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Karl Wilhelm Kruger 28 September 1796 in Gross Nossin Pommern 1 Mai 1874 in Weinheim war ein deutscher Altphilologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenKarl Wilhelm Kruger war der Sohn eines Gutspachters und wurde vor allem im Haus seines Grossvaters mutterlicherseits Johann Christian Strenge erzogen Er zeigte Sprachtalent und grosses Interesse an Geschichte In Stettin besuchte er ein Gymnasium und beschaftigte sich dort u a intensiv mit dem Erlernen des Griechischen Dann folgte er 1813 dem Aufruf des preussischen Konigs Friedrich Wilhelm III an sein Volk an den Befreiungskriegen gegen Napoleon Bonaparte teilzunehmen trat als Freiwilliger in das 1 Pommersche Jagerregiment ein und strengte sich bei Waterloo 18 Juni 1815 so an dass er sich einen Bluthusten zuzog dessen Nachwirkungen er wohl sein ganzes weiteres Leben spurte Nach der Heimkehr aus dem Krieg brauchte er aufgrund seiner glanzenden Leistungen in der obersten Gymnasialklasse kein Abitur abzulegen wie er auch spater nie ein Examen machte Denn auch in Halle wo er ab 1816 Philologie studierte erreichte August Seidler im Einvernehmen mit Schutz dass Kruger aufgrund seiner Commentationes criticae und eines kurzen Kolloquiums 1819 von der Fakultat den philosophischen Doktortitel verliehen bekam Obwohl beschlossen worden war dass jene Personen die an den Befreiungskriegen teilgenommen hatten bei Besetzung von Stellen bevorzugt berucksichtigt werden sollten gelang es Kruger nicht sofort nach dem Abschluss seines Studiums eine Anstellung in Preussen zu erlangen Wie er selbst andeutet Kritische Analekten II 73 war er wegen seiner politischen Gesinnung verdachtig So nahm er 1820 eine Stelle in Zerbst als Subkonrektor an wurde dort 1821 Konrektor und 1822 mit deutlich hoherem Gehalt Konrektor in Bernburg 1822 heiratete er Adelheid Imme und hatte mit ihr funf Kinder Er machte sich durch seine Arbeit uber Dionysios von Halikarnassos und seine lateinische Ausgabe von Xenophons Anabasis einen Namen als vorzuglicher Philologe und wurde er 1827 als Professor an das von August Meineke geleitete Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin berufen Bei seinem Unterricht im Griechischen folgte er stets eigenen Zusammenstellungen nach denen er trotz Widerspruchs einer Autoritat lehrte und aus denen sich seine grammatischen Schriften entwickelten Hand in Hand mit diesen Studien gingen seine Bemuhungen um Xenophon Dionysios Herodot und Thukydides Ihn trafen mehrere Schicksalsschlage 1830 starb seine Tochter und 1831 verlor er in drei Tagen seine Gattin und drei Sohne die der Cholera erlagen Dazu hatte er Konflikte mit jungeren Kollegen aufgrund derer er 1838 seine mittlerweile zehnjahrige Lehrtatigkeit am Joachimsthalschen Gymnasium beendete Die Regierung gewahrte ihm eine Pension und dankte ihm fur die der Anstalt geleisteten Dienste 1831 hatte sich Kruger an der Berliner Universitat nach Uberwindung einiger Schwierigkeiten habilitiert er las u a uber griechische Grammatik Aristophanes Demosthenes Euripides Platon und Thukydides Seit seiner Pensionierung lebte er als Privatgelehrter zuerst in Nauen dann in Neuruppin Heidelberg und Weinheim Er widmete sich vor allem seinem Hauptwerk der Griechischen Sprachlehre deren Ausarbeitung er 1836 begonnen hatte Da er auch mit seinen Verlegern nicht auskam begrundete er eine Buchhandlung in deren Verlag fast nur seine eigenen Schriften erschienen Ab 1848 entwickelte Kruger auch eine rege politische Tatigkeit in entschieden demokratischer Richtung und verfasste dazu mehrere Streitschriften Eine noch heftigere Polemik aber pflegte er sein Leben lang als Grammatiker gegen Fachkollegen und hinterliess damit einen sehr unerfreulichen Eindruck Er starb tieferschuttert uber den Tod seiner aus zweiter Ehe stammenden Lieblingstochter Therese am 1 Mai 1874 im Alter von 77 Jahren in Weinheim an einem Schlaganfall Werk BearbeitenDas Hauptwerk Krugers die Griechische Sprachlehre fur Schulen 2 Bde Berlin 1842 56 6 Auflage 1892 ff ubte einigen Einfluss aus indem es insbesondere Griechischlehrern eine fundiertere Kenntnis der von ihnen gelehrten Sprache vermittelte Kruger warf seinen Fachkollegen vor dass keiner von ihnen die wichtigsten griechischen Autoren zu grammatischen Zwecken planmassig durchgelesen habe und erfullte diese von ihm aufgestellte Forderung selbst im vollsten Masse Wie durchaus selbstandig so zeigt er sich bei seiner kernhaften Kurze auch als Meister in der grammatischen Kunstsprache