruhe Neuzeit 1 3 Nach der Franzosischen Revolution 1 4 Heutige Nutzung 2 Anwesen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSpatmittelalter Bearbeiten nbsp Grabplatte des Arnold Schliederer von Lachen 1430 Eine der Adelsfamilien die im Mittelalter ihren Sitz in Deidesheim hatte war die Familie der Herren von Enggass auch Ingass Yngassen Sie war wohl zunachst ostlich von Deidesheim im heutigen Niederkirchen bei Deidesheim angesiedelt verlegte ihren Sitz aber spatestens in der Mitte des 14 Jahrhunderts aus Sicherheitsgrunden nach Deidesheim als dort mit dem Bau der Stadtbefestigung begonnen wurde Im Jahr 1395 als Deidesheim von Konig Wenzel die Stadtrechte verliehen wurden wurde der Ritter Diether von Enggassen in einer Urkunde genannt der Besitz seiner Familie in Deidesheim der dieser wahrscheinlich von Bischof Gerhard von Ehrenberg zugeteilt worden war war damals von der heutigen Heumarktstrasse der Ketschauerhofstrasse der Pfarrgasse und der Stadtmauergasse begrenzt und im Wesentlichen mit dem heutigen Anwesen des Ketschauer Hofs identisch 2 Um 1430 als Anna von Enggassen Johann Schliederer von Lachen heiratete ging der Enggasssche Besitz in Deidesheim und Niederkirchen an die Familie Schliederer von Lachen uber Die Familie von Enggassen erlosch spater in allen Linien 3 1460 gehorte das Anwesen Pallas Schliederer von Lachen der den Bau der Pfarrkirche St Ulrich forderte und dessen Wappen als Gewolbeschlussstein in der Kirche zu finden ist 4 1487 wurde Hinrich Sloddern von Lachen erwahnt ein Sohn des Pallas von Lachen und der Elsbeth Eckbrecht von Durckheim 3 Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Wappen des Wilhelm Schliederer von Lachen in einer Renaissance Adikula neben dem sudlichen TorIm Bauernkrieg 1525 wurde Deidesheim von Aufstandischen besetzt und das von Schliedersche Anwesen geplundert Um 1570 liess der Eigentumer Ritter Wilhelm Schliederer von Lachen den Gutshof baulich in grosserem Stil erneuern Dabei wurde sein Wappen neben der Einfahrt in der Heumarktstrasse angebracht Die Witwe und Kinder des Wilhelm Schliederer von Lachen der 1597 durch einen Blitzschlag ums Leben kam verkauften 1609 das Anwesen an Wilhelm von Sturmfeder 5 Bald darauf allerdings begann der Dreissigjahrige Krieg im Jahr 1621 wurde das Gut von Truppen unter Ernst von Mansfeld geplundert die Deidesheim eingenommen hatten 1632 kamen dann schwedische Truppen nach Deidesheim und requirierten das Anwesen Der Burgermeister der Schultheiss und der Deidesheimer Rat mussten dem einwilligen Der schwedische Konig Gustav Adolf schenkte alle Guter des Wilhelm von Sturmfeder darunter auch das Gut in Deidesheim unter Vorbehalt der schwedischen Rechte dem Obersten von Chanoffsky Der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna bestatigte die Schenkung 1633 nochmals damit war der heutige Ketschauer Hof de facto ein schwedisches Lehen 6 allerdings nur fur kurze Zeit Bereits 1633 wurden die Schweden wieder aus der Pfalz herausgedrangt 7 Danach fiel das Gut an die Familie von Sturmfeder zuruck 6 Das Anwesen musste nach dem Dreissigjahrigen Krieg wieder aufgebaut werden Im September 1689 wurde Deidesheim im Pfalzischen Erbfolgekrieg von franzosischen Truppen niedergebrannt dabei wurde das von Sturmfedersche Anwesen erneut schwer beschadigt Sein Besitzer Philipp Friedrich von Sturmfeder starb ebenfalls 1689 und wurde neben seiner Frau Dorothee Lerch von Dirmstein in der Deidesheimer Pfarrkirche bestattet 8 Nach dem Pfalzischen Erbfolgekrieg zog sich der Wiederaufbau des Anwesens langere Zeit hin es ging nach Familienstreitigkeiten im Jahr 1716 schliesslich an die Freiherren von Ketschau die mit der Familie von Sturmfeder verwandt waren Der neue Gutsherr war nun Freiherr Philipp von Ketschau Nach seinem Tod 1738 ware das Gut an seinen Sohn den Freiherrn Adalbert von Ketschau 1785 ubergegangen allerdings war dieser von einer unheilbaren Krankheit befallen ein Kurator vertrat seine Interessen in Bezug auf das Deidesheimer Anwesen Mit Adalbert von Ketschaus Tod 1785 erlosch die Familie im Mannesstamm Die Leitung des Guts ubernahmen dessen Schwester Freiherrin Leopoldine von Ketschau 1796 und die Kinder von deren Schwester die mit Franz Sigismund Adalbert von Lehrbach 1729 1787 verheiratet war 9 Das Wohnhaus wurde in den Jahren 1770 1772 vom kurpfalzischen Hofbaurat Franz Wilhelm Rabaliatti in einer schlichten aber vornehm wirkenden Barock architektur erbaut die Originalplane Rabaliattis sind noch erhalten 10 Wohl auch zur Einweihung des Gebaudes im Herbst 1772 kamen Furstbischof August von Limburg Stirum sowie der Kurfurst Karl Theodor und dessen Frau Elisabeth Auguste nach Deidesheim 9 Nach der Franzosischen Revolution Bearbeiten nbsp Der Ketschauer Hof 1876 Bild von Nicolaus Berkhout Im Januar 1794 im Zuge des Ersten Koalitionskrieges kamen wieder franzosische Truppen nach Deidesheim Die Franzosen requirierten das Gut in dem sich allerdings zu der Zeit keiner der Eigentumer aufhielt Nachdem Freiherrin Leopoldine von Ketschau 1796 gestorben war waren der Geistliche Damian Hugo Philipp von Lehrbach 1738 1815 und dessen Bruder Erwein 1793 die Erben im letzteren Fall erbte dessen Witwe die geborene Freiin Ullner von Dieburg Sie konnten wegen der franzosischen Inbesitznahme allerdings nicht mehr uber das Anwesen verfugen Das Anwesen war um 1800 bereits schwer beschadigt die Stadt gebrauchte es nun als Notunterkunft fur obdachlos gewordenen Burger Am 10 November 1815 brannte dieses heruntergekommene Gebaude nochmals ab Nachdem der Familie von Lehrbach ihr Anwesen wieder zugesprochen worden war 11 verkaufte Damian Hugo Philipp von Lehrbach es kurz vor seinem Tod 1815 12 Er galt zu seiner Zeit als der grosste Weinbergbesitzer in Deidesheim 13 Das Gut ging an den Deidesheimer Winzer Andreas Jordan 1775 1848 uber Dieser liess das Anwesen auf dem Uberbleibsel des alten neu errichten Die Einfahrt und der Haupteingang zum Haupthaus wurden nach Norden verlegt hier direkt gegenuber auf der anderen Strassenseite liegt der Stammsitz seines Weinguts 1849 wurde das Gebaude vom Koblenzer Architekten Hermann Nebel umgebaut und erweitert 10 Der Ketschauer Hof war fortan der Mittelpunkt des Jordanschen Weinguts bis zu dessen Verkauf im Jahr 2002 14 Heutige Nutzung Bearbeiten nbsp Terrasse des Restaurants L A Jordan2002 wurde das Weingut Geheimer Rat Dr von Bassermann Jordan von der Familie von Bassermann Jordan an Achim Niederberger verkauft Dieser liess den Ketschauer Hof zu einem Hotel und Restaurantkomplex ausbauen der von der Ketschauer Hof Hotel amp Restaurant GmbH betrieben wird die zur Unternehmensgruppe Niederberger gehort Die Gruppe wird seit dem Tod Niederbergers 2013 von dessen Frau Jana geleitet Seit 2006 gibt es hier zwei Restaurants Das L A Jordan ehemals Freundstuck benannt nach Ludwig Andreas Jordan wurde 2023 mit zwei Michelin Sternen ausgezeichnet 15 Seit 2014 ist dort Daniel Schimkowitsch Kuchenchef Das Restaurant 1718 ehemals Bassermannchen ist benannt nach dem Grundungsjahr des Weinguts Geheimer Rat Dr von Bassermann Jordan seit 2009 beherbergt das Hauptgebaude ein Hotel 16 Daneben gibt es in den ehemaligen Wirtschaftsgebauden noch Veranstaltungsraume fur Firmenevents und Hochzeiten 17 Anwesen Bearbeiten nbsp Ehemaliges KelterhausDer Ketschauer Hof ist Teil des historischen Stadtkerns und eines der grosseren Anwesen der Stadt Er wird eingerahmt von der nach ihm benannten Ketschauerhofstrasse im Osten dem Pfarrhaus im Norden der Stadtmauergasse im Westen sowie dem Pfarrzentrum und der Heumarktstrasse im Suden Das Anwesen besteht aus drei Gebauden die um den Innenhof gruppiert sind sowie einem kleinen Park Das ehemalige Gutshaus an der Ketschauerhofstrasse ist ein zweigeschossiger Putzbau In seinem Kern stammt es von einem Bau von 1770 1772 nach Planen Franz Wilhelm Rabaliattis 18 1849 erfolgte ein Umbau nach Planen von Hermann Nebel 19 dabei wurden die Stockwerke noch oben verlangert Das Gebaude tragt ein flaches Walmdach das auf Konsolen gesims ruht 18 Beim letzten Umbau