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Bruno Jakob Thuring 7 September 1905 in Warmensteinach im Fichtelgebirge 6 Mai 1989 in Karlsruhe war ein deutscher Physiker und Astronom Er war ein Anhanger der philosophischen Schule Hugo Dinglers Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Siehe auch 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Handschrift Thurings mit Kugelschreiber verfasste personliche Widmung vom August 1971 in einem dem Inhaber der Karlsruher Firma Schalltechnik Dr Ing Schoeps Karl Schoeps zugeeigneten Autorenexemplar des Buchs Die Gravitation und die philosophischen Grundlagen der Physik Duncker amp Humblot Berlin 1967 Bruno Thuring studierte von 1924 bis 1928 zunachst Philosophie spater Astronomie Mathematik und Physik an den Universitaten Bamberg Erlangen und Munchen wo er 1928 zum Dr phil promovierte Von 1928 bis 1933 war er als Hilfsassistent an der Sternwarte Munchen tatig Von 1934 bis 1935 war er Assistent von Heinrich Vogt an der Universitat Heidelberg wo er sich 1935 habilitierte Ende 1935 wurde er Observator an der Sternwarte Munchen In Munchen arbeitete er eng mit dem Astronomen Wilhelm Fuhrer zusammen Seit 1937 war Thuring Dozent fur Astronomie an der Universitat Munchen Wie sein Munchner Arbeitskollege Fuhrer war Thuring seit Beginn der NS Zeit ein uberzeugter und aktiver Nationalsozialist Bereits 1930 war er als 25 Jahriger in die NSDAP eingetreten 1933 wurde er auch Mitglied der SA Als uberzeugter Anhanger der philosophischen Lehre Hugo Dinglers stand Thuring den Wissenschaftlern der Deutschen Physik um die beiden bereits betagten Nobelpreistrager Philipp Lenard und Johannes Stark nahe die mit den revolutionaren Entwicklungen der modernen Physik haderten insbesondere mit der von Hendrik Antoon Lorentz Henri Poincare Albert Einstein David Hilbert und anderen entwickelten Relativitatstheorie die u a die klassische Elektrodynamik der bewegten Korper abloste Fur besondere Aufmerksamkeit sorgte in diesem Zusammenhang eine Polemik die Thuring 1941 in einer rassistischen Fachzeitschrift des Nationalsozialismus veroffentlichte 1939 stand Thuring auf der Wunschliste des NS Dozentenbunds insbesondere seines Studienkollegen Wilhelm Fuhrer als neuer Direktor der Hamburger Sternwarte Der fruhere Direktor Richard Schorr und die Einspruche Walter Baades konnten dies verhindern 1 Von August 1939 bis Januar 1941 wurde Thuring als Meteorologe zur Luftwaffe eingezogen Im September 1940 wurde er zum Professor fur Astronomie an der Universitat Wien und gleichzeitig zum Direktor der dortigen Universitatssternwarte ernannt Der vorherige Leiter der Sternwarte Kasimir Graff der schon 1938 von den Nationalsozialisten beurlaubt worden war wurde entpflichtet Von Marz 1943 bis 1945 wurde Thuring erneut von der Luftwaffe eingezogen 1945 nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Thuring aus politischen Grunden entlassen Sein Vorganger Graff ubernahm erneut die Leitung der Sternwarte Thuring wurde wegen seiner politischen Aktivitaten wahrend der NS Zeit 1949 von der Bayerischen Spruchkammer als Minderbelasteter und 1950 als Mitlaufer eingestuft Gegen ihn hatten daruber hinaus keine rechtlichen Beanstandungen vorgelegen Thuring war nach 1945 in Karlsruhe freiberuflich tatig Er verfasste u a ein Werk uber das Programmieren elektronischer Rechenanlagen Als Alwin Walther im Oktober 1955 die erste internationale Tagung zur Computer Entwicklung fur Deutschland organisierte gehorte Bruno Thuring neben u a Heinz Unger Klaus Samelson und Sergei Alexejewitsch Lebedew zu den Vortragenden 2 Bruno Thuring verstarb am 6 Mai 1989 in Karlsruhe Der Nachlass Bruno Thurings im Philosophischen Archiv der Universitat Konstanz umfasst etwa 3 50 laufende Meter und enthalt Manuskripte Korrespondenz biographische Dokumente sowie Sonderdrucke eigener und fremder Arbeiten Daruber hinaus befinden sich im Archiv der Universitatssternwarte Wien zahlreiche