Musterhaft ist seine Auswahl von Beispielen und Belegstellen Aus seinem Hauptwerk entstanden die Griechische Sprachlehre fur Anfanger Berlin 1847 seit 1869 unter dem Titel Kleinere griechische Sprachlehre 11 Auflage 1884 und Homerische Formenlehre spater Homerische und Herodotische Formenlehre betitelt Berlin 1849 5 Auflage 1879 Eine grossere Verbreitung von Krugers Griechischer Sprachlehre stiess auf Hindernisse Es wurde zu Recht eingewendet dass sie zu viel Stoff enthalte wahrend die kleinere Grammatik die Griechische Sprachlehre fur Anfanger wenigstens in den alteren Auflagen allzu knapp und auch zu wenig fasslich erschien Ebenso begrundet war der Einwurf dass der Druck zu klein fur ein Schulbuch sei Sodann hatte sich Kruger durch seine heftigen Angriffe gegen verdiente Gelehrte auch gegen Historiker wie Johann Gustav Droysen und Arnold Dietrich Schaefer und durch seine radikalen politischen Grundsatze viele Feinde gemacht Auch die bissigen Nachworte die er den verschiedenen Auflagen der Grammatik und anderen Schriften wie seiner Ausgabe des Herodot anhangte gereichten nicht zur Empfehlung Trotzdem erlebte die grossere Sprachlehre bis 1892 sechs Auflagen und wurde ein wichtiges Hilfsbuch im Lehrbetrieb Der vergleichenden Sprachwissenschaft stand Kruger ablehnend gegenuber und griff deshalb Georg Curtius heftig an Zu seinen scharfen aber lesenswerten und sachlich oft sehr wertvollen Streitschriften gehoren seine Rezensionen der zweiten Auflage von August Matthiaes ausfuhrlicher Grammatik und Raphael Kuhners Schulgrammatik 1836 seine kritischen Briefe uber Alexander Buttmanns griechische Grammatik Berlin 1846 uber Georg Curtius griechische Formenlehre Berlin 1867 uber griechische Schulgrammatiken eine ebenfalls gegen Curtius gerichtete Schrift Neuruppin 1869 sowie der Epilog zu Krugers griechischer Sprachlehre Berlin 1871 Treffliche Ausgaben besonders in grammatischer Beziehung lieferte Kruger von mehreren antiken griechischen Historikern Nach eigener Aussage verfasste er den gelehrten Kommentar zu einigen Schriften des Dionysios von Halikarnassos noch als Student das uber 34 Bogen starke Werk wurde unter dem Titel Dionysii Halicarnassensis historiographica Halle 1823 gedruckt Drei Jahre spater folgte die erste lateinische Ausgabe von Xenophons Anabasis Halle 1826 mit lateinischem Kommentar und einem erschopfenden Index verborum der spater als Lexikon zur Anabasis Berlin 1849 4 Auflage 1872 besonders erschienen ist Die zweite Ausgabe Berlin 1830 7 Auflage 1888 mit erklarenden Anmerkungen brachte einen kurzen deutschen Kommentar und wurde als Muster einer Schulausgabe mit kurzen Erlauterungen in knappster Form beruhmt In ahnlicher Weise bearbeitet erschienen hierauf die Geschichtswerke des Thukydides 2 Bde Berlin 1846 47 3 Auflage 1860 und des Herodot 2 Bde Berlin 1855 56 2 Auflage 1866 ff sowie die Anabasis des Arrian Berlin 1851 nachdem eine grossere Ausgabe mit lateinischem Kommentar 2 Bde Berlin 1835 48 vorangegangen war Ferner schrieb Kruger u a eine mit reichen Nachtragen und Berichtigungen ausgestattete lateinische Ubersetzung von Henry Fynes Clintons Fasti Hellenici von der 55 bis zur 124 Olympiade Leipzig 1830 Historisch philologische Studien 2 Bde Berlin 1836 51 und Kritische Analekten 3 Hefte Berlin 1863 74 Seinen Studien zur neueren Geschichte entsprang u a die lebendig geschriebene Geschichte der englischen Revolution unter Karl I Berlin 1850 in der seine demokratische Gesinnung zum Ausdruck kommt Die neuen Auflagen seiner Schriften besorgte nach seinem Tod sein Freund und Schuler Wilhelm Pokel Literatur BearbeitenKarl Felix Halm Kruger Karl Wilhelm In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 17 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 232 234 A Winter Kruger Karl Wilhelm In Johann Samuel Ersch Johann Gottfried Gruber Hrsg Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste 2 Sektion 40 Teil 1887 S 109 111 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Karl Wilhelm Kruger Quellen und Volltexte Wilt Aden Schroder Biogramm zu Karl Wilhelm Kruger in der Gelehrtengeschichtlichen Prosopographie des Teuchos ZentrumsNormdaten Person GND 11656332X lobid OGND AKS LCCN n97002445 VIAF 32152856 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kruger Karl WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher PhilologeGEBURTSDATUM 28 September 1796GEBURTSORT Gross Nossin Pommern STERBEDATUM 1 Mai 1874STERBEORT Weinheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Wilhelm Kruger amp oldid 214267902