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Kasimir Romuald Graff 7 Februar 1878 in Prochnowo Kreis Kolmar i Posen Provinz Posen 15 Februar 1950 in Breitenfurt bei Wien war ein deutsch osterreichischer Astronom Max Fenichel Kasimir Romuald Graff ca 1928 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Berufung nach Wien und Sternatlas Beyer Graff 1 2 Zwangspensionierung und Wiedereinsetzung 1945 1 3 Ehrungen 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Sohn des Gutsbesitzers Stanislaus Graff und seiner Frau Valentina geborene Rother besuchte Kasimir Graff von 1888 bis 1897 das Mariengymnasium im damals preussischen Posen 1 Ab 1897 studierte er Astronomie Physik Mathematik und Geodasie an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin bei Wilhelm Foerster Julius Scheiner und Julius Bauschinger 1901 promovierte er zum Dr phil 2 Im selben Jahr ging er als Assistent an die Hamburger Sternwarte Sie lag damals noch am Holstenwall und stand unter der Leitung von Richard Schorr Seit 1909 Observator an der neuen Sternwarte in Bergedorf wurde er 1917 Professor an der Universitat Hamburg 1906 1907 nahm er an einer Studienreise nach Russland und 1914 an einer Sonnenfinsternisexpedition auf die Krim teil Im Ersten Weltkrieg wurde er als Geodat und Kartograf eingesetzt Berufung nach Wien und Sternatlas Beyer Graff Bearbeiten 1928 folgte er dem Ruf der Universitat Wien auf ihren Lehrstuhl fur Praktische Astronomie Als Direktor der Universitatssternwarte Wien war er Nachfolger von Josef von Hepperger Er konnte einige Verbesserungen der Sternwarten Ausstattung durchsetzen so den Einbau einer grossen Hebebuhne mit der die Beobachtung am grossen Refraktor erleichtert wurde Das muhsame Auf und Abhieven am hohenverschiebbaren Astronomischer Stuhl gehorte damit der Vergangenheit an Graff galt als einer der besten visuellen Beobachter seiner Zeit der z B die Turbulenzen in Jupiters aquatorparallelen Wolkenformationen genau untersuchte Er war auch ein grosser Forderer der wissenschaftlichen Volksbildung und Popularastronomie Dadurch entstand in Zusammenarbeit mit dem deutschen Amateurastronomen Max Beyer in den zwanziger Jahren der Beyer Graff Sternatlas der erstmals in handlichem Format Sterne bis zur 9 Grossenklasse verzeichnete Das Werk erlebte bis 1950 drei Auflagen und fand sogar unter Beobachtern in den USA einige Beachtung Ein uber diese Grenzhelligkeit hinaus reichender Himmelsatlas entstand erst 1962 mit dem fotografischen Falkauer Atlas Zwangspensionierung und Wiedereinsetzung 1945 Bearbeiten Nach dem Anschluss Osterreichs wurde Graff im April 1938 unter dem vorgeschobenen Vorwurf einer Unterschlagung umgehend beurlaubt und schliesslich aus politischen Grunden zwangspensioniert Die Leitung der Sternwarte wurde zunachst kommissarisch von Adalbert Prey ubernommen damals Inhaber des Lehrstuhls fur Theoretische Astronomie Am 1 September 1940 ubernahm dann Bruno Thuring Sternwartenleitung und Lehrstuhl ein Anhanger der sogenannten Deutschen Physik und Freund des zu jener Zeit die deutsche Astronomie beherrschenden nationalsozialistischen Wissenschaftsfunktionars Wilhelm Fuhrer Die tatsachliche Amtsubernahme erfolgte am 20 Januar 1941 die Ubergabe der Raume des Direktors konnte Thuring jedoch erst am 9 Mai 1941 mit einer Raumungsklage gegen Graff durchsetzen 3 Thuring konnte jedoch keine nachhaltige Wirkung entfalten da er schon am 15 Marz 1943 zum Waffendienst einberufen wurde und bis zum Kriegsende trotz zahlreicher Antrage keine Unabkommlichkeitsstellung erreichen konnte Die Funktionen ubernahm erneut der nun schon 70 jahrige Prey Nach 1945 wurde Graff wieder als Direktor eingesetzt worauf er umgehend die Raume des Direktors wieder bezog und