Briefe von und an Thuring sowie Aktenstucke zu seiner Tatigkeit als Sternwartendirektor Siehe auch BearbeitenKritik an der Relativitatstheorie Chauvinismus und AntisemitismusSchriften Auswahl BearbeitenAlbert Einsteins Umsturzversuch der Physik und seine inneren Moglichkeiten und Ursachen In Forschungen zur Judenfrage 4 1941 S 134 162 Reprint Verlag Georg Luttke Berlin 1941 Sonderabdruck Hg Reichsinstitut fur Geschichte des neuen Deutschlands Galileo Galilei In Zeitschrift fur die gesamte Naturwissenschaft 8 1942 S 1 4 Nikolaus Kopernikus Bilder eines grossen Deutschen Neue Arbeiten zur Kopernikus Forschung mit Auszugen aus kopernikanischen Schriften in deutscher Sprache Munchen Berlin 1943 Fundamental System und Inertial System In Methodos Mailand 1950 S 265 283 Methodologisches und Historisches zum allgemeinen Gesetz der Gravitation In W Krampf Hrsg Hugo Dingler Gedenkbuch zum 75 Geburtstag Munchen 1956 S 189 209 Dr Hugo Dingler Universitatsprofessor Munchen In Aschaffenburger Jahrbuch fur Geschichte Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 3 1956 S 408 411 Einfuhrung in die Methoden der Programmierung kaufmannischer und wissenschaftlicher Probleme fur elektronische Rechenanlagen T 3 Abkurzungen der deutschen Sprache als Mittel der Programmierung dargestellt an der Univac UCT 1962 Die Gravitation und die philosophischen Grundlagen der Physik Berlin 1967 ISBN 3 428 01541 X Fundamentalfragen der exakten Naturwissenschaften In Wetter Boden Mensch Nr 20 1974 S 1274 1289 Neue Bestimmungen der Prazession nach dem Prinzip der Maximalmenge von Sternen ohne messbare Eigenbewegung In Astronomische Nachrichten 296 Heft 2 1975 Heft 2 S 84 94 Einfuhrung in die Protophysik der Welle Kymometrie In Erfahrung und Denken Schriften zur Forderung der Beziehungen zwischen Philosophie und Einzelwissenschaften 52 Berlin 1978 ISBN 3 428 04136 4 Methodische Kosmologie Alternativen zur Expansion des Weltalls und zum Urknall Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 89184 014 4 Literatur BearbeitenMichael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Heidelberg 2004 S 173 f ISBN 3 935025 68 8 Franz Kerschbaum Thomas Posch und Karin Lackner Die Universitatssternwarte Wien und Bruno Thuring In Beitrage zur Astronomiegeschichte 8 2006 S 185 202 online PDF 165 kB Freddy Litten Astronomie in Bayern 1914 1945 Stuttgart 1992 S 256 ISBN 3 515 06092 8 Thomas Posch Franz Kerschbaum und Karin Lackner Bruno Thurings Umsturzversuch der Relativitatstheorie Beitrag zum Kolloquium des Arbeitskreises Astronomiegeschichte Entwicklung der Astrophysik im Rahmen der Tagung der Astronomischen Gesellschaft in Koln 26 September 2005 In G Wolfschmidt Hrsg Nuncius Hamburgensis Beitrage zur Geschichte der Naturwissenschaften 4 2006 online PDF 184 kB Thomas Posch Franz Kerschbaum und Karin Lackner Bruno Thurings philosophische Kritik an Albert Einsteins Relativitatstheorie Wiener Jahrbuch fur Philosophie Bd 38 2006 Wien 2007 S 269 291 online PDF 340 kB Einzelnachweise Bearbeiten J Schramm Sterne uber Hamburg Die Geschichte der Astronomie in Hamburg 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Kultur amp Geschichtskontor Hamburg 2010 ISBN 978 3 9811271 8 8 Hans Dieter Hellige Hrsg Geschichten der Informatik Visionen Paradigmen Leitmotive Berlin Springer 2004 ISBN 3 540 00217 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Bruno Thuring im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen von B Thuring im Astrophysics Data System Thuring im phil Archiv Uni KonstanzNormdaten Person GND 11735905X lobid OGND AKS LCCN n85802194 VIAF 20735603 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thuring BrunoALTERNATIVNAMEN Thuring Bruno JakobKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker und AstronomGEBURTSDATUM 7 September 1905GEBURTSORT WarmensteinachSTERBEDATUM 6 Mai 1989STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bruno Thuring amp oldid 236326941