nach dem Verkauf des Anwesens 2002 wurde es zu einem Boutique Hotel ausgebaut In den Innenhof gelangt man zum einen durch ein rechteckiges Tor nordlich des fruheren Gutshauses an der Kreuzung Ketschauerhofstrasse Pfarrgasse und Kirchgasse zum anderen durch ein zur Heumarktstrasse fuhrendes Rundbogen tor Links und rechts neben dem Torbogen ist ein je ein Wappenrelief in die Mauer eingelassen Das linke in einer Renaissance Rahmung gefasst ist mit der Jahreszahl 1569 bezeichnet und tragt den Schriftzug WIL HELM SCH LIDER VON LACHEN 18 Das rechte ist im Laufe der Jahre unkenntlich geworden es zeigte vermutlich das Wappen von dessen Frau 3 Westlich des Rundbogen tors steht ein ehemaliges Wirtschaftsgebaude das aus zwei miteinander verbundenen Gebaudeteilen besteht sie sind bezeichnet mit den Jahreszahlen 1817 und 1853 In diesem Komplex ist das Restaurant L A Jordan untergebracht Im Norden begrenzt ein weiteres langgestrecktes fruheres Wirtschaftsgebaude den Innenhof Es ist ein einstockiges Gebaude mit Satteldach das fruher als Kelterhaus diente Es ist bezeichnet mit 1822 18 In seinem westlichen Teil befindet sich das Bistro 1718 Im Innenhof aufgestellt ist die Grabplatte des Ritters Arnold Schliederer von Lachen 1430 aus der Klosterkirche Lambrecht stammende kurpfalzischer Statthalter und Hof Kuchenmeister 18 Der westlich des Innenhofes liegende Park reicht bis zur Stadtmauergasse wo er von einer Mauer abgeschlossen wird Literatur BearbeitenArnold Siben Alte Deidesheimer Adelshofe Der Ketschauer Hof In Heimatfreunde Deidesheim und Umgebung e V Hrsg Deidesheimer Heimatblatter Beitrage zur Geschichte des ehemaligen furstbischoflich speyerischen Amtes und der heutigen Verbandsgemeinde Deidesheim Nr 10 1993 S 1 6 OCLC 180569679 Diese Abhandlung ist bereits zuvor erschienen in Die Pfalz des Deutschen Reiches Westmark Heimatbeilage des Pfalzischen Kuriers Nr 48 1934 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ketschauer Hof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien ketschauer hof comEinzelnachweise Bearbeiten Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz Hrsg Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmaler Kreis Bad Durkheim Mainz 2023 S 21 PDF 5 1 MB siehe Ketschauerhofstrasse 1 Siben S 1 a b c Siben S 2 Berthold Schnabel Die Gewolbeschlusssteine der Kirche In Pfarrkirche St Ulrich Deidesheim Festschrift zur Altarweihe 1987 Kath Pfarramt Deidesheim 1987 S 35 Siben S 2 4 a b Siben S 4 Heinrich Seel Chronik der Stadt Deidesheim Neudruck der Ausgabe 1880 81 Hrsg Carmen Kammerer MESCOLA Verlag Deidesheim 2013 ISBN 978 3 9815726 0 5 S 156 Siben S 3 4 a b Siben S 3 a b Markus Weis Kunst und Architektur In Kurt Andermann Berthold Schnabel Hrsg Deidesheim Beitrage zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 ISBN 3 7995 0418 4 S 180 Siben S 5 Joseph Schwind Damian Hugo Philipp Graf von und zu Lehrbach 1738 1815 der Wohltater der Speyerer Domkirche Speyer Jager sche Buchdruckerei 1915 Heinrich Gerd Dade Die Deutsche Landwirtschaft unter Kaiser Wilhelm II Band 2 1913 S 106 Ausschnittscan Siben S 6 Guide Michelin Zweiter Stern fur das L A Jordan In Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau Nr 81 5 April 2023 Ein Haus macht Geschichte Ketschauer Hof Hotel amp Restaurant GmbH abgerufen am 1 Juni 2019 Ketschauer Hof Hotel amp Restaurant GmbH auf Hochzeitsregion Frankfurt abgerufen am 25 Februar 2014 a b c d e Georg Peter Karn Rolf Mertzenich Kreis Bad Durkheim Stadt Bad Durkheim Gemeinde Hassloch Verbandsgemeinden Deidesheim Lambrecht Wachenheim Kulturdenkmaler in Rheinland Pfalz Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band 13 1 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1995 ISBN 3 88462 119 X S 156 Ausschnittscan Heinz Schmitt Geissbock Wein und Staatsbesuche Deidesheim in den letzten 150 Jahren Hrsg Stadt Deidesheim Verlag Pfalzer Kunst Landau in der Pfalz 2000 ISBN 3 922580 82 3 S 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ketschauer Hof amp oldid 237225304