die Hinterlassenschaften seines Vorgangers ausraumte die er sorgfaltig inventarisierte vom Totenkopf Olbild bis zum Sahnekannchen mit Sprung 4 Er ging nun aber selbst bereits auf die 70 zu und ging am 1 Oktober 1948 daher in den Ruhestand Graff war Vertreter einer schon damals schwindenden Generation visueller Beobachter der mit grossem Beobachterfleiss Fahigkeiten zu genauer Helligkeits und Farbabschatzung begabt und mit Hilfe von ihm erfundener unterstutzender Instrumente Stern und Flachenphotometer Kreiskeilphotometer Sternkolorimeter einen reichen Fundus an akribisch aufgezeichneten Beobachtungen anhaufen konnte wobei freilich deren Auswertung und Zusammenfassung manchmal ins Hintertreffen geriet Ehrungen Bearbeiten Graff war ab 1929 Mitglied der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften ausserdem war er Mitglied der Papstlichen Akademie der Wissenschaften und der Osterreichischen Kommission fur die internationale Erdmessung Der Mondkrater Graff ist nach ihm benannt nicht aber der Asteroid 3202 Graff weiters wurde in Breitenfurt bei Wien wo der Astronom mit seiner Frau gewohnt hatte die Dr Kasimir Graff Gasse 48 1338 16 1957 zu Ehren Graffs benannt Kasimir Graff war in erster Ehe 1905 in Berlin verheiratet mit Frida Hoffmann 1876 1939 1943 heiratete er Maria Frank 1904 Beide Ehen blieben kinderlos Der 1927 entdeckte Asteroid 933 Susi der zu Ehren der Ehefrau Graffs benannt wurde legt einen weiteren Vornamen der ersten Ehefrau nahe 5 Schriften Auswahl BearbeitenGrundriss der geographischen Ortsbestimmung aus astronomischen Beobachtungen Berlin 1914 2 neubearbeitete Auflage Walter de Gruyter amp Co Berlin 1941 mit Hermann Lambrecht Grundriss der Astrophysik Leipzig 1928 Neureduktion von Holetscheks Nebelkatalog In Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien Mathemsatisch naturwissenschaftliche Klasse Band 156 2a 1948 S 94 128 Literatur BearbeitenWilhelm Becker Nachruf Kasimir Romuald Graff In Astronomische Nachrichten Band 279 1950 S 141 online Josef Hopmann Graff Kasimir Romuald In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 732 f Digitalisat Franz Kerschbaum Thomas Posch Karin Lackner Die Wiener Universitatssternwarte und Bruno Thuring In Beitrage zur Astronomiegeschichte Band 8 2006 S 185 202 online PDF 170 kB Viktor Oberguggenberger Nachruf Kasimir Romuald Graff In Almanach der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Band 100 1951 S 352 358 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Kasimir Graff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Mit spitzem Bleistift und einem guten Auge Graff in Hamburg mit astronomischen Zeichnungen und einer Photographie Graffs Veroffentlichungen von K Graff im Astrophysics Data SystemEinzelnachweise Bearbeiten Kasimir Graff Formeln und Hulfstafeln zur Reduktion von Mondbeobachtungen und Mondphotographieen fur selenographische Zwecke A W Schade Berlin 1901 S 49 Dissertation Formeln und Hulfstafeln zur Reduktion von Mondbeobachtungen und Mondphotographieen fur selenographische Zwecke Kerschbaum et al Die Wiener Universitatssternwarte und Bruno Thuring 2006 PDF S 3 f Kerschbaum et al Die Wiener Universitatssternwarte und Bruno Thuring 2006 PDF S 5 Dictionary of minor planet names Bd 1 Berlin amp New York 2003 S 83Normdaten Person GND 11681568X lobid OGND AKS LCCN n87822051 VIAF 72155140 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Graff KasimirALTERNATIVNAMEN Graff Kasimir RomualdKURZBESCHREIBUNG deutsch osterreichischer AstronomGEBURTSDATUM 7 Februar 1878GEBURTSORT Prochnowo Kreis Kolmar i Posen Provinz PosenSTERBEDATUM 15 Februar 1950STERBEORT Breitenfurt bei Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kasimir Graff amp oldid 230386590