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Die Stadtbefestigung von Deidesheim Rheinland Pfalz war ein rautenformiger Bering der den Ort vor Angriffen schutzen sollte Neben der Stadtmauer gehorten Wehrturme der Stadtgraben und ein diesen umgebender Wall dazu Die Wehranlage wurde spatestens ab 1360 errichtet und bezog die Burg mit ein In Kriegszeiten war Deidesheim als Festung weitgehend unbedeutend Es gibt heute nur noch wenige Uberbleibsel der Anlage sie gelten nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Rheinland Pfalz als schutzenswertes Kulturdenkmal 1 Stadtbefestigung DeidesheimStadtmauerrest mit dem Rothenturm heute WohnhauserDatenOrt DeidesheimBaujahr Spatestens ab 1360Koordinaten 49 24 27 N 8 11 11 O 49 4075 8 1863888888889 Koordinaten 49 24 27 N 8 11 11 OBei diesem Stadtgrundriss aus dem Jahr 1818 erkennt man den Verlauf der Stadtmauer und die Strassen die aussen und innen an dieser entlangfuhrten Man sieht ferner wie die Burg in die Befestigungsanlage mit einbezogen wurde Die Stadtbefestigung von Suden Im Vordergrund das Landauer Tor mit Zwinger und Vortor Zeichnung von Ferdinand Kobell 1783 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Befestigungsanlage 3 Baubestand 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Das nordliche Stadttor das sogenannte Wormser Tor Radierung von H Thierry 1796Die Stadtbefestigung ist eng mit der Entstehungsgeschichte und Stadtwerdung Deidesheims verknupft Die Orte Niederkirchen und Deidesheim bildeten ursprunglich eine Grossgemarkung zu der auch Forst und Ruppertsberg gehorten und deren endgultige Aufteilung erst im 19 Jahrhundert erfolgte Niederkirchen gilt als Muttergemeinde von Deidesheim und Forst und wohl auch von Ruppertsberg Die Deidesheimer Grossgemarkung lag im nordwestlichen Teil des Hochstifts Speyer und der Bischof von Speyer war deren Landesherr 2 Die erstmalige zweifelsfreie Unterscheidung zwischen Niederkirchen und Deidesheim geschah durch schriftliche Erwahnungen als in inferiori Dithensheim 1281 fur Niederkirchen und Oberndydenssheim fur Deidesheim 1360 Bereits 1292 wurde eine Wasserburg indirekt erwahnt bei der danebenliegenden Siedlung handelt es sich um Deidesheim Die naheren Umstande hinsichtlich der Entstehung der Burg sind unbekannt ebenso wie die Tatsache ob beim Bau der Burg in einiger Entfernung zum alten Dorf Niederkirchen bereits an die Erhebung der neuen Siedlung zur Stadt gedacht wurde 3 Es ist allerdings bekannt dass Deidesheim nach dessen Entstehung ein schneller wirtschaftlicher Aufstieg gelang wie eine Steuerstatistik von 1341 des Hochstifts Speyer belegt So musste Deidesheim das wohl gemeinsam mit Niederkirchen veranlagt wurde jedes Jahr eine Steuer von 80 Pfund Pfennige aufbringen mehr als andere Orte im Hochstift wie Hambach 70 Maikammer 70 Schifferstadt 40 Kirrweiler 28 Ruppertsberg 22 und Venningen 7 4 Zum Schutz des florierenden Ortes reichte die Burg allein nicht mehr aus deshalb wurde wohl bereits vor 1360 mit dem Bau einer Befestigungsanlage um Deidesheim begonnen Der Speyerer Bischof Gerhard von Ehrenberg gestattete den Deidesheimer Burgern zu deren Finanzierung eine indirekte Steuer auf Wein zu erheben sein Ziel war es auch Deidesheim zur Stadt zu erheben Dies gelang dann einem seiner Nachfolger Nikolaus von Wiesbaden im Jahr 1395 5 Die Vollendung der Stadtbefestigung zog sich allerdings bis in die Mitte des 15 Jahrhunderts hin weil die benachbarte Kurpfalz versuchte dies zu verhindern 6 Die Stadtbefestigung konnte nach ihrer Fertigstellung in Friedenszeiten durchaus Schutz vor marodierenden Banden bieten Wirtschaft und Handel Deidesheims konnten davon sehr profitieren In Kriegszeiten dagegen konnte die Befestigungsanlage ihre Schutzfunktion nur bedingt erfullen Deidesheim wurde im Mittelalter und der fruhen Neuzeit einige Male erobert und niedergebrannt Abgesehen von einer Belagerung Deidesheims im Spatjahr 1621 durch spanisch ligistische Truppen im Dreissigjahrigen Krieg war Deidesheim als befestigte Stadt unbedeutend 7 1731 wurden die Tore der Stadt nochmals in barocken Formen neu aufgebaut allerdings hatte die Stadtbefestigung damals bereits ihre Schutzfunktion weitestgehend verloren da die Entwicklung neuer Angriffswaffen den militarischen Nutzen der mittelalterlichen Festungsanlage deutlich verminderten Aufgrund des Bevolkerungswachstums Deidesheims war die Stadtmauer nun an vielen Stellen uberbaut worden und der Schlossgraben war ein Sammelplatz aller Ausflusse der Viehstalle und des Schuttes von Steinen und verfallenen Mauermatererialien 8 nbsp Deidesheim um 1840 Die Stadtmauer ist verschwunden und die ehemalige Stadtgrenze wurde an vielen Stellen uberbaut Nach 1818 wurden die meisten Teile der Stadtmauer zuruckgebaut der den Stadtgraben umgebende Wall wurde nivelliert 1820 wurden die Stadttore mit den dazugehorenden Zwingeranlagen abgerissen Dort wo fruher das sudliche Haupttor stand wurde spater zu Ehren des bayerischen Konigs Maximilian Joseph der Konigsgarten errichtet Das Gelande langs der Stadtmauer wurde als Baugrundstucke verkauft und einige Turme zu Wohnzwecken vermietet An manchen Stellen wurden Hauser direkt an die Stadtmauer gebaut so dass diese mit Hausern verbaute Teile noch heute zu sehen sind 9 Befestigungsanlage BearbeitenDie Stadtmauer verlief fruher entlang der Spitalgasse der Grottenmauergasse der Stadtmauergasse und der Burggasse sie bezog die Burg mit deren Gemauer in die Befestigungsanlage mit ein dies ist der Abschnitt zwischen Burggasse und Spitalgasse Die Stadtmauer orientierte sich in diesem Bereich an den Vorgaben der Burgwehr und verlangerten diese nach Nordwesten und Sudosten Auch aussen an der Stadtmauer entlang verliefen Strassen Die Kirschgartenstrasse Bleichstrasse Bennstrasse Prinz Rupprecht Strasse und der Johannes Mungenastweg Obwohl von der ursprunglichen Bausubstanz der Befestigungsanlage wenig ubrig geblieben ist kann man anhand dieses doppelten Ringstrassennetzes Deidesheim klar als eine im Mittelalter befestigte Stadt erkennen Die Stadtmauer war mit 14 Turmen bewehrt und hatte zwei Stadttore das nach Norden fuhrende Wormser Tor und das nach Suden fuhrende Landauer Tor auch Dietelpforte genannt Von den ursprunglich 14 Wehrturmen sind heute noch funf erhalten deren Dacher allerdings nicht mehr ihr ursprungliches Aussehen haben Der Torturm des Sudtores war mit einem Tor zwinger verstarkt Das einzige fortlaufende freistehende Stuck Stadtmauer findet man heute noch in der Spitalgasse Es besteht aus Bruchsteinmauerwerk auf ihren Kragsteinen ruhte fruher der Wehrgang 7 Umgeben war die Stadtmauer von dem Stadtgraben dem wiederum ein Wall vorgelagert war Der Stadtgraben kann heute noch obwohl er an vielen Stellen uberbaut worden ist beinahe uberall begangen werden Durchflossen wurde der Stadtgraben von einem Wasserlauf der im Vergleich zu dem gestauten Graben der Burg sehr schmal war Gestaut wurde der Stadtgraben nur an einer Stelle Westen der Stadt wo die Freiherren von Sturmfeder einen Fischteich hatten 7 Das Wasser das durch den Stadtgraben floss wurde vom Weinbach umgeleitet Baubestand BearbeitenReste der Stadtbefestigung findet man heute noch verbaut mit Hauswanden oder in den Fundamenten der Hauser an der Westseite der Stadtmauergasse den Gebauden mit den geraden Nummern ab der Nummer 8 bis 56 Die markantesten Uberbleibsel des Berings Mauerreste Heumarktstrasse 20 Spitalgasse 21 23 und Stadtmauergasse 46 sechs mehr oder weniger gut erhaltene Wehrturme Burggasse 7 9 Spitalgasse 9 Spitalgasse 37 Stadtmauergasse 34 Stadtmauergasse 46 und Weinstrasse 63 und Uberreste eines Wachhauses Weinstrasse 66 sind im Folgenden naher beschrieben Burggasse 7 9Der sogenannte Pulverturm ist ein runder zweigeschossiger Turm aus Bruchsteinen Zu Anfang des 20 Jahrhunderts war nur ein Stumpf noch erhalten der Rest wurde restauriert nbsp Turm um 1910 nbsp Ansicht von Westen nbsp Ansicht von SudenHeumarktstrasse 20Stadtmauerrest mit Kragstein heute mit dem Nebengebaude verbaut nbsp Ansicht von Nordosten nbsp Ansicht von NordostenSpitalgasse 9Wohnhaus der mit Stadtmauerresten verbaut die Tur mit rechteckigem Gewande stammt wohl aus dem 18 Jahrhundert Am sudlichen Ende der Rothenturm ein zweigeschossiger dreiviertelrunder Turm der Stadtbefestigung aus Bruchsteinmauerwerk Die kleine Pforte zur Spitalgasse hin ist wohl aus der Zeit um 1600 nbsp Wohnhaus mit Tor nbsp Rothenturm nbsp InschriftSpitalgasse 21 23Stadtmauerrest aus Bruchsteinen etwa zehn Meter lang und viereinhalb Meter hoch Die Richtung Stadt weisenden Kragsteine in etwa drei Metern Hohe trugen fruher den Wehrgang nbsp Ansicht aus nordlicher Richtung nbsp Ansicht aus sudlicher RichtungSpitalgasse 37 Multenturm Beinahe freistehender fast runder Turm aus Bruchsteinen heute verputzt Er wurde um 1720 damals dreigeschossig in ein Wohnhaus umgewidmet Das an den Ecken uber das Mauerwerk hinausragende Satteldach stammt aus dem spaten 19 Jahrhundert nbsp Ansicht von Norden um 1910 nbsp Ansicht von Westen nbsp InschriftStadtmauergasse 34Reste eines Rundturms der Stadtbefestigung im ruckwartigen Teil des Gebaudes von der Stadtmauergasse aus schlecht zu sehen Stadtmauergasse 46Reste der Stadtmauer sowie ein Reste eines Turms im ruckwartigen Teil des Gebaudes Zwei Schiessscharten aus dem 14 Jahrhundert sind noch erhalten von der Stadtmauergasse aus schlecht zu sehen Weinstrasse 63Runder zweigeschossiger Turm der Stadtbefestigung Wurde im 18 Jahrhundert fur Wohnzwecke umfunktioniert und mit angrenzenden Gebauden verbaut so dass sich seine ursprungliche Gestalt nur noch erahnen lasst nbsp Ansicht von Nordwesten aus der Spitalgasse nbsp Ansicht von Nordosten aus der SpitalgasseWeinstrasse 66Das Haus birgt in seinem Kern Reste des fruheren Wachhauses am sudlichen Tor der Stadtmauer nbsp Ansicht von OstenLiteratur BearbeitenKurt Andermann Umrisse einer Geschichte Deidesheims wahrend des spaten Mittelalters und der fruhen Neuzeit In Kurt Andermann Berthold Schnabel Hrsg Deidesheim Beitrage zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 ISBN 3 7995 0418 4 S 81 110 Rolf Mertzenich Ein Stadtgrundriss von 1818 Die mittelalterliche Stadtentwicklung Deidesheims In Landkreis Bad Durkheim Hrsg Heimat Jahrbuch 1992 Druckerei u Verlag Englram Hassloch Pfalz 1991 ISBN 3 926775 08 4 Berthold Schnabel Kunsthistorischer Fuhrer durch die Verbandsgemeinde Deidesheim Deidesheim 1976 Georg Peter Karn Rolf Mertzenich Kreis Bad Durkheim Stadt Bad Durkheim Gemeinde Hassloch Verbandsgemeinden Deidesheim Lambrecht Wachenheim Kulturdenkmaler in Rheinland Pfalz Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band 13 1 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1995 ISBN 3 88462 119 X S 142 144 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deidesheimer Stadtbefestigung Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz Hrsg Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmaler Kreis Bad Durkheim Mainz 2023 S 20 PDF 5 1 MB Andermann 1995 S 82 83 Andermann 1995 S 83 84 Andermann 1995 S 86 87 Andermann 1995 S 87 89 Berthold Schnabel Deidesheim Bilder von 1870 bis 1970 aus der Stadt der Gemarkung und dem Wald Geiger Verlag Horb 2015 ISBN 978 3 86595 588 3 S 6 a b c Berthold Schnabel Kunsthistorischer Fuhrer durch die Verbandsgemeinde Deidesheim Deidesheim 1976 S 30 Michael Martin Franzosische Revolution In Kurt Andermann Berthold Schnabel Hrsg Deidesheim Beitrage zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 ISBN 3 7995 0418 4 S 183 Heinz Schmitt Geissbock Wein und Staatsbesuche Deidesheim in den letzten 150 Jahren Hrsg Stadt Deidesheim Verlag Pfalzer Kunst Landau in der Pfalz 2000 ISBN 3 922580 82 3 S 57 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deidesheimer Stadtbefestigung amp oldid